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Wie läuft der wissenschaftliche Publikationsprozess ab? Was sind Open-Access-Veröffentlichungen und was versteht man unter barrierefreien Dokumenten? Das Publizieren neuer Erkenntnisse in Fachzeitschriften ist in den Natur- und Ingenieurswissenschaften von großer Bedeutung. Dieses Buch erläutert die wichtigsten Formen schriftlicher Ausarbeitungen und die Grundlagen der Textgestaltung. Mithilfe des Buchs können zielorientiert schriftliche Ausarbeitungen insbesondere für Fachzeitschriften verfasst werden. Das Buch erklärt außerdem, wie der Publikationsprozess abläuft, und enthält sowohl Informationen zu den neuen Möglichkeiten des Publizierens, wie Open-Access-Veröffentlichungen, als auch zu der zunehmenden Bedeutung barrierefreier Dokumente. Es ist ein Leitfaden zum Schreiben verschiedener natur- und ingenieurswissenschaftlicher Texte, insbesondere in Fachzeitschriften, und gibt einen Überblick über die aktuelle wissenschaftliche Publikationspraxis.
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Seitenzahl: 173
Siegfried Ripperger
Publizieren in Technik- und Naturwissenschaften – ein Praxisbuch von der Textgestaltung bis zur Veröffentlichung
expert verlag · Tübingen
Prof. Dr.-Ing. Siegfried Ripperger leitete nach einer mehrjährigen Industrietätigkeit in einem Chemiekonzern den Lehrstuhl für Mechanische Verfahrenstechnik von 1993 bis 2004 an der TU Dresden und von 2004 bis 2016 an der TU Kaiserslautern. Von 1993 bis 2020 war er außerdem Chefredakteur der Fachzeitschrift „Filtrieren und Separieren“, die seit 2021 im Vulkan-Verlag erscheint.
Umschlagabbildung: © istock.com/mustafahacalaki
DOI: https://www.doi.org/10.36198/9783838558820
© expert verlag GmbH 2022
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Internet: www.expertverlag.deeMail: [email protected]
Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart
utb-Nr. 5882
ISBN 978-3-8252-5882-5 (Print)
ISBN 978-3-8463-5882-5 (ePub)
Im Zusammenhang mit ihrer Arbeit müssen Ingenieurinnen und Ingenieure sowie Forschende der Naturwissenschaften Berichte, Anträge, Protokolle und Veröffentlichungen anfertigen. Bereits während des Studiums sind Studien-, Beleg-, Haus-, Diplom- bzw. Bachelor- und Masterarbeiten auszuarbeiten. In der Regel werden die Studierenden darauf nicht systematisch vorbereitet. Einige bringen aufgrund ihrer Schulbildung und Begabung gute Voraussetzungen mit und gehen mit großem Interesse ans Werk. Andere tun sich dagegen schwer und betrachten das Schreiben als ein notwendiges Übel. Vielen ist oft nicht bewusst, dass das Ausarbeiten von Texten zu ihren späteren Aufgaben gehören wird.
Während meiner Berufstätigkeit in einem großen Chemiekonzern und später als Hochschullehrer habe ich viel Zeit für das Abfassen von Entwicklungs- und Forschungsberichten, Forschungsanträgen, Veröffentlichungen in Zeitschriften und Buchbeiträgen aufgewendet. Dabei lernte ich, wie wichtig ein guter Ausdruck ist, und welche große Bedeutung schriftlichen Beiträgen beigemessen wird. Als Hochschullehrer habe ich zahlreiche Diplom- und Masterarbeiten sowie Dissertationen gelesen und Hinweise zu ihrer Abfassung gegeben. 1993 übernahm ich die Schriftleitung der Fachzeitschrift „Filtrieren und Separieren“, die heute im Vulkan-Verlag erscheint. Bis 2021 kümmerte ich mich um den redaktionellen Inhalt der Zeitschrift und die Qualität der Beiträge. Dies beinhaltet u. a. auch das Sichten und Lesen zahlreicher Manuskripte, Pressemitteilungen und anderer schriftlicher Ausarbeitungen. Dabei konnte ich feststellen, dass manche der eingereichten Texte nicht den Anforderungen für eine Veröffentlichung genügten. Oft wird ein langer Text abgefasst, jedoch nur wenige Fakten mitgeteilt.
Das hat mich bewogen diese Anleitung zu schreiben. Sie soll Mitarbeitende und Studierende natur- und ingenieurwissenschaftlicher Disziplinen bei der Ausarbeitung verschiedener Texte unterstützen. Es werden kurz verschiedene Formen schriftlicher Ausarbeitungen behandelt und die damit verfolgten Ziele behandelt. Dem Abfassen von Beiträgen für Fachzeitschriften wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Die Entwicklung und Rolle der Fachzeitschrift in den Natur- und Ingenieurwissenschaften werden kurz beschrieben und die Veränderungen in diesem Bereich durch die „neuen Medien“ behandelt.
Gonbach, im Februar 2022
S. Ripperger
Das Abfassen von Briefen, Berichten, Vortragsmanuskripten, Zeitschriftenbeiträgen und Anträgen gehört zu den Aufgaben eines jeden Ingenieurs und Naturwissenschaftlers1 und erfordert einen großen Teil seiner Arbeitszeit. Dabei ist es wichtig Informationen, Ergebnisse oder Anfragen so aufzubereiten, dass sie für den Empfänger verständlich und nützlich sind. Von einem Autor wird dazu logisches Denken sowie eine sachgerechte und empfängerorientierte Auswahl, Aufbereitung und Darstellung der Inhalte gefordert. Über viele Jahrzehnte haben sich für Berichte, Fachaufsätze, Anträge und Vortragsmanuskripte formale Standards herausgebildet, die das Verstehen der Inhalte fördern und die man heute beachten sollte. Bei vielen schriftlichen Ausarbeitungen im Bereich der Ingenieur- und Naturwissenschaften wird erwartet, dass man diese Standards kennt und berücksichtigt. Es ist daher ratsam nur in Ausnahmen und wohl überlegt davon abzuweichen.
Grundsätzlich ist eine schriftliche Ausarbeitung das Werk eines Autors oder mehrerer Autoren, die alle Freiheiten haben sie abzufassen und zu gestalten, wie sie wollen. Beim Abfassen sollte man sich jedoch bereits fragen, wie die schriftliche Ausarbeitung vom Leser aufgenommen wird. Es sollte dabei bereits bedacht werden, dass der Autor bzw. die Autoren zu jeder Zeit das Werk (Inhalt und Form) zu vertreten haben und mit ihm in Verbindung stehen. Sie werden oft nach ihm beurteilt.
Während des Studiums eines ingenieur- und naturwissenschaftlichen Faches wird das Abfassen von Texten in der Regel nicht gesondert gelehrt. Die Studenten sollen aufbauend auf ihrem Schulwissen das Schreiben von Texten mit dem Studium der einzelnen Fachgebiete vertiefen. Je nach Prüfungsordnung sind Laborberichte sowie Haus- und Studienarbeiten anzufertigen. Das Studium wird in der Regel mit einer umfangreicheren Abschlussarbeit, die meist auch im Rahmen eines Vortrages vorgestellt wird, abgeschlossen. Mit dieser Arbeit soll der Nachweis erbracht werden, dass der Student zur selbstständigen wissenschaftlichen Arbeit befähigt ist. Viele der genannten schriftlichen Ausarbeitungen sind auch Prüfungsleistungen. Sie werden als solche benotet und beeinflussen, je nach Gewichtung, mehr oder weniger stark das Ergebnis des Studienabschlusses.
Bei Dissertationen müssen ebenfalls anerkannte Regeln beachtet werden. Sie sind Prüfungsleistungen, so dass ihre inhaltliche und formale Abfassung für die Bewertung durch die Gutachter und Prüfungskommission relevant ist. Auch bei Dissertationen ist es wichtig, dass die eigenständige wissenschaftliche Arbeit klar und in nachvollziehbaren Schritten beschrieben wird.
Beim Einstieg ins Berufsleben wird das Spektrum der geforderten schriftlichen Ausarbeitungen meist noch beträchtlich erweitert. Von Ingenieuren und Naturwissenschaftlern wird nicht nur gefordert, dass sie das erlernte Wissen kreativ anwenden können, sondern auch, dass sie z. B. im Rahmen einer Projektbearbeitung die Vorgehensweise, die angewandten Methoden sowie die damit gewonnenen Ergebnisse und Erkenntnisse verständlich darstellen und erläutern. Das geschieht z. B. in Form von Präsentationen, Berichten oder Fachaufsätzen. Dabei sollten komplexe Zusammenhänge klar und so einfach wie möglich vermittelt werden.
Mit einem guten schriftlichen Beitrag und ggf. mit dem zugehörigen Vortrag kann man einen bleibenden positiven Eindruck hinterlassen. In diesem Zusammenhang kommt den mit der beruflichen Tätigkeit angefertigten schriftlichen Ausarbeitungen eine besondere Bedeutung zu. So wie der gewandte sprachliche Ausdruck gepaart mit guten Fachkenntnissen bei mündlichen Prüfungen und Präsentationen von großem Vorteil ist, so ist das Abfassen von guten schriftlichen Fachbeiträgen und Ausarbeitungen oft entscheidend für die weitere Entwicklung. Bei Kollegen und Vorgesetzten in Unternehmen und bei Kunden kann man mit guten schriftlichen Ausarbeitungen oft eine positive Wirkung erzielen.
Oft verfolgt der Schreibende mit einem schriftlichen Beitrag ein bestimmtes Ziel. Der Anlass zur Abfassung einer schriftlichen Ausarbeitung und das Ziel, das damit verfolgt werden soll, können sehr verschieden sein. Entsprechend unterschiedlich sind die Anforderungen, denen der schriftliche Beitrag genügen muss. Der Schreibende muss sich den Anforderungen bewusst sein und ihnen beim Schreiben gerecht werden. Entsprechend haben sich verschiedene Formen herausgebildet, die in Kapitel 2 näher behandelt werden. Zunächst werden einige Anlässe und Zielsetzungen behandelt, die vielen schriftlichen Arbeiten zugrunde liegen.
Briefe, Berichte und Veröffentlichungen sind ein Teil der KommunikationKommunikation zwischen Personen. Sie beinhalten u. a. den Austausch von Meinungen, Ideen, Hypothesen sowie theoretischen oder experimentellen Ergebnissen. Das Mitgeteilte wird zur Kenntnis genommen, kritisch bewertet und ggf. auch kommentiert. Es muss daher verständlich und nachvollziehbar sein. Mit Berichten und Veröffentlichungen in Fachzeitschriften geben Autoren Ergebnisse von Entwicklungs- oder Forschungsarbeiten bekannt und übernehmen dabei auch die Gewähr für den Inhalt. Erst mit der Veröffentlichung werden die Inhalte für eine Kritik und Überprüfung zugänglich gemacht. Sie geben Anlass für eine Auseinandersetzung und Diskussion, die bei einer Veröffentlichung dann auch öffentlich geführt werden kann.
Nach der „Logik der Forschung“ von Karl Popper1 besteht die zwingende Aufgabe, wissenschaftliche Aussagen oder Theorien zu formulieren bzw. zu beschreiben und zu veröffentlichen. Erst dann können sie von anderen geprüft und der schärfsten Kritik ausgesetzt werden, um herauszufinden, ob bzw. wo man sich geirrt hat.2 Nur wenn sie veröffentlicht sind, können sie von vielen hinterfragt und im Laufe dieses Prozesses als „wissenschaftlich untermauert“, „empirisch überprüft“ bzw. „wissenschaftlich erwiesen“ oder als „wissenschaftlich widerlegt“ gelten. Die Aussagen werden dann Gegenstand eines wissenschaftlichen Diskurses, in dessen Verlauf sich Wissen formiert.
Mehrere Autoren tragen die Verantwortung für den Inhalt einer Veröffentlichung stets gemeinsam. Die meisten Autoren der Fachdisziplinen veröffentlichen ihre Arbeiten im Bewusstsein, dass nur derjenige, welcher seine Arbeiten und Ergebnisse „veröffentlicht“, eine Erweiterung des Wissensstandes leistet. Sie dokumentieren mit dem Veröffentlichen ihre Tätigkeiten und Leistungen und geben praktisch über ihre Arbeit Rechenschaft ab. Die Leistungen werden erst durch den Prozess der Mitteilung bzw. Veröffentlichung der Ergebnisse bekannt und anerkannt.
Bei Entwicklungs- und Forschungsprojekten werden in bestimmten zeitlichen Abständen Berichte als Beleg für die erbrachten Arbeiten und die erzielten Ergebnisse gefordert. In Unternehmen werden mit den Arbeiten wirtschaftliche Zielsetzungen verfolgt, so dass der schriftlich dokumentierte Stand der Entwicklung und Forschung und der erzielte Fortschritt von großer Bedeutung für die zukünftigen Entwicklungen im Unternehmen sind. Entsprechend sorgfältig müssen auch die für das interne Berichtswesen ausgearbeiteten Berichte angefertigt werden.
Den Lesern erschließt sich mit Berichten und Veröffentlichungen der Stand des Wissens zu einem bestimmten Thema oder Fachgebiet. Öffentliche Geber von Forschungsmitteln haben ein großes Interesse daran, dass die mit diesen Mitteln erzielten Forschungsergebnisse einem großen Publikum mitgeteilt werden, damit sich darauf aufbauend ein technischer Fortschritt entwickeln kann. In diesem Zusammenhang erkennt man jedoch auch, dass es im Interesse eines Unternehmens liegen kann, Berichte nur intern zu nutzen, um das Know-how des Unternehmens zu dokumentieren, jedoch es nicht einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Damit ein Text als Kommunikationsmittel seine Aufgabe erfüllt, muss er verständlich abgefasst werden. Die Verständlichkeit eines Textes wird u. a. durch die Verwendung klarer Begriffe und Formulierungen, kurze und einfache Sätze sowie eine angemessene Gliederung gefördert.
Schriftliche Ausarbeitungen sind notwendig, um Wissen zu erfassen und zu dokumentieren. Dazu dienen seit vielen Jahrhunderten die wissenschaftlichen Bibliotheken. Sie sind an den Universitäten bis heute im Zusammenhang mit Forschungsfragen der zentrale Ort, an dem sich Material- und Dokumentensammlungen befinden und Quellenrecherche betrieben werden kann. In den letzten Jahrzehnten wurden die nutzbaren Buch- und Zeitschriftensammlungen durch eine „digitale Bibliothek“, die jeder über das Internet an seinem Arbeitsplatz nutzen kann, ergänzt.
Auch das umfangreiche Berichtswesen in Unternehmen und anderen Organisationen übernimmt die Aufgabe, das für die vielfältigen Aufgaben und Aktivitäten notwendige Wissen zu speichern und verfügbar zu machen. Wie bei den heutigen Bibliotheken beinhaltet das Berichtswesen in den Organisationen neben den zahlreichen Dokumenten, Büchern und Dateien auch die Technologien und Systeme zu ihrer Erfassung, Speicherung, Archivierung, Verwaltung und Bereitstellung. Das Berichtswesen ist damit eine methodische Maßnahme des Wissensmanagements.
Die Aufgabe des WissensmanagementWissensmanagements besteht darin Wissen zu identifizieren, zu erfassen, zu speichern und verfügbar zu machen. Während früher zur Suche aufwendige Registraturen, Karteien und Ablagesysteme eingerichtet wurden, bedient man sich heute computergestützter Suchmaschinen. Voraussetzung ist, dass das vorhandene Wissen systematisch in Form von Dateien erfasst wurde. In den Unternehmen kann es sich z. B. um Wissen zur optimalen Anwendung eines Produktes, zu einer Produktionsmethode oder über den Markt, in dem das Produkt angeboten wird, handeln.
Das Wissensmanagement beinhaltet auch den Erwerb von Wissen und die Weiterentwicklung des Bestandes entsprechend den Zielsetzungen der Organisation. So wird z. B. „Spezialwissen“ in Form von Beratungsberichten, Studien oder Fachzeitschriften zugekauft. Der bewusste Umgang mit schriftlichen Ausarbeitungen und ihr zielgerichteter Einsatz innerhalb der Organisation soll durch die bestehende Infrastruktur und Nutzungsregeln gefördert werden.
In einer Wissensgesellschaft ist Wissen innerhalb der Unternehmen ein bedeutender immaterieller „Produktionsfaktor“, der neben die Produktionsfaktoren der klassischen Volkswirtschaftslehre Kapital, Arbeit und Boden getreten ist. Wissen bildet mit Kreativität und Selektion die Basis für neue Ideen und Innovationen. Auf Grund der Konkurrenz und der stetigen Veränderungen ergibt sich für die Unternehmen ein Zwang zu Innovationen. Dabei handelt es sich um Neuerungen, wie z. B. ein neues Produkt, einen neuen Produktionsprozess oder/und um eine neue Organisationsform zur Herstellung oder zum Vertrieb von Produkten. Gute Ideen führen nur dann zu einer Innovation, wenn sie technisch und wirtschaftlich umgesetzt und damit nutzbringend angewendet werden. Innovationen schaffen in der Regel Wettbewerbsvorteile und sind entscheidend für den technischen Fortschritt und den Bestand vieler Unternehmen. Damit Mitarbeiter auf den gemachten Erfahrungen und dem vorhandenen Wissen aufbauen können, ist es wichtig, dass das Wissen erfasst und einfach zugänglich ist.
Man muss auch berücksichtigen, dass sich in den Natur- und Ingenieurwissenschaften das Wissen stetig erweitert. Für die auf diesen Gebieten tätigen Mitarbeiter besteht daher ein Zwang zur Weiterbildung. Aufsätze in Fachzeitschriften sind neben Vorträgen meist die ersten verfügbaren Quellen, in denen über neue Erkenntnisse und aktuelle Entwicklungen berichtet wird. Die Unternehmen versuchen durch Forschung und Entwicklung den Wissensbestand auf ihrem jeweiligen Gebiet zu erweitern bzw. an den jeweiligen Stand anzupassen. Teilweise geschieht dies auch in Kooperation mit Universitäten und sonstigen externen Forschungseinrichtungen.
Durch die technischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen ist auch das Umfeld eines Unternehmens einer stetigen Veränderung unterworfen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass man die Veränderungen erkennt und, dass sich das Wissen darüber im Unternehmen verbreitet und zum Allgemeingut wird. Dabei wird auch bisher Bekanntes an Aktualität verlieren. Letzteres erlebt man, wenn man alte Papierstapel mit Berichten, Akten und Veröffentlichungen durcharbeitet. Ein Teil der darin enthaltenen Informationen sind für die aktuelle Situation und die notwendigen Geschäftsprozesse nicht mehr relevant. Es ist daher wichtig, dass man auf aktuelles Wissen zugreifen kann und, dass es verständlich vermittelt wird.
Die Idee, Wissen zu erfassen und damit verfügbar zu machen, ist nicht neu. So hatten die Gründungsmitglieder der heute als Leopoldina bekannten Nationalen Akademie der Wissenschaft Deutschlands bei ihrer Gründung im Jahre 1652 das Ziel, eine Enzyklopädie zu verfassen. Man stellte jedoch fest, dass für die Erarbeitung der geplanten Enzyklopädie zunächst eine Sammlung von bereits vorliegenden Erkenntnissen und ihre Disskussion notwendig sind.1
Im 18. Jahrhundert verfolgten die Franzosen Jean Baptiste le Rond, genannt d‘Alembert, Denis Diderot und weitere 142 Persönlichkeiten, u. a. Francois-Marie Arouet, der als Voltaire bekannt wurde, im Zuge der Aufklärung das Ziel, ein auf Vernunft gegründetes Kompendium des gesamten Wissens ihrer Zeit zusammenzutragen. Sie schufen die große französische „Encyclopédie“, deren erster Band im Jahr 1751 erschien. Erst dreißig Jahre später lag die „Enzyklopädie“ oder „das nach Vernunftgründen bearbeitete Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Handwerke“ mit 34 Bänden und mehreren Ergänzungen abgeschlossen vor. Die Gruppe der Herausgeber ging als die sogenannten Enzyklopädisten in die Geschichte ein. Sie dokumentierten den Stand des Wissens der damaligen Zeit und übten in einigen Beiträgen auch Kritik an den damals herrschenden Verhältnissen. In den vielen zum Teil kleinen Feudalstaaten war eine Zensur von gedruckten Werken damals üblich. Eine freie Meinungsäußerung, insbesondere zu theologisch-philosophischen Fragen, und eine Kritik an den herrschenden politischen und sozialen Verhältnissen waren mit Gefahren verbunden. Daher erschienen zur damaligen Zeit auch viele Werke unter Decknamen oder anonym und/oder mit fingierten Verlegernamen und Erscheinungsorten.
1768 erschien die „Encyclopaedia Britannica, a Dictionary of Arts and Sciences, compiled upon a new plan” in Edinburgh. Sie wurde von einer „Society of Gentlemen in Scotland“ sowie vom Graveur Anrew Bell und dem Drucker und Verleger Colin Macfarquhar herausgegeben. Die erste Ausgabe wurde 1771 mit einem dritten Band abgeschlossen. Die zweite Auflage erschien von 1777 bis 1784 bereits in zehn Bänden.
1773 erschienen in Berlin die ersten beiden Bände der „Oeconomischen Encyclopädie“ von Johann Georg Krünitz, die unter Mitwirkung und Ergänzung durch weitere Autoren bis 1885 auf 242 Bänden anwachsen sollte. Sie ist wie die französische Enzyklopädie eine bedeutende Quelle zur Wirtschaft und Technik jener Zeit.2
Friedrich Arnold Brockhaus, der 1805 in Amsterdam einen Verlag gründete, erwarb 1808 das unvollständige und in Deutsch verfasste „Conversationslexikon mit vorzüglicher Rücksicht auf die gegenwärtigen Zeiten“ von Löbel und Franke aus Leipzig. Brockhaus zog 1811 nach Altenburg in Thüringen um, wo die zweite Auflage von 1812 bis 1820 in zehn Bänden erschien. Das Werk wurde als „Brockhaus Enzyklopädie“ fortgeführt. 2005 erschienen die ersten 10 von 30 Bänden der 21. Auflage sowie eine neue Version in digitaler Form. 2014 wurde jedoch der Vertrieb der „Brockhaus Enzyklopädie“ eingestellt. Ursache hierfür war sicherlich u. a. auch die starke Konkurrenz kostenloser Dienste im Internet, allen voran „Wikipedia“.
Millionen von Menschen sind heute von einem ähnlichen Geist beseelt wie die zuvor genannten Enzyklopädisten und beteiligen sich an dem im Januar 2001 gestarteten Projekt „Wikipedia“. Sie entwickeln ein freies Online-Lexikon, das heute Beiträge in mehr als 250 Sprachen enthält. In Englisch sind bis Februar 2022 über 6,4 Millionen, in Deutsch mehr als 2,6 Millionen Artikel erschienen. Auch hierbei dient der schriftlich abgefasste Beitrag, ergänzt durch Abbildungen und Diagramme, dazu das Wissen unserer Zeit für jeden zugänglich zu machen.
Das gesamte heutige Wissen würde jede Enzyklopädie sprengen. Es ist in vielen veröffentlichten und unveröffentlichten Schriften erfasst und dokumentiert. Unter anderem auch in unzähligen Fachaufsätzen und Fachbüchern. Sie sind Teil der Fachliteratur, die sich hauptsächlich an ein bestimmtes Fachpublikum wendet. Die technisch-wissenschaftliche Literatur ist auch eine Basis für den technischen Fortschritt. Sie richtet sich hauptsächlich an Ingenieure und Naturwissenschaftler und dient u. a. der Forschung und Entwicklung und der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses.
Viele schriftliche Ausarbeitungen werden verfasst, um bestimmte Ziele zu erreichen. Sie sind damit ziel- bzw. zweckorientiert und müssen so abgefasst werden, dass sie den festgelegten Zielen dienen. Bei Anträgen ist z. B. die Bewilligung der beantragten Sache das Ziel. Andere Veröffentlichungen zielen darauf ab, die Kompetenz auf einem bestimmten Gebiet zu belegen. Sie werden z. B. nach dem Motto abgefasst „tue Gutes, und schreibe darüber“. In den überwiegenden Fällen werden der Autor bzw. die Autoren genannt. Die veröffentlichten Zusammenhänge werden mit ihnen in Verbindung gebracht. Bei positiven Zusammenhängen sind meist mit der Veröffentlichung auch direkte oder indirekte Vorteile für den Autor verbunden.
In Unternehmen haben einige Abteilungen die Aufgabe, Informationen zu den angebotenen Produkten zu erfassen und potentiellen bzw. vorhandenen Kunden zur Verfügung zu stellen. Sie verfassen dazu z. B. Handbücher, Broschüren, Fachaufsätze und Whitepapers, die in gedruckter Form oder digital zur Verfügung gestellt werden. Damit werden direkt oder über den Vertrieb und das Marketing potentielle Kunden über die Produkte informiert. Zur Verbreitung von Informationen über die Presse sind in vielen Organisationen die eingerichteten Presseabteilungen zuständig.
In vielen Prüfungsordnungen werden als Prüfungsleistungen schriftliche Ausarbeitungen gefordert. Während eines Hochschulstudiums sind das u. a. Haus- und Belegarbeiten, Versuchsberichte, Bachelor-, Master- und Diplomarbeiten. Die Dissertation ist im Rahmen der Doktorprüfung die wichtigste Prüfungsleistung, deren Bewertung in der Regel das Endergebnis wesentlich beeinflusst. Auch zur Habilitation sind der Nachweis eigener Veröffentlichungen sowie die Abfassung einer Habilitationsschrift notwendig.