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»Tomas Piety ist zurück mit Intrigen, Chaos und viel Blut. Wer Fantasy besonders dunkel und ungeschönt mag, sollte das hier nicht verpassen.« Christina Henry, Autorin von »Die Chroniken von Alice« Tomas Piety war in seinem Leben schon vieles: Soldat, Priester, Gangster und sogar Spion. Aber jetzt hat er ein neues Ziel, das er erobern und sich untertan machen will: die Welt des Adels. Als Tomas Piety aus dem Krieg zurückkehrte, wollte er vor allem eins: mit Hilfe seiner Gang sein Verbrechensimperium wiederaufbauen. Aber seine Vergangenheit als Spion für die Queen's Men holte ihn ein und brachte ihm mehr Macht, als er sich erhofft hatte. Jetzt, wo halb Ellinburg in Schutt und Asche liegt und mit den Queen's Men in seinem Rücken, kann Tomas den politischen Intrigen nicht mehr entkommen. Zeit, sich in die Höhle des Löwen zu wagen, Zeit, nach Dannsburg aufzubrechen. In der Hauptstadt kämpft der Adel jedoch nicht mit Schwertern, sondern mit Worten, aber das ist am Ende nicht weniger tödlich. In dieser Schlangengrube muss sich Tomas endgültig entscheiden, ob er ein Kämpfer für die kleinen Leute ist ... oder eben nur ein Lügenpriester.
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Seitenzahl: 596
Peter McLean
Priest of Lies
Roman Der Kampf um den Rosenthron Band 2
Deutsch von Jochen Schwarzer
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Hobbit Presse
www.hobbitpresse.de
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel »Priest of Lies.
The War of the Rose Throne 2« im Verlag ACE by Berley, an Imprint
of Penguin Random House LLC, Ne York
© 2019 by Peter Mclean
Für die deutsche Ausgabe
© 2021 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung
Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart
Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten
Cover: Birgit Gitschier, Augsburg unter Verwendung der Daten des Originalverlages
Coverdesign Originalverlag: © Katie Anderson
Abb. Gebäude: Neil Holden/Arcangel, Schwert: n_defender/Shutterstock, Rahmen: Slava Gerj/Shutterstock, Schwert Titeltypo: Akarin Chatariyawich/Shutterstock
Datenkonvertierung: Dörlemann Satz, Lemförde
Printausgabe: ISBN 978-3-608-96415-8
E-Book: ISBN 978-3-608-12108-7
Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe.
Für Diane,
für immer und ewig.
Not vermag fast jeder zu erdulden. Will man den Charakter eines Menschen wirklich auf die Probe stellen,
so gebe man ihm Macht.
Abraham Lincoln zugeschrieben
TOMAS PIETY: Der Anführer der Pious Men, ein Geschäftsmann und ehemaliger Militärgeistlicher. Euer Erzähler.
AILSA PIETY: Seine Gemahlin, eine Queen’s Man.
JOCHAN PIETY: Sein jüngerer Bruder, ein schwer gestörter Mann.
ENAID PIETY: Ihre liebreiche Tante, die Großmatriarchin der Pious Men.
BLOODY ANNE: Tomas’ rechte Hand bei den Pious Men und seine treuste Freundin. Bloody Anne hatte schon Schreckliches durchgemacht, bevor sie in den Krieg zog.
BILLY THE BOY: Ein junger Mann von etwa vierzehn Jahren, magisch begabt und von unserer lieben Frau berührt. Tomas’ und Ailsas Adoptivneffe.
DER DICKE LUKA: Propagandachef und Herr der Spitzel.
SIR ELAND: Ein falscher Ritter, aber auch ein treuer Gefolgsmann.
BRAK: Tante Enaids Geliebter, obwohl sie dreimal so alt war wie er.
SIMPLE SAM: Tomas’ selbsternannter Leibwächter. Nicht der Hellste, aber eine treue Seele.
BLACK BILLY: Black Billy war stolz auf seine Arme, und das zu Recht. Er konnte auch sehr gut mit seinen Fäusten umgehen.
STEFAN: Ein Soldat – viel mehr lässt sich über Stefan nicht sagen.
BORYS: Ein nachdenklicher älterer Mann, der wenig redete. Er konnte sich sehr leise bewegen, wenn er wollte.
WILL DER HURENKNECHT: Will leitete das Bordell in der Chandler’s Narrow.
HARI: Gastwirt des Tanner’s Arms.
MIKA: Ein nützlicher Junge, der selbständig denken konnte.
CUTTER: Ein Berufsmörder mit rätselhafter Vergangenheit. Wenn ein Mann sogar von Heerespionieren gefürchtet wird, will das wirklich was besagen.
DESH: Ein junger Alarianer aus der Hull Patcher’s Row, der schon als kleiner Junge ein Pious Man werden wollte.
Etliche weitere Schergen und angeheuerte Männer, deren Namen hier nicht verzeichnet sind.
GOUVERNEUR HAUER: Der Gouverneur der Stadt Ellinburg. Pflegte einen frugalen Lebenswandel – oder wollte zumindest den Eindruck erwecken. Sprach oft übermäßig dem Wein zu.
HAUPTMANN ROGAN: Der Leiter der Stadtwache. Ein harter Hund, der vor keiner Gewalttat zurückschreckte, aber er war auch gierig und hatte seine Laster.
ROSIE: Wortführerin der Mädchen aus der Chandler’s Narrow und Agentin der Queen’s Men. Bloody Annes Freundin.
DER ALTE KURT: Die Leute nannten den alten Kurt einen weisen Mann, und das hatte mehrere Bedeutungen.
FLORENCE COOPER: Eine ehemalige Soldatin und die Chefin der Flower Girls.
EMIL: Ein Veteran und angeheuerter Mann.
MATTHIAS WOLF: Ein weiser Mann.
MINA: Eine junge weise Frau.
HANNE: Eine Küchenhilfe.
COOKPOT: Ein Pferdeknecht.
SALO: Ein Butler.
JON LAN BARKOV: Ein reicher Mann und ein Förderer der schönen Künste.
KLAUS VHENT: Auch Bloodhands genannt.
MR GRACHYEV: Ein Gangster.
IAGIN: Seine rechte Hand. Ein Mann mit vielfältigen Beziehungen.
LEONOV: Ein Unterchef.
DIETER VOGEL: Der Lordoberrichter. Unter anderem.
MR UND MRS SHAPOOR: Ailsas Eltern.
DIE KRONPRINZESSIN: Ein elfjähriges Mädchen. Die Thronerbin.
LORD LAN YETROV: Ein Mann mit einem allzu großen Faible für die Bärenhetze und Schlimmeres.
LADY LAN YETROV: Seine Gemahlin, die sich nur des Geldes wegen hochgeheiratet hatte.
LORD LAN ANDRONIKOV: Ein Mann, der nicht im Krieg gekämpft hatte.
LADY LAN ANDRONIKOV: Seine Gemahlin. Leider sehr dem Mohn zugetan.
MAJOR BAKRYLOV: Ein Veteran und von einem bestimmten Standpunkt aus gesehen ein Kriegsheld.
LADY REITER: Eine Kurtisane.
ABSOLOM GREUV: Ein Magier.
MR FISCHER: Ein Hauslehrer.
Fünfhundert Leichen.
Das war mein Hochzeitsgeschenk von Ailsa und den Queen’s Men. Von der Frau, die ich als meine Gemahlin bezeichnete. Fünfhundert oder sogar noch mehr verkohlte Leichen hatte man aus den rauchenden Trümmern von Wheels geborgen, nachdem wir den Stadtteil an jenem Göttertag mit Sprengladungen in Schutt und Asche gelegt hatten.
Ich hatte ihr das immer noch nicht verziehen.
Und mir auch nicht.
Sechs Monate waren seither ins Land gegangen, und Ellinburg ächzte unter der Sommerhitze. Der Fluss stank schlimmer denn je, und dennoch kamen die Anwohner der Dock Road heraus, um uns zu sehen. Hoch zu Ross zogen wir an ihnen vorbei, Jochan, Bloody Anne, der dicke Luka und ich, und alle standen am Straßenrand und wollten einen Blick auf uns erhaschen. Wir waren die Pious Men, und in Ellinburg wurden wir empfangen wie Fürsten.
Sechs Monate zuvor war Wheels ein einziges Trümmerfeld gewesen. Am Tag meiner Hochzeit hatte Ailsas Pionierkompanie den Stadtteil praktisch dem Erdboden gleichgemacht – mit genug Sprengpulver, um einen Krieg damit zu beginnen. Ich hatte ja eher gehofft, dass ein Krieg damit verhindert würde.
Die Schlachterrechnung unserer Hochzeit war wahrlich horrend ausgefallen, und meiner Meinung nach ging diese Rechnung voll zu Ailsas Lasten.
Wenn wir diese Infiltration nicht aufhalten können, wird es wieder Krieg geben, und diesmal werden wir verlieren. Es wird ein weiteres Abingon geben, hier in unserem eigenen Land.
Das hatte Ailsa mir gesagt, und mit diesen Worten hatte sie mich für ihre Sache gewonnen und dazu gebracht, in die Dienste der Queen’s Men zu treten. Mit diesen Worten und mit Drohungen. Es war entweder das oder der Galgen, das war mir klar, aber wenn ich daran dachte, wie die Straßen von Wheels am Tag nach unserer Hochzeit ausgesehen hatten, wurde ich das Gefühl nicht los, dass Ailsa selbst, im Dienste der Krone, in Wheels ein weiteres Abingon herbeigeführt hatte.
Meine Gemahlin hatte das getan, diese mörderische Fremde, mit der ich gezwungen war, unter einem Dach zu leben. Ja, mit der ich mein Leben teilen musste, ob mir das nun gefiel oder nicht. Ich hatte keine Wahl, denn andernfalls drohte mir der Galgen. So weit reichte die Macht der Queen’s Men durchaus.
Damals hatte ich einen Wiederaufbau versprochen, und ich hatte Wort gehalten.
Die Dock Road verlief mitten durch Wheels, und ein Jahr zuvor wäre es undenkbar gewesen, mich dort blicken zu lassen. Damals gehörte der Stadtteil, wie jedermann wusste, den Gutcuttern, doch am Tag meiner Hochzeit hatte sich all das geändert. Jetzt gehörte Wheels – und auch der Hafen – mir. Ganz Ost-Ellinburg gehörte den Pious Men, und das behagte mir sehr. Es ging also aufwärts, und die Geschäfte liefen besser denn je, aber sicher war es dort längst noch nicht.
»Ich sehe zwei Visagen, die hier nichts zu suchen haben«, sagte Bloody Anne leise mit ihrer Reibeisenstimme, die sie dem Pulverdampf und dem jahrelangen Befehlebrüllen verdankte. »Da vorn an der Fellmonger’s Alley. Siehst du sie?«
Ich guckte beiläufig in die Richtung, während ich einem Krämer zuwinkte, den ich erkannte. Er war mit seinen Zahlungen im Rückstand, und ich sah ihm an der Nasenspitze an, dass ihm das klar war. In meinen Straßen kam man nicht mit seinen Zahlungen in Verzug, es sei denn, man wusste nicht, was gut für einen war. Ich war der neue Chef in Wheels, und ich musste dafür sorgen, dass die Leute dort das kapierten.
»Ja«, sagte ich. »Ich sehe sie, Bloody Anne.«
Der eine war ein Harzraucher und Dieb, den ich im Jahr zuvor aus Stink vertrieben hatte, und von dem anderen wusste ich, dass er in Bloodhands’ Diensten stand. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht zu erschaudern, wenn ich an diesen Namen dachte. In der Öffentlichkeit nannte er sich jetzt Klaus Vhent – aber er war Bloodhands und ein räudiger Hundsfott, da gab es kein Vertun. Bei den Gutcuttern war er Ma Aditis rechte Hand gewesen, ich aber wusste, dass er mehr war als das.
Weit mehr.
Die Gutcutter waren am Tag meiner Hochzeit ausgelöscht worden, die Skanier aber keineswegs und Bloodhands schon gar nicht. Der Mann, der bei den Gutcuttern die Rolle von Ma Aditis Stellvertreter gespielt hatte, war der Anführer der Skanier in Ellinburg. Daheim in Skanien, weit im Norden, jenseits des Meeres, war er selbst so was Ähnliches wie ein Queen’s Man oder unterstand wenigstens direkt so jemandem. Und schlimmer noch, wusste ich, dass der Gouverneur stets ein offenes Ohr für ihn hatte. Bloodhands herrschte über seine Leute, indem er ihnen Angst und Schrecken einjagte. Er sicherte sich ihre Loyalität, indem er ihre Kinder als Geiseln nahm und mit dem Tod bedrohte.
Die Schlacht mochte ja geschlagen sein, aber deshalb konnten wir es uns längst nicht leisten, in Selbstgefälligkeit zu verfallen.
Ich legte meine Hände auf die Griffe der Klageweiber, die schwer an meinen Hüften hingen. Sie waren ein Paar schön geschmiedeter Kurzschwerter, die ich nach der letzten Schlacht bei Abingon einem gefallenen Oberst abgenommen hatte. Ich hatte sie Erbarmen und Gnade getauft, und der Gedanke an Bloodhands weckte in mir das Verlangen, sie irgendwem in die Eingeweide zu rammen.
Das kam aber nicht in Frage – nicht hier. Vor so vielen Leuten konnte ich mir das nicht mehr erlauben. In Ellinburg war ich ein Fürst, und Fürsten haben ja schließlich Leute, die so was für sie erledigen. Ich warf dem dicken Luka einen Blick zu.
Er nickte und ließ sein Pferd hinter unseren Tross zurückfallen. Ein guter Reiter war er immer noch nicht, machte allmählich aber Fortschritte. Und im Gegensatz zu mir wusste er, wo Cutter sich gerade in der Menschenmenge befand.
Cutter konnte sich, wenn er wollte, praktisch unsichtbar machen, und ich wusste nur, dass er uns zu Fuß folgte. Er war ein Kerl von nicht ganz vierzig Jahren, drahtig und bärtig wie viele Arbeiter in Wheels und Stink und in seiner unscheinbaren Proletenkluft nur ein weiteres beliebiges Gesicht in der Menge.
Er war nicht mein Gefolgsmann, sondern der meines Bruders Jochan, und ich wusste immer noch nicht, wo er herkam und welche Hebel ihn bewegten. Er besaß jedoch gewisse Fähigkeiten – Fähigkeiten, die er sich bestimmt nicht beim Militär angeeignet hatte.
Luka lenkte sein Pferd wieder an meine Seite und nickte mir knapp zu. Dann war die Sache also erledigt, und man musste keinen weiteren Gedanken mehr daran verschwenden. Die beiden Visagen würden sich in Wheels nicht mehr blicken lassen. Und auch sonst nirgends. Das würde Bloodhands lehren, es sich künftig lieber zweimal zu überlegen, bevor er in meinen Straßen Spione auf mich ansetzte.
Von den Spionen abgesehen, verlief unser Ausritt aber recht erfreulich. Der Wiederaufbau von Wheels ging zügig voran, und viele Fabriken waren schon wieder in Betrieb. Sie zahlten ihre Steuern nun nicht mehr an die Gutcutter, sondern an mich, und so verhielt es sich auch mit sämtlichen Geschäften an der Dock Road. Sehr schön. Ich hätte nie gedacht, dass die Pious Men mal ein so großes Territorium beherrschen würden. Ich war jetzt reich, reicher als je zuvor und einer der mächtigsten Männer von Ellinburg. Und das alles behagte mir sehr.
Die Geschäftswelt von Wheels hatte natürlich jahrelang Schutzgeld an Ma Aditi gezahlt – die aber am Tag meiner Hochzeit nicht im Geringsten in der Lage gewesen war, sie zu beschützen. Denn Ma Aditi war an diesem Tag einen Kopf kürzer gemacht worden. Was ebenfalls Cutters Werk gewesen war. Als später dann die Pious Men in Wheels auftauchten, mit klingender Münze für den Wiederaufbau und der Verheißung einer besseren Zukunft, fielen mir all diese Geschäfte fast wie reifes Obst in den Schoß.
Was Gouverneur Hauer mächtig angekotzt hatte.
»Ein ganz hübscher Menschenauflauf«, bemerkte Bloody Anne.
»Ja«, sagte ich und konnte mir ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen. »Wohl wahr.«
»Alle lieben dich, Tomas«, sagte mein Bruder Jochan, aber etwas an seinem Tonfall gefiel mir nicht, und ich warf ihm einen Blick zu.
Er missgönnte mir all das, das wusste ich nur zu gut, vor allem aber ärgerte er sich darüber, dass Anne den Platz an meiner Rechten innehatte. Er fand immer noch, dass der Posten meines Stellvertreters eigentlich ihm gebührte, so vollkommen ungeeignet er auch dafür war.
»Ja, das tun sie«, sagte ich leise. »Das tun sie.«
Nach unserem Ausritt hatte ich keine Lust gehabt, direkt nach Hause zurückzukehren – was ich ohnehin selten tat. Zu Hause wartete schließlich Ailsa auf mich, und ich war viel zu guter Laune, um sie mir von ihr verderben zu lassen. Stattdessen ritt ich mit Anne und Luka zum Tanner’s Arms. Die Gesellschaft von Menschen, denen ich vertrauen konnte, war mir allemal lieber als die einer Queen’s Man. Wohin Jochan anschließend aufbrach, wusste ich nicht; er sagte nur, er hätte was zu erledigen, gab Luka sein Pferd und zog alleine los. Er hätte natürlich einen Leibwächter mitnehmen sollen, aber das tat Jochan nur äußerst ungern. Ich nahm an, dass seine Erledigung darin bestand, sich erst mal sinnlos zu besaufen und anschließend eine Schlägerei vom Zaun zu brechen. So lief es meistens.
Weil wir inzwischen aber wieder im Herzen von Stink waren, in den ursprünglichen Straßen der Pious Men, konnte ich einigermaßen sicher sein, dass ihm dabei nichts zustoßen würde. Jemand anderem im Laufe der Nacht wahrscheinlich schon, und am nächsten Tag würde ich nicht zu knapp blechen müssen, um es wiedergutzumachen. Das geschah in letzter Zeit viel zu oft, aber Jochan war halt Jochan.
Auf dem Stallhof kam uns Cookpot entgegen und nahm uns die Pferde ab, und als er meiner Rappstute die Schnauze streichelte, erhellte ein Lächeln sein rundes, verschwitztes Gesicht. Cookpot war Soldat gewesen und anschließend auch kurz Pious Man, aber das Leben als Pferdeknecht war eher was für ihn. Er hatte Verwundungen davongetragen, seelische Verwundungen, durch Dinge, die er gesehen und getan hatte, und die Pferde schenkten ihm ein wenig Frieden. Nach allem, was er meinetwegen durchgemacht hatte, war ich ihm diesen Posten schuldig; das war das Mindeste, fand ich.
Dann betraten wir drei durch den Hintereingang das Tanner’s. Hari stand hinterm Tresen. Er stützte sich zwar immer noch auf seinen Stock, hatte sich ansonsten aber von der beinahe tödlichen Verletzung, die er ein halbes Jahr zuvor erlitten hatte, schon gut wieder erholt. Black Billy war an der Eingangstür postiert. Er trug einen kräftigen Knüppel im Gürtel und hatte die Hemdsärmel hochgekrempelt, um seine dunklen Bizeps zur Schau zu stellen, die fast den Umfang meiner Oberschenkel hatten. Er grinste mir zu, als wir hereinkamen, und ich nickte quer durch die gut gefüllte Schankstube zu ihm hinüber. Auch Borys war da, er würfelte mit Mika. Borys war ein älterer Mann, nachdenklich und zuverlässig, und Mika verfügte über eine Intelligenz, die man ihm, wenn man ihn so sah, nie zugetraut hätte.
Sie alle waren gute Jungs. Sie waren meine Pious Men, und davor waren wir zusammen beim Militär gewesen. Wir hatten gemeinsam in Messia gekämpft und in der Hölle von Abingon, und anschließend hatten wir wieder gemeinsam gekämpft, um meine Straßen hier in Ellinburg zurückzuerobern. Ich hätte jedem dieser Männer mein Leben anvertraut.
Hari schenkte am Tresen eine Runde Brandy für uns aus, und Luka nahm sein Glas und gesellte sich zu Mika und Borys. Ich schnappte mir zu meinem Glas gleich auch noch die Brandyflasche und ließ mich mit Bloody Anne an meinem angestammten Tisch in der Ecke nieder, dem Tisch, der, so voll die Schenke auch sein mochte, nur mir vorbehalten war. Dafür sorgte Simple Sam, der sich nun mit dem Rücken zu uns aufbaute und die muskelbepackten Arme vor der breiten Brust verschränkte, um allen klarzumachen, dass wir nicht gestört werden wollten. Er war nicht der Hellste, aber eine treue Seele, und seine schiere Größe ließ keinen Widerspruch aufkommen.
»Hast du die Toten gesehen?«, fragte mich Anne. »Auf dem Rückweg, meine ich.«
Ich nickte und setzte ein grimmig-zufriedenes Lächeln auf. Die beiden Männer hatten mit aufgeschlitzter Kehle am Ende der Fellmonger’s Alley gelegen, und die Mauer hinter ihnen war mit Blutspritzern bedeckt. So erging es Spionen in meinen Straßen. Das war eine unmissverständliche Botschaft an Bloodhands.
Halt dich von meinen Straßen fern, du Scheißkerl.
Ich fragte mich, ob sie ihn überhaupt kommen sehen hatten.
Cutter war inzwischen wahrscheinlich wieder in der Herberge in der Slaughterhouse Narrow, die er in meinem Namen führte. Ihm schien es dort zu gefallen, obwohl es nur eine heruntergekommene Absteige für reisende Schlachter und Abdecker und deren Gehilfen war.
»Was denkst du über Cutter?«, fragte ich Anne.
»Willst du meine ehrliche Meinung hören?«
»Du bist meine rechte Hand und meine beste Freundin, Bloody Anne«, sagte ich und lächelte ihr zu. »Da will ich ja wohl meinen, dass du bei mir kein Blatt vor den Mund zu nehmen brauchst.«
Sie schürzte kurz die Lippen, wodurch sich die Narbe auf ihrer Wange kräuselte und ihr Mund einen düsteren Ausdruck annahm.
»Er macht mir Angst«, gestand sie schließlich. »Ich weiß, er ist einer von uns, aber …«
Sie trank einen Schluck Brandy.
»Nur zu«, sagte ich nach kurzem Schweigen. »Sprich dich aus. Ich werd’s dir nicht übel nehmen.«
»Aber eigentlich stimmt das ja gar nicht, oder?«, sagte sie. »Im Grunde ist er ja nur ein Gefolgsmann deines Bruders. Seit über einem Jahr ist er jetzt bei uns und gibt sich dennoch nicht mit den anderen ab. Er geht nicht in die Chandler’s Narrow und lässt sich auch hier nie blicken. Er schwatzt nicht, scherzt nicht, spielt nicht und prügelt sich auch nicht rum, wie Soldaten es sonst gerne tun. Ich weiß, wir sind keine Soldaten mehr, jedenfalls nicht direkt, aber … du weißt schon, was ich meine, Tomas. Man weiß nicht mal, wo er herkommt oder was er gerne tut. Man weiß im Grunde gar nichts über ihn. Er wirkt kaum menschlich.«
Ich nickte.
»Ja«, sagte ich. »Er ist seit über einem Jahr ein Pious Man und hat sich noch mit keinem der anderen angefreundet. Hat irgendwer mal versucht, sich mit ihm anzufreunden?«
Anne runzelte die Stirn, als hätte sie es so herum noch gar nicht gesehen.
»Keine Ahnung«, sagte sie schließlich. »Aber ehrlich gesagt, glaube ich das eher nicht. Er macht nicht gerade einen sympathischen Eindruck.«
Wohl wahr.
»Tja«, sagte ich. »Vielleicht solltest du mal die Parole ausgeben, dass jemand es versuchen soll.«
»Solange ich das nicht selber machen muss«, murmelte sie.
Ich lachte und schenkte uns Brandy nach.
»Das würde ich dir nicht antun«, sagte ich, merkte aber, dass es ihr ernst damit war.
Cutter hatte etwas an sich, das einem unweigerlich Angst einflößte, und es gefiel mir nicht, dass ich nicht wusste, was dahintersteckte.
Irgendwann musste ich dann aber doch nach Hause. Mit Desh, Emil und Bernd als Leibwache ritt ich heim. Die drei waren noch neu bei uns. Emil war ein Veteran aus einem anderen Regiment, die anderen beiden damals noch zu jung, um eingezogen zu werden. Sie alle waren noch keine Pious Men, schlugen sich so weit aber wacker. Vor allem Desh machte einen vielversprechenden Eindruck. Er war ein junger Alarianer aus der Hull Patcher’s Row und schien bereit, so ziemlich alles zu tun, um sich einen Platz an meinem Tisch zu verdienen. Genau solche Leute brauchte ich.
Als ich die Tür meiner Villa in der Nähe der Trader’s Row öffnete, schreckte der Lakai hoch, der offenkundig auf einem Stuhl am Eingang gepennt hatte. Stefan war auch zur Stelle, allerdings hellwach.
Er ließ die Armbrust sinken und nickte mir zu.
»’n Abend, Chef«, sagte er.
Er war ein zuverlässiger Mann, der Stefan, wenn auch recht einfallslos. Er war halt durch und durch Soldat.
»Alles ruhig?«, fragte ich.
Er wich meinem Blick aus und inspizierte stattdessen die Mechanik seiner Waffe.
»Keine besonderen Vorkommnisse zu vermelden«, erwiderte er.
Ich seufzte.
»Dann ist sie also noch auf?«
»Ja, Chef.«
Das war nicht das, was ich hören wollte. Es war schon spät, weit nach Mitternacht, und ich hatte gehofft, dass Ailsa inzwischen zu Bett gegangen wäre. Eine Hoffnung, die sich offenkundig nicht erfüllt hatte.
Ailsa. Meine Gemahlin.
Ich nickte und öffnete die Tür zum Salon.
Sie saß am Kamin. Auf einem Tischchen neben ihrem Sessel brannte eine Lampe, und sie hielt ihren Stickrahmen in den Händen. Erst als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, zeigte sich auf ihrem glatt gepuderten Gesicht eine Regung.
»Wo um alles in der Welt hast du gesteckt?«, herrschte sie mich an.
»Guten Abend, meine Liebe«, erwiderte ich und konnte mir einen sarkastischen Tonfall nicht verkneifen.
»Du solltest meine Geduld nicht überstrapazieren, Tomas.«
Ich schenkte mir aus einer Flasche auf einem Beistelltisch einen Brandy ein und wandte mich dann mit dem schweren Kristallglas in der Hand zu ihr um.
»Ich hab dir doch erzählt, dass wir heute einen Ausritt nach Wheels unternehmen wollten«, erwiderte ich. »Das haben wir getan, und hinterher war ich noch auf ein Gläschen im Tanner’s.«
»Dein Platz ist hier!«, fauchte sie.
»Und meine Freunde sind dort.«
Ailsa legte ihre Stickerei beiseite und starrte mich böse an.
»Setz dich«, sagte sie. »Dann will ich noch mal versuchen, es dir zu erklären. Ich bin deine Gemahlin. Ja, gewiss, diese Ehe besteht nur auf dem Papier, und in Wirklichkeit scheren wir uns keinen Deut um einander, aber außer uns darf das keiner wissen. Diener tratschen, Tomas, und Nachbarn spähen durch die Fensterläden, und jeder bekommt mit, dass du so gut wie nie zu Hause bist.«
Ich legte mir Daumen und Zeigefinger an den Nasenrücken und fragte mich beiläufig, was denn wohl ein Deut war. Anscheinend etwas sehr Geringes.
Ailsa war eine Adlige aus Dannsburg, ich ein Maurersohn aus Stink, und je länger unsere Scheinehe währte, desto mehr bemerkte ich die Kluft, die deswegen zwischen uns bestand. Ich seufzte und sah sie an.
Ailsa, die Queen’s Man.
Oh ja, das war sie. Ailsa gehörte einem ganz besonderen Ritterorden an, der direkt der Krone unterstand. Sie war Diplomatin und Spionin, eine Meisterin der Maskerade und eine geniale Taktikerin. Sie hatte die Sprengungen in Wheels persönlich geplant und in die Wege geleitet.
Sie war für den Tod von über fünfhundert Menschen am Tag unserer Hochzeit verantwortlich – und das waren nur die Toten, von denen ich wusste.
Wenn drei Menschen bei einem Brand ums Leben kamen, war das eine schreckliche Nachricht, und wenn es zehn waren, sprach man von einer Tragödie. Aber fünfhundert? Ab einem bestimmten Punkt war das nur noch eine beliebige Zahl, weil der Verstand davor kapitulierte. So war es auch in Abingon gewesen. Wenn Ailsa zu so etwas imstande gewesen war, wusste allein unsere liebe Frau, was sie noch alles getan hatte, bevor ich sie kennenlernte. Eine mörderische Fremde hatte ich sie an diesem Morgen in Gedanken genannt, und als ich nun in ihre dunklen Augen sah, spürte ich, wie treffend das war.
»Ich bin fast nie zu Hause«, begann ich leise, »weil ich verdammt noch mal ein Geschäft zu führen habe!«
Mir war klar, dass ich nicht laut werden sollte, wenn die Diener uns hören konnten, aber Ailsa hatte meine Geduld im vergangenen halben Jahr derart strapaziert, dass sie nun verschlissener war als ein altes Leinenhemd. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da ich geglaubt hatte, ich würde mich in sie verlieben, aber das war vor der Sache in Wheels gewesen. Jetzt erschien mir die Kluft zwischen uns viel zu tief für so etwas. Und außer dieser Kluft war da das, was sie getan hatte. Ailsa scherte sich nicht ums Geschäftliche; sie kümmerte sich nur um Politik und die Befehle der Krone, um die Skanier und um das, was die Ellinburger Gesellschaft von uns dachte. Die Skanier waren das eine, aber die Ellinburger Gesellschaft bestand, soweit ich das überblickte, aus Gouverneur Hauer, der eine Arschgeige war, und einer kleinen Ansammlung von Fabrikanten, Gildenmeistern und unbedeutenden niederen Adligen. Und was die alle von mir dachten, war mir wirklich scheißegal.
Ailsa ignorierte meinen Ausbruch.
»Deine Geschäfte interessieren mich nur, insofern es dabei um die Skanier geht«, sagte sie.
»Cutter hat heute Morgen zwei ihrer Spione kaltgemacht«, sagte ich.
»In deiner Anwesenheit?«
»Ich war in dem Moment schon vorbeigeritten, aber: Ja, ich war in der Nähe.«
»Du sollst dich doch von so was fernhalten, hab ich gesagt!«, fauchte Ailsa gereizt. »Du bist jetzt ein ehrbarer Geschäftsmann, Tomas, oder musst zumindest wie einer wirken. Du weißt doch so gut wie ich, dass der Gouverneur immer ein offenes Ohr für Vhent hat. Wie würde es bei der hiesigen Gesellschaft ankommen, wenn er dich mit irgendwelchen Verbrechen in Verbindung bringen könnte?«
Ich starrte sie an. Klaus Vhent war der Name, den Bloodhands in der Öffentlichkeit trug, und er schien inzwischen, wie sie sagte, ziemlich dicke mit Gouverneur Hauer zu sein. Das bedeutete, dass der Gouverneur von den Skaniern Geld einsackte. Ich wusste all das, und es ging mir gewaltig gegen den Strich. Die hiesige Gesellschaft aber kümmerte mich nicht die Bohne.
»Gütige Göttin …«, begann ich, aber Ailsa schnitt mir das Wort ab.
»Wir sprechen uns morgen früh, wenn du wieder bei klarem Verstand bist«, verkündete sie.
Ich knallte mein Glas auf den Beistelltisch und starrte sie wütend an. Ich widerstand der Versuchung, sie noch ein wenig anzubrüllen, denn jedes Mal wenn ich das tat, sorgte sie hinterher auf die eine oder andere Weise dafür, dass ich es bereute. Außerdem war es nicht gerade klug, eine Frau anzubrüllen, die mit einem einzigen Wort dafür sorgen konnte, dass ich gehenkt wurde. Daher atmete ich tief durch und rang mir ein Nicken ab.
»Ja«, sagte ich. »Das machen wir. Und jetzt gehe ich ins Bett.«
Ich ließ sie mit ihrer Stickerei allein und stieg langsam die Treppe zum Obergeschoss hinauf, wo sich am Ende des Korridors unsere getrennten Schlafgemächer befanden. Getrennte Schlafgemächer – immerhin. Es wurde nicht von mir erwartet, dass ich das Bett mit dieser blutrünstigen Löwin von einer Ehefrau teilte, und darüber war ich heilfroh. Mit ihr unter einem Dach zu leben war schon schlimm genug. Ich hatte ja immer geglaubt, dass es mich glücklich machen würde, wenn ich erst mal halb Ellinburg besaß und in einem großen Haus in der Nähe der Trader’s Row residierte, und in gewissem Maße war das auch so, bloß dass ich dabei nie bedacht hatte, mit wem ich dieses Haus dann womöglich würde teilen müssen. Ich – verheiratet mit einer Queen’s Man? Das war eine vollkommen absurde Vorstellung – bis zu dem Moment, als es mir plötzlich aufgenötigt wurde. Seufzend schüttelte ich den Kopf und ging den Korridor hinab, vorbei an dem Zimmer, in dem Billy the Boy schlief.
Ich hatte mir Mühe gegeben, leise zu sein, aber entweder hatte ich ihn dennoch geweckt oder er war noch wach gewesen.
»Onkel Tomas?«, rief er, als ich an seinem Zimmer vorbeikam.
Ich hielt inne, öffnete die Tür und spähte hinein. Der Junge lag zwar im Bett, war aber hellwach, und die Lampe auf seinem Nachttisch brannte. Vor ihm auf der Bettdecke lag ein großes, in Leder gebundenes Buch, und Feder und Tinte standen neben der Lampe bereit.
»Hallo, Billy. Tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe«, sagte ich, obwohl dem offensichtlich nicht so war.
»Ich hab nicht geschlafen. Ich hab an meinen Aufzeichnungen gearbeitet.«
»Sehr schön«, sagte ich, »aber ein junger Mann wie du braucht seinen Schlaf.«
»Ich schlafe nie viel«, sagte Billy.
Das wunderte mich nicht.
Ich hatte dafür gesorgt, dass Billy kurz nach der Hochzeit als mein Adoptivneffe bei uns eingezogen war. Er sagte zwar jetzt Onkel und Tante zu uns, war aber immer noch der Waisenjunge, den ich nach der Plünderung von Messia in den Ruinen entdeckt und den unser Regiment dann aufgenommen hatte. Der Junge, der die Ausbildung zum weisen Mann absolviert und dem alten Kurt schließlich Angst eingejagt hatte.
Der Junge, der allein mit der Kraft seines Geistes einen skanischen Magier von innen nach außen gekrempelt hatte.
»Tja, nun«, sagte ich, weil mir nichts Besseres einfiel.
»Ich hab Tante Ailsa und dich streiten hören«, sagte er.
»Streiten? Nein, das war kein Streit, Billy. Wir hatten nur eine kleine Meinungsverschiedenheit, wie das bei Eheleuten halt manchmal so ist. Das ist nichts, worum man sich Sorgen machen müsste.«
Das stimmte natürlich nicht so ganz. Ich fand es durchaus besorgniserregend, aber davon brauchte Billy ja nichts mitzubekommen.
»Ihr solltet Freunde sein«, sagte er mit ernster Miene.
Er war dreizehn oder vierzehn, so genau wusste man das nicht, gab aber manchmal Weisheiten von sich wie ein Alter.
»Das sind wir auch«, versicherte ich ihm.
»Jeder braucht einen Freund«, fuhr Billy fort. »Sogar Cutter.«
Ich sah ihn verblüfft an.
Billy war ein Seher, das wusste ich. Er war von der Göttin berührt, auch wenn der alte Kurt behauptete, er wäre eher von einem Teufel aus der Hölle besessen. Nein, Billy war von unserer lieben Frau berührt, und meiner Meinung nach machte ihn das heilig. Manchmal sah Billy Dinge, die sonst keiner sehen konnte, und wenn er sagte, dass etwas geschehen würde, behielt er damit immer recht. Dennoch lief es mir bei dem Gedanken, dass er anscheinend wusste, worüber ich an diesem Abend am anderen Ende der Stadt mit Anne gesprochen hatte, kalt über den Rücken.
»Warum sagst du das, Billy?«
Er zuckte die Achseln.
»Cutter«, erwiderte er dann. »Er ist ganz allein. Ich werde sein Freund sein.«
Wenn ich einen Freund für meinen Adoptivneffen hätte aussuchen sollen, wäre ein Berufsmörder, der mehr als doppelt so alt war wie er, nicht gerade meine erste Wahl gewesen. Billy hatte das aber in diesem bestimmten Tonfall gesagt, den er immer anschlug, wenn er genau wusste, dass etwas Bestimmtes geschehen würde. Ich sah ihn an.
»Bist du dir da sicher, Billy?«, fragte ich. »Ich weiß, dass du dich mit Hari gut verstehst und mit Black Billy und Desh, aber Cutter … Cutter ist anders als meine sonstigen Leute.«
»Er ist auch anders als Sir Eland«, sagte Billy und schien sich da sicher zu sein.
Ich nickte. Sir Eland mochte Jungs, das war kein Geheimnis. Er hatte aber nur ein einziges Mal versucht, sich an Billy ranzumachen, und was auch immer Billy in jener Nacht mit ihm getan hatte, hatte dafür gesorgt, dass er ihn anschließend in Ruhe ließ.
»Gut und schön«, sagte ich, »aber das heißt ja noch lange nicht, dass er dir nicht wehtun wird.«
»Das wird er nicht«, erwiderte Billy. »Jedenfalls nicht ohne Grund.«
Ich starrte ihn an, aber er hatte inzwischen das Buch und die Feder wieder zur Hand genommen und beugte sich erneut über sein Werk, was auch immer es war. Unser Gespräch war für ihn anscheinend abgehakt. Leise schabend fuhr die Feder übers Pergament.
Billy konnte zwar schreiben, schien zugleich aber nur seine eigene Handschrift lesen zu können, und ich verstand immer noch nicht, wie das anging. Der alte Kurt hatte sich das auch nicht erklären können, fiel mir ein.
Von der Göttin berührt, dachte ich.
Der Junge ist verdammt noch mal besessen, hatte der alte Kurt zu mir gesagt.
Ich sah Billy an, wie er da im Bett saß und das Licht der Lampe eine Hälfte seines Gesichts in Schatten hüllte, und ich fragte mich, ob wir vielleicht beide recht hatten.
»Gute Nacht, Billy«, sagte ich und schloss dann seine Zimmertür hinter mir.
Am nächsten Morgen saßen wir drei als Familienidyll beim Frühstück im kleineren unserer beiden Speisezimmer beisammen, bedient lediglich von unserem Butler Salo, Ailsas Kammerzofe, zwei Lakaien und einem Dienstboten. Das Übermaß an Personal kam mir absolut lächerlich vor, aber ich hatte ja schließlich auch keine Ahnung, wie so was in der feinen Gesellschaft normalerweise lief.
»Ich werde heute Cutter besuchen gehen«, verkündete Billy.
Ich trank dampfend heißen Tee aus einer flachen Tasse, und der Butler trug mir mein Essen auf. Es bestand, soweit ich das beurteilen konnte, aus geräuchertem Fisch, Eiern und irgendwelchen komischen Körnchen. Zumindest der Tee war richtig gut, aber der kostete ja auch selbst ohne die Einfuhrsteuer, die ich nicht zahlte, ein kleines Vermögen. Dünnbier und Schwarzbrot oder gepökeltes Schweinefleisch wären mir allerdings lieber gewesen, aber so was duldete Ailsa natürlich nicht an ihrer Tafel. Das war anscheinend nur was für gewöhnliche Leute und Laufburschen, und deshalb war es mir nicht gestattet, obwohl sie mich offenkundig für beides hielt.
»Nimm Stefan und einen der Dienstboten mit«, sagte ich.
»Ich brauche niemanden«, erwiderte Billy, und wahrscheinlich hatte er damit sogar recht.
»Du tust, was man dir sagt«, meldete sich Ailsa zu Wort. »Du darfst dieses Haus niemals unbewacht verlassen, Billy.«
Schön, dass wir wenigstens in einem Punkt mal einer Meinung waren.
Billy schob sich eine Gabel Fisch und Ei in den Mund und schmollte.
So fand uns mein Bruder, als er von einem weiteren Lakaien in das kleinere Speisezimmer geleitet wurde.
»Heiliges Nonnenfötzchen …«, lachte er. »Was für ’ne Scheiße frisst du denn da, Tomas?«
»Keine Ahnung«, erwiderte ich.
Ich warf meine Gabel hin und drehte mich zu ihm um. Jochan stank nach Schnaps, hatte ein blaues Auge, eine Platzwunde auf der linken Wange und wundgeprügelte Fingerknöchel. Hatte ich also mit meiner Vermutung, wie er den Abend verbringen würde, richtiggelegen. Ailsa köchelte angesichts seiner Ausdrucksweise vor Wut vor sich hin, das kriegte ich durchaus mit, beachtete es aber nicht.
»Tee?«, fragte ich ihn.
»Willst du mich verscheißern?«, fragte er gutmütig zurück und zog sich einen Stuhl an den Tisch.
»Wie ist denn die Lage?«
»So weit ganz gut«, antwortete er mit einem Achselzucken. »Die Northern Sons haben wegen den beiden Scheißkerlen gestern keinen Rabatz gemacht. Das ist doch schon mal was.«
Die Northern Sons: So nannten die Skanier ihre neue Bande in West-Ellinburg. Bloodhands war der Chef, so viel war klar, ansonsten aber hatten wir bisher kaum was über sie in Erfahrung bringen können. Der dicke Luka hatte seine Spione ins Territorium der Sons entsandt, aber die meisten von ihnen waren nicht mehr wiedergekommen – was mich allerdings, da Bloodhands dort das Sagen hatte, auch nicht weiter wunderte.
Ich dachte daran, was Cutter am Vortag in Wheels mit den beiden Spionen getan hatte. Ja, er hatte sie getötet, aber immerhin ging es ganz schnell. Lukas Leuten war es in den Händen der Sons wahrscheinlich nicht halb so gut ergangen. Wie man auf den Straßen munkelte, hatte Bloodhands ein Faible dafür, Menschen bei lebendigem Leib die Haut abzuziehen, und verdankte dem auch seinen Namen. An so etwas mochte ich gar nicht denken, jedenfalls nicht beim Essen. Nein, ehrlich gesagt überhaupt nicht.
»Lieber Schwager, darf ich dir etwas bringen lassen?«, fragte Ailsa in einem Tonfall wie aus brüchigem Eis. »Gepökeltes Schweinefleisch und ein Dünnbier vielleicht? Das müssten wir eigentlich im Hause haben … zumindest in der Dienstbotenküche.«
Mir war klar, sie meinte das sarkastisch und wollte ihn damit beleidigen, doch da Jochan genau das tagtäglich frühstückte, nahm er sie beim Wort.
»Ja danke, gern«, sagte er, ohne sie anzusehen.
Wenn er wieder weg war, würde ich einiges zu hören kriegen, das war mir klar.
»Billy geht heute Cutter besuchen«, sagte ich.
»Warum das denn?«, wollte mein Bruder wissen.
Ich zuckte die Achseln.
»Er ist ganz allein«, sagte Billy.
Jochan stutzte und sah den Jungen an.
»Ja«, sagte er nach kurzem Schweigen und guckte ein wenig beklommen. »Mag sein … Ich hab ihn in letzter Zeit nicht oft gesehen. Er ist schon wirklich ein komischer Kauz.«
Ich runzelte die Stirn. Ich hatte nie Gelegenheit gehabt, mit meinem Bruder mal über Cutter zu reden – jedenfalls nicht, ohne dass es so gewirkt hätte, als wollte ich in seiner wahrscheinlich eher unschönen Vergangenheit herumschnüffeln. Das aber schien jetzt so eine Gelegenheit zu sein.
»Ja, das ist er«, sagte ich. »Du hast mir nie erzählt, wo du ihn kennengelernt hast.«
»In Messia«, sagte Jochan, und dann brachte ihm der Lakai sein Schweinefleisch und einen Krug Dünnbier, dem er sich sogleich widmete, und damit war das Gespräch beendet.
Ich zwang mich, kurz zu Ailsa hinüberzusehen, und ihr Gesichtsausdruck gefiel mir gar nicht.
»Darf ich jetzt gehen, Onkel Tomas?«, fragte Billy. »Wenn es unbedingt sein muss, nehme ich Stefan und einen Dienstboten mit.«
»Es muss sein«, erwiderte ich. »Ja, du darfst gehen.«
Der Junge sprang vom Tisch auf und eilte, nach Stefan rufend, aus dem Zimmer. Bald darauf hörten wir, wie sie das Haus verließen.
»Du solltest ihn nicht vom Tisch aufstehen lassen, bevor wir unser Frühstück beendet haben«, sagte Ailsa. »Das sind schlechte Manieren.«
»Wenn du abwarten willst, bis ich das da aufgegessen habe«, erwiderte ich und wies auf die kalten, fischigen Eier auf meinem Teller, »kannst du gerne noch ein paar Tage lang hier sitzen bleiben.«
Jochan lachte schnaubend auf, und ich mopste mir was von seinem Schweinefleisch, und dann kicherten wir beide wie in unseren Kindertagen. Einen Moment lang fühlte ich mich meinem Bruder wieder nah. Dieser Moment endete abrupt damit, dass in der Eingangshalle ein Getöse erklang und dann herumlaufende Männer zu hören waren.
Jochan und ich waren sofort auf den Beinen. Ich war unbewaffnet, denn Ailsa wollte nicht, dass ich daheim die Klageweiber trug, und Jochan hatte nur einen Dolch dabei. Er war natürlich mit eigener Leibwache zu uns gekommen, auch wenn ihm das gegen den Strich ging, aber die ließ sich in diesem Moment nicht blicken. Dann flog die Tür des Speisezimmers auf, und sechs Männer der Stadtwache stürmten mit gezückten Schwertern herein.
»Tomas Piety!«, knurrte die Sergeantin und richtete ihre Klinge auf mich. »Mitkommen!«
Ich sagte Ailsa und Jochan, dass alles in Ordnung wäre und ich nur Großvater besuchen gehen würde.
So nannte man das in der Gassensprache, wenn man festgenommen wurde, es aber nicht so gravierend war. Ich hoffte, dass das stimmte. Wenn es ernst gewesen wäre, wenn sie mich wirklich verhaftet hätten, hätten sie Jochan bestimmt auch gleich mitgenommen – und Ailsa wahrscheinlich ebenso. »Die Witwe besuchen gehen« nannte man das in diesem Fall. Keine Ahnung, was passiert wäre, wenn Gouverneur Hauer eine Queen’s Man, ohne von ihrer Identität zu wissen, zu einem Besuch bei der Witwe aufgefordert hätte, aber ich nehme mal an, das wäre nicht gut ausgegangen.
Sie führten mich aus dem Haus und in den warmen Sommermorgen hinaus. Draußen hielten vier weitere Männer der Stadtwache Jochans Leibwächter Borys und Emil mit Armbrüsten in Schach. Es hatte an diesem Morgen geregnet, und die gepflasterten Straßen rings um die Trader’s Row glänzten noch nass im dunstigen Sonnenschein.
»Worum geht’s hier überhaupt?«, fragte ich.
»Es geht darum, dass ich den Befehl habe, Euch festzunehmen«, erwiderte die Sergeantin. »Und jetzt Maul halten.«
Ich sah zu ihr hinüber. Ich kannte sie nicht, und das beunruhigte mich ein wenig. Die meisten Leute des Gouverneurs, die seinem Chefschergen Hauptmann Rogan unterstanden, hatten von der Pike auf bei der Stadtwache gedient. Die Offiziere, das bildete ich mir jedenfalls ein, kannte ich alle vom Sehen – diese Sergeantin aber nicht. Wenn der Gouverneur neue Leute anheuerte, stellte sich die Frage, wer sie waren und woher sie kamen.
Die Wache führte mich die Trader’s Row hinauf zum Amtssitz des Gouverneurs, und ich leistete keinen Widerstand. Gegen sechs bewaffnete und gepanzerte Männer hätte ich eh nichts ausrichten können, zumal ich nur in Hemd und Wams war und nicht mal ein Taschenmesser bei mir hatte.
Was werden denn bloß die Nachbarn denken?, dachte ich und grinste mir einen. Geht der doch tatsächlich in Hemdsärmeln auf die Straße hinaus.
»Ich weiß nicht, was es da zu grinsen gibt«, knurrte die Sergeantin. »Rogan wartet auf Euch.«
Ich nickte und hielt von nun an den Mund. Sie hatte mir schon mehr gesagt, als unbedingt nötig war, und das war ein gutes Zeichen. Wenn Rogan mich sehen wollte, würden sie mich nicht einfach nur in den Kerker werfen. Rogan stand im Dienste des Gouverneurs, war aber auch Stammgast im Golden Chains und hatte Spielschulden bei mir. Das Golden Chains war das exklusivste Spielkasino in Ellinburg, und es gehörte mir. Er trieb ein gefährliches Spiel, der Rogan, fand ich. Es war wahrscheinlich nur noch eine Frage der Zeit, bis Hauer sich fragen würde, wem sein Hauptmann denn nun wirklich Gefolgschaft schuldete.
Sie führten mich die gepflasterte Straße hinauf, die vor dem Amtssitz des Gouverneurs in ebene Steinplatten überging. Vor der großen eisernen Eingangstür dort waren zwei weitere Uniformierte der Stadtwache postiert. Auf dem Dach des Gebäudes flatterte die königliche Standarte träge im Wind, ihr leuchtendes Rot vom morgendlichen Regen getrübt. Dann führten sie mich hinein, und nachdem die Sergeantin mich abgetastet hatte, ließ sie mich in ein kleines Dienstzimmer am Rande der Eingangshalle schubsen.
Dort wartete Hauptmann Rogan schon auf mich. Er saß hinter einem schäbigen Schreibtisch, und seine schwieligen Pranken ruhten auf der verschrammten Platte.
»Danke, Sergeant Weaver«, sagte er. »Wegtreten.«
»Morgen«, sagte ich.
»Nicht frech werden, Piety«, erwiderte er. »Ich hab dir ja gesagt, dass ich dich eines Tages drankriege, und jetzt ist es so weit.«
Sie hatten mich weder in Eisen gelegt noch meine ganze Familie festgenommen, und deshalb hegte ich da erhebliche Zweifel. Ich schaute ihn an, mit seiner gebrochenen Nase und den eisengrauen Strähnen im Haar, und sah in ihm weiter nichts als den Mann, der an meinen Spieltischen mit schöner Regelmäßigkeit hübsche Sümmchen verlor.
»Tatsächlich?«, sagte ich. »Was wird mir denn zur Last gelegt?«
»Es ist allgemein bekannt, dass du Mohnharz importierst«, sagte Rogan. »Das ist eine Straftat.«
»Da gebe ich Euch recht, Hauptmann: Es ist eine Straftat«, sagte ich. »Aber ich importiere gar nichts. Ich bin ein Geschäftsmann, der ausschließlich hier in der Stadt tätig ist, kein Händler, der irgendwelche Schiffe besitzen würde, von der nötigen Besatzung ganz zu schweigen.«
»Dein verdammtes Golden Chains ist der Dreh- und Angelpunkt des Mohnhandels in Ellinburg«, schleuderte Rogan mir entgegen.
»Mag sein«, erwiderte ich. »Ihr müsst es ja wissen, so oft, wie Ihr dort zu Gast seid.«
»Ich rauche keinen Mohn«, knurrte Rogan.
Das tat er wirklich nicht. Hauptmann Rogan war ein harter Hund, der vor keiner Gewalttat zurückschreckte, und er hatte auch seine Laster. Mohn aber gehörte nicht dazu. Er war vor allem dem Glücksspiel verfallen; das war seine große Schwäche.
»Das habe ich doch auch gar nicht behauptet, Hauptmann. Jedenfalls bisher nicht.«
»Das würde dir auch kein Mensch glauben.«
»Nicht? Also, ich denke mal, das käme sehr darauf an, wer meine Version der Geschichte bestätigen würde.«
Viele der reichsten und angesehensten Mitglieder der Ellinburger Gesellschaft waren Stammgäste im Golden Chains, und einige von ihnen standen tief in meiner Schuld. Etliche waren darüber hinaus dem Harz, das sie rauchten, inzwischen verfallen, und ihnen war klar, dass ihre Versorgung mit dieser Droge in meinen Händen lag. Sucht ist ein so wirksamer Hebel, dass sich fast jeder Mensch davon bewegen lässt; eben deshalb hatte Ailsa ja darauf bestanden, dass ich in den Mohnhandel einstieg.
Rogan starrte mich wütend an, aber ich hatte ihn in der Tasche, und seinem Blick nach war ihm das klar.
»Das kannst du alles Hauer erzählen«, sagte er. »Aber wenn du mich da mit reinziehst …«
»Dazu habe ich keinen Grund«, sagte ich. »Und solange Ihr Euch mir gegenüber anständig verhaltet und unsere Abmachung beherzigt, sehe ich nicht, dass ich den je haben werde.«
Unsere Abmachung beruhte schlicht und einfach auf Bestechung, und mit den Schmiergeldern, die ich ihm zahlte, finanzierte Rogan seine Spielleidenschaft. Er schürzte einen Moment lang nachdenklich den Mund und nickte dann.
»Gut, es bleibt dabei«, sagte er.
Rogan läutete mit einem Glöckchen, das er aus dem Schreibtisch zog, und zwei Wachen eilten herbei. Sie führten mich wieder in die Eingangshalle, und Rogan erhob sich und folgte uns. Dann brachten sie mich zum Arbeitszimmer des Gouverneurs – allerdings nicht über die große Treppe, die ich im Frühjahr hinaufgegangen war, als ich auf Einladung des Gouverneurs dort an einem Ball teilgenommen hatte, sondern hinten herum, über den Dienstbotenaufgang. Ein Wink mit dem Zaunpfahl, der mir nicht entging.
Da es noch Vormittag war, war der Gouverneur immerhin nüchtern, auch wenn ich ihm ansah, dass ihm der Wein des vorigen Abends noch zu schaffen machte. Als Rogan mich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch bugsierte, glotzte Hauer mit finsterer Miene zu mir herüber.
»Danke, Hauptmann«, sagte er. »Ihr dürft dann gehen.«
Ich bemerkte, dass Rogan zögerte. Ich war zwar nicht bewaffnet, aber Gouverneur Hauer war körperlich alles andere als auf der Höhe. Obwohl nicht viel älter als ich, war er dank seines ausschweifenden Lebenswandels schwach, kränklich und aufgedunsen. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich ihn mit bloßen Händen abmurksen können, und Rogan war das offenkundig klar.
»Ist das klug, Mylord?«
»Raus!«, schnauzte Hauer.
Ich hörte schwere Schritte, und nachdem Rogan den Raum verlassen hatte, wurde die Tür hinter mir geschlossen.
»Gouverneur«, sagte ich.
»Tomas Piety, da bist du ja wieder«, sagte Hauer.
»Ja, allerdings. Auch wenn mir schleierhaft ist, warum.«
»Es geht um das Mohnharz, das weißt du genau«, raunzte Hauer.
»Wie ich dem Hauptmann schon erklärt habe, importiere ich gar nichts«, sagte ich. »Wenn Euren Zöllnern am Hafen irgendwas durch die Lappen geht, ist das Euer Problem, Gouverneur. Gemäß unserer Abmachung und angesichts der Steuern, die ich Euch zahle, ist der Handel innerhalb der Stadt zulässig.«
Beides stimmte, wenn es auch nichts miteinander zu tun hatte. Das Mohnharz, das ich im Golden Chains verkaufte, wurde von Ailsas Agenten von Dannsburg aus auf dem Landweg in die Stadt geschmuggelt. Daher war ich sehr dafür, dass der Gouverneur auch weiterhin vor allem den Hafen und die alarianischen Teeschiffe im Blick behielt. Ich lehnte den Mohnhandel zwar prinzipiell ab, aber er brachte ein Vermögen ein, und nachdem ich mich mit Ailsa darauf geeinigt hatte, dass wir das Zeug von den Straßen fernhalten und nur müßige Adlige damit beliefern würden, hatte ich einigermaßen meinen Frieden damit gemacht.
»Die Steuern sind das eine, aber das geht einfach zu weit, Piety.«
Ich beugte mich über den Schreibtisch und sah ihm in die Augen.
»Bei den Beträgen, mit denen ich Euch schmiere, solltet Ihr so ziemlich über alles hinwegsehen können«, ermahnte ich ihn. »Ich sehe ja schließlich auch über einiges hinweg, Gouverneur. Beispielsweise über Eure Verbindung zu Klaus Vhent.«
»Vhent ist Geschäftsmann, genau wie du«, sagte Hauer, und unter seinem Wamskragen kroch eine leichte Röte hervor. »Er ist der Anführer der Northern Sons, weiter nichts.«
»Mir scheint allerdings, dass Ihr den Sons näher steht, als ratsam ist, Gouverneur«, sagte ich.
»Meine Güte, Tomas, ich versuche doch nur, den Frieden zu wahren«, seufzte Hauer und sank auf seinem Stuhl zurück. »Vhent war, wie du weißt, Ma Aditis rechte Hand. Nachdem sie … ums Leben kam, hat er eine eigene Unternehmung aufgebaut. Ich muss ihn im Blick behalten, das verstehst du doch wohl.«
»Ihr habt mir im vergangenen Jahr etwas erzählt«, erinnerte ich ihn. »Es ging um diese Skanier, die Euch Sorgen machten. In ihrem Heimatland wären das Leute wie unsere Queen’s Men, habt Ihr gesagt. Seid Ihr sicher, dass Ihr wisst, mit wem Ihr Euch da eingelassen habt?«
Ich nahm an, dass er es wusste, konnte es aber nicht beweisen.
»Du wagst es, mir mit den Queen’s Men zu kommen?«, fauchte er.
Das ist der wahre Grund, weshalb ich hier bin, dachte ich. Hier geht’s gar nicht um Mohnharz.
»Die Queen’s Men sind an dich herangetreten«, fuhr er fort. »Und das geschah so kurz vor dem Massaker in Wheels, dass es da einen Zusammenhang geben könnte.«
»Damit hatte ich nichts zu tun«, erwiderte ich. »Ich habe an diesem schrecklichen Tag geheiratet, Gouverneur. Pater Goodman hat uns getraut, vor den Augen meiner gesamten Familie, vor all meinen Freunden und halb Stink. Das habe ich alles schon ausführlich zu Protokoll gegeben.«
»Ja – und ist das nicht ungemein praktisch? Dass du ausgerechnet für diesen Tag ein hieb- und stichfestes Alibi hast?«
Ich hielt dem Blick des Gouverneurs stand und sagte nichts darauf. Er wusste genau, dass ich hinter den Bombenanschlägen steckte, konnte es aber nicht beweisen, und dabei würde es, da war ich mir sicher, auch bleiben. Ailsa war schließlich nicht dumm, zumindest das musste ich ihr lassen.
»Wie geht’s denn der Frau Gemahlin?«, erkundigte er sich plötzlich.
Ich schaffte es, mit keiner Wimper zu zucken. Er wusste nicht, wer Ailsa wirklich war, sagte ich mir. Das konnte er nicht wissen.
»Ganz gut.«
»Woher kommt sie noch mal?«
»Aus Dannsburg.«
»Sie sieht gar nicht aus wie eine Dannsburgerin.«
Das stimmte. Ailsa war offensichtlich alarianischer Abkunft, stammte aber dennoch aus einer reichen Dannsburger Adelsfamilie. So etwas maß man hier draußen in der Provinz eine enorme Bedeutung bei, und Hauer schien es sehr darauf anzulegen, sich beleidigend zu verhalten.
»Sie ist eine Dannsburger Hofdame«, sagte ich. »Und zwar eine sehr angesehene. Ihr tätet gut daran, das stets zu bedenken.«
Hauer erwiderte meinen ausdruckslosen Blick und schluckte. Er war kurz davor, bei mir eine rote Linie zu überschreiten, und das war ihm sichtlich klar. Ailsa war schließlich meine Frau, auch wenn das Ganze nur ein trauriger Schwindel war. Wenn er mir gegenüber geringschätzig über sie geredet hätte, wäre er eindeutig einen Schritt zu weit gegangen. Das hätte ich ihm nicht durchgehen lassen können.
»Eine Hofdame«, wiederholte er meine Worte, und ich nickte langsam.
Falls sich irgendwer noch daran erinnerte, dass im vergangenen Jahr in einer meiner Schenken eine Alarianerin hinterm Tresen gearbeitet hatte, tja, wer sagte denn, dass es sich dabei um ein und dieselbe Frau handelte? Die Ailsa, die ich geheiratet hatte, war ja tatsächlich ein ganz anderer Mensch als die recht gewöhnliche und ewig lustige und schäkernde Schankmagd aus dem Tanner’s Arms. Sie war, wie ich ja schon schrieb, eine Meisterin der Maskerade, und diese beiden Frauen hatten so gut wie nichts miteinander gemein.
Und keiner meiner Leute würde je etwas anderes behaupten.
Bald darauf ließ Hauer mich gehen. Die einzige andere Möglichkeit hätte darin bestanden, mich ohne Anklage in den Kerker zu werfen. Das aber hätte, wie er nur zu gut wusste, böse Folgen für ihn gehabt. Ich hatte im Winter mal eine Nacht in diesem Kerker zugebracht, und als sie mich schließlich wieder rausließen, wurde ich draußen von Bloody Anne und ungefähr zweihundert Leuten aus meinen Straßen empfangen. Wenn ein Mob von dieser Stärke in der Trader’s Row randaliert hätte, wäre das für Hauer ein Desaster gewesen.
Diesmal aber wurde ich von Ailsa empfangen, die draußen vor dem Eingang mit zwei Lakaien und Desh als Leibwächter in unserer Kutsche auf mich wartete. Unser Haus war von dort zwar keine zehn Minuten zu Fuß entfernt, aber ich war ja in Hemdsärmeln unterwegs, und wie hätte das denn ausgesehen? Ich stieg zu ihr ein und klopfte aufs Dach, damit sich der Kutscher in Bewegung setzte.
»Was war denn?«, fragte sie mich.
Ich sah kurz zu Desh hinüber und schüttelte kaum merklich den Kopf.
»Alles in Ordnung«, sagte ich. »Nur ein kleines geschäftliches Missverständnis, weiter nichts.«
Sie nickte nur.
Wir schwiegen beide, bis wir uns wieder hinter verschlossener Tür in unserem Salon befanden.
Dann sagte ich: »Hauer weiß Bescheid.«
»Das kann nicht sein.«
Ich seufzte und schenkte mir einen Brandy ein. Ailsa bot ich auch einen an, aber sie schüttelte den Kopf.
»Ja, mag sein«, ruderte ich zurück, »aber er hat auf jeden Fall Verdacht geschöpft. Er weiß ganz genau, dass ich hinter der Sache in Wheels stecke.«
»Natürlich weiß er das, er ist ja nicht komplett verblödet. Wichtig ist, dass er nichts beweisen kann, und daher ist das egal.«
»Beweisen kann er nichts, aber er pult daran herum wie an einer verschorften Wunde und hat auch angefangen, Fragen über dich zu stellen«, sagte ich. »Das gefällt mir nicht.«
»Mir gefällt gar nichts von dem, was Gouverneur Hauer so treibt, aber alles zu seiner Zeit. Was ist mit seiner Verbindung zu den Skaniern?«
»Das habe ich indirekt angesprochen«, sagte ich. »Er weiß, in wessen Diensten Vhent steht, da bin ich mir sicher.«
Ailsa nickte.
»Das sehe ich auch so«, sagte sie, »und das wird ihm eines Tages letztlich das Genick brechen. Egal, wie viel sie ihm zahlen – ihm muss doch klar sein, dass Dannsburg irgendwann Wind von seinen Machenschaften kriegen wird, und dann schicken sie ihm … nun ja, jemanden wie mich, der ihm das Handwerk legt. Hauer plant offenbar, sich noch ordentlich die Taschen zu füllen, damit er außer Landes fliehen kann, bevor es so weit kommt. Wenn er tatsächlich glaubt, er könnte irgendwo auf der Welt vor den Queen’s Men sicher sein, ist er ein Narr – aber darum geht es jetzt nicht. Er weiß ja nicht, dass ich längst hier bin und ihm immer zwei Schritte voraus. Und ich werde nicht zulassen, dass Vhent die Macht der Skanier hier in Ellinburg wieder ausbaut – koste es, was es wolle. Die Gutcutter zu zerschlagen war nur der erste Schritt, Tomas. Diese Northern Sons kontrollieren inzwischen einen Großteil der Weststadt, und wir müssen sie von dort vertreiben. Es wird Zeit, die Messer zu wetzen.«
Ich konnte kaum glauben, was ich da hörte, und starrte sie fassungslos an.
Sie wollte noch mehr Blutvergießen.
Selbst nach der Sache in Wheels hatte sie immer noch nicht genug. Ich musste daran denken, wie es in Messia nach der Plünderung der Stadt gewesen war, wie die hungernden Menschen wie Tiere in den Ruinen lebten. Ich dachte an Abingon, an die Feuer und den erstickenden Staub, an die Pest und die rote Ruhr. Ich dachte an die Schreie der Verwundeten, die aus den Zelten der Chirurgen drangen, so laut, dass sie sogar den unaufhörlichen Kanonendonner übertönten.
Eine Eiseskälte fuhr mir in die Glieder.
Würde der Krieg für mich denn niemals enden?
Am nächsten Morgen frühstückte ich mit Bloody Anne im Tanner’s Arms. Sie wohnte inzwischen in meinem ehemaligen Zimmer im Obergeschoss, und das Tanner’s war immer noch das Machtzentrum der Pious Men. Ailsa wollte ja, dass ich mich von alldem möglichst fernhielt, weshalb ich Geschäftliches, wenn irgend möglich, auch nicht mit nach Hause brachte. An diesem Morgen aber war ich ehrlich gesagt vor allem dort, um mich von Ailsa fernzuhalten.
Billy hatte fast den ganzen vorigen Tag bei Cutter in der Slaughterhouse Narrow verbracht, und ich merkte, dass Ailsa das überhaupt nicht gefiel. Ihr gefiel auch nicht, dass mein Bruder uneingeladen bei uns zum Frühstück aufgetaucht, dass ich festgenommen worden war, dass Hauer einen Verdacht hegte, dass die Northern Sons den Westteil der Stadt übernommen hatten – und tausenderlei Dinge mehr. Wir hatten den Abend wieder mal damit beschlossen, dass wir einander anbrüllten, weshalb ich am nächsten Morgen früh aus dem Haus gegangen war, um nicht schon wieder ein ungenießbares Frühstück aufgetischt zu bekommen.
Stattdessen brach ich nun in der vertrauten Umgebung des Tanner’s, im Herzen von Stink, mit Anne das Brot. Dort gehörte ich hin, egal, wie viel Geld ich jetzt auch hatte. Nicht in die Trader’s Row zu den Reichen und Adligen mit all ihren Dienern und feinen Manieren. Nein, hier, bei meinen Leuten, war ich daheim.
»Wie ist denn so die allgemeine Lage?«, fragte ich Anne.
Sie setzte ihren Krug Dünnbier ab und zuckte die Achseln.
»Vieles hat sich geändert, vieles aber auch nicht«, antwortete sie. »In Wheels gibt’s immer noch viel Armut. Ungefähr die Hälfte der Fabriken hat inzwischen den Betrieb aufgenommen, aber es kommt immer wieder zu Spannungen.«
Ich nickte. Das wunderte mich nicht. Bei den Bombenanschlägen waren viele Wheeler ums Leben gekommen, was auch das dortige Arbeitskräfteangebot dezimiert hatte. Da es in Stink an Arbeitsstellen mangelte, hatte ich, wo immer möglich, Posten in wiedereröffneten Fabriken mit Stinkern besetzt. Und Wheeler und Stinker konnten einander ohnehin schon nicht ausstehen.
»Ja«, sagte ich. »Das war zu erwarten, aber Wheels gehört jetzt mir. Das sind jetzt alles meine Straßen, vom Südende von Stink bis rauf zum Hafen, und die Leute müssen sich daran gewöhnen und sich zusammenraufen.«
Bloody Anne verzog nachdenklich den Mund, wodurch sich ihre lange Narbe kräuselte.
»Bevor’s besser wird, wird’s erst mal noch schlimmer werden«, sagte sie.
»Sei’s drum. Wie geht’s den Männern?«
»So weit ganz gut. Luka tut, was er kann, um auf den Straßen für Ruhe zu sorgen – trotz der schrecklichen Geschichten, die man aus der Weststadt so hört. In gewisser Weise kommt uns das sogar zugute. Die Leute haben mitgekriegt, dass die Northern Sons in ihren Straßen eine Schreckensherrschaft etabliert haben, und zugleich wissen sie ja, dass du es nicht so machst. Je schlimmer sich die Sons aufführen, desto besser sehen wir im Vergleich dazu aus, und das weiß der dicke Luka weidlich zu nutzen. Will der Hurenknecht verdient oben in der Chandler’s Narrow immer noch ein kleines Vermögen, und wie gut das Chains läuft, muss ich dir ja nicht berichten. Unsere Leute scheffeln alle ordentlich Zaster, und darum sind alle zufrieden, und nicht mal Sir Eland muckt auf.«
»Ausgezeichnet«, sagte ich. »Du hast das alles bestens im Griff, Anne.«
Sie sah mich an, und ich konnte ihre Miene nicht recht deuten.
»Das läuft von ganz alleine«, sagte sie. »Ich bin Soldatin, keine Geschäftsfrau. Ich bin deine rechte Hand, ja, aber im Grunde verstehe ich von alldem nichts. Ich dachte … Na ja, ich dachte, deine Tante würde irgendwann die Leitung der Geschäfte übernehmen.«
»Das wird sie auch bald«, erwiderte ich. »Bloodhands und seine Northern Sons müssen in die Schranken gewiesen werden, und das ist genau das, wovon du was verstehst.«
»Du hast gesagt, wenn Aditi erst mal erledigt ist, ist Schluss damit«, entgegnete sie. »Du hast gesagt, wir wären dann eher ein Besatzungs- als ein Kampftrupp. Das waren wir jetzt ein halbes Jahr lang, und die Geschäfte gehen besser denn je. Es läuft doch alles, Tomas. Haben wir denn nicht genug gekämpft?«
»Genug gekämpft?«, fragte ich in herausforderndem Ton zurück. »Wenn es hier in der Stadt immer noch fremdländische Hexer gibt?«
Ich hatte Annes Furcht vor Hexerei schon einmal ausgenutzt, um sie in einem entscheidenden Moment auf meine Seite zu ziehen, und ich dachte, was einmal funktioniert hatte, würde auch ein zweites Mal funktionieren. Bloody Anne war meine beste Freundin, und es war mies von mir, sie so zu manipulieren, aber wenn man Menschen führt, muss man manchmal Dinge tun, auf die man nicht stolz sein kann. Man muss die Hebel kennen, mit denen man Menschen in Bewegung setzen kann, und muss bereit sein, sie auch zu nutzen, und wie ich Anne zu etwas bewegen konnte, wusste ich genau.
»Dann gehören die also zu Bloodhands?«
»Ja, Anne, so ist es«, sagte ich.
Das war zwar nicht viel mehr als eine Vermutung, aber als die Skanier noch die Gutcutter unterstützten, hatten die Magier einen Großteil ihrer Schlagkraft ausgemacht, und ich sah keinen Grund, weshalb sich das in der Zwischenzeit geändert haben sollte. Es wäre alles viel einfacher, wenn ich Anne die Wahrheit sagen könnte, dachte ich. Ihre Loyalität der Krone gegenüber hielt sich sicherlich in Grenzen, aber wenn ich ihr einfach die Lage hätte darlegen können, so wie Ailsa sie mir dargelegt hatte, hätte sie bestimmt eingesehen, dass ich gar nicht anders handeln konnte. Es gab vieles, was ich Bloody Anne gern erzählt hätte.
Ailsa aber lehnte das kategorisch ab.
Ich hatte nie so ganz verstanden, warum, aber sie schien jedenfalls keine allzu hohe Meinung von Anne zu haben – was ich unklug von ihr fand. Aber wie dem auch sei: Sie hatte mich mithilfe ihrer königlichen Vollmacht zur Verschwiegenheit verpflichtet, und das war, wie Ailsa mir erklärt hatte, ein Eid, der ebenso bindend war, als hätte ich ihn Ihrer Majestät höchstselbst geleistet. Ihn zu brechen wäre Hochverrat gewesen, und darauf stand der Tod.
Anne nickte nur. Die ganze Sache schmeckte ihr nicht, das war ihr deutlich anzusehen, aber sie wollte die skanischen Magier ebenso dringend aus der Stadt raushaben wie ich – auch wenn sie gar nicht wusste, wer sie wirklich waren.
»Und wie läuft’s so in der feinen Gesellschaft?«, fragte sie mich.
Darauf schnaubte ich nur, und sie lächelte, um mir zu sagen, dass sie mich nur necken wollte.
»Aber eins musst du mir mal verraten, Bloody Anne«, sagte ich. »Würdest du freiwillig Ei mit Fisch und irgendwelchen Körnchen zum Frühstück essen?«
Darüber lachte sie nur, wie ich gehofft hatte, und die Anspannung verflog.