Willkommen in der Anstalt - Fritz Rabensteiner - E-Book

Willkommen in der Anstalt E-Book

Fritz Rabensteiner

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Beschreibung

Darf man in Zeiten des Ukraine-Krieges und der Corona-Pandemie lachen? Lustig sein? Ja. Selbstverständlich. Man muss sogar. Sie dürfen auch Witze über Putin erzählen, sollten aber dann eher nicht in Russland wohnen. Humor schafft eine gewisse Erleichterung und emotionale Distanz. Wir können Sorgen und Ängste so leichter bewältigen. Wenn sie von einem Balkon im fünften Stock fallen und kurz vor dem Aufprall mit einem Auge an einem Nagel hängen bleiben, dann ist nicht alles schlecht gewesen. Denn selbst aus Schlechtem lässt sich Witziges ziehen. Man muss nur wollen, auch wenn es derzeit schwerfällt. Versuchen sie es dennoch. Es lohnt sich. Humor ist kostbar. Verlieren sie ihn nicht.

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Seitenzahl: 168

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Willkommen           in der Anstalt

Politik aus der Gummizelle

Von Fritz Rabensteiner

Inhalt

Vorwort 5

Körberlgeld 6

Russisches Roulette 14

Cäsarenwahn 18

Palast der Winde 22

Wiener Schnitzel 26

Auf zu neuen Ufern 30

Comeback des Jahres 34

Der Fleck muss weg 42

Karli 49

Der Dings 55

Das Leben spielt mit uns 59

Montag 63

Grünstich 67

Der Krötentunnel 81

Prosit Neujahr 87

Ausschussware 95

Pannonische Impfung 99

Impflotterie 104

Muskelspiele 106

Die Antidemokraten 110

SOKO ÖVP 117

Die besten Köpfe 121

Trennkost 125

Anüsse 131

156.000 Euro 137

Putschi 141

Silberstein 143

Die Vertreibung aus dem Paradies 147

Rosie 152

Afrika 155

Geld stinkt nicht 157

Es ist kompliziert 161

Heizkostenzuschussgutscheinkontrollor 166

Intervention 172

Ich würde es wieder tun 181

Karriere mit Lehre 188

Meisenhäuschen 192

Zammer Lochputz 196

Kunstfehler 198

Rette sich, wer kann! 200

Wir sind in guten Händen 202

Ein hartes Los 204

Salam aleikum 207

Ampelmännchen 211

Funkverkehr 213

Götterdämmerung 216

Speiskort‘n 220

Gute Zeiten 223

Wir müssen reden 227

ZackZack ist ein unabhängiges österreichisches Nachrichtenmagazin und berichtet über Neuigkeiten und Hintergründe aus Politik und Gesellschaft in Österreich und der Welt. Die journalistische Tätigkeit wird im Sinne eines öffentlichen Bildungsauftrags an mündige Bürgerinnen und Bürger verstanden.

ZackZack ist der Medienvielfalt und Unabhängigkeit der Presse in Österreich verpflichtet. Als postideologisches Medium wendet es sich an Rezipientinnen und Rezipienten, die sich für kritische und investigative Berichterstattung über Politik, Medien und die wirtschaftliche Elite des Landes interessieren.Es gibt einen ganz einfachen Grund, warum

ZackZack gegründet wurde. Er heißt „Pressefreiheit“. Das zweite Gründungsmotiv: Gute, verständliche und unabhängige Berichterstattung. Unabhängig vom großen Geld aus Baukonzernen, Immobilienwirtschaft und Glücksspiel. Und von politischen Parteien. Von allen.

Vorwort

Darf man in Zeiten des Ukraine-Krieges und der Corona-Pandemie lachen? Lustig sein? Ja. Selbst-verständlich. Man muss sogar. Sie dürfen auch Witze über Putin erzählen, sollten aber dann eher nicht in Russland wohnen.

„Humor schafft eine gewisse Erleichterung und emotionale Distanz. Wir können Sorgen und Ängste so leichter bewältigen“, sagt die Autorin Eva Ullmann. Das kann ich nur unterstreichen.

Wenn sie von einem Balkon im fünften Stock fallen und kurz vor dem Aufprall mit einem Auge an einem Nagel hängenbleiben, dann ist nicht alles schlecht gewesen.

Denn selbst aus Schlechtem lässt sich Witziges ziehen. Man muss nur wollen, auch wenn es der-zeit schwerfällt. Versuchen sie es dennoch. Es lohnt sich. Humor ist kostbar. Verlieren sie ihn nicht.

Körberlgeld

Bei den Ermittlungen zur ÖVP-Medienkorrup-tionsaffäre könnte es für einige Kurz-Gefährten eng werden. Sechs Stunden wurde Umfrage-unternehmerin Sabine Beinschab von der Wirt-schafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gegrillt. Neben Thomas Schmid, Ex-Kurz-Sprecher Johannes Frischmann, BMF-Kommunikationschef Johannes Pasquali belastet Beinschab vor allem ihre frühere Mentorin: Ex-Familienministerin Sophie Karmasin. Beinschab kam mit brisanten Details, sie will die Kron-zeugenregelung, um glimpflich davonzukommen. Die Ermittler wollten wissen: Welche Art von Vereinbarung zwischen ihr und Karmasin gab es bezüglich der für die ÖVP günstigen Umfragen? Immerhin war Karmasin von 2013 bis 2017 ÖVP-Familienministerin, zuvor hatte sie sich von ihrer Umfragefirma getrennt. Im Geschäft blieb sie trotzdem, wie die Einvernahme zeigte. Beinschab: „Dass sie zu mir gesagt hat (…) also da sind eben quasi Umfragen, die wir machen können in Zukunft, aber ich möchte Vermittlungshonorar dafür bekommen und zwar 20% vom Umsatz.“ Auf Nachfrage der Ermittler bestätigt Beinschab: „Bei jeder einzelnen Beauftragung, ja.“ Die Umfrageunternehmerin ärgert sich, nennt sich selbst einen „Volltrottel“. Sie, Beinschab, habe die Kosten gehabt, den Aufwand und „jetzt wissen Sie, wie viel mir übergeblieben ist.“

Karmasins Anwalt Norbert Wess bestätigt auf ZackZack-Anfrage, dass es das Honorar gegeben hat. Für sich selbst betrachtet sei das strafrechtlich allerdings „nicht relevant“. Es gebe kein Erwerbsverbot für Ministerinnen, „sie müssen nur ihre gesamte Arbeitskraft dem Ministeramt widmen.“ Außerdem habe Karmasin das ja auch in Rechnung gestellt – über die Firma ihres Ehemanns wohlgemerkt. Beinschab behauptet in der Einvernahme auch, von den 20 Prozent seien gerade mal etwa 2 Prozent Beratung und der Rest reines Honorar gewesen. Warum sollte Karmasin an Umfragen verdienen, die sie nicht erstellt hat? Und was hat sie mit dem Auftraggeber, dem ÖVP-geführten Finanzministerium (BMF) zu tun? Nichts, sagt Karmasins Anwalt Wess. Seine Mandantin weise entschieden jeglichen Vorwurf zurück, der behaupte, es habe irgendwelche Abrechnungen für das BMF gegeben. Sie wisse nichts von derlei Beauftragungen.

Liest man die Mails zwischen den ehemaligen Kolleginnen, ergibt sich jedoch ein etwas anderes Bild. Am 11. Jänner 2017, als Karmasin Familienministerin ist, schreibt sie in einer Mail an Beinschab: „Bitte bei nächster Gelegenheit Kopftuch Verbot (Lehrerin (sic!) …. mitnehmen bitte.“ Beinschab antwortet nicht inhaltlich, aber fragt nach einem gewissen Thomas: „Von Thomas schon was gehört wegen nä Wo?“ Karmasin bestätigt: „Mit ihm besprochen und 4 x erinnert, dass er F anrufen soll.“ Thomas steht für Thomas Schmid, F für „Österreich“-Herausgeber Wolfgang Fellner.

Auffällig ist auch, dass es in mehreren von den Ermittlern ausgewerteten Mails um „Freunde“ geht. So steht immerhin in einer Mail von Beinschab an Karmasin: „Nächste Woche kommt Kasseneingang für dich von 3.000 Euro von Freunden.“ Ein anderes Mal schreibt Beinschab: „Für unsere Freunde habe ich diese Wo. Umfrage zu Mindestsicherung gemacht.“ Als Karmasin schon nicht mehr Ministerin ist, wird Beinschab noch deutlicher: „Für unsere Freunde soll eine Umfrage gemacht werden zur Digitalsteuer. Da wollen sie zB Frage, ab wie welchen Umsatz oder Gewinn digitale Unternehmen besteuern werden sollen. Das kann doch die Bevölkerung gar nicht sagen, oder?“ Später führt die türkis-blaue Regierung die Digitalsteuer ein.

Beinschab bestätigte in ihrer Einvernahme, dass bei den Umfragen im Auftrag des Finanzministeriums auch parteipolitische Fragen erhoben wurden. Etwa im Jahr 2019, als es nach der Ibiza-Affäre zum Misstrauensantrag gegen Sebastian Kurz kam. Kanzlersprecher Johannes Frischmann soll Beinschab angewiesen haben, die Umfrage als „Eigenstudie“ zu deklarieren und an die Austrian Presse Agentur zu spielen.

Der wahre Auftraggeber, das Finanzministerium, solle so, laut Beinschab, verschleiert werden. Frischmanns Rechtsanwalt Karl Schön, wies in einer Aussendung „jede strafrechtliche Verantwortung seines Mandanten entschieden zurück.“

Und kaum hat man ein Kapitel fertig geschrieben, überschlagen sich die Ereignisse. Jetzt wurde Ex-Familienministerin Sophie Karmasin im Zuge der ÖVP-Inseratenaffäre festgenommen. Auf 44 Seiten begründen die Ermittler detailliert, warum sie Sophie Karmasin in Haft nehmen ließen. Die ehemalige Mitarbeiterin Karmasins, Sabine Beinschab, soll die Republik geschädigt haben, indem sie zusammen mit dem BMF-Mitarbeiter Johannes Pasquali – Leiter der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit – Scheinaufträge durch-geführt hat. Der Tatverdacht heißt Untreue. Diese Umfragen und Studien dienten laut WKStA “ausschließlich parteipolitische motivierten und für das (partei-)politische Fortkommen von Sebastian Kurz und der Gruppe seiner engsten Vertrauten in der ÖVP Bundespartei.“

Bezahlt wurden die berühmten Beinschab-Stu-dien allerdings mutmaßlich mit Steuergeld, näm-lich mit Mitteln des BMF. Für die Schein-rechnungen soll Pasquali verantwortlich sein. 13 solcher Studien listete die WKStA in ihrer Anordnung auf. Karmasin soll für alle Studien, die Sabine Beinschab offiziell für das BMF durch-führte, eine Vermittlungsprovision erhalten. “BEINSCHAB, MA, MBA und MMag. Dr. KARMASIN hatten vereinbart, dass MMag. Dr. KARMASIN für die Vermittlung der vom BMF bei BEINSCHAB, MA, MBA in Auftrag gegebenen Studien und Umfragen 20 % ihres Umsatzes an MMag. Dr. KARMASIN als ‘Vermittlungshonorar’ abführen musste”, schreibt die WKStA. Veröffentlicht wurden die Studien – unter Mitarbeit von Karmasin – in Wolfgang Fellners Österreich-Mediengruppe. Fellner soll dafür Inseratenaufträge der Regierung erhalten haben, wieder auf Kosten der Steuerzahler. Eingefädelt haben das laut WKStA Fellner, Karmasin und Thomas Schmid. Er und Ex-Kanzler Sebastian Kurz werden beschuldigt, die anderen zur Untreue angestiftet zu haben. Sie werden also als Bestimmungstäter geführt. Als Beitragstäter wird außerdem ÖVP-Chefstratege Stefan Steiner geführt.

Die Brüder Helmut und Wolfgang Fellner werden beschuldigt, Amtsträger der Republik, nämlich Schmid und Pasquali, bestochen zu haben. Wie? Bestechen kann man nicht nur mit Geld, sondern auch mit Vorteilen. Die Fellners sollen Schmid und Pasquali mit positiver Berichterstattung über Sebastian Kurz bestochen haben. Im Gegenzug sollten ihre Medien Regierungsinserate erhalten. Konsequenterweise ermittelt die WKStA also gegen Schmid und Pasquali wegen Bestechlichkeit. Anstifter: Sebastian Kurz. Beitragstäter: Stefan Steiner, Kurz’ Medienbeauftragter Gerald Fleischmann und sein Pressesprecher Johannes Frischmann, Sabine Beinschab und Sophie Karmasin. Das Geld aus den Deals wusch Karmasin laut WKStA, indem sie über die Firma ihre Mannes Scheinrechnungen legte. Der Vorwurf der Ermittler lautet auf Geldwäsche.

Außerdem werden Karmasin Preisabsprachen bei Umfragen vorgeworfen. Beinschab und eine weitere Umfragespezialistin, G., legten laut WKStA Scheinangebote an das Sportministerium. Die lagen – wie zuvor abgesprochen – höher als die Karmasins, sodass sie den Zuschlag bekommen konnte. Gegen die ÖVP-Bundespartei und gegen die Mediengruppe “Österreich” ermittelt die WKStA im Rahmen der Verbandsverantwortung.

Die WKStA erhärtet ihre Vorwürfe durch Zahlungsflüsse “und die detaillierten Aussagen von BEINSCHAB, MA, MBA”. Beinschab hat laut Festnahmeanordnung auch ausführliche Kommunikation, insbesondere E-Mails, vorgelegt, mit denen die Ermittler ihre Vorwürfe untermauern. Warum aber wollte die WKStA, dass Karmasin verhaftet wird? Die Ermittler argumentieren mit Verdunklungsgefahr. Karmasin würde auf freiem Fuß versuchen, “Mitbeschuldigte und Zeugen zu beeinflussen, die Spuren der Tat zu beseitigen oder sonst die Ermittlung der Wahrheit zu erschweren.” Die WKStA hält Karmasin für “Urheberin” und “wesentliche Ideengeberin” des sogenannten “Beinschab-Tools”. Die Tathandlungen sollen bis in den Sommer 2021 reichen. Da Karmasin weiterhin als Meinungsforscherin tätig ist, bestehe Tatbegehungsgefahr.

Dabei sei zur berücksichtigen, “dass die Beschuldigte wie sich aus dem Akt, aber auch aus ihrer früheren Tätigkeit als Ministerin ergibt, ausgezeichnet vernetzt ist und die Abläufe im öffentlichen Bereich und mögliche ‘Schwachstellen’ sehr gut kennt.” Die Ermittler befürchten, dass Karmasin ihren Einfluss nutzen könnte, um “weitere Straftaten” zu begehen.

Nach Verhängung der U-Haft wurde Karmasin in die JVA Wien-Josefstadt überstellt. Dort wurden am Freitag Lachsnudeln mit Brokkoli serviert. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Russisches Roulette

Werbebotschaften, insbesondere im Fernsehen, schwappen heutzutage wie ein Tsunami über uns hinweg. Und die meisten dieser Botschaften sind Müll. Und dieser Müll erzeugt augenblicklich Bilder im Kopf. Es gibt keine Chance, dem zu entrinnen. Man kann ja nicht mit Augenklappen und Ohropax durchs Leben gehen. Doch ich habe Glück. Meine Nervenzellen sind so aufgebaut, dass ich aus dieser Flut von Informationen posi-tive Erlebnisse ziehen kann. Egal, was ich sehe, bei mir verkehrt sich die Botschaft augenblicklich in eine andere. Ich verfange nicht in der Essenz der Mitteilung, sondern sehe sofort eine neue Handlung, die sich nicht um den ursprünglichen Kern der Aussage dreht, sondern Details beleuchtet, die eigentlich gar nicht vorgesehen waren. Ich kann nicht anders, ich bin so gepolt und für die Werbeindustrie der absolute Horror. Ich sehe immer eine Abwandlung der beab-sichtigten Werbebotschaft. Ich tausche auto-matisch die handelnden Personen aus, ich ändere gut in böse und schön in hässlich. Der Neurologe meint, es könnte das Savant-Syndrom sein. Dieses Syndrom oder auch Inselbegabung beschreibt das Phänomen, dass Menschen eine außergewöhn-liche Begabung in einem speziellen Teilbereich besitzen. Meist leiden sie an einer geistigen Behin-derung oder tiefgreifenden Entwicklungsstörung.

Man sieht eine Frau nach Hause fahren. Offenbar vom Einkauf. Der Beifahrersitz ist vollgepackt mit Obst und Gemüse. Mutti wirkt ein wenig ge-stresst. Hinten im Auto nerven die beiden Kinder. Doch dann fällt ihr Blick auf einen kleinen Pinguin, der vom Innenspiegel baumelt und sie hat eine Idee. Sie steigt aus und watschelt wie ein Pinguin ins Haus, die beiden Kinder tun es ihr gleich. So weit, so gut.  Ich sehe Folgendes: Elli Köstinger setzt einer Kuh den Schlachtschuss-apparat an. Schnitt. Karoline Edtstadler kommt mit dem Auto vom Einkauf zurück. Im Kindersitz ist Claudia Plakolm festgeschnallt. Vom Innen-spiegel baumelt ein Schnitzel.

In letzter Zeit informiert mich die Sexologin Ann-Marlene Henning auffallend oft darüber, dass es neben der Vagisan-Feuchtcreme nunmehr auch Vagisan-Zäpfchen gibt, die, und so werden sie von ihr angepriesen, schwupps eingeführt sind und daraufhin ihre segensreiche Wirkung ent-falten. Kurz darauf empfiehlt mir ein älterer Herr das Mittel Neradin, das aus einem schlaffen Männerkörper eine Sexmaschine macht. Und damit nicht genug, empfange ich abschließend die Botschaft einer jungen Frau, dass sich der Stuhl-gang mit Dulcolax wunderbar planen lässt. Falls es schnell gehen müsse, wären deren Zäpfchen die optimale Lösung. Ich sehe Folgendes: Die Familie Putz macht sich bettfertig. Papa Putz hat bereits zum Abendessen eine Handvoll Neradin einge-worfen. Im Spiegelschrank des Badezimmers liegen dreierlei Zäpfchen. Vagisan für vorne, Dulcolax für hinten und das Hämorrhoiden-Zäpfchen von Oma Putz. Auch für hinten. Plötzlich fällt das Licht im XXXLutz aus. Drei Zäpfchen in der Finsternis. Russisches Roulette im Möbelhaus. Zuerst tastet sich Mama Putz ins Badezimmer. Im Dunkeln greift sie irrtümlich nach dem Hämorrhoiden-Zäpfchen und führt es dort ein, wo es laut Beipacktext nicht hingehört. Sie wundert sich anschließend über die be-scheidene Wirkung, das Piksen da unten hat auch nicht aufgehört, will aber keinen Rückzieher machen, weil Papa Putz mittlerweile zur Maschine geworden ist.

Danach tappt Oma Putz ins stockdunkle Bad. Sie ertastet zwei Zäpfchen. Es sind also noch zwei Lose in der Trommel. Ein Vagisan und ein Dulcalox. Im Glauben an einen gerechten Gott wählt sie mit ruhiger Hand und versenkt das Zäpfchen dort, wo niemals die Sonne scheint. Zehn Minuten später kackt sie ins Bett.

Falls das in ihrem Kopf nicht gleich funktioniert, dann verzweifeln sie nicht. Das kann man bis zu einem gewissen Grad auch lernen. Sie müssen sich nur ein wenig zwingen. Am besten gleich heute.

Cäsarenwahn

Es war vorbei. Sebastian Kurz konnte dem Druck der Ermittlungen wegen Falschaussage, Untreue und Bestechlichkeit letztlich nicht mehr stand-halten und erklärte seinen Rücktritt als Bundes-kanzler. Am Ende ging es überraschend schnell. Wenige Tage zuvor hatten Ermittler der Wirt-schafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) nicht nur die Räumlichkeiten der ÖVP-Bundespartei (auch sie ist Beschuldigte), sondern auch des Kanzleramts durchsucht. Die Ermittler begründeten ihre Anordnung mit Beweisen für Inseratenkorruption und frisierte Umfragen, die Kurz genutzt haben soll, um in der ÖVP an die Macht zu kommen. Vizekanzler Werner Kogler hatte sich bereits festgelegt: Kurz sei “nichts amtsfähig”. Die Grünen wollten weiter mit der ÖVP regieren, aber eben nicht mit Kanzler Kurz. Mit seinem Rücktritt kam Kurz einem geplanten Misstrauensvotum im Nationalrat zuvor. Bereits 2019 musste Kurz unfreiwillig aus dem Amt scheiden. Infolge der Ibiza-Affäre versagte ihm der Nationalrat das Vertrauen – zum ersten Mal in der Geschichte der Republik wurde ein Bundeskanzler vom Parlament abgewählt. Nach den folgenden Neuwahlen wurde Kurz abermals Kanzler – diesmal mit Unterstützung der Grünen. Nun war es fürs Erste vorbei. Sebastian Kurz bleibt ein historisches Moment: Er ist der erste Bundeskanzler der Geschichte, der zweimal un-freiwillig abtreten musste. Kurz blieb aber auf der politischen Bühne: Er wurde ÖVP-Klubchef im Parlament. Zum ersten Mal überhaupt nahm Kurz also ein Nationalratsmandat an. Außerdem blieb er ÖVP-Parteichef. Kanzler wurde der bisherige Außenminister Alexander Schallenberg. Er fungierte schon während der Amtszeit Brigitte Bierleins und ihres Expertenkabinetts als Kurz’ “Statthalter” in der Regierung. Auch einige der wichtigsten Getreuen von Sebastian Kurz waren im Kabinett des damaligen Kanzleramtsministers Schallenbergs untergekommen. In seiner ersten Rede als Kanzler betonte Schallenberg, dass er mit dem Altkanzler Sebastian Kurz „selbstver-ständlich“ eng zusammenarbeiten werde. Dieser sei Obmann und Klubchef der stärksten Parla-mentspartei, alles andere wäre demokratie-politisch absurd. Die gegen Kurz erhobenen Vorwürfe wären falsch und er sei überzeugt, dass sich das am Ende auch so herausstellen würde. Bundespräsident Van der Bellen erinnerte Schallenberg und den ebenfalls anwesenden Vize-kanzler Werner Kogler (Grüne) in einer kurzen Ansprache vor der Angelobung an ihre Verant-wortung, die Projekte die Regierung weiterzu-führen, aber auch dafür, das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik wiederherzustellen. Dafür brauche es ernsthafte konzentrierte Arbeit sowie echte Resultate. “Ich meinerseits vertraue darauf, dass es den Koalitionspartnern gelingt, eine tragfähige Basis für eine stabile Regierungs-zusammenarbeit zu schaffen”, so der Bundes-präsident.

Er erinnerte an Herausforderungen, die keinen weiteren Aufschub duldeten. Van der Bellen nannte hier die Corona-Pandemie, Wirtschafts- und Arbeitsmarktthemen, Bildung und Wissen-schaft, Soziales, Österreichs internationale Posi-tion sowie – als “wohl größte Herausforderung unserer Zeit” – die Rettung des Klimas. “Und natürlich brauchen wir ein entsprechendes Bundesbudget”, so der Bundespräsident. Dem neuen Bundeskanzler Schallenberg attestierte Van der Bellen die besten Voraussetzungen für das Amt. Als Spitzendiplomat und bisheriger Außen-minister sei er gewohnt, die gegensätzlichsten Positionen auf einen gemeinsamen, für alle gewinnbringenden Nenner zu bringen. “Ich bin überzeugt, dass Ihnen diese Fähigkeit noch großen Nutzen bringen wird für Ihre Arbeit als neuer Bundeskanzler der Republik Österreich”, sagte er. Und dann kam es doch ganz anders.

Palast der Winde

Das Koalitionsklima hatte sich unter dem stell-vertretenden Bundeskanzlers Alexander Schallen-berg wesentlich gebessert. Sebastian Kurz war nicht mehr persönlich anwesend, sondern wurde aus der Lichtenfelsgasse zugeschaltet, um die Ministerratssitzungen zu moderieren. Diesmal nahm der Dialog nach ein paar Petitessen über Corona rasch Fahrt auf und driftete in Richtung Pflege- und Hygieneprodukte. Dieses Thema wird für Männer immer interessanter. Das geht sogar so weit, dass manche täglich duschen. Die Herren der Schöpfung riechen jetzt gut und schmieren sich Salben ins Gesicht. Das hat auch einen medizinischen Hintergrund.

Bei jedem zweiten Patienten mit COVID-19 ist die Geruchswahrnehmung beeinträchtigt – bis hin zur kompletten Anosmie. Empfohlen wird ein Riechtraining mit stark riechenden Substanzen, um die Erholung des olfaktorischen Systems zu fördern. Aber auch prophylaktisch sollte man sich einem regelmäßigen Geruchstest unterziehen. Darüber hinaus empfiehlt die WHO, bei Politikern mit Riechstörung zunächst abzuklären, ob nicht andere neurologische Schäden vorliegen.

Schallenberg: „Hier riecht es nach faulen Eiern.“

Kogler: „Ich war das nicht. Rexona lässt mich nicht im Stich.“ (Unilever)

Faßmann: „Riecht mal an mir. Das ist der Axe-Effekt.“ (Unilever)

Wöginger: „Oh ja, herrlich. Der Duft des Mannes.“ (Tabac - Märer & Wirtz)

Kogler: „In unserem Job ist das extrem wichtig. Das gute Gefühl, ganz sicher zu sein.“ (Tampona - Johnson & Johnson)

Schallenberg: „Dieses Gefühl liebe ich auch. Da fühlt man sich sauber, wie frisch gewaschen.“ (Hakle Feucht)

Mückstein: „Da geht man gerne arbeiten. Always trocken. Always sauber. Und mit Sicherheit ein gutes Gefühl.“ (Procter & Gamble)

Blümel: „Schon am Morgen könnte ich Bäume ausreißen. Mit der wilden Frische von Limonen.“ (Fa - Henkel)

Maurer: „Ich mach das kurz und bündig. Mein Bac, mein Tag.“ (Henkel)

Nehammer: „Mein Bac, dein Bac - Bac ist für uns alle da!“

Kurz: „Ich verwende seit Jahren eine Nacht-creme. Damit junge Haut länger jung bleibt.“ (Oil of Olaz)

Schallenberg: „Sehr vernünftig. Weil Gesundheit auch Hautsache ist.“ (Vichy - L’Oréal)

Kocher: „Ich weiß nicht, das ist mir alles ein bisschen zu feminin. Männer nehmen Pitralon.“ (Labori)

Faßmann: „Ich bin da vorsichtig. Mit diesem Duft kann dir alles passieren.“ (Gammon - Beiersdorf)

Blümel: „Ich will nicht nur gut riechen. Auch meine Haare sind mir sehr wichtig. Crisan ist sauteuer. Aber es wirkt.“ (Wella)

Köstinger: „Heute freue ich mich auf den Feier-abend. Hinein ins Nass mit Badedas.“ (Unilever)

Schramböck: „Da ist mir zu viel Chemie drinnen. Irgendwie riecht es komisch. An meine Haut lasse ich nur Wasser und CD.“ (Li & Fung)

Edtstadler: „Da könnt ihr sagen, was ihr wollt: Fa-Mädchen sind die frischesten Mädchen.“ (Henkel)

Raab: „Also ich weiß nicht. Ich bekomme davon immer eine trockene Haut. Ich fühl‘ mich schön mit Jade.“ (Maybelline)

Gewessler: „Ich vertraue gerne auf das Urteil von Promis. Neun von zehn Filmstars nehmen Lux.“ (Unilever)

Zadić: „Mir ist das zu kompliziert. Wie gut, dass es Nivea gibt.“ (Nivea)

Tanner: „Wozu das alles? Sauberer wird’s nicht.“ (Kärcher)

Wiener Schnitzel

Viele von Ihnen werden sich an die Fernsehserie „Dallas“ erinnern. Und seien Sie jetzt ehrlich zu sich selbst. Sie haben die Familie Ewing geliebt. Geben Sie es doch einfach zu. Bei mir hat „Dallas“ eine Gedankenassoziation verankert, also eine intuitive, nicht auf stringenter Logik basierende Verknüpfung von Gedanken. Es gab da eine legendäre Szene. J.R. kommt über die breite Treppe herab ins Wohnzimmer, die dort versammelten Familienmitglieder sehen ihn erwartungsvoll an und er sagt: „Sue Ellen trinkt wieder.“ Und genau diese Szene fällt mir immer dann ein, wenn Elisabeth Köstinger ans Redner-pult tritt. Ich habe keine Ahnung, warum.

Schramböck: „Do homma echt no amoi Glück g’hobt. Glaubst, derf i beim Xandl Ministerin bleiben?“

Köstinger: „Oba sicher. Die Familie is immer fiar di do.“

Raab: „Fiar di bestimmt. Bei uns schauts net so guat aus. I kenntat nimmer von an normalen Gehalt leben. Du glaubst gar net, wie teuer olles is. Oba des kaunst du jo net wissen. Bei Madame Köstinger spielt Geld ka Rolle. Die reinste Ver-schwendung.“

Köstinger: „Wie manst des jetzt?“

Raab: „Host du in der Bauernzeitung um 65.000 Euro inseriert? Jo oder na? Wos woarn denn des fiar Inserate? Doppelseitig? Küken-Shreddern leicht gemacht?“