Rise of Shadows - Iven Schmidt - E-Book

Rise of Shadows E-Book

Iven Schmidt

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Beschreibung

Erlebe eine einzigartige Geschichte, in der sich die wahre Welt enthüllt Unsere Welt ist ein Ort, an dem immer wieder neue Faszinationen auftauchen, doch manche Entdeckungen bergen auch eine große Gefahr mit sich. Nachdem sie von der alten Legende der Kamita erfahren haben, beginnen sie Nachforschungen anzustellen. Begleite vier mutige Schüler auf ihrer packenden Odyssee, in der sie mehr über geheimnisvolle Kräfte erfahren und sich ungewollt in eine gefährliche Reise verwickeln. Doch diese ist voller Gefahren, welche aus dem Schatten emporsteigen und eine neue Realität verwirklichen. Allerdings stellt sich nicht nur ihre Welt auf den Kopf. Ein mannigfaltiges Team muss über sich selbst hinauswachsen und sich dem teuflischen Herrscher Crane, in einem erbitterten Kampf, entgegenstellen... Der spannende Auftakt des großen Shadow-Verse

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Inhalt

Prolog

Kapitel 1 ~ Neuanfang

Kapitel 2 ~ Offenbarung

Kapitel 3 ~ Aufklärung

Kapitel 4 ~ Cranes Machenschaften

Kapitel 5 ~ Verborgene Mysterien

Kapitel 6 ~ Die Artefakte

Kapitel 7 ~ Gemeinsam stark

Epilog

Personenregister

Prolog

Mal wieder ist es ein sehr verregneter Sonntagabend. Mittlerweile ist es schon dunkel und ein mysteriöser, schwarz gekleideter junger Mann läuft am Straßenrand in New Jersey, besser gesagt Atlantic City, in Richtung einer Bushaltestelle. Neben dem stärkeren Regen hört man gerade noch so seine Schritte und das Wasser platschen. Sein Gesicht ist von seiner Kapuze umhüllt und nicht erkennbar. Am Körper trägt er ein ausgefallenes, schwarzes Gewand und sein Blick ist nach unten auf den Boden gerichtet, der währenddessen vom Regen überflutet wird. Er sieht zwar schlank aus, scheint aber durchaus trainiert zu sein. Sein Gewand wirkt nicht wie eine alltägliche Kleidung, sondern ähnelt mehr der Kleidung eines Kriegers. Waffen besitzt der Mann allerdings wohl keine. Er scheint durch etwas bedrückt zu sein, sein herabgesenkter Kopf macht zumindest nicht den Eindruck, als würde er vor Glück strahlen. Als er an der mit einem Dach überdeckten Bushaltestelle ankommt, fällt ihm ein etwas älterer Mann auf, der wohl auf seine Rückfahrgelegenheit wartet. Der ältere Mann ist relativ groß, hat ein graues, aber noch recht volles Haar und trägt einen grauen Mantel, eine blaugraue Jeans und aufgrund der Kälte hat er sich auch noch einen schwarzen Schal umgewickelt. Für sein Alter macht der Mann einen fitten Eindruck. Der junge Mann stellt sich nicht unter, sondern bleibt im Regen stehen. Der ältere Mann bemerkt das und spricht ihn deshalb an: „Seit vielen Tagen kommst du hierher. Jedes Mal stellst du dich neben die Haltestelle. Ich hätte kein Problem damit, wenn du dich zu mir setzt. Wieso bist du so abweisend?“

Zum ersten Mal blickt der dunkel Gekleidete hoch, seine Augen leuchten ungewöhnlich rot, als er dem älteren Herrn in die Augen schaut. Daraufhin sagt er: „Siehst du, warum ich mein Gesicht verdecke? Es macht mich auffällig. Du hast keine Ahnung, wer ich eigentlich bin. Außerdem, der Regen stört mich nicht, ich genieße ihn.“

Eine Meinung, die nicht jeder teilen würde, aber es spricht für seine bedrückte Stimmung.

„Mein Name ist Jack. Wie heißt du?“, fragt der ältere Herr.

Sein Gegenüber antwortet, ein wenig zögernd: „Ich, ich habe keinen Namen mehr, nenn mich einfach ‚Shadow‘. Nur noch sie würde ihn dir sagen, aber…“

Jack kann noch nicht ganz folgen und Shadow kommt ins Stottern. Dadurch verliert sich seine selbstsichere Art sofort: „Sie ist...sie ist tot.“

Offensichtlich geschockt, versucht Jack dem Mysteriösen irgendwie zu helfen: „Das tut mir leid. Wer ist Sie denn?“ Der Unbekannte scheint ein Weinen zu unterdrücken. Kurz ist er traurig, aber innerhalb von Sekunden wird er wieder so wie vorher: „Sie - was erzähle ich dir überhaupt davon. Ich bin jemand, den du dir nicht vorstellen kannst. Nur eine leere Seele. Lass mich in Ruhe!“

„Ich kann mir sehr gut vorstellen, wer du bist, auch, wenn ich vielleicht nicht den Anschein danach mache. Warum kommst du hierher?“

Die Stimmlage von Shadow wechselt und ist nun deutlich aggressiver: „Das wüsstest du alter Narr nur zu gerne, wie es mir scheint. Pff..du weißt nichts. Mich nehmen die Leute nicht mal wahr, also nerv’ mich nicht, verstanden?“

Jack antwortet entspannt: „Die Leute nehmen dich mit dieser Kleidung erst recht wahr. Du fällst mehr auf, als du denkst. Viele, die untertauchen wollen und sich von der Welt abschotten, fallen letztendlich in ein tiefes Loch, aus dem sie nie wieder raus klettern können. Für dich ist es noch nicht zu spät. Hier, du könntest eine Aufmunterung vertragen.“

Daraufhin überreicht der ältere Mann Shadow eine Karte, sie ist augenfällig wasserfest und auf beiden Seiten unbedruckt. Der mysteriöse Mann nimmt sie emotionslos entgegen und richtet seinen Blick wieder auf den Boden, während der Regen immer noch auf die Straße prasselt. Allerdings hat Shadow eine Vorahnung, was die Karte bedeuten könnte, ist sich aber nicht sicher und außerdem denkt er nicht weiter darüber nach. Seine Trauer scheint ihn zu überfluten wie der Regen die Straße. Jack läuft währenddessen vor zum Straßenrand. Es ist sein Bus, der am Horizont langsam durch die Scheinwerfer zu sehen ist. Als er vorläuft und sich von seiner Karte entfernt, bemerkt Shadow, wie langsam ein Symbol erkennbar wird. Er guckt sprachlos auf die Karte und erkennt das Symbol, daraufhin schlussfolgert er erschrocken: „Das ist unmöglich. Nein, das kann nicht sein, du bist ein Blader?!“

Ehe er sich versieht, sind der Bus und Jack bereits verschwunden. Obwohl es Shadow wie Sekunden vorkam, haben seine Gedanken ihn beim Anblick des Symbols länger festgehalten als er wahrnahm…; nur noch eine Stimme ertönt aus dem Nichts: „Tja, du solltest dich auch vor einem ‚alten Narr‘ in Acht nehmen. Du kannst dich nicht verstecken. Versuch es am besten nicht, du endest nur so wie viele und dann bereust du es...“

Shadow blickt noch etwas auf das Symbol der Karte. Dieses scheint aus zwei Klingen zu bestehen, die von mehreren luftartigen Wellen umgeben sind und ein Auge in der Mitte umschließen. Der Regen macht es schwierig, das genaue Bild zu erkennen. Auf der Rückseite befindet sich lediglich ein grünweißes Karomuster, bestehend aus Rauten. Ein paar weitere kurze Blicke und dann lässt er die Karte fallen. Sie wird von der Regenströmung davongetragen und verschwindet in der Dunkelheit. Still und langsam setzt sich Shadow wieder in Bewegung und entfernt sich vom Schauplatz des Abends. Auf seinem Weg denkt er noch sehr viel über die Karte und den alten Mann nach...

Kapitel 1 Neuanfang

So gut wie jeden Tag unter der Woche ist die Bushaltestelle in der Nähe der Atlantic Avenue komplett überfüllt. Montag Morgen, der schlimmste Tag, was das angeht. Viele Leute unterhalten sich und teilweise hört man auch die Autos auf der Straße entlang fahren. Ruhig ist es hier definitiv nicht. Es ist noch etwas dunkel, während sich Arbeitnehmer, Studenten und Jugendliche, die jeweils zur Arbeit, Schule oder Uni müssen, dort versammeln. Darunter eine Gruppe von Freunden, die aktuell die 12. Klasse besuchen. Zu viert sind sie seit Jahren beste Freunde und stehen alles zusammen durch. Simon, knapp 1,90 m groß, schwarzhaarig und recht muskulös, ist das arroganteste und hochnäsigste Gruppenmitglied. Jason, braunhaarig, zwar gut ein Kopf kleiner als Simon und etwas schmaler, dafür aber auch der gerissene ‚Leader‘, der immer eine Idee parat hat. Shila, schwarzhaarig, die Einzige mit nicht amerikanischer Herkunft. Sie stammt von einer afrikanischen Familie ab und versucht immer herauszustechen und ist nie zurückhaltend. Und zuletzt noch Clara, die blondhaarige Streberin, die dafür aber immer einen kühlen Kopf bewahrt. Sie ist die Kleinste und wohl auch die Zärtlichste der Gruppe, aufgrund ihres eher schmächtigen Körperbaus. Egal was passiert, die vier helfen sich immer gegenseitig, doch was ihnen bevorsteht, übertrifft alles, was sie bisher je erlebt haben.

Clara spricht ihre Freunde auf die Neuigkeiten an: „Hey, habt ihr von der neuen Lehrerin gehört?“

Simon reagiert, wie es die Freunde gewohnt sind: „Hat doch jeder, also echt..“

„Mal wieder typisch Simon“, antwortet Jason lachend.

Shila stellt sich zwischen beide: „Jungs kommt schon, wird bestimmt spannend, jetzt wieder Geschichte zu haben!“

Clara erwidert ein bisschen mitfühlend: „Gibt es weiterhin nichts Neues zum Verschwinden von Herrn Forth?“

Simon antwortet ganz stumpf: „Komm schon, es ist eindeutig, dass er tot ist.“

Shila mischt sich empört ein: „Dein Ernst Simon, nur weil ein paar Tropfen Blut gefunden wurden..?“

„Na ja, das waren mehr als ein paar Tropfen…“, fügt Jason hinzu.

Clara lässt sich davon trotzdem nicht überzeugen: „Ja, dass heißt aber noch lange nichts. Deine Mutter arbeitet doch bei der Polizei, aber du hast uns noch nie etwas davon erzählt. Du weißt doch mehr, oder etwa nicht?“

„Sie wollte, dass ich nicht drüber spreche, aber wenn ihr unbedingt wollt...“

Shila lächelt und sagt: „Ja komm, du kannst uns doch vertrauen.“

Jason fährt fort: „Also, sie meinte, dass sie den Tatort komplett untersucht hätten, aber keine Spur irgendwelcher Anzeichen eines Täters oder einer Spur, die zu Herrn Forth führt, gefunden haben. Er war spurlos verschwunden, keine Hinweise, aber ja, wie gesagt, das Blut war von ihm, und zwar eine Menge…“

Clara unterbricht ihn nervös: „Das heißt, man weiß nichts über das, was passiert ist?“

„Nein, es wurde uns nur vorgegaukelt, dass man etwas weiß, wo er sein könnte oder so. Aber nein, man weiß rein gar nichts, nur dass man eine Menge an Blut fand; doch was noch verwirrender ist, man fand drei verschiedene Blutgruppen. Also egal was passierte, es waren mindestens drei Personen daran beteiligt“, antwortet Jason.

Shila mischt sich wieder ein: „Okay, das wird mir alles zu viel, gibt es da noch mehr zu wissen?“

Simon antwortet mürrisch: „Eine Menge bestimmt, komm sag es uns.“

Jason hat aber bereits genug verraten: „Nach der Schule, ihr wisst eigentlich schon zu viel, und ich will euch auch nicht überfordern.“

Kurz darauf kommt ein roter Bus an der Haltestelle an, es ist der Schulbus. Alle Personen steigen in den Bus ein. Er ist mal wieder überfüllt, nur eine kleine Menge bleibt an der Haltestelle, um auf einen anderen Bus zu warten. Trotzdem müssen die Schüler auf Sitzplätze verzichten. Der Bus fährt los und pünktlich, eine viertel Stunde später, kommt der Bus an der Schule an.

Die Schüler steigen aus und gehen jeweils zu ihren Klassenräumen, wo sie dann auf ihren jeweiligen Lehrer warten. Die Vierergruppe setzt sich wie gewohnt in die vorletzte Reihe. Sie haben zu Beginn zusammen Unterricht. Allerdings sind sie dieses Mal alle, vor Stundenbeginn, verstummt. Pünktlich mit dem Klingeln kommt ihre neue Geschichtslehrerin in den Klassenraum. Für eine Frau ist sie recht groß und außerdem sieht sie ziemlich sportlich aus. Ihre gelockten, langen schwarze Haare fallen einem direkt ins Auge, Sie wendet sich zur Tafel und schreibt ihren Namen darauf, ‚Lisa Roja’.

Dann wendet Sie sich zurück zur Klasse und beginnt mit ihrer Ansprache: „So, wie ihr der Tafel entnehmen könnt, ist mein Name Lisa Roja und ja, ich stamme von einer spanischen Familie ab, die Frage könnt Ihr euch also schon mal sparen. Ab heute werde ich euch in Geschichte unterrichten, doch zuerst…“

Daraufhin begrüßt sie die ganze Klasse einstimmig: „Guten Morgen Frau Roja!“

Die Lehrerin setzt derweil einen ernsten Blick auf und schaut zur Tür des Klassenraums. Mit einer Augenbewegung gibt sie zwei ungefähr 18-Jährigen ein Signal zum Eintreten. Jedoch tritt vorerst nur eine Person ein, mit schwarzen, gestylten Haaren. Ebenso komplett in schwarz gekleidet tritt der Neuling ein. Der Junge trägt eine etwas längere Strickjacke und darunter ein graues Shirt. Seine Klamotten sind recht eng. Er begibt sich still zu einem abgelegen Platz und setzt sich hin. Lisa erwartet das Eintreten des anderen neuen Schülers; da er sich allerdings nicht rührt, fängt sie an, zu der Klasse zu sprechen: „Wie Ihr seht, haben wir zwei neue Mitschüler, aber einer scheint wohl noch etwas schüchtern zu sein. Na ja, wie dem auch sei, das ist Drake, er ist eher still, aber er hat auch seine andere Seite. Wie ich, nehmen die beiden zum ersten Mal an dem Unterricht in dieser Schule teil. Ich hoffe demnach, dass ihr die beiden freundlich empfangt.“

Plötzlich tritt auch die zweite Person in das Klassenzimmer ein. Seine Kleidung ähnelt der von Drake, ist aber deutlich heruntergekommener, dennoch macht er denselben äußeren Eindruck. Wobei deutlich auffällt, dass er nicht wirklich sorgfältig mit seinen Sachen umgeht. Auch seine etwas längeren braun-orangenen Haare sind stark zerzaust. Beide Schüler haben übrigens bernsteinfarbene Augen und einen relativ trainierten Körperbau. Frau Roja ergreift wieder das Wort: „Ah, da ist er. Das ist Tron, auch er wird nun in eurer Klasse beziehungsweise an diesem Kurs teilnehmen.“

Tron macht sich auf den Weg und setzt sich neben Drake. Die Klasse wird unruhig und viele beginnen über die beiden zu sprechen. Es war nie die Rede von neuen Klassenkameraden, nur von einer neuen Lehrerin wurde gesprochen. Viele aus der Klasse wundern sich, aber nach kurzer Zeit beruhigt sich alles wieder und Frau Roja kann nun mit ihrem Unterricht anfangen. Sie erklärt noch kurz, weshalb die neuen Schüler die Schule wechseln mussten: „Es kommt für Euch alle bestimmt ziemlich plötzlich, dass ihr nun zwei neue Mitschüler habt, aber wegen einem kurzfristigen Umzug war es für die beiden nicht anders möglich, als die Schule zu wechseln.“

Nach gut zehn Minuten fängt sie schließlich an, die Themen aufzuzählen, die die Klasse durchnehmen wird: „Also, als erstes werden wir uns mit dem 2. Weltkrieg auseinandersetzten, danach mit dem Kalten Krieg und irgendwann im weiteren Verlauf besprechen wir das ‚Auftauchen der Kamita‘, rund um-“

Clara unterbricht Lisa abrupt: „Aber Frau Roja, diese Gruppierungen sind nur eine Legende, ein Märchen. Die gab es doch nie! Was hat das mit Geschichte zu tun, wir sind doch nicht im Märchenunterricht?“

Drake und Tron beginnen leise zu lachen und Drake beginnt zu reden: „Was man euch heutzutage alles erzählt, aber das wundert mich nicht.“

„Diese Legenden beruhen auf sehr interessanten Mythologien, welche weit in der Geschichte der Menschheit zurückliegen. Sie sind also ein Teil unserer Geschichte und ihre Wirkung hatte damals einige Konsequenzen. Ich finde, dass das ein sehr interessantes und sowohl auch geschichtliches Thema ist“, fügt Tron hinzu, während er Drake einen ersten Blick zuwirft. Lisa bemerkt ihr Gerede und antwortet schließlich der Schülerin: „Das reicht, ihr beiden. Alles zu seiner Zeit. Wir behandeln das Ganze so oder so erst etwas später, sobald wir mit dem vorherigen Thema fertig sind. Clara, auch eine Legende kann erheblichen Einfluss auf Menschen haben und in diesem Sinne spielt diese eine Rolle in der Geschichte. Und nun bitte ich euch, euch wieder zu beruhigen. Wir starten nämlich jetzt mit dem Unterricht, schlagt bitte euer Buch auf Seite 30 auf…“

Nachdem der Unterricht zu Ende ist, läutet die Pausenklingel. Die Vierer-Gruppe begibt sich in der Pause in die Bibliothek, dort wollen sie genauer über ihre neue Lehrerin und die neuen Schüler sprechen. Ebenso geht ihnen der Gedanke über die Kamita nicht mehr aus dem Kopf, vor allem Clara macht sich einige Gedanken, weil sie schon öfter davon gehört hat. In der Bibliothek sind nur wenige Schüler, die meisten befinden sich auf einer Gruppenbesprechung mit ihrem Lehrer. Clara, Jason, Shila und Simon sind allerdings nicht betroffen. Shila beginnt damit, alles zu hinterfragen: „Diese zwei Schüler, ganz komische Typen, und Frau Roja kommt mir auch irgendwie seltsam rüber. Dann noch das mit den Kamita, irgendwo hab ich das mal gehört, aber wo? Das ist mir wieder alles zu viel. Wie seht ihr das?“

Simon versucht, ihr eins auszuwischen: „Wenn man direkt so überreagiert wie du, ist das kein Wunder.“

Clara lenkt die beiden vom Streit ab: „Also ich finde die neue Lehrerin ganz nett, aber Tron und Drake sind ja nicht auszuhalten. Dazu kommt das mit diesem albernen Märchen, das hat nichts mit Geschichte zu tun! Ich kenne diese Legende ein wenig. Ich habe früher mal ein Buch darüber gelesen, erinnere mich aber noch kaum an die Details. Nur ist mir eine Sache klar, es kann unmöglich der Wahrheit entsprechen, demnach ist es unsinnig das als Thema zu behandeln“

„Was, wenn vielleicht doch was Wahres dran ist, oder wie Lisa sagte, es einen Einfluss auf die Menschen damals hatte?“, erwidert Jason.

Clara ist sich sicher: „Nein, das ist unmöglich. Wahr ist es niemals und so einen großen Einfluss kann es auch wieder nicht haben, dass man es im Geschichtsunterricht durchsprechen muss. Es gibt andere, viel wichtigere, geschichtliche Ereignisse. Märchen und Legenden, das sollten wir in unserem Englisch-Kurs besprechen, aber doch nicht in Geschichte.“

Simon hat dieselbe Meinung wie Jason: „Woher willst du dir da so sicher sein? Vielleicht gibt es da ja wirklich etwas, was wir nicht wissen.“

„Das würde auch das Verschwinden von Herrn Forth erklären…“, erwähnt Shila ironisch.

Clara ist empört von ihren Freunden: „Schlagt ihr euch jetzt auf deren Seite, das ist doch alles nur Unsinn.“

„Na ja, wirklich viel wissen wir nicht über das Ganze, wir könnten uns ein bisschen umsehen und schauen, ob wir was dazu finden. Das könnte uns zu ein paar Antworten führen.“, erwähnt Jason.

Clara hat allerdings kein Interesse: „Gut, wenn ihr euch damit abgeben wollt, ich wünsche euch viel Spaß. Ich werde euch dabei nicht helfen!“

Daraufhin verschwindet Clara wütend und macht sich auf den Weg zu ihrer nächsten Unterrichtsstunde.

Jason hat nicht mit solch einer Reaktion gerechnet: „Wow, ok, das kam jetzt irgendwie unerwartet.“

Selbst Simon ist davon überrascht: „Ja, so kenne ich Clara gar nicht. Ich werde nach der Schule mit Tron und Drake reden, die wissen wohl mehr.“

Shila hingegen scheint ihnen nicht zu trauen: „Denkst du wirklich, die sagen dir was? Du solltest lieber nach Clara sehen. Vielleicht möchte sie mit dir reden.“

„Na gut. Ich schaue bei ihr vorbei, aber den zwei Neuen werde ich trotzdem kurz einen Besuch abstatten.“

Jason ist zuversichtlich: „Es schadet nicht, es zu versuchen.

Shila, treffen wir uns in der Stadtbibliothek? Dort lässt sich bestimmt was finden und wir könnten auch direkt recherchieren.“

„Klar, hab nichts vor“, antwortet Shila einwilligend.

Daraufhin begeben sich auch die Restlichen der Gruppe zu ihrer Klasse. Kurz darauf ertönt erneut die Pausenklingel. Der Unterricht geht wieder weiter.

Während sich alle Schüler in ihren Klassenräumen aufhalten, betritt eine Person das Schulgebäude. Die Lichter des Flurs sind aus, es ist dunkel und durch die Stille würde man selbst ein Reiskorn aufprallen hören. Es ist deswegen auch zu dunkel, um die Person erkennen zu können. Auch hört man seltsamerweise keinen Mucks von ihm. Zur selben Zeit gibt Frau Roja ihren Schülern Unterricht, erneut unter anderem bei Tron und Drake, aber irgendwas stimmt mit ihnen nicht.

Leise flüstert Drake zu Tron: „Du fühlst das auch, oder?“

„Ja, aber das kann doch nicht sein. Schon wieder?“

Drake kann es sich nicht erklären: „Ein Parasite, hier, in der Schule? Ich dachte der Letzte von ihnen sei tot.“

Tron ist ebenso verwirrt: „Ja, das dachte ich auch. Denkst du, es könnte ein weiterer Blader sein, der mit einem von ihm zusammenarbeitet?“

Drake reagiert ein wenig verzweifelt: „Möglich.., aber das glaube ich nicht. Sie wissen doch gar nicht, dass wir hier sind.“

„Ach komm was soll’s, ich geh nachschauen“, antwortet Tron.

Drake wirkt sofort aufgebracht: „Was, wenn es wirklich ein Parasite ist? Du würdest dir dein eigenes Grab schaufeln.

Nicht mal Lisa könnte ihn alleine aufhalten, und das weißt du ganz genau.“

Noch bevor Tron wieder antworten kann, spricht Frau Roja die beiden aufgrund ihrer Unaufmerksamkeit an: „Drake, Tron, ihr stört den Unterricht. Falls ihr was nicht versteht, dann fragt mich einfach. Ich beantworte gern all eure Fragen. Sollte der Unterricht für euch zu langweilig sein, tut euch keinen Zwang an. Ihr könnt auch gerne gehen…“ Drake versucht schnell eine Ausrede zu finden: „Nein, so ist es nicht, nur äh-“ Tron ergreift das Wort: „Das hat keinen Bedarf für den Unterricht, tut uns leid.“

Dennoch antwortet die Lehrerin mürrisch: „Dann könnt ihr das auch später besprechen, fahren wir fort mit dem Unterricht.“

Als Letztes wendet sich Drake nochmal zu Tron: „Du bist jetzt schon verrückt, entschuldigst dich schon.“

Daraufhin fängt Tron etwas an zu schmunzeln, was für beide keine normale Visage ist: „Tja, ich bin von uns beiden immer noch der Nettere.“

Folgend darauf bemerken Tron und Drake, wie eine Gestalt an der offenen Saaltür vorbei zischt. Danach verlieren sie ihr spezielles Gefühl und konzentrieren sich wieder auf den Unterricht. Trotzdem geht den beiden dieser Gedanke nicht mehr aus dem Kopf. Am Ende der Stunde ertönt erneut die Klingel.

Mittlerweile ist es Mittag und die Sonne scheint im Himmel.

Nun ist die Schule für alle zu Ende. So wie es Simon seinen Freunden versprochen hat, macht er sich vor dem Schuleingang auf den Weg zu Tron und Drake, nachdem die beiden die Schule verlassen. Shila und Jason begeben sich in die Stadtbibliothek, Clara hingegen unternimmt nichts und fährt mit dem Bus direkt nach Hause.

Als Simon auf Tron und Drake stößt spricht er diese direkt an: „Hey, Drake, Tron, wir müssen reden.“

Drake verhindert Tron das Antworten und übernimmt es selbst: „Na sieh an, einer der vier Ahnungslosen. Was willst du denn?“

Simon hat Fragen: „Ich muss etwas wissen, über die Kamita.“

Tron will ihm antworten: „Das-“ Wieder unterbricht Drake Tron und kommt ihm zuvor: „Die Kamita, war ja klar, dass ihr jetzt mehr wissen wollt. Ihr wisst doch, das kommt alles zu seiner Zeit.“

Tron verstummt.

Simon versucht Drake zu überzeugen und lässt nicht locker: „Sagt mir was ich wissen will. Wenn ja wohl jemand was dazu weiß, dann ihr.“

Drake bleibt weiterhin unbeeindruckt: „Zieh Leine und geh zurück zu deinen Freunden.“

Tron gefällt Drakes Art nicht, aber aktuell gibt es nichts was er tun kann, dennoch weiß sich Simon zu helfen: „Tja, wenn es so oder so im Unterricht dran kommt, werde ich einfach Frau Roja fragen. Bestimmt ist sie netter als ihr zwei es seid.“

Tron mischt sich wieder in das Gespräch ein: „Sie würde ihm seine Fragen bestimmt teilweise beantworten. Vor allem nach unserem Gespräch vorhin, welches du so toll geregelt hast.“

„Ach halt du dich da mal raus, das Gespräch mit ihr war nicht das Beste. Das weiß ich selbst. Es war aber auch eine unnötige Situation, wir hätten einfach nachsehen sollen, wie du es sagtest.“, antwortet Drake mit leicht gereizter Stimme.

Simons Neugier ist geweckt: „Was denn nachschauen, wir hatten doch Unterricht.“

Tron reagiert diesmal schneller als Drake: „Also das hat auch mit den Kamita zu tun, ist aber total unwichtig, nur ein Hobby.“

Drake wirft Tron einen fragwürdigen Blick zu, doch er erzählt weiter: „Wie du vielleicht schon über die Legenden weißt, es gibt drei verschiedene Gruppen, wobei eine von ihnen ausgestorben ist.“

„Sind die Legenden wahr?“, fragt Simon.

Drake zeigt sich genervt: „Natürlich, alles ist wahr..“

Daraufhin übernimmt schnell wieder Tron: „Was Drake meint, ist, dass es wahr ist, dass sie einen großen Einfluss auf die Gesellschaft hatten, weil bestimmte Leute versucht haben, sie als wahr darzustellen, obwohl sie es nicht sind, versteht sich.

Die Menschen gerieten dadurch schnell in Panik aufgrund der umwobenen Kräfte, die den Gruppierungen beiwohnen. Dennoch gibt es viele unterschiedliche Quellen, welche einige Differenzen aufweisen.“

Simon interessiert sich nur für das Wichtigste: „Sagt mir einfach alles, was der ursprünglichen Legende entspricht. Das wäre dann ja wohl auch der einzige Teil, der der Wahrheit entsprechen würde, gäbe es die Kamita wirklich.“

Drake hat jedoch keine Lust ihm darüber zu erzählen: „Nein, das werden wir bestimmt nicht. Was denkst du eigentlich?“

Tron hingegen ist netter: „Irgendwann erfährt er es doch sowieso, lass uns ihm ein bisschen erzählen. Ich übernehme das dann schon, keine Sorge.“

Drake scheint davon nicht überzeugt zu sein, aber er willigt trotzdem ein: „Na schön, ich kann es ja dann zu Recht auf dich schieben..“

Tron beginnt mit seinem Vortrag: „Also, als Erstes solltest du wissen, dass die Kamita normalerweise den Zugriff auf übernatürliche Kräfte haben; es gibt Ausnahmen, aber das kommt sehr selten vor. Na ja wie dem auch sei, die Kamita unterteilen sich in drei Gruppen, die Blader, Parasites und…“ Simon hört Tron gespannt und verblüfft zu.

Währenddessen treffen sich Jason und Shila in der Bibliothek, wo sie Nachforschungen anstellen, in der Hoffnung, mehr erfahren zu können. Die Bibliothek liegt in der Mitte der Stadt.

Bei ihr sind die Kategorien in verschiedene Abteilungen eingeteilt. Im 1. Stock befinden sich viele historische Bücher. Legenden haben ebenso eine eigene Abteilung, die auch im 1.

Stock liegt. Dort treffen sich die zwei Freunde.

„Da bist du ja endlich“, ertönt eine Stimme hinter dem Regal.

Es ist Jason, der bereits auf Shila wartet.

Shila erschreckt leicht, aber lässt es sich nicht anmerken: „Ah, da bist du, hab dich gar nicht gesehen.“

Jason hat sich bereits eine Strategie ausgedacht, welche er seiner Freundin direkt vorträgt: „Ich dachte mir, wenn es etwas zu einer Legende gibt, dann auch nur in der Legenden-Abteilung. Wenn wir hier etwas zu einem speziellen Datum finden, können wir uns weiter im geschichtlichen Bereich umsehen.“

Shila ist schon fast beeindruckt: „Du hast ja mal mitgedacht.

Wie scharfsinnig, bist du da alleine drauf gekommen?“

„Ja, was ein Wunder.., dann lass uns mal anfangen, ich will hier nicht den ganzen Tag verbringen und wir haben viel vor uns.“

„Gut, dann suche ich etwas zu allgemeinen Fakten und recherchiere im Internet, viel Spaß beim Lesen.“

Jason reagiert nicht sehr enthusiastisch: „Ja, super...“

Die zwei Freunde verbringen noch eine lange Zeit in der Stadtbibliothek, bis spätabends. Ihre Suche erstreckt sich über viele Bücher, Artikel, Zeitschriften und alles andere, wo sie Informationen herbekommen können. Immerhin können sie dort in absoluter Ruhe recherchieren und werden von niemandem gestört.

Hingegen Simon verbringt nur noch eine kurze Zeit bei Tron und Drake. Nachdem sie ihm alles erzählt haben, will er sich auf den Weg zur Bushaltestelle machen und somit nach Hause.

Jedoch als er sich die Buslinien anschaut, erinnert er sich an das, was Shila gesagt hat, und deswegen fasst er sich ein Herz und beschließt, doch noch nicht nach Hause zu fahren, sondern wartet kurz auf den Bus, welchen Clara immer nimmt.

Wenige Minuten später sitzt er bereits im Bus. Er packt für die kurze Fahrt seine Kopfhörer aus und schreibt über sein Handy eine Nachricht an Shila. Er sagt ihr, dass er zu Clara fährt und nach ihr schaut. Shila antwortet relativ schnell mit einem lachenden Smiley.

Während Simon seiner Musik zuhört, vergeht die Zeit für ihn wie im Flug. Seine Playlist besteht aus Motivationssongs, welche er sonst immer beim Sport hört, aber auch dem ein oder anderen bekannten Hit aus dem Radio. Wenig später kommt der Schüler schließlich an. Nachdem er ausgestiegen ist, fehlt nur noch ein kurzes Stück zu Fuß und schon ist er bei Claras zu Hause. Simon klingelt und ohne lange warten zu müssen, öffnet sich die Tür. Eine Frau öffnet ihm die Tür. Es ist Claras Mutter Claire. Die Ähnlichkeiten zu Clara sind deutlich zu erkennen, allerdings unterscheiden sich Größe und Augenfarbe voneinander. Sie freut sich, den Jungen zu sehen: „Oh hallo Simon! Was führt dich zu uns? Clara hatte gar nicht erwähnt, dass du vorbeischaust.“

Da sich die beiden nicht verabredet hatten, improvisiert Simon ein bisschen: „Ja, ich komme spontan vorbei. Clara hat ihr Geschichtsbuch vergessen und bevor sie die Hausaufgaben nicht machen kann, wollte ich es ihr schnell noch vorbei bringen.“

„Das ist lieb von dir, komm rein!“ Claire bittet ihn herein. Die Wohnung macht einen gewöhnlichen Eindruck, allerdings fallen die vielen Bücherregale trotzdem auf. Kein Wunder, dass Clara so vernarrt in die Schule ist. Da Simon bereits ein paar Mal hier war, kennt er das Haus bereits, deswegen sagt Claire ihm nur kurz, dass Clara in ihrem Zimmer ist. Simon hängt noch schnell seine Jacke auf und läuft dann die Treppe hoch. Das Zimmer von der Schülerin ist direkt links vom Treppenaufgang. Simon klopft sicherheitshalber noch einmal an die weiße Tür, bevor er hinein geht.

Clara bittet ihn verwundert rein: „Ja?“

Die Schülerin sitzt auf ihrem Bett, ihre Tasche hat sie neben dieses hingeworfen. Untypisch für sie. Ansonsten sind in ihrem Zimmer ebenfalls ein paar Bücherregale, sowie ein beigefarbiger Schreibtisch, der neben einem der beiden Fenster steht. Bis auf ihre Tasche ist das Zimmer komplett aufgeräumt und ordentlich. Die Rollläden sind ein Stückchen geschlossen, aber immer noch weit genug geöffnet, dass es ausreichend Licht gibt. Neben ihrem Bett steht noch ein kleiner Nachttisch, auf dem ein etwas älteres Radio steht, aber es erfüllt seinen Zweck und spielt Musik. Zwar ist es etwas leise, aber dennoch kann man die traurige Stimmung heraushören. Clara hatte nicht mit Besuch gerechnet: „Simon? Was machst du denn hier?“

„Äh, ich wollte noch mit dir sprechen“, antwortet er, während er die Tür hinter sich schließt.

Clara schaut sich flüchtig um: „Tut mir leid, ich wusste nicht, dass du kommst, deswegen hab ich nicht mehr aufgeräumt.“

„Machst du Witze? Meine Mutter würde sich freuen, wenn mein Zimmer jemals so perfekt wäre.“

Nichtsdestotrotz bleibt die Schülerin verlegen: „Ja du hast Recht, vermutlich sah es hier auch schon schlimmer aus, aber weshalb bist du vorbeigekommen?“

Simon deutet mit seinem Finger auf das Bett und Clara nickt, er setzt sich neben sie: „Du bist vorhin ziemlich schnell abgehauen, so kenne ich dich gar nicht.“

„Oh ja, ich war einfach überfordert. Ich finde dieses Thema ist nichts für den Unterricht.“

Simon merkt, dass ihr das ganze Thema Unwohlsein bereitet: „Ist wirklich alles in Ordnung? Du kannst mir sagen, was los ist, Clara.“

Jedoch zögert das Mädchen und antwortet nicht. Nach einer kurzen Stille entschließt sich Simon wieder zu reden: „Du bist doch sonst auch immer begeistert, wenn wir Nachforschungen zu irgendwelchen Themen anstellen.“

„Schon, aber das sind ja auch interessante Themen.“

Simon wirft ihr einen fragwürdigen Blick zu: „Du willst mir also sagen, dass du es nicht interessant findest, was es mit dieser Legende auf sich hat? Komm schon Clara, wenn du möchtest, dass ich dir das glaube, dann musst du dir eine bessere Ausrede einfallen lassen. Wenn dich etwas bedrückt oder wenn dich was an uns stört, dann kannst du darüber mit uns reden.“

Hastig antwortet Clara: „Was, nein. Es liegt nicht an euch, auf keinen Fall. Ihr seid meine besten Freunde!“ „Was ist es dann?“

Clara atmet tief ein, bevor sie Simon aufklärt: „Die Wahrheit ist, dass ich durchaus einiges über diese Legende wusste. Natürlich finde ich sie faszinierend, aber ich bin besorgt über unsere neue Lehrerin und die zwei anderen.“

„Wieso?“

„Weil ich weiß, dass sie wahr ist.“

Simon schaut sie schockiert an: „Du willst mir sagen, dass alles über diese Gruppen wahr ist?“

„Ja, leider.“

Beide brauchen einen kurzen Moment, aber dann spricht Clara weiter: „Ich war noch ein Kind. Lange Zeit habe ich diese Erinnerung verdrängt, ich weiß nicht einmal mehr, wie alt ich damals war. An diesem Tag, da waren meine Eltern und ich im Urlaub. Ich habe am Strand gespielt, als ich plötzlich eine Karte fand.“

„Tron und Drake haben mir davon erzählt.“

„Ein Mann kam zu mir und bedankte sich, dass ich die Karte gefunden hätte. Neugierig wie ich war, wollte ich natürlich wissen, worum es sich dabei handelt. Der Mann meinte, sie ist eine Nachbildung aus der Legende der, ach wie hießen sie noch gleich?“

Simon hilft ihr auf die Sprünge: „Die Legende der Kamita, meinst du?“

„Ja, genau! Jedenfalls am Abend war ich wieder draußen spielen, meine Eltern waren irgendwo in der Nähe und etwas weiter entfernt von unserem Platz, sah ich, wie dieser Mann eine andere Person, ich glaube es war eine Frau, mit einer Art Klinge erstochen hat. Sie hielt sich genau an dem Platz auf, wo ich die Karte gefunden hatte.“

Simon wirkt wie erstarrt. Seine Freundin hört kurz auf zu reden, damit er die Geschichte verarbeiten kann, aber nur wenig später wollte er den Rest hören: „Was hast du dann getan? Dir ist doch nichts passiert, oder?“

„Nein, zum Glück nicht. Ich bin schreiend zu meinen Eltern gerannt. Diese Geschichte habe ich noch nie jemandem erzählt, und meine Eltern wissen das mit der Legende nicht.

Wahrscheinlich weiß es niemand.“

Simon lässt den Kopf hängen: „Wow, ich kann deine Reaktion von vorhin jetzt auf jeden Fall voll und ganz verstehen. Danke, dass du mir das anvertraut hast. Es muss schrecklich für dich gewesen sein, aber zum Glück ist dir nichts passiert.“

„Ja, darüber bin ich auch sehr froh.“

„Hey, wenn du nicht möchtest, dass wir uns mit diesem Thema beschäftigen, dann respektieren wir das. Die anderen werden das mit Sicherheit auch verstehen.“

Clara scheint davon aber nicht überzeugt zu sein: „Bitte behalte es für dich.“

„Versprochen“, antwortet Simon ohne zu zögern.

Clara wirkt immer noch eingeschüchtert, deswegen legt Simon seinen Arm um sie und versucht sie aufzumuntern: „Keine Sorge, ich pass schon auf dich auf.“

Er bleibt noch zu Abend bei ihr und geht danach schließlich auch nach Hause. Obwohl er sich noch etwas Sorgen um Clara macht, ist er genau so froh, dass er seiner Freundin helfen konnte. Vor allem beschäftigen ihn auch die Gedanken über das, was Tron und Drake ihm erzählt haben. Denn rückblickend weiß er nun auch, dass alles, was die Schüler ihm erzählt haben, der Wahrheit entspricht. Für die Schüler öffnet sich dadurch eine komplett neue Welt.

Am nächsten Tag treffen sich die Freunde wieder an der Bushaltestelle. Selbstverständlich sind wieder einige Leute dort.

Die Schüler setzen sich später im Bus nebeneinander. Sie sprechen allerdings noch nicht über die Kamita, sondern fokussieren sich vorerst auf die Schule. Als sie in der Schule ankommen, fällt ihnen auf, dass weder Tron noch Drake da sind. Beide sind krankgemeldet, wie Frau Roja, die somit vertreten werden muss. Kurz vor der Stunde sprechen die vier wieder miteinander. Clara fällt direkt auf, dass die drei fehlen: „Schon komisch, gestern kamen sie zum ersten Mal in die Schule und jetzt sind sie alle krank. Ob das zusammenhängt?“

Shila denkt nicht, dass etwas dahinter steckt: „Keine Ahnung was mit denen ist, vermutlich einfach nur Zufall.“

Aufgrund seines Hintergrundwissens unterstützt Simon Claras Meinung: „Denke ich nicht, die zwei haben sich gestern schon so komisch verhalten. Als würde hier irgendetwas vorgehen, worüber wir nicht Bescheid wissen.“

Alle schauen ihn verwundert an, bis auf Clara. Jason ist der Erste, der ihn anspricht: „Was genau meinst du damit?“

Simon erwidert: „Hab doch gestern mit ihnen gesprochen, Drake war schlecht eingestellt zu Frau Roja und irgendwas schien die beiden verunsichert zu haben, aber sie sagten mir nichts.“

„Warum, du wolltest sie doch über die Kamita befragen, oder?“, fragt Shila verwundert.

„Sie haben da nur ein paar Dinge nebenbei erwähnt. Ich erzähle es euch später, wir sollten uns auf den Unterricht konzentrieren.“

Mit irritiertem Blick schaut Clara ihn an: „Oh, seit wann bist du denn vernünftig?“

Ironisch antwortet er: „Wann war ich das nicht?“

Clara lacht: „Tja, darüber kann ich bestimmt ein Buch schreiben.“

Die Schüler verbringen die restliche Zeit in der Schule. Als ihr Unterricht endet, begibt sich die Gruppe in den Pausenhof.

Dort besprechen sie ihre Recherche zu den Kamita.

Clara ist die Erste, die die Konversation beginnt: „Na dann Simon, erzähl, was du von ihnen weißt.“

Jason wirkt überrascht: „Du warst doch eigentlich die ganze Zeit negativ darüber eingestellt?“

Clara schaut rüber zu Simon: „Na ja, mich interessiert es schon, was mit Tron und Drake ist. Außerdem war das, bevor ich mit Simon darüber gesprochen habe.“

Shila verdreht ihr die Worte: „Du interessierst dich für die beiden, das kann nicht gut enden.“

Simon ist das Gerede langsam satt und beginnt über seine Erfahrungen mit den beiden zu erzählen: „Also, zuerst sag ich mal das, was ich zu Tron und Drake weiß. Sie hatten ein Problem mit Frau Roja, wir haben ja alle gemerkt, dass sie gestern etwas abwesend waren, zumindest in einer Stunde. Das hat auch etwas mit den Kamita zu tun, keine Ahnung was genau, das haben sie mir nicht erzählt.“

Shila spricht ihm zwischen die Worte: „Dann spann uns nicht lange auf die Folter. Wir haben etwas über drei Gruppen herausgefunden. Du auch?“

Simon fährt fort: „Ja, es ist so, dass sich die Kamita in drei Gruppen unterteilen. Ich werd euch am besten erst mal alles über die Parasites erzählen. Tron meinte, dazu werdet ihr nichts gefunden haben.“

Shila vergleicht seine Information direkt mit ihren: „Jason und ich haben nichts zu den Parasites gefunden, sie wurden nur als tödliches Mysterium beschrieben.“

„Woher bitte wussten die beiden, dass wir nichts finden werden?“, wendet Jason ein.

Simon erzählt weiter: „Die beiden haben scheinbar selbst einiges an Recherche betrieben. Drake und Tron meinten, dass die Parasites ausgestorben sind, oder vielleicht auch nur verschwunden. Generell ist die Anzahl der Kamita ziemlich gering. Also, als Erstes ist es so, dass sich die Kamita meist über eine Karte offenbaren.“

„Wie meinst du das?“, fragt Clara, um ihre Geschichte zu verbergen.

Jason mischt sich mit ein: „Das haben wir auch gelesen, sie zeigen eine Karte demjenigen, dem sie sich offenbaren wollen, damit niemand mithören kann, wie zum Beispiel ein Blader.

So weiß man dann, welcher Gruppe sie angehören. Jede Gruppe hat ein anderes Symbol. Dieses wird auf der Karte nur sichtbar, wenn die Karte von der Person, der sie auch gehört, gezeigt oder weitergegeben wird. Auf der Rückseite ist nur ein grünes, blaues oder rotes Karomuster. Simon, weißt du wie das Symbol der Parasites aussieht?“

„Ja, es ist eine Art Hand, überzogen von Schuppen und mit Krallen an den Fingerspitzen. Dazu ist sie umschlungen von einer Schlange, aus ihrem Mund und von den Krallen tropft Blut herunter.“

„Das trifft definitiv nicht mit den anderen überein, aber es macht den Eindruck, als wären alle drei sehr unterschiedlich“, ergänzt Shila.

Clara ist jedoch noch etwas verwirrt. Sie weiß schließlich auch nicht mehr alles: „Wie ist das mit diesen Karten, warum sollte man sie jemandem überreichen?“

„Damit niemand mitbekommt, dass du einer Gruppierung angehörst. Blader zum Beispiel haben besondere Fähigkeiten und ich denke neben dem Punkt, dass die Karten cool sind, machen sie es vielleicht einfacher, die Identität zu verbergen. Vielleicht erfahren wir im Unterricht mehr“, erklärt Jason.

Simon erinnert sich an noch etwas: „Wie dem auch sei, ich werde mal alles andere zu den Parasites sagen. Zumindest, alles was ich weiß. Allgemein kann man sie nicht erkennen, sie sehen aus wie normale Menschen, können sich aber ‚verwandeln‘. Dabei überzieht sich ihr Körper mit Schuppen, an den Händen und Zehen erhalten sie Krallen und ihre Zähne werden schärfer. Ihre Haare verwandeln sich zu langen Stacheln und Tron meinte weiterhin, ihre Augen würden sich verändern und da wäre noch etwas, aber das haben sie mir nicht gesagt. Jedenfalls sind sie extrem schnell, haben eine starke Muskulatur und ihnen heilt jegliche Verletzung mit der Zeit. Sollte man von dieser speziellen Art betroffen sein, stoppt der Alterungsprozess des Menschen, so gesehen wird er unsterblich, dennoch kann man sie irgendwie töten. Ebenso ist ihr Wissen sehr groß und ihre schuppenartige Haut ist sogar gegen Waffen, wie die der Polizei als Beispiel, resistent. In so gut wie allen Fällen sind sie Einzelgänger. Eher kämpfen sie gegeneinander, als das sie sich mit einem anderen Parasite zusammentun würden. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass ihr Sichtfeld vergrößert wird und sie allgemein extrem gut sehen können.“

Jason ist augenscheinlich fasziniert: „Ich bin zwar noch nie einem von den Kamita begegnet, aber ich würde schätzen, dass die Parasites die Stärksten sind. Denen möchte ich aber auch nicht unbedingt über den Weg laufen.“

Clara antwortet etwas eingeschüchtert: „Ja, es ist gut, dass sie wohl alle tot sind.“

Shila entgegnet ihr „Also glaubst du an sie?“

Clara weist die Anschuldigung zurück: „Nein, es sind immer noch Legenden...“

Jason grinst: „Ja klar..“

Simon unterbricht die beiden: „Also, dass war alles zu den Parasites, was ich von den beiden weiß. Ich würde mal sagen, dass Jason eine weitere Gruppe übernimmt und Shila dann die Letzte. Sollte etwas mit dem von Tron und Drake nicht überein stimmen, werde ich es euch mitteilen.“

Shila lässt Jason den Vorrang: „Gut okay, dann such dir eine aus, Jason.“

Jason überlegt kurz und beginnt dann die anderen aufzuklären: „Gut, ich erzähle euch dann alles über die Blader.“

Clara ist sehr aufmerksam, sie möchte mehr wissen: „Da bin ich mal gespannt.“

Jason beginnt zu erzählen: „Also, wie Simon sagte, hat jede Gruppierung ihre eigene Karte, die sie benutzt, um sich anderen zu offenbaren. Bei den Bladern besteht diese aus zwei Klingen, die von Luftwellen umgeben sind, die ebenfalls eine klingenartige Form annehmen und ein Auge in der Mitte umschließen. Das erste Merkmal, das wir gefunden haben, ist, dass sie durch ihre Gedanken über weite Entfernungen mit anderen sprechen können und somit auch anderen zuhören können. Das erfordert aber einen starken Verstand und ich glaube, man muss die Position der Leute kennen. Ebenso können manche, aber nicht alle, zusätzlich Gedanken lesen. Sie sind so wie die Parasites mehr oder weniger unsterblich, außer, wenn sie von anderen Gruppierungen angegriffen werden oder am Herz verletzt werden. Am effektivsten soll es wohl sein, wenn es ihnen herausgerissen wird. Ihr Alterungsprozess ist jedoch nicht gestoppt. Zum Kämpfen benutzen sie Schallwellen, um entweder Schilde zu erschaffen oder auch andere angreifen zu können. Interessant ist auch, dass sie die Präsenz der anderen Gruppen spüren können, aber nicht die ihrer eigenen Art.“

Clara ist wieder die Erste, die einen Kommentar dazu abgibt: „Na ja, klingt schon friedlicher als ein Parasite. Immerhin verwandeln sie sich nicht in Echsen. Wie heißt die letzte Gruppe?“

Bevor Shila ihr das beantworten kann, mischt sich noch Simon ein: „Also bislang stimmt alles mit dem von Tron und Drake überein.“

Daraufhin antwortet Shila Clara: „Die letzte Gruppierung sind die Scyther. Zuerst zu ihrer Karte. Sie sticht mit einem strahlenden, glänzenden Effekt ins Auge. Als Symbol befindet sich auf ihr eine Sense, die von Dornen umgeben ist. Die Scyther fallen äußerlich direkt mit ihren leuchtenden Augen auf, sollten diese dann noch die Farbe rot oder orange haben, sind diese Personen meist stark verletzt worden, beziehungsweise ihr Wille wurde gebrochen. Ihre Stärke beruht auf schnellen Angriffen, denn sie sind erfahrene Kämpfer, die ein großes Waffenarsenal besitzen. In den meisten Fällen benutzen sie eine Sense und haben noch verschiedene Messer bei sich. Es kann ihnen sogar gelingen, Ereignisse aus der Zukunft vorher zu sagen, allerdings gibt diese Vorhersage meist nur einen sehr kleinen Teil zur Schau, aber es würde einem trotzdem helfen, sich auf gewisse Ereignisse vorzubereiten. Jedoch verfügen nur sehr wenige über diese Kraft. Dazu können sie dann auch nur wenige von ihnen überhaupt nutzen, es passiert eher ungewollt. Sollte ein Scyther in Lebensgefahr geraten, fangen seine Augen an, sehr stark zu leuchten und können sogar Angreifer blenden. Das scheint aber selten der Fall zu sein.“

Simon erwähnt noch etwas: „Tron und Drake sagten exakt dasselbe. Außer eine Sache noch, nicht bei allen Scythern leuchten die Augen dauerhaft.“

„Na dann können wir uns schon mal ziemlich sicher sein, dass, wenn die Legende wirklich stimmt, wir auch alles Richtige wissen. Das würde irgendwie ziemlich viel an unserem Weltbild verändern, ich meine, jeder könnte hier einer dieser Gruppen angehören. Bei Bladern und Parasites sieht man es ja nicht und bei Scythern auch nicht unbedingt“, fügt Jason hinzu.

Shila sieht es genauso: „Tja, das wäre ein Neuanfang, gut, das dieses Thema die Menschen nur als Legende beeinflusst hat.“

Clara stimmt ihr leicht verängstigt zu: „Ja wie du sagtest, es ist und bleibt eine irrsinnige Legende..“

Jetzt will ihr Shila aber auf einmal das Gegenteil beweisen: „Wir haben auch ein paar Sachen zu geschichtlichen Ereignissen gefunden, die ihre Existenz teilweise bestätigen könnten.“

Nachdem Shila Clara einen Blick zuwirft, beginnt sie wieder überzureagieren: „Das ist dann auch das Signal dafür, dass ich jetzt nach Hause gehen werde. Wir verpassen sonst wirklich noch den Bus.“

Jason versucht, sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen: „Ich dachte, du würdest dich hier immer auf Fakten beziehen? Wie dem auch sei, du hast Recht. Sonst verpassen wir noch den Bus. Lasst uns lieber gehen.“

Shila und Jason laufen zur Bushaltestelle, allerdings folgen ihnen Simon und Clara nicht. Jason bemerkt das und ist verwirrt: „Hey Simon, kommst ihr?“

Ein wenig nervös antwortet sein Freund: „Äh klar, wir kommen gleich nach, ich wollte Clara nur kurz etwas zeigen.“

Jason kann sich zwar nicht vorstellen, was er vorhat, fragt aber auch nicht weiter nach: „Wie du meinst. Wir werden auf euch warten, der Bus aber nicht!“

Simon rührt sich nicht von der Stelle und wartet darauf, dass seine Freunde ihn nicht mehr sehen können. Als diese außer Sichtweite sind, greift er in seine Tasche. Er holt zwei leere, weiße Papiere in einer Kartenform heraus. Er schaut sie sich genau an, als plötzlich Symbole auf beiden Karten erscheinen und Simon realisiert: „Sie sind also wirklich Blader…“

„Das hätte ich niemals gedacht, aber ich sagte dir ja, irgendwie kamen mir die beiden seltsam vor“, antwortet ihm Clara. Auch sie wirkt schockiert.

Auf beiden Karten sind zwei Klingen mit luftartigen Wellen, welche ein Auge umschließen, ein eindeutiges Symbol für die Blader, welches Simon natürlich sofort erkennt. Offensichtlich sind ihm diese zwei Karten irgendwo in die Hände geraten, aber bisher wissen nur er und Clara von der Existenz der Kamita. Lange können sie dieses Geheimnis nicht mehr vor ihren Freunden bewahren...

Kapitel 2 Offenbarung

Shadow streift durch die Straßen. Nachdem Jack ihm die Karte überreicht hat, hat er ihn nicht wieder gesehen. Er ist auf der Suche nach ihm, dabei wirkt er sehr aufgebracht und redet vor sich hin: „Wenn ich den Kerl finde, ist er tot, aber nein, der Feigling versteckt sich. Kein Wunder, er weiß es immer zuerst, wenn ich in seine Nähe komme. Seine Art und Weise, er muss mehr wissen, das erkenne ich am Verhalten von ihm. Es würde mir schon reichen, wenn seine Informationen zu Crane führen würden. Oder irgendetwas mit ihm zu tun haben.“

Weiter läuft und läuft Shadow durch die Straßen, ebenso spricht er weiter mit sich selbst: „Er ist spurlos verschwunden, dass ist unmöglich! Wo kann er nur sein?!“

Er folgt weiter seinem Weg. Sein Ziel ist der Ort, wo er Jack zuletzt gesehen hatte, die Bushaltestelle in Atlantic City. Auch wenn Shadow dort schon Tag für Tag vorbeiläuft, war er dort noch nie, während es nicht Abend war. Heute schon. Die Sonne scheint noch und sogar ein paar Vögel zwitschern. Er erreicht die Bushaltestelle, aber Jack ist nicht dort. Nur ein anderer junger Mann, der dort wartet. Er trägt In-Ear-Kopfhörer.

Shadow hält sich zurück und verdeckt sein Gesicht, daraufhin beginnt er, dem Mann Fragen zu stellen: „Schon öfter hier gewesen?“

Der Mann ignoriert ihn. Mit einer etwas aggressiveren Stimme wiederholt er sich: „Hey, schon öfter hier gewesen?“

Aber auch das lässt den Mann kalt.

„Gut, dann eben nicht. Ich muss diesen alten Kauz finden, wo kann er nur sein?“

Auf einmal antwortet der Mann doch: „Hör zu, ich hab keine Zeit für eine Befragung, such jemand anderen.“

Shadow scheint sich nicht über diese Antwort zu freuen: „Wie du willst. Jack…ich bin mir sicher, du hörst mich, und wenn du jetzt nicht auftauchst, erleichtere ich diesen jämmerlichen Mann um seine Kehle und suche mir jemand Hilfreicheren!“ Der Mann schaut Shadow mit großen Augen an: „Wie bitte?“

„Tick, tack. Was für ein Spiel spielst du? Jack, ich gebe dir nicht mehr viel Zeit!“ Der Mann blickt zu ihm hin. Er ist irritiert und eingeschüchtert. Shadow greift zu seiner Tasche, in welcher ein Messer ist.

Der Mann kann dieses nicht sehen, sonst wäre er vermutlich noch mehr in Panik. Shadow zieht das Messer langsam aus seiner Schnalle und greift es feste in der Hand, aber bevor er auf den hilflosen Mann zustürmt, hört er eine Stimme aus der Ferne: „Kein Grund, handgreiflich zu werden.“

Der Scyther zieht sein Messer zurück und steckt es wieder in seine Tasche. Der Mann entfernt sich ein paar Schritte und wartet jetzt etwas abseits der Haltestelle. Shadow lässt ihn gewähren. Danach spricht der Scyther zu der Stimme aus der Ferne, während er sich umdreht: „Dachtest du wirklich, dass ich zögere?“

Die Person kommt Shadow näher, natürlich ist es Jack: „Du warst mir eigentlich recht sympathisch, obwohl deine Art speziell ist. Doch jetzt bedrohst du die Unschuldigen. Sei froh, dass ich rechtzeitig hier war. Ihm die Erinnerung nehmen zu müssen, hätte Folgen haben können.“

„Ihr könnt Gedächtnisse manipulieren? Mann, ihr Blader seid nicht zu unterschätzen.“

Jack steht dem Scyther gegenüber und wartet. Shadow spricht weiter: „Mir egal, was mit ihm ist. Einem einzelnen Mann hätte die Welt sowieso kein Wort ohne Beweise geglaubt. Außerdem, du versteckst dich doch vor mir, wenn ich dich nur so herlocken kann. Mir gingen die Optionen aus. Ich habe nie gesagt, dass du dich mir offenbaren sollst. Gib mir lieber einen Grund, dich nicht auf der Stelle zu töten.“

Jack bleibt gelassen: „Du willst etwas von mir oder nicht.

Wenn du mich tötest, erfährst du nichts. Also, du brauchst mich.“

Shadow ist kurz still, antwortet aber trotzdem: „Du denkst tatsächlich mit. Du magst zwar ein Blader sein, trotzdem hast du keine Chance gegen mich.“

„Du solltest es nicht versuchen, ich bin erfahrener als du. Es wäre für mich sehr wahrscheinlich leicht, dich zu besiegen“, antwortet der alte Mann trotzig.

Shadow kontert: „Lehn‘ dich nicht zu weit aus dem Fenster.

Du weißt nicht, wozu ich fähig bin.“

Beide gehen an ihre Grenzen. Sogar Jack: „Mir ist bewusst, dass du ein Scyther bist. Denkst du, das macht mir Angst? Ich weiß durchaus, welche Fähigkeiten du hast und deine Wut ist ein Vorteil für mich.“

Allerdings fällt dem Scyther etwas auf, womit er Jack auf dem falschen Fuß erwischen kann: „Wir können das friedlich klären, sollten wir wohl auch. Denn deine neue Narbe am Auge zeigt mir, dass du dich erst vor kurzem an einem Kampf beteiligt hast. Das ist eine sehr tiefe Wunde, was wiederum heißt, dass du wohl einen starken Gegner hattest. Wenn du geschwächt bist, bist du selbst für einen wütenden Jungen, wie du mich wohl nennen würdest, ein leichtes Opfer.“

Jack zögert und gibt keine Antwort. Shadow hingegen bleibt ungeduldig: „Gegen wen hast du denn gekämpft?“

„Warum interessiert dich das?“, stellt Jack als direkte Gegenfrage.