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Wie geht man mit der Diagnose Krebs um, wenn die Hoffnung auf Genesung äußerst gering ist? Wie geht man als Arzt damit um, an Grenzen zu stoßen, sowohl fachlich als auch menschlich? Ist es moralische Verpflichtung, auch niederschmetternde Wahrheiten auszusprechen, oder verschweigt man, um noch Hoffnung geben zu können? Pönnighaus macht es sich nicht leicht mit der Antwort auf diese Fragen, seine persönliche Betroffenheit ist immer gegenwärtig. Und doch wählt er im Gespräch mit seinen Patienten zumeist den direkten, kaum beschönigenden Weg. Das ist verstörend und beklemmend - einerseits. Andererseits sind die Aufzeichnungen der den Leidensweg begleitenden Gespräche nicht nur "Reisen zum Ende der Welt", sondern auch Geschichten vom Leben, von Hoffnung, menschlicher Nähe und Warmherzigkeit. Und sie zeigen, dass es auf die eingangs gestellten Fragen gar keine allgemeingültige Antwort gibt, denn jeder der Patienten geht vollkommen anders mit dem nahenden Tod um und somit auch mit der vom Arzt ausgesprochenen Wahrheit. Der eine rückt näher an die Familie heran, der andere begegnet dem nahenden Ende mit Gelassenheit, der nächste mit Verdrängung. Man selbst empfindet beim Lesen, wie der schwerkranke Herr Böhm, trotz Traurigkeit auch Dankbarkeit für die ehrlichen Worte: "Das war gut [.] Es hat mir erlaubt, diese seltsam schöne Erde noch einmal so richtig zu genießen."
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Seitenzahl: 178
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Jörg M. Pönnighaus
Reisen zum Ende der Welt
Gespräche mit Sterbenden
ATHENA
edition exemplum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.
E-Book-Ausgabe 2014
Copyright der Printausgabe © 2014 by ATHENA-Verlag, Copyright der E-Book-Ausgabe © 2014 by ATHENA-Verlag, Mellinghofer Straße 126, 46047 Oberhausen www.athena-verlag.de
Alle Rechte vorbehalten
Datenkonvertierung E-Book: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
ISBN (Print) 978-3-89896-581-1 ISBN (ePUB) 978-3-89896-863-8
»Ja,
die zehn Monate,
die ihr noch gegeben waren –
bei der letzten Operation
war ihr Bauch schon voller Metastasen –
hat meine Mutter
noch intensiv genutzt«,
sinnierte Herr K.
»›Jesus
hat mich nicht verlassen‹
hat sie
noch am letzten Tag
zu uns Kindern gesagt.
Und ich denke,
eine Sterbende
lügt nicht.«
Freitag, 13. August 2010
Halb sieben in der Klinik. Verbandswechsel. Oberarztvisite. Dann ein ungeduldiger Anruf vom Op, dass Herr Gustmann seit einer halben Stunde auf dem Tisch liege … den Patienten zusammen mit den Unfallchirurgen operiert. Ein Anruf von Frau Froh, wo ich denn bleibe, sie habe eine Privatpatientin für eine Ultraschalluntersuchung für mich. Aber als ich von Frau B. (der Pflegedienstleiterin, die ich für die Ethikkommission gewinnen wollte) zurückkam, nahm ich mir einfach die Zeit und ging zu Herrn Böhm. Er war gerade im Bad, genauer gesagt, in der »Nasszelle« von seinem Zimmer. Ich setzte mich an sein Bett am Fenster. Draußen regnete es schon wieder in Strömen. Herr Böhm ist 65 Jahre alt. Er kam am Mittwoch. Er erzählte mir bei der Aufnahme kurz, dass er mich kenne, ich hätte vor 12 Jahren ein Melanom bei ihm herausgeschnitten. Auf seinem Rücken.
Herr Böhm setzte sich auf sein Bett.
»Ich habe keine guten Nachrichten für Sie«, sagte ich, »alle fünf Knoten waren Melanommetastasen. Und da hat es einfach keinen Sinn, darum herumzureden. Alle fünf Knoten waren Metastasen. Ich habe eben das Untersuchungsergebnis bekommen.«
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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