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"Pferde können unser Lebenspartner sein, das Herz öffnen, den Geist und den Willen - wenn wir es zulassen." Der Weg dahin ist nicht immer einfach und wirft Fragen auf. Wie wirken wir auf das Pferd? Wie wirkt das Pferd auf uns? Sagt unser Pferd "Ja" zu uns? Wie können sich Reiterin und Pferd einander öffnen, um zu einer wahren Partnerschaft beim Reiten zu kommen? Wie steht es mit der Angst beim Reiten? Behindert sie die harmonische Partnerschaft? Ina Ruschinski nimmt uns mit auf die Entdeckungsreise zu einer harmonischen Partnerschaft mit dem Pferd, die zu mehr Achtsamkeit und innerer Verbundenheit führt.
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Seitenzahl: 150
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„Pferde können unser Lebenspartner sein, unser Herz öffnen, den Geist und den Willen – wenn wir es zulassen.“
Der Weg dahin ist nicht immer einfach und wirft Fragen auf:
• Wie wirken wir auf das Pferd?
• Wie wirkt das Pferd auf uns?
• Sagt unser Pferd „Ja“ zu uns?
• Wie können sich Reiterin und Pferd einander öffnen, um zu einer wahren Partnerschaft beim Reiten zu kommen?
• Wie steht es mit der Angst beim Reiten? Behindert sie die harmonische Partnerschaft?
Ina Ruschinski nimmt uns mit auf die Entdeckungsreise zu einer harmonischen Partnerschaft mit dem Pferd, die zu mehr Achtsamkeit und innerer Verbundenheit führt.
Ina Ruschinski lebt bei Oldenburg zusammen mit ihren Pferden. Schon in ihrem dritten Lebensjahr hatte sie erste Kontakte mit Pferden, die sie nie wieder losließen.
Seit ihrer pädagogischen Ausbildung ist sie in einer sozialen Einrichtung der Stadt Oldenburg als Reitpädagogin tätig und begleitet seitdem viele Kinder auf den vier Ponys eines Abenteuerspielplatzes in ihrer Entwicklung.
Sie ist Trainerin C Westernreiten und Autorin mehrerer Bücher, unter anderen Dein Pferd – Spiegel deiner Seele und Seelenwege.
Autorin und Verlag weisen darauf hin, dass die in diesem Buch beschriebenen Trainingseinheiten keine Alternative zu professionellem Reitunterricht darstellen. Die Autorin weist darauf hin, dass es in allen Fällen zur Sicherheit beiträgt einen Reithelm zu tragen, auch wenn das auf den abgebildeten Fotos nicht der Fall ist. Autorin und Verlag lehnen jegliche Schadenersatzforderungen ab, die auf Unfälle, Verletzungen oder sonstige Schäden gründen, die im Zusammenhang mit einem der in diesem Buch beschriebenen Trainingsvorschläge entstanden sind. Es wird für Ungenauigkeiten oder eventuelle Fehler keine Haftung übernommen.
Copyright © 2015 by Crystal Verlag, Wentorf bei Hamburg
Gestaltung und Satz: Crystal Design, Wentorf bei Hamburg
Titelfoto: Slawik.com
Fotos im Innenteil: Carina Leithold Seiten 20, 22, 27, 30 und 72, slawik.comSeite 79, alle anderen Fotos von Ina Ruschinski und Anne Markos.
Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme
Die deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der deutschen Nationalbibliografie, detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Alle Rechte vorbehalten.
Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.
ISBN: 978-3-95847-006-4
Vorwort
Reiten
Was benötigt man für „gutes Reiten“?
Losgelassenheit und Takt
Anlehnung
Ein Wort zur gebisslosen Zäumung
Schwung, Geraderichten, Versammlung
Skala der Ausbildung für den „reitenden Menschen“
Reiten – als Spiegel des Herzens
Bewusstheit
Achtsamkeit
Intention
Liebe
Herzübung
Energiepunkte für die Reitbahn
Energiekarten für eine bewusste Beziehungszeit mit dem Pferd
55 Wörter für eine bewusste Zeit mit dem Pferd
Verbindungsritual
Konzept für eine Reiteinheit
(Zu) Hohe Ziele
Angst
Panik und Trauma
Angst und Liebe
Die Angst und das Pferd
Die Persönlichkeit Ihrer Angst
Schritte, die Angst mit dem Pferd zu meistern
Hilfestellungen für konkrete Angstsituationen
Das Pferd und seine Angst
Kleine Hilfen in Angstsituationen
Freies Reiten
Reise in den Pferdekörper
Schlusswort
Einige Jahre sind vergangen, seit mein Buch Dein Pferd – Spiegel deiner Seele erschien. Seit dieser Zeit ist viel passiert. Ich musste Pferdegefährten verabschieden und über die Regenbogenbrücke begleiten. Und es gab auch wiederum Pferde, die mich zu einem lang ersehnten neuen Schritt im Leben schubsten.
Doch nicht nur bei mir ist viel geschehen. Ich habe in den letzten Jahren unglaublich viele schöne und tief berührende E-Mails von Leserinnen und Lesern bekommen, die ich manchmal am PC mit Tränen las. Kleine Geschichten über die Liebe und das Band, das Pferd und Mensch verbindet, das vielleicht manchmal strapaziert und überstrapaziert wird und doch nie gänzlich reißt, sondern heilt und dadurch noch stärker wird. Geschichten, die Wundern gleichen, so sehr, dass ich mich über gar nichts mehr wundere.
Pferde haben eine Magie, eine Weisheit, die sich uns vielleicht nie ganz erschließen wird. Nehmen wir es so hin. Denn dafür sind Wunder ja da – dass wir sie nicht begreifen, sondern nur demütig annehmen.
Ich bedanke mich hier an dieser Stelle für all die wundersamen Geschehnisse zwischen Pferden und ihren Menschen, die ich erzählt und geschrieben bekam!
Wollen wir in diesem Buch ein weiteres Stückchenzusammen wandern?
Pferde sind es gewohnt, viele weite Wege zu gehen, und wir Menschen, die ihnen verfallen sind, gehen mit. Müssen mit! Weite Strecken zurücklegen, holprige Wege beschreiten, Kurven bewältigen, Stolpersteine forträumen, uns in letzter Sekunde vor verletzenden Ästen ducken, an Weggabelungen ratlos stehen und entscheiden müssen.
Was sind die Pferde für uns? Was sind wir ihnen? Wie wirken sie auf uns, auf unsere Seele, auf unser So-Sein und letztendlich auf unseren Lebensweg ein?
Vielleicht werden Sie sich das selbst jetzt gerade fragen: Wie beeinflussen Pferde meinen Lebensweg?
Ich kann das für mich beantworten. Alles, was ich tue, was ich bin, was ich bisher in meinem Leben schaffte, wurde von Pferden begleitet, unterstützt und mitunter sogar forciert.
Mein Beruf mit Pferden und Kindern, meine Schriftstellerinnenarbeit, mein spiritueller Lebensweg, meine Lebensliebe.
Dein Pferd, Spiegel deiner Seele? Ja, ganz sicher! Wie ist es bei Ihnen? Inwiefern haben die Pferde Ihr Leben bis hierher geleitet?
Eine wichtige Frage wurde und wird mir oft gestellt:Ist es spirituell, mit Pferden zusammen zu sein?
Ich finde, Spiritualität kann man nicht wollen, nur zulassen. Oder eben auch nicht.
Und so ist es mit den Pferden und ihrer „Magie“ auf uns. Man kann ihnen den Raum geben und sie unsere Seele berühren lassen. Und dann passiert es, dass manchmal seltsame Dinge geschehen. Man beginnt sich selbst besser kennenzulernen und zu erfahren. Die Frage: Wer bin ich?, bekommt mit Pferden eine ganz eigene Bedeutung.
Und auch der Gedanke: Was will ich noch in diesem Leben – mit und ohne Pferde? Vielleicht tun sich Wünsche nach Veränderung auf. Der Wunsch, endlich so sein zu können und so zu leben, wie man es als Sehnsucht in seinem Innersten spürt.
Und in diesem Prozess sind Pferde immer dabei. Schauen uns über die Schulter, verlangen nach Aufmerksamkeit, wenn wir abwesend sind, stupsen uns auf unseren Weg zurück und werfen uns unsanft ab, wenn wir uns mal wieder vergaloppiert haben.
Sie können uns Lebenslehrer sein, das Herz öffnen, den Geist und den Willen – wenn wir es denn zulassen.
Sicher, man kann auch ohne Pferde leben –ich kann es nicht. Können Sie es?
Und so sind wir bei dem Thema, das uns seit Jahrtausenden so eng mit den Pferden verbindet und so viele Fragen, Blickwinkel, Gefühle, Motivationen und Verirrungen aufwirft.
Wir, die wir die Pferde lieben und uns eines unter erheblichem Kostenaufwand leisten, tun dies nicht nur um der Pferde selbst willen, ob ihres schönen Anblicks (und sicher gibt es tatsächlich etliche Ausnahmen, die Pferde aufgrund dessen besitzen), sondern weil wir den Wunsch hegen, sie zu reiten, auf ihnen zu sitzen und getragen zu werden. Und viele selbstkritische Menschen denken jetzt eventuell: Na ja, es ist wohl manchmal eher ein Ertragen.
Mich fragte ein zehnjähriges Mädchen, ob es nicht Tierquälerei sei, ein Pferd zu reiten. Ganz unvorbelastet und reinen Wesens fragte sie sich das und letztendlich dann auch mich. Ich fand ihre Bewusstheit, ihren weitsichtigen Blick bemerkenswert. So begannen wir gemeinsam herauszuarbeiten, was denn ethisch vertretbar sei, wenn man Pferde reitet. Wir alle haben vielleicht schon einmal den Satz gehört, dass Pferde nicht zum Reiten geboren wurden. Doch noch weniger wurden sie geschaffen, um für unser unreflektiertes Vergnügen herzuhalten oder schlimmstenfalls sogar für das Ausleben unserer Schattenseiten – für unser Ego.
Das Pferd muss auch „Ja“ sagen dürfen, wenn man es reitet, aber eben auf seine Art und Weise, befand das Mädchen. Ich stimmte zu. „Doch wie stelle ich das fest?“, wollte es weiter wissen.
Ich antwortete, dass sie den Menschen auf ihren Pferden beim Reiten zuschauen solle. Dann, so sei ich mir sicher, würde sie das erkennen.
Auch bei sich selbst, wenn sie auf dem Rücken eines Ponys sitze, solle sie darauf achten, was das Tier ihr signalisiert und auf seine Weise zurückmeldet. So könne sie feststellen, ob sie beide eine gemeinsame Sprache gefunden hätten, die sich in freudiger Bewegung ausdrückt. Kinder verstehen das zum Glück sehr schnell.
Und auch Menschen, die so rein gar nichts mit Pferden zu tun haben, können meines Erachtens sehr gut erkennen, ob „Reiten“ schön anzusehen ist und eine Harmonie besteht oder nicht. Das stelle ich immer wieder fest und registriere Anmerkungen im Publikum, die sehr interessant und aussagekräftig sind. Der Blick reitunerfahrener Zuschauer und Zuschauerinnen ist noch nicht getrübt von eigenen Vergleichen, Erfahrungen und vermeintlichem Wissen, wie etwas beim Reiten zu sein hat. Sie sehen einfach, ob es ein schönes Miteinander zwischen Mensch und Pferd gibt, ob sie eins sind oder eben nicht.
Das Pferd soll die Möglichkeit haben, Ja zu demMenschen auf seinem Rücken zu sagen.
Das wäre fürwahr eine gute Sache. Das würde so manchem Pferd erhebliche Qualen ersparen, wenn das ein grundsätzlich anzulegender Maßstab wäre.
Gehen wir doch einmal gedanklich gemeinsam zu einem unserer letzten Besuche einer Pferdeveranstaltung. Zu einem Reitturnier, einer Pferdemesse oder auch nur zu einem Reitstall in der Nähe. Versuchen Sie sich an die Mimik und die Körpersprache der Pferde zurückzuerinnern. Wie viele Ja von Pferden zu ihren Reitern und Reiterinnen fallen Ihnen da ein?
Es ist aufschlussreich und leider auch so traurig.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass man das Ja nicht nur in der Mimik des Pferdes meist vergeblich sucht, sondern auch in der angespannten Miene der reitenden Menschen. Erstaunlich, wie wenig gelöste, glücklich lächelnde Menschen man im Sattel sieht. Und das, wo doch Reiten angeblich zu absoluter Glückseligkeit führen soll. Dein Pferd – Spiegel deiner Seele …
Ich musste das Mädchen dann leider zum Teil bestätigen: Viel Reiterei, die wir sehen, ob im Fernsehen oder wo auch immer, kommt der Tierquälerei gefährlich nahe. Nein, ich muss mich verbessern: empfinde ich persönlich als Quälerei.
Aber zum Glück gibt es sie noch, die Pferd-Mensch-Paare, bei deren Anblick uns das Herz aufgeht!
Kinder zum Beispiel, die noch nicht durch falschen Ehrgeiz (meistens ausgelöst von den Eltern) verkrampft wurden und in reine Freude und Begeisterung auf dem Pferderücken ausbrechen. Erwachsene, Späteinsteiger, die das Glück, vom Pferd getragen zu werden, noch rein und vor allem auch dankbar empfinden – bevor sie dann, in der Mühle des Reitunterrichts, von diesen Gefühlen mehr und mehr entfremdet werden. Berührend ist auch zu sehen, wenn Menschen durch Reittherapie einen tiefen Zugang zu Freude, Vertrauen, Nähe und zu ihrem wahren Sein erleben dürfen, immer vorausgesetzt, das Pferd geht genauso gestärkt aus dieser Einheit heraus.
Und nicht zuletzt auch die Reitkünstler, die es verstehen, das Pferd unter ihnen in Ausdruck und Schönheit „wachsen“ zu lassen, weil die Kunst nicht in dem Abrufen von Lektionen steckt, sondern in der Kommunikation zweier so unterschiedlicher Wesen, die sich in einer fließenden gemeinsamen Bewegung freudig ausdrückt.
Menschen, die offenen Herzens ihre Pferde reiten, egal, auf welcher Stufe des Könnens sie sich auch immer befinden.
Man erkennt es an der Energie, die Pferd und Mensch miteinander verbindet und der man sich nicht entziehen kann – weil sie einen anrührt.
Die gemeinsame Schwingung zwischen Mensch und Pferd, die man spürt und sieht. Ich bin jedes Mal wieder fasziniert, wenn ich solche Paare erleben darf: Der Mensch sitzt mit reiner Liebe zu seinem Pferd im Sattel und jede seiner Handlungen und Gedanken sind geprägt von dieser hohen Energie. Das Pferd fühlt sich sichtlich wohl in der Verschmelzung mit seinem Menschen, „schwebt“ in dieser gemeinsamen Schwingung über den Boden dahin und sucht im Kopf seines Menschen nach der nächsten Aufgabe, die sie zusammen tun wollen, ja, es kommt seiner Idee förmlich zuvor.
Wenn man sein Herz dem Pferd bedingungslos öffnet,beim Reiten oder bei was auch immer, dann wird manniemals schlecht handeln.
Und das meine ich wortgetreu. Ein Mensch, der offenen Herzens ist, schützt sich selbst und seine Handlungen vor Negativität. Die so oft zitierte Führungskraft, die man in der Beziehung mit und auf dem Pferd sein soll, bleibt stets liebevoll und fair.
Das Gegenteil allerdings bedeutet, dass kein Pferd Ja zu einem Menschen sagt, der sich ihm gegenüber aggressiv, abwertend oder demütigend verhält.
Und mal ganz ehrlich, wenn man Reiten als eine Art Liebesbeziehung versteht, würden Sie zu solch einem Partner Ja sagen?
Pferde haben kein Interesse an einem Menschen, der mit solch einer Energie in ihrer Nähe agiert. Sie wollen sich diesem Menschen, wenn es irgend geht, nur ganz schnell wieder entziehen oder ihn gar von ihrem Rücken hinunter haben. Und falls dies den Pferden nicht möglich ist, ertragen sie ihn eben stillschweigend – weil es ihnen so „beigebracht“ wurde.
Ein anderes sensibles Thema in diesem Zusammenhang ist, wie Pferde einen Menschen auf ihrem Rücken empfinden, der restlos dem Gefühl seiner Angst erlegen ist. Kann sich ein Pferd da sicher fühlen und ihm „sein Leben“ vertrauensvoll hingeben? Sicher nicht. Kann es sich wohlfühlen unter ihm? Durchaus möglich. Das muss allerdings jeder Mensch, der zu großer Angst neigt, für sein eigenes Pferd selbst beantworten. Vielleicht werden manche Pferde der Angstenergie entgehen wollen, was wiederum die Angst seines Menschen fördert und gegenseitiges Vertrauen immer schwieriger macht.
Doch viele Pferde können auch lernen, der Angst des Menschen im Sattel keine übergroße Bedeutung beizumessen. Pferde, die ausgeglichen in sich ruhen und – das ist sehr wichtig – eine sichere und vertraute Umgebung mit anderen Pferden um sich haben, können die Angst des Menschen ausgleichen. Das sieht man zum Beispiel bei Therapiepferden. Doch gerade für diese Arbeit muss sich ein Pferd mit einem deutlichen Ja entscheiden dürfen.
Und es gibt die Pferd-Mensch-Beziehungen, in denen das Pferd trotz der häufig mitschwingenden Angst Ja zu diesem seinem Menschen sagt – eben weil es eine Verbindung zwischen ihnen beiden gibt, die größer ist als das Gefühl der Angst.
Angst ist ein großes, allgegenwärtiges Thema. Dem ist in diesem Buch ein ausführliches Kapitel gewidmet, in der Hoffnung, einigen Menschen, die das Thema „Angst am Pferd“ nur allzu gut kennen und erleben, Hilfen und Sichtweisen anzubieten.
Doch zurück zum Reiten, das heute so vielfältig geworden ist. Und glücklicherweise gibt es viele interessante, kompetente Menschen, die neue Ideen und Ansätze in die Reiterei bringen. Viele von ihnen veröffentlichen ganz wunderbare Lektüren über die Reitkunst. Ich habe dem gar nichts hinzuzufügen – was die gymnastische Ausbildung oder die muskuläre Formgebung des Pferdes angeht.
Wenn man ein Pferd hat und es reiten möchte, wird man automatisch zur Trainerin oder zum Trainer seines Pferdes. Nur so ein bisschen draufsitzen und am langen Zügel herumschlendern kann auf lange Sicht gesundheitliche Schäden des Pferdes mit sich bringen oder auch für einen selbst im Gelände zur Gefahr werden. Das Pferd kann durch Balanceprobleme auch in der langsamsten Gangart ins Stolpern kommen und sich überschlagen. Es gibt andere Länder und Reitkulturen, wo Pferde völlig außerhalb aller gesundheitlichen Aspekte geritten werden und trotzdem gesund steinalt werden können. Ich will das an dieser Stelle nicht befürworten. Ich selbst halte eine Ausbildung unter dem Aspekt des gesunden Reitens für wichtig.
Doch mal ganz ehrlich: Wie stellt man das wirklich an? Die Dressur soll das Pferd im Sinne einer langen Gesundheit als Reitpferd schulen, heißt es.
Leider kenne ich sehr viele Beispiele von Pferden, die gerade durch die gängige Dressurreiterei Schaden genommen haben. Es ist ein Dilemma, ein sehr gefährlich schmaler Grat, wenn man beginnt, sein Pferd zu trainieren. Das Pferd muss gewisse gymnastische Übungen erlernen und ausführen können, um Muskulatur locker aufzubauen und dadurch sein Gleichgewicht schadlos unter dem Menschen (wieder) zu finden.
Also begibt man sich allein oder mit dem Reitlehrer oder der Reitlehrerin, höchstwahrscheinlich sogar mit vielen verschiedenen, auf den Weg dorthin. Das Pferd macht schön mit, es fühlt sich gut an, man möchte weiterkommen. Man hat Freude am Üben jener Lektionen, die irgendwann von der bestehenden klassischen Reitlehre als wichtig erachtet wurden und sozusagen der Maßstab in der Stufe der Ausbildung sind. Bis irgendwann die Lektionen selbst nur noch wichtig sind. Das krönende Ziel der Versammlung immer im Hinterkopf, ist man fleißig am „Arbeiten“ (Dieses Wort als Definition für Reiten zu verwenden, finde ich bedenklich. Was verbindet man mit dem Wort Arbeit? Sicher nicht Spiel, Leichtigkeit, Absichtslosigkeit, sich Treiben lassen in der gemeinsamen Zeit mit dem Pferd …) und stellt dann plötzlich fest, dass man das Pferd irgendwann leider kaputt geritten hat …
weil der Ausbildungsweg für das eigene Pferd eben nicht der richtige war,
weil man bei irgendwelchen Lektionen wahrscheinlich ein paar Fehler machte?
weil das Pferd nicht ganz perfekt im Körperbau ist und man einfach Pech hatte,
oder weil man zu ehrgeizig war!
Dabei wollte man alles richtig machen … Okay, einige Lektionen waren überflüssig für das Pferd, machten aber so viel Spaß. Hier ein paar Sliding Stops zu viel, dort ein paar Sprünge zu viel, zu viel Passage und Pirouetten, und der Tagesausritt war wohl doch ein wenig zu lang oder der Boden zu tief.
Aber die ganze Pferdewelt sagt, ein Pferd sollte dieses und jenes können, um als gut ausgebildet zu gelten.
Und wie schön ist es, wenn ein Westernpferd, das extra dafür gezüchtet wurde, mit flachen Gängen sparsam zu laufen, um Gelenke, Sehnen und Kraft zu schonen, mühsam eine Passage über den spanischen Trab erlernt und dann tatsächlich doch die Beinchen fein hoch anhebt. Physiologisch nicht ganz unbedenklich für den Bewegungsapparat. Genauso wie bei dem schweren Haflinger, der sich als Western-Reining-Talent entpuppt und etliche Stops und Spins später unter Umständen starke Arthrosen in den Sprunggelenken hat.
Ich spreche hier nicht mal über die ganz offensichtlichen Fälle von Gewaltreiterei, wo Menschen ihre Pferde mit Rollkur und Schlaufzügeln zuschanden reiten. Oder Jungpferde in hochdotierten und alle Sparten der Reiterei betreffenden Prüfungen wie auswechselbares Material verheizen. Oder Gangpferde mit wenig pferdefreundlichen Hilfsmitteln an den Beinen drangsalieren. Oder … oder … oder …
Ich denke an die vielen Pferdemenschen, die es eigentlich gut meinen mit der Ausbildung ihres Tiers und sich doch irgendwann fragen müssen: An welchem Punkt habe ich den Pfad verlassen, an dem ich mein Pferd nicht mehr gesund erhaltend ritt, sondern die Dressur oder meine Reiterei umkehrte zu einer verschleißenden Gefahr?
Ich frage mich das häufig, und nicht nur bei den eigenen Pferden. Ich habe leider viel gesehen und erlebt in den letzten Jahren und mir sind einige traurige Fälle begegnet.
Ich nenne hier mal ein anderes Beispiel und lasse es einfach mal so stehen: