Prüfungsangst loswerden - Sabrina Fleisch - E-Book

Prüfungsangst loswerden E-Book

Sabrina Fleisch

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Beschreibung

Ohne Angst durch Prüfungen – und in ein glückliches Leben Prüfungsangst ist ein Thema, das viele Menschen ein Leben lang begleitet. In der Schule, im Beruf und auch im Privatleben – auch den berühmt berüchtigten »Blackout« hat wohl jeder schon einmal erlebt. Sabrina Fleisch arbeitet in ihrer Lernwerkstatt Linz tagtäglich mit Menschen, die von dieser Angst blockiert werden. Sie zeigt, wie man die Auslöser dieser Angst verstehen lernt, die Aufregung beherrschen lernt und sie ins Positive wenden kann. 

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Das Buch

Prüfungsangst begleitet viele Menschen ein Leben lang. In der Schule, im Beruf und im Privatleben – auch den berühmt-berüchtigten »Blackout« hat wohl jeder schon einmal erlebt. Die psychologische Beraterin Sabrina Fleisch arbeitet tagtäglich mit Menschen, die von dieser Angst blockiert werden. Sie zeigt, wie man die Auslöser dieser Angst verstehen und die Aufregung beherrschen lernt und sie ins Positive wenden kann.

Die Autorin

Sabrina Fleisch ist als Angst- und Stressbewältigungstrainerin und psychologische Beraterin tätig in Linz. Neben zahlreichen Workshops und Seminaren in Schulen, Unternehmen und Vereinen hilft sie auch in Einzelgesprächen bei den Themen Stressmanagement, Burnout-Prävention, Entspannung, Ängste überwinden, Selbstzweifel ablegen, Gewohnheiten ändern sowie glücklich und zufrieden leben. Sie leitet sehr erfolgreich die Lernwerkstatt Linz.Von Sabrina Fleisch sind in unserem Hause außerdem erschienen:

Selbstvertrauen gewinnen, Selbstzweifel besiegen

Abnehmen beginnt im Kopf

Sei stärker als die Angst

Sabrina Fleisch

PRÜFUNGS

ANGST

Mentale Strategien zur Vermeidung von Blackouts, Nervosität und Blockaden

Ullstein

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Die Ratschläge in diesem Buch sind von der Autorin und dem Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für kompetenten medizinischen Rat oder psychologische Hilfe. Jeder Leser ist für sein eigenes Handeln selbst verantwortlich. Alle Angaben in diesem Buch erfolgen daher ohne jegliche Gewährleistung oder Garantie seitens des Verlages. Eine Haftung der Autorin bzw. des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen. Zum Schutz von Personen wurden Namen verändert und Handlungen, Ereignisse und Situationen abgewandelt.

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© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2024

Bildnachweise: © privat, bis auf Kapitel 3 und Kapitel 6: Freepik

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Titelabbildung: © FinePic®, München

E-Book: LVD GmbH, Berlin

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-8437-3078-5

Gratulation!Du hast gerade den ersten und wichtigsten Schritt gemacht, um deine Prüfungsangst zu bekämpfen –du hast dich entschieden,dich deiner Angst zu stellen!Wenn du nicht an dich glauben würdest, hättest du dieses Buch nicht in deinen Händen.Du fühlst dich bereit, an dir zu arbeiten, und glaubst daran, dass du stark genug bist, dein Leben positiv verändern zu können.Wenn du an dich glaubst, ist alles möglich. Du übernimmst ab heute Verantwortung für dich, dein Leben, deine Gefühle und dein Handeln. Ich bin stolz auf dich!Du darfst Angst haben und kannst zugleich mutig sein. Nutze diesen Moment des Mutes und der Stärke aus!Lass dich von diesem Buch unterstützen.Arbeite es durch, und du wirst Schritt für Schritt,Seite für Seite lernen und wachsen.

Im Gegensatz zu anderen Büchern,die dir einseitig und frontal Wissen weitergeben,hast du dich für ein Arbeitsbuch entschieden.Da dieses Buch dich auffordert, aktiv zu werden,kannst du nicht anders, als ins Handeln zu kommen.Ganz nach dem Motto:Selbsterfahrung und Selbstreflexion.Wir werden deine Angstgedanken erkennen, einen Umgang mit deinen Gefühlen erlernen sowie neue Verhaltensweisen etablieren.Du kannst viel mehr, als du dir gerade zutraust.

Inhalt

Über das Buch / Über die Autorin

Titel

Impressum

1.EINLEITUNG

Die 4 Ebenen der Prüfungsangst

2. SO ARBEITEST DU MIT DIESEM BUCH!

3. PRÜFUNGSANGST

Was ist Prüfungsangst?

Wodurch wird Prüfungsangst ausgelöst?

Wer neigt zu Prüfungsangst?

Der Prozess im Gehirn

4. PRÜFUNGSANGST VERSTEHEN & BEWÄLTIGEN

Gedanken

5. DIE PRÜFUNG

Zahl

Benotung

Was wäre schlimmer?

Sorgenschieber

Kinofilm

Bedeutung nehmen

Perspektive wechseln

Schlechter Tag, kein schlechtes Leben

Erwartungen senken

Buchstaben-Tausch

6. GEFÜHLE

Gefühlsmeister

Gefühlsbarometer

Ablenkung

Vergebung

Anteile

Angstschalter

Vorstellungskraft

Gelassenheit an den Tag legen

Wärme

Zaubertrank

Luftballon

Warum

Erfolgsjournal

Danke schön

Lieblingssong

Fluss

Toy Story

Selbstschutz

Cheerleader

7. KÖRPER

Schwingarm & Schulterwurf

Gelassenheitspose

Durchhänger

Bäumchen, rüttle dich

Atmung

Aggressionsbewältigung

Erdung

Quetschen

Krafttraining

Selbstakupressur

Zehenwackeln

Fingerübung

Schaukeln

Beruhigende Hausmittel

8. VERHALTEN

Aufmerksamkeit steuern

Kleine Ziele

Belohnung

Blackout zugeben

Schlagfertige Antworten

Sprich darüber

Mach es einfach

Reiz-Reaktion

Trotzmacht

Verantwortung übernehmen

Selbstwirksamkeit

Was kann ich tun, selbst WENN …

Prüfungssituation üben

APTD

Zeitmanagement

Achtsamkeit im Lernalltag

9. ABSCHLUSSPRÜFUNG

Quellen

Feedback an den Verlag

Empfehlungen

Orientierungsmarken

Cover

Inhalt

Textbeginn

In diesem Buch lernst du:

deine Angstgedanken zu prüfen und zu veränderndeine Gefühle wahrzunehmen, zu würdigen und loszulassendeinen Körper zu beruhigen und zu entspannendeine Fantasien und Bewertungen gezielt umzuformendie Angst, Fehler zu machen, abzulegenan dich zu glauben und dir zu vertrauendein Verhalten aktiv zu steuern und Einfluss zu nehmendeine Prüfungsangst abzulegen und dein gesamtes Potenzial auszuschöpfen

1.

Du hast schwitzige Hände, einen schnellen Puls, geweitete Pupillen, und deine Muskeln spannen sich an? Was passiert, wenn ich etwas Falsches sage? Was ist, wenn ich die Fragen nicht beantworten kann? Was ist, wenn ich mich zu wenig vorbereitet habe? Was ist, wenn ich mich blamiere? Was denken die anderen dann über mich? Wer bin ich dann?

Wer bin ich, wenn es schiefgeht?

Prüfungsangst ist ein weitverbreitetes Phänomen, das nicht nur Schüler und Studierende betrifft. Auch im Berufsleben gibt es immer wieder Situationen der Überforderung, die belastend sein können. Angst, Stress und Scham sind Gefühle, die uns handlungs- und denkunfähig machen. Wir fühlen uns schutzlos ausgeliefert und machtlos, die Herausforderung bewältigen zu können. Immer wieder läuft derselbe Furcht einflößende Film ab, der uns selbst immer wieder in das Versagen eintauchen lässt.

Heute steigen wir aus diesem Horrorfilm aus.

Du entscheidest dich heute, die Prüfungsangst zu bekämpfen. Du bist stark, stärker, als du im Moment vielleicht glaubst. Du hast schon so viele Herausforderungen gemeistert, und auch diese wirst du meistern, wenn du bereit bist, diesen Weg anzutreten. Auch wenn du es nicht immer leicht haben wirst.

So manch steinige Wegpassagen wird es geben sowie Stellen, an denen du klettern musst oder du dich verloren fühlst, weil du die Orientierung verloren hast. Solange du dich dafür entscheidest, weiterzugehen und nicht umzudrehen, wird diese Reise eine der lehrreichsten Erfahrungen überhaupt für dich werden. Wir lernen und wachsen genau dann, wenn wir es müssen – in schwierigen Situationen. Hier eignen wir uns neue Fähigkeiten an, um die neuen Wege beschreiten zu können. Für diesen Weg rüste ich dich symbolisch gesehen mit einem gut gefüllten Rucksack aus, einer wasserdichten Regenjacke, bequemem Schuhwerk und einem schützenden Hut.

Wir müssen gewisse Denk- und Handlungsroutinen, die uns früher Sicherheit gegeben haben, aufgeben und sozusagen Neuland betreten. Unsicherheit und Angst sind kein Zeichen, dass wir aufhören oder umdrehen sollten. Wir können Angst verspüren und trotzdem weitergehen. Wir können unsicher sein und trotzdem den Weg fortsetzen.

Wir wachsen an herausfordernden Situationen.

Durch Selbstbeobachtung kommen wir zur Selbsterkenntnis. Diese Erkenntnisse sind oft unangenehm, jedoch wichtig, um in die Veränderung zu kommen. Daher freue dich über den Aufbruch aus der gewohnten Komfortzone, heiße die Gefühle willkommen, und sieh diese als wichtiges Zeichen für Wachstum und Weiterentwicklung.

Mit zahlreichen Techniken, Übungen, Methoden und dem nötigen Theoriewissen wirst du eine Ausrüstung mit an die Hand bekommen, die es dir ermöglicht, diesen beschwerlichen Weg bis zum Ende zu gehen. Jedoch musst du diese Schritte selbst machen und die Wanderung fortsetzen – die Erfahrung kann dir niemand abnehmen.

»Wer seine Ängste überwunden hat, wird wirklich frei sein.«

Aristoteles

Die 4 Ebenen der Prüfungsangst

Da Prüfungen uns unser Leben lang begleiten, ist es sinnvoll, Strategien und Entspannungstechniken zu erlernen, mit denen wir Stress, Nervosität und Blackouts in den Griff bekommen.

Um die Prüfungsangst abzubauen, werden wir in diesem Buch 4 Bereiche bearbeiten:

Gedanken – Gefühle – Körper – Verhalten

Gedanken (z. B. »Es wird schiefgehen!«, »Ich kann das nicht!«, »Ich bin ein Versager!«)Gefühle (z. B. Traurigkeit, Angst, Scham, Frust, Ärger, Gereiztheit)Körper (z. B. Herzrasen, Schwitzen, Übelkeit, Magenschmerzen)Verhalten (z. B. aufschieben, exzessiv lernen, vermeiden, Rückzug, aufgeben)

Wir werden uns ansehen, welche Gedanken dir durch den Kopf gehen und welche Fantasien du hast. Ich werde dir zeigen, wie du systematisch diese Glaubenssätze verändern und ablegen kannst, damit es keine sich selbst erfüllende Prophezeiung wird.

Du wirst lernen, mit deinen Gefühlen umzugehen und unangenehme Emotionen loszulassen, damit sie dich nicht mehr belasten und aufhalten.

Ich werde dir in diesem Buch zeigen, wie du deinen Körper nutzen kannst, um dich zu stärken, Selbstbewusstsein zu spüren sowie deine negativen Assoziationen mit Prüfungen zu kontrollieren und zu steuern.

Zuletzt werden wir uns noch ansehen, mit welchen Verhaltensstrategien du die Prüfungsangst noch besser abfedern kannst, um immer weniger in den negativen Angststrudel zu geraten.

»Angst wurde im selben Moment wie die Menschheit geboren. Und da wir sie niemals meistern können, müssen wir lernen, mit ihr zu leben – so wie wir gelernt haben, mit Stürmen zu leben.«

Paulo Coelho

2.

Hole das Maximum aus diesem Buch heraus, lerne dich kennen, stärke dich und wachse über dich hinaus. Meine Empfehlungen an dich, um deine Grenzen zu überwinden und angstfrei durchs Leben zu gehen, sind:

Beantworte jede Frage und lasse keine Übung aus.(Vielleicht hilft dir diese Übung mehr, als du vermutest.)Versuche stets, in ganzen Sätzen zu antworten.Nimm dir Zeit, jede Frage ausführlich zu beantworten.Es gibt kein Richtig und kein Falsch.Bleibe hartnäckig und halte durch, auch wenn es mal schwer wird.Schreibe dir wichtige Erkenntnisse auf Notizzettel und lege sie dir in Sichtweite hin.Stelle dir im Alltag auch weiterhin Fragen, die dir weiterhelfen. Wiederhole hilfreiche Übungen und nutze den Trainingseffekt!Sei nicht zu streng mit dir: Gehe liebevoll mit dir um – wie mit deinem*r besten Freund*in.

3.

Du bist nervös vor einer Prüfung? Prinzipiell ist das vollkommen normal! Eine gewisse Aufregung zeigt nur, dass dir die Prüfung und deren Ergebnis wichtig sind. Wären sie dir gleichgültig, würden diese körperlichen Symptome und Angst einflößenden Gedanken nicht vorkommen. Also klasse, dass du hier Vollgas gibst und du die Situation ernst nimmst!

Gelassenheit ist Desinteresse.

Bei manchen Menschen nimmt die Angst allerdings so überhand, dass sie sich im schlimmsten Fall an gar nichts mehr erinnern können und einen Blackout haben. In diesem Fall messen wir nicht nur dem Ergebnis zu viel Bedeutung bei, sondern auch den Gedanken und spürbaren Emotionen. Unsere negative Bewertung sowie das Kopfkino spielen uns einen Streich und lassen eine normale Situation gefährlich, bedrohlich und unüberwindbar erscheinen.

Du bist nicht allein!

Seit fast 20 Jahren untersucht die OECD weltweit die Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler im internationalen Vergleich. 52 % gaben an, dass sie Angst haben, dass der Test zu schwer für sie ist. 53 % haben der Studie zufolge Angst vor schlechten Noten, und 42 % haben selbst dann noch Angst vor Prüfungen, wenn sie sich gut vorbereitet 1 haben. Prüfungsängste haben nach der Studienreform mit Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge zwischen 1993 und 2008 um 51 % zugenommen, wie eine Studie von Psychologen der Universität Heidelberg belegt.2

Über 50 % der Schülerinnen und Schüler haben Angst.

Das wiederum zeigt, welchen Stellenwert Ausbildungen und schulische Leistungen in unserer Gesellschaft haben. Wir versuchen uns darüber zu definieren und uns Wert zu geben. Prüfungen sollen ein Beweis für unser Können sein, unser Wissen und unsere Disziplin. Jedoch ist eine Prüfung nicht unbedingt die beste Bestätigung dafür. Denn wertvoll, talentiert und liebenswürdig sind wir alle, egal, ob mit Schul- oder Studienabschluss.

Prüfungsangst nährt sich von negativen Gedanken.

Bei der Prüfungsangst an sich geht es nicht um die Prüfung selbst, es geht darum, was wir von uns selbst denken und welche Konsequenzen es für uns haben wird, sollten wir den Test vermasseln. Auch der Gedanke, wie andere uns nach einer Niederlage sehen könnten, verstärkt die Angst. Denn auf einer einsamen Insel hättest du weniger Probleme damit, eine Prüfung nicht zu bestehen, da ein Scheitern dort niemandem auffallen würde.

Obwohl wir dieselbe Person wie zuvor sind, wäre es doch schmerzhaft, und unser Selbstbewusstsein würde darunter leiden. Wir glauben, ein Versager zu sein, und vergessen all das, was wir schon geleistet haben. Das eine Ergebnis steht in diesem Moment sinnbildlich für unser ganzes Leben. Das Versagen bei der Prüfung steht für das Versagen im Leben. Wir glauben, dass wir der Fehler sind, dass dieses Prüfungsergebnis ganz viel über uns aussagt und unser Scheitern im Leben versinnbildlicht.

Du machst Fehler, du bist aber kein Fehler.

Diese Gedanken sind nicht richtig. Du hast Gedanken, aber es heißt nicht, dass jeder Gedanke der Wahrheit entspricht. Nicht jedem Gedanken muss Folge geleistet werden. Sich bedroht zu fühlen und sich selbst als Ursache des Versagens zu betrachten, sich selbst nicht zu vertrauen und das Schlimmste heraufzubeschwören ist erlernt. Die Bedeutung, die wir Schule, Lernen, der Wichtigkeit der Meinung anderer oder der Präsentation vor dem Kunden beimessen, löst die Blockaden und Ängste aus.

Ganz wesentlich ist unsere Einstellung: Es sind unsere Erfahrungswerte und die Wichtigkeit, die wir dem Test zuordnen. Auch der Selbstwert spielt eine Rolle, denn sollte ein Missgeschick oder Fehler passieren, würde er in Mitleidenschaft gezogen. Je nachdem, wie wir unsere eigenen Kompetenzen einschätzen und wie hoch die Bedeutung der Prüfung für uns ist, desto ängstlicher oder entspannter reagieren Körper und Psyche.

Prüfungsangst entsteht aufgrund unserer Bewertungen.

Angst entsteht nicht aufgrund von sachlichen Beschreibungen: »Ich setze mich hin, nehme einen Stift in die Hand und bemale das Papier. Ich spreche mit einer Person und erzähle, was ich weiß.« Starke Nervosität und Überforderung entstehen aufgrund von Bewertungen und Interpretationen. Angst entsteht aufgrund von möglichen Konsequenzen in der Zukunft, die wir heute aber noch gar nicht einschätzen können. Wenn wir nur die Tatsachen beschreiben würden, wären auch die Emotionen nicht so stark im Spiel.

Es ist nicht die Tatsache an sich, es ist unsere eigene Psyche, die diese Situation als lebensbedrohlich einstuft und uns dazu zwingt, uns vor dieser massiven Bedrohung zu verteidigen. Dies bedeutet unter anderem, den Kopf auszuschalten, um die Energie für die Muskeln einsetzen zu können. Denn unsere Beine und Arme sind im Kampf oder bei der Flucht wichtiger als unser Gehirn, das eher mathematische Formeln oder englische Vokabeln zur Verfügung stellen könnte.

Im Alarmmodus geht es ums reine Überleben, daher braucht es die Energie in den Muskeln, und ein Blackout ist der beste Lösungsversuch unseres Körpers, auf die Bedrohung zu reagieren und die Energie optimal zu verteilen.

Ein Blackout entsteht, wenn wir uns bedroht fühlen.

Ein gefürchteter Blackout entsteht aufgrund starker Angst, bei der die Informationsübertragung im Gehirn nicht mehr funktioniert. Der Kopf ist leer. Unser Gehirn bringt die beste Leistung, wenn wir weder gleichgültig noch zu angespannt sind. Daher braucht es ein gesundes Maß an Anspannung, um die Situation gut meistern zu können.

Prüfungsangst aktiviert die Amygdala.

Prüfungsangst entsteht aufgrund von negativen Zukunftsszenarien, bei denen wir uns bedroht fühlen. Die Amygdala ist verantwortlich für die Bewertung und Wiedererkennung von Situationen sowie die Analyse möglicher Gefahren und der daraus entstehenden bedrohlichen Konsequenzen. Diesem Teil des Gehirns müssen wir wieder signalisieren, dass der ausgelöste Alarm nicht notwendig ist.

Wie bei einem Kind, das Angst hat, Monster unter seinem Bett zu finden, muss auch hier immer wieder unters Bett geschaut werden, um die Angst einflößende Bewertung mit den einhergehenden Gedanken allmählich wieder zu verlernen. Bis der Kopf von selbst weiß, dass der Gedanke »Hier sind Monster unter dem Bett« nur ein Gedanke ist, aber nicht die Realität. Dieser Gedanke soll mich wachsam machen, und zugleich darf ich ihn weiterziehen lassen, ohne ihm weitere Aufmerksamkeit zu schenken. Eine schrittweise Annäherung mit guter Begleitung ist hier hilfreich.

Einmal mehr aufstehen als hinfallen.

Auch zu scheitern, zu versagen oder Fehler zu machen ist normal und gehört zum Leben und Lernen dazu. Es ist kein Beweis dafür, dass wir zu schlecht, unwissend oder untalentiert sind. Es ist ein normaler Prozess – wie das Hinfallen bei den ersten Gehversuchen. Es geht nicht darum, dass du niemals hinfällst. Es geht darum, dass du nach dem Hinfallen wieder aufstehst und weitermachst.

Denn nur wenn du liegen bleibst, beweist du dir, dass du wirklich zu unfähig bist. Solange du weitermachst und gar nicht anders kannst, als besser zu werden, wirst du eines Tages sehen, dass es möglich war. Denn unser Gehirn begründet unser Verhalten im Nachhinein. Das gezeigte Verhalten wird stärker abgespeichert als der auslösende Gedanke, so merkst du dir z. B.: »Ich bin nicht zum Karaokeabend gegangen, weil ich zu schlecht singe und andere mich auslachen könnten.« Da wir uns der Situation entzogen haben, können wir unsere Gedanken und Bewertungen nicht ändern. Unser Kopf findet gute Gründe, um das eigene Verhalten zu rechtfertigen, und wird das Vermeiden einer bestimmten Situation als Versagen abspeichern und es beim nächsten Versuch noch schwieriger werden lassen.

Daher ist es wichtig, Vermeidungsziele in Annäherungsziele zu verwandeln, in kleine Schritte, um der Angst zu begegnen und neue Erfahrungen machen zu können, um die automatisierten Gedanken und Bewertungen nach und nach zu verändern.

Prüfungssituationen haben wir ein Leben lang.

Vermeiden lassen sich Prüfungssituationen nicht, Prüfungen begleiten uns ein Leben lang. Es gibt dafür nicht immer Noten, aber wir müssen uns immer wieder bewähren und zeigen, was wir können.

Daher entscheide dich heute dazu, einen neuen Umgang mit deiner Angst zu erlernen. Beweise dir heute, dass du trotz deiner Angst weitermachst, anders handelst, als es dir die Angst ins Ohr flüstert, um ihr zu zeigen: »Hey, das war nicht so groß und schlimm wie vermutet.« Denn unsere Bewertungen können wir nur verändern, wenn wir neue Erfahrungen machen. Erst durch erneutes Versuchen können wir positive Erfahrungen sammeln und somit der Angst allmählich ihre Grundlage entziehen.

Angst gehört zum Leben dazu.

Jeder Mensch hatte schon mal Angst. Wir alle kennen dieses Gefühl, jede einzelne Person. Das Gefühl der Angst ist wichtig für den Menschen, da wir dadurch angetrieben werden, Schutzvorkehrungen zu treffen, uns bestmöglich vorzubereiten und die Gefahr möglichst gut einzudämmen. Jedoch sollte keine Angst Einfluss auf unsere Entscheidungen nehmen oder gar die Lebensqualität beeinträchtigen. Denn oft wissen wir, dass unsere Ängste irrational oder übertrieben sind, und doch können wir nicht aus diesem intensiven Gefühl aussteigen.

Nimm deine Angst an die Hand.

Das Gute ist, Angst wird auch immer von Mut begleitet. Mut gibt es nicht ohne Angst. Angst existiert nicht ohne Mut. Sie kommen als Team. Entscheide dich, den mutigen Anteil in dir zu stärken und die Angst wie ein kleines Kind an der Hand mitzunehmen. Fürsorglich und verständnisvoll nimmst du die Angst mit in die neuen, ungewohnten Situationen, die natürlich verunsichern und ängstigen können. Und zugleich können wir als mutiger, starker und erwachsener Anteil unserer kleinen Angst sagen, dass es in Ordnung ist, Angst zu haben, und wir für sie da sind.

Mut wird immer von Angst begleitet.

Wenn eine Angst sehr groß ist, größer als objektiv notwendig, spricht das dafür, dass diese Angst aus einer früheren Zeit stammt, als wir noch klein waren und die Ängste groß. Oft war es so, dass Menschen uns nicht gut bei der Angstbewältigung begleiten konnten und wir uns somit allein und hilflos gefühlt haben.

Wenn du in dich hineinspürst, merkst du vielleicht, dass du dich auch viel kleiner und jünger fühlst, wenn die Angst da ist. Möglicherweise fühlst oder verhältst du dich plötzlich, als wärst du 4 Jahre alt. Das ist ein Anzeichen für unbewältigte Ängste und Angsterfahrungen aus der Kindheit.

Fühle in dich hinein! Wie alt fühlst du dich, wenn du die Prüfungsangst wahrnimmst?

Mit dieser Erkenntnis können wir uns heute, Jahre später, wieder in unser aktuelles Alter begeben, uns erwachsener fühlen, aufrichten und mit geradem Rücken und starken Beinen weiterschreiten.

Deine Vergangenheit bestimmt nicht deine Zukunft.

Deine Vergangenheit ist nicht deine Zukunft. Vergangene Situationen sind der Ausgangspunkt für die heutige Einschätzung der Situation, aber es ist nicht möglich, dass sich die exakt selbe Situation wieder exakt so zutragen wird. Denn die Vergangenheit liegt hinter uns. Und deine Zukunft ist rein, unbeschrieben und nicht erkundet. Du kannst nicht hellsehen oder die Zukunft voraussagen. Hättest du vor 5 Jahren gedacht, dass du heute an diesem Punkt bist? Hattest du es dir nicht ganz anders ausgemalt und vorgestellt? Das ist der Beweis dafür, dass wir Menschen natürlich nicht einschätzen können, wie sich unser Leben entwickelt.

Welche zurückliegenden Situationen, die nie wieder exakt so passieren können, dienen dir als Erfahrungswert?

Warum werden diese Situationen so nicht mehr eintreten?Was ist heute anders als damals?

Auch wenn ähnliche Situationen auf dich zukommen, z. B. Präsentationen, Diplomprüfungen, Gesangswettbewerbe etc., bist du heute ein stärkerer und erfahrenerer Mensch als damals, als so manche Situation kaum zu bewältigen und dich zu überfordern schien. Auch die Prüfer, das Publikum, die Kunden sowie dein stärkendes Umfeld sind heute anders. Du hast heute so viel mehr Ressourcen als früher, um all dies zu bewältigen.

Und du bist heute als gereifte Persönlichkeit in dieser angstbesetzten Situation. Hole nun bewusst diesen älteren, fähigen und wissenden Anteil in dir an deine Seite. Lasse ihn immer mehr in die Situationen wachsen und führen. Nimm die kleine Angst an der Hand mit, blicke zu ihr hinunter, besänftige sie und gehe als fürsorgliches, mutiges Beispiel voran. Denn so lernt deine Angst von dir und wird sich immer mehr trauen.

Nimm deinen ängstlichen Anteil an die Hand. Zeichne dein heutiges Ich und an deiner Hand die kleine Angst mit ihren Sorgen, Unsicherheiten und Befürchtungen. Fülle die Sprechblasen, was du deiner Angst sagen kannst, um sie zu beschwichtigen. Was würdest du einem Kind sagen, wenn es Angst hat? Was hättest du gerne gehört, wenn du verängstigt warst?

Sei heute für dich und deinen ängstlichen Anteil da. Zu einem kleinen Kind wärst du auch nicht derartig kritisch und ablehnend: »Hör auf, Angst zu haben. Stell dich nicht so an!« Ein Kind würde sich dadurch noch eingeschüchterter fühlen, noch kleiner, hilfloser und verängstigter.

Sobald du dich um den jungen Anteil kümmerst, da bist, zuhörst, die Gefühle wahrnimmst und ernst nimmst, fühlt sich das Kind verstanden und gut aufgehoben. Du wirst merken, sobald es dem ängstlichen Teil gut geht und du ihm sagst: »Ich bin da, wir machen das gemeinsam!«, wird auch bei dir die Angst weniger werden.

Sobald es deinem inneren Kind gut geht, wird es auch dir gut gehen.

Sei du heute für dich die Person, die du damals gebraucht hättest. Sei verständnisvoll, fürsorglich und liebevoll zu dir.

Was ist Prüfungsangst?

Im Grunde ist Prüfungsangst eine besondere Form der sozialen Angst – die Angst, von anderen Menschen negativ bewertet zu werden. Wie bereits erwähnt, wäre eine Prüfungssituation nicht dramatisch, wenn niemand es mitbekommen würde und du allein auf dieser Welt wärst.

Auch wenn die Furcht zu versagen mitspielt, ist die soziale Bewertungsangst der Hauptgrund für die starke Nervosität und den gefürchteten Blackout. Du hast Angst, dich zu blamieren, abgelehnt oder gar ausgelacht zu werden. Du siehst dich selbst als weniger wertvollen und liebenswerten Menschen. Auch wenn du glaubst, dass andere das so sehen würden, sind es doch unsere eigenen Gedanken, die uns das einreden. Selten ist es der Fall, dass diese Sätze jemals zu uns gesagt wurden.

Das Gefühl dahinter ist Scham. Man schämt sich für sich selbst, die eigene Leistung, die mögliche Kritik von Familie und Freunden. Diesem eventuell in der Zukunft auftretenden Gefühl wird vorgegriffen, indem man es schon vorher durch Gedanken auslöst. Grübeleien über mögliche zukünftige Konsequenzen wie z. B. Spott, Statusverlust, Kritik, evtl. Arbeitslosigkeit führen zu körperlichen Symptomen wie Atemnot, Herzrasen, Taubheit, Kribbeln etc.

Wenn du eine Prüfung schreiben müsstest, ganz allein auf einer einsamen Insel, und niemand würde das Ergebnis je mitbekommen, wäre es weniger dramatisch und angsteinflößend? Was wäre anders? Wie würdest du die Situation dann betrachten? Was wäre statt der Angst da? Wie würdest du dich verhalten?

Es ist nicht die Prüfung und auch nicht das Ergebnis, das den Schrecken in uns auslöst, sondern die befürchtete Reaktion des sozialen Umfelds sowie unsere eigene Selbsteinschätzung im Vergleich zu anderen.

Wir mögen keine perfekten Menschen.

Es ist lobenswert, dass du die beste Version von dir sein möchtest, perfekt, fehlerfrei und liebenswert – jedoch lieben wir keine Perfektion.

Perfekte Menschen machen uns Angst. Wir lehnen sie sogar ab und meiden sie, da wir uns in deren Gegenwart unwohl fühlen. Jemand, der alles weiß, alles kann, wunderschön ist und funktioniert wie eine Maschine, ist derart unmenschlich und einschüchternd, dass wir unsere Zeit nicht gerne mit diesem Menschen verbringen.