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Das Wichtigste zu verbaler und nonverbaler Kommunikation: So überzeugst du sie alle! Souverän auf der Bühne stehen und die eigenen Ideen präsentieren? Klar! Im Alltag Freunden, Kollegen und Nachbarn selbstsicher gegenübertreten – auch in Streitsituationen? Kein Problem! Ein starkes Selbstbewusstsein zu haben und mit Schlagfertigkeit andere zu überzeugen? Bekommst du hin! Denn mit einigen Kniffen kann jeder zum Meister des Überzeugens werden. TOP-Speaker und Kommunikationstrainer Wladislaw Jachtschenko bietet in diesem Sammelwerk einen Rundumschlag für alle, die ihre Überzeugungskraft auf das nächste Level bringen wollen. Du wirst lernen: - Welche Rhetorik Techniken der Geschichte du beherzigen solltest, um selbstsicher und eloquent aufzutreten. - Wie du auf den vier Ebenen der Kommunikation – dem Reden, Zuhören, Schreiben und Lesen – in jeder Alltagssituation bei deinem Gegenüber punktest. - Wie du deine Außenwirkung in Form deiner Körpersprache von innen heraus stärkst und deine nonverbale Kommunikation langfristig positiv beeinflusst. Jachtschenko vermittelt die Ergebnisse seiner jahrelangen Erfahrungen authentisch und fundiert. Neben inhaltlichem Input findest du viele praktische Tipps und weiterführendes Audio- und Videomaterial – so wirst du optimal auf die Meisterschaft der Kommunikation vorbereitet. Wer lernen möchte, verbal wie nonverbal zu überzeugen, ist hier also genau richtig! Erhalte mit diesem Bundle die drei Top Bücher vom Spiegelbesteller-Autor Wladislaw Jachtschenko "Redest du noch oder überzeugst du schon?" "Die Körpersprache als Spiegelbild deiner Seele" und "Das Geheimnis der erfolgreichen Alltagskommunikation" und starte noch heute mit deinem Kommunikationstraining.
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Seitenzahl: 566
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Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
1. Auflage © 2023 by Remote Verlag, ein Imprint der Remote Life LLC, Fort Lauderdale, Fl., USA
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.
Redaktion: Marie Mika
Lektorat und Korrektorat: Lena Bauer und Annika Hülshoff
Umschlaggestaltung: Verena Klöpper
Satz und Layout: Verena Klöpper
ISBN Taschenbuch: 978-1-960004-00-0
ISBN gebundene Ausgabe: 978-1-960004-02-4
ISBN E-Book: 978-1-960004-01-7
www.remote-verlag.de
Vorwort
Kommunikation ist die wichtigste menschliche Fähigkeit:
Sie ermöglicht uns, unsere Gedanken und Gefühle anderen mitzuteilen und die Gedanken und Gefühle unserer Mitmenschen zu verstehen. Wer gut kommunizieren kann und rhetorisch gerüstet ist, kann zu Menschen schneller eine Beziehung aufbauen, sie schneller von eigenen Ideen überzeugen, Probleme gekonnt ansprechen und wird letztlich seine beruflichen und privaten Ziele schneller erreichen.
Weil wir alle bereits seit unserer Kindheit kommunizieren, sind wir wie ein Fisch im Wasser, der das Wasser gar nicht bemerkt. Wir nehmen die Art und Weise, wie wir kommunizieren, nicht bewusst wahr und können sie daher auch nicht bewusst optimieren. Die meisten Menschen reden einfach so, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist.
Wenn du dieses 3-in-1 Buch in den Händen hältst, dann gehörst du zu einer ganz besonderen Spezies: Du hast wahrscheinlich schon erkannt, dass gute Kommunikation die entscheidende Fähigkeit ist, dein Leben zu verbessern. Wenn du dieses 3-in-1 Buch in den Händen hältst, dann meinst du es richtig ernst. Und dazu möchte ich dich beglückwünschen! Vor dir liegen hunderte kleine, große und unerwartete kommunikative Tipps, die dein Leben und deine Beziehungen komplett verändern können. Nun liegt es an dir, ob du diese Reise antrittst.
Dein kostenloser Videokurs:
«Die 12 bestenKommunikations-Tools der Welt»
Liebe Leserin, lieber Leser,
in diesem Buch bekommst du viele praktische Kommunikationstipps für deinen Alltag. Ich möchte dir als Dank für dein Vertrauen einen Videokurs schenken, in welchem du die aus meiner Sicht besten Kommunikationstools aller Zeiten bekommst. Die 12 Tools kommen von modernen Kommunikations-Koryphäen wie Dale Carnegie und Marshall Rosenberg, aber auch von alten Rhetorikmeistern wie Platon und Cicero. Ich werde dir im Videokurs nicht nur die besten Tools verraten, sondern auch zeigen, wie ich sie in meine Alltagskommunikation integriere.
Diese exklusive Videoreihe wurde speziell entwickelt, um das Wissen aus diesem Buch zu vertiefen und dir zusätzliche praktische Beispiele zu bieten. Verpasse nicht die Gelegenheit und schnappe dir den Videokurs unter diesem Link https://12tools.argumentorik.com oder über den folgenden QR-Code:
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Dein,
1. Einleitung: Was ist Rhetorik eigentlich?
2. Vom Anfänger zum Rhetoriker:Die fünf Aufgaben eines guten Redners
Aufgabe 1: Die 10 Gebote der Rhetorik
Aufgabe 2: Selbstbewusste Körpersprache
Aufgabe 3: Selbstbewusste Stimme
Aufgabe 4: Lampenfieber unter Kontrolle bringen
Aufgabe5: Mit guten Argumenten überzeugen
Bonus-Kapitel: Antworten auf häufig gestellte Rhetorik-Fragen
3. Rhetorik für Fortgeschrittene:Die fünf Aufgaben einer sehr guten Rednerin
Aufgabe 1: Inventio(Über das Auffinden des Redestoffs)
Aufgabe 2: Dispositio(Über die Strukturierung des Redestoffs)
Aufgabe 3: Elocutio(Über die Versprachlichung des Redestoffs)
Aufgabe 4: Memoria(Über das Einprägen des Redestoffs)
Aufgabe 5: Actio(Über den Vortrag des Redestoffs)
Bonus: Die Großmeister der Rhetorik und ihre Tipps(Platon, Aristoteles, Quintilian, Tucholsky)
4. Immer eine Antwort parat:Die 30 besten Schlagfertigkeitstechniken
Was bedeutet Schlagfertigkeit?
Woher kommt unsere Sprachlosigkeit?
10 Schlagfertigkeitstechniken für Einsteiger
10 Schlagfertigkeitstechniken für Fortgeschrittene
10 Schlagfertigkeitstechniken für Profis
Bonus: Mein Schlagfertigkeitsservice für dich
5. Die drei besten Rhetorik-Übungen der Geschichte
Übungstyp 1: Progymnasmata
Übungstyp 2: Deklamationen
Übungstyp 3: Debatten
6. Schluss: Überzeugen und überzeugt werden
1. Einleitung: Über die Vierfalt der Kommunikation
2. Die zehn Grundgesetze der Kommunikation
3. Die vier Wege der Kommunikation
a) Besser reden
b) Besser zuhören
c) Besser schreiben
d) Besser lesen
4. Kurze Kommunikationstipps für häufig auftretende Stresssituationen
a) Tipps für das Konfliktmanagement
b) Tipps für besseres Feedback
c) Tipps für eine bessere Selbstvorstellung
d) Tipps für frische Führungskräfte
e.) Tipps für Eltern
f) Tipps für Liebende
g) Tipps für Social Media
5. Schluss: Die Vierfalt der Kommunikation in deinem Alltag stärken
A. Einleitung: Die äußere Haltung ist Ausdruck der inneren Haltung
B. Charismatische Körpersprache ist Einstellungssache
1) Zehn Gebote für eine charismatische Körpersprache– und die inneren Glaubenssätze dahinter
2) Wie dein Selbstwert deine Körpersprache prägt– und wie du ihn steigerst
3) Was Charisma in Wirklichkeit ausmacht– und was deine persönliche Verfassung damit zu tun hat
4) Wie deine Körpersprache deine Einstellung verändern kann– und wie du es mit kleinen Tricks täglich umsetzt
5) Wie du an der Körpersprache Lügner entlarven kannst– und was du mit diesem Wissen am besten anstellst
6) Wie du deine Inhalte besser veranschaulichen kannst– und was das Gestik-Vokabular damit zu tun hat
C. Beherrsche deine Glaubenssätze – und deine Körpersprache wird folgen
Nachwort Produktivitätsdrang und Persönlichkeitsentwicklung
Über den Autor
Vorwort
Kein Mensch braucht Rhetoriktrainer!
In diesem Buch erfährst du alles über Rhetorik, was du wissen musst. Nach der Lektüre wirst du nicht nur reden, sondern auch überzeugen können. Mithilfe der über Jahrhunderte erprobten praktischen Übungen kannst du selbst – ganz ohne kostspieligen Rhetorik-Coach – an deiner Rhetorik feilen und zur eloquentesten Person im Raum werden. Kein Mensch braucht Rhetoriktrainer, Rhetoriktraining aber schon!
Rhetorische Grüße,
Den Begriff «Rhetorik» gibt es seit über 2.500 Jahren, weswegen es nicht verwunderlich ist, dass von diesem Begriff viele Definitionen in der Welt umherschwirren. Ich möchte dir die drei bekanntesten Definitionen präsentieren.
Die erste Definition kommt von Platon1. Platon war übrigens ein scharfer Kritiker und Gegner der Rhetorik und entsprechend hat er sie definiert:
Die Rhetorik ist die Kunst des Überredens.
Das heißt, jemand, der sich der Rhetorik bedient, möchte nach Platon nicht die Wahrheit sagen, sondern versucht, den anderen mit scheinbarem Wissen und dunklen Manipulationstechniken zu überlisten. Rhetorik sei nur eine Scheinkunst und Rhetoriker bloß Wahrheitsjongleure.
Aristoteles, der bekannteste Schüler Platons, hat eine ganz andere Definition2 formuliert und die Rhetorik darin von ihrem negativen Charakter befreit:
Die Rhetorik ist die Kunst des Überzeugens.
Der Rhetoriker möchte in diesem Sinne nicht bloß überreden, sondern besitzt die Fähigkeit, glaubwürdig zu argumentieren und mit seinen Inhalten zu überzeugen.
Die dritte und heute vielleicht gängigste Definition stammt von Quintilian, einem römischen Redelehrer.3 Er schrieb:
Rhetorik ist die Kunst der Beredsamkeit.
Bei Quintilian steht also vor allem der ästhetische Aspekt der Rede im Vordergrund. Der Redner soll alle rhetorischen Register ziehen und durch seine Redegewandtheit begeistern.
Jetzt habe ich drei große Denker der Rhetorik vorgestellt und habe dabei einen fast vergessen! Nämlich Cicero. Dieser große römische Rhetor4 hat behauptet, dass der ideale Redner drei Hauptaufgaben hat: Er soll
…lehren, sein Publikum erfreuen und seineZuhörer emotional bewegen.
«Lehren» (docere) bedeutet im Kern, dass man dem Publikum inhaltlich etwas Wichtiges oder Neues zu sagen hat. «Erfreuen» (delectare) bedeutet, dass man so auftritt, dass man das Publikum als sympathischer und angenehmer Mensch auch entertaint. Schließlich bedeutet «bewegen» (movere), dass das Publikum am Ende der Rede passend zur eigenen Botschaft emotionalisiert wird, um dadurch ins Handeln zu kommen.
Warum lernen wir das nicht in der Schule, obwohl wir bereits dort Referate halten müssen? In Deutschland hat die Rhetorik einen relativ schlechten Ruf. Das hat historische Gründe. Im «Dritten Reich» wurde die Rhetorik für eine menschenfeindliche Ideologie missbraucht. Kein Wunder also, dass wir heute in der Schule keine Beredsamkeit erlernen. An den Universitäten sieht es nicht viel besser aus: Nur an der Universität Tübingen kann man das Fach Rhetorik studieren. Die Vernachlässigung der Rhetorik in der deutschen Bildung und Ausbildung führt letztlich dazu, dass die meisten Präsentationen und Meetings zum Einschlafen sind. Dabei helfen ein paar ausgewählte Rhetorik-Regeln und Rhetorik-Übungen, um dich vom Anfänger zu einem guten Rhetoriker zu machen (ab S. 21). Darüber hinaus findest du in diesem Buch Fortgeschrittenen-Tipps, mit denen du rhetorisch glänzen wirst (ab S. 97) sowie Schlagfertigkeitstechniken, mit deren Hilfe du nie wieder sprachlos bleibst (ab S. 147).
Im Buch verteilt findest du übrigens einige QR-Codes, die du mit deinem Smartphone einscannen kannst und über die du mich im Video- oder Audioformat siehst und hörst. Sie bieten dir weiterführende Informationen zu bestimmten Themenaspekten und stellen weitere Lernkanäle dar, mit deren Hilfe du noch schneller die Rhetoriktipps beherrschen wirst. Freu dich auf das schöne Gefühl, deine Mitmenschen von deinen Ideen überzeugen zu können!
Anmerkungen zum ersten Buch:
1Platons Kritik an der Rhetorik wird besonders deutlich in seinen sehe lesenswerten Dialogen Phaidros und Gorgias (empfohlene Übersetzung: Friedrich Schleiermacher).
2Das wohl bekannteste und beste Buch zur Rhetorik ist die Rhetorik des Aristoteles (empfohlene Übersetzung: Christof Rapp).
3Quintilians monumentale Ausbildung des Redners in 12 Bänden ist keine leichte Kost, doch wer sich an sie wagt, bekommt die beste Zusammenfassung der Rhetoriktheorie der Antike (empfohlene Übersetzung: Helmut Rahn).
4Ciceros bekanntestes Werk zur Rhetorik ist De Oratore (empfohlene Übersetzung: Harald Merklin).
Egal, was für eine Fähigkeit du erlernen willst: Am Anfang stehen immer einige wenige Grundregeln, die die Basis dieser Fähigkeit bilden und die du beherrschen solltest, wenn du weit kommen willst. Die wichtigsten zehn rhetorischen Grundregeln stelle ich dir gleich als die «10 Gebote der Rhetorik» vor. Anschließend schauen wir uns vertieft die Themen Körpersprache, Stimme und Lampenfieber an, die gemeinsam dein Auftreten bestimmen. Doch glänzt ein guter Rhetoriker nicht nur durch gutes Auftreten, sondern auch mit guten Inhalten. Daher werden wir uns anschauen, wie du besser argumentieren kannst. Am Ende des Tages gilt nämlich: Rhetorik ohne Argumentation ist leer – Argumentation ohne Rhetorik ist lahm.
Die erste Aufgabe des guten Redners ist es also, die 10 Gebote der Rhetorik zu kennen und bei jeder Präsentation aktiv anzuwenden. Doch woher kommen eigentlich diese 10 Gebote? Die sind natürlich weder im Koran noch in der Bibel zu finden. Ich habe sie aus über 150 gelesenen Büchern zu Rhetorik und Argumentation für dich zusammengestellt. Zu den Büchern zählen zum Beispiel die «Rhetorik» des Aristoteles, Platons Dialoge wie «Gorgias» und «Phaidros», Quintilians zwölfbändige «Ausbildung des Redners», Perelmans «Neue Rhetorik» und Ciceros «Über den Redner». Ich habe also das Beste aus über 150 Büchern in zehn Regeln für dich zusammengefasst. Wenn du alle 10 Gebote beherrschst, dann kommst du deinem Ziel, ein guter Redner zu werden, ein richtig großes Stück näher.
Erstes Gebot: Kenne dein Publikum!
Das erste Gebot der Rhetorik lautet: Kenne dein Publikum! Es ist sehr wichtig, zu unterscheiden, vor welchem Publikum man spricht. Es gibt dazu ein wunderschönes Zitat, welches meist Konrad Adenauer zugeschrieben wird:
«Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont»
Ein Zitat, welches deutlich macht, dass alle Menschen anders sind und anders denken. Der gute Redner muss also unbedingt beachten, vor welchem Publikum er steht. Er stellt sich folgende Fragen:
Handelt es sich um ein Fachpublikum oder um ein Laienpublikum?
Ist es ein junges Publikum oder ist es ein älteres Publikum?
Erwartet das Publikum ein lockeres oder seriöses Auftreten?
Sind es Männer, Frauen oder ist es ein gemischtes Publikum?
Aus welcher sozialen Schicht kommen meine Zuhörer?
Was ist ihre Nationalität? Welcher Religion gehören sie an? Welcher Partei?
Der gute Redner beantwortet vor jeder Präsentation diese Fragen und passt dementsprechend seine Rede an. Denn es ist so, dass ein und dieselbe Rede vor dem einen Publikum mit tosendem Applaus beschenkt wird, während sie einem anderen Publikum langweilig erscheint. Der Redner muss sich also zuallererst fragen, wer da genau vor ihm sitzt.
Kleiner Zusatztipp: Nachdem du in Erfahrung gebracht hast, wer vor dir sitzen wird, solltest du dir auch darüber Gedanken machen, was die Menschen aktuell über dein Thema denken und wovon sie mehrheitlich überzeugt sind. Was sind ihre Ansichten, an die du argumentativ anknüpfen kannst? Inhaltlich solltest du die Zuhörer genau dort abholen, wo sie aktuell gedanklich stehen. Stelle dir vor jeder Rede die gleiche Frage: Wer sitzt vor mir und welche Ansicht ist die aktuell herrschende Meinung meines Publikums?
Zweites Gebot: Sprich frei!
Das zweite Gebot der Rhetorik lautet: Sprich frei! Es gibt dazu ein sehr schönes Zitat von Henry Kissinger:
«Eine abgelesene Rede garantiert, dass Ihnen das Publikum nicht zuhört.»
Sehr häufig kommt es vor, dass Redner aufgrund von starkem Lampenfieber ein Skript zur Hand nehmen und die Rede fast vollständig ablesen. Das ist suboptimal und es gibt drei gute Gründe, warum man unbedingt Blickkontakt mit seinem Publikum halten sollte.
1. Es spricht für die Kompetenz des Redners. Denn man hat das Gesagte im Kopf, braucht keine inhaltliche Stütze und wirkt dadurch viel souveräner.
2. Durch Blickkontakt kann man Vertrauen zum Publikum aufbauen.
3. Man kann die Reaktionen des Publikums auf das Gesagte beobachten und herausfinden, womit die Zuhörer einverstanden und nicht einverstanden sind.
Der gute Redner spricht daher stets frei. Wenn du Anfänger bist auf dem Gebiet der Rhetorik, dann denkst du jetzt eventuell: Komplett frei reden? Das kann ich nicht! Dann habe ich für dich folgenden guten Tipp: Du kannst dir durchaus einen kleinen Zettel mit drei bis fünf Schlagworten vorbereiten, den du beispielsweise in der Tasche versteckst. Diesen Zettel kannst du bei Bedarf herausholen, das Schlagwort anschauen und wirst dich so schnell an den nächsten Punkt erinnern. Danach kannst du ihn ganz langsam und souverän wieder zurück in der Tasche verschwinden lassen (oder auf ein Pult vor dir legen) und die Präsentation, als wäre nichts gewesen, fortsetzen.
Eins ist aber klar: Je weniger du abliest, desto besser kommst du beim Publikum an, desto souveräner, kompetenter und vertrauenswürdiger wirkst du. Probiere also generell in deinen Präsentationen kein ausformuliertes Skript (das verleitet zum Ablesen), sondern eine Schlagwort-Liste zu nutzen, die du zunächst in der Hosentasche hältst und nur bei Bedarf herausholst.
Drittes Gebot: Halte dich möglichst kurz!
Das dritte Gebot der Rhetorik lautet: Halte dich möglichst kurz! Dazu ein schönes Zitat von Mark Twain:
«Eine gute Rede hat einen guten Anfang, ein gutes Ende und beides liegt möglichst nah beieinander.»
Warum hat Mark Twain das gesagt? Es ist offensichtlich: Je länger wir reden und der Vortrag damit dauert, desto langweiliger wird er. Es gibt eine ganz natürliche Aufmerksamkeitskurve, die oben beginnt und abfällt, je länger wir reden. Die Aufmerksamkeit des Publikums sinkt somit mit der Zeit. Solltest du also von deiner Chefin die Aufforderung erhalten, einen 15 bis 20-minütigen Vortrag vorzubereiten, dann solltest du im Idealfall alles in zehn Minuten sagen und am Ende den Zuhörern die Möglichkeit geben, Fragen zu stellen. Die Fragen und deren Beantwortung sind interaktiv und fast nie langweilig. Ich zum Beispiel baue bei einer Präsentation von 45 Minuten immer mindestens drei Fragerunden ein – und die Zuschauer lieben es, weil sie kritisieren, ergänzen und bekräftigen wollen. Wo wir schon bei Mark Twain sind, er sagte auch:
«If you have nothing to say, say nothing.»
Sollte es demzufolge keinen wirklichen Anlass für einen Vortrag geben, dann könntest du dir überlegen, stattdessen zum Beispiel eine E-Mail zu schreiben, um nicht unnötig die Zeit der Menschen durch einen Vortrag zu verschwenden. Denn seien wir ehrlich: Die Menschen freuen sich, wenn ein Meeting abgesagt wird. Schenken wir ihnen diese Freude, wenn es tatsächlich mal nichts zu sagen gibt und etwa ein Jour fixe keinen Sinn ergibt.
Da die Aufmerksamkeitskurve bei einem Publikum mit der Zeit immer weiter nach unten abfällt, ist es für den fortgeschrittenen Redner zudem wichtig, den wichtigsten Inhalt seiner Rede am Anfang zu platzieren. Viele Anfänger machen den Fehler und nennen das Wichtigste zum Schluss mit dem Gedanken, das Highlight der Rede als i-Tüpfelchen zu setzen, um das Publikum zum Schluss für sich zu gewinnen. Die Gefahr dabei besteht, dass ein großer Teil des Publikums dir gar nicht mehr zuhört, weil er ermüdet ist vom glanzlosen Einstieg und Mittelteil deiner Präsentation. Für Fortgeschrittene gilt folglich: Wichtige Botschaften, Argumente, Zahlen und Grafiken gehören an den Anfang jeder Rede, weil das Publikum hier die meiste Aufmerksamkeit für das Gesagte aufbringt.
Viertes Gebot: Sprich engagiert!
Das vierte Gebot der Rhetorik lautet: Sprich engagiert! Hier ein schönes Zitat von Martin Luther:
«Tritt frisch auf, tu’s Maul auf, hör bald auf!»
Der Fokus liegt auf dem Teil «tritt frisch auf»! Der große Reformator wusste, worauf es beim Reden ankommt. Ein weiteres schönes Zitat zu demselben Thema, diesmal von Augustinus:
«In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst.»
Das klingt zwar etwas zu pathetisch, macht aber auf einen ganz wichtigen Punkt aufmerksam: Der Redner sollte nicht müde, gelangweilt, zu passiv oder träge sein. Denn das Publikum möchte Energie und Entertainment von dir. Nicht umsonst gibt es den neuen Modebegriff Infotainment, welches ein Kofferwort aus «Information» und «Entertainment» ist. Insbesondere die You-Tube-Kultur, in der man zu jeder Zeit ein Video wegklicken kann, zwingt den Redner in der heutigen Zeit dazu, möglichst engagiert zu sprechen. Sprichst du bei deiner Präsentation nicht engagiert und bist du träge wie eine hängende Nudel, dann schaltet das Publikum sehr schnell ab und wendet sich Smartphones oder Laptops zu. Somit heißt die Devise: Lieber kürzer reden, dafür aber energetisch und engagiert!
Fünftes Gebot: Sprich strukturiert!
Das fünfte Gebot der Rhetorik lautet: Sprich strukturiert! Immer wieder gehen in meinen Rhetorik-Seminaren Redner einfach nach vorne, ohne sich vorher eine klare Struktur für ihre Präsentation zu überlegen. Das ist ein echtes Problem, denn für das Publikum ist es dann sehr schwer, zu folgen. Dabei kannst du dich einfach an das klassische Schema halten, welches wir alle in der Schule gelernt haben:
Einleitung – Hauptteil – Schluss.
Es ist so einfach, aber über die Hälfte (!) der Redner haben leider keine erkennbare Struktur. Du wirst natürlich ab heute immer strukturiert vorgehen: In der Einleitung sagst du, über welches Thema du reden bzw. welche These du vertreten wirst. Im Hauptteil kommen dann dein Inhalt und die Argumentation. Im Schluss fasst du dann noch einmal das Wichtigste zusammen und gibst idealerweise dem Publikum eine Handlungsanweisung.
Für Fortgeschrittene noch ein kleiner Zusatztipp: Neben dem klassischen Strukturschema gibt es natürlich noch weitere, beispielsweise die Struktur in medias res (mitten in die Dinge hinein). Hier verzichtet der Redner auf die Einleitung und beginnt den Vortrag sofort mit dem wichtigsten Inhalt. Eine weitere kluge Redestruktur ist die Pro-Contra-Struktur. Nach einer kurzen Einleitung stellst du die Pro-Argumente dar und anschließend die Contra-Argumente. Im letzten Schritt vergleichst du die Pro- und Contra-Argumente miteinander, machst also eine Abwägung und stellst ein Fazit darüber auf, welche Argumente überwiegen. Eine weitere kluge Redestruktur ist die lösungsorientierte Struktur. Bei dieser stellst du zu Beginn ein Problem dar, nennst eine Ursache für das Problem und bietest zum Schluss einen Lösungsweg und die konkreten Methoden zur Lösung des Problems an.
Die Lernpsychologie lehrt uns, hin und wieder das Medium zu wechseln. Deswegen werde ich hin und wieder Verweise zu meinen Podcast-Folgen und YouTube-Videos mittels eines QR-Codes machen. Scanne diese QR-Codes einfach mit deinem Smartphone ab und vertiefe durch Audio und Video dein Wissen! So habe ich hier eine schöne Podcast-Folge für dich aus meinem Podcast «MENSCHEN ÜBERZEUGEN» zu insgesamt sechs Möglichkeiten, eine Rede sinnvoll zu strukturieren:
https://argumentorik.podbean.com/e/42-richtig-strukturieren-6-moglichkeiten-deine-gedanken-zu-ordnen/
Egal für welche Struktur-Möglichkeit du dich letztendlich entscheidest: Wichtig ist, dass du sie dir vorher überlegst und ankündigst, sodass das Publikum genau weiß, wie dein Vortrag aufgebaut sein wird. Zudem ist eine klare Struktur natürlich auch sehr gut für dich selbst: Hast du eine bestimmte Struktur fest in deinem Kopf verankert, dann ist es für dich viel einfacher, frei und ohne Skript zu reden, da du beim Präsentieren genau weißt, wohin die Reise geht.
Sechstes Gebot: Benutze rhetorische Stilmittel!
Das sechste Gebot lautet: Benutze rhetorische Stilmittel. Dazu ein schönes Zitat von Friedrich Nietzsche:
«Den Stil verbessern heißt, den Gedanken verbessern und nichts weiter.»
Mit anderen Worten: Der Redestil und der Redeinhalt hängen sehr eng miteinander zusammen. Wenn du klare Begriffe wählst, wird der Inhalt klarer. Wenn du kürzere Sätze wählst, wird der Inhalt verständlicher. Wenn du Vergleiche und Sprachbilder nutzt, dann wird der Inhalt anschaulicher. Doch was sind denn nun diese rhetorischen Stilmittel?
Eventuell erinnerst du dich noch an den Deutschunterricht. Damals sprach der Deutschlehrer von Anapher, Epipher, Paradoxon, Zeugma und Adynaton. Es gibt unzählige rhetorische Stilmittel. Wichtig und insbesondere in Vorträgen praktisch anwendbar sind allerdings nur wenige davon. Drei wichtige Stilmittel, die du am besten in jeder Präsentation verwenden solltest, möchte ich jetzt vorstellen.
Erstens: die Metapher, also das Sprachbild. Bilder sind meist das, was beim Publikum am Ende des Vortrags hängen bleibt. Du sagst beispielsweise: «Ich komme bei ihm nicht weiter.» Das klingt nicht so schön. Oder du formulierst diesen Gedanken in einem Sprachbild und sagst: «Bei ihm beiße ich auf Granit.» Diese Metapher veranschaulicht das Nicht-Weiterkommen besser und der Inhalt wird intensiver erlebt. Du kannst entweder geläufige Sprachbilder verwenden, wie «es war ein Sturm im Wasserglas» oder «ein Tanz auf der Rasierklinge» – oder du entwickelst eigene Sprachbilder, die den Zuhörern das Gesagte bildhaft vor Augen führen. Aristoteles sagte übrigens, dass die Metapher das wichtigste Stilmittel ist – und der Mann war nicht unklug. Deswegen werden wir im Fortgeschrittenen-Teil nochmals auf die Metapher zurückkommen.
Das zweite für uns wichtige rhetorische Stilmittel ist die Wiederholung. Häufig spulen wir unseren Inhalt Punkt für Punkt ab und setzen uns anschließend wieder auf unseren Platz. Das ist jedoch rhetorisch gesehen nicht optimal. Wenn du eine Meinung vertrittst und diese Meinung deinem Publikum vermitteln möchtest, dann musst du sie häufiger im Verlauf der Rede wiederholen. Erst durch die Wiederholung versteht dein Publikum, was für dich wirklich wichtig ist. Und erst durch die Wiederholung können sich deine Zuhörer den wichtigsten Punkt von dir einprägen.
Drittes wichtiges Stilmittel: die Kunstpause. Oft beobachte ich, dass Redner ohne Punkt und Komma reden und überhaupt keine Pausen machen. Man sagt ja so schön: «Er redet wie ein Wasserfall!» – doch der gute Redner nutzt bewusst Pausen. Pausen sind angenehm für das Publikum und die Zuhörer können das Gesagte «sacken lassen». Das führt dazu, dass du besser verstanden wirst.
Für den fortgeschrittenen Redner heißt es selbstverständlich, dass er nicht nur diese drei vorgestellten rhetorischen Stilmittel kennen sollte, sondern auch weitere zum Einsatz bringt wie zum Beispiel den Parallelismus, die Anapher oder die Paralipse. Ich empfehle dabei die «Liste rhetorischer Stilmittel», welche du auf Wikipedia findest. Dort gibt es eine ausführliche Auflistung vieler rhetorischer Stilmittel inklusive passender Beispiele. Als Anfänger der Rhetorik solltest du zu Beginn aber erst einmal die Metapher, die Wiederholung und die Kunstpause beherrschen und in jeder Präsentation zum Einsatz bringen. Allein durch sie wirst du deine Präsentation um ein Vielfaches verbessern.
Siebtes Gebot: Achte auf deine Körpersprache!
Das siebte Gebot der Rhetorik lautet: Achte auf deine Körpersprache! Wir alle wissen, dass Körpersprache sehr wichtig ist. Daher werden wir das Thema in einem separaten Kapitel ausführlicher behandeln (S. 37). Diesen berühmten Satz von Paul Watzlawick5 könntest du kennen:
«Man kann nicht nicht kommunizieren.»
Selbst wenn du nicht sprichst, spricht deine Körpersprache Bände: deine Haltung, deine Gestik, deine Blickrichtung – aus allem lässt sich ableiten, wie du zu einem Thema stehst. Viele Experimente aus der Psychologie zeigen tatsächlich, dass die Körpersprache für den Eindruck beim Publikum eine enorme Bedeutung besitzt. Das wichtigste Experiment zur Körpersprache ist jenes von Albert Mehrabian. Er hat untersucht, wem die Menschen vor allem bei widersprüchlichen Aussagen mehr Glauben schenken – dem Inhalt oder der Körpersprache. Sein Ergebnis: Im Zweifel glauben wir eher der Körpersprache als dem gesprochenen Wort. Wahrscheinlich ist der Grund dafür, dass wir unbewusst wissen, dass es viel einfacher ist, mit seinen Worten zu lügen als mit seiner Körpersprache.
Achtes Gebot: Achte auf deine Stimme!
Das achte Gebot lautet: Achte auf deine Stimme. Natürlich ist die Stimme zunächst das Werkzeug des Redners, allerdings ist sie noch viel mehr als das. Es gibt den sehr schönen Satz:
«Die Stimme bestimmt die Stimmung.»
Durch die Art und Weise, wie wir reden, transportieren wir unsere Gefühle, Gefühlslagen und unsere eigene Haltung zu einem Thema. Auch zu der Stimme führte Albert Mehrabian Experimente durch. Er fand heraus, dass Menschen besonders bei Widersprüchlichkeiten zwischen Klang und Inhalt mehr der Intonation der Stimme Glauben schenken als dem tatsächlich gesprochenen Wort. Im Zweifel vertrauen Menschen also eher der Stimme. Wenn man eine Person am Telefon fragt, wie es ihr denn gehe und sie antwortet in einer zögerlichen, leisen Stimme «gut», dann hören wir zwar auf der verbalen Ebene eine positive Botschaft. Achtet man allerdings die leise, schwache und etwas verzögerte Antwort, dann erkennt man sofort, dass die Person sich nicht wirklich gut fühlt. Insofern ist es extrem wichtig, während des ganzen Vortrags auf die eigene Stimme zu achten und die Intonation dem Inhalt anzupassen. Mehr zur Stimme erfährst du etwas später, im Kapitel «Selbstbewusste Stimme» (S. 45).
Doch höre dir gleich in einer weiteren Podcast-Folge an, wie sich deine Stimme sympathischer anhören kann:
https://argumentorik.podbean.com/e/12-stimme-verbessern-10-tipps-umbesser-zu-klingen-und-fur-eine-sympathischere-spannendere-stimme/
Neuntes Gebot: Vertiefe deine Argumente!
Das neunte Gebot der Rhetorik lautet: Vertiefe deine Argumente. Was nützt dir gutes Auftreten, also eine tolle Körpersprache und Stimme, wenn der Inhalt schwach ist? Um dem vorzubeugen, bereiten viele Redner zahlreiche Argumente vor, um das Publikum zu überzeugen. Doch verstoßen sie damit gegen eine alte Rhetorikregel aus der Antike:
«Argumente sind nicht zu zählen, sondern zu wiegen.»
Es geht also nicht um die Anzahl der gebrachten Argumente, sondern um deren Tiefe beziehungsweise ihr Gewicht. Einfach ausgedrückt: Es ist überzeugender, ein starkes Argument zu haben, als fünf schwache. Dabei bestimmt vor allem die Begründung und ihre Plausibilität, wie stark das Argument ist. Genau hier argumentieren viele Anfänger zu kurz und zu oberflächlich. Das Argumentieren von der Pike auf erlernen kannst du daher ausführlich im Kapitel «Gute Argumente» (S. 66).
Zehntes Gebot: Übe deine Rede laut!
Das letzte Gebot der Rhetorik lautet: Übe deine Rede mindestens einmal laut. Ein schönes Zitat von Benjamin Franklin dazu lautet:
«If you fail to prepare, you prepare to fail.“
Frei übersetzt: Wenn du dich nicht vorbereitest, bereitest du dein Scheitern vor. Für deine Rede heißt das, dass du sie laut (!) einüben solltest. Aus meiner langjährigen Erfahrung machen das leider die absolut wenigsten. Dabei ist das Üben der Rede wesentlich, weil du dann weißt, wie lange du redest, an welcher Stelle dir möglicherweise Wörter fehlen und an welchen Stellen du noch an den Übergängen arbeiten solltest, damit die Rede plastischer und flüssiger wird. Die Rede im Kopf durchzugehen ist dabei nicht gut genug, weil wir meist schneller denken, als wir sprechen und bestimmte Worte und Gedanken im Kopf einfach überspringen.
Für Fortgeschrittene der Tipp: Die Rede nicht nur einmal laut proben, sondern gleich mehrmals und mindestens so lange, bis der Vortrag tatsächlich sitzt. Insbesondere bei wichtigen Vorträgen, Präsentationen oder Testsituation ist es sehr ratsam, die Rede fünf oder zehn Mal laut zu üben (mache ich auch!). Nur zehn Prozent der Menschen setzen das Gebot in die Tat um. Eine große Chance für dich, hier richtig gut zu punkten.
In der heutigen Zeit werden immer mehr Präsentationen online gehalten. In einer Videokonferenz gelten einige neue Regeln, welche ich zur digitalen Rhetorik zähle. Welche Regeln das sind und wie sie die 10 Gebote der Rhetorik ergänzen, erfährst du in meinem Vortrag hier:
https://www.youtube.com/watch?v=_oA0c8eQ6Bc
Nach der Theorie wird es nun natürlich Zeit für die erste praktische Übung!
Praktische Übung Nr. 1: «Die Memory Challenge»
Nachdem du nun alle 10 Gebote der Rhetorik kennengelernt hast, kommen wir zur ersten praktischen Übung:
Versuche dich jetzt an möglichst viele der Rhetorik-Gebote zu erinnern und beschreibe jedes Gebot mit etwa drei Sätzen (in eigenen Worten)!
Ein ganz allgemeiner Tipp, bevor es mit dem Kapitel «Selbstbewusste Körpersprache» weitergeht: Es ist sehr ratsam, sich parallel zum Lesen wesentliche Punkte herauszuschreiben. Denn dann hast du den Inhalt nicht nur gelesen, sondern ihn auch aufgeschrieben und damit einen weiteren Wahrnehmungskanal aktiviert. Dadurch steigerst du die Wahrscheinlichkeit, dass du mehr Wissen behältst. So kannst du noch mehr aus diesem Buch herausholen. Leg dir doch ein Rhetorik-Notizbuch zurecht, in welches du deine Gedanken und die wichtigsten Inhalte des Buches kurz mit eigenen Worten schriftlich zusammenfasst. Ist zwar auf den ersten Blick aufwendig, doch die größere Auseinandersetzung mit den Inhalten führt dazu, dass du die Inhalte besser verinnerlichst. Und darum geht es ja.
Anmerkungen zum ersten Buch:
5Dieses berühmte Zitat stammt aus dem Buch Menschliche Kommunikation aus dem Jahr 1967, welches er mit den beiden Co-Autoren Janet Beavin und Don Jackson im Original auf Englisch schrieb.
Zum Thema Körpersprache habe ich eine interessante Neuigkeit für dich:
Du bist bereits Experte der Körpersprache!
Das ist eine ungewöhnliche These, nicht wahr? Doch stelle ich tatsächlich immer wieder in meinen Rhetorik-Seminaren fest, dass die Menschen sehr gute Beobachter sind. Obwohl du keine 100 Bücher über Körpersprache gelesen hast, kannst du sehr genau sagen, was der andere Redner mit seiner Körpersprache nicht ganz richtig macht und ob er nervös ist. Warum ist das so?
Das hat evolutionäre Ursachen. Früher war es sehr wichtig, festzustellen, ob der andere uns gut oder schlecht gesinnt ist, ob er uns angreifen möchte oder uns mit Freundlichkeit gegenübertritt. Über Jahrtausende haben wir Homo sapiens gelernt, Gesten und Gesichtszüge genau zu deuten – und es hat uns geholfen, zu überleben. Das ist aber nur die eine Hälfte der Wahrheit. Die andere Hälfte ist leider nicht so erfreulich: Obwohl wir das passive Wissen über Körpersprache haben und kleinste Gesichtsveränderungen interpretieren können, sind wir relativ schlecht darin, selbst unsere Körpersprache unter Kontrolle zu halten, insbesondere wenn wir vor Publikum eine Rede halten sollen. Die Körpersprache eines Rhetorik-Anfängers wirkt nicht selten nervös und unbeholfen. Der Grund ist, dass wir selten üben, unsere eigene Körpersprache bewusst und gekonnt einzusetzen und uns selten zum Beispiel per Kamera (Smartphone) aufnehmen und uns anschauen, wie wir unsere Hände, Mimik und Bewegungen besser einsetzen könnten.
Soviel sei jetzt schon vorweggenommen: Eine souveräne Körpersprache wirkt souverän. Der Mensch, der sicher steht und ruhig und gekonnt gestikuliert, kommt auf jeden Fall sehr viel besser beim Publikum an als einer, der unruhig steht und wild herumgestikuliert. Worauf es bei der Körpersprache ankommt, das schauen wir uns mal jetzt genau an.
Was bedeutet guter Blickkontakt?
Der wichtigste Aspekt bei der Körpersprache ist der Blickkontakt. Nervöse Menschen schauen nicht ins Publikum, sondern nach unten auf den Boden, nach oben über das Publikum, aus dem Fenster – oder natürlich auf die eigene PowerPoint-Folie. Richtig ist aber: Der Blick sollte zu 100 Prozent der Zeit auf dem Publikum liegen.
Zudem solltest du anstreben, alle Menschen im Raum gleichmäßig und gleich viel anzuschauen. Viele Redner schauen, wenn sie nervös sind, zum Beispiel nur in die vorderen oder hinteren Reihen, nur nach rechts oder nur nach links. Oder nur auf einen Bekannten. Ein souveräner Redner lässt seinen Blick jedoch über den gesamten Raum schweifen und gibt jedem Einzelnen aus dem Publikum auf diese Weise das Gefühl, dass er direkt zu ihm spricht. Zudem sollte man nicht hektisch umherschauen. Der Blick darf also nicht nervös und hektisch von Person zu Person huschen. Als Richtwert sollte man sich pro Person zwei bis vier Sekunden Zeit nehmen, sodass sich der Zuhörer tatsächlich gesehen und angesprochen fühlt.
Jetzt zum Gesichtsausdruck: Versuche, beim Reden deinen Gesichtsausdruck zu entspannen. Denn vielen, die vorne vor Publikum stehen, ist ihr Lampenfieber (dazu kommen wir ja noch) sprichwörtlich ins Gesicht geschrieben. Manche ziehen die Stirn in Falten, andere haben ein versteinertes und emotionsloses Gesicht. Ein guter Redner wird darauf achten, dass der Blickkontakt nicht angestrengt und angespannt ist, sondern natürlich und locker herüberkommt. Als würde man eine Gruppe von Freunden anschauen.
Ein letzter Tipp zum Blickkontakt: Anfänger schauen vor allem dann weg (zum Beispiel auf den Boden), wenn sie nachdenken müssen – sie sammeln den Gedanken quasi vom Boden auf! Wenn er ihnen dann wieder eingefallen ist, halten sie erneut Blickkontakt. Leider wird dieses Verhalten vom Publikum als Schwäche interpretiert: Der Redner ist aus Sicht der Zuhörer schlecht vorbereitet, inkompetent oder unsicher. Folglich heißt das für dich, dass du auch während des Nachdenkens deine Zuhörer durchgehend anschauen musst. Beim Denkprozess in das Publikum hineinschauen erfordert etwas Übung, doch steigerst du damit erheblich deine Souveränität. Wie du diesen konstanten Blickkontakt selber trainieren kannst, dazu kommen wir am Ende dieses Abschnitts.
Was ist die richtige Körperhaltung?
Zunächst gilt: aufrecht stehen. Ein berühmtes Beispiel ist unsere ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel, die ihre Schultern häufig zu weit nach vorne fallen ließ und sich dadurch kleiner gemacht hat. Aufrecht heißt aber nicht statisch! Heißt: Bring etwas Schwung mit. Allein das Drehen um die eigene Achse (und dadurch das Hinwenden zum rechten und linken Teil des Publikums) wird dich dynamisch und zugewandt erscheinen lassen.
Aber wo solltest du dich eigentlich im Raum positionieren? Häufig stellen sich nervöse Redner zu nah an die Wand, stehen zu weit links oder zu weit rechts – und meistens in der Nähe zur Tür (schneller weglaufen möglich!). Ein souveräner Redner wird sich gleich am Anfang seiner Präsentation in die Mitte der Redefläche positionieren. Denn dadurch vermittelt er dem Publikum, dass er selbstbewusst ist und keine Angst hat, sich in den Mittelpunkt zu stellen (weil seine Botschaft es wert ist, von allen gehört zu werden). Gerade die Positionierung zementiert den ersten Eindruck, der in jedem Fall möglichst gut sein sollte. Denn ein ganz berühmter Spruch lautet:
«Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Punkt.»
Wohin mit den Händen?
Die häufigsten Fragen, die in jedem Rhetorik-Kurs gestellt werden: «Was soll man eigentlich mit den Händen machen?»,
«Darf man sie in die Hosentaschen stecken?», «Darf man die Arme verschränken?» Dazu gibt es eine einfache Grundregel: Es existieren drei Bereiche, in denen sich die Hände befinden können.
Der Bereich unter der Gürtellinie ist der passive Bereich. Da sollten sich die Hände auf gar keinen Fall befinden, da es häufig unbeteiligt und uninteressiert wirkt. Alles oberhalb der Gürtellinie, im Bauchbereich, wird aktiver Bereich genannt. Da gehören die Hände hin! In diesem Bereich gilt es, durch Gesten seinen Inhalt zu verdeutlichen. Der dritte Bereich ist der aggressive Bereich, der sich auf Kopfhöhe oder darüber befindet. Dieser Bereich ist reserviert für wütende und aggressive Redner, zum Beispiel für Politiker, die auf Wahlkampf sind und sich über andere Parteien aufregen. Diesen Bereich brauchen wir meistens nicht.
Der Fokus liegt folglich auf dem aktiven Bereich, wo die Hände idealerweise 100 Prozent der Zeit positioniert sein sollten.
Wie kannst du mit Gesten deinen Inhalt verdeutlichen?
Diese Frage ist in der Tat gar nicht so leicht zu beantworten. Obwohl sich fast alles durch Hände ausdrücken lässt, ist gekonntes Gestikulieren am Anfang ziemlich schwierig und braucht gewisse Erfahrung, bis es automatisch abläuft. Hier drei Beispiele:
wenn ich etwas präzisieren möchte, dann setze ich mit den Händen einen gemalten Punkt in die Luft
wenn ich etwas abwägen möchte, dann zeige ich mit den Handflächen (parallel zum Boden) nach oben und nach unten, als würde ich mit einer Waage tatsächlich etwas miteinander abwägen
wenn ich mich von etwas distanzieren möchte, dann halte ich meine Hände vor meinen Körper und weise (nach vorne) von mir, als würde ich etwas wegschieben wollen
Es geht also darum, die Hauptbotschaft in die Luft zu malen. Letztlich kannst du fast alles mit deinen Händen veranschaulichen. Doch sollten wir es mit Gesten natürlich nicht übertreiben und nicht permanent gestikulieren, da es nicht darum geht, einen Pantomime-Wettbewerb zu gewinnen. Ein guter Redner veranschaulicht nur wichtige Inhaltspunkte seiner Rede, insbesondere aber seine zentrale Botschaft.
Für einen Anfänger der Rhetorik ist es somit wichtig, dass er sich vor seiner Rede Gedanken darüber macht, welche Hauptbotschaft er an welcher konkreten Stelle mit welcher konkreten Geste veranschaulichen und ausführen möchte. Wer seine Gestik nicht plant, dem wird im Eifer des Gefechts höchstwahrscheinlich nichts Passendes einfallen. Auch hier heißt es: Vorbereitung ist Key!
Das Gute ist: Mit der Zeit und mit meiner Smartphone-Übung gewöhnst du dir an, immer kreativer zu gestikulieren und prägst dir für immer mehr Botschaften entsprechende Gesten ein. Ähnlich wie beim Lernen einer Sprache baust du deinen Gestik-Wortschatz wie einen englischen Vokabel-Wortschatz nach und nach aus. Zu Beginn reichen dir also ein paar vorbereitete Gesten. Mit ihnen verbesserst du auf jeden Fall deine Redewirkung.
Warum verraten die Beine/Füße das meiste über den Redner?
Die Antwort: Weil der Redner sehr häufig seine Beine und Füße einfach vergisst. Wir achten auf der Rednerbühne auf unser Gesicht und darauf, wo wir unsere Hände positionieren und vergessen meist alles unterhalb der Gürtellinie. Bei den Frauen kommt es beispielsweise sehr oft vor, dass sie ihre Beine unbewusst überkreuzen – mal das linke Bein vor, mal das rechte Bein. Nervöse Männer hingegen stellen sich häufig zu breitbeinig hin und beginnen dann, mit den Knien zu wackeln. Wenn es um die Positionierung der Beine und Füße geht, gibt es viele unterschiedliche unsouveräne Ausprägungen – alles eine Konsequenz des überbordenden Lampenfiebers (dazu kommen wir im übernächsten Kapitel).
Zum Schluss noch ein interessantes Flirt-Experiment: In diesem wurden die Teilnehmer gefilmt und dabei ist den Forschern aufgefallen, dass die Füße eines interessierten Gesprächspartners auf sein Gegenüber gezeigt haben. Hingegen war es bei etlichen Probanden der Fall, dass bei geringem Interesse die Fußspitzen unbewusst weg vom Gesprächspartner (meistens Richtung Tür) zeigten. Die Füße deines Gegenübers verraten dir also, ob dein Gegenüber wirklich an dir interessiert ist.
Praktische Übung Nr. 2: Die «Smartphone-Challenge»
Kommen wir nun zur zweiten praktischen Übung:
Die «Smartphone-Challenge»: Nimm eine kurze Rede von dir (Dauer: 2-3min) mit deinem Smartphone auf und analysiere anschließend deine Körpersprache!
Es geht also darum, sich selber zu filmen und zu schauen, wie deine eigene Körpersprache auf dich wirkt. Du weißt ja, dass du zumindest ein passiver Körpersprache-Experte bist. Wenn dir kein Thema einfällt, könntest du folgendes Thema nehmen: «Wie haben soziale Medien mein Leben verändert?» Der Inhalt ist bei dieser Übung allerdings nicht wichtig. Es geht lediglich darum, die oben genannten Regeln zur Körpersprache anzuwenden und im Video möglichst natürlich und souverän aufzutreten.
Noch ein Tipp zur Übung: Deaktiviere beim Anschauen des Videos unbedingt den Ton! Die Stimme, zu der wir ja erst noch kommen, lenkt dich sonst zu sehr von der Analyse deiner Körpersprache ab. Wiederhole diese Übung so lange, bis dir deine Körpersprache gefällt. Irgendwann (in der Regel nach 5 bis 15 Versuchen) legst du die Verlegenheitsgesten ab und wirkst souveräner. Dann bist du körpersprachlich gewappnet für deine nächste Präsentation. Übrigens: Warum nicht jetzt das Buch kurz weglegen und gleich zwei bis drei Aufzeichnungen machen? Die Theorie ist doch nur dazu da, um in die Praxis umgesetzt zu werden!
Warum sind wir alle Stimm-Experten? Eine ziemlich ungewöhnliche Frage, denn ähnlich wie zur Körpersprache gilt auch hier: Die wenigsten von uns haben tatsächlich Bücher über professionelle Stimmführung gelesen oder Gesang studiert – und dennoch wissen wir intuitiv, Stimmen und dahinterstehende Emotionen richtig zu interpretieren. Schon als Kinder können wir meist die Stimmen unserer Eltern und Lehrer richtig interpretieren und ziemlich genau herausfiltern, welche Emotion in der Stimme mitschwingt. Deswegen sind wir alle nicht nur (passive) Experten der Körpersprache, sondern auch (passive) Stimm-Experten.
Wenn wir jedoch selber sprechen und aktiv unsere Stimme nutzen, machen wir uns sehr wenige oder gar keine Gedanken darüber, wie unsere eigene Stimme klingt. Klingt sie gut gelaunt? Klingt sie schlecht gelaunt? Ist sie zu monoton? Hat sie genug Stimmmelodie? Passt die Stimme zum Inhalt? Diese Fragen stellt sich der Anfänger nicht, wohl aber jeder gute Redner.
Bevor es in die einzelnen Unterkapitel geht, ein allgemeiner Tipp zur Stimme. In der Antike sagte man: variatio delectat. Übersetzt heißt das: Abwechslung erfreut. Wir sollten demzufolge möglichst viel (emotionale) Abwechslung in unsere Stimme hineinbringen. Wie das konkret funktioniert, lernst du jetzt.
Richtig betonen
Wie sollte man richtig betonen? Viele Menschen sind sich nicht bewusst, wie viel die Betonung für die Bedeutung des Inhalts ausmacht. Betrachten wir uns folgenden Beispielsatz:
«Ich möchte das jetzt nicht.»
Je nachdem, welches einzelne Wort ich aus diesem Satz betone, kommt eine andere Bedeutung heraus. Folgende fünf Beispiele zur Veranschaulichung:
Beispiel 1: Ich möchte das jetzt nicht.
Die Betonung auf das Wort «Ich» hebt hervor, dass ich persönlich es nicht möchte, es aber durchaus sein kann, dass andere es möchten.
Beispiel 2: Ich möchte das jetzt nicht.
Hier liegt die Betonung auf dem Wörtchen «möchte» und damit will ich ausdrücken, dass ich es tatsächlich auf gar keinen Fall möchte, also definitiv keine Lust darauf habe!
Beispiel 3: Ich möchte das jetzt nicht.
Bei der Betonung auf «das» geht klar hervor, dass ich diese konkrete Sache nicht möchte, aber bei etwas anderem vielleicht nicht abgeneigt wäre.
Beispiel 4: Ich möchte das jetzt nicht.
Plötzlich verlagert sich wieder die Bedeutung und ich sage hier, dass ich etwas schlicht und einfach zum jetzigen Zeitpunkt nicht möchte, aber vielleicht später oder ein anderes Mal durchaus Lust hätte.
Beispiel 5: Ich möchte das jetzt nicht.
Im letzten Beispiel betone ich insbesondere die Verneinung und drücke damit aus, dass ich das auf gar keinen Fall möchte und damit die Diskussion von meiner Seite für beendet erklärt ist. Du siehst bei diesem kurzen Beispielsatz mit nur fünf Wörtern, wie sehr sich die Bedeutung mit der Betonung verlagert. Insofern müssen wir uns stets bewusst sein, welche Wörter wir im Satz betonen und welche Wörter wir nicht betonen wollen. Natürlich ist es mühsam, die ganze Rede durchzugehen und sich zu vergewissern, wo man eine Betonung setzt und wo nicht. Doch gibt es in einer Rede oder einem Vortrag immer eine zentrale Aussage, ein zentrales Argument oder eine Hauptbotschaft. Als Anfänger der Rhetorik reicht es völlig aus, wenn bei der Hauptbotschaft, die du dem Publikum vermitteln möchtest, die Betonung richtig gesetzt ist. Fortgeschrittene überlegen sich im Vorfeld auch die Betonung bei weiteren zentralen Sätzen ihrer Präsentation wie den Einstiegssatz und Schlusssatz beispielsweise. Eines ist aber klar geworden: Die Betonung bestimmt die Bedeutung.
Stimm-Melodie
Monoton oder melodisch? Die richtige Antwort kennst du bestimmt schon: Man sollte möglichst wenig monoton, also immer auf einer Note ohne jegliche Emotionen, sprechen. Im Gegenteil: Gute Redner bringen die passende Melodie in ihre Stimme. Natürlich sollte man es damit nicht übertreiben und im «Singsang» reden, weil das schnell aufgesetzt, nervig und unseriös wirkt.
Insbesondere Männer haben häufiger die Tendenz, ihre Emotionen zu unterdrücken und sachlich und nüchtern ohne viel Melodie zu reden. Frauen gelingt eine melodische Stimme tendenziell besser. Die Ursache dazu liegt in der Psychologie der Geschlechter, das ist aber eine ganz andere Geschichte – wir sind ja schließlich nicht in einer Psychologie-Vorlesung!
Zu den Grundlagen der Sprachmelodie gehört, dass man bei Aussagesätzen mit der Stimme nach unten geht und bei Fragen nach oben. In meinen Rhetorik-Seminaren fällt mir immer wieder auf, dass Menschen vor Publikum unsicher sind und aufgrund von Lampenfieber mit der Stimme am Ende ihrer Sätze stets nach oben gehen. Der Zuhörer weiß in diesem Fall nicht, ob es eine Frage oder eine Aussage ist. Zudem klingt es so, als würde sich der Redner selbst ständig in Frage stellen.
Ein letzter Tipp hinsichtlich der Sprachmelodie: Bitte lasse die in dir brodelnden Emotionen zu! Menschen lieben Emotionen bei Präsentationen. Natürlich ist es aus Sicht des Informationsgehaltes schön, wenn du in der Argumentationsphase sachlich und nüchtern redest. Nichtsdestotrotz sollten einige Sektionen der Rede (wie etwa die Einleitung, der Schluss oder die Beispiele) Emotionen beinhalten. Denn dann berühren wir mit überzeugenden Argumenten nicht nur den Geist der Zuhörer, sondern mit unseren Emotionen auch ihr Herz. Das ist deswegen so wichtig, weil Menschen nicht nur mit dem Kopf entscheiden, sondern auch mit dem Herzen. Vor allem für die Männer unter uns heißt es: Lasst Emotionen zu, sie gehen nicht zu Lasten des Inhalts, sondern lassen diesen relevanter erscheinen.
Die Kunstpause und ihre drei Wirkungen
Wir haben ja bereits bei den 10 Geboten der Rhetorik die Pause als eins der drei wichtigsten rhetorischen Stilmittel ausfindig gemacht. Weil sie so wichtig für eine gute Rede ist, möchte ich ihre drei Wirkungen für dich hervorheben: Ihre Wirkung Nummer eins lautet:
Wenn du eine Pause machst, dann hat das Publikum Zeit, über das Gesagte nachzudenken.
Dahinter steht ein wichtiger Gedanke: Du hast ja im Vorfeld über deine Inhalte nachgedacht und weißt, worüber du redest. Doch das Publikum hört diese Rede zum ersten Mal und hat sich mit großer Wahrscheinlichkeit über dein Thema keine Gedanken gemacht! Durch die Pause gibst du dem Publikum also Zeit, die von dir präsentierte Information zu verarbeiten – und gerade bei schwierigen Themen und provokanten Thesen braucht jeder Zuhörer Zeit, um sich auf die Argumente wirklich einzulassen und sie zu verstehen. Eins ist klar: Je mehr das Publikum deine Argumente versteht, umso besser nimmt es deinen gesamten Vortrag auf. Doch die Kunstpause bewirkt noch mehr.
Ihre zweite Wirkung ist:
Wenn du Pausen machst, dann wirkst du sehr viel souveräner.
Anfänger beten ihre Rede maschinell herunter, mit dem Ziel, dass die Präsentation möglichst schnell zu Ende geht. Ein guter Redner aber wird sich bei seinen Ausführungen Zeit lassen und seine Präsentation sogar genießen. Schau dir jede Rede von Barack Obama an und du wirst sehen, wie viele Kunstpausen er macht. Sie sind zwar nicht der einzige Grund, warum er als genialer Redner gilt – aber sie sind eben einer der Gründe, warum er so souverän und erhaben wirkt. Acht von zehn Menschen machen in meinen Rhetorik-Seminaren übrigens gar keine rhetorische Pause. Noch ein Aspekt, wie du schnell besser als andere werden kannst.
Schließlich ihre dritte Wirkung:
Wenn du eine Pause machst, dann wirkt dein Vortrag strukturiert.
Ein Redner, der Pausen macht, zeigt, dass er sich vorher Gedanken darüber gemacht hat, wann eine Sinneinheit zu Ende ist. Der Vortrag wirkt durch Pausen also strukturiert und das hat nicht nur den schönen Effekt, dass das Publikum dir besser folgen kann, sondern du vermittelst auch den Eindruck eines durchdachten und intelligenten Menschen. Wenn das mal nichts ist!
Wenn du jetzt nicht sicher bist, wo du Pausen in die Rede einbauen sollst, dann bietet es sich an, vorher genau zu überlegen, an welcher Stelle eine Pause gut wäre. Beispielsweise möchtest du über drei Punkte sprechen. Dann ist es sinnvoll, nach jedem Punkt eine kurze Kunstpause einzulegen, deine Zuhörer während der Pause alle anzuschauen und möglicherweise festzustellen, dass Fragen vorhanden sind. Ein Muss ist eine Kunstpause nach deiner zentralen Aussage, denn dadurch bekommt letztere ein viel höheres Gewicht. Sei dir also stets bewusst: Die Pause ist ab jetzt dein guter Freund.
Wie man das lästige «ähm» wegbekommt
Viele Menschen haben das Problem, dass sie zu viele «ähms» in ihrer Präsentation machen, vor allem dann, wenn sie nervös sind. Dadurch versuchen sie die Pause, über die wir gerade gesprochen haben, zu füllen. Denn unsichere Redner haben Angst vor der Stille. Vorab ein Hinweis: Ein paar «ähms» sind natürlich nicht schlimm. Selbst Profi-Redner machen gelegentlich ein paar «ähms». Wenn du aber zu denen gehörst, die sehr viele «ähms» machen – also fünf bis zehn «ähms» pro Minute beispielsweise – dann solltest du etwas dagegen tun.
Mein Vorschlag: Gehe vor deiner nächsten Präsentation die so genannte Burger-Wette ein – und die geht so: Eine Kollegin oder ein Freund hört sich deinen Vortrag an und führt eine Strichliste darüber, wie viele «ähms» du in diesem Vortrag machst. Vorher definiert ihr eine Anzahl an erlaubten «ähms» – zum Beispiel 15. Wenn du nun mehr «ähms» machst als vereinbart, dann musst du deinen Freund oder deine Kollegin auf einen Burger einladen. Wenn du es hingegen schaffst, unter der vereinbarten ähm-Grenze zu bleiben, dann hat deine Wettperson Pech gehabt und muss dir etwas ausgeben. Die Idee ist hier gamification, das heißt, ihr macht aus dem lästigen «ähm» ein Spiel und du arbeitest spielerisch an dieser rhetorischen Schwäche.
Am Anfang meiner Karriere habe ich es selbst gemacht und ließ einen Freund oder eine Bekannte in meinen Rhetorik-Seminaren eine Strichliste führen. Nachdem ich zunächst stets den Kürzeren gezogen habe, konnte ich nach und nach meine Sprache von allerlei Füllwörtern wie «ähm» und «eigentlich» ausmerzen. Gleichzeitig hat es Spaß gemacht! Bei mir hat es funktioniert, also warum sollte es nicht auch bei dir funktionieren?
Ein kurzes Wort zum Akzent/Dialekt
In meinen Rhetorik-Seminaren werde ich gelegentlich gefragt, welchen Eindruck ein Redner macht, der mit Akzent oder Dialekt redet, beispielsweise schwäbelt oder mit französischem Akzent spricht. Aus wissenschaftlicher Sicht ist es tatsächlich besser, wenn man vor einem gemischten Publikum (also nicht regionalem Publikum, wo jeder denselben Dialekt spricht) sauberes Hochdeutsch spricht. Der Grund liegt in der sogenannten processing fluency, also die Verarbeitungsgeschwindigkeit der Informationen im Gehirn, welche bei einem Redner mit Akzent/Dialekt leider langsamer ist. Beispiel: Ein bayrischer Redner, der nach Berlin geht und dort seine Rede mit Dialekt hält, ist für das Publikum schwerer zu verstehen. Der Zuhörer aus Berlin muss den bayrischen Dialekt erst einmal ins Hochdeutsche übersetzen, bevor er den Inhalt verstehen und verarbeiten kann. Wenn aber alle bayrisch reden, ist es für die processing fluency gar besser, ebenfalls bayrisch zu deren. Schon Molière sagte:
«Wer so spricht, dass er verstanden wird, spricht gut.»
Solltest du bei diesem sensiblen Thema nun sagen, dass dein Dialekt/Akzent in jedem Fall zu deiner Identität gehört und du dich nicht für die Rhetorik «verbiegen» möchtest, dann ist dies natürlich völlig in Ordnung. Alles, was ich in diesem Buch schreibe, sind Tipps, die aus wissenschaftlicher Sicht Sinn ergeben. Ob du sie umsetzt, liegt ganz bei dir! Achte lediglich darauf, dass du gut verstanden wirst und das Publikum deine Botschaft leicht aufnehmen kann. Am Ende des Tages ist es nämlich das, worauf es rhetorisch ankommt.
Praktische Übung Nr. 3:«Die Sprachaufnahme-Challenge»
Am Ende dieses Kapitels stelle ich dir wie immer eine praktische Übung vor:
Nimm deine Stimme mit deinem Smartphone auf (ohne Video!) und analysiere deine Betonungen, deine Sprachmelodie und deine Pausen!
Alle Smartphones haben heute eine App, mit der du deine Stimme aufnehmen kannst. Am besten ohne Video, damit du bei der Analyse deiner Stimme nicht von deiner Körpersprache abgelenkt wirst und dich somit vollständig auf deine Stimme konzentrieren kannst. Beispielsweise könntest du einen Meinungsartikel aus der Zeitung deiner Wahl vorlesen und ihn möglichst schön mit Betonungen, Pausen und Sprachmelodie unterfüttern. Anschließend hörst du dir die Aufnahme an und fragst dich: Klingt es gut? Klingt es spannend? Klingt es abwechslungsreich? Sind Pausen da? Sind Betonungen vorhanden? Sind zu viele «ähms» drin?
Bist du nicht zufrieden, dann wiederhole die Übung einfach! Auf jeden Fall verbesserst du mit der Zeit dein Gespür dafür, an welchen Stellen bezüglich Intonation, Pausen und Sprachmelodie noch Schwächen da sind. Je häufiger du diese Übung wiederholst (am besten 5 bis 15-mal), umso schöner wird deine Stimme sich mit der Zeit anhören. Warum nicht vor dem nächsten Kapitel gleich mal eine Stimmprobe abgeben?
Das Thema Lampenfieber ist weltweit und seit Jahrhunderten ein Dauerbrenner in der Rhetorikausbildung. Viele Menschen haben Lampenfieber, manche Menschen haben sogar mehr Angst vor dem Reden vor Publikum als vor dem Weißen Hai. Auch zum Lampenfieber gibt es ein schönes Zitat, diesmal von Mark Twain:
«Das Gehirn ist eine wunderbare Sache.
Es funktioniert bis zu dem Augenblick, wenn man aufstehen muss, um eine Rede zu halten.»
Wahrscheinlich ist dir dieses Gefühl nicht fremd. Bevor es zu den fünf Tipps gegen Lampenfieber geht, lautet die Frage: Warum haben Menschen so eine große Angst vor dem Reden vor Publikum?
Auf der ersten Ebene ist die Ursache, dass Menschen Angst haben, Fehler zu begehen und sich damit vor anderen zu blamieren, von einer Menschenmenge ausgelacht oder kritisiert zu werden. Auf der zweiten Ebene müssen wir uns vergegenwärtigen, dass wir in einer fehlerfeindlichen Kultur aufgewachsen sind. Das heißt, dass unsere Fehler in der Vergangenheit immer konsequent bestraft wurden. In der Schule wurden wir bei Fehlern durch schlechte Noten bestraft. Zu Hause wurden wir bei Fehlern durch die Eltern bestraft – wenn wir zum Beispiel schon wieder eine Tasse zerbrochen oder unser Zimmer nicht aufgeräumt haben. Sowohl in der Schule als auch durch unsere Eltern wurde uns folglich stets die Botschaft vermittelt, dass Fehler schlecht sind. Wenn wir nun auf die Rednerbühne gehen, haben wir Angst, wieder bestraft zu werden, zum Beispiel durch schlechtes Feedback.
In Wirklichkeit ist diese fehlerfeindliche Kultur aber gar nicht notwendig; sie ist sogar hinderlich! Berühmte Wissenschaftlerinnen und erfolgreiche Unternehmer wissen, dass Fehler einfach zum Prozess dazugehören. Kein Unternehmer erfindet gleich von Beginn an das beste Produkt, welches sich perfekt verkauft. Häufig bringt ein Unternehmer unterschiedliche Produkte oder Varianten eines Produktes auf den Markt – und dann kann es sein, dass erst die siebte Produktvariante zum erhofften Erfolg führt. Ähnlich ist es in der Wissenschaft: Kaum eine Physikerin konzipiert gleich zu Anfang ein Experiment, welches auf Anhieb funktioniert. Auch hier gilt es, dass man es stets verändern und optimieren muss – und das ist, ohne Fehler zu machen, nicht möglich. Die Profis wissen folglich, dass es niemals fehlerlos geht. Der Fehler ist nur eine Zwischenstation zum Erfolg.
Ein persönliches Beispiel: Ich bin in meinen Kommunikationstrainings oder Vorträgen nur deswegen so entspannt, weil ich weiß, dass Fehler dazugehören und jeder Fehler mich ein bisschen besser macht. Insofern brauchen wir eine neue Mentalität: Fehler sind unsere Freunde! Das bedeutet nicht, dass wir Fehler bewusst kontinuierlich wiederholen sollten, sondern dass sie einen Lerneffekt für die Zukunft darstellen. Wer keine Fehler macht, wächst nicht.
Ein Fehler aus meiner Redner-Vergangenheit: In der Anfangszeit habe ich gelegentlich Karteikärtchen für eine längere Rede vorbereitet, die ich beidseitig beschrieben habe. In der Redesituation vor 100 Zuhörern bin ich einmal total durcheinandergekommen, da ich teilweise nicht mehr wusste, ob es sich um die Vorder- oder Rückseite handelt. Ich habe also wie verrückt dieselbe Karteikarte gedreht und gewendet und war verwundert, dass ich alles schon gesagt hatte auf der Vorder- und Rückseite. Das sah sicher, von außen betrachtet, etwas witzig aus. Dieser Fehler war jedoch, von innen betrachtet, unangenehm und ich hätte gerne auf ihn verzichtet. Doch jetzt kommt es: Seitdem (es war vor circa 15 Jahren) habe ich den Fehler kein zweites Mal begangen! Habe ich Kärtchen für meinen Vortrag benötigt, habe ich sie seither nur einseitig beschrieben. Dieses Beispiel veranschaulicht, dass Fehler in Ordnung sind, so lange man daraus lernt und sie nicht wiederholt. Erst durch Fehler werden wir besser.
Diese neue Mentalität, dass der Fehler tatsächlich ein Freund ist und nur ein kleiner Schritt auf dem Weg zur Perfektion darstellt, muss sich natürlich erst einmal langsam in unseren Köpfen verankern. So lange das bei dir noch nicht der Fall ist, habe ich fünf tolle Anti-Lampenfieber-Tipps, die sofort funktionieren werden. Langfristig gesehen sollte es dennoch dein Ziel sein, dein Verhältnis zu Fehlern zu verändern und keine Angst mehr vor Fehlern zu haben, weil sie einfach zum Leben dazugehören. In meinen Seminaren sage ich immer: Bei einem Rhetorik-Fehler dreht sich die Erde trotzdem weiter.
Anti-Lampenfieber-Tipp Nr. 1:Der Struktur-Effekt
Der erste Tipp lautet: Habe eine Struktur. Dieser Tipp, den wir bereits bei den 10 Geboten kennengelernt haben, ist auch ein Helfer dabei, das Lampenfieber zu senken. Denn wenn ich genau weiß, was mein nächster Punkt oder mein nächstes Argument in der Rede ist, dann gibt mir das psychologisch gesehen Sicherheit, da ich weiß, was als nächstes geschieht. Sich eine Struktur zu überlegen kostet selbstverständlich Zeit, jedoch gewinnt man dafür, dass die Nervosität sinkt.
Für Anfänger der Rhetorik möchte ich folgenden Tipp auf den Weg geben: Nimm dir nicht zu viele Punkte für die Rede oder Präsentation vor. Häufig scheiterst du daran, dass du zu viele Punkte in die Rede einbaust und dein Gehirn dadurch schlicht und einfach überlastet ist. Dann kommt die Nervosität – und die bringt deine vielen Punkte im Kopf noch mehr durcheinander. Stattdessen solltest du dir drei wesentliche Punkte oder Argumente heraussuchen, die du dem Publikum vermitteln möchtest. Alles, was nicht besonders wichtig ist, kannst du getrost aus deiner Rede oder Präsentation streichen. Wenn du deiner Rede eine glasklare Struktur gibst und sie entschlackst, kommst du nicht durcheinander. Diese 3 Punkte Lösung hat meinen nervösesten Coaching-Kunden sehr geholfen, denn auch sie mussten eingestehen: sich 3 Punkte merken kann jeder. Der Struktur-Effekt wird auch dir helfen, etwas weniger Lampenfieber zu haben.
Anti-Lampenfieber-Tipp Nr. 2:Der Wiederholungs-Effekt
Auch zum Wiederholungs-Effekt gibt es ein wunderschönes Zitat, welches Mark Twain zugeschrieben wird:
«Um eine gute spontane Rede zu halten, brauche ich für gewöhnlich mehr als drei Wochen an Vorbereitung.»
Was sagt uns dieser Satz? Er ist natürlich ironisch gemeint: Die «improvisierte Rede», für die Mark Twain drei Tage braucht, ist natürlich ganz und gar nicht improvisiert, sondern im Gegenteil sehr gut vorbereitet. Hier zeigt sich der Wiederholungs-Effekt. Er besagt, dass ein Redner sich auf eine Rede/einen Vortrag sehr gut vorbereiten und diese/diesen im Idealfall mehrmals durchgehen sollte.
Auch das hatten wir bereits bei den 10 Geboten: Übe deine Rede laut. Wenn du deine Rede oder deinen Vortrag einmal komplett durchsprichst, dann weißt du, an welcher Stelle du unsicher bist und an welcher Stelle du Inhalte hinzufügen oder entfernen musst. Diese Gewissheit, dass du deine Präsentation komplett beherrschst und von Anfang bis Ende durchsprechen kannst, gibt dir die Sicherheit: «Ich kann das!»
Ich habe bereits angedeutet: Aus meiner Erfahrung wendet höchstens einer von zehn Menschen den Wiederholungs-Tipp tatsächlich an. Erstaunlich dabei ist, dass gerade die Kandidaten, die sehr starkes Lampenfieber und dadurch viele Verlegenheitsgesten aufweisen, den Tipp nicht beherzigen. Wider besseren Wissens üben sie ihre Rede nicht ein und sind nicht sicher, ob sie durch ihre Rede «durchkommen». Möchtest du also zu den guten zehn Prozent gehören und dein Lampenfieber reduzieren, dann nutze den Wiederholungs-Effekt. Übrigens sind wahre Profis in den seltensten Fällen wirklich spontan – es sieht einfach nur spontan und routiniert aus! In Wirklichkeit stecken dahinter mehrere Tage/Wochen/Monate Arbeit und viel Wiederholung. Mein Motto daher:
«Sei nicht spontan, sondern gut vorbereitet.»
Anti-Lampenfieber-Tipp Nr. 3: Der Kontakt-Effekt
Was heißt Kontakt-Effekt? Ganz einfach: Sprich vor Beginn mit deinem Publikum. Wenn wir in einem Raum einen Vortrag oder eine Präsentation halten, dann landen wir ja in den meisten Fällen zuvor nicht mit einem Hubschrauber in der Mitte des Vortragsraumes und halten plötzlich unsere Präsentation. Der Vortragende sitzt hingegen meist schon vorher im Raum und wartet dort auf seinen großen Auftritt. Der Kontakt-Effekt besagt nun, dass der Redner mit den Leuten, die in seiner Nähe sitzen, in Kontakt tritt und eine kleine Konversation, einen Small-Talk, beginnt. Was passiert nun? Der psychologische Effekt des Smalltalks ist, dass sich die Barriere zwischen Vortragendem und Publikum verringert. So kennt der Redner bereits ein paar Menschen, die ihm wohlgesonnen sind und die er nun während des Vortrages häufiger anschauen kann. Dadurch sinkt die eigene Unsicherheit erheblich. Diese Menschen stehen bereits auf «seiner Seite» und beschenken ihn mit viel größerer Wahrscheinlichkeit mit einem sympathischen Lächeln. Einsteigern helfen diese Bezugspersonen enorm, weniger Lampenfieber und mehr Sicherheit zu bekommen.
Für Fortgeschrittene allerdings gilt ein etwas anderes Vorgehen: Die Zuhörer im Publikum, die uns gegenüber positiv gesinnt sind und uns anlächeln, sind meistens bereits von unseren Inhalten überzeugt. Nun heißt es für den etwas fortgeschrittenen Redner, die stirnrunzelnden Zweifler, von denen es häufig etliche im Publikum gibt, auf seine Seite zu ziehen. Er sollte versuchen, sich auf jene Zweifler zu fokussieren, ihnen mehr Aufmerksamkeit durch Blickkontakt und durch das Eingehen auf ihre kritischen Fragen zu schenken und sie dadurch noch auf die eigene Seite zu holen. Das erfordert vom Redner mehr Erfahrung, da man sich grundsätzlich erst einmal daran gewöhnen muss, mit ablehnenden und zweifelnden Zuhörern im Publikum zurechtzukommen. Auf diese Weise erhöht der fortgeschrittene Redner die Wahrscheinlichkeit enorm, dass auch die Zweifler überzeugt werden.
Mit dem Kontakt-Effekt kannst du dein Lampenfieber also um weitere Prozentpunkte senken.
Anti-Lampenfieber-Tipp Nr. 4: Der Kompetenz-Effekt
Der Anti-Lampenfieber-Tipp Nr. 4 hat mit der Kompetenz zu tun. Der Idee ist: Je kompetenter ich auf einem Gebiet bin, desto sicherer fühle ich mich beim Vortrag. Dazu formulierte der römische Senator Cato der Ältere ein schönes Zitat:
«Beherrsche die Sache und die Wörter folgen von ganz allein.»