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Mit diesem eBundle präsentieren wir Ihnen die schönsten und erfolgreichsten Julia-Romane aus 2023 – romantisch, aufregend und extravagant. Die kleine Auszeit vom Alltag für die selbstbewusste Frau … Happy End garantiert! WIE HEIRATET MAN EINEN TYCOON? von CLARE CONNELLY Nur eine Scheinehe mit Alex Zacharidis kann ihren Ruf retten! Mutig macht Tessa ihrem Ex einen Antrag, obwohl sie weiß, dass er nichts mehr mit ihr zu tun haben will. Doch Alex sagt Ja – unter zwei Bedingungen: Er will Tessa zurück in seinem Bett! Und möglichst schnell einen Erben! AUF DER LIEBESINSEL DES STOLZEN ITALIENERS von ANNIE WEST Wer ist der Unbekannte, der dieses erregende Kribbeln in Ally auslöst? Nach einem Unfall kann sie sich an nichts erinnern. Verzweifelt versucht sie, ihr Gedächtnis wiederzuerlangen. Denn der gutaussehende Milliardär behauptet, sie sei seine Ehefrau – und hätte ihn schändlich betrogen! AUF DER GRIECHISCHEN INSEL DER HOFFNUNG von ANNIE WEST Vergeblich hat Isla versucht, Tycoon Theo Karalis mitzuteilen, dass ihre Urlaubsaffäre süße Folgen hatte! Jedes Mal wurde sie abgewiesen. Und nun steht Theo vor ihr und verlangt, dass sie ihn auf seine Privatinsel begleitet? Ihr Verstand warnt sie – aber ihr Herz will ihn immer noch!
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Cover
Titel
Inhalt
Wie heiratet man einen Tycoon?
Cover
Titel
Impressum
PROLOG
1. KAPITEL
2. KAPITEL
3. KAPITEL
4. KAPITEL
5. KAPITEL
6. KAPITEL
7. KAPITEL
8. KAPITEL
9. KAPITEL
10. KAPITEL
11. KAPITEL
12. KAPITEL
13. KAPITEL
14. KAPITEL
EPILOG
Auf der Liebesinsel des stolzen Italieners
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1. KAPITEL
2. KAPITEL
3. KAPITEL
4. KAPITEL
5. KAPITEL
6. KAPITEL
7. KAPITEL
8. KAPITEL
9. KAPITEL
10. KAPITEL
11. KAPITEL
12. KAPITEL
13. KAPITEL
14. KAPITEL
EPILOG
Auf der griechischen Insel der Hoffnung
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Titel
Impressum
PROLOG
1. KAPITEL
2. KAPITEL
3. KAPITEL
4. KAPITEL
5. KAPITEL
6. KAPITEL
7. KAPITEL
8. KAPITEL
9. KAPITEL
10. KAPITEL
11. KAPITEL
12. KAPITEL
13. KAPITEL
14. KAPITEL
15. KAPITEL
16. KAPITEL
EPILOG
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Contents
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2022 by Clare Connelly Originaltitel: „Emergeny Marriage to the Greek“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA , Band 2580 01/2023 Übersetzung: Cora Harper
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 01/2023 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH , Pößneck
ISBN 9783751518284
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag: BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
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Alexandros Zacharidis machte keine Fehler, aber gerade hatte er den größten seines Lebens begangen.
Erschrocken riss er sich von ihr los, tausend Gefühle überfluteten ihn, vor allem aber war er erschüttert.
„Cristos.“
Theresa sah aus großen, bernsteinfarbenen Augen zu ihm auf, ihre Wangen rosa überhaucht, die Lippen noch von seinen Küssen geschwollen.
„Alex?“ Sie runzelte die Stirn, ihre Verwirrung war offensichtlich.
Das machte ihn noch wütender. Warum verstand sie nicht, was er fühlte?
„Was ist los?“
Fassungslos starrte er sie an, die Hände auf die Hüften seines makellosen nackten Körpers gestemmt, was sie nur tiefer erröten ließ.
„Das hätte nicht passieren dürfen.“ Er stöhnte leise auf. „Es war ein Fehler.“
„Was soll das heißen?“ Sie setzte sich aufrecht hin. „Was ist denn los?“
„Du warst noch Jungfrau.“ Er stieß die Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und war kaum in der Lage, ihr in die Augen zu sehen. Schlimm genug, dass er mit der viel jüngeren Schwester seines besten Freundes geschlafen hatte. Noch schlimmer aber war, dass er ihr erster Mann gewesen war, und unverzeihlich, dass es ausgerechnet am Tag von Stavros’ Beerdigung geschehen war.
Sie senkte den Blick und wich seinem aus, und er spürte eine Welle der Frustration über sich hinwegrollen.
Es hätte nicht passieren dürfen, aber es war nicht ihre Schuld – zumindest nicht allein ihre. Er war auf sie zugegangen und hatte sie umarmt, bis sich Mitleid und Trauer in etwas anderes verwandelt hatten, in einen leise schlagenden Rhythmus, der sie beide mitgerissen hatte.
„Du hättest es mir sagen sollen.“
„Das ist mir nicht in den Sinn gekommen.“ Ihre Stimme klang schwer und abgehackt, als würde sie gegen die Tränen ankämpfen.
Er wusste, er sollte aufhören, sie zu bedrängen, sich zurückhalten, die Sache auf sich beruhen lassen. Aber zum Teufel, das hier war sein schlimmster Albtraum.
„Verdammt, Theresa. Was hast du dir dabei gedacht, mich mit hierherzunehmen? Du weißt, wer ich bin, was ich bin. Warum hast du das getan?“
„Ich dachte …“ Ihre Haut war jetzt weißer als Papier. Sie sah sich im Zimmer um, als würde sie nach der Antwort suchen, die sie ihm nicht geben konnte.
„Ich habe dich in mein Zimmer gebeten. Ich dachte, dir wäre klar, was das bedeutet. Bist du in der Erwartung hergekommen, Sex mit mir zu haben?“
Die Frage war brutal, aber nichts konnte ihn jetzt noch stoppen. Er wollte Antworten; er musste das Ganze verstehen.
„ Cristos , ich muss es wissen.“ Er starrte sie an, bis sie langsam nickte. In ihren Augen stand ein gequälter Ausdruck.
„Ja.“
„Warum, in Gottes Namen, hast du das getan? Du warst noch Jungfrau. Dachtest du, ich würde mich über dieses ‚Geschenk‘ freuen? Verdammt, Theresa, ich bin nicht daran interessiert, dein Erster zu sein. Verstehst du, was das gerade war?“
Ihre Lippen öffneten sich, und sie bewegte den Kopf hin und her, wobei ihr dunkles, glänzendes Haar über ihre Schultern fiel. Aus Loyalität zu Stavros hätte er schweigen sollen, aber der Schock über das, was er soeben zugelassen hatte, war größer als seine Selbstbeherrschung.
„Sex. Nur Sex. Den habe ich ständig, und es bedeutet nichts. Nichts. Du bist noch ein Kind, um Himmels willen!“
Sie zuckte zusammen, und wieder sagte er sich, er solle sich zurückhalten. Aber durch seine Adern rauschte eine Wut, wie er sie noch nie erlebt hatte. Für Alex war Loyalität eine wichtige Eigenschaft, und Stavros gegenüber war er stets mehr als loyal gewesen. Doch kaum war sein bester Freund unter der Erde, hatte Alex nichts Besseres zu tun gehabt, als dessen Schwester zu verführen?
Er wandte sich von ihr ab, schritt durch den Raum und starrte die Wand an. Panik stieg in ihm auf, und ihm wurde übel.
„Zieh dich an, Theresa. Du musst jetzt gehen.“
Er verließ den Raum, ohne zurückzusehen. Nie würde er die Scham vergessen, die er darüber empfand, was er gerade zugelassen hatte. Er schwor sich, solange er lebte, würde er nie wieder an sie denken – und auch nicht an die Schwäche, die ihn in die Knie gezwungen hatte.
Einen Monat nach ihrer gemeinsamen Nacht hörte Theresa wieder von Alex. Sein Anruf kam für sie unerwartet und war zutiefst aufwühlend. Seine Stimme am anderen Ende der Leitung klang geschäftsmäßig.
„Wie geht es dir?“, erkundigte er sich.
„Alex?“ Ihr Herz hämmerte wild. „Warum rufst du mich an?“
„Wir haben vor einem Monat miteinander geschlafen.“
Ihr Puls raste. „Und?“
„Wenn diese Nacht irgendwelche Folgen gehabt haben sollte …“
Nur wurde ihr der Grund für seinen Anruf klar. Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
„Es gab keine.“
Kurz herrschte Stille in der Leitung, dann ertönte ein leises Grollen.
„Da bin ich aber froh. Dann ist es vorbei.“
Ihr wurde die Kehle eng. „War es wirklich so schrecklich?“
Sie wartete, und die Stille war unerträglich.
„Ja, Agape . Das war es.“
Er legte auf, und Theresa war froh, dass sie dieses Gespräch am Telefon geführt hatten, denn so konnte er die Tränen in ihren Augen nicht sehen. Sie starrte ins Leere und fühlte einen Entschluss in sich reifen.
Der Schmerz über Stavros’ Tod hatte sie fast zerrissen, und die Nacht mit Alex hatte das Gefühl noch verschlimmert, aber sie wollte kein Opfer mehr sein. Sie würde sich von anderen nicht mehr wie ein Kind behandeln lassen. Dies war ihr Leben. Sie musste mit beiden Händen nach dem greifen, was sie wollte – und das, was sie mehr als alles andere wollte, war, Alexandros zu vergessen. Sie wollte ihn vollständig aus ihren Gedanken und ihrem Leben streichen. Sie würde nie wieder an ihn denken.
Tessa fiel es immer noch schwer, sich an den Anblick ihres nackten Ringfingers zu gewöhnen, obwohl ihre Scheidung bereits vor zwölf Monaten rechtskräftig geworden war – Gott sei Dank. Nicht einen Tag länger hätte sie an den schrecklichen Mann, den sie törichterweise geheiratet hatte, gebunden sein wollen. Trotzdem starrte sie nachdenklich auf ihre unberingte Hand, während der Aufzug höher und höher zur obersten Etage des Athener Hochhauses fuhr, und redete sich ein, dass die Schmetterlinge in ihrem Bauch mehr mit dem rasanten Aufstieg zu tun hatten als mit der Tatsache, dass sie Alexandros Zacharidis zum ersten Mal seit vier Jahren wiederbegegnen würde – und ganz sicher nicht wegen des Vorschlags, den sie ihm gleich machen würde. Schließlich ging es bei ihrem Vorhaben praktisch um Geschäftliches, und das war eine Sprache, die der große Alexandros Zacharidis fließend beherrschte.
Geistesabwesend kratzte sie einen weißen Farbfleck von ihrem Fingerknöchel – ein Überbleibsel der Landschaft, an der sie heute Morgen gearbeitet hatte – und versuchte, sich innerlich zu wappnen.
Was, wenn sie nicht zu ihm durchdringen konnte? Die Nacht, die sie zusammen verbracht hatten, hatte ihre Welt verändert. Nicht nur, weil er ihr erster Liebhaber gewesen war, und nicht nur, weil es direkt nach dem Verlust ihres geliebten Bruders geschehen war, sondern weil die Schwärmerei, die sie für Alex seit ihrer Jugend gehegt hatte, kurz davor gewesen war, sich explosionsartig in etwas noch Größeres zu verwandeln.
Doch dann hatte er sie so heftig und schnell von sich gestoßen, dass sie immer noch unter einem Schleudertrauma litt. Es hatte ihr das Herz gebrochen. Zumindest hatte sie das damals angenommen. Jetzt war sie zu erwachsen, um an Liebe und zerbrochene Träume zu glauben.
Die Fahrstuhltüren öffneten sich zischend und gaben den Blick frei auf einen Fußboden aus poliertem Beton und industrielle Pendelleuchten. An einem Schreibtisch in der Mitte des höhlenartigen Raums arbeiteten drei Empfangsdamen. Durch die Fenster dahinter hatte man einen atemberaubenden Blick auf die Stadt.
„Hallo“, murmelte sie, ein wenig unsicher. „Ist Mr. Zacharidis zu sprechen?“
Die Empfangsdame, die Tessa am nächsten saß, runzelte die Stirn und sah auf ihren Computerbildschirm.
„Guten Tag. Haben Sie einen Termin?“
„Nein.“
„Aha.“ Die Augenbrauen der Dame verzogen sich. „Es tut mir leid, aber Mr. Zacharidis hat einen sehr vollen Terminkalender. Wenn Sie möchten, kann ich prüfen, ob er Sie nächste Woche empfangen kann.“
So lange konnte sie nicht warten. Die aktuellen Schlagzeilen schwirrten ihr noch im Kopf herum, und Tessa wusste, dass die Sache keinen weiteren Aufschub duldete. Der Gesundheitszustand ihres Vaters verschlechterte sich von Tag zu Tag. Sie machte sich Sorgen, wie es sich auf ihn auswirken würde, wenn ihr furchtbarer Ex-Mann weiterhin Geschichten an die Klatschpresse verkaufte.
„Ich glaube wirklich, dass er Zeit für mich haben wird.“ Da sie ein exklusives britisches Internat besucht hatte, war ihr Akzent so klar wie der der Queen, und das ließ die Empfangsdame einen Moment zögern.
Tessa nutzte ihr Schweigen aus.
„Bitte“, sagte sie und beugte sich vor, „sagen Sie ihm, dass ich hier bin.“
Noch immer zögerte die Empfangsdame.
„Mein Name ist Tessa Anastakos.“
„Tessa Anastakos“, wiederholte die Empfangsdame und sprang von ihrem Stuhl auf, als der Groschen fiel. Schließlich war der Name Anastakos nicht nur in Athen, sondern in der ganzen Welt bekannt. „Ja, Ma’am.“
Hastig ging sie zu einer Tür auf der anderen Seite des Eingangsbereiches.
Tessa wartete, und einen Moment später kam die Empfangsdame zurück.
„Sie hatten recht.“ Sie nickte energisch. „Mr. Zacharidis wird Sie jetzt empfangen.“
„Vielen Dank.“
Nach außen hin bewahrte sie Ruhe, doch in ihrem Bauch vermehrten sich die Schmetterlinge und flatterten aufgeregt umher, als sie zur Tür ging. Vor vier Jahren hatte der Kummer Alex und sie zusammengeführt, und in diesem wundervollen, magischen Moment hatte sie sich kurzzeitig geheilt gefühlt, bis Alex sich von ihr losgerissen hatte, offensichtlich angewidert von dem, was geschehen war.
Würde ihn ihr Vorschlag weniger abstoßen? Würde er aus Loyalität zu ihrer Familie seine Gefühle beiseiteschieben und ihrem Plan zustimmen? Die Ungewissheit verursachte ihr ein mulmiges Gefühl, also verdrängte sie die Zweifel. Wenn das hier funktionieren sollte, musste sie positiv denken.
In Vorbereitung auf dieses Treffen hatte Tessa etliche Listen geschrieben und die Gründe aufgezählt, warum ihr Vorhaben sinnvoll war. Was sie nicht getan hatte, war, im Internet nach Bildern von Alexandros zu suchen. Als sich die Tür öffnete und er sich zu ihr umdrehte, fühlte sie sich, als hätte sie ein Zementlaster gerammt.
Verdammt! Ihre Knie wurden weich, aber äußerlich blieb sie geschäftsmäßig.
„Theresa.“ Er sprach sie mit vollem Namen an, so wie ihr Bruder es immer getan hatte, und es versetzte ihrem Herzen einen Stich.
„Alle nennen mich Tessa. Wie geht es dir, Alex?“
Sein spöttischer Gesichtsausdruck war unverkennbar, sodass sie für einen Moment ins Wanken geriet. Als sein Blick von ihrem Gesicht zu ihren Brüsten und tiefer zu ihren Hüften und wieder nach oben glitt, wäre sie fast gestolpert. Von ihm so angesehen zu werden, entfachte kleine Feuer unter ihrer Haut.
„Es geht mir sehr gut. Danke, Theresa.“ Ein Hauch von Zynismus schwang mit, als er ihren Namen aussprach, und ihr Puls beschleunigte sich schlagartig.
Hatte sie einen riesengroßen Fehler gemacht? Er verspottete sie, und Tessa war wirklich nicht in der Stimmung dafür. Nach Jonathans jüngster Sensationsmeldung lachte bereits ganz Europa über sie.
Ruckartig blieb sie stehen und spannte ihren Körper an.
„Wenn du nur über mich lachen willst, kann ich mich genauso gut umdrehen und gehen.“
Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, und sein Blick war auf ihr Gesicht gerichtet, was ihr Herz fast zum Stillstand brachte. Er trug einen marineblauen Anzug, der eindeutig für ihn maßgeschneidert worden war, liebevoll handgenäht für seine 1,90 Meter große Statur, seine breiten Schultern und seinen muskulösen Oberkörper. Das Jackett hing über der Stuhllehne, und sein gestärktes weißes Hemd war am Hals aufgeknöpft und gab den Blick auf die gebräunte Halspartie frei. Erinnerungen daran, wie sie mit den Lippen über seine raue Kehle gestrichen hatte, überfluteten sie, ungebeten und überraschend. Ihr Puls raste.
Aber mehr noch war es sein Gesicht, bei dem sie schwach wurde. Die kleinen Muskeln darin, die sich bei jeder Gefühlsregung bewegten, hatten sie schon immer fasziniert. Ebenso die Art, wie sich seine dunkelbraunen Augen fast grau färbten, wenn er wütend war, oder golden, wenn er lachte.
„Vielleicht war es ein Fehler herzukommen.“
Die letzten Jahre hatten von Tessa ihren Tribut gefordert. Sie war emotional angeschlagen, und obwohl sie sich für dieses Treffen gewappnet hatte, konnte sie nicht sagen, ob sie wirklich darauf vorbereitet war, was sie fühlen würde, wenn er ablehnte. Oder aber akzeptierte!
Sie stand völlig still, während er den Blick über ihr Gesicht gleiten ließ und all die Veränderungen wahrnahm, die es dort zweifellos zu entdecken gab. Sein Blick bohrte sich in ihre karamellfarbenen Augen.
„Warum sagst du mir nicht, warum du hergekommen bist?“ Er verschränkte die Arme vor der breiten Brust und lenkte so ihre Aufmerksamkeit auf seine stattlichen Muskeln.
Untypischerweise fehlten ihr die Worte. Sie schluckte und versuchte sich zu konzentrieren.
„Es ist vier Jahre her“, stellte er desinteressiert fest. „Ist das ein Freundschaftsbesuch, oder hast du etwas Bestimmtes zu besprechen?“
Komm schon, reiß das Pflaster mit einem Ruck ab!
„Letzteres“, versicherte sie ihm kühl, während sie zur Sitzecke ging. Ihr war bewusst, dass sein Blick ihr den ganzen Weg über folgte. Sie setzte sich, schlug die Beine übereinander und faltete die Hände im Schoß.
„Dann klär mich doch auf.“ Er hielt sie immer noch auf Distanz, so wie er es an jenem Abend getan hatte, sodass sie erneut an ihrem Plan zweifelte. Aber für ihren Vater und sein Lebenswerk würde sie alles tun, was nötig war.
„Ich habe einen Vorschlag für dich“, sagte sie zögernd. „Einen, der zugegebenermaßen völlig verrückt klingen wird. Hörst du mir zu?“
Er neigte den Kopf zur Bestätigung, und sie verschränkte nervös die Finger.
„Du wirst natürlich alles, was ich hier sage, vertraulich behandeln.“
„Selbstverständlich.“
Sie verzog entschuldigend das Gesicht. Sie hatte keinen Grund, Alex zu misstrauen, aber nach allem, was sie mit ihrem Ex-Mann durchgemacht hatte, konnte sie nicht anders, als diese Bedingung zu stellen.
„Ich muss mir sicher sein“, murmelte sie.
Seine Augen glitzerten spöttisch. „Ich schwöre bei meinem Leben.“
Sie ignorierte seinen Sarkasmus.
„Ich meine es ernst, Alex. Es ist … wichtig.“
Er neigte den Kopf und ermutigte sie wortlos, weiterzusprechen.
„Okay.“ Ihre Stimme zitterte ein wenig. „Du weißt hoffentlich, wie meine Eltern über dich denken.“
„Stimmt etwas nicht mit Elizabeth und Orion?“
Der Kummer stach wie ein Messer in ihre Eingeweide. Sie hatte schon so viel verloren, dass die Vorstellung, auch ohne ihren Vater leben zu müssen, sie zutiefst ängstigte.
„Dads Herzleiden spricht nicht auf die Medikamente an, und eine weitere Operation ist zwar notwendig, aber nicht ohne Risiken.“ Sie schluckte und bemühte sich verzweifelt, ihre Stimme ruhig zu halten. „Bis er operiert werden kann, hat ihn der Arzt angewiesen, jeglichen Stress zu vermeiden.“
„Ich weiß, dass er seine Gesundheit ernst nimmt“, murmelte Alex, aber auch in seiner Stimme lag eine Anspannung, die deutlich machte, wie sehr er sich um ihre Eltern sorgte.
„Sie haben dich immer angebetet“, sagte sie leise, woraufhin er einen Schritt näher kam. „Nach Stavros’ Tod war es für sie ein großer Trost, dass du sie so oft besucht hast.“
Er sagte nichts, und dieses Schweigen war völlig zermürbend.
„Du bist ihre Verbindung zu ihm“, fuhr sie nervös fort und richtete ihren Blick aus dem Fenster. „Sie lieben dich.“
„Deine Eltern sind besondere Menschen.“
„Ja, das sind sie.“ Sie zwang ihren Blick zurück zu ihm, denn sie wusste, dass sie an seine Zuneigung zu ihnen appellieren musste, wenn ihr Plan aufgehen sollte.
„Sie haben immer gehofft, dass wir zusammenkommen“, platzte sie heraus, wobei es ihr schwerfiel, seinem Blick standzuhalten, aber sie wusste, dass es wichtig war. „Leider war ich nie ein großer Fan von arrangierten Ehen“, sagte sie mit einer selbstironischen Grimasse.
„Vor allem nicht mit mir“, murmelte er, und sie hielt den Atem an.
Etwas in ihrer Herzgegend flatterte, als sie sich an ihre Kindheit erinnerte, in der der Traum von einer großen Hochzeit mit Alex ihre Gedanken beherrscht hatte. Aber sie hatte es einmal mit der Ehe versucht, und es war eine Katastrophe gewesen.
„Nein.“ Sie richtete sich auf und schüttelte den Kopf. „Du warst immer Stavros’ Freund, nicht meiner.“
„Außer in dieser einen Nacht.“
Sie schloss die Augen. „Diese Nacht hat uns nicht zu Freunden gemacht.“
Sie sah nicht, wie seine Augen forschend über ihr Gesicht glitten.
„Warum bist du heute hierhergekommen?“, wollte er wissen.
Tessas Magen fühlte sich an, als würde sich ein Dutzend Schlangen darin ringeln.
„Ich mache mir Sorgen um ihn.“
„Um wen?“
„Um Dad.“ Sie blinzelte zu Alex hinüber und sah kurz echte Sorge, bevor er sie hinter seiner üblichen Maske der Entschlossenheit verbarg.
„Sag mir, was los ist.“
„Ich bin …“ Ihr Mund öffnete sich, dann pressten sich ihre Lippen wie von selbst zusammen. Die Worte blieben ihr in der Kehle stecken.
„Fahr fort!“ Sein Befehl zerrte an ihr, und ihr wurde klar, dass sie niemanden sonst hatte, mit dem sie darüber reden konnte. Jonathan hatte sie zu einer misstrauischen Person gemacht. Sein ständiger Kontakt zur Klatschpresse hatte ihr den letzten Nerv geraubt, und sie hatte Angst, jemandem zu vertrauen. Aber Alex war anders.
„Er ist wirklich krank, Alex. Ich weiß nicht, wann du ihn zuletzt gesehen hast …“
„Seit mehreren Monaten nicht mehr.“ War das, was da in seiner Stimme mitschwang, etwa Schuldbewusstsein?
„Dann kannst du es noch nicht bemerkt haben. Er hat abgenommen, und er ist ständig müde.“ Ihre Stimme brach, als sie sich zwang, auszusprechen, was sie schon seit einiger Zeit wusste. „Ich glaube, er hat nicht mehr lange“, flüsterte sie.
„Glaubst du das, oder weißt du es?“, fragte Alex stirnrunzelnd.
Ihr Blick traf seinen, und ihre Unterlippe zitterte.
„Ich weiß es.“ Sie stand auf und ging auf wackeligen Knien zum Fenster. „Er hat nichts gesagt, aber ich weiß es einfach. Er redet ständig von Mum und dass ich mich um sie kümmern soll.“
Sie hob einen Finger und wischte eine Träne weg. Sie hatte sich geschworen, nicht zu weinen! Nicht vor diesem Mann, nicht, nachdem er sie so behandelt hatte. „Wenn es jemand anderen gäbe, den ich fragen könnte …“, sagte sie langsam. „Du musst verstehen, dass ich die Sache wirklich von allen Seiten betrachtet habe.“
„Brauchst du Hilfe mit deinem Vater?“
„Nein … ja.“ Sie seufzte verzweifelt. „In gewisser Weise, ja. Ich … habe einen Fehler gemacht, Alex, und ich brauche Hilfe, um ihn zu beheben.“
„Du redest wirres Zeug.“
„Ich weiß.“ Sie rieb sich die Schläfen. „Meine Eltern haben ihn immer gehasst.“
„Wen?“
„Meinen Ex-Mann, Jonathan.“
Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. Ihre Entscheidung, Jonathan zu heiraten, war zum Großteil auf Alex’ kaltherzige Ablehnung ihr gegenüber zurückzuführen. Ihre ganze Welt war damals auf den Kopf gestellt worden – durch Stavros’ Tod, durch ihre Nacht mit Alex, durch die alles verzehrende Trauer ihrer Eltern, die sich in einer Überfürsorglichkeit ausgedrückt hatte, die mehr als erstickend gewesen war. Jonathan war ihr Ausweg gewesen, sie hatte nur nicht gemerkt, dass sie vom Regen in die Traufe kam.
„Er ist also jetzt dein Ex-Mann. Ist damit das Problem nicht gelöst?“
„Wenn es nur so einfach wäre. Leider hat er es sich zur Gewohnheit gemacht, jedem, der es hören will, Details aus unserer Ehe zu erzählen. Während wir hier sprechen, ist er bei Celebrity Housemate eingesperrt – du weißt schon, diese voyeuristische Reality-Show –, und die Werbeclips, die sie ausstrahlen, handeln alle von mir.“
Sein Schweigen war nicht besonders ermutigend.
„Jeder Artikel, der mich oder unsere Familie verleumdet, schadet Dads Gesundheit. Das muss aufhören.“
„Ja“, stimmte er zu und verschränkte erneut die Arme vor der Brust. „Das verstehe ich. Soll ich mit meinen Anwälten reden?“
„Das wird nicht funktionieren.“ Sie schüttelte den Kopf. „Das habe ich schon versucht. Er will keine Schweigeerklärung unterschreiben, weil es viel profitabler ist, wie ein Kanarienvogel zu singen. Er versucht, aus unserer Ehe Kapital zu schlagen.“ Sie verdrehte die Augen. „Im Grunde kann er nicht anders. Er hatte vorher nichts, und dahin will er nicht zurück.“
„War die Scheidungsvereinbarung nicht großzügig genug?“
„Ich glaube, ganz egal, wie hoch die Abfindung gewesen wäre, er hätte immer mehr gewollt.“
Missbilligung umspielte Alex’ symmetrische Lippen. „Er scheint ein guter Fang zu sein.“
Er gab nur ihre eigenen Gedanken wieder, aber sie war nicht in der Stimmung, sich herablassend behandeln zu lassen.
„Ich bin nicht gekommen, um den Charakter meines Mannes zu diskutieren“, sagte sie deshalb.
„Ex-Mann“, korrigierte er sie sachlich. „Und anscheinend bist du gekommen, weil du meine Hilfe brauchst. Sag mir, wie ich dir helfen kann.“
„Ich will die Kontrolle zurückgewinnen“, sagte sie mit leicht vorgerecktem Kinn und ruhiger Entschlossenheit. „Einer der Gründe, warum er in der Presse so viel reden konnte, ist, dass ich mich völlig zurückgezogen habe.“
Sie fühlte Alex’ Blick schwer auf ihrem Gesicht ruhen.
„Warum? Was hast du gemacht?“
Eine gute Frage, auf die es keine Antwort gab. Ihre Kunst war weitgehend zum Erliegen gekommen, da der Stress ihre Kreativität gelähmt hatte.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich mal geschieden werde“, murmelte sie. „Aber ich hätte auch nie gedacht, dass ich mal mit jemandem wie ihm verheiratet wäre.“
Ein scharfes Ausatmen lenkte ihren Blick auf Alex’ Gesicht.
„Was soll das heißen?“, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf, fand keine Worte.
„Das spielt keine Rolle.“ Die schreckliche Wahrheit über ihre Ehe war etwas, was sie für sich behalten musste.
Alex spannte die Muskeln an. „Hat er dir wehgetan?“
„Er hat mich nicht geschlagen.“ Theresa schüttelte den Kopf. „Aber er hat mich auf andere Weise verletzt.“ Tränen traten in ihre Augen, und sie wandte den Blick ab. „Er war kontrollsüchtig, aufbrausend, eifersüchtig und besitzergreifend. Und er hat versucht, mein Selbstvertrauen zu zerstören. Er hat mich beleidigt, manchmal subtil, manchmal nicht. Manchmal unter vier Augen, manchmal nicht. Es ist erstaunlich, wie schnell ein Mensch einem den Glauben an die eigenen Fähigkeiten nehmen kann. Und als er nicht bekam, was er wollte, hat er mit einer anderen geschlafen und dafür gesorgt, dass ich davon erfuhr.“ Bitterkeit lag in ihren Worten.
„Und trotzdem bist du bei ihm geblieben?“
Wie sollte sie ihm das erklären? Ihre Ehe war schon nach wenigen Monaten unerträglich gewesen, aber Jonathan hatte zu viel Macht über sie gehabt. Außerdem hatte sie der Gedanke, sich von ihm scheiden zu lassen und damit ihre Eltern zu verärgern, ausharren lassen.
„Er hat immer damit gedroht, an die Öffentlichkeit zu gehen, wenn ich ihn verlasse“, sagte sie resigniert. „Ich wollte nicht, dass mein Leben – dass das Leben meiner Eltern – so wird. Deshalb bin ich bei ihm geblieben, bis ich es wirklich nicht mehr ertragen konnte.“
„Du hättest ihm bei der Scheidung nichts zahlen sollen“, sagte Alex wütend.
„Am Ende wollte ich nur noch, dass er verschwindet.“
„Kein Wunder, dass deine Eltern ihn hassen.“
Sie nickte. „Wegen mir sind sie durch die Hölle gegangen, Alex.“
„Für mich klingt es so, als ob du diejenige bist, die durch die Hölle gegangen ist.“
Mitleid würde ihr zum Verhängnis werden. Sie konzentrierte sich auf ihre Eltern, anstatt zuzulassen, dass seine Worte sie trösteten.
„Es hat ihnen sehr zugesetzt, und nach der Sache mit Stavros ist Stress das Letzte, was sie brauchen. Jetzt, wo es Dad nicht gut geht, muss ich alles ins Lot bringen.“
„Und du hast einen Plan?“
„Ja, genau.“ Sie schluckte. „Ich sehe nur eine Lösung, aber ich weiß nicht, ob du damit einverstanden bist. Ich fürchte, es hört sich sehr verrückt an, aber hier geht es um alles. Da ist keine Idee zu verrückt, oder?“
Er sah nicht überzeugt aus. „Sprich weiter.“
Ihr Magen krampfte sich zusammen. Tu es. Bring es hinter dich.
„Was hältst du davon, mich zu heiraten, Alex?“
In der Stille des Raumes hätte man eine Stecknadel fallen hören können.
„Nur um sicherzugehen: Soll das ein Witz sein?“
„Nein.“ Sie schürzte die vollen Lippen und wich seinem Blick aus.
Er konnte nicht sagen, was er erwartet hatte, aber das definitiv nicht.
„Du bist also in mein Büro gekommen, um mir einen Heiratsantrag zu machen?“, fragte er und wunderte sich über die Wut, die in ihm aufstieg. Er hatte Theresa Anastakos seit Jahren nicht mehr gesehen – sie hätte gar keine Gefühle mehr in ihm auslösen sollen. Aber es gab keinen Zweifel daran, dass sie seine Sinne vom ersten Moment an in Wallung gebracht hatte, genau wie in jener Nacht.
Mit ihr zu schlafen war ein Fehler gewesen, den er bis heute bereute – fast so sehr wie die grausamen Worte, die er ihr danach an den Kopf geworfen hatte. Aber die Wahrheit war, dass er in diesem Moment alles gesagt hätte, um den Vorfall zu beenden. Wenn er diese Nacht hätte rückgängig machen können, er hätte es getan.
Doch er begehrte sie, das war unbestreitbar. Selbst jetzt konnte er Theresa nicht ansehen, ohne dass diese alten Gefühle wieder hochkamen, so stark und fordernd wie einst. Aber Theresa war kein Fehler, den er ein zweites Mal machen wollte, egal, wie sehr sie ihn auch reizte.
„Ich weiß, es klingt verrückt“, gab sie zu.
„Verrückt? Nein, schlimmer. Es ist unmöglich.“
Sie wurde blass. „Warum?“
„Weil …“ Er fluchte unterdrückt. „Es ist dir vielleicht nicht aufgefallen, aber ich bin nicht der Typ für eine Ehe.“
„Meine Eltern denken, du bist es.“
„Deine Eltern sind viel zu großzügig in ihrer Einschätzung. Glaub mir, ich könnte dich niemals glücklich machen.“
„Ich will nicht, dass du mich glücklich machst“, schoss sie zurück. „Ich war schon einmal verheiratet, und das Konzept überzeugt mich nicht.“
„Darin sind wir uns also einig.“
Ihr Blick begegnete seinem. Darin stand eine Herausforderung, die in seinem Magen ein seltsames Ziehen auslöste. Er stand ganz still und zwang sich, sich von ihrem Vorschlag nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
„Du bist Geschäftsmann, und ich schlage dir eine geschäftsmäßige Ehe vor. Wir unterschreiben ein paar Verträge, posieren für einige Fotos und machen dann mit unserem normalen Leben weiter.“
Er schüttelte ablehnend den Kopf. „Ich verstehe, warum du das vorschlägst, aber was springt für mich dabei heraus?“
Sie errötete, und in ihm flammte heftige Begierde auf.
„Eine geschäftliche Vereinbarung bedeutet, dass wir beide etwas bekommen, was wir wollen“, fuhr er fort, bemüht, nicht preiszugeben, in welche Richtung seine Gedanken gingen. „Was habe ich davon?“
„Abgesehen davon, dass du einen Mann glücklich machst, der dir angeblich wichtig ist?“
„Ich schätze und respektiere deine Eltern, aber ich bin zu erfahren, um uneigennützig etwas für andere zu tun. Was hast du sonst anzubieten?“
Sie zuckte zusammen. Offensichtlich hatte sie nicht mit einer so barschen Antwort gerechnet. „Sag mir, was du willst.“
„Nichts“, antwortete er schnell, während sein Körper sich vor Verlangen anspannte.
Alex schloss kurz die Augen, um sich gegen Theresas Anziehungskraft abzuschirmen, doch dadurch wurde es noch schlimmer. Sein Verstand konzentrierte sich jetzt nur noch auf einen weiteren Punkt, der für die Ehe sprach, etwas, was er als seine Bedingung vorbringen konnte.
„Es muss etwas geben“, flehte Tessa.
Als sie scharf einatmete, hob sich ihre Brust, sodass er seinen Widerstand für einen kurzen Moment aufgab und den Blick auf die verlockende Wölbung ihres Dekolletés richtete. Ihre Weiblichkeit wurde ihm überdeutlich bewusst.
In jener Nacht, als sie sich geliebt hatten, waren sie nicht Alex und Tessa gewesen. Eine Art Urinstinkt hatte von ihnen Besitz ergriffen, ausgelöst durch die verzehrende Trauer, und sie auf ihre niedrigsten Bedürfnisse reduziert. Sie hatten sich so heftig und schnell geliebt, dass er erst gemerkt hatte, dass es ihr erstes Mal war, als er in sie eindrang.
Und dann war es zu spät gewesen. Sie waren beide zu sehr in dem Moment gefangen, zu verzweifelt auf dem Weg zur Erlösung gewesen, als dass sie noch etwas anderes hätten tun können, als sich völlig ineinander zu verlieren. Alles an dieser Nacht war wild und ursprünglich gewesen. Im Rausch der Gefühle war ihm alles absolut vernünftig und natürlich erschienen – und direkt danach nicht mehr. Er hatte eine Grenze überschritten, an die er sich niemals hätte heranwagen dürfen.
„Bitte, Alex, denk doch noch mal darüber nach.“
Einen Moment lang erinnerte er sich an Stavros und daran, dass er alles für seinen Freund getan hätte. Schuldgefühle quälten ihn. Er hatte mit Theresa geschlafen. War er nicht moralisch verpflichtet, ihr irgendwie zu helfen? Wegen Stavros. Wegen ihrer Eltern. Wegen der Art, wie er sie in der Vergangenheit behandelt hatte.
Und dennoch war ihm der Gedanke an eine Heirat ein Gräuel. So war es immer schon gewesen.
„Es wäre nicht echt“, hörte er sich sagen, was fast wie ein Einverständnis klang.
„Ich will auch nicht, dass es echt ist.“
Er fluchte unterdrückt und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Ich meine es ernst, Theresa. Wenn wir diesen Schritt gehen würden, würdest du mir nichts bedeuten. Du bist die kleine Schwester eines guten Freundes. Nichts weiter.“
In ihre Augen blitzte ein Gefühl auf, das er nicht erkannte, doch ihre Miene drückte Entschlossenheit aus.
„Wie immer“, sagte sie mit einem knappen Nicken. „Also sag mir, was du willst. Was kann ich dir anbieten, damit du Ja sagst?“
Er war allein, völlig allein. Sein bester Freund, Stavros, lebte nicht mehr. Er war ein Einzelkind, und es gab auch keine Tanten oder Onkel, Cousins oder Cousinen. Bis zum Tod seines Vaters hatte ihn das nicht beunruhigt. Doch dann hatte die Vorstellung, sein ganzes Leben lang wie eine Insel im Meer zu sein, etwas in ihm ausgelöst. Das Versprechen, ledig und kinderlos zu bleiben, das er sich selbst vor Jahren gegeben hatte, um die Hölle der Ehe seiner Eltern nicht zu wiederholen, schien plötzlich weniger bedeutsam zu sein als das Bedürfnis, sich fortzupflanzen und einen Teil von sich selbst in der Welt zu sehen.
Niemand war von diesem Drang mehr überrascht gewesen als Alex, und vielleicht hätte er ihn mit der Zeit unterdrücken oder bekämpfen können. Aber nun stand Tessa vor ihm. Sie hatte ihm einen Heiratsantrag gemacht und fragte, was er sich von dieser Heirat erhoffte …
Als Opportunist sah er eine Möglichkeit, die Situation zu seinem Vorteil zu nutzen. Und er würde sie ungeniert ergreifen, auch wenn er wusste, dass Stavros ihn dafür hassen würde, auch wenn sich das Bedauern bereits in ihm ausbreitete.
Er richtete sich auf und verschränkte die Arme vor der breiten Brust.
„Meine Bedingungen werden dir vielleicht nicht gefallen.“
Dass er ihren Vorschlag nicht mehr kategorisch ablehnte, war mehr, als sie erwartet hatte. Sein Einlenken war der Beginn einer Verhandlung. Eine Mischung aus Adrenalin und Angst ließ ihre Eingeweide kribbeln.
„Ich würde sie gerne hören“, sagte sie unsicher.
Er machte zwei Schritte auf sie zu und brachte damit ihre Nerven zum Flattern. Obwohl sie keine unerfahrene Zweiundzwanzigjährige mehr war, fühlte sie sich einen Moment lang wie eine.
Sein frisch-herber Duft war gefährlich anziehend. Sie atmete tief ein und wollte am liebsten … Ihre Augen weiteten sich, und schnell verdrängte sie diese unerlaubten Gedanken.
„Und?“, fragte sie. Das Wort kam als heisere Aufforderung heraus.
Sein Lächeln wurde langsam breiter, und sie fühlte sich, als würde sie in ein Loch fallen.
„Erzähl mir, welche Art von Ehe du dir für uns vorgestellt hast.“
„Das ist eine Frage, keine Bedingung.“
Er nickte zustimmend.
Sie begriff, dass er genau verstehen wollte, wie ihr Arrangement funktionieren sollte.
„Wir müssten zusammenleben, zumindest anfangs. Dank Jonathan wird mein Privatleben in gewissem Maße von der Öffentlichkeit beobachtet.“ Sie konnte ein kleines Schaudern nicht unterdrücken. „Natürlich hoffe ich, dass sich das legen wird. Ich könnte mir vorstellen, dass wir irgendwann wieder fast völlig unabhängig leben können.“
„Ich verstehe.“
„Es wäre wirklich nur eine Ehe auf dem Papier. Wir würden den Medien einen neuen Blickwinkel bieten, und Jonathan würde hoffentlich in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Aber was noch wichtiger ist“, ihre Stimme zitterte leicht, „Dad hätte am Ende seines Lebens etwas Seelenfrieden.“
Seine dunklen Augen waren unergründlich. Wenn er von der Sorge um ihren Vater berührt war, zeigte er es nicht. Das war die Stärke von Alexandros Zacharidis. Er war ein geschickter Verhandlungsführer, eine einschüchternde Persönlichkeit.
„Und wenn ich dir sage, dass ich mehr will?“, fragte er und musterte sie so intensiv, dass er vermutlich all ihre Zweifel und Unsicherheiten erkennen konnte.
„Womit wir wieder bei deinen Bedingungen wären“, sagte sie heiser. „Warum sagst du mir nicht, wie sie lauten, damit wir entscheiden können, ob es funktionieren wird? – Ich bin bereit, Kompromisse zu machen“, fügte sie nach einer Pause hinzu.
„Verstehe ich das richtig, dass du eine Ehe ohne Intimität vorschlägst?“, fragte er, und sanfter Spott glomm in seinen Augen.
Schmerzhafte Erinnerungen an ihre Ehe mit Jonathan ließen das Blut in ihren Adern zu Eis werden. Und dennoch fühlte sie deutlich die Hitze beim Gedanken an das, was Alex und sie einst geteilt hatten. Ihre zitternde Stimme strafte ihr entschlossenes Nicken Lügen.
„Hinter verschlossenen Türen bräuchten wir nicht so zu tun, als wären wir mehr als … entfernte Bekannte.“
„Sind wir das denn?“ In den Worten lag eine schroffe Herausforderung.
„Wir haben uns seit Jahren nicht gesehen. Ich weiß nicht einmal, ob wir überhaupt noch von einer Bekanntschaft sprechen können.“
„Und doch kommst du zu mir, schüttest mir dein Herz aus und bittest mich, dir zu helfen.“
Sie schluckte, ihre Kehle war kratzig und trocken. „War das ein Fehler?“
„Zu glauben, dass die Ehe, die du vorschlägst, jemals funktionieren würde, war der Fehler.“
Unsicherheit durchzuckte sie. „Warum sollte sie nicht funktionieren?“
Ein weiteres Lachen. „Wir können nicht ignorieren, was zwischen uns passiert ist.“
„Das ist schon ewig her“, sagte sie. Es klang wenig überzeugend.
„Und du glaubst, es würde nicht wieder passieren?“
Sie sah ihn an.
Er kam näher, und sein Gesicht drückte grimmige Entschlossenheit aus.
„Ich weiß, dass es nicht passieren würde“, flüsterte sie und erinnerte sich mit einem Schaudern daran, wie heftig seine Zurückweisung gewesen war. „Ein Mal mit dir war mehr als genug.“
„Vorsichtig, Agape . Das klingt nach einer Herausforderung. Und das Problem ist, dass ich dieser Herausforderung kaum widerstehen kann.“ Er hob einen Finger an ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu seinem, sodass jeder heisere, warme Atemzug, den sie ausstieß, seine Lippen wie eine Liebkosung streifte. „Erinnerst du dich, wie es mit uns war?“
„Ich erinnere mich an alles aus dieser Nacht“, flüsterte sie und schloss die Augen, um den Schmerz zu verbergen, der noch immer in ihrem Herzen war.
„Diese Leidenschaft lässt sich nicht ignorieren. Ich werde dich nur heiraten, wenn du das Unvermeidliche akzeptierst – andernfalls werden wir beide in einer Hölle landen, die wir selbst geschaffen haben.“
Sie stöhnte, hin- und hergerissen zwischen Versuchung und Furcht.
„Wie kannst du das sagen? Du hast mich vor vier Jahren nicht gewollt – warum glaubst du, dass du mich jetzt wollen wirst?“
Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, und er presste die Lippen zusammen, als müsste er sich daran hindern, zu antworten.
„Ich meine es ernst, Alex. Was zwischen uns passiert ist, war ein dummer Fehler. Wir haben es beide bereut“, fügte sie hinzu, auch wenn die Worte in ihren Ohren nicht glaubhaft klangen. Nicht ganz. „Glaubst du, dass es irgendetwas bringt, wenn wir wieder miteinander schlafen?“
„Es war ein Fehler“, pflichtete er ihr bei. „Aber das soll nicht heißen, dass es nicht auch Spaß gemacht hat.“
Sie zuckte zusammen. „Ich war dabei, weißt du noch? Du hast nicht wie jemand gewirkt, dem irgendetwas davon Spaß gemacht hat.“
„Ich habe es bereut, mit dir geschlafen zu haben, weil du bist, wer du bist“, erklärte er. „Es hatte nichts mit dem Sex selbst zu tun.“
„Ich dachte, es war ‚schrecklich‘?“
Er verzog kurz das Gesicht. „Das war es auch.“
„Wunderbar.“ Ihr Lachen klang erstickt. „Danke dafür.“
„Die Tatsache, dass wir miteinander geschlafen haben, war schrecklich. Du bist Stavros’ kleine Schwester, und ich hatte ihn verraten. Wie hätte ich mich darüber freuen können?“
„Und jetzt?“, fragte sie drängend. „Du scheinst keine dieser Bedenken mehr zu haben.“
„Du irrst dich.“ Er atmete scharf aus. „Aber ich bin auch ein Realist. Wenn ich dich heirate, dann nur, um dir und deinen Eltern zu helfen – und ich glaube, Stavros würde wollen, dass ich tue, was ich kann. Aber es gibt keine Ehe, wenn wir uns nicht eingestehen können, dass das, was uns in jener Nacht zusammengeführt hat, immer noch existiert.“
Ihre Lippen öffneten sich, doch sie wusste nicht, was sie antworten sollte. Die Erinnerung an diese Nacht tat immer noch zu weh. Sie sah an ihm vorbei, und ihr Magen verkrampfte sich.
„Willst du damit sagen, dass du mich heiraten wirst, wenn ich bereit bin, mit dir zu schlafen?“
„Nein.“ Das Wort klang düster. „Ich will damit sagen, dass diese Ehe nur funktionieren kann, wenn du zugibst, dass wir miteinander schlafen werden, ob es dir passt oder nicht. Wir sind zwei erwachsene Menschen, die sich einig sind. Wenn wir uns entscheiden, unseren körperlichen Bedürfnissen nachzugeben, ist das keine große Sache. Ebenso wie in jener Nacht würde es nichts bedeuten.“
Sie zog sich von ihm zurück. Ihr Herz raste, denn alles, was er gesagt hatte, erschien ihr unerträglich. Sex hatte für Tessa immer etwas bedeutet. Unter anderem deshalb war ihre Ehe gescheitert, denn wie hätte sie mit einem Mann schlafen können, der sie so schlecht behandelte? Mit einem Mann, den sie nicht liebte?
„Gibt es sonst noch etwas?“, flüsterte sie und schlang die Arme um ihren Körper.
„Willst du damit sagen, dass du akzeptierst, was ich gesagt habe?“
„Ich mache mir nur ein vollständiges Bild von deinen Bedingungen, bevor ich mich entscheide“, korrigierte sie ihn unbehaglich, und ihr Körper kribbelte bereits bei der Aussicht auf das, was er andeutete.
„Da ist noch etwas … Mein Vater ist vor sechs Monaten gestorben.“
Sie nickte. „Ich habe es gehört. Meine Mutter hat es erwähnt …“ Sie verstummte, unsicher, wie sie ihr Beileid ausdrücken sollte.
„Nach der Beerdigung stand ich mitten in seinem leeren Haus, und mir wurde etwas klar, worauf ich hätte vorbereitet sein müssen.“ Er hielt inne, um seine Gedanken zu sortieren. „Ich war allein.“ Seine Augen blickten in die Ferne. „Ich habe keine Familie. Niemanden.“
Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, und sie verstand auch nicht, warum er ihr das erzählte.
„Meine Eltern haben jeden Gedanken, den ich an die Ehe als erstrebenswertes Lebensziel hatte, zerstört. Ehrlich gesagt, sehe ich keinen Sinn darin.“
In ihrer Brust regte sich die Neugierde. Sie erinnerte sich an beiläufige Bemerkungen, die ihre Eltern im Laufe der Jahre über seine Familie gemacht hatten. Daraus hatte sie geschlossen, dass es eine ziemlich unbeständige Beziehung gewesen war, aber sie kannte keine Einzelheiten.
„Als ich dort stand, ganz allein, musste ich darüber nachdenken, was das bedeutet“, fuhr er fort. „Sechs Monate lang habe ich mich damit auseinandergesetzt, warum ich ein Leben in Isolation führe. Größtenteils war es freiwillig. Ich habe Beziehungen aktiv vermieden. Aber seit dem Tod meines Vaters ist etwas Seltsames mit mir geschehen …“
„Ach ja?“ Unbewusst bewegte sie sich auf ihn zu.
„Ich sehne mich danach, nicht allein zu sein.“
Sie runzelte die Stirn. „Du hast also deine Meinung über die Ehe geändert?“
Er ignorierte ihre Worte. „Ich möchte Kinder, Theresa. Eine Familie. Ich möchte Nachkommen haben, denen ich mein Vermögen vererben kann. Ich will …“ Er starrte sie an, als würde er seine Worte einen Moment lang abwägen. „Ich möchte, dass mein Leben eine Bedeutung hat, die über den Stand meines Bankkontos hinausgeht.“
Mitleid durchflutete sie, aber auch Verständnis und, was noch erschreckender war, Adrenalin und Aufregung. Seine Wünsche stimmten genau mit denen überein, die sie lange Zeit verleugnet hatte, weil Jonathan alles andere als ein geeigneter Vater gewesen wäre.
„Dein Leben hat eine Bedeutung. Ein Kind macht dich nicht mehr oder weniger wertvoll.“
Sein Blick bohrte sich in ihren. „Glaub mir, ich hätte nie gedacht, dass ich mir das wünschen würde.“
Tessa dachte einen Moment darüber nach. „Und was willst du dafür tun?“
„Im Moment nichts, vielleicht sogar nie.“ Er zuckte mit den Schultern. „Und doch bist du hier und bietest dich mir auf einem Silbertablett an.“
„So würde ich das nicht gerade ausdrücken“, hauchte sie. Denn egal, was sie auch sagen würde, in ihrem Kopf formte sich ein Bild, dessen Anziehungskraft sie sich nicht entziehen konnte.
„Ich werde dieser Ehe nur unter zwei Bedingungen zustimmen. Die erste ist, dass du das volle Ausmaß dessen begreifst, was du verlangst. Sex zwischen uns ist unvermeidlich – aber kannst du das akzeptieren? Und verstehst du, dass ich damit Sex ohne jegliche emotionale Bindung meine?“
Beinahe hätte sie das Gespräch an diesem Punkt beendet. Nur der Gedanke an ihren Vater ließ sie standhaft bleiben.
„Und die zweite ist, dass du meinen Kinderwunsch genau verstehst. Wenn wir uns nicht einig sind, kann das nicht funktionieren.“
Ihre Finger zitterten. Ein weiterer Farbspritzer fiel ihr ins Auge, ein leuchtendes Violett, das sie der Schmucklilie zu verdanken hatte, die sie Stunden zuvor auf die Leinwand gebannt hatte. Vorsichtig strich sie mit dem Finger darüber. So sollte eine Künstlerin aussehen – voller Farbspritzer. Seit ihrer Scheidung hatte sie versucht, sich wieder in ihre Kunst zu stürzen.
„Ich weiß, dass es überraschend kommt.“ Er zuckte mit den breiten Schultern und entfernte sich ein wenig von ihr. „Wenn dir der Gedanke an diese Ehe nicht mehr zusagt, steht es dir frei, zu gehen. Dann hat dieses Gespräch nie stattgefunden.“
„So einfach ist das nicht.“ Sie ging zum Fenster und presste ihre glühende Stirn gegen das kühle Glas. Ihre Kehle war trocken, und ihr Kopf tat weh. „Meine Eltern haben so viel verloren. Nach der Sache mit Stavros sind sie nicht mehr dieselben. Ich weiß, dass ich kein Ersatz für ihn bin.“
„Was soll das heißen?“ Sein Ton war scharf.
Die Trauer umhüllte sie und war noch genauso frisch wie an jenem Tag vor so vielen Jahren.
„Ich bin nicht wie sie“, flüsterte sie. „Meine Mutter, mein Vater, Stav … Sie sind alle aus dem gleichen Holz geschnitzt. Ich bin das schwarze Schaf, sie haben mich nie verstanden. Die Ehe mit Jonathan sollte …“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich wollte sie nicht noch trauriger machen, aber das habe ich getan. Ich habe ihnen so viel zugemutet, und jetzt möchte ich etwas tun, was sie stolz macht, nur einmal im Leben, bevor es zu spät ist. Dad …“
Ihre Stimme zitterte, aber sie zwang sich, stark zu bleiben. Sie drehte sich zu Alex um, so überwältigt von der Intensität ihrer Gefühle, dass sie die Emotionen in seinen Augen nicht bemerkte, das Mitleid in der Tiefe seines Blickes.
„Ich bin sicher, sie sind stolz auf dich.“
Sie wischte seine bedeutungslose Zusicherung beiseite. Sie kannte ihre Eltern, und sie wusste, wie sie über sie dachten. Sie liebten sie, aber als Objekt und nicht als eigenständige Person. Ihre Interessen, ihre Leidenschaften, ihre Kunst, all das war für ihre Familie belanglos. Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass sie alles für ihre Eltern tun würde.
„Ja“, flüsterte sie. „Lass es uns tun.“
Seine einzige Antwort war eine leichte Kopfbewegung. „Komm heute Abend zu mir nach Hause.“
„Was?“ Ihre Augen weiteten sich. „Warum?“
Sein Lachen war ein heiserer Laut, der ihr Herz in zwei Teile sprengte. „Um die Details zu besprechen, Agape . Mach dir keine Sorgen. Ich behalte meine Hände bei mir – es sei denn, du willst etwas anderes.“
Hitze stieg ihr in die Wangen. War sie so leicht zu durchschauen? „Welche Details?“
„Wo wir leben werden, zum Beispiel. Wann wir heiraten. Wie wir es ankündigen und wann wir es deinen Eltern sagen. Diese Dinge sind wichtig.“
Er hatte recht, es gab eine Menge zu planen. Nur fühlte sich alles ganz verwirrend an. Sie war sich so sicher gewesen, dass ihr Heiratsantrag nicht mehr als ein Handel sein würde, und er hatte die Grenzen dieser Erwartungen völlig neu definiert. Ganz zu schweigen davon, dass die erste Begegnung mit Alex seit vier Jahren ihr vor Augen geführt hatte, wie sehr sie ihn einmal vergöttert hatte. Es schockierte sie, nun festzustellen, dass sie ihn immer noch nicht ansehen konnte, ohne weiche Knie zu bekommen.
Sie konnte keine zweite katastrophale Ehe in Kauf nehmen. Sie musste sicher sein, dass es mit ihnen klappen würde – und seine Idee, die Details zu besprechen, war vernünftig.
„Gut“, sagte sie mit einem leisen Ausatmen. „Heute Abend.“
Er hatte erwartet, dass sie ablehnen würde. Er hatte sie provoziert, sie herausgefordert und gedacht, sie würde diese ganzen Idee für absurd erklären und verschwinden. Und jetzt, wo sie zugestimmt hatte, musste er sich damit abfinden, denn sie bot ihm etwas an, dem er nicht widerstehen konnte.
„Du verstehst die Tragweite dieser Sache?“, drängte er, nur um sicherzugehen.
„Ja.“ Es war, als ob ein Schalter umgelegt worden wäre. Jetzt, da sie seine Bedingungen akzeptiert hatte, war ihre Unsicherheit verschwunden, und Entschlossenheit zeichnete sich auf ihrem schönen Gesicht ab.
Sie war wunderschön, dachte er und fühlte ein sehnsüchtiges Ziehen in der Leistengegend. Heute ebenso wie damals, als eine schlaksige, unbeholfene Jugendliche ihn angelächelt hatte, als sei er das Zentrum ihres Universums.
Stavros war immer ihr Beschützer gewesen.
„Sie ist viel zu jung für dich. Denk nicht einmal daran“, hatte er gesagt, und er hatte recht gehabt. Selbst in der Nacht, in der sie miteinander geschlafen hatten, war sie mit ihren zweiundzwanzig Jahren noch viel zu unerfahren und behütet gewesen für einen Mann wie ihn – zehn Jahre älter und viel weltgewandter.
Er hatte sie benutzt. Sie war seit Jahren in ihn vernarrt gewesen. Es war ihm nicht entgangen, wie sie ihn immer angestarrt hatte. Als sie dann, verzweifelt vor Trauer, durch die Hotelbar gegangen war, war er zu ihr gegangen, um sie aufzufangen. Er hatte sie in seine Arme gezogen, weil er den Kontakt, die körperliche Verbindung, die Ablenkung gebraucht hatte.
Ein bitterer Geschmack erfüllte seinen Mund. Er war angewidert von sich selbst.
In dieser Nacht hatte es andere Frauen in der Bar gegeben, und doch hatte er sich für Tessa entschieden. Er hatte Stavros betrogen, und Alex hatte sich das nie verziehen.
Doch ihre Ehe wäre ein Geschenk an ihre Eltern, und ein Kind wäre es auch. Sicherlich hätte sogar Stavros das gutgeheißen.
Frustriert schüttelte er den Kopf. Auf keinen Fall würde sein bester Freund die Heirat mit Tessa gutheißen. Stavros hatte Tessa immer beschützt und besser als jeder andere gewusst, welche Dämonen Alex verfolgten. Er wusste von den Eheproblemen seiner Eltern, von der Qual des Zusammenlebens mit einem Paar, das innerhalb eines Wimpernschlags von überglücklich zu mörderisch wütend wechseln konnte.
Alex hatte von klein auf gewusst, dass er niemals heiraten würde, und er hatte es Stavros bei vielen Gelegenheiten gesagt. Sein Freund hatte ihn dann immer geneckt und geantwortet, dass es nur daran lag, dass Alex jede Nacht mit einer anderen Frau schlief. Vielleicht würde er anders denken, wenn er eine der Frauen, mit denen er schlief, wirklich kennen würde. Aber Alex war entschlossen gewesen. Sex war Sex. Er hatte keinen Sinn darin gesehen, die Frauen, mit denen er schlief, näher kennenzulernen.
Doch die Nacht mit Tessa hatte ihm gezeigt, wie kümmerlich seine Lebensweise gewesen war. Er war so wütend auf sich selbst gewesen – und unfairerweise ebenso wütend auf sie.
Sie hatten über eine Ehe ohne Gefühle gesprochen, aber Alex war kein Narr. Tessa war die einzige Frau, die jemals auch nur ansatzweise Gefühle in ihm geweckt hatte – selbst wenn es düstere Gefühle gewesen waren –, und er würde nun ein Leben lang dafür sorgen müssen, dass das nie wieder vorkam. Gefühle hatten in seiner Ehe nichts zu suchen.
Das Einfahrtstor öffnete sich, sobald sie den Sicherheitscode eingegeben hatte, den Alex ihr genannt hatte. Als sie den Wagen vor dem beeindruckenden Haus parkte, stellte sie fest, dass die Haustür offen stand. Dies war eine der besten Gegenden Athens, und er vertraute offenbar völlig seinen Sicherheitsvorkehrungen. Bei einem kurzen Blick auf die Fassade entdeckte sie mehrere diskrete Kameras, von denen sie annahm, dass sie die Bilder live in eine Cloud oder sogar an eine Sicherheitsfirma übertrugen.
Geschmeidig stieg sie aus dem Auto, strich mit einer Hand ihr Kleid glatt und zuckte ein wenig, als sie die späte Nachmittagssonne wie Nadelstiche auf ihrer Haut spürte. Sie schirmte ihre Augen ab und betrachtete interessiert das Haus. Die Mid-Century-Architektur mit geschwungenen Balkonen aus Holz und Stein, die sich teilweise überlappten, erinnerte sie an ein Meisterwerk von Frank Lloyd Wright. Auch der Garten war atemberaubend schön. Formschnittelemente, üppig wuchernde Blumen und eine Allee aus Bäumen, deren grünes Blätterdach die Zufahrt beschattete, verbanden sich zu einem harmonischen Gesamtbild.
Tessa schnappte sich ihre lederne Dokumentenmappe vom Rücksitz und entfernte sich vom Auto, wobei sie sich bemühte, ihren Atem ruhig zu halten. Ihr war bewusst, dass sie womöglich übertrieb, aber da sie schon einmal verheiratet gewesen war, wollte Tessa diesmal die volle Kontrolle behalten. Es musste zu ihren Bedingungen geschehen, und deshalb hatte sie eine Art Rüstzeug mitgebracht: einen Ehevertrag, der garantieren sollte, dass diese Ehe trotz der Bedingungen, die er gestellt hatte, ohne Emotionen auskommen würde.
Diese Ehe würde nicht wie die mit Jonathan sein, sagte sie sich, schob den Kopf durch die offene Tür und sah sich um. Außer einem Paar polierter brauner Schuhe war keine Spur von Alex zu sehen.
„Hallo?“, rief sie, räusperte sich und rief noch einmal, diesmal etwas lauter.
Sie erhielt keine Antwort. Ihr Handy fest umklammert betrat sie das Haus, wobei das Geräusch ihrer Sandalen auf den Fliesen ihr ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle vermittelte.
Sofern das überhaupt möglich war, war das Innere des Gebäudes noch beeindruckender als das Äußere. Die Mid-Century-Elemente setzten sich im Inneren fort, mit hohen Decken, Holzbalken und viel Glas sowie einem abgesenkten Loungebereich mit einladend wirkenden Sitzpolstern, grauen Teppichen, die auf Schieferböden trafen, und futuristisch anmutenden Lampen.
Sie schlenderte an einem Designersessel vorbei und gelangte durch große Glasschiebetüren zu einem Poolbereich, der eine fantastische Aussicht auf Athen bot. Doch Tessa war nicht in der Lage, weitere Details wahrzunehmen, denn Alexandros Zacharidis schwamm in dem riesigen Infinitypool. Seine Haut glühte in der frühen Abendsonne golden – nein, eher bronzefarben, wie die Skulpturen antiker Götter. Ihr Mund war trockener als die Wüste, und sie stemmte die Füße fest auf dem Boden. Ihre Absätze gaben kein beruhigendes Klack-Klack mehr von sich, als wären auch sie bei seinem Anblick vor Ehrfurcht verstummt.
Als er das Ende des Beckens erreichte, hielt er an. Sein dunkles Haar klebte an seinem Kopf, bis er es energisch schüttelte und die Tropfen über die Fliesen spritzten. Instinktiv wich Tessa zurück, um nicht nass zu werden. Ihre Bewegung lenkte seine Aufmerksamkeit auf sie, und er wandte sich zu ihr um. Langsam breitete sich ein wölfisches Lächeln auf seinen Zügen aus.
„Du bist gekommen.“ Bildete sie sich den Spott hinter den freundlichen Worten nur ein?
Er hätte zur Treppe am Beckenrand schwimmen können, doch stattdessen stemmte sich Alex dort aus dem Wasser, wo er gerade war, und gab diesem herrlichen Körper die Gelegenheit, sich zu straffen. Gebannt sah sie zu, wie er sich mit Leichtigkeit aus dem Wasser zu einer Sonnenliege bewegte, die gefährlich nahe bei ihr stand.
Sie wich noch einige Schritte zurück, die Augen wachsam auf ihn gerichtet. Ihre Zunge war zu schwer, um sprechen zu können, also nickte sie einfach, als er sich näherte.
„Das freut mich.“ Aus der Nähe konnte sie das faszinierende Glitzern der Wassertropfen auf seinem noch faszinierenderen Gesicht sehen.
Ach, du lieber Himmel! Das war womöglich die schlechteste Idee ihres Lebens gewesen. Wie sollte sie eine rein geschäftliche Ehe mit jemandem führen, zu dem sie sich offensichtlich immer noch hingezogen fühlte? Was hatte sie sich nur dabei gedacht?
„Ein schönes Haus“, murmelte sie mit belegter Stimme, als er nach einem Handtuch griff und es sich um den Hals legte.
Sie versuchte angestrengt, ihre Augen auf sein Gesicht zu richten. Aber wie er so dastand, tropfnass und im Grunde nackt, wie sollte sie da nicht hinsehen?
Unwillkürlich glitt ihr Blick tiefer, zu seiner Brust, noch tiefer zu seinen schmalen Hüften und verhängnisvollerweise zu den schwarzen Badeshorts, die sich wie eine zweite Haut an ihn schmiegten. Dank der dunklen Farbe blieben ihr die meisten Details verborgen, aber das hielt ihre Wangen nicht davon ab, flammend rot zu werden, als die Erinnerung an das, was er in diesem Bereich zu bieten hatte, in ihr aufstieg.
„Willst du mir Gesellschaft leisten?“ Er deutete auf den Pool.
Obwohl die heftige Anziehung sie fast lähmte, erschien ihr das türkisfarbene Wasser verlockend. Aber war es wirklich das Wasser oder eher die Vorstellung, ihm nahe zu sein, kaum bekleidet, die sie dazu drängte, seinen Vorschlag anzunehmen?
„Nein“, sagte sie schnell. „Wir hatten eine geschäftliche Verabredung, nicht wahr?“
„Ja“, stimmte er zu, wobei seine Miene nichts verriet. „Aber ich glaube nicht, dass wir uns auf einen exakten Ort geeinigt haben.“
„Nicht der Pool“, stellte sie klar.
„Richtig, denn wir wollen ja auf keinen Fall Spaß haben, während wir …“
„Das ist kein Spaß für mich“, unterbrach sie ihn schnell. „Eigentlich ist es ein Notfall.“
Seine Augen verdunkelten sich.
„Dann komm mit rein“, forderte er sie mit einem entschlossenen Nicken auf und deutete auf die Glasschiebetüren.
„Danke.“ Sie folgte ihm, wohl wissend, dass sie sich besser im Griff haben sollte, als ihm auf den Hintern zu starren, während er vor ihr herging, in eine große, offene Küche. Weitere architektonische Merkmale zogen ihre Aufmerksamkeit auf sich, und Tessa versuchte, sich darauf zu konzentrieren, denn sie konnte eine Ablenkung gut gebrauchen.
„Das Haus ist wunderschön“, wiederholte sie.
„Ja.“ Er holte eine Flasche Champagner aus dem Kühlschrank und füllte zwei Gläser, bevor er eine Schale mit Obst hervorholte und zwischen ihnen auf den Küchentresen stellte. „Bediene dich.“ Er deutete auf das Obst. „Gib mir einen Moment, um mich umzuziehen.“
„Gut.“ Das Wort hätte nicht schroffer herauskommen können, und sie zuckte innerlich zusammen.
Warum, zum Teufel, hatte er zugestimmt? Er konnte jede Menge Frauen finden, die seine Kinder zur Welt brachten.
Aber nicht ohne gefühlsmäßige Komplikationen, dachte sie sich nach einer Weile. Alex wollte genauso wenig eine „richtige“ Ehe wie sie.
Und was wäre, wenn sie sein Kind bekäme – oder mehrere? Den ganzen Nachmittag hatte sie über seine Bedingung nachgedacht. Wie sicher sie sich früher einmal gewesen war, dass sie Kinder wollte. Aber jeder Tag in der Ehe mit Jonathan hatte diesen Traum für sie ein wenig mehr zerstört, und Tessa war sich nicht sicher, ob sie ihn wiederaufleben lassen konnte.
Sie stellte ihre Aktentasche auf einen der Barhocker, griff nach dem Champagner und trank einen Schluck.
Alex kam schnell – und glücklicherweise bekleidet – zurück. Er trug khakifarbene Shorts und ein weißes T-Shirt, sodass sie sich nun mit dem Anblick seiner gebräunten Beine mit den muskulösen Waden begnügen musste. So männlich und …
Innerlich stöhnte sie auf. Das würde in einer Katastrophe enden!
„Okay.“ Er nahm die gleiche Position wie sie ein, stützte sich mit den Handflächen auf dem Tresen ab, und ein winziges Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. „Lass es uns angehen.“
Sie nickte dankbar. „Ich habe einige Papiere, die du dir ansehen solltest.“
„Papiere?“ Sein Blick glitt leicht spöttisch über ihr Gesicht, aber sie ließ sich nicht einschüchtern.
„Da wir beide über ein großes Vermögen verfügen, ist eine rechtliche Absicherung sinnvoll.“
„Für den Fall, dass ich versuchen sollte, dich bei der Scheidung über den Tisch zu ziehen?“
Sie schürzte die Lippen. „Es wäre nicht das erste Mal.“ Energisch öffnete sie ihre Dokumentenmappe und holte die Verträge heraus.
Sie hasste es, Mitleid in Alex’ Gesicht zu sehen. Das ganze Jahr über hatten die Leute sie als Opfer betrachtet, aber damit sollte jetzt Schluss sein. Sie wollte nicht nur allen zeigen, dass sie sich weiterentwickelt hatte, sondern auch, dass sie wahnsinnig glücklich war – und das mit Griechenlands Junggesellen Nummer eins.
Er griff nach den Papieren, überflog die erste Seite, blätterte um und sah sich die zweite an.
„Das sieht nach Standard aus.“
Sie hob die Brauen. „Wie viele Eheverträge hast du denn schon unterschrieben?“
„Keinen.“ Er schaute sie an. „Aber genügend Verträge, um glasklares Juristendeutsch zu erkennen, wenn ich es sehe.“
„Ich habe einfach eine Standardvorlage aus dem Internet heruntergeladen und sie leicht abgeändert. Das Wesentliche ist, dass wir alles behalten, was wir in die Ehe eingebracht haben.“
„Klingt vernünftig.“ Er hielt inne, als er die Seite umblätterte. „Steht hier etwas über Kinder?“
„Nein.“ Sie zögerte. „Darüber habe ich nachgedacht.“
Sein Gesichtsausdruck verriet nichts, aber ihr Bauch zog sich plötzlich zusammen.
„Ich weiß, das ist deine Bedingung.“ Sie sprach die Worte so schnell, dass sie alle ineinander übergingen. „Und ich bin grundsätzlich damit einverstanden. Aber…“ Sie hielt inne, griff in ihre Aktentasche und holte ein weiteres Dokument heraus. „Es gibt etwas Wichtiges, das wir zuerst besprechen sollten.“
Er wartete mit ausdrucksloser Miene.
„Ich weiß, dass deine Eltern geschieden wurden und dass viele Elternpaare sich scheiden lassen, und das verurteile ich auch gar nicht.“ Sie bemerkte nicht, wie sich die Gefühle in seinen Augen verdichteten. „Aber in unserem Fall ist unsere Ehe die Voraussetzung, um Kinder zu bekommen. Ich denke, es ist ihnen gegenüber nur fair, wenn wir uns darauf einigen, alles Menschenmögliche zu tun, um unsere Ehe aufrechtzuerhalten. Lieber sollten wir einen Weg finden, als Mann und Frau zu leben, als das Sorgerecht zwischen uns aufteilen zu müssen. Das Wohl der Kinder sollte das Wichtigste sein.“
„Das klingt überzeugend.“
Ihre Augen weiteten sich. „Du sagst also, dass du verheiratet bleiben willst?“
„Ja.“ Seine Blicke schienen sie zu durchbohren. „Ich würde unsere Kinder auch lieber gemeinsam aufziehen.“
„Und wenn du mit der Situation irgendwann unglücklich bist? Oder wenn ich unglücklich bin?“
„Dann werden wir die Dinge neu bewerten. Aber wir sollten diese Ehe mit der Absicht eingehen, dass sie für immer ist.“
Ihr Herz machte einen Sprung, und sie versuchte, sich nicht zu sehr über diesen kleinen Sieg zu freuen. Die Ehe mit Jonathan war ein stetiger Kampf gewesen. Sie hatte nicht erwartet – oder war nicht darauf vorbereitet gewesen –, dass man mit Alex so vernünftig reden konnte. Obwohl sie ein Jahr lang um die Scheidung von Jonathan gekämpft und sich dann ein Jahr lang davon erholt hatte, fühlte sie sich seltsamerweise überhaupt nicht nervös angesichts dessen, worauf sie und Alex sich gerade geeinigt hatten.
Als er weiterlas, liefen ihre Wangen rot an, denn sie wusste, worum es im nächsten Abschnitt ihres selbstverfassten Vertrags ging.
„Sex nur in den Nächten von Freitag bis Sonntag.“ Als er den Kopf hob, um sie anzuschauen, war es offensichtlich, dass er versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken. „Niemals unter der Woche?“
Sie schüttelte entschieden den Kopf. „Ich denke, es ist durchaus sinnvoll, das zu …“
„Regeln“, ergänzte er.