Raumschiff Österreich - Fritz Rabensteiner - E-Book

Raumschiff Österreich E-Book

Fritz Rabensteiner

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Beschreibung

Dieses Buch ist die Fortsetzung von "Die Hofnarren der Republik". Die Narren sind nach wie vor unter uns, weshalb sich das Corona-Virus noch immer nicht verabschiedet hat. Um dies zu erreichen, müssten sich nämlich mehr Menschen impfen lassen. Viel mehr. Doch das ist aussichtslos. Selbst Gratisschnitzel und Geldprämien würden daran nichts ändern. Die Welt ist unübersichtlich geworden. Für große Teile der Gesellschaft ist sie mittlerweile zu komplex. Klimawandel. Globalisierung. Digitalisierung. Flüchtlingskrise. Pandemie. Fake News. Und beim Impfen implantieren sie uns jetzt auch noch einen Chip, mit dem Bill Gates unser Leben kontrolliert. Derart vielschichtige Probleme erfordern umfassende Maßnahmen, die oft nicht leicht zu verstehen sind. Aber anstatt auf verstärkte Aufklärung zu setzen, beschränken sich rechte Populisten lieber auf Schlagworte und verkürzte Darstellungen. Mit möglichst wenig Buchstaben, damit die Botschaft auf das Wahlplakat passt. Nicht zuletzt deshalb haben viele Menschen den Anschluss verloren und können oder wollen ihn auch nicht mehr finden. Damit werden wir leben müssen.

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Seitenzahl: 181

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Raumschiff

Österreich

Die schwarzen Löcher der Politik

Von Fritz Rabensteiner

Inhalt

Prolog 5

Raumschiff Österreich 6

Bauernschnapser 10

Der Kandidat 15

Große Söhne 21

Korruptionsbegehren 25

Unter Strom 32

Der Tiger von Ybbsitz 41

Es ist Liebe 44

Warme Luft 52

Dritte von links 55

Sommergespräch 60

Apportieren mit Kurz 66

Der Mann mit der Maske 69

Wir gratulieren! 74

Der Leistungsträger 80

Pilzgericht 84

Der Pimmel 85

Ist Werner ein Lulu? 87

Der Exorzist 90

Unter Verdacht 92

Halali 99

Der Abgang 104

Ibiza-Ausschuss 108

Olympischer Gedanke 117

Schwarzer Afghane 124

America First 141

Von Böcken und Sünden 148

Golden Boys 151

König Fußball 158

Die reine Wahrheit 164

Alarmstufe Rot 169

Die Rosen von Reichenau 185

Parteitag der Toten 189

Ho, ho, ho 191

Fich 197

Der Bär an sich 199

Saubermänner – Sauberfrauen 202

Der blaue Antikörper 207

Pamela und Hans Peter 212

Taschengeld

Unter Strom

Beim EU-Verkehrsministerinnen-Rat stand auf Initiative von Leonore Gewessler (Grüne) ein künftiges Zulassungsverbot von Pkw mit Verbrennungsmotoren auf der Tagesordnung. Zwei Tage zuvor trafen 18 Interessenvertretungen und Auto-Lobbyisten Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), darunter auch der ÖAMTC.

Dieser machte sich für den Verbrennungsmotor stark. Nach dem Termin erklärte der Automobil-club, Kurz habe bekräftigt, dass ein “Verbot des Verbrennungsmotors nicht zur Diskussion” stehe. Zuvor hatte es in einer Aussendung vom ÖAMTC geheißen, Österreich müsse für das “Erreichen der Klimaziele eintreten”. Das Kanzleramt selbst bekräftigte gegenüber der APA, das Ziel seien “Elektromobilität ohne Atomstrom und Motoren mit synthetischen CO2-neutralen Treibstoffen”. “Wir stehen für die ambitionierten Klimaziele der EU. Am Weg zur Klimaneutralität ist nicht der Motor ist ent-scheidend, sondern der Treibstoff”, so das Kanzleramt. Ähnlich hatte sich im Vorfeld der ÖAMTC geäußert. Man freue sich nach dem Termin über den “offenen und konstruktiven Austausch”. Das Treffen der Verbrennungs-motorenvertreter mit Kurz rief auch Klima-schützer auf den Plan. WWF und Global 2000 forderten ebenfalls einen Termin mit dem Regierungschef. “Mit irreführenden Begriffen wie ‘Technologieoffenheit’ versuchen die Lobbyisten, den Menschen Sand in die Augen zu streuen”, kritisierten sie.

“Der Verbrennungsmotor ist ein Fall für die Geschichtsbücher. Benzin- und Dieselfahrzeuge schaden der Umwelt und unserer Gesundheit. Daher muss die Politik einen Fahrplan für den raschen Ausstieg aus Verbrennern vorlegen, um eine saubere, klimaschonende und wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft zu ermöglichen”, erklärten Karl Schellmann vom WWF und Johannes Wahlmüller von Global 2000 am Dienstag in einer Aussendung.

Im Nationalratswahlkampf 2019 hatte die ÖVP auf Wasserstoff als alternativen Treibstoff gesetzt. Der Termin bei Kurz von ÖAMTC und Co. Hing mit einem offenen Brief der Interessensvertreter zusammen. Darin forderten sie Kurz auf, “dem von Klimaministerin Leonore Gewessler auf EU-Ebene forcierten Zulassungsverbot für Verbren-nungsmotoren entschieden entgegenzutreten”. Auch Investor Siegfried Wolf und KTM-Chef Stefan Pierer, der auch Kurz-Großspender ist, setzten sich für den Fortbestand des Verbren-nungsmotors ein. Im ZackZack-Gespräch zeigte sich Greenpeace-Verkehrsexpertin Klara Schenk verwundert über Kurz, der sich mit Auto-lobbyisten trifft und “dann einfach anschließend politische Entscheidungen in solch Dimensionen fallen – ohne dafür Expertinnen und Experten einzuladen und zu befragen”. Die “Offenheit”, von der Kurz spreche, halte nach Schenks Beo-bachtungen überhaupt nicht.

“Selbst die großen Player sagen, E-Mobilität ist die Zukunft, wenn es um die internationale Automobil-Industrie geht”. Schenk verwies dabei auf den deutschen Volkswagen-Konzern, der bereits bei seiner Hauptmarke VW, aber auch für Audi angekündigt hatte, keine neuen Verbrennungsmotoren mehr zu entwickeln.

Während die Treibhausgas-Emissionen seit 1990 EU-weit um fast ein Viertel gesunken sind, sind die Emissionen in Österreich in diesem Zeitraum sogar um rund zwei Prozent angestiegen. Der Verkehr sei laut Klara Schenk dabei das größte Sorgenkind der Klimapolitik Österreichs und für rund ein Drittel der heimischen Emissionen verantwortlich. Die Abhängigkeit vom motori-sierten Verkehr in Österreich würde sich laut Schenk auch in der Energiebilanz deutlich widerspiegeln. Gerade hier müsse auch die Effizienz von Antriebstechnologien zentral im Blick behalten werden. Die E-Mobilität sei – wenn es um motorisierten Individualverkehr gehe – laut Schenk eindeutig im Vorteil. Eine Studie des Wuppertal Instituts verglich im Auftrag von Greenpeace kürzlich das Potential von syn-thetischen Treibstoffen. Das Fazit: die Effizienz der alternativen Treibstoffe werde nicht an einen elektrischen Antrieb von E-Autos herankommen. “Das E-Auto ist mindestens doppelt so effizient wie alle anderen alternativen Antriebsformen”, so Schenk gegenüber ZackZack.  Es brauche ein fixes Ausstiegsdatum für den Verbrennungs-motor. Schenk erklärt: “Wollen wir unsere Klimaziele erreichen, muss dieses 2028 lauten.” Technologiedebatten seien überholte Schein-debatten. “Natürlich gilt in Sachen Klimaschutz und Verkehr aber immer: wir müssen endlich die Abhängigkeit vom Auto reduzieren und den Menschen vermehrt die Möglichkeit geben, auf klimafreundliche und wirklich effiziente Fort-bewegungsmittel wie Öffis, Rad und sichere Fußwege in der kurzen Strecke umzusteigen”, führt Schenk fort. Eine aktuelle Studie des Forschungsinstituts “Fraunhofer Austria” hat gemeinsam mit der TU Wien und der “Smart Mobility Power GmbH” unter anderem das Beschäftigungspotential der E-Mobilität unter die Lupe genommen. Die Studie wurde aus Mitteln des Klimaschutzministeriums (BMK) erstellt und zeigt, dass die E-Mobilitätswirtschaft ein enormer Faktor für Wirtschaft und Arbeitsmarkt ist und gerade angesichts der schwierigen wirtschaft-lichen Lage enorme Chancen für die heimische Automobilindustrie mit ihrem Exportanteil von 86 Prozent eröffnen könne: Statt derzeit 34.400 direkt in der Automobil-Herstellung Beschäf-tigten könnten es 2030 laut BMK knapp 42.000 Personen sein. Das ist ein Beschäftigungsplus von rund 7.300 konkreten Arbeitsplätzen allein in der Automobilbranche. Österreich galt in der Ver-gangenheit führend bei der Entwicklung von Dieselmotoren. Die heimische Zulieferindustrie ist stark von den deutschen Autoherstellern ab-hängig – die jetzt von der Verbrennungsmotoren-Herstellung abspringen wollen. Österreich würde demnach im internationalen Wettbewerb stark zurückfallen, wenn es an alten Technologien festhält. Deutschlands Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatte heuer im März ein Ende des fossilen Verbrenners bis 2035 in Aussicht gestellt. Laut dem deutschen Auto-Experten Ferdinand Dudenhöffer haben auch Autoländer wie Japan, Großbritannien, Frankreich, Spanien oder Kana-da bereits Enddaten zwischen 2030 und 2040 für die Verbrennungstechnologie festgelegt.

Wöginger: „Des is oba jetzt net eicher Ernst, oder? Is des überhaupt mit uns abg’sprochen? Es kennts do net afoch alanig vorpreschen. Des is a gonz schlechter Stil. So wor des net ausg’mocht.“

Maurer: „Wovon redest du eigentlich?“

Wöginger: „Dass ab 2030 nur mehr E-Autos zuag’lossen wern.“

Maurer: „Ah des. Do brauch ma eich sicher net um Erlaubnis frogn. Des is a Gebot der Stunde. Wir san eh schon vü zu spät dran. Schau noch Deutschland, was da los is. Und bei uns wors a heftig.“

Hanger: „Die Elli sogt, ihr Grünen hobts Hallein überschwemmt.“

Wöginger: „Du redst nur, waunst g’frogt bist. Liebe Sigi, wo soll denn der zusätzliche Strom fiar die Autos herkumma? Von die depperten Windradl? Wind is unzuverlässig und deshoib ungeeignet. So vü Strom hamma net. I sog da ans: Waun a jeder gleichzeitig sei Auto auflodn wü, daun gengan überall die Liachter aus.“

Hanger: „Kennts ihr den schon? Wos mocht a Eisbär in an Kühlschrank? Er schaut si an Heimatfilm an.”

Wöginger: „Wos hob i vorher g’sogt?“

Hanger: „Die Elli sogt, wegen dem Lithiumabbau in Südamerika verrecken reihenweis’ die Lamas. Und erst die ormen Kinder in die Kobaltminen im Kongo. Des bricht ma des Herz.“

Wöginger: „Herst du schlecht? A Ruah is jetzt.“

Gewessler: „Sigi, schau einmal, ob wir in Schön-brunn die Patenschaft für ein Lama übernehmen können. Und das mit der Kinderarbeit im Kongo ist natürlich ein bisserl blöd, andererseits ver-dienen die als Minenarbeiter wahrscheinlich gut. Die Verbrennungsmotoren müssen jedenfalls schleunigst weg.“

Wöginger: „Die Akten fiar den nächsten U-Ausschuss liefern ma eich daun mit an Lasten-fahrradl.“

Maurer: „Länger ois jetzt kauns dann a net dauern.“

Wöginger: „Auf wöchana Seitn stehst du eigentlich? Die neiche Infrastruktur is in der kurzen Zeit net zum Schaffen. Wie stellst da des vor? Zigtausende Ladestationen. Quasi an jeder Hauseckn. Niemals. Vü zu aufwändig. Und net a jeder hot a Garage. Außerdem dauert des Aufladen vü zu lang. Do stehst a poa Stund. Pensionisten wern si ka E-Auto kaufen, sovü Lebenszeit ham die nimma. Außerdem setzen wir auf Wasserstoff. Des hot der Sebastian schon so entschieden.“

Hanger: „Da Chuck Norris lodt sei E-Auto in zwa Minuten auf. Mit an Pullover und an Luftballon.“

Wöginger: „Hoit endlich dei….“

Gewessler: „Die Ladezeiten werden immer kürzer. Dieses Problem werden wir bald gelöst haben.“

Wöginger: „I leg da jetzt glei ane……..….Ent-schuldige, jetzt hob i di mit‘n Hanger verwechselt. Woits eahm vielleicht für euer Fraktion hom? Er warat ablösefrei. Er redt zwor vü Bledsinn, schmutzt oba wenig.“

Maurer: „Miass ma uns glei entscheiden? Er is schon sehr speziell.“

Wöginger: „Vorschlag: I unterstütz eure Klima-ziele, oba dafür moch ma an Deal. An dem Tag, an dem Österreich klimaneutral is, nehmts ihr den Hanger. Daun hamma beide wos davon. Ihr hobts a guate Luft und wir an Fresser weniger. Das Beste aus zwei Welten.“

Maurer: „Einverstanden.“

Hanger: „Sunst no was. Es kennts mi net afoch hin- und herschiaben, wias eich passt. Außerdem seids ihr total spaßbefreit. Oba jetzt amoi ernsthoft. Der Klimawandel hot a Vorteile.“

Gewessler: „Welche?“

Hanger: „Ma findet vü mehr Mammutbabys.“

Der Tiger von Ybbsitz

Ich bin jetzt ein Star. Diesen Satz memorierte Andreas Hanger, während er auf der A1 mit Vollgas Richtung Heimat unterwegs war. Er galt jetzt als heller Stern am türkisenen Nachthimmel. Der James Hunt der ÖVP. Der Stirling Moss der Kanzlerpartei. Der Niki Lauda des Mostviertels. Ob er auch ein Kapperl tragen sollte? Jedenfalls kein rotes. Und es würde seine Frisur zerstören. Also eher nein. Er wusste, dass er sich in seiner jetzigen Situation auch um Merchandising küm-mern musste. Kurz würde nicht ewig Kanzler bleiben und dann wäre er, bei geschickter Selbst-vermarktung als Nachfolger in der Poleposition. Hangman-Muscle Shirts würden sicher gut ankommen. Ein Renner auf jedem Kirtag. Taschenfeitel. Flaschenöffner. Igel als Schlüssel-anhänger. Nussknacker. Daraus folgend Hanger Nussöl. Ob der Name geschützt war? Falls ja, würde er bei Günther Platter intervenieren. Man würde sehen. Der Tacho zeigte 160 km/h. Nichts und niemand würde es wagen ihn zu blitzen. Und falls doch, dann wäre dieser Irrtum der Exekutive rasch aufgeklärt. Die Zivilstreife konnte Hanger allerdings nicht rechtzeitig erkennen, und als sie ihn auf Höhe Melk auf den nächsten Parkplatz rauszogen überlegte er fieberhaft, was Marko Arnautović einst einem Beamten entgegen-geschleudert hatte. Er glaubte sich zu erinnern, dass Arnie kürzlich beim Spiel gegen Nord-mazedonien seinen Gegenspieler mit folgenden Worten beleidigt hatte: „Ich kaufe dein Leben.“ Aber das passte hier und jetzt nicht Als der Beamte schließlich seine Papiere verlangte, fiel es Hanger glücklicherweise wieder ein. Mit dem Brustton der Überzeugung verweigerte er deren Herausgabe: „Ich f*cke deine albanische Mutter.“ Den Rest würde Nehammer für ihn klären. Oder ein Gericht, sofern ihn der Nationalrat, wider Erwarten, ausliefern sollte. Schon nächste Woche würde er im Parlament dafür sorgen, dass Zivilstreifen künftig deutlich als solche zu kennzeichnen seien. Und dass die Ankündigung oder der Vollzug eines Geschlechtsverkehrs mit albanischen Müttern keine Beamtenbeleidigung war, sondern lediglich ein Ausdruck der Freude und Wertschätzung. Insbesondere dann, wenn der Beamte kein gebürtiger Albaner war. Hanger verließ die Autobahn bei Amstetten-West und erreichte über Kematen, Sonntagberg, Böhler-werk und Waidhofen an der Ybbs seine Heimat-gemeinde Ybbsitz. Zu Hause angekommen entledigte er sich seiner Kleidung und ging ins Bad, um sich bettfertig zu machen. Er bürstete alle Haare zu einem rechteckigen Plateau nach oben und nahm mit der Nagelschere kleinere Korrek-turen vor. Wer im Rampenlicht steht, muss auf sein Äußeres achten. Haargel hatte er nicht nötig. Das war eher etwas für Weichlinge. Seine Haare waren wie Borsten.Er hatte schon überlegt, ob es sich dabei um einen genetischen Defekt handeln könnte, der über viele Generationen weiter-gegeben worden war. Früher waren die Winter hart und da konnte es schon vorkommen, dass in entlegenen Dörfern der Genpool ausgedünnt und jeder mit jedem verwandt war. Enger als erlaubt. Sollten ihn seine politischen Gegner doch ruhig einen Igel auf Drogen nennen. Einerlei. Seine Frisur war jetzt sein Markenzeichen. Und er war stolz darauf. Deroesterreichischefriseur.at und Top Hair International hatten bereits wegen Interviews angefragt. Das Baumpflegeportal Gol-dener Schnitt ebenso, aber das dürfte wohl ein Missverständnis gewesen sein. Er zog seinen Bademantel an. Chinesische Seide. Tigerprint-Optik. Maßanfertigung. Hanger trat ans Fenster. Sein Gemächt baumelte im Abendwind, vor ihm lag Ybbsitz. Es hatte, und da stimmte er mit seiner Frau überein, schon wesentlich bessere Zeiten erlebt. Ybbsitz hingegen ging es prächtig.

Es ist Liebe

Der Konflikt zwischen Doskozil und Rendi-Wagner ist so persönlich und scharf geworden, dass ihn wohl nur einer der beiden Beteiligten politisch überstehen kann. Und ich bin nicht sicher, dass ein Landeshauptmann mit absoluter Mehrheit zu „derheben“ ist. Also was genau war die Strategie hier?“Niemand stellte diese Frage. Stattdessen lief das Spiel „Dosko sag was gegen Pam, damit Pam was gegen Dosko sagt, damit…“ Journalisten hatten längst einen Kreis um beide gebildet, feuerten sie an und kommentierten dann kopfschüttelnd, dass der SPÖ nicht mehr zu helfen sei. Aber war der Konflikt zwischen Partei-chefin und Landeshauptmann „persönlich“? War das offene Nein eines Viertels der Delegierten am Parteitag „persönlich“? War die Abwendung von großen Teilen von SPÖ und ÖGB von Rendi-Wagner „persönlich“? Es gibt eine ebenso große wie unpersönliche Frage, die die SPÖ spaltet: Welcher Weg führt die SPÖ zurück an die Macht? Um zwei Antworten haben sich zwei Flügel gebildet. Rendi-Wagner ist das Gesicht des einen Flügels. Ihre Politik zielt auf urbane Wähler. Mit Vorschlägen, die sich nur in Details von den Grünen unterscheiden, wendet sie sich an ein gebildetes Publikum. Sie will „Verantwortung übernehmen“ und in Regierungen zeigen, wie man es besser macht. Sie weiß, dass die Arbeiter schon wieder an der SPÖ vorbei zur FPÖ zurückwandern. Von Einwanderung bis Sicher-heit kennt sie die Fragen der Unzufriedenen und Enttäuschten. Aber sie weiß nicht, was sie ihnen sagen soll. Alle spüren die kulturelle Kluft, die die SPÖ-Chefin von der ehemaligen Basis der Partei trennt. Niemand wird Rendi-Wagner absprechen, dass sie sachlich um wichtige Anliegen kämpft. Als Gesundheitspolitikerin ist sie die Beste, die die SPÖ seit langer Zeit hatte. Wären andere Sach-bereiche ähnlich gut besetzt, hätte es die Partei oft leichter. Es zeugt auch von Charakterstärke und Überzeugung, wenn eine Frau jahrelang Quer-schüsse abprallen lässt und weiter versucht, ihre Partei zu führen. Aber irgendwann stellt sich die Frage, ob das noch einen Sinn hat. SPÖ-Sozial-sprecher Josef Muchitsch von der Gewerkschaft Bau/Holz hatte im Morgenjournal erklärt, wann Rendi-Wagner Spitzenkandidatin der SPÖ wer-den kann: „Wenn niemand anderer bereit ist, das zu machen“. Klarer kann man ein bevorstehendes Ende kaum beschreiben. Der burgenländische Landeshauptmann steht für den zweiten Weg. Er hört den Leuten zu und gibt ihnen einfache Antworten. Seine ersten Sozialreformen im Bur-genland zeigen, dass er um die Menschen kämpft. Im Umgang mit der FPÖ hat er Anleihen bei Kreisky genommen. Wie der alte Meister der SPÖ weiß auch er, dass der Hauptgegner die ÖVP ist. Aber im Gegensatz zu Kreisky bewegt er sich in dem offenen Gebiet, das seine Gegner als „rechten Rand“ denunzieren, nicht souverän. Ein Sozialreformer, der „Sicherheit“ zu seiner Marke macht, hat es nicht nötig, im Fall der Kinder von Moria Härte zu zeigen. Rendi-Wagners Strategie hat kaum Chancen, eine Mehrheit gegen die ÖVP anzuführen. Mit einem Beschluss im Präsidium und dann am Parteitag haben ihre Gegner den Weg zu Sebastian Kurz versperrt. Aber einen eigenen sozialdemokratischen Weg zurück an den Ballhausplatz hat sie niemandem gezeigt. Daher kann ihr auch niemand auf ihrem Weg folgen. Im Gegensatz zu Rendi-Wagner trifft Doskozil in SPÖ und ÖGB auf viele Gleichgesinnte. Sein Weg der Mehrheit der Sicherheit ist für die SPÖ gangbar. Aber Doskozil wartet nicht, bis die Debatte begonnen und den Weg geöffnet hat. Er will die politische Wende in der der SPÖ sofort, weil er befürchtet, dass die SPÖ nicht mehr viel Zeit hat. Wenn Kurz seine schwerste politische Krise übersteht, eine Wahl gewinnt und den nächsten Justizminister bestimmt, kann er der österreichische Orbán werden. Dann sind nicht nur für die SPÖ die Türen zur Macht zu. Im Unterschied zu Rendi-Wagner sind Politiker wie Doskozil für die ÖVP gefährlich. Sie werben um die Wähler, um die auch Kurz und Kickl kämpfen. Wer hier gewinnt, wird Kanzler. Daher richtet sich die türkise Propagandamaschine auf zwei Ziele: auf „Dosko“ und auf das „rote Wien“. Ohne die rechtzeitige Entscheidung über den Weg wird die SPÖ die letzte Chance verspielen. Das treibt Doskozil immer wieder aus der Deckung. Aber statt für den neuen Weg Verbün-dete zu sammeln und die Entscheidung vorzu-bereiten, greift er die wankende Parteichefin an. Der türkise Boulevard begleitet jeden Angriff mit schadenfrohem Gejohle. Rendi-Wagner schlägt zurück, immer ratloser und immer heftiger. Der Rest der Partei ist längst in der Deckung. Der Schluss ist einfach: Die Entscheidung über den Weg der SPÖ muss schnell, ruhig und offen ge-führt werden. Bis zum Ergebnis gibt es keine Personaldebatte. Dann wird über das Personal entschieden, das die SPÖ zum Sieg über die ÖVP führen soll. Wenn diese Entscheidung wieder in „Freundschaft“ vorbereitet wird, könnte Rendi-Wagner eine Schlüsselrolle im neuen Team über-nehmen. Damit wäre auch die Frage von Armin Wolf beantwortet: Das wäre die „Strategie hier“.

Ludwig: „Kennts es zwa Deppen endlich mit der Streiterei aufhören? Des gfreit nur die anderen Parteien und den Boulevard. Wir ham scho mehr Austritte ois die katholische Kirchn. Do hot kana wos davon.“

Doskozil: „I schon. I kaun die Blunzn nämlich net leiden.“

Ludwig: „Oiso Blunzn kaun ma jetzt net so direkt sogn. Urschl vielleicht. Oder Trutscherl.“

Rendi-Wagner: „Einen anderen Ton, meine Herren. Ich muss doch sehr bitten. Trotz aller Differenzen sind wir in der SPÖ immer noch eine Familie. Und wegen mir sind wir ganz knapp an der ÖVP dran. Der Kurz spürt schon meinen heißen Atem.“

Doskozil: „Daun nimm a Pfefferminz-Bonbon, damit er net tot umfallt. Dem Shorty kaunnst du bei der nächsten Wahl von Weitem zuawinken. Aber von unten nach oben. Du glaubst doch net wirklich, dass du mit deiner Politik und deinem Charisma a Chance gegen den host? Der ÖVP kaun gor nix Besseres passieren, ois dass du kann-didierst. Wer soll bei dir a Kreuzerl mochn? Gemmas amoi der Reih noch durch. Bevor a ÖVPler dir sei Stimm gibt, schmeißt er an leeren Zettel eini. Aus den eigenen Reihen host nur mehr Pensionisten und Bobos. Vielleicht kriagst von den Grünen a paar Stimmen, weil die auf die eigene Partei ang‘fressen san. Oba das gleicht bestenfalls den natürlichen Abgang bei den Pensionisten aus. Die NEOS kennan mit dir nix anfangen und bevor a FPÖler Rendi-Wagner an-kreuzt, hängt er sie liaba auf.“

Ludwig: „Warum bist du nur so verbittert?“

Doskozil: „Des kaun i da sogn. Sie losst ka andere Meinung gelten. Ständig korrigiert sie mi. Deshoib hot‘s am Parteitog a nur 74% kriagt.“

Rendi-Wagner: „75%, lieber Hans Peter. 75.“

Doskozil: „Bitte sehr, do hammas. Genau des man i damit.“

Rendi-Wagner: „Was es wiegt, das hat es. Wir müssen da schon korrekt bleiben. Das erwarten die Wählerinnen und Wähler auch von uns.“

Doskozil: „Irrtum, gnä Frau. Die erworten von der SPÖ gaunz was anderes. Soziale Gerech-tigkeit, Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, leist-bares Wohnen, 4-Tage-Woche und so weiter und so furt. Und net die frühere Einbürgerung von Ausländern oder die Gender-Sternderl.“

Ludwig: „Des Gendern geht ma sowas auf die Nerven. Erst unlängst hob i g’sogt, es kennts mi olle…“

Rendi-Wagner: „Über genau diese Schwerpunkt-themen halten wir jeden Montag ein Brain-storming ab. Die Themen werden auch ständig evaluiert. Grosso modo müssen die Erfolge Kreiskys unsere Benchmark sein. Das ist natürlich eine Challenge, aber erst gestern haben wir beim Lunchdate….“

Doskozil: „Brainstorming. Evaluiert. Grosso modo. Benchmark. Challenge. Lunchdate. Waunst des im Wahlkampf so erzählst, daun san des mindestens 100.000 Stimmen.“

Rendi-Wagner: „Glaubst du wirklich, das würde 100.000 Stimmen mehr bringen?“