Rechtsextremismus. Eine Einführung in den Forschungsstand - Dierk Borstel - E-Book

Rechtsextremismus. Eine Einführung in den Forschungsstand E-Book

Dierk Borstel

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Beschreibung

Fachbuch aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Didaktik - Politik, politische Bildung, , Veranstaltung: Politikwissenschaft, Sprache: Deutsch, Abstract: Es gibt in Deutschland weder eine allgemein akzeptierte Theorie des Rechtsextremismus noch eine eigenständige Rechtsextremismusforschung. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Themenfeld ist mit Ausnahmen der Fachhochschule Düsseldorf und der Forschungsstelle Rechtsextremismus der Universität Greifswald in Deutschland akademisch nicht institutionalisiert. Dennoch füllen Publikationen zum Thema ganze Bibliotheken. Ursache dafür ist die Tatsache, dass der Forschungsgegenstand Autoren unterschiedlicher Disziplinen, besonders jedoch der Politikwissenschaft, Soziologie, Zeitgeschichte und Pädagogik immer wieder neu inspiriert hat. Dieses Buch dient der Systematisierung des Forschungsstandes. Es soll Übersicht in die schiere Unübersichtlichkeit bringen und somit besonders interessierten Studenten oder Nicht-Experten mit dem wissenschaftlichen Wissen zum Rechtsextremismus vertraut machen. Dabei wird der Forschungsstand bis zum Frühjahr 2011 aufgearbeitet. Die Fülle des Materials verbietet jedoch einen Anspruch auf Vollständigkeit der Literatur. Ziel der Arbeit ist es, eine Orientierung in die geläufigen Forschungsrichtungen und eine Übersicht über zentrale Erkenntnisse zu vermitteln. Das Buch schließt mit zusammenfassenden Thesen zum Forschungsstand sowie Hinweisen auf Forschungslücken.

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Inhaltsverzeichnis

 

Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Definitionen

III. Geschichte der wissenschaftlichen Arbeiten

IV. Wissenschaftliche Zugänge

IV.1  Politikwissenschaftlicher Zugang

IV.2  Soziologische Zugänge

IV.3  Juristische und kriminologische Zugänge

IV.4  Psychologische Zugänge

IV.5  Gender orientierte Ansätze

IV.6  Pädagogische Zugänge

V. Zusammenfassende Thesen

VI.  Literaturverzeichnis

 

I. Einleitung

 

Es gibt in Deutschland weder eine allgemein akzeptierte Theorie des Rechtsextremismus noch eine eigenständige Rechtsextremismusforschung[1], beklagt Stöss.[2] Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung  mit dem Themenfeld ist mit Ausnahmen der Fachhochschule Düsseldorf und der Forschungsstelle Rechtsextremismus der Universität Greifswald in Deutschland akademisch nicht institutionalisiert. Dennoch füllen Publikationen zum Thema ganze Bibliotheken.[3] Ursache dafür ist die Tatsache, dass der Forschungsgegenstand Autoren unterschiedlicher Disziplinen, besonders jedoch der Politikwissenschaft, Soziologie, Zeitgeschichte und Pädagogik immer wieder neu inspiriert hat. Dieses Buch dient der Systematisierung des Forschungsstandes. Es soll Übersicht in die schiere Unübersichtlichkeit bringen und somit besonders interessierten Studenten oder Nicht-Experten mit dem wissenschaftlichen Wissen zum Rechtsextremismus vertraut machen. Dabei wird der Forschungsstand bis zum Frühjahr 2011 aufgearbeitet. Die Fülle des Materials verbietet jedoch einen Anspruch auf Vollständigkeit der Literatur. Ziel der Arbeit ist es, eine Orientierung in die geläufigen Forschungsrichtungen und eine Übersicht über zentrale Erkenntnisse zu vermitteln. Einschränkend sei auch erwähnt, dass internationale Literatur zwar Erwähnung findet; der deutsche Forschungsstand jedoch vorrangig in den Blick genommen wird.

 

Das Buch beginnt nach einer Einführung in zentrale Definitionsversuche mit einem Überblick zur Geschichte der Forschungen zum Rechtsextremismus. Dem schließt sich eine Darstellung bestehender Ansätze und Ergebnisse sowohl der ost- als auch der westdeutschen bzw. ab 1989 der gesamtdeutschen Forschung an, die anschließend thesenartig zusammengefasst werden. Dieses Kernkapitel ist in sich unterteilt in verschiedene Zugänge der Forschungen. So werden sowohl verschiedene Richtungen der Politikwissenschaft wie auch der Soziologie, Pädagogik, Soziologie, Genderforschung wie der Kriminologie behandelt.

 

II. Definitionen

 

Die Forschungen zum Rechtsextremismus sind nicht nur in sich pluralistisch, sondern basieren auch auf sehr verschiedenen Grundverständnissen von dem, was Rechtsextremismus sei. Das erschwert häufig den Vergleich von Forschungsergebnissen und irritiert besonders den Nicht-Experten. Dieses Kapitel soll deshalb einerseits verschiedene Verständnisweisen dessen, was unter Rechtsextremismus verstanden wird, darstellen und andererseits auch das Verständnis des Autors darstellen, da nur so folgende Kommentierungen und Einordnungen von wissenschaftlichen Erkenntnissen deutlich werden können.

 

Rechtsextremismus

 

Es gibt in der deutschen Forschungslandschaft keine allgemein akzeptierte Definition des Rechtsextremismus.[4] Vielmehr stehen sich verschiedene Ansätze z. T. konträr und unvereinbar gegenüber. Armin Pfahl-Traughber artikuliert die daraus resultierenden Probleme deutlich:

 

„Die inflationäre Verwendung des Begriffs Rechtsextremismus bildet nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch in der Politikwissenschaft einen eigentümlichen Kontrast zu seiner mangelnden theoretischen Reflektiertheit. Allgemein herrscht eine Begriffskonfusion vor, die noch durch die Verwendung anderer Bezeichnungen erhöht wird.“[5]

 

Ihm assistiert Butterwegge, der sogar meint,

 

„über kaum ein gesellschaftliches Problem gibt es ähnlich viele, sich meist eklatant widersprechende Theorien bzw. Theorieversatzstücke wie über den Rechtsextremismus.“[6]

 

Somit ist  an dieser Stelle eine Entwicklung und exakte Darstellung der verwandten Begriffe genauso unumgänglich, wie eine Abgrenzung zu alternativen Begriffsoptionen bzw. Verwendungs- und Verständnisformen.

 

Ein weit verbreitetes Verständnis des Rechtsextremismus geht von der sogenannten Extremismusforschung aus.  In dem Band „Politischer Extremismus in der Bundesrepublik Deutschland“ unternehmen die Autoren Jesse und Backes den Versuch, einen eigenen Zweig der Politikwissenschaft, nämlich eine „Extremismusforschung“[7] zu etablieren. Sie gehören zu den prominentesten Köpfen einer bedeutenden Forschungsrichtung zu allen Fragen des Rechtsextremismus. Zwar sehen sich beide Autoren in der Rolle von „Stiefkindern“ [8] der Politikwissenschaft;  das eigene Jahrbuch,[9] eine Schriftenreihe,[10] eine universitäre und universitätsnahe Anbindung, [11] zahlreiche Schüler[12] und Dissertationen im Umfeld zeugen jedoch von der Bedeutung dieser Richtung. Besonders aber liegt der Arbeit der Staatschutz- und Verfassungsschutzämter die Extremismustheorie zu Grunde, woraus sie weitgehende Deutungshoheit im öffentlichen Diskurs gewinnt. Was ist somit unter Extremismus bzw. Rechtsextremismus zu verstehen?

 

Extremismus ist nach Ansicht der Extremismusforschung der „Gegenbegriff zum demokratischen Verfassungsstaat“[13] und damit ein Oberbegriff für die Phänomene Rechts- und Linksextremismus, Terrorismus sowie einen „politisch-religiös ausgerichteten Fundamentalismus“[14]. Extremistisch seien jene Bestrebungen, die in Opposition zum demokratischen Verfassungsstaat stehen. Jesse schreibt über den demokratischen Verfassungsstaat:

 

„Er fußt auf zwei Bestandteilen, der demokratischen und der konstitutionellen Komponente. Mit der demokratischen sind die Anerkennung des Prinzips der Volkssouveränität und das Ethos fundamentaler Menschengleichheit gemeint. Die konstitutionelle stellt insbesondere auf die Geltung des Rechtsstaatsprinzips ab.“[15]

 

Extremistische Bestrebungen lehnten nach Jesse mindestens eines der beiden Elemente ab.[16] Es handelt sich in diesem Verständnis zunächst um eine negativ ausgerichtete Definition, die alleine auf der Ablehnung eines Verfassungs- und Gesellschaftssystems beruht. Backes und Jesse gehen wie ihr Schüler Kailitz jedoch darüber hinaus und formulieren gemeinsame Wesenskerne der Extremisten. Zu diesen gehören nach Kailitz:

 

  Der Glaube „an die Möglichkeit einer homogenen Gesellschaft, in der eine Interessenidentität zwischen Regierenden und Regierten besteht.“[17]

 

  Antipluralistische Einstellungen.

 

  Der Glaube, im Besitz absoluter Wahrheiten zu sein.

 

  Die Einteilung der Menschen in Gut und Böse.

 

  Der Glaube, die Interessen der Bevölkerung zu vertreten.

 

  Neigung zu Dogmatismus und Verschwörungstheorien.

 

  Neigung zu Fanatismus und manchmal auch zu Gewalttätigkeit.[18]

 

Jesse ergänzt diese Aufzählung noch um die „Missionsbereitschaft“[19] der Extremisten. Nach diesem Verständnis verfügten Rechts- wie Linksextremisten über gemeinsame Wesenskerne und lehnten gemeinsam den demokratischen Verfassungsstaat ab. Es handelt sich somit um eine vor allem staatswissenschaftlich hergeleitete Verständnisweise. Die Unterscheidung in die rechte wie linke Variante des Extremismus erfolgt dabei in der Beschreibung der jeweiligen Ziele der Akteure, die sich z. T. unterschieden.[20] Backes verdeutlicht diese Definition bildlich an dem Modell eines Hufeisens. An dessen linkem und rechtem Ende verortet er den „Rechts-bzw. „Linksextremismus.“[21] Kailitz interpretiert dieses Bild somit folgerichtig, wenn er ausführt:

 

 „In diesem Modell berühren sich die Extreme von rechts und links nicht, auch wenn sie benachbart sind…“[22]

 

Backes und Jesse spitzen das Verhältnis der Extremisten zueinander noch zu. So heißt es bei ihnen:

 

„Rechts- und Linksextremisten brauchen mithin einander. Letztlich sind sie gar nicht daran interessiert, dass die andere Variante des Extremismus, die sie zu bekämpfen vorgeben, gänzlich von der Bildfläche verschwindet. Sie wollen vielmehr das hervorrufen, was sie so heftig attackieren. (…) Insofern besteht also eine merkwürdige Dialektik im Auftreten von Rechts- und Linksextremisten, die in  gewisser Weise `Bundesgenossen` und - wenn auch unfreiwillig- `Bündnispartner` sind.“[23]

 

Dieser Begriff des Extremismus steht dabei in enger Beziehung zum Totalitarismus. Nach Jesse stellt der Extremismusbegriff „eine Anwendung des Totalitarismusbegriffs auf diejenigen antidemokratischen Kräfte dar, die innerhalb des demokratischen Verfassungsstaates wirken.“[24] Demnach wäre ein totalitäres Staats- oder Gesellschaftswesen das gemeinsame Ziel der Extremisten.

 

In der Forschungslandschaft wurde die Extremismusforschung wiederholt massiv kritisiert[25] und in Frage gestellt. Ein Kernpunkt der Kritik betrifft die deutlichen staatstheoretischen Bezüge. Besonders gesellschaftliche Aspekte wie z. B. die Verbreitung rechtsextremer Ideologiemomenten auch jenseits der definierten Ränder der Gesellschaft würden dadurch vernachlässigt und könnten nicht angemessen erfasst werden. Zusätzlich wird besonders die vermeintliche Gleichsetzung zwischen Links- und Rechtsextremismus verurteilt. Auf diesen Angriff reagieren die betroffenen Forscher zu Recht mit dem Hinweis, dass sie Unterschiede nicht leugnen. Dennoch erfolgt eine Inbezugnahme in Form der formulierten Gemeinsamkeiten.[26] In den Forschungsergebnissen zeigt sich dieses in z. T. etwas skurril anmutenden Bezugsetzungen. So vergleicht z. B. Everts zwei Parteien des vermeintlichen politischen Extremismus, nämlich PDS und Republikaner miteinander. Auf Seite 293 stellt die Autorin fest, dass es zwischen den beiden Parteien nur wenige Gemeinsamkeiten aber stattdessen sehr viele und erhebliche Differenzen gebe.[27] Der Vergleich bringt somit vor allem Unterschiede ans Licht. Das ist legitim und ehrt die Idee des Vergleichs. Aber warum werden die beiden Parteien dann doch wieder in einen engen Bezug gesetzt, wenn die Unterschiede erheblich größer sind als die Gemeinsamkeiten?

 

Butterwegge kritisiert weiterhin die vermeintlich klare Trennung zwischen den Demokraten sowie den Extremisten und verweist auf die weite Verbreitung von rechtsextremen Einstellungsmomenten wie Rassismus oder Antisemitismus durchaus auch bei Personen, die nicht am Rande der Gesellschaft anzusiedeln seien.[28] Das Modell sei somit zu statisch und zu sehr auf den Staat bezogen.

 

Bedauerlich ist an dieser Stelle auch die Form der Auseinandersetzung. Anstatt eine theoriebildende Diskussion voranzutreiben, ergeben sich viele Autoren in mehr oder weniger versteckte  Polemik und  verzichten auf eine tatsächliche inhaltliche und damit weiterführende  Auseinandersetzung.[29]

 

Einen Brückenschlag zu anderen Verständnisweisen bietet Stöss an, indem er einen „amtlichen“, d. h. der Extremismusforschung zuzurechnenden, und  einen politikwissenschaftlichen Begriff von Rechtsextremismus unterscheidet.[30] Letzteren versteht er als einen

 

„Sammelbegriff für verschiedenartige, gesellschaftliche Erscheinungsformen, die als rechtsgerichtet, undemokratisch und inhuman gelten.“[31]

 

Dabei unterscheidet er zwei Dimensionen des Rechtsextremismus, die miteinander gekoppelt seien, nämlich eine Ebene der Einstellungen und eine andere Ebene des Verhaltens. Zu den Einstellungen zählt er folgende Merkmale auf:

 

  Autoritarismus

 

  Nationalismus

 

  Fremdenfeindlichkeit

 

  Ethnisch

 

  Rassistisch

 

  Sozioökonomisch

 

  Antisemitismus

 

  Pro-Nazismus [32]

 

Zu den optionalen Verhaltensformen zählt Stöss:

 

  Wahlverhalten

 

  Mitgliedschaft

 

  Gewalt/ Terror

 

  Protest/ Provokation

 

Stöss konzentriert sich damit auf die Einstellungen und die daraus folgenden Verhaltensformen, die einen Rechtsextremisten kennzeichnen. Dabei hebt er vier inhaltliche Linien besonders hervor:

 

  „Im Rechtsextremismus verbinden sich in der Regel übersteigerter Nationalismus mit imperialistischem Großmachtsstreben oder zumindest mit einer feindseligen Haltung gegenüber anderen Staaten oder Völkern.“[33]

 

  „Rechtsextremismus negiert die universellen Freiheits- und Gleichheitsrechte des Menschen...“[34]

 

  „Rechtsextremismus richtet sich gegen parlamentarisch-pluralistische Systeme...“[35]

 

  „Gesellschaftliches Leitbild des Rechtsextremismus ist die angeblich der natürlichen Ordnung entsprechende Volksgemeinschaft. Volk und Staat verschmelzen zum Reich, dessen Einheit sich zumindest in einer völkischen bzw. rassistischen Ideologie und vielfach auch in einer Person (Führer) manifestiert.“[36]

 

Stöss verbindet somit positive, d.h. zielgerichtete Elemente mit den negativen Komponenten der Gegnerschaft zum bestehenden politischen System. Weiterhin verbindet er den Rechtsextremismusbegriff mit Einstellungs- und Verhaltensoptionen. Im Gegensatz zum klassischen Extremismusbegriff von Backes/ Jesse betont Stöss’ Verständnisweise somit auch die eigenen Ideologiemomente, die den Rechtsextremismus als eigenständiges Phänomen kennzeichnen.

 

Der frühe Heitmeyer zeigt ein noch radikaleres Verständnis vom Rechtsextremismus. So legt er das zentrale Gewicht seines „soziologischen“ Begriffs von Rechtsextremismus auf die Einstellungsebene.[37] Nach seinem Verständnis ist dann von einem rechtsextremistischen Orientierungsmuster zu sprechen, wenn

 

„die strukturell gewaltorientierte Ideologie der Ungleichheit verbunden wird zumindest mit der Akzeptanz von Gewalt als Handlungsform.“[38]

 

Problematisch an diesem Verständnis ist der zu allgemeine Charakter der Definition, schließlich ist die Ideologie der Ungleichwertigkeit der Menschen auch bei Sekten. Linksextremisten, Islamisten und anderen Gruppen zu finden. Positiv ist jedoch bei Heitmeyer die Betonung der Einstellungsebene, da diese das statische Bild eines Rechtsextremisten am Rande der Gesellschaft auflöst und die Andockungspunkte an weitere gesellschaftliche Milieus aufzeigt sowie eine Verbreitung einzelner Momente eines rechtsextremen Weltbildes auch bei Personen jenseits des rechtsextremen Spektrums ermöglicht.

 

Einen integrativen Ansatz bietet die Definition von Jaschke, der sich sowohl von Heitmeyer und Backes/ Jesse und damit der eingangs eingeführten Extremismusforschung  zunächst absetzt, jedoch wesentliche Teilmomente erfolgreich aufnimmt und zusammenfügt. Rechtextremismus meint danach:

 

„...die Gesamtheit von Einstellungen, Verhaltensweisen und Aktionen, organisiert oder nicht die von der rassisch oder ethnisch bedingten sozialen Ungleichheit der Menschen ausgehen, nach ethnischer Homogenität von Völkern verlangen und das Gleichheitsgebot der Menschenrechts-Deklarationen ablehnen, die den Vorrang der Gemeinschaft vor dem Individuum betonen, von der Unterordnung des Bürgers unter die Staatsräson ausgehen und die den Wertepluralismus einer liberalen Demokratie ablehnen und Demokratisierung rückgängig machen wollen. Unter Rechtsextremismus verstehen wir insbesondere Zielsetzungen, die den Individualismus aufheben wollen zugunsten einer völkischen, kollektivistischen, ethnisch homogenen Gemeinschaft in einem starken Nationalstaat und in Verbindung damit den Multikulturalismus ablehnen und entschieden bekämpfen.“[39]

 

Der Kern dieses Begriffs von Rechtsextremismus ist somit die entsprechende, von Jaschke präzise beschriebene Ideologie mit ihrem Basisverständnis von der Ungleichwertigkeit der Menschen, die gegen das menschenrechtliche Prinzip der prinzipiellen Gleichbehandlung der Menschen bedingt durch deren Würde verstößt. Handlungsformen und Fragen der Organisation sowie Ästhetik finden zwar Berücksichtigung, werden aber offen und flexibel gehalten. Der hier verwandte Begriff geht damit über das enge Extremismusmodell hinaus.

 

Wenn  allerdings  Fragen der Organisation, Ästhetik und Gesellungsform offen und flexibel sind, sollten diese nicht in der Definition künstlich begrenzt werden. Das bedeutet im Umkehrschluss, der Kern von Rechtsextremismus ist seine Ideologie und dabei die Vorstellung von der Ungleichwertigkeit der Menschen. Dieser Gedanke positioniert den Rechtsextremismus gegen die allgemeinen Menschenrechte, gegen die Ideen der französischen Revolution von 1789 und damit gegen den Überbau der westlichen Demokratien. Seine ästhetischen, strukturellen und kulturellen Ausformungen können dabei verschieden sein wie die daraus resultierenden Verhaltensformen, die sowohl Passivität wie Aktivität umfassen können. Eine solche Definition erarbeitet eine Konsensusgruppe von bekannten Politologen[40], die in dieser Arbeit angewendet werden soll. Sie lautet:

 

„Der Rechtsextremismus ist ein Einstellungsmuster, dessen verbindendes Kennzeichen Ungleichwertigkeitsvorstellungen darstellen. Diese äußern sich im politischen Bereich in der Affinität zu diktatorischen Regierungsformen, chauvinistischen Einstellungen und einer Verharmlosung bzw. Rechtfertigung des Nationalsozialismus. Im sozialen Bereich sind sie gekennzeichnet durch antisemitische, fremdenfeindliche und sozialdarwinistische Einstellungen.“[41]

 

Die Definition bezieht sich somit ausdrücklich auf die Einstellungsebene und umfasst die grundsätzlichen Elemente der rechtsextremen Ideologie. Wie dieses Einstellungsmuster  von rechtsextremer Seite beschrieben wird, zeigt beispielhaft ein Blick in ein internes Schulungsheft der NPD:

 

Rechtsextreme Ideologie – ein Beispiel

 

Viele  rechtsextreme Quellen sind wenig systematisch oder juristisch in Hinsicht auf mögliche Verbotsaspekte so geprüft und anschließend verändert, dass sie nur noch oberflächlich Auskunft über Idee und Wesen der politischen Vorstellungen geben. Deutlich wird dies z. B. bei der NPD. Ihr Programm und Aktionsprogramm ist sichtbar für die Öffentlichkeit geschrieben. Anders verhält es sich mit internen Schulungspapieren, die der Qualifizierung des eigenen politischen Nachwuchses dienen. Dem Autor liegt ein solches, immerhin 75 Seiten starkes Schulungspapier für ein Wochenendseminar der NPD vom 25. zum 26. September 1999, herausgegeben vom NPD – Landesverband Rheinland Pfalz, vor.[42] Es enthält u.a, eine Einführung in die politische Theorie der NPD und bildet hier die Grundlage für die Analyse der rechtsextremen Ideologie.

 

Weltbild

 

Die NPD spricht in ihrem Schulungspapier von einer Einführung in die „Grundlagen nationalistischer Theorie“.[43] Nation und Volk seien dabei identisch, so dass unter Nationalismus eine Theorie verstanden wird, „die das Volk als feste und erhaltenswerte Größe betrachtet.“[44] Völker werden darin definiert als „Gemeinschaften, die sich über eine gemeinsame genetische Herkunft definieren. Sie besitzen darüber hinaus eine gemeinsame Sprache, Geschichte und Kultur.“[45] Diese Definition offenbart den offenkundigen Biologismus der NPD. Die Biologie sei im Werden der Menschen dominant und Kultur und Geschichte lediglich zweitrangig. Die NPD spricht dabei von einer Unterscheidung in ein „lebensrichtiges“ und ein „liberalistisches“ Menschenbild. Die folgende Graphik zeigt die Unterschiede dieser Weltbilder aus Sicht der NPD auf:[46]

 

 

Die NPD-Ideologen legen Wert darauf, dass sie nicht vernunft-, sondern trieb- und gengeleitet sind. Dem Menschen wird abgesprochen, dass er die Fähigkeit besitze, eine eigene Individualität zu entwickeln. Sein Handeln sei biologisch weitgehend (vor-)bestimmt und nicht veränderbar. Dabei beruft sich die NPD auf Konrad Lorenz, ohne jedoch näher auf ihn einzugehen.

 

Das gegenübergestellte „liberalistische“ Menschenbild ist erstaunlich unterkomplex dargestellt, und enthält z. B. keine Einordnung von Emotionen ins Menschenbild. So entsteht ein stark vereinfachtes und verkürztes Menschenbild, welches in dieser Form von keinem ernst zu nehmendem Forscher vertreten wird.

 

Der Mensch im Sinne der NPD ist nur als Teil einer Gruppe, dem Volk und der Rasse, denkbar, deren Verhalten biologisch bestimmt sei. So schreibt die NPD:

 

„Doch neben den artspezifischen Verhaltensmerkmalen, die auf gemeinsame Gene innerhalb der gesamten menschlichen Population zurückzuführen sind, gibt es auch Verhaltensmerkmale, die bestimmte Gen-Pools, z. B. Rassen, oder auch Einzelindividuen voneinander unterscheiden.“[47]

 

Die Gentechnologie hat die genetische Existenz von Rassen schon lange widerlegt. Die NPD hält trotzdem an ihr fest und fährt fort:

 

„Aus diesen individuellen und rassischen Unterschieden resultiert die Tatsache der Unterschiedlichkeit der Menschen, die im krassen Widerspruch zum liberalistischen und marxistischen Postulat der prinzipiellen Gleichheit der Menschen steht. Der Nationalismus lehnt daher zwanghafte Gleichmachung auf allen Ebenen ab und bekennt sich stattdessen zur Unterschiedlichkeit. An die Stelle des grauen Welteinheitsmenschen tritt der in seiner Umgebung verankerte Mensch, der seine individuellen Fähigkeiten zum Nutzen der Gesellschaft entfalten und einbringen kann.“[48]

 

Die Vorstellung vom Menschen steht tatsächlich im Widerspruch zum Menschenbild in der westlichen Moderne. Die Französische Revolution gab mit der Aussage „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ das zentrale Motto des modernen Verständnisses vor. Der Mensch werde frei und gleich an Rechten geboren. So bestreitet niemand die Unterschiedlichkeit der Menschen in Größe, Aussehen und Fähigkeiten. Die Idee der Gleichheit sagt jedoch, dass die Menschen trotz ihrer individuellen Unterschiedlichkeit gleiche Rechte und Pflichten hätten, dass sie gleich zu behandeln seien und dass sie damit die gleiche Wertigkeit in  ihrer Unterschiedlichkeit haben. Der Mensch wird damit als Individuum betrachtet und nicht als Teilelement einer Gruppe, wie es die NPD formuliert.

 

Die Gruppe, so das NPD-Papier,  verfüge dabei über einen gemeinsamen genetischen Nenner, benötige zum Überleben aber auch eine gemeinsame Identität.[49] Dazu gehören nach Ansicht der Autoren ein ausgeprägtes „Territorialitätsbewußtsein“[50], eine gemeinsame Sprache und Kultur sowie das „Endogamiegebot“[51], nach dem  die Heirat und  damit die Zeugung des Nachwuchses unbedingt innerhalb der eigenen Großgruppe zu erfolgen habe. Denn:

 

„Eine Durchsetzung der Kultur mit Fremdgut kann zu einem Verlust an Identität führen.“[52]

 

Anders ausgedrückt wiederholen die Autoren damit in veränderter Sprachwahl Ideologiefragmente des historischen Nationalsozialismus. Dort wurde es noch „Reinrassigkeit“ genannt, wenn das Volk genetisch bestimmt unter sich bleiben sollte und jeder „Fremdeinfluss“ als Gefahr für die Stärke der Großgruppe gedeutet wurde.

 

Die Welt gliedere sich in mehrere Rassen und diese würden wieder unterteilt in mehrere Völker.[53] Völker wiederum seien nicht die einzige identitätsstiftende Gemeinschaft:

 

„Auch die Region (Stamm), das Dorf (Dorfgemeinschaft) oder die Familie eignen sich zur natürlichen Abgrenzung und damit zur Identitätsfindung.“[54]

 

Wichtig sei jedoch die ethnische Homogenität der Gruppen, die alleine ein friedliches Miteinander der Menschen erlaube. Die NPD erklärt diese These anhand eines einfachen Folgeschemas:[55]

 

1. Die Einheimischen seien in der Rolle des Gebenden. Wäre dies nicht der Fall, so würde kein Anreiz zur Einwanderung bestehen.

2. Das menschliche Sozialverhalten verlange nach einer Gebephase Rückleistungen. Geben beinhalte eine unausgesprochene Forderung nach einer Gegenleistung.

3. Einwanderer böten generell keine Rückleistungen an.

4. Dies führe zu einer emotionalen Ablehnung der Geber gegen die Einwanderer und damit zum Konflikt.

 

Es bedarf keiner großen analytischen Leistungen, um festzustellen, dass die zweite Stufe zumindest sehr fraglich, der dritte Folgeschritt jedoch eindeutig Ideologie ist, wie ein Blick in die Geschichte von Einwanderergesellschaften wie den USA eindrücklich zeigt. Basierend auf dieser banalen ideologischen Theorie erklärt die NPD ihre Ablehnung von Vorstellungen des Zusammenlebens von Personen unterschiedlicher Herkunft. Auch die weiteren Begründungen lassen keine Vertiefungen der Argumentation erkennen, wenn die NPD z. B. zum Thema Ausländerkriminalität behauptet:

 

„Die Hemmungen, Straftaten gegen eine Gruppe, die als fremd empfunden wird, zu verüben, sind jedoch geringer als die Hemmungen, dies gegen eine genetisch nahe stehende Gruppe zu tun.“[56]

 

Die NPD verliert sich in ihrer Argumentation somit zunehmend im Biologismus ihres Menschenbildes.

 

Es kann somit an dieser Stelle festgehalten werden: Das Papier erläutert das biologistische Menschenbild der NPD.[57] Trotz gegenteiliger Beteuerungen und Betonungen der Werthaftigkeit der Kultur verbirgt sich dahinter noch der klassische Rassismus, der Menschen nach vermeintlichen Vorgaben der Biologie Gruppen zuordnet, deren Verhalten determiniert sei, womit eine Wertigkeit einhergeht, die zu einer Vorstellung der Ungleichwertigkeit der Völker und damit der Menschen an sich führt.[58] Dieses Menschenbild steht im Widerspruch zum Menschenbild, das den allgemeinen Menschenrechten zugrunde liegt und auf der Aufklärung und den Idealen der französischen Revolution aufbaut.[59] 

 

III. Geschichte der wissenschaftlichen Arbeiten

 

Die Forschung lässt sich in der Bundesrepublik Deutschland bis 1989 in sechs Perioden gliedern, die übersichtsartig charakterisiert werden sollen.[60]

 

Periode: 1949 bis 1961

 

Die erste Periode ist einerseits geprägt durch die Dominanz der Totalitarismustheorie und einen starken Antikommunismus. Als historische Folie dient der Block kommunistischer Staaten unter dem Einfluss der  UdSSR.  Rechtsextremismus scheint trotz der zeitlichen Nähe zum Nationalsozialismus kein vorherrschendes Problemfeld zu sein. Andererseits entstehen in dieser Zeit bahnbrechende Forschungen, die auch über Fachkreise hinweg Aufmerksamkeit erregen. Meist beziehen sich diese auf die Erforschung der nahen Vergangenheit des Nationalsozialismus von 1933-1945.

 

An vorderster Stelle seien die Arbeiten von Bracher über den Untergang der Weimarer Republik und die Etablierung des nationalsozialistischen Regimes genannt.[61] Bracher weist erstmals daraufhin hin, dass der Untergang Weimars nicht alleine durch die Stärke der Feinde der Demokratie, sondern besonders auch durch die Schwäche, das heißt Nichtakzeptanz der Demokratie in breiten Teilen der Bevölkerung und besonders auch der Eliten bedingt ist.[62] Diese These gehört auch zu den wesentlichen Grundaussagen des ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss, der immer wieder die Notwendigkeit einer demokratischen Kultur als stützendem Unterbau des demokratischen Rechts- und Verfassungsstaates propagiert.[63]

 

Weiterhin werden  in jenen Jahren grundlegende Untersuchungen zum Charakter des Nationalsozialismus vorgelegt. Dazu gehören u.a. Eugen Kogons „SS-Staat“[64] oder auch die bekannte Dokumentensammlung von Walther Hofer[65]. Außerdem wird in München mit großen Schwierigkeiten das heute renommierte Institut für Zeitgeschichte gegründet, dessen Periodikum „Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte“ wichtige Erkenntnisse zur Analyse des Nationalsozialismus liefert.

 

In dieser Periode dominiert trotz dieser ersten Detailstudien noch die Totalitarismustheorie unter besonderer Betonung des  Antikommunismus die Debatte. Insbesondere herrschaftsstrukturelle Theorien wie jene von Friedrich und Brzezinski[66] bestimmen den wissenschaftlichen und den populären Diskurs. Nach Ansicht dieser beiden Autoren verfügen kommunistische und faschistische Diktaturen im Wesentlichen über gleiche Strukturen. Zu ihnen gehören:

 

  Eine alle Bereiche des Lebens umfassende Ideologie

 

  Eine durch einen Führer bestimmte Massenpartei

 

  Ein Terrorsystem durch Polizei und Geheimdienst

 

  Die Kontrolle der Öffentlichkeit durch ein Nachrichtenmonopol

 

  Ein Waffenmonopol

 

  Eine zentral gelenkte Wirtschaft

 

Die herrschaftsstrukturellen Ansätze finden mittlerweile zahlreiche Kritiker. Rensmann führt in einer Zusammenfassung der Kritik aus, dass zum einen die tatsächliche Machtausübung im deutschen Nationalsozialismus wie im Stalinismus der UDSSR bei weitem nicht so stark gewesen sei, wie die Theorien es voraussetzen. Weiterhin führt er aus:

 

 „Im Bestreben, mittels Strukturmerkmalen Typologien zu begründen, enden diese Ansätze ferner vielfach in einer theoretischen Tautologie: Gegenstand und Erklärung fallen in eins. Wenn zur Bestimmung des Totalitarismus etwa auf Eigenschaften wie geschlossene Deutungssysteme verwiesen wird, können diese nicht zugleich zu seiner Erklärung herangezogen werden.“[67]

 

Einen anderen Ansatz liefern genealogische Theorien, die totale Herrschaft aus bewegungstheoretischer Sicht analysieren. Die theoretische Fundierung liefert dazu im deutschen Wissenschaftsdiskurs Hannah Arendt[68]. Ihrer Ansicht nach basiert der Totalitarismus auf einem zeitweiligen Bündnis aus Mob und Elite. Unter Mob versteht sie eine Masse von entwurzelten, verzweifelten, hasserfüllten und sozial desintegrierten Menschen, die zu einem neuen Akteur der Gesellschaftspolitik werden können. Der Totalitarismus entspricht mit seiner Politik des Terrors dem Wunsch nach Bewegung. Arendt schreibt dazu:

 

„Die Anziehungskraft der totalitären Bewegungen auf diese Menschen bestand und besteht in dem, was man oft ihren „Aktivismus“ genannt hat, und das heißt, in jener nur scheinbar widerspruchsvollen Amalgamierung einer von allen Bedenken gereinigten, brutal-reinen Aktion mit dem Glauben an die überwältigende Macht einer allem menschlichen Verstehen entzogenen, brutal-reinen Notwendigkeit.“[69]

 

Die zentralen Kategorien des Totalitarismus sind für Arendt dabei totale Ideologie und totaler Terror, deren stärkster Ausdruck Vernichtungslager seien. Die Komplexität ihrer Herangehensweise wird jedoch im politischen Diskurs auf einen z. T. einfältigen Antikommunismus reduziert, während Arendts komplexe Analysen der gesellschaftlichen Voraussetzungen des Totalitarismus, des Antisemitismus wie auch des Imperialismus kaum öffentliche Wahrnehmung erfahren.

 

Parallel zur Debatte um den Totalitarismus entstehen somit in dieser Periode erste Schriften zur Geschichte des Nationalsozialismus sowie institutionelle Verankerungen von Forschungsansätzen, die jedoch erst in den weiteren Perioden größere Wirkung erzielen sollen.

 

Auffallend ist die kleine Menge von Abhandlungen über den damals gegenwärtigen Rechtsextremismus. Lediglich zum Verbot der „Sozialistischen Reichspartei“ erscheinen Abhandlungen in übersichtlicher Anzahl.[70]

 

Periode:1961-1966

 

Die zweite Periode ist einerseits durch die weitergehende Dominanz des Totalitarismustheorems geprägt. Andererseits beginnt ein Streit um Geschichtsbilder sowie die zunehmend öffentliche Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus.

 

Für Aufsehen in der Fachwelt sorgt zunächst die kleine Schrift „Griff nach der Weltmacht“ von Fritz Fischer.[71]  Nach Kühnl schlägt dessen Kernthese von einer Kontinuität der Eliten in die Fachwelt „wie eine Bombe“[72] ein, da sie die bis dahin gängige Meinung widerlegt, „dass die deutsche Geschichte bis 1918 im Prinzip in Ordnung gewesen, dann vor allem durch den Versailler Vertrag aus der Bahn geworfen und 1933 von einem Verhängnis ereilt worden“[73] sei. Unterstützung erfährt die These ein Jahr später durch Sontheimers Untersuchung der „Konservativen Revolution“, die besonders die Verachtung der Weimarer Demokratie bei einem Teil der Intelligenz nachweist.[74] Neu ist an diesen Diskussionen die Beschäftigung mit dem Verhalten der Eliten des Staates und ihrer Verantwortung für die Katastrophe des Nationalsozialismus.

 

Ergänzt werden diese akademischen Debatten durch die breiten,  international Aufsehen erregenden Prozesse in Jerusalem 1961[75] und Frankfurt 1963[76]. Erstmals wird eine breite Öffentlichkeit mit den Verbrechen des Nationalsozialismus offen konfrontiert, so schreibt z. B. Wolfrum:

 

 „Bei 95 Prozent der Bundesdeutschen hatte der Eichmann-Prozess Aufmerksamkeit gefunden, was kaum überraschen konnte angesichts der Vielzahl von Artikeln und Berichten.“[77]

 

Besonders der Eichmann-Prozess sorgt dafür, den Mythos des unmenschlichen Verbrechers zu zerstören, indem er die scheinbare „Banalität des Bösen“[78] Eichmanns bzw. die Normalität des Verbrechers vorführt.

 

Periode 1966 – 1982

 

Beschäftigen sich die wissenschaftlichen Untersuchungen bis 1966 vornehmlich mit der Aufarbeitung des Nationalsozialismus, verändert sich diese Perspektive mit dem Erstarken der NPD Ende der 60er-Jahre und ihrem Einzug in mehrere Landtage. Die Debatte über die Ursachen der Wahlergebnisse überschneidet sich zeitlich mit den Studentenunruhen von 1967 und 1968. Mit dem Beginn dieser Periode werden die Grundlagen wesentlicher Forschungsrichtungen gelegt, die bis heute von Bedeutung sind. Dazu zählen:

 

  Die Beschäftigung mit der NPD entfacht eine Debatte um neue,  rechtsextreme Phänomene. Bis 1970 entstehen zahlreiche Analysen und Ursachenbestimmungen zum Erfolg dieser rechtsextremen Partei wie auch ihres Niedergangs nach der Bundestagswahl 1969.[79] Dieses aufflackernde Interesse der Parteienforschung nach Wahlsiegen lässt sich auch in den 80er-Jahren beobachten. Es entsteht somit zumindest periodenhaft eine Wissenschaftsrichtung, die sich mit rechtsextremen Parteien auseinandersetzt.

 

  Hervorgerufen durch die Theorie Scheuchs und Klingemanns, die besagt, dass rechtsextreme Erscheinungen quasi zur Normalität einer modernen Industriegesellschaft zählen, startet zunächst kleinteilig, später ausgeweitet eine Diskussion über die Ursachen des Rechtsextremismus.[80] Neu sind daran besonders die Orientierung an der Moderne und damit der beginnende Bruch mit der These, es handele sich bei rechtsextremen Parteien „lediglich“ um Nachkommen des „klassischen“ Nationalsozialismus.

 

  Im Nachklang an die NPD gründen sich kleine intellektuelle Zirkel, die nach französischem Vorbild als „Neue Rechte“ bezeichnet werden.[81] Auch diese Zusammenhänge werden fortan beobachtet.

 

  Eine kleine Blüte erlebt zumindest am Ende der 60er-,  Beginn der 70er-Jahre eine marxistisch orientierte Analyse des so genannten Faschismus. Führende Vertreter verstehen den „modernen Faschismus“ als eine „Form bürgerlicher Herrschaft“[82] neben dem Liberalismus. In Zeiten der Not und des starken Drucks von Seiten der Arbeiterbewegung neigten die Eliten in Staat, Wirtschaft und Militär zur radikalen Diktatur, deren Opfer zumeist die Arbeiterbewegung sei und die dazu diene, das kapitalistische System zu retten. Eine Alternative sehen diese Forscher im Sozialismus. So sei es beispielsweise der DDR gelungen, „mit den faschistischen Traditionen zu brechen und eine Wiederkehr des Faschismus unmöglich zu machen“[83], während in der BRD der Faschismus „als Tendenz und Drohung“[84] bestehen geblieben sei. Einer empirischen Prüfung hält dieser Ansatz nicht stand. Spätestens die Wende 1989 führt dann auch zu massiven Legitimationsproblemen und Auflösungstendenzen dieser Denkrichtung.

 

  Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus wird auf neue Wissenschaftsdisziplinen ausgeweitet. Im Vordergrund stehen fortan nicht alleine zeitgeschichtliche Studien, sondern auch Analysen in den Disziplinen Psychologie und Philosophie. Von bleibender Bedeutung ist beispielsweise das Standardwerk zur „Unfähigkeit zu trauern“ von Mitscherlich und Mitscherlich.[85] Was in der Frankfurter Schule methodisch, und theoretisch begonnen wurde, ist fortan auf breiterer Basis fortgesetzt worden. Durch Integration psychologischer und besonders auch psychoanalytischer Studien gewinnt besonders der Diskurs um die Ursachen rechtsextremer Einstellungen eine  neue Qualität. Sie eröffnet den Weg zu interdisziplinären Ansätzen der Sozialforschung.

 

Diese Übersicht zeigt bereits, dass sich in dieser Periode wesentliche Forschungszweige, die auch heute noch existieren, herausgebildet haben.

 

Die Periode endet mit einem Schock, der zur nächsten überleitet. Im  Jahr 1981 erscheint mit der SINUS-Studie[86] eine quantitative Untersuchung über rechtsextreme Einstellungsmomente in der Bevölkerung. Ihre Kernaussagen rütteln die politische Öffentlichkeit auf: 13% der Deutschen verfügen über ein geschlossen rechtsextremes Weltbild. Trotz der tagesaktuellen Debatte entstehen daraus erstaunlicherweise kaum wahrnehmbare wissenschaftliche Aktivitäten. Gleiches gilt auch für die rechtsextremen Anschläge in München sowie für das Treiben der selbsternannten „Wehrsportgruppe Hoffmann“.  

 

 Eine weitere Ausdifferenzierung der Forschungslandschaft erfolgt erst nach 1982.

 

Periode 1982-1989

 

Den Regierungswechsel von 1982 verbindet der neue Bundeskanzler Kohl mit dem Anspruch einer „geistig moralischen Wende“. Auch wenn es im Rückblick eher fraglich erscheint, ob Kohl diesen Anspruch einlösen konnte, sorgt sein Umgang besonders mit der Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus für heftige Debatteneinlagen. Es beginnt mit dem Ausspruch von der „Gnade der späten Geburt“ auf einen dadurch verunglückt wirkenden Besuch in Israel. Es folgen der Bitburg-Besuch, wo er zusammen mit dem US-Präsident Reagan auf einem Friedhof, auf dem sich auch Gräber der SS befinden, der Opfer des Zweiten Weltkrieges gedenkt sowie das symbolische Händereichen mit Mitterand über den Gräbern von Verdun. Im Feuilleton diskutieren Journalisten und Intellektuelle über einen neuen Zeitgeist, der von „rechts“ wehe.[87] Einigen Personen ist dieser Wind jedoch nicht stark genug. So ist es sicherlich kein Zufall, dass bereits 1983 Unionsmitglieder aus Enttäuschung über die Politik der CDU/ CSU aus diesen Parteien austreten, um die „Republikaner“ (Reps) als neue, rechte Partei zu gründen. In dieselbe Phase fallen auch die Gründung einiger neuer „rechter Denkfabriken“[88] sowie die Anfänge der zunächst als Studentenzeitung gegründeten „Jungen Freiheit“[89].

 

Von bleibender Bedeutung ist auch der so genannte Historikerstreit, ausgelöst durch Thesen des Geschichtsprofessors Nolte zur Interpretation des Nationalsozialismus wie des Bolschewismus. Mit der Gegenrede von Jürgen Habermas startet eine der intensivsten Debatten der alten Bundesrepublik, deren Kern nicht alleine zeithistorische Interpretationen, sondern besonders auch Fragen des Selbstverständnisses der BRD sind.[90] Eindeutige Sieger gibt es in dieser Debatte nicht.[91] Geblieben sind jedoch der Eindruck einer politischen Polarisierung der wissenschaftlichen Debatte sowie eine deutlichere Artikulation von Thesen aus dem Kreis anerkannter Fachexperten, die bisher dem rechtsextremen Meinungsspektrum zugeordnet werden konnten. Eine Reaktion auf diese Debatten sind eine Verstärkung der wissenschaftlichen Aktivitäten zu den Themenbereichen Nationalismus sowie ein Wiederaufleben der Auseinandersetzung mit der „Neuen Rechten“.

 

Als Dammbruch in der Forschung zum Thema Rechtsextremismus können jedoch der überraschende Einzug der „Republikaner“ (Reps) ins Berliner Abgeordnetenhaus und  ins Europaparlament sowie die Wahlerfolge der Deutschen Volksunion (DVU) u.a. in Bremen bezeichnet werden. Fortan  lebt die Richtung wieder auf, die sich mit der rechtsextremen Parteienlandschaft beschäftigt. Bedingt jedoch durch die gleichzeitigen Diskurse über Verschiebungen in der politischen Kultur insgesamt werden auch zunehmend Analysen  zu den Ursachen des erstarkten Rechtsextremismus angestellt. Im Gegensatz zu dem Versuch von Klingemann/ Scheuch in den 60er-Jahren findet dabei der Ansatz des Bielefelder Pädagogen Heitmeyer zur Erklärung des Rechtsextremismus breite Anerkennung. Auf der Basis der Kernaussagen des Ansatzes der „Risikogesellschaft“ von Beck[92] führt Heitmeyer rechtsextreme Einstellungen besonders bei Jugendlichen auf Ängste vor der Verarbeitung von gesellschaftlichen Prozessen in der Moderne zurück.[93]

 

Heitmeyer greift mit seiner „Bielefelder Rechtsextremismusstudie“[94] auch den Bereich der qualitativen Forschung wieder auf und verbindet sie mit Aussagen quantitativer Studien. So kann auch methodisch durch den zunehmenden Einzug der Methoden der empirischen Sozialforschung ein Fortschritt  konstatiert werden, der wohl im Einklang mit dem generellen Trend in den Politik- und Sozialwissenschaften zu Gunsten der empirischen Sozialforschung steht.

 

Die weitere Ausdifferenzierung der Forschungslandschaft kann mit den Jahren der Wende datiert werden. Zunächst jedoch sei ein Blick auf die DDR und die dort entwickelten Vorstellungen vom Faschismus geworfen. Schließlich finden zentrale Verständnisweisen vom Faschismus auch heute noch Gehör und gedankliche Verbreitung besonders in Ostdeutschland.[95]

 

Faschismusanalysen in der DDR

 

Bei der Definition des Begriffs Faschismus orientieren sich DDR Historiker durchgehend an den Vorgaben der Kommunistischen Internationale von 1935. Auf dem VII. Weltkongress der Komintern hält Dimitroff das bestimmende Referat mit dem Titel „Die Offensive des Faschismus und die Aufgaben der Kommunistischen Internationale im Kampf für die Einheit der Arbeiterklasse gegen den Faschismus“.

 

Dimitroffs zentrale Kategorien zur Erklärung sind ökonomischer Natur. Nach der Weltwirtschaftskrise 1929 und einer angeblichen Zunahme revolutionärer Tendenzen in der Arbeiterbewegung versuchen demnach Wirtschaftsführer und Monopolisten die Last der Krise auf die Schultern der Werktätigen abzuwälzen.[96]. Die parlamentarische Demokratie in Deutschland sei durch eine neue diktatorische Staatsform abgelöst worden. Dabei sei der

 

„Faschismus an der Macht (…) die offene terroristische Diktatur  der reaktionärsten, am meisten chauvinistischen, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals.“[97] Ziel des Faschismus sei „die Organisierung der terroristischen blutigen Niederhaltung der Arbeiterklasse und des revolutionären Teils der Bauernschaft und der Intellektuellen.“[98]

 

Träger des Faschismus jenseits des Finanzkapitals seien

 

 „die durch die Krise aus ihrem Geleise geworfenen Massen des Kleinbürgertums und sogar manche Teile der rückständigen Schichten des Proletariats.“[99]

 

Diese Gruppen seien durch die soziale Demagogie der Faschisten geblendet worden und hätten den wahren Charakter des Faschismus nicht erkannt.

 

In der Analyse des Inhaltes der Definition fällt ihr ausschließlich ökonomischer Charakter auf. Dimitroff begreift den Faschismus alleine als Angriff des Finanzkapitals auf die Arbeiterklasse. Die DDR-Wissenschaftler übernehmen zumindest offiziell diese Interpretation. Für Gossweiler ist Faschismus dann auch konsequent

 

 „vor allem und an erster Stelle Antikommunismus in seiner wildesten, zügellosesten Gestalt.“[100]

 

Dimitroff konnte den Holocaust im Gegensatz zu Gossweiler noch nicht kennen. Beide verzichten auf eine Einbeziehung der geistigen Grundlagen des Nationalsozialismus wie des Rassismus und besonders auch des Antisemitismus. Angesichts der Schrecken des Holocausts ist eine Reduzierung des Wesens des Faschismus auf einen Antikommunismus jedoch zynisch. Zwar gehören organisierte Arbeiter zu den ersten Opfern der Machtübernahme der Nationalsozialisten, zentrale Opfergruppen des Holocaust sind jedoch rassistisch oder antisemitisch definiert.

 

Weiterhin spricht Gossweiler weite Teile der Bevölkerung von jeglicher Mitverantwortung frei, indem er im Antisemitismus

 

 „ein probates Mittel der Herrschenden (sieht), für den sozialen Überdruck, für den Hass der Unterdrückten und Ausgebeuteten gegen ihre Unterdrücker und Ausbeuter ein Ventil zu öffnen und der Volkswut die Juden als angebliche Verursacher der Volkswut auszuliefern.“[101] 

 

Noch deutlicher wird Gossweiler in Bezug auf den deutschen Nationalsozialismus:

 

 „Der deutsche Faschismus und die faschistische Ideologie kamen - wie jeder Faschismus - nicht aus dem Volke, sondern waren eine Ausgeburt des Macht- und Eroberungsdranges des Finanzkapitals und der Großagrarier.“[102]

 

Die Massenbasis des Nationalsozialismus sei vom Finanzkapital getäuscht und bewusst in die Irre geführt worden. Die Schuld für die konkreten Verbrechen des Nationalsozialismus trügen damit alleine das Finanzkapital und die Großagrarier. Die Mehrheit des Volkes sei hingegen unschuldig.

 

Neben der ökonomischen Konzentration der Theorie bei zweifelhafter empirischer Basis ist der schwerwiegendste Einwand gegen diese Interpretation des Nationalsozialismus die Missachtung des Stellenwertes des Holocaust, der kaum thematisiert wird und doch einzigartig in der Menschheitsgeschichte war.[103] Benz schreibt zu Recht:

 

„Auschwitz ist zum Synonym für den Zivilisationsbruch des Menschheitsverbrechens an den Juden und anderen ethnischen Minderheiten geworden. Der Völkermord, ausgeführt von pflichtbewussten Dienern des Dritten Reiches im stillschweigenden Mitwissen der Unbeteiligten, war einzigartig wegen seiner kaltblütigen Planung und Durchführung als Akt vermeintlicher Staatsräson.“[104]

 

Das Dimitroffsche Verständnis bestimmt den wissenschaftlichen Diskurs zu allen historischen wie aktuellen  Fragen des „Faschismus“  in der DDR. Die offizielle Wissenschaftslandschaft ist deshalb auch sprachlos beim Aufblühen rechtsextremer Umtriebe in der Gesellschaft und rettet sich lediglich mit einem Verweis auf Marx Hinweise zu den Problemen der Phase des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus, in der noch Reste der alten Gesellschaft in der neuen Gesellschaft zu finden seien.[105]

 

Umstritten ist die Wirkung der Faschismusdiskussion in die breite Bevölkerung. Besonders Autoren mit Berührungspunkten zur ehemaligen PDS verteidigen den antifaschistischen Grundansatz der DDR als prinzipiell gelungen.[106] Andere Autoren versuchen zu differenzieren.[107] So verweist z. B. Danyel nach einer expliziten Kritik des Dimitroffschen Ansatzes auf Forschungslücken. Er schreibt:

 

„Jenseits der Geschichte des offiziellen DDR-Antifaschismus gibt es eine Erfahrungsgeschichte des Umgangs mit Nationalsozialismus und Widerstand in der ostdeutschen Gesellschaft, die keineswegs schon gründlich aufgearbeitet ist.“[108]

 

Er verweist dabei explizit auf die subjektive Verarbeitung der Individuen, die keineswegs mit der offiziellen Doktrin identisch sein muss und entwickelt ein literaturbezogenes Beispiel:

 

„Die Prägungen, die jemand im Osten durch die Schullektüre von Bruno Apitz `Nackt unter Wölfen`, von Anna Seghers `Das siebte Kreuz`, den kollektiven Besuch in Buchenwald oder die DEFA – Filme zum Thema erfahren hat, sind nicht deshalb schon minderwertiger, weil wir den gesellschaftspolitischen Zusammenhang des DDR-Antifaschismus (…) inzwischen sehr kritisch betrachten. Die Bereitschaft zur kritischen Selbstreflexion vorausgesetzt, haben sie ein gleiches Gewicht wie die Einflüsse, die jemandem im Westen durch die Bücher von Primo Levi, Ruth Klüger, die Holocaust Serie oder die Fahrt nach Auschwitz zuteil wurden.“[109]

 

Leider existieren keine (vergleichenden) Forschungen dazu, inwieweit diese Sozialisationselemente noch heute die politischen Kulturen prägen oder gar inspirieren.[110] Auch ist weitgehend unbekannt, ob die verkürzte, offizielle  Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Antisemitismus noch heute Auswirkungen auf die Ausprägung und die ideologischen Konsistenz des modernen Antisemitismus in Ostdeutschland hat.[111]

 

Periode 1989 bis 2008

 

Die andauernde Phase ist gekennzeichnet durch ein  periodenhaftes Medieninteresse am Thema Rechtsextremismus. In Wellenform begleitet es den öffentlichen Diskurs seit der Wende und kann in folgenden Zeiteinheiten skizziert werden: