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Dieses Vademecum zeigt lebensfrohe Stationen auf, in erster Linie jedoch existentielle Grenzsituationen. Es bietet die Chance, mitzukommen in die Zeit- und Ortschaften eines anderen Lebens, das um freie, selbstbestimmte Existenz ringt. Es kommt darauf an, in Freiheit zu leben - so oder anders.
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Seitenzahl: 31
Reise nach B
Teil 1: Herzsprung
Mann im Pantherfell
Wind
Dann bist du da
Du und ich
Frau und Mann
Mein Rot
Weiße Wolke
Herbst
Krähen
Schwertlilien
Drachenflug
Böser Tag
Trennung
Danach
Geborstenes Glas
Im Reich des Schweigens
Mysterium
Du einzig
Du bist der Stern
Tanz der Feuermale
Teil 2: Bitterfeld
Fremde Stadt
Licht irgendwo
Schlaflos
Ins Licht
Von einer unerhörten Liebe
Ritva
Notre Dame de Lorette
Lorettodicée
One Night Stand
Ukrainischer Traum
Hinterm Horizont
Verwehrte Worte
Unbehauste Liebe
Im Schwerefeld
Zwielichtige Botschaft
Vom Turm
Moriturus te salutat
Mittag
Über den Sandbänken
Landeplatz für einen Engel
Teil 3: Eisenberg
Zarathustra
Intrigenwirte
Gewaltherrschaft
Politische Justiz
Das Hohe Tor
Widerstand
Carrara
Arbeit am rauen Stein
Textbausteine
Objekt einer Ausstellung
Das Verlorene Wort
Vom Schweigen des Engels
Unterm Geläut
Krebsstation
Schmerzensbruder
Todesstunde
Trauerarbeit
Fortgehen
Welt ohne mich
Ein Liebesgedicht
Unsere Zustände schreiben wir bald Gott, bald dem Teufel zu und fehlen ein- wie das andere mal. In uns selbst liegt das Rätsel, die wir die Ausgeburt zweier Welten sind.
Goethe. Sprüche in Prosa
Zur doppelköpfigen Hauptstadt reiste ich
durch Städte wie H. oder P.
Eine eigene Zeit schlug jeder dieser Städte:
Türmte die eine sich auf für die Freiheit,
stand die andere da für preußische Zucht,
während die Hauptstadt ihre Macht verbarg.
Meine Reise indes führte mich weiter
zu Zeit- und Ortschaften anderer Art:
nach Herzsprung zuerst, nach Bitterfeld später
und weiter bis zu den Vorstädten von Eisenberg.
Sie alle: unkartierte Orte in nicht vermessener Zeit
im Niemandsland meiner Seele.
Da lebe ich jetzt, zwiegeteilt,
mit einem Riss quer durch mein Herz.
Und treibe mein Wesen dort wie früher schon,
nun aber zwingt’s mich zur Brücke über den Bitterfluss.
Gelingt es mir, die Grenzposten zu überwinden,
kehre ich zurück zu dem, was mein Wesen prägt.
Kehre zurück, immer wieder, zurück
zu meinem Heiligtum: dorthin,
wo einzig die Liebe ihre Höhe gewinnt
und der Schmerz zugleich auf letzte Tiefe trifft,
dorthin, wo inmitten der Zeit
das Herz mir zerspringt.
Ich traf den Mann im Pantherfell
und sah in seine Frauenaugen.
In mir erklang es glockenhell
– nie werden dafür Worte taugen.
Sprache nicht: Musik und Schweigen.
Im Ich-Tod krönt ein Selbst das Sein.
Im Schwerttanz und im Rosenreigen:
Die Liebe widersteht dem Schein.
Aus dem Wind die Treppe herab
wirst du kommen in mein Kellerverließ.
Meine Brust, eingeschnürt in fiebernde Enge,
wird weiten sich in deinen Armen.
Du wirst da sein,
und mit dir alle Herrlichkeit des Lebens.
Denn du bist ein tiefer, kühler Atemzug,
bist das Pochen unserer Herzen.
Draußen raschelt das Laub ...
der Wind ... es ist nur der Wind.
Dann bist du da,
jäh wie ein Windstoß,
der in mein Segel fährt:
Fahrt macht mein Boot.
Worte, ein Gespräch und
die Stille danach.
Du bist ein kleiner nackter Vogel
in meiner Hand.
Mich fliehend aus Furcht,
gefangen zu sein,
zu mir sich flüchtend
in Angst.
Frei, Vogelwesen, bist du
unter meinem Himmel.
Du selbst sollst wählen können
zwischen Wagnis und Flucht.
Nur deshalb darf ich
dich rufen,
und sagen zu dir:
Wenn du willst, komm.
Dein Atem:
Hauch auf meiner Stirn,
kühl wie der Wind.
Deine Stimme:
zärtliche Traurigkeit
im Urgrund des Seins.
Epoché:
den anderen in sich,
sich im andern erkennen.
Gespräch:
Brücken schlagen
über einen fremden Fluss.
Blicke:
sich kreuzende Strahlung