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= Digitale Neufassung für eBook-Reader = Auszug: "In dem großen Speisesaal eines prächtigen Jagdschlosses, das mitten in einem ungeheuren Wald stand, ergötzte sich mit allerlei sündhaften Gesprächen ein niederträchtiges Lumpengesindel, Mörder, Räuber, Falschmünzer, Brandstifter, Diebe, entsprungene Galeerensträflinge, schamlose Dirnen, lauter solche Leute, von denen man glauben konnte, dass man sie von allen Galgen des Königreiches Burgund zusammengetrommelt habe, in welchem damals der edle König Boso, der Vielgeliebte, mit seiner tugendhaften und gottesfürchtigen Gemahlin Blandine regierte und in der Residenzstadt Arles Hof hielt…“
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Seitenzahl: 63
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Robert der Teufel und die Höllischen Fanghunde.
Technische Anmerkungen
Galgenvögel.
Ein schrecklicher Kampf.
Heiratsangelegenheiten.
Ein Volksaufstand.
Das Paradies.
Prinzessin Irmengard.
Das Bildnis des Robert des Teufels.
Enthüllung eines entsetzlichen Geheimnisses.
Das letzte Verbrechen.
Digitale Neufassungen
Impressum
Eine schauderhafte Teufels-, Hexen-, Räuber- und Mördergeschichte.
Burghausen, Druck und Verlag von J. Lutzenberger,
ca. 1860.
Digitale Neufassung des altdeutschen Originals
von Gerik Chirlek
Reihe: Alte Reihe / Band 12
Die vorliegende digitale Neufassung des altdeutschen Originals erfolgte im Hinblick auf eine möglichst komfortable Verwendbarkeit auf eBook Readern. Dabei wurde versucht, den Schreibstil des Verfassers möglichst unverändert zu übernehmen, um den Sprachgebrauch der damaligen Zeit zu erhalten.
In dem großen Speisesaal eines prächtigen Jagdschlosses, das mitten in einem ungeheuren Wald stand, ergötzte sich mit allerlei sündhaften Gesprächen ein niederträchtiges Lumpengesindel, Mörder, Räuber, Falschmünzer, Brandstifter, Diebe, entsprungene Galeerensträflinge, schamlose Dirnen, lauter solche Leute, von denen man glauben konnte, dass man sie von allen Galgen des Königreiches Burgund zusammengetrommelt habe, in welchem damals der edle König Boso, der Vielgeliebte, mit seiner tugendhaften und gottesfürchtigen Gemahlin Blandine regierte und in der Residenzstadt Arles Hof hielt.
Sie hatten einen einzigen Sohn, namens Robert, der aber nicht die Freude, sondern die Qual ihres Lebens war. Ungeachtet der sorgfältigen Erziehung durch die vorzüglichsten geistlichen und weltlichen Hofmeister blieb er doch immer ein wilder, verstockter Junge, der nichts lernen mochte und am allerwenigsten vom Beten etwas hören wollte. Alle guten Lehren seiner würdigen Eltern gingen bei ihm zu dem einen Ohr hinein und zum anderen hinaus. Was für ein tiefer Herzenskummer diesen dadurch bereitet wurde, lässt sich denken. Welche traurige Aussicht für das schöne Land, nach dem Tode des herrlichen Königs Boso von einem solchen Nachfolger regiert zu werden.
Robert war hübsch von Gestalt und Gesicht, aber in seinem Auge funkelte etwas Teuflisches, und da der junge Bösewicht keinen Tag vorbeigehen ließ, ohne ein Verbrechen zu begehen, so erhielt er weit und breit den Namen: „Robert der Teufel”. Er fing damit an, sein schlechtes Herz zu zeigen, dass er ein Tierquäler wurde, Vögeln, Hunden und Katzen die Augen ausstach, die Füße abschnitt, oder sie gebunden lebendig eingrub, oder in das Feuer warf. Wer Tiere quälen kann, quält auch Menschen, wird verhärtet und blutgierig und verübt gar leicht Mordtaten. Vernünftige Eltern sollen mit aller Strenge gegen die Neigung eines Kindes, Tiere zu quälen, einschreiten und es gleich bei dem ersten Falle recht tüchtig durchprügeln, damit es die Gewalt der Schmerzen aus eigener Erfahrung kennenlerne. Eltern, die dies zu tun versäumen, laden dadurch eine große Verantwortung auf ihr Gewissen, wenn ein solch junger Tierquäler mit der Zeit ein Menschenmörder wird, was gewöhnlich geschieht, wie die gerichtlichen Verhandlungen lehren, und zuletzt als Armersünder am Galgen endet.
Neben seinen übrigen Lastern war Robert auch dem Jähzorn ergeben, der gleichfalls zu vielen Missetaten antreibt. Eines Tages brachte ihm sein Kammerdiener aus Versehen andere Stiefel als Jagdstiefel, und augenblicklich stieß er ihm einen Dolch ins Herz. Zu einer anderen Zeit traf er, als er eben in den Schlossgarten gehen wollte, am Ende einer Galerie einen alten Bettler mit grauen Haaren, der ihn demütig um ein kleines Almosen bat; Robert aber gab ihm stattdessen einen Stoß mit der Faust auf die Brust, dass er rückwärts über die große marmorne Treppe hinabstürzte und sich das Genick brach. Wusste er auf irgendeinem einsamen Maierhof ein schönes Weib oder eine schöne Tochter, so erlauerte er den Augenblick, wo sie allein waren und machte ihnen schnöde Anträge. Wurden diese von tugendhaften Frauen und Jungfrauen abgewiesen, so ermordete er sie auf der Stelle. Natürlich mussten ihn alle Leute fürchten und hassen; nur eine einzige Person liebte ihn zärtlich, seine Amme, die seit seiner Geburt in der Residenz lebte und dieser war Robert im hohen Grade zugetan, weil sie ihn nicht durch gute Lehren langweilte, ihn nicht nur an seinen Missetaten nicht hinderte, sondern ihn vielmehr dazu ermutigte und ihm Mittel und Wege wies, sie so gut als möglich zu verüben; sie riet ihm auch immer Lügen und Ausflüchte zur Täuschung seiner lieben Eltern. Jede müßige Stunde verlebte er bei seiner Amme, die ihn nach und nach mit allen Lastern und Verbrechen bekannt gemacht hatte. -
Als der König diese Neigung seines Sohnes für die Amme desselben bemerkte, ließ er sie kommen und sagte zu ihr:
„Liebe Eva! Ich sehe, dass Robert dich lieber hat als mich und seine Mutter. Benutze diese seine Liebe, ihm gute Lehren zur Besserung seines Lebenswandels zu geben, so oft er zu dir kommt, und zeigen sich die guten Früchte deiner Bemühung, dann will ich dich königlich dafür belohnen!“
„Ach! Allergnädigster König!“, erwiderte die Amme, indem sie sich auf ihr linkes Knie niederließ, „was Ihr da mit väterlicher Sorgfalt von mir verlangt, habe ich bisher schon immer redlich getan, ihn zur Gottesfurcht, zum Fleiße, zur Tugend und zur kindlichen Liebe mit den inständigsten Bitten ermahnt. Allein die Jugend hat keine Tugend, wie das Sprichwort sagt und muss austoben; übertreiben darf ich es nicht, sonst bin ich keinen Augenblick meines Lebens sicher. Aber, nur Geduld! Es wird noch alles gut werden. Kommt Zeit, kommt Rat!“
„Ich habe hiewegen schon auf alle Hoffnung Verzicht geleistet; wenn dir Roberts Besserung nicht gelingt, weiß ich kein anderes Mittel mehr.“
„Ich schon, allergnädigster Herr!“
„Welches? Sag an!“
„Eine schöne und tugendhafte Gemahlin. Sie würde gewiss am meisten dazu beitragen können, Robert auf den Weg der Tugend und der guten Sitten zu führen. Die Liebe wirkt oft Wunder.“
„Ein guter Einfall! Wenn aber Robert keine Gemahlin will? Ich kann ihn doch nicht dazu zwingen!“
„Dass er eine Gemahlin will, dafür kann ich gutstehen.“
„Hat er sich bei dir vielleicht schon darüber geäußert?“
„Schon oft. Nur werden seine überspannten Forderungen aller möglichen Vorzüge seiner künftigen Gemahlin schwer zu befriedigen sein.“
„Das ist meine geringste Sorge. Er soll die vollkommenste Prinzessin, die jetzt auf Erden lebt, zur Gemahlin erhalten. Gott gebe seinen Segen dazu! Verschweig ihm vor der Hand meine Absicht, damit ich ihn mit der persönlichen Ankündigung desto angenehmer überraschen kann.“
„Euren Befehl, allgnädigster König, werde ich genau vollziehen.“
„Geh jetzt!“
Die Amme verneigte sich dreimal bis auf den Boden, ging zur Tür hinaus und dachte sich:
„Ist die tugendhafte Prinzessin, welche der König zur Gemahlin Roberts erwählt, nur einmal in Roberts Klauen, so will ich schon dafür sorgen, dass sie bald seiner würdig werden soll.“ -
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Die saubere Gesellschaft wartete schon seit anderthalb Stunden auf ihren Herrn und Meister Robert, der sie zu einem großen festlichen Gelage auf sein Jagdschloss eingeladen hatte. Nachts 10 Uhr sollte die Tafel beginnen, und die Schlossuhr hatte bereits 11 Uhr geschlagen und noch immer erschien Robert nicht, während er sonst bei solchen Gelegenheiten immer der Erste unter den Ankömmlingen zu sein pflegte. Die Galgenvögel waren gar zierlich nach der damaligen Mode gekleidet und sahen aus wie vornehme Herren und Damen. Die meisten von ihnen hatten mittags absichtlich gefastet, um es sich bei diesem Nachtschmaus desto besser schmecken zu lassen. Da konnte man goldene Ketten, Armbänder und Ringe sehen, welche sie unbesorgt zur Schau trugen, auf das Übereinkommen der Spitzbuben vertrauend, einander nicht zu bestehlen. Nur diesem aus gastlicher Schicklichkeit auch auf den Speisesaal ausgedehntem Ehrgefühl hatte auch das silberne Tafelgeschirr seine Sicherheit zu verdanken.
Die köstlichsten Weine von verschiedenen Farben schimmerten in altertümlich geformten Flaschen von geschliffenem Kristall; die feinsten Torten lockten auf Tellern von chinesischem Porzellan; die große Schlossküche wimmelte von Köchen und Küchenjungen, die vollauf mit Bereitung von Speisen beschäftigt waren und sich heimlich über das lange Ausbleiben Roberts nicht wenig ärgerten, weil dadurch ihre Kochkunst zuschanden werden musste. Wer es gewagt hätte, durch ein einziges lautes Wort den inneren Ärger zu verraten, würde sich der Gefahr ausgesetzt haben, bei der Ankunft Roberts sogleich an einen Bratspieß gesteckt und lebendig gebraten zu werden, was sich schon früher ein paar Mal ereignet hatte.
„Wo nur mein Robert so lange weilen mag?“, klagte Lucia.
„Dein Robert?“, erwiderte Atalie, „mach dich nicht lächerlich! Er gehört so gut mein wie dein und wie unseren anderen Freundinnen.“
„Er wird auf der Jagd sein“, bemerkte Klotar.
„So spät?“
„Es gibt Jagden zu allen Stunden des Tages und der Nacht“, äußerte Manfred spöttisch.