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Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Psychologie - Allgemeines, Note: 0,7, Universität des Saarlandes, Veranstaltung: Interaktion und Kommunikation, Sprache: Deutsch, Abstract: „Die Psychoanalyse ist eine wissenschaftliche Disziplin, die von Sigmund Freud begrün-det wurde und mit seinem Namen auch heute noch unlösbar verknüpft ist.“ (Brenner, 1972/1976, S. 14). Diese Aussage ist mit zwei Aufgaben verbunden: einerseits Erklärung der Wissenschaft Psychoanalyse und Betrachtung des Werdegangs des Arztes Freud, der die Wissenschaft ins Leben rief und sie als Therapieform nutzte; und andererseits Aufzeigen der Verbindung zwischen Freud und „seiner“ Wissenschaft. Dazu ist es notwendig, zunächst den Menschen Sigmund Freud und seine Forschungstätigkeit näher zu betrachten. Ordnet man seine Ergebnisse und Publikationen biografisch, wird man feststellen, dass sich gerade bezüglich der Untersuchung der Ursachen von Angst und ihrer Störungen ein Wandel vom Früh- zum Spätwerk des Psychoanalytikers vollzogen hat. Exemplarisch für diesen Wandel sind die beiden folgenden Zitate aus den Werken Freuds, die im Abstand von ungefähr fünfzehn Jahren entstanden (S. Freud, 1961, S. 4): „In manchen Zuständen von Aufregung kann man auch die Vermengung von Libido und Angst und die endliche Ersetzung der Libido durch die Angst direkt beobachten.“ (S. Freud, 1994, S. 384). „Niemals geht die Angst aus der verdrängten Libido hervor.“ (S. Freud, 2006, S. 55). Die Angst stellt im Unterschied zu anderen wissenschaftlichen Disziplinen, die sich mit der menschlichen Psyche beschäftigen, in der Psychoanalyse eines ihrer komplexesten Phänomene dar. Durch die Untersuchung sowohl physiologischer als auch pathologischer Angsterscheinungen entstanden in der Psychoanalyse eine Vielzahl von Konzepten und Schulen (Meyer, 2005, S. 2). Dies sind jedoch nicht die einzigen Gründe, warum es interessant erscheint, sich mit den Angsttheorien Freuds zu beschäftigen. Psychoanalyse hat einen interdisziplinären Charakter: Sie ist nicht nur Wissenschaft, die sich mit der theoretischen Erforschung der Tiefen und Untiefen der Psyche beschäftigt. Sie ist auch eine Therapieform zur Behandlung psychischer Erkrankungen, die seit jeher polarisiert. Das Außergewöhnliche dabei ist, dass die Wissenschaft in ihrer Frühzeit aus der Behandlung heraus entstand, während auf der anderen Seite die Behandlung ohne den wissenschaftlichen Unterbau nicht möglich war. Außerdem kann die Psychoanalyse für sich in Anspruch nehmen, einzige Therapieform mit philosophischem Hintergrund zu sein (Possemeyer & Unruh, 2006, S. 162).
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Universität des Saarlandes
Fakultät 5, Fachrichtung 5.1, Erziehungswissenschaft Sommersemester 2008 Hauptseminar: Interaktion und Kommunikation
Psychoanalytische Betrachtung der AngstDie Forschung Sigmund Freuds
verfasst von:
Frank Bodesohn 8. Semester
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„Die Psychoanalyse ist eine wissenschaftliche Disziplin, die von Sigmund Freud begründet wurde und mit seinem Namen auch heute noch unlösbar verknüpft ist.“ (Brenner, 1972/1976, S. 14). Diese Aussage ist mit zwei Aufgaben verbunden: einerseits Erklärung der Wissenschaft Psychoanalyse und Betrachtung des Werdegangs des Arztes Freud, der die Wissenschaft ins Leben rief und sie als Therapieform nutzte; und andererseits Aufzeigen der Verbindung zwischen Freud und „seiner“ Wissenschaft. Dazu ist es notwendig, zunächst den Menschen Sigmund Freud und seine Forschungstätigkeit näher zu betrachten. Ordnet man seine Ergebnisse und Publikationen biografisch, wird man feststellen, dass sich gerade bezüglich der Untersuchung der Ursachen von Angst und ihrer Störungen ein Wandel vom Früh- zum Spätwerk des Psychoanalytikers vollzogen hat. Exemplarisch für diesen Wandel sind die beiden folgenden Zitate aus den Werken Freuds, die im Abstand von ungefähr fünfzehn Jahren entstanden (S. Freud, 1961, S. 4): „In manchen Zuständen von Aufregung kann man auch die Vermengung von Libido und Angst und die endliche Ersetzung der Libido durch die Angst direkt beobachten.“ (S. Freud, 1994, S. 384). „Niemals geht die Angst aus der verdrängten Libido hervor.“ (S. Freud, 2006, S. 55).
Die Angst stellt im Unterschied zu anderen wissenschaftlichen Disziplinen, die sich mit der menschlichen Psyche beschäftigen, in der Psychoanalyse eines ihrer komplexesten Phänomene dar. Durch die Untersuchung sowohl physiologischer als auch pathologischer Angsterscheinungen entstanden in der Psychoanalyse eine Vielzahl von Konzepten und Schulen (Meyer, 2005, S. 2).
Dies sind jedoch nicht die einzigen Gründe, warum es interessant erscheint, sich mit den Angsttheorien Freuds zu beschäftigen. Psychoanalyse hat einen interdisziplinären Charakter: Sie ist nicht nur Wissenschaft, die sich mit der theoretischen Erforschung der Tiefen und Untiefen der Psyche beschäftigt. Sie ist auch eine Therapieform zur Behandlung psychischer Erkrankungen, die seit jeher polarisiert. Das Außergewöhnliche dabei ist, dass die Wissenschaft in ihrer Frühzeit aus der Behandlung heraus entstand, während auf der anderen Seite die Behandlung ohne den wissenschaftlichen Unterbau nicht möglich war. Außerdem kann die Psychoanalyse für sich in Anspruch nehmen, einzige Therapieform mit philosophischem Hintergrund zu sein (Possemeyer & Unruh, 2006, S. 162).
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Die folgenden Ausführungen beschäftigen sich mit dem Verständnis des Phänomens Angst innerhalb der Psychoanalyse, indem sie einen Abriss der Wissenschaftsgeschichte geben. Andere Bereiche der Psychoanalyse, wie z.B. Traumdeutung oder Narzissmus, werden nur soweit behandelt, wie sie für das Angstverständnis nötig sind.
Sigmund Freud, als Schlomo Sigismund Freud am 6. Mai 1856 in Freiberg in Mähren (heutiges Pibor/ Tschechien) geboren, studierte ab 1873 in Wien Medizin, wobei er sich auf positivistische Wissenschaften mit Hauptaugenmerk der Darwinschen Biologie konzentrierte. Zu Beginn seiner Karriere beschäftigte sich Freud mit Zoologie. So veröffentlichte er z.B. als sein erstes Werk histologische Untersuchungen an den Geschlechtsorganen von Flussaalen. Nach seiner Promotion zum Doktor der Gesamten Heilkunde 1881 arbeitete er ab dem Jahre 1882 im Allgemeinen Krankenhaus in Wien. U.a. in Selbstversuchen, aber auch in der Anwendung an Patienten erforschte er die Wirkung von Kokain, wobei er jedoch weder das Suchtpotential noch die anästhesiologische Wirkung der als Medikament verabreichten Droge einschätzen konnte. Die Ernennung zum Privatdozenten für Neurologie im Jahre 1885 bescherte ihm ein Reisestipendium in Paris. Die Beschäftigung mit Hysterie und Hypnose des Arztes und Neurologen Jean Martin Charcot an der Pariser Salpêtrière faszinierte Freud, was ihn zur Beschäftigung mit Neurosen als Gegenstück zu den bisher von ihm untersuchten organischen Erkrankungen des Nervensystems anregte. Die Therapie neurotischer Störungen wurde von Freud weiterentwickelt, wobei der Einstieg in das Unbewusste durch Hypnose als Beginn des therapeutischen Schaffens Freuds zu sehen ist. Er begründete eine Therapieform, die er zuerst 1896 als Psychoanalyse bezeichnete, womit eine Redekur gemeint war. Die Bedeutung Freuds liegt darin, dass er dem Unbewussten eine zentrale Rolle in der Erforschung der menschlichen Psyche zugestand. Anfangs des 20. Jahrhunderts erlangte die Psychoanalyse vermehrt Popularität, was sich anhand einer Vielzahl von Publikationen Sigmund Freuds einerseits, aber auch kritischer Veröffentlichungen andererseits zeigt. Der Ansatz der Psychoanalyse, aktuelle Störungen der Psyche durch Erleben von auslösenden Situationen der Vergangenheit in der Erinnerung wiederholt vom Unterbewusstsein ins Bewusstsein zu holen, spiegelte sich beispielsweise auch in der Einrichtung von Freuds Sprechzimmer, das er mit Erinnerungsstücken verschiedenartigster Kulturen ausstattete.