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Sie agieren im Verborgenen, skrupellos und unbehelligt – Schurken, Intriganten, Mörder. Doch der Blick hinter die Fassade zeigt auch eine andere Seite. Die wahren Beweggründe werfen oft ein anderes Licht auf ein Verbrechen. Täter waren zuvor selbst Opfer einer Intrige. Und manch ein Bösewicht stolpert über seine eigenen Fallstricke. Immer jedoch gibt es auch Menschen, die dem Bösen auf der Spur sind und unermüdlich für Gerechtigkeit kämpfen. Sie jagen den Henker, der seine Fähigkeiten zur persönlichen Rache nutzt. Sie decken die Verschwörung auf, die eine ganze Stadt an den Rand der Rebellion bringt. Sie kommen dramatischen Schicksalen auf die Spur, die Weltgeschichte schreiben werden. Die zehn kriminell guten Kurzromane in „Richter der Nacht“ entführen den Leser in die lasterhafte Welt des Mittelalters und der Renaissance. Achtung: 2. überarbeitete und veränderte Auflage von "Richter der Nacht" (enthält die neue spannende Erzählung "Tod in der Lohe" von Regina Schleheck)
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 450
2. überarbeitete und veränderte Ausgabe
2. Auflage | 2014
ISBN 978-3-943531-04-6 (Printtitel der Erstauflage)
ISBN 978-3-943531-18-3 (EPUB)
© Burgenwelt Verlag | Jana Hoffhenke
Alfred-Nobel-Str. 39 | 28207 Bremen
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat | Korrektorat: Juliane Stadler | Dirk Röse | Jana Hoffhenke
Satz | Gestaltung: Jana Hoffhenke
Umschlaggestaltung | Coverillustration: Simon Stadler
Printed in Germany
www.burgenweltverlag.de | www.facebook.de/burgenweltverlag
Richter der Nacht | Nina J. Röttger
Ein ehrwürdiger Rat | Tanja Rast
Herr Oswald und das Geheimnis des verschlossenen Beutels | Susanne Haberland
Salz und Tod | Kerstin Göbel
Die Knochenhauer | Olaf Bröcker
Feuerwerk | Olaf Lahayne
Die Pariser Bluthochzeit | Isabella Benz
Der Fall des Jobst aus Ibbenbüren | Alexander Schmidt
Der Ring des Chuenringers | Elisabeth Schwaha
Tod in der Lohe | Regina Schleheck
Lesetipps
Der kopflose Leichnam war überraschend schwer, als ich ihn anhob.
Für einen Brocken wie Gerrit von Althain hätte ich mir auf dem Schafott sicher einen Knecht zu Hilfe geholt. Aber es gab kein Schafott und dies war keine öffentliche Hinrichtung, also schleppte ich den toten Kerl zum Fluss hinunter, um ihn ins Wasser zu werfen. Sein abgetrennter Kopf, der in einem Beutel steckte, schlug mir beim Gehen gegen die Beine.
Über den Wipfeln des Waldes am anderen Ufer sah ich bereits die Morgenröte aufsteigen. Mein rot-schwarzes Wams klebte mir vor lauter Blut am Oberkörper; wenn ich mich nicht beeilte, würden mich die Kinder der Gerberfamilie von nebenan dabei bewundern können, wie ich die Leiche eines angesehenen jungen Mannes entsorgte, den ich eigentlich nicht hätte töten dürfen.
Kein angenehmer Gedanke.
Am Fluss angekommen, suchte ich die kleine Bucht an der Trauerweide. Durch die lang herabhängenden Zweige war sie von außen nicht einsehbar; außerdem lagen dort viele große Steine, die man als Gewicht benutzen konnte. Ächzend ließ ich Althains toten Körper auf die Erde plumpsen.
Für einen Moment verharrte ich in stummer Unbeweglichkeit und betrachtete ihn. Mein Richtschwert hatte das Genick sauber zwischen den Wirbelknochen durchtrennt, so wie es sein sollte. Trotzdem war es anders als sonst. Es war jedes Mal anders, wenn ich nächtens auf die Jagd ging.
Sorgfältig band ich ein Stück Hanfseil um einen großen Stein und knotete ihn um einen der schönen, schwarzen Reitstiefel. Eigentlich schade drum, dachte ich, aber schließlich siegte der Verstand. Ich ließ die Schuhe, wo sie waren, und beförderte den Leichnam mit einem kraftvollen Stoß in die Strömung. Mit lautem Platschen fiel er hinein, tauchte kurz unter und kam ein letztes Mal an die Oberfläche, um dann in einem Sog aus bleicher Haut und nasser Kleidung gurgelnd in die Tiefe zu sinken. Dann war der Rest an der Reihe.
Der zu einer überraschten Fratze verzerrte Schädel war rasch erkaltet und blutete längst nicht mehr so stark wie vorhin. Durch die Augenlöcher meiner schwarzen Stoffmaske hindurch sah ich dem Toten in die weit aufgerissenen braunen Augen.
»Gerrit von Althain«, sagte ich leise, »du hast dich eines Verbrechens schuldig gemacht, dessen du sicher warst, dass es niemals bestraft würde. Mag dich der Arm des Gesetzes nicht erreicht haben – meinem bist du nicht entkommen. Mögest du für deine Tat im Jenseits büßen.«
Ich wollte mich gerade bücken, um nach einem geeigneten Stein zu suchen, damit ich den Kopf ebenfalls versenken konnte, als ein Geräusch die Stille zerriss. Ein Schreck durchfuhr mich. Es kam von Norden her – dort, keine zwanzig Schritt von meinem Standpunkt aus entfernt und nur wegen des dünnen Vorhangs der Trauerweidenzweige nicht zu sehen, stand meine Holzhütte. Jemand pochte energisch an die Tür und verlangte lautstark nach Einlass.
»Thomas! Thomas Schinder, steh auf! Man braucht deine Dienste!«
Verfluchter Mist. Der Büttel.
Ohne lange zu überlegen, packte ich den Schädel bei den Haaren und schleuderte ihn so weit wie möglich von mir in den Fluss hinein. Der Wurf war kraftvoll, deshalb war nur ein fernes »Ploff!« zu hören, als er stromabwärts eintauchte. Ich wartete nicht ab, sondern rannte geduckt am Ufer entlang zum Haus, immer im Schutz der spärlich wachsenden Sträucher.
Mit wild pochendem Herzen erreichte ich den winzigen Garten und die kleine Tür, durch die man von der Rückseite ins Haus gelangen konnte. Vorne hörte ich den Büttel rufen – er darf mich so nicht sehen –, dann stürzte ich in die dämmerige Stube.
Mit fliegenden Fingern streifte ich mir den Gürtel mit dem Richtschwert von der Taille und hängte beides an den Haken neben der Feuerstelle, dann riss ich mir die Kleider vom Leib. Kapuze, Wams, Hose, Handschuhe – alles, was mit Blut befleckt war, flog in eine dunkle Ecke. Das grobe Hemd aus altem Leinen, das ich zum Schlafen trug, fand ich nach einigem Suchen. Rasch zog ich es an. Und nachdem ich ein paar Mal tief durchgeatmet hatte, um mein rasendes Herz zu beruhigen, trat ich vor und öffnete die Tür.
Anno, der Büttel der Stadt, hielt mitten im Klopfen inne. Er hatte mit seinem Knüppel gegen das marode Holz geschlagen und sah nun so aus, den Prügel in der erhobenen Hand, als wollte er mir eins über den Schädel ziehen; in seinem hageren Gesicht zeichnete sich ein kurzer Schrecken ab, als ich unvermittelt vor ihm stand.
»Meine Güte«, sagte er und hielt seine Laterne höher, die mich nach der langen Zeit in der Dunkelheit blendete. »Du hast einen Schlaf wie ein Toter, Schinder.«
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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