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Eltern zu werden geht mit tiefgreifenden Veränderungen der Persönlichkeit einher, vergleichbar mit denen in der Pubertät. Nicht nur der weibliche Köprer verändert sich daher, auch in der Psyche der werdenden Eltern spielen sich intensive physische Umwälzungen ab. Beide, Mutter und Vater, müssen mit mit Ängsten, Hoffnungen und mit neuen familiären Beziehungen zurecht kommen. Die Autorinnen beschreiben erstmalig detailliert die psychischen Prozesse, die Schwangerschaft, Geburt und Stillen für Paare mit sich bringen.
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Seitenzahl: 344
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Luis Alvarez | Véronique Cayol
Psychologie der Schwangerschaft
Veränderungen bewusst erleben und sich selbst verstehen
Aus dem Französischen von Antje Peter
© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2016
Alle Rechte vorbehalten
www.herder.de
Umschlaggestaltung: Rothfos & Gabler
E-Book-Konvertierung: Carsten Klein, München
ISBN (E-Book) 978-3-451-80994-1
ISBN (Buch) 978-3-451-61387-6
Impressum
Vorbemerkung
Einführung
Erster Teil: Eltern werden
Kapitel 1: Weshalb wünschen wir uns Kinder?
Kapitel 2: Das Baby von gestern in den Eltern von heute
Die elterliche Funktion
Die mütterliche Funktion
Die väterliche Funktion
Bindungstheorie, Differenzierung und Ablösung
Kapitel 3: Der Kinderwunsch – ein Ausweg aus dem Konflikt mit den Eltern
Warum spielen kleine Kinder Eltern?
Kapitel 4: Der Kinderwunsch macht es möglich, Geschlechterdifferenz und Generationenunterschied zu überwinden
Die Geschlechterdifferenz
Der Generationenunterschied
Die Theorien zur infantilen Sexualität
Kapitel 5: Der Kinderwunsch und das Kind der Träume – von der Kindheit zur Elternschaft
Trauma und traumatische Erkrankungen
Das Schocktrauma
Das sekundäre Trauma
Die Anhäufung von Mikrotraumata
Die Latenzperiode
Trauer
Trennungen, Brüche und Bindungsdiskontinuitäten
Inzestuöses familiäres Klima, Inzest und sexueller Missbrauch
Inzestuöses familiäres Klima
Inzest und sexueller Missbrauch
Die Entdeckung von Liebe und Sexualität im Jugendalter
Die Entdeckung von Liebe und Sexualität
Inzestuöses familiäres Klima in der Jugendzeit
Sexuelle Übergriffe
Schlussbemerkung zum ersten Teil
Zweiter Teil: Das Seelenleben in der Schwangerschaft
Kapitel 6: Warum ist die Schwangerschaft eine Krise?
Große körperliche Veränderungen in einer kurzen Zeitspanne
Der Generationswechsel
Ein Wandel der Identität
Die Suche nach einer Bezugsperson
Kapitel 7:»Hilfe, ich werde nicht schwanger!« – das Warten auf die Schwangerschaft
Das Warten auf die Schwangerschaft
Die psychologischen Faktoren der Unfruchtbarkeit
Psychologische Aspekte der verschiedenen Formen von Unfruchtbarkeit
Primäre Unfruchtbarkeit
Sekundäre Unfruchtbarkeit
Die Feststellung einer organischen Anomalie
Der Weg der künstlichen Befruchtung
Kapitel 8:»Hilfe, ich bin schwanger!« – Wie es sich anfühlt, wenn man eine Schwangerschaft feststellt
Der Wunsch, schwanger zu werden
Was geschieht im Moment der Befruchtung?
Die Ambivalenz: »Bin ich sicher, dass ich ein Kind will?«
Die Angst: »Wird mein Körper die Schwangerschaft bewältigen?«
Die Unsicherheit: »Werde ich eine gute Mutter sein? Wird unsere Beziehung das aushalten?«
Kapitel 9:Wie das erste Schwangerschaftsdrittel erlebt wird – »Ich fühle mich nicht schwanger!«
Was passiert beim Test auf Trisomie 21?
Müdigkeit, Schläfrigkeit und Übelkeit
Kapitel 10:Die psychologischen Herausforderungen des Ultraschalls
Die Begegnung mit dem Baby von drinnen
Das grundlegende Missverständnis
Der Ultraschallarzt aus Sicht der schwangeren Frau
Vorstellung und Anamnese
Die Untersuchung
Was die schwangere Frau sieht
Die mütterlichen Träume
Fötus, Kind der Träume, Baby?
Schlussbemerkung zu Kapitel 10
Kapitel 11:Wie das zweite Schwangerschaftsdrittel erlebt wird – »Endlich sieht man, dass ich schwanger bin, auch wenn es nicht so ist, wie ich dachte«
Die psychische Durchlässigkeit der schwangeren Frau
Die Hinterfragung des körperlichen Ich-Bewusstseins der schwangeren Frau
Die Besetzung des Kindes: zwischen Wirklichkeit und Imagination
Die Neuordnung der Identität der schwangeren Frau
Die psychische Undurchlässigkeit
Die zweite Härteprüfung: Der Ultraschall im zweiten Trimester – Mädchen oder Junge?
Stress, Arbeit und Schwangerschaft
Kapitel 12:Wie das dritte Schwangerschaftsdrittel erlebt wird – »Ich kann nicht mehr! Was erwartet mich?«
Die körperliche Erfahrung des Schwangerschaftsendes
Primäre Mütterlichkeit (PMP)
Die Antizipation der Geburt
Der Weg des Babys von drinnen zum Baby von draußen
Kapitel 13:Sind die Männer »schwanger«?
Rund um die Zeugung
Während der Schwangerschaft
Das Couvade-Syndrom
Das Ende der Schwangerschaft, die Geburt und die Begegnung mit dem Kind
Schlussbemerkung zu Kapitel 13
Kapitel 14:Unsere Familie verändert sich
Die elterliche Funktion: Was heißt eigentlich Elternsein?
Die Lage der Geschwister: Was wird aus den älteren Kindern?
Die Erwartung eines Geschwisterkindes im zweiten Lebensjahr
Die Erwartung eines Geschwisterkindes zwischen dem 3. und 5. Lebensjahr
Die Erwartung eines Geschwisterkindes zwischen dem 6. und 12. Lebensjahr
Die Erwartung eines Geschwisterkindes im Jugendalter
Kapitel 15:Ich erwarte Zwillinge
Der Zweifel
Zwillinge! Wie kann das sein?
Der Schock der Erkenntnis
Die Entwicklungskrise der Schwangerschaft wird intensiver
Das Ende der Schwangerschaft und die Begegnung mit den Kindern
Kapitel 16:Eine unglückliche Schwangerschaft
Fetalpathologie
Der Moment der Mitteilung
Die Anomalie verstärkt die für jede Schwangerschaft typische Angst, Ambivalenz und Unsicherheit
Die Anomalie verknüpft sich mit Ereignissen aus der Vergangenheit
Die Anomalie lässt die Kluft zwischen Fötus und Baby größer werden
Die Anomalie ist ein Angriff auf die psychische Integrität der Eltern
Die Anomalie stellt die Weitergabe des Lebens infrage
Die Zeit für die Fortschritte in der Fetalmedizin
Die Zeit der Entscheidung und der Erstellung eines Geburtsplans
Das Geburtsprojekt
Der Schwangerschaftsabbruch nach medizinischer Indikation
Frühgeburten
Die Situation des frühgeborenen Kindes
Die Begegnung zwischen dem Frühgeborenen und seinen Eltern
Der pränatale Verlust
Die undenkbare pränatale Trauer
Dritter Teil: Die Psyche rund um die Geburt und die Begegnung mit dem Kind
Kapitel 17:Die Geburt steht bevor – »Los, lass uns gehen!«
Die Geburtserfahrung
Kapitel 18:Die erste Begegnung mit dem Kind
Die Zeit unmittelbar nach der Geburt
Die Situation der Mutter
Die Situation des Vaters
Die Situation des Babys
Kapitel 19:Die Rückkehr nach Hause
Die Entdeckung des Babys
Kapitel 20:Stillen und orale Phase
Der Milcheinschuss
Die Illusion, die Schwangerschaft durch das Stillen fortsetzen zu können
Das Thema Unabhängigkeit
Die orale Phase
Das Stillen als unzulässige sexuelle Handlung
Kapitel 21:Der Babyblues
Kapitel 22:Der Verlauf der Mutterschaft oder: Wie vermeidet man die Einsamkeit der Mütter?
Vierter Teil: Psychiatrische Aspekte der Schwangerschaft und der ersten Zeit nach der Geburt
Kapitel 23:Risikofaktoren – Wann sind Frauen gefährdet?
Die Krankengeschichte und die Schwangerschaft
Körperliche Krankheiten bei den Eltern
Psychosoziale Faktoren
Kapitel 24:Grundsätzliches zur Psychopathologie der Schwangerschaft
Kapitel 25:Die Psychopathologie der Schwangerschaft
Vorgeburtliche psychosomatische Krankheiten
Hyperemesis gravidarum – schwere Schwangerschaftsübelkeit
Die drohende Frühgeburt
Anpassungsstörungen an die Situation der Schwangerschaft
Depressionen in der Schwangerschaft
Der wehmütige Blick zurück, die Ambivalenz und die normalen Ängste jeder Schwangerschaft
Das Eintreten einer ersten depressiven Episode
Die Verleugnung der Schwangerschaft
Kapitel 26:Die Psychopathologie in der ersten Zeit nach der Geburt
Das posttraumatische Belastungssyndrom (PTBS) nach der Geburt
Die postnatale Psychose
Die postnatale Depression (PND)
Schlussbemerkung
Literatur
Informationen zu den Autoren
Dieses Buch handelt von den psychischen Veränderungen, die mit der Weitergabe des Lebens verbunden sind. Es geht also um die Situation von Frauen und Männern während der Schwangerschaft, während der Geburt und bei der ersten Begegnung mit dem Kind. Dabei bestand unsere Aufgabe darin, die äußerst komplexe Funktionsweise der menschlichen Psyche während dieser Lebensphase für jedermann verständlich darzustellen, ohne die Zusammenhänge allzu sehr zu vereinfachen und auf unsere klinischen Erfahrungen zu verzichten. Dazu ein paar Worte vorab.
Es erschien uns notwendig, zuerst die wichtigsten Etappen zu erläutern, die zur Konstituierung der erwachsenen Persönlichkeit führen. Und zwar aus zwei Gründen: zunächst, um den für jeden Menschen einzigartigen Weg zu beschreiben, der von der Kindheit zur Elternschaft führt; und dann, um deutlich zu machen, inwiefern er während einer Schwangerschaft erneut an Aktualität gewinnt. In diesem Sinne bilden die hier vorgestellten theoretischen Konzepte gewissermaßen die Grundlage dafür, die vielfältigen Erfahrungen besser zu verstehen, die Körper und Seele durchleben, dann gedanklich strukturiert werden und die Menschen schließlich auf unterschiedliche und einzigartige Weise zu Eltern machen. Es geht hier also bewusst nicht um einen modellhaften, normativen Weg zur Elternschaft.
Die Einsicht, wie komplex die Zusammenhänge tatsächlich sind, soll uns auch davor bewahren, allzu simplifizierende und beschränkte Schlüsse zu ziehen und eine unmittelbare, eindeutige Beziehung zwischen einem Ereignis aus der Vergangenheit und den Erfahrungen der Gegenwart abzuleiten. Eine solche Sichtweise würde uns an die guten oder schlechten Aspekte der Vergangenheit ketten und uns zugleich – durch die Konstruktion eines alles begründenden Determinismus – jeder Freiheit berauben. Unser Ziel ist vielmehr, den Leserinnen und Lesern dieses Buchs Einblick in die komplexen Zusammenhänge der menschlichen Seele zu gewähren, die aus einem fortwährenden Ineinandergreifen der Erlebnisse der Gegenwart und der Ereignisse in unserer Vergangenheit hervorgeht – dergestalt, dass die Gegenwart Einfluss darauf nimmt, wie wir die Vergangenheit interpretieren und wie unsere Vergangenheit wiederum unsere Vorstellung von der Gegenwart bestimmt. Dieses Ineinandergreifen hat einerseits zur Folge, dass unsere Erinnerungen die Gegenwart bereichern; andererseits schützt uns der sich verändernde Blick auf die Vergangenheit davor, zu Gefangenen unserer eigenen Geschichte zu werden.
Wir hoffen, dass wir den werdenden Eltern mit diesem Buch eine Art Reiseführer zum eigenen Kind mit auf ihren Weg geben können, auf dem sie die Hauptfiguren sind. Durch die persönlichen Erfahrungsberichte wird sich die schwangere Frau ebenso wie der künftige Vater angesprochen fühlen, und beide können sich über ihre eigene Situation klar werden. Auch wenn dieses Buch keine Konsultation eines Fachmanns für pränatale Psychopathologie ersetzen kann, so darf es doch als Hilfestellung für all jene gelten, die in einem entscheidenden Moment ihres Lebens zu Recht nach Hilfe suchen: dem Moment, in dem sie zu Eltern werden.
Dieses Buch ist die Frucht einer langjährigen Zusammenarbeit zwischen einer Geburtshelferin und einem auf das ungeborene Kind spezialisierten Psychiater – eine Zusammenarbeit, bei der es gleichermaßen um das Wohl der schwangeren Frau, das Wohl des Paares und des Babys geht. Bei der Arbeit an diesem Buch haben wir daher versucht, die Verschränkungen zwischen Körper und Seele sowie die ungemein intensiven Bindungen, die zwischen dem Baby und seinen Eltern auf dem Weg ins Leben entstehen, zu berücksichtigen. Indem wir Körper und Psyche als Einheit verstehen und achtsam mit den sich frühzeitig entwickelnden Beziehungen umgehen, eröffnet sich uns ein ebenso umfassender wie respektvoller Blick auf das überwältigende Ereignis der Geburt eines Kindes.
Die Möglichkeit, schwanger zu werden, ein Kind auszutragen und auf die Welt zu bringen, es anschließend zu ernähren und großzuziehen, ist nicht nur eine der größten Herausforderungen für jede Frau, sondern auch für das Paar und nicht zuletzt für den Erhalt unserer Art insgesamt. Es ist daher kaum verwunderlich, dass die Licht- und Schattenseiten weiblicher Fruchtbarkeit, die die Geschichte der Menschheit begleiten, schon immer zugleich Gegenstand von Faszination und Schrecken gewesen sind. Wie sehr man vom Geheimnis der Weitergabe des Lebens, von Mütterlichkeit, Abstammung, Vererbung und der Ausbildung eines Gedächtnisses fasziniert war, so sehr war man auch erschreckt vom Schatten der Unfruchtbarkeit, einer unglücklichen Schwangerschaft und dem Leiden und Tod während der Geburt. In der Kunst findet man einen Widerhall jener Faszination für die Fruchtbarkeit, wie dies etwa die sinnlichen Venusstatuen aus Elfenbein bezeugen, die unsere Vorfahren geschaffen haben, ebenso wie die unzähligen Gemälde, deren Gegenstand Mariä Verkündigung oder Mariä Heimsuchung sind. Auch in vielen mythologischen und religiösen Erzählungen besitzt die Geburt einen zentralen Stellenwert.
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