Raumschiff EUROPE - Thorsten Reimnitz - E-Book

Raumschiff EUROPE E-Book

Thorsten Reimnitz

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Beschreibung

Nachdem der große Konflikt mit einem Friedensvertrag beendet wurde, hat die Raumflotte beschlossen, ihr Kontingent an Raumschiffen aufzustocken. Als erstes Schiff der neuen AMBASSADOR-Klasse soll die USS EUROPE nun ihren Jungfernflug machen. Doch für Captain Betulius und ihre Offiziere zeigt sich ein Problem: Die Mannschaft ist unterbesetzt. Trotzdem müssen sie dafür sorgen, dass der FINALE COUNTDOWN vor dem Jungfernflug wie geplant durchgeführt werden kann... "Raumschiff EUROPE - Die Heftromanreihe" ist eine Science-Fiction-Geschichte mit einem ordentlichen Schuss Parodie. Ursprünglich entworfen für einen Science-Fiction-Club, kommt dieser Band rechtzeitig zum 30jährigen Jubiläum.

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FRIEDEN! In ungekannter Einigkeit haben die Völker des Orionarms der Galaxis beschlossen, die Zeit des „Sich-mit-Waffen-an-einer-gedachten-Linie-mitten-im-Raum-gegenüber-stehen-undbös-angucken“ zu beenden. Die Großmächte der Allianz von PACNOR und des Udesesarischen Imperiums haben einen Friedensvertrag unterzeichnet, der einen seit Jahrzehnten schwelenden Konflikt beendet.

Dieses neue Zeitalter verlangt nach einigen Umstellungen. Dank der intensiven Bemühungen von Captain Felicia Betulius hat die Raumflotte die Klasse der AMBASSADOR-Raumschiffe ins Leben gerufen, die forschend und vermittelnd von Sonnensystem zu Sonnensystem reisen sollen.

Das erste Schiff dieser Klasse soll der Öffentlichkeit während der großen Konferenz vorgestellt werden. Es trägt den Namen USS EUROPE und wartet bereits auf den FINALEN COUNTDOWN…

CAPTAIN FELICIA BETULIUS‘ FINGER vollführten auf der Tischplatte einen Tanz, der dem Bolschoiballett aus Russland zur Ehre gereicht hätte. Eigentlich fehlte nur noch Rudolf Nujerew als Tanzpartner und das Bild wäre perfekt gewesen. Und albern. Sehr, sehr albern. Der Grund, warum die Finger der frisch gebackenen Kapitänin diesen Tanz aufführten, war im Gegensatz zum Bolschoiballett nicht die Anwesenheit eines hohen Funktionärs des Obersten Sowjets, sondern die Mitteilung, die sie gerade erhalten hatte. Ihre Gedanken kreisten wie Bienen um ein Stück Selbstgebackenes am Sonntagnachmittag und aus den elektrischen Strömen unzähliger Synapsen, die bis an ihre Belastungsgrenze in ihrem Gehirn arbeiteten, schälte sich immer wieder eine Frage heraus: Was jetzt?

„Es tut mir ja leid“, sagte Flottenkapitänin Devereaux, ohne von dem kleinen Tablettcomputer, ihrem Pad, hochzusehen, „dass ich Ihnen keine bessere Nachricht überbringen kann. Aber das kam erst gestern vom Hauptquartier der Flotte. Eine direkte Anweisung von Admirälin LeMemir-Zonkalmenn.“

Gunnafír, dachte Betulius, bestimmt eine Gunnafíri. Es gab drei große Leidenschaften, die man den Gunnafír nachsagte, nämlich erstens, keinerlei Leidenschaft zu haben, zweitens, eine unglaublich bürokratische Mentalität und drittens – was eine Folge von zweitens war – den Hang dazu, selbst einfache Dinge zu verkomplizieren. Dazu gehörte zum Beispiel die Tendenz, Familiennamen von Ehepartnern nach Hochzeiten zusammenzustückeln, anstatt wie im Rest der Galaxis, sich entweder für einen Namen für beide zu entscheiden, die Namen einfach zu behalten oder beim lokalen Priester des Heiligen und Allerprächtigsten Lunsch vorbeizuschauen, um das Orakel nach einem neuen Namen zu befragen, um dann den Rest des Lebens „Tulpenstengel“ zu heißen. Nein, sowas machten Gunnafíri nicht. Sie rammten jeden noch so langen Nachnamen mit einem anderen zusammen, worauf in der Regel ein linguistischer Tausendfüßler das Licht des Universums erblickte. Und dann stellten die jungen Paare beim ersten Behördengang – und davon gab es bei den Gunnafír sehr viele – fest, dass das neu entstandene Wortungetüm in kein Formular passte. Doch da war es längst zu spät.

Felicia ließ den Namen der Admirälin langsam, wie auslaufendes Öl durch ihre Gedanken gleiten. Innerlich drückte sie jedem einzelnen Buchstaben, der es wagte, am Namen dieser impertinenten Person beteiligt zu sein, ihre tiefste Verachtung aus, doch äußerlich bewahrte sie die Ruhe.

„Wie stellt sich die Admiralität das vor?“, fragte sie. „Wir sollen die EUROPE der Öffentlichkeit vorstellen und auf Jungfernflug gehen. Aber wesentliche Stellen sind unbesetzt. Das funktioniert so nicht.“

„Ja“, bestätigte Devereaux. „In etwas mehr als einem Jahr soll das neue Schiff der HOOD-Klasse seinen Dienst aufnehmen…“

„Ach!“, entfuhr es Betulius. „Der fliegende Backstein!“

„Backstein oder nicht, es ist das größte Schiff, das die Flotte je konstruiert hat…“

„Das brauchen Sie mir nicht erzählen, ich war dabei, als Enquis diese Monstrosität den Admirälen vorgeführt hat. Und es ist nicht nur das größte, sondern auch das kostspieligste Schiff!“

„Ja, und so ein großes Schiff braucht mehrere tausend Mann Besatzung. Die Flotte ist gerade dabei, diese auszubilden, beziehungsweise schon ausgebildete abzuziehen.“

„Was für ein Irrsinn“, seufzte Betulius. „Ich frage mich, was für Koryphäen wir in der Flottenführung haben.“

Vor ihrem geistigen Auge entstand ein merkwürdiges Bild wie Agenten der Raumflotte mit gezückter Waffe in eine Metzgerei stürmen und die zufällig anwesende Verkäuferin entführen. Mit einem chloroformgetränkten Wattebausch, wie in diesen alten Filmen von der Erde. Und sie wacht auf in einer Admiralsuniform am Tisch der Führungsebene und wird unter Androhung von Gewalt dazu gezwungen, Entscheidungen getroffen. Felicia fand den Gedanken amüsant. Sie kicherte leise.

„Fleet Captain“, kam eine Durchsage über den Bordfunk des Pendelschiffs, in dem sich die beiden befanden, „wir nähern uns der Raumstation TEREKAWE. Andocken in siebzehn Minuten.“

Betulius stand von ihrem Sitz auf. Sie blickte aus den Seitenfenstern des Shuttles. Die Raumstation war schon zu sehen. Sie sah aus wie ein großer Zylinder, der einen grün-blauen Planeten umkreiste.

„Waren Sie schon mal auf Vindelis?“, fragte Devereaux, offenbar um das Thema zu wechseln. „Oder auf der TEREKAWE?“

„Weder noch“, musste Felicia zugeben. „Ich würde ja fragen, wie es mit Ihnen aussieht, aber das wäre wohl irgendwie doof.“

Devereaux war die persönliche Adjutantin von Admiral Bareo, der die Befehlsgewalt über die TEREKAWE innehatte. Natürlich war sie schon mal auf der Station gewesen. Und auf dem Planeten sicherlich auch.

„Na ja… zwangsläufig… ich… also…“, wurde von Devereaux ein Satz zusammengestellt, dem wesentliche Bestandteile sowie ein tieferer Sinn fehlten. „Netter Planet, viel Handwerk. Bekannt für seine Marionettenbauer. Die Station… ja… seit fünf Jahren in Betrieb und unter dem Kommando von Admiral Bareo…“

„Was ist Bareo für ein Mensch?“, wollte Felicia plötzlich wissen. „Schwer zu durchschauen“, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen. „Seine große Stärke. Und er hat es geschafft, diese Konferenz auf die Beine zu stellen. Wir erwarten hohen Besuch. Captain J. C. Zirmátt. Und Commander Gauthier Koenig wird sich die Ehre geben, die Konferenz zu eröffnen und ein paar Vorträge zu halten…“

„Der soll Geburtstag haben während der Konferenz, habe ich gehört“, warf Felicia ein.

„Außerdem wird der Botschafter Zippan erwartet“, fuhr Devereaux fort, ohne auf den Einwurf einzugehen. „Sicher werden noch ein paar Verträge unterschrieben werden. Dann werden wir noch viele solche Konferenzen sehen.“

Das Shuttle näherte sich der Außenhülle der Raumstation. Ein Tor ging auf und gab den Weg frei in eine große Andockbucht.

Commander Franek stand im Gang vor der Schleuse zur Andockbucht und wartete. Er war hierher bestellt worden und jetzt wartete er.

„Das Shuttle COBALT DREAM hat soeben angedockt“, sagte eine Stimme über die Lautsprecher. „Bitte halten Sie die Schleusen für aussteigende Passagiere frei.“

COBALT DREAM, dachte Franek und fuhr sich mit der Hand durch seinen Bart. Komischer Name für ein Shuttle.

Er ahnte nicht, dass der Name auf ein Missverständnis zurückging. Als es darum ging, die Namen der Shuttle für die Station TEREKAWE zu bestimmen, kam ein Kommandooffizier, der aus Deutschland stammte, auf die Idee, eines der Shuttle „Koboldtraum“ zu nennen. Das war zwar etwas merkwürdig aber immerhin nichts allzu Alltägliches. Dann ging es darum, den Namen einzureichen. Bei der Prozedur verstand der Computer allerdings nicht, dass der Name noch komplett übersetzt hätte werden müssen – der korrekte Name für das Shuttle wäre demnach „Leprechaun Dream“ gewesen. Stattdessen nahm der Computer das auf, was er verstand: „Kobalt Traum“, was dann in COBALT DREAM übertragen wurde. Und so hatte die TEREKAWE nun ein Shuttle, das nach einem dem Nickel ähnlichen, glänzenden, magnetischen Metall benannt war.