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Die Band Children of an Unknown bereitet sich auf ihre große Europatour vor und allmählich scheinen alle damit im Reinen, dass nun auch James' Freundin Maja Teil Gruppe ist. Aber James ist fest entschlossen, endlich das Rätsel um seinen Vater zu lösen, und strapaziert dadurch erneut die Geduld der anderen Musiker. Obendrein soll die Fotografin Lauren die Tour begleiten. Besonders Frontmann Bill treibt deshalb die Sorge um, dass sie das übernatürliche Geheimnis der Band aufdecken könnte. Nicht nur für ihn steht sofort fest, dass sie Lauren möglichst schnell loswerden müssen. Aus dieser Reihe bereits erschienen: 1. Rockstar Sins
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Seitenzahl: 358
Die Band Children of an Unknown bereitet sich auf ihre große Europatour vor und allmählich scheinen alle damit im Reinen, dass nun auch James’ Freundin Maja Teil Gruppe ist. Aber James ist fest entschlossen, endlich das Rätsel um seinen Vater zu lösen, und strapaziert dadurch erneut die Geduld der anderen Musiker. Obendrein soll die Fotografin Lauren die Tour begleiten. Besonders Frontmann Bill treibt deshalb die Sorge um, dass sie das übernatürliche Geheimnis der Band aufdecken könnte. Nicht nur für ihn steht sofort fest, dass sie Lauren möglichst schnell loswerden müssen.
Aus dieser Reihe bereits erschienen:
1. Rockstar Sins
Charlotte Tendon wurde 1987 in Stuttgart geboren und schreibt schon seit ihrem dreizehnten Lebensjahr Kurzgeschichten und Gedichte, vor allem aber Romane in denen es stets romantisch zugeht.
Mit ihrer Tochter lebt sie in Stuttgart und arbeitet als Bibliothekarin. Wenn sie nicht schreibt, backt sie Cupcakes oder bastelt Schmuck.
Außerdem bereits erschienen:
Secret Flowers (Twentysix, 2020) Sing My Lovesong (Siebenverlag, 2019)
Weitere Informationen: www.charlotte-tendon.de
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Maja war müde und ausgelaugt, nicht erholt, wie sie es nach sechs Wochen Urlaub auf Gran Canaria sein sollte. Vielleicht war es eine Folge der Unsicherheit über ihr neues, gemeinsames Leben, möglicherweise auch nur die Folge eines stundenlangen Flugs und einer zermürbenden Autofahrt. Oder es lag an ihrer Beziehung mit James.
Sie waren inzwischen zwar seit fast zwei Monaten ein Paar, hatten aber noch keine Vorstellung davon, wie ihre Beziehung sich im Alltag bewährte. Für Maja war es ein radikaler Neuanfang, mit James fortzugehen, wenngleich der Neubeginn ein längst überfälliger Schritt gewesen war. Für James hatte sie ihren Job in einem Maklerbüro aufgegeben, ihre Wohnung im beschaulichen Limerick geräumt und nur wenige Dinge mitgenommen.
An ihrem Chauffeur vorbei sah sie nun durch die Windschutzscheibe das Bandhaus am Rande von Lahinch und direkt am Strand, an dem einige Hartgesottene trotz Wind und Wolken im Wasser wateten. Das Bandhaus selbst war ein modernes Gebäude mit drei Stockwerken, großen Fenster und einer Dachterrasse, von der nur das Geländer und einige Grünpflanzen zu sehen waren.
»Gefällt es dir?«, erkundigte sich James, der Gitarrist der Rockband Children of an Unknown und neuerdings Majas Lebensgefährte.
Vor ihnen hielt am Straßenrand der zweite Wagen ihres kleinen Konvois, aus dem sich bereits Sänger Bill und Keyboarder Tim erhoben, bevor sie sich ausgiebig streckten.
Sie alle hatten nach dem stundenlangen Flug auch mehrere Stunden Autofahrt hinter sich und waren dementsprechend erschöpft.
»Sicher«, antwortete Maja, während sie noch damit überfordert war, dieses Haus als ihr Zuhause zu akzeptieren. Es war groß, was es wohl auch sein musste, weil es bereits das Zuhause von fünf Brüdern war. Nun sollte zusätzlich Maja einziehen, obwohl die meisten der Brüder sie vor einigen Monaten am Liebsten in die Wüste geschickt hätten.
Für sie alle war es keine freiwillige Entscheidung, eher eine logische Maßnahme. Maja war unbestreitbar Teil von James’ Leben, woran sich wohl so schnell nichts mehr ändern würde. Wenn er seinen Brüdern nicht den Rücken kehren sollte, mussten sie Maja akzeptieren. Es war also nicht unbedingt so, dass Maja in diesem Haus besonders willkommen war, sie wurde eben geduldet.
James fasste ihre Hand und ließ seinen Daumen zärtlich über ihren Handrücken kreisen, als wüsste er, dass er es ihr damit unmöglich machte, ihren Gedanken weiter zu folgen.
»Keine Sorge, keiner von uns beißt«, versicherte er lächelnd und scheinbar entspannt, dabei hatte er sich ihretwegen schon so oft mit seinen Brüdern gestritten.
Trotz ihrer gemischten Gefühle nickte Maja und ließ bereitwillig zu, dass James sie zu einem weiteren zärtlichen Kuss an sich zog. Ihre Lippen prickelten bei dieser Berührung und sie wusste, dass James ihr wieder einen Teil ihrer Energie gestohlen hatte. Immer noch hatte Maja nicht ganz begriffen, wie diese Energieübertragung funktionierte, aber das Prickeln seiner Berührungen war ein untrügliches Zeichen.
James und seine vier Brüder waren Energievampire, zumindest nannten sie es selbst so. Sie mussten zum Überleben die Energie anderer Menschen in sich aufnehmen. Das gelang ihnen am einfachsten durch Berührungen, aber sie konnten sich auch von der Energie ernähren, die Menschen in emotionalen Momenten ausströmten. Meist nutzten sie dafür die Euphorie ihrer Fans bei Konzerten, ohne dass einer dieser Menschen ahnte, was geschah. Es schadete ihnen glücklicherweise nicht.
»Lass uns reingehen.« James drückte ihre Hand noch einmal ermutigend und Maja nickte, während aus einem dritten Fahrzeug Drummer Mike und Bassist Charlie ausstiegen. Sie alle gehörten zu der Wohngemeinschaft, in die Maja nun einziehen sollte.
Eisiger Wind schlug ihnen vom Meer entgegen, als sie aus dem Wagen stiegen, und Maja zog automatisch ihre dünne Jacke enger um sich. Nach den Wochen auf Gran Canaria war sie wohl verwöhnt von der Sonne und den kühlen Sommerwind im heimischen Irland nicht mehr gewohnt. Zumindest das Rauschen der Wellen erinnerte sie an die schöne Zeit im Urlaub.
Inzwischen waren Tim und Bill nicht mehr zu sehen. Mike und Charlie holten gerade ihre Reisetaschen aus dem Kofferraum des Wagens, während Maja erneut das große Haus begutachtete. Es war weiß gestrichen und von einem mannshohen schwarzen Metallzaun umgeben, alle Fenster waren mit blickdichten Vorhängen bestückt, sodass man nicht von außen erkennen konnte, wie innen aussah. Das in den Zaun eingelassene Tor stand nun offen und Maja erkannte einen vorbildlich getrimmten englischen Rasen, der nahelegte, dass die Männer einen Gärtner beschäftigten. Schließlich war keiner von ihnen in den letzten Wochen hergeflogen, um zu mähen.
James schulterte seine schwere Tasche und hievte Majas neuen Koffer aus dem Wagen. Sie hatte gemeinsam alles neugekauft – eigentlich hatte James gekauft und Maja ausgesucht. Es war ein seltsames Gefühl, dass sie dieses neue Leben beinahe ohne Eigentum begann. Sie hatte nur wenige Kleidungsstücke aus ihrem alten Leben mitgenommen. Es war auch ihr Wille. Sie hatte einen Neuanfang gebraucht, ohne Blazer oder Hosenanzüge.
»Komm, ich zeige dir alles.« James trug ihren Koffer und seine Tasche, ohne mit der Wimper zu zucken, an ihr vorbei durch das Tor und über einen Weg aus weißen Platten auf dem vorbildlichen Rasen.
An der Seite des Hauses stand die Haustür bereits offen und er führte sie hinein in eine große Garderobe, in der sich nun die Koffer und Taschen der anderen Bandmitglieder stapelten. Auch James warf das Gepäck achtlos auf den hellen Laminatboden und ging direkt weiter in das angrenzende Zimmer. Es war eine großangelegte Lounge mit einer gläsernen Terrassentür, die einen Blick auf das Meer, eine Terrasse mit Sitzmöbeln und den hier nur noch halbhohen Zaun freigab. In der Lounge selbst standen zwei große Ecksofas mit mehr Kissen als Maja auf den ersten Blick zählen konnte. Das ergänzte eine gepolsterte Liege mit einer weichen Decke und weiteren Kissen. Alles war in dunklen Grautönen gehalten und schien kaum benutzt. Dazwischen stand ein runder, glänzender Glastisch mit einigen Zeitschriften darauf.
An den Raum grenzte eine große Küche mit einer langen Theke und mehreren Barhockern.
»Unser Band-Wohnzimmer«, erklärte James knapp, während er bereits an den Sitzmöbeln vorbei eilte und eine Treppe ansteuerte. Daneben deutete er auf eine angelehnte Tür. »Da geht es zu unserem Probenraum«, fuhr er fort, offenbar nicht gewillt ihr diesen näher zu zeigen. Stattdessen ging er die Treppe nach oben.
Sie führte zu einem Flur, von dem zwei einander gegenüberliegende Türen und eine weitere Treppe abzweigten. Er steuerte direkt die nächste Treppe an. »Hier sind Charlies und Mikes Wohnungen«, erklärte James sachlich. Aus seinen bisherigen Andeutungen wusste Maja bereits, dass sie zwar alle in einem gemeinsamen Haus wohnten, aber getrennte Wohnungen hatten. Nach dem übergroßen Wohnzimmer rechnete Maja nun allerdings damit, dass es eher nur einzelne Schlafzimmer waren.
Sie folgte James weiter in den zweiten Stock mit einem ähnlichen Treppenhaus. Dort steuerte James eine der Türen an und deutete auf die gegenüberliegende Tür. »Bills Wohnung«, seine Hand glitt durch die Luft und zeigte auf eine weitere Treppe. »Da oben sind Tims Wohnung und unser zweites Arbeitszimmer. Und natürlich die Terrasse.«
Er öffnete die Tür, die offenbar zu seiner Wohnung führte, und augenblicklich klopfte Majas Herz vor Aufregung. Sie sah nun zum ersten Mal, wie er lebte. Bisher hatte sich ihre Beziehung ausnahmslos in Hotels oder der Ferienvilla abgespielt. Es war seltsam, so etwas wie ein Zuhause von ihm zu sehen, weil er immer den Eindruck hatte, als bräuchte er so etwas nicht.
Nun betrat sie ein weiteres Wohnzimmer mit einem großen Flachbildschirm, einem schwarzen Ledersofa und einem Couchtisch, der offenbar aus alten Paletten gebaut worden war.
»Mein Wohnzimmer«, James schloss die Tür hinter ihr und ging über einen weichen, dunkelgrauen Teppich, vorbei an einer erstaunlich gesund wirkenden Zimmerpflanze zu einem kurzen Flur, der zu den weiteren Räumen führte.
Maja entdeckte eine kleine Küche, die so ordentlich schien, als wäre sie noch nie benutzt worden.
»Wir lassen meistens Essen liefern oder kochen unten«, erklärte er lächelnd, weil ihr Erstaunen wohl sehr offensichtlich war, »aber ich brauche einfach meine eigene Kaffeemaschine.«
Maja nickte. Sie fand es tatsächlich beruhigend, dass sie und James die Möglichkeit hatten, ihre Tage alleine zu verbringen.
»Es ist nicht so, dass wir immer aufeinander hängen«, fuhr James erklärend fort, als ahne er ihre Gedanken, »aber es war immer so, dass wir eine Gemeinschaft waren. Keiner von uns hatte je viele Freunde, wir hatten zu viel Angst davor, dass sie unsere wahre Natur erkennen könnten.«
Maja nickte, sie wusste schließlich nur zu gut, wie lange Bill sich gewehrt hatte, ihre Beziehung mit James zu akzeptieren. Er hatte es erst getan, als er keine andere Wahl mehr gehabt hatte, weil sie mit James auf eine Art verbunden war, die keiner der Brüder ignorieren konnte.
James ging weiter und präsentierte ihr ein geräumiges Badezimmer mit Regendusche und Whirlpoolbadewanne, gehalten in Grau und Weiss mit silbernen Armaturen.
Daneben führte eine Tür in ein Schlafzimmer mit einem silbergrauen Polsterbett bezogen mit irritierend femininer Blümchenbettwäsche, die Maja ungläubig anstarrte.
»Ein nettes Geschenk meiner Brüder zum letzten Geburtstag«, erklärte James schulterzuckend. »Du solltest mal Bills Kinderbettwäsche sehen. Tim ist als Nächster dran und wir dachten an nackte Frauen oder Männer.«
Maja musste unweigerlich schmunzeln. Zu dem eher ernsten und ruhigen Tim passten derartige Motive ebenso wenig wie Blümchen zu James. Wenn es um solche Dinge ging, waren die fünf Männer eben Brüder, die sich gerne gegenseitig ärgerten.
»Mir gefällt die Bettwäsche«, versicherte sie lächelnd, zumal sie früher mit ihrem Ex David tatsächlich derartige Bettwäsche benutzt hatte. Natürlich wollte sie jetzt eigentlich möglichst nicht mehr an ihren Ex erinnert werden, den sie nun glücklicherweise viele Kilometer entfernt wusste. Angesichts der Erinnerung an den Mann, der ihr das Leben zeitweise zur Hölle gemacht hatte, war sie umso glücklicher über den Mann, der nun an ihrer Seite stand und sich seit dem ersten flüchtigen Blickkontakt um ihr Wohlergehen sorgte. Mit David war es anders gewesen, er hatte sie respektiert, aber er hatte nie ein Gespür für ihre Gefühle gehabt.
»Und der Rest?«, hakte James leise nach, während er sich mit dem Rücken an das Innere des Türrahmens lehnte und einen Arm um ihre Mitte schlang.
Maja lächelte ihn besänftigend an. »Es ist sehr männlich.« Sie wollte nicht sagen, dass es eben eine typische Junggesellenwohnung war – dunkle Farben, keine Dekorationen, wenig Wohnlichkeit.
»Bevor du meine Einrichtung kritisierst, erinner dich bitte daran, dass ich deine Wohnung gesehen habe.« James schlang auch den zweiten Arm um ihre Mitte und funkelte sie herausfordernd an. Natürlich meinte er damit ihre Zweizimmerwohnung über einem Pub mit dem abgenutzten Sofa vom Vormieter, einem quietschenden Bett und einer winzigen Küche. Sie hatte diese Wohnung nie als Zuhause betrachtet, sondern stets als eine Übergangslösung nach dem spontanen Auszug aus der Wohnung, die sie sich mit David geteilt hatte. Diese hatte sie liebevoll eingerichtet mit Bildern, Blumen und verschiedenen Lampen, aber das konnte James nicht wissen.
Maja nickte. »Ich hatte gar nicht vor, dich zu kritisieren. Ich wusste ohnehin nicht, was ich von deiner Wohnung erwarten sollte.«
James zuckte mit den Schultern. »Es ist nicht wirklich meine Wohnung. Es ist eben einfach der Ort, an dem ich wohne. Aber im Grunde bin ich ja so selten hier, und die meiste Zeit verbringe ich dann doch unten, wenn wir nicht sowieso in irgendeinem Hotel sind.« Dieses Geständnis kam nicht überraschend. Allerdings hätte Maja an seiner Stelle wohl erst recht das Bedürfnis, sich ein gemütliches Zuhause zu schaffen für die wenigen freien Tage, und um vor den Brüdern fliehen zu können.
»Wenn du dich hier nicht wohlfühlst, sollten wir vielleicht über neue Möbel nachdenken – oder Bilder oder Blumen, was du eben willst.«
James zuckte mit den Schultern und sah sie ernst an. »Du sollst dich hier zuhause fühlen, also solltest du auch Anteil an der Gestaltung dieses Zuhauses haben, weil es jetzt unser beider Zuhause ist.«
Maja lehnte nachdenklich den Kopf an seine Schulter. »Ich weiß nicht, ob ich mich je daran gewöhnen werde, mit deinen Brüdern zusammenzuleben. Ich habe immer noch das Gefühl, dass sie meine Existenz in jeder Sekunde verfluchen.«
Vielleicht sogar zu recht. Ihre Begegnung mit James hatte ihn abhängig gemacht. Keiner von ihnen verstand die Verbindung, die zwischen ihnen entstanden war, doch sie führte dazu, dass James die für ihn lebensnotwendige Energie ausschließlich von Maja bekommen konnte. Als sie ihn kurzzeitig verlassen hatte, hatte es ihn in eine Art Koma fallen lassen.
Maja wäre auch ohne das zu wissen zu ihm zurückgekehrt, aber es war immer noch befremdlich, dass er so an sie gebunden war. Sie war sich nach wie vor nicht sicher, ob seine Gefühle für sie mehr waren als nur eine Folge dieser Abhängigkeit. Sie hoffte es und wollte es glauben, doch ein dumpfer Zweifel im Bauch blieb stets.
Nur wegen dieser Abhängigkeit hatten seine Brüder sich bereiterklärt, Maja als Teil ihrer Gemeinschaft zu akzeptieren, obwohl sie zuvor vehement gegen diese Beziehung gewesen waren. Trotzdem spürte Maja weiterhin deutlich, dass es ihnen lieber wäre, sie wäre James nie begegnet und diese Verbindung nie entstanden.
»Es ist sicher nicht einfach für sie, aber das richtet sich nicht gegen dich«, versicherte James leise und strich mit seinen Händen kraftvoll über ihren Rücken. Eine beruhigende, friedliche Geste, die die Unsicherheit etwas linderte.
Maja schloss die Augen und atmete tief durch. »Es hängt aber auch mit mir zusammen.«
Möglicherweise hätte James sich, auch wenn er Maja nie begegnet wäre, irgendwann an eine andere Frau gebunden, doch im Moment war sie der Auslöser für diese Veränderung, die ihnen allen nicht behagte.
»Du hast das genauso wenig gewollt, wie ich«, flüsterte James in ihre dunkelbraunen Haare. »Aber wenn es diese Verbindung zwischen uns nicht gäbe, hätten meine Brüder unsere Beziehung vermutlich nie akzeptiert.«
Sie seufzte traurig und James küsste sie auf ihr Haar.
»Wenn ich nicht die ganze Zeit Angst haben müsste, dass ich dir schade, wäre ich wahrscheinlich froh über diese Verbindung«, fügte er leise hinzu und drückte sie fest an sich.
Maja schluckte schwer. »Du schadest mir nicht.«
James legte sein Kinn auf ihrem Kopf ab. »Das können wir nicht mit Sicherheit sagen.« Womit er leider Recht hatte. Keiner wusste, welche Auswirkungen es haben würde, dass James ihr wieder und wieder ein klein wenig ihrer Energie entzog. Gewöhnlich bedienten die Brüder sich bei größeren Menschenansammlungen, wo der Energieverlust für jeden Einzelnen so gering war, dass niemand etwas bemerkte oder gar zu Schaden kam. Bei Maja und James war es anders. Sie war seine einzige Energiequelle und sie spürte es, wenn er sich von ihr ernährte. Einmal hatte es sie immerhin ohnmächtig werden lassen.
»Es geht mir gut«, versicherte Maja leise, während sie ihre Hände auf seine muskulösen Oberarme legte, die Wange weiterhin an seine Brust geschmiegt. Sie hörte seinen kräftigen Herzschlag und spürte seine Wärme. Trotz der eher kühlen irischen Witterung und seines dünnen Shirts mit dem Logo der Band schien er nicht zu frieren.
»Als ob du es mir sagen würdest, wenn es anders wäre.« In James’ Stimme hörte sie die Verbitterung über die Tatsache, dass derartige Gespräche bisher immer mit demselben Ergebnis geendet hatten. Gewöhnlich stritt Maja diesen Vorwurf ab, doch James wusste, dass sie log.
Er hatte ja Recht. Aber, warum sollte sie es ihm sagen, wenn sie unter ihrer Verbindung litt? James würde Rücksicht nehmen wollen, was jedoch bedeutete, dass er selbst zu Schaden kam.
Keiner von ihnen konnte absehen, ob sein Einfluss auf Maja ihr dauerhaft schadete, aber sie alle wussten, dass James ohne sie in ein Koma fallen und vermutlich sterben würde. Deshalb sprach sie nicht ehrlich darüber, wie müde und schwach sie sich nach seinen Mahlzeiten fühlte und erst recht erwähnte sie nicht, dass sie inzwischen häufig mit Schwindelgefühlen zu kämpfen hatte.
Nichts davon war so schlimm, dass sie bereit war, ihn dafür zu gefährden, aber zweifellos wäre es für ihn Grund genug, sie zu ihrem eigenen Schutz zu verlassen.
»Lass uns nicht über Dinge sprechen, die wir nicht ändern können«, erwiderte sie leise und strich mit den Händen kraftvoll über seinen Oberarme.
»Wir wissen nicht, ob wir daran etwas ändern können. Im Grunde wissen wir gar nichts«, widersprach James bitter, während sie ihre Hände weiter nach oben auf seine Schultern gleiten ließ.
Maja hob den Kopf und sah in seine graugrünen Augen, auf die dunkelbraunen, kinnlangen Locken und in seine angespannte Miene.
»Vielleicht werden wir es mit der Zeit besser verstehen.« Zumindest sie hatte Hoffnung darauf, wenngleich es die einzige Hoffnung war, an der sie festhielt. Keiner der Brüder wusste etwas über ihre Natur oder ihre Herkunft, außer dass sie wohl einen gemeinsamen Vater hatten, den keiner von ihnen je getroffen hatte. Nach allem, was sie bisher erfahren hatt, musste Maja davon ausgehen, dass die Mutter der Brüder so verwirrt war, dass sie keine Hilfe darstellte. Dabei war sie vermutlich der einzige Mensch, der etwas mehr wissen könnte.
Aber James war anderer Meinung. Wieder einmal winkte er entschieden ab, weil einfach Abwarten wohl so gar nicht zu seinem Naturell passte. »Daran glaube ich nicht wirklich. Wir müssen selbst Nachforschungen anstellen.«
Davon hatte er schon in ihrem Urlaub immer wieder gesprochen, denn scheinbar hatte er sich in den Kopf gesetzt, seinen Vater zu suchen. Was durchaus ein logischer Schluss war, nur hatte er bisher keinen Anhaltspunkt, wo und wie er suchen sollte. Das hatte Maja ihm bereits mehrfach aufgezeigt.
Außerdem hatte er keine Zeit für dieses Vorhaben. Die Band würde bald zu ihrer ersten Tour auf dem europäischen Festland aufbrechen und James hatte zugesagt, zumindest bei dieser Tour an Bord zu sein, obwohl er grundsätzlich seine Zukunft in der Band in Frage stellte.
»Wir werden sicher eine Lösung finden«, antwortete sie leise, »ich will nämlich noch lange mit dir leben.« Damit meinte sie es ernst. Sie liebte ihn und würde ebenso bei ihm bleiben, wenn nicht sein Leben davon abhinge, aber sie glaubte nicht daran, dass er mit seinen Nachforschungen weit kommen würde. Vielleicht war es auch besser so. Ihr graute davor, was er möglicherweise herausfinden könnte.
Majas Hände erreichten seinen Nacken und legten sich darum, um ihn zu sich herabzuziehen. Er leistete keinen Widerstand. Als ihre Lippen sich berührten, spürte sie diesmal nicht das verräterische Kribbeln mit dem er ihr Energie raubte, dafür seine Zunge, die sich forsch zwischen ihre Lippen schob und ihren Mund so in Beschlag nahm. Sie schmiegte ihren Körper eng an ihn und seine Hände um ihre Taille stützten sie, als sie sich auf die Ballen stellte, um seinen Kuss besser erwidern zu können.
James knurrte zufrieden und offenbar alles andere als verärgert über ihren Ablenkungsversuch, wahrscheinlich fiel ihm dieses Gespräch ebenso schwer wie ihr. Zwar würde es ihnen nicht helfen, sich diesem Gespräch zu entziehen, aber es brachte auch nichts ständig zu diskutieren, weil sie immer zu demselben Ergebnis kamen.
»Ich habe noch nie mit einer Frau Sex in diesem Bett gehabt«, raunte er ihr mit verführerisch rauer Stimme zu und verdrängte damit endgültig die ernsten Gedanken. Majas Körper reagierte unweigerlich darauf. Sie spürte Hitze in ihrem Unterleib und schmiegte ihren Unterleib dicht an seinen, weil sie sich nach diesem ernsten Gespräch umso mehr nach seiner Nähe sehnte. Schon seine Andeutung ließ Hitze in ihrer Mitte aufflammen.
»Ich dachte, du hattest früher so viele Affären?«, hakte sie leise nach, während seine Hände seitlich an ihrem Oberkörper hinauf strichen. Ihre Brüste spannten schon, bevor sie seine Hände darauf spürte, trotzdem keuchte sie, als seine Finger sich fest um die empfindsamen Rundungen legten.
Es nagte immer noch an ihr, dass James unbestritten so viele Frauenbekanntschaften in der Vergangenheit gehabt hatte, wohingegen es in ihrem früheren Leben lediglich einen Mann gegeben hatte. Es war nicht so, dass sie sich dafür schämte, weniger Partner vorzuweisen zu haben, allerdings verunsicherte es sie. Vielleicht würde sie James doch irgendwann langweilen.
»Hatte ich, aber wir nehmen keine One-Night-Stands mit hier her. Zu gefährlich.«
Maja nickte.
Es war wieder die typische Art der Brüder, mit Frauen umzugehen: eine Nacht, Party und Sex, dann auf Nimmer-Wiedersehen. Früher hatte sie noch geglaubt es wäre eben Teil ihres Rockstarlebens, inzwischen hatte sie begriffen, dass hinter allem die Angst vor den Menschen steckte. Sie alle labten sich gerne an der Energie, die ihre Partnerinnen beim Orgasmus freisetzten, sie hatten aber auch Angst, dass sie durchschaut werden könnten. Dabei wusste Maja besser als alle anderen, wie unwahrscheinlich das war. Sie hatte mehrmals mit James geschlafen, ohne etwas zu ahnen. Der Sex mit ihm war stets intensiv und sie hinterher erschöpfter, als sie es sonst kannte, doch das hatte sie allen möglichen Gründen zugeschrieben, ohne zu ahnen, dass es eben einfach kein Mensch war.
Jetzt war es anders. Seit James ihr gestanden hatte, was er war, nahm sie die Zeichen deutlicher wahr. Das leichte Kribbeln seiner Berührungen, wenn er ihre Energie stahl, gefolgt von auffälliger Müdigkeit. Nichts davon war wirklich unangenehm oder gar schmerzhaft, so erregte es auch nicht die Aufmerksamkeit ahnungsloser Menschen. Aber die Brüder waren von klein auf damit aufgewachsen, ihre Identität zu verbergen und das bei jedem Handeln zu bedenken, dass sie gar nicht anders konnten.
Es war ein seltsam erhebendes Gefühl für Maja, dass sie der erste eingeweihte Mensch war, auch wenn es keine ganz freiwillige Entscheidung gewesen war.
Wie von selbst fiel ihr Kopf nach hinten, als James Lippen über ihr Kinn hinab an ihrem Hals wanderten. Spielerisch knabberte er an ihrem Hals, dicht über ihrem schneller werdenden Puls. Seine Lippen erkundeten ihre Haut, als wäre es das erste Mal, und hinterließen eine feuchte Spur, als sie weiter glitten.
Es fühlte sich immer noch jedes Mal an, als wollte er jeden Zentimeter erkunden und kennenlernen.
Da James inzwischen einen großen Einfluss auf ihre Garderobe ausübte, trug sie ein enganliegendes, knielanges Kleid, dessen runder Ausschnitt bis zum Ansatz ihrer Brüste reichte. Früher hätte sie kaum so aufreizende Sachen getragen, aber es war etwas anderes, wenn James an ihrer Seite war. Sie wusste, dass sie ihm so gefiel und dass er sie zugleich davor beschützte, von anderen wegen dieser Aufmachung angestarrt oder kritisiert zu werden. Es tat auch gut, sich so sexy und begehrenswert zu fühlen, dass ein Mann, der alle haben könnte, sie gewählt hatte. Gerade jetzt spürte sie, wie sich seine wachsende Erregung gegen ihren Bauch drängte. Es war ein gutes Gefühl, zu wissen, welche Wirkung sie nach mehreren Monaten immer noch auf ihn hatte.
Seine Hände drückten ihre Brüste und versuchten einmal mehr, sie vollständig zu umfassen, obwohl seine Hände dafür geringfügig zu klein waren. Was sie früher versucht hatte, mit Blusen zu kaschieren, betonte ihre neue Garderobe nun umso mehr.
Seine Lippen streiften die weichen Hügel ihrer Brüste und wurden dann von dem festen dunkelgrauen Stoff aufgehalten, während seine Hände weiterhin ihre Rundungen massierten. Inzwischen waren die Knospen so hart, dass er diese zweifellos durch den Stoff hindurch spürte, und es war sicher kein Zufall, dass seine Daumen immer wieder über die gereizten Nippel fuhren.
Maja schob eine Hand in sein Haar und zog sein Gesicht zu sich heran, um mit Lippen erneut seine zu suchen. Sofort eroberte seine Zunge ihre Mundhöhle.
Ihre Hand ließ sie in seinem Nacken ruhen, während sie die zweite zwischen ihre Körper schob und an seinen gewölbten Schritt presste. Unter seiner groben Jeans fühlte er sich hart und groß an, dass sie sich unweigerlich nach der Vereinigung mit ihm sehnte.
Aufreizend fuhr sie mit der Hand seine Länge hinauf, bis sie den Knopf seines Hosenbundes fand und öffnete. James drängte seine Erektion ihrer Hand entgegen, noch bevor sie den Reißverschluss zu fassen bekam.
Er stöhnte ungeduldig zwischen den Küssen und setzte sich in Bewegung, sodass er sie rückwärts zum Bett schob. Erst als sie es die Bettkante bereits an ihren Waden spürte, blieb er stehen und unterbrach seinen Kuss.
In seinen Augen blitzte ein lüsternes Funkeln, als seine Hände ihre Brüste freigaben, um stattdessen das enge Kleid über ihren Kopf zu zerren.
Gleich darauf griff er nach seinem eigenen Shirt, um es abzustreifen, sodass er halbnackt vor ihr stand. Gierig ließ sie ihre Handflächen über seine nackte Brust wandern. Sie bewunderte ihn immer wieder dafür, wie gut er gebaut war, und konnte kaum glauben, dass das nur vom Bandalltag kam. Vielleicht hatte er auch einen übernatürlich guten Körperbau von seinem Vater geerbt.
Seine kraftvollen Arme schlossen sich wieder um ihren Oberkörper und eine Hand suchte zielstrebig nach dem Verschluss ihres BHs. Zärtlich ließ Maja indessen ihre Lippen über sein Brustbein gleiten. Er gab ihr selten die Gelegenheit, ihn so zu liebkosen – meistens beanspruchte er die Oberhand und auch jetzt gewährte er ihr lediglich den Anschein von Führung. Dann streifte er ihr den BH ab und presste ihre nackten Brüste an seinen Rumpf. Er versiegelte ihre Lippen erneut in einem ungeduldigen Kuss, einen Arm fest um ihre Schultern geschlungen, damit sie sich ihm nicht entziehen konnte. Indessen strich seine zweite Hand ihre Wirbelsäule hinab bis zu ihrem Po. Mühelos schob er die Hand zwischen ihre angespannten Schenkel, sodass er unweigerlich ihre Erregung bemerken musste. Ihr Slip war längst ebenso feucht wie sie. Mit festem Druck strichen seine schlanken Finger über den Spitzenstoff und massierten sie gekonnt so, dass sie sich ungeduldig an seinen Fingern rieb. Umso mehr wurde sie sich der harten Erektion in seiner gelockerten Hose bewusst. Doch er hielt sie so fest an sich gepresst, dass sie ihre Hände lediglich seinen Oberkörper erreichen konnte.
»Du bist wie eine Droge«, knurrte James hörbar angespannt. »Ich kann gar nicht genug von dir bekommen.«
Allerdings wusste Maja, dass er sich bisher keineswegs an ihrer Energie bedient hatte. Das elektrische Kribbeln hierbei war unverkennbar, seit sie wusste, was es zu bedeuten hatte. Im Moment sprach er lediglich vom Sex. Dabei war sie noch nie eine Femme fatale oder auch nur eine halbwegs gute Verführerin gewesen. Eigentlich war sie eher die langweilige, graue Maus, erst bei James hatte sie an sich eine andere Seite entdeckt.
»Ich bin gerne deine Droge«, hauchte sie grinsend, während ihre Finger seinen harten Schaft massierten.
Es war berauschend, dass dieser von Frauen begehrte Mann ausgerechnet sie so sehr wollte. Schon beim ersten Mal war es unglaublich gewesen, aber besonders überwältigend war, dass sie immer noch diese Wirkung auf ihn hatte, obwohl er sie nun nicht mehr erobern oder umwerben musste.
In solchen Momenten war sie auch froh, dass sie sich inzwischen darauf geeinigt hatten, sich bei der Verhütung auf die Pille zu beschränken. Die hatte sie ohnehin schon lange genommen und aller Wahrscheinlichkeit nach bestand kein Risiko, dass sie sich bei James mit irgendeiner Krankheit anstecke, weil er und seine Brüder nie krank wurden. Nur eine Schwangerschaft wollten sie vermeiden, weil ja schon so genug offene Fragen über ihre Beziehung im Raum standen.
James grinste zufrieden an ihren Lippen. »Nur weil du genauso süchtig nach mir bist, wie ich nach dir«, antwortete er amüsiert, während seine Finger forsch zwischen ihr Höschen und ihre feuchte Scham glitten. Er fand sofort ihre geschwollene Klitoris und reizte sie zärtlich. Es waren drängenden, kraftvolle Bewegungen, die bewirkten, dass ihre Beine zitterten. Hätte er sie nicht so fest umschlossen gehalten, wäre sie vermutlich zusammengesackt. So hing sie unweigerlich keuchend in seinem Arm, unfähig etwas zu tun, vollkommen darauf konzentriert, seine Berührung zu genießen. Sein Daumen glitt weiter durch ihre Nässe, bis er ihren Eingang fand. Er tauchte den Finger nur knapp in sie, als wollte er wissen, ob sie bereit war – als könnte sie es nicht sein.
Wie zur Bestätigung stöhnte Maja leise seinen Namen.
In einer ruckartigen Bewegung zog er ihren Slip hinunter und drängte sie endgültig auf das große Bett. Bereitwillig ließ sie ihre Schuhe und das Höschen fallen, während James sich ungeschickt aus seinen Hosen befreite. Nackt schob er schamlos ihre Schenkel auseinander, um sich dazwischen zu legen.
Er fasste ihre Oberschenkel und zog sie dicht an sich, bis sein Glied den Weg in ihr Inneres fand. Zwischen ihren Beinen kniend, hatte er sie fest im Griff, während er sie fordernd dehnte und sein Blick über ihren Körper schweifte. Maja keuchte heiser und krallte die Hände in die Blümchenbettwäsche. Seine Stöße kamen langsam und kontrolliert. Er drang bis zur Wurzel in sie und zog sich auch wieder fast vollständig aus ihr zurück.
Angespannt biss Maja sich auf die Unterlippe, sie wollte ihn anflehen, seine Kontrolle aufzugeben. Sie war längst so kurz davor, vom Höhepunkt überrollt zu werden, und wollte diese Zurückhaltung gar nicht.
Sehnsüchtig streckte sie eine Hand nach ihm aus und bekam seine auf ihrer Hüfte zu fassen. Seine Stöße kamen etwas schneller, zugleich schob sich seine zweite Hand über ihren Bauch, bis sie ihre Brust umfasste. Aufreizend kreiste sein Daumen um ihren aufgerichteten Nippel. Ihr Körper antwortete darauf, in dem sich ihre Muskeln um sein Glied zusammenzog. So fühlten sich seine Stöße noch intensiver an.
Ihr Körper erbebte unter seinem Rhythmus und zuckte unter dem zärtlichen Streichen seiner Finger, bis sie plötzlich alle Kontrolle verlor. Eine Welle der Lust riss sie davon, dass sie sich unkontrolliert wand, keuchte und ihre Unterleib sich um ihn krampfte.
Sie spürte das leicht elektrische, aufregende Kribbeln, weil er gar nicht anders konnte, als die Energiewellen ihres Orgasmus aufzusaugen. Es war auch nicht unangenehm, im Gegenteil, es verstärkte das Gefühl seiner weiteren Stöße.
James streckte sich über ihr aus, steigerte seinen Rhythmus selbst und schloss nun seine beiden Hände um ihre, die er neben ihrem Kopf auf die Matratze drückte.
Ihr Innerstes pulsierte erneut um ihn, dass sie leise aufschrie, als er sich ein weiteres Mal zur Gänze in ihr versenkte. Ungehemmt stöhnend kam er selbst.
Verschwitzt und ausgelaugt sah sie auf in seine nun strahlend grünen Augen, die verrieten, wie viel Energie er von ihr aufgenommen hatte. In diesen Momenten, unmittelbar nachdem er sich genährt hatte, nahmen seine Iriden ihre natürliche Farbe an. Es war ein Anblick, der nun nur noch Maja vorbehalten war.
Obwohl sie nun so unbestreitbar wusste, dass James ihr gerade etwas Energie gestohlen hatte, fühlte sie sich lediglich angenehm erschöpft, nicht ausgelaugt. Nichts, was nicht mit ein wenig Schlaf wieder vergehen würde.
James sank dicht neben sie und begann, an der Decke zu zerren, bis er damit sie beide bedecken konnte.
James streckte sich ausgiebig und wartete an der Wohnungstür auf Maja. Sie kam mit noch feuchten Haaren aus dem Badezimmer in einem langen beigen Kleid, das er ihr gekauft hatte. Es machte Spaß, sie nach seinen Wünschen einzukleiden, zumal seither Blusen mit nervigen Knöpfen endgültig passé waren. Außerdem griff er gerne zu Stücken, die ihre Brüste betonten. Er störte sich auch nicht daran, wenn sich die Blicke anderer Männer auf diese Rundungen verirrten, schließlich war er meist an ihrer Seite und konnte sicherstellen, dass ihr keiner zu nahe kam.
Diesmal würden es ja ohnehin nur seine Brüder sein, die Maja zu Gesicht bekamen, von denen würde keiner die Dreistigkeit haben, sie anzustarren. Früher vielleicht hätte Bill so etwas getan, aber nun war Maja Teil der Familie, daher würde keiner sie als potentielle Bettgefährtin betrachten. Einerseits weil sie unumstößlich zu James gehörte und keiner ihn so provozieren wollte, andererseits weil sie Maja respektierten. Immerhin hatte sie entschieden, ihr eigenes Leben aufzugeben, um James zu retten. Diese Opferbereitschaft hatten sie alle nicht von einem Menschen erwartet.
Maja allerdings hatte offenbar noch nicht realisiert, dass sie nun ein vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft war. Sie nestelte nervös am langen Ärmel ihres Kleides, als sie mit ihm ins Treppenhaus trat. Er wusste, dass sie sich immer noch sorgte wegen Bills anfänglicher Abneigung gegen sie und der Spannungen, die sie unter den Brüdern ausgelöst hatte. Wahrscheinlich waren das die berühmten Wunden, die nur die Zeit heilen konnte.
Meist hielt sie sich nach Möglichkeit von seinen Brüdern fern, wenn James nicht bei ihr war. Tatsächlich war ihm das gar nicht so unrecht, wenngleich er ahnte, dass es sich mit der Zeit ändern würde.
»Es ist nur ein Frühstück«, beschwichtigte er lächelnd, während er schützend einen Arm um ihre Mitte legte. »Nichts ist anders als in den letzten Wochen.«
Im Urlaub hatte Maja täglich mit ihnen zusammen am Frühstückstisch gesessen und war nie deshalb nervös gewesen. Aber er verstand natürlich, dass es nun etwas anderes war. Sie war der erste Mensch, der sich herausnahm, im privaten Haus der Brüder zu leben, und ein Teil ihrer Welt werden sollte. Der Urlaub war ein Ausnahmezustand gewesen, jetzt ging es darum, im Alltag ein gemeinsames Auskommen zu finden.
Sie zuckte mit den Schultern. »Bisher war es Urlaub, im Urlaub tut man ungewöhnliche Dinge. Jetzt sind wir in eurem Zuhause und es ist Alltag. Das ist merkwürdig.«
Obwohl es für ihn im Urlaub schon klar gewesen war, dass Maja nun dauerhaft Teil ihres Alltags sein würde, konnte James ihre Gedanken nachvollziehen. Für Maja hatte sich viel verändert – sie hatte ihre Wohnung, ihre Heimat und ihr Leben aufgegeben, um mit ihm zu leben. Und sie hatte akzeptiert, dass er kein Mensch war.
»Es ist jetzt auch dein Zuhause«, erinnerte er sachlich, als sie die Treppe hinuntergingen.
Im Bandwohnzimmer drang gedämpfte Musik aus dem großen Flachbildfernseher an der Wand, während in der großzügigen Küche Mike mit einer Pfanne hantierte.
Auf der Theke wartete die altbekannte Transportbox, in der ihnen ein örtliches Hotel täglich das Frühstück lieferte. Sie waren alle nicht gerade begabt im Umgang mit Küchengeräten und Lebensmitteln, deshalb griffen sie gerne auf die Dienste des Hotels zurück. Dieses Arrangement bestand schon so lange, dass die Boten des Hotels sogar den Code für das Gartentor bekommen hatten, damit sie ihre Lieferung abstellen konnten, ohne jemanden zu wecken.
»Guten Morgen!«, rief Mike übermäßig energiegeladen und offenbar motiviert zusätzlich zu den gelieferten Lebensmitteln, Speck anzubraten.
James nickte nur, während Maja verlegen lächelte. Gemeinsam begannen sie, die Inhalte der Transportbox auf dem Tisch zu verteilen. Der Koch des Hotels war scheinbar der Meinung, Porridge wäre eine schöne Willkommensgeste. Dazu gab es eine liebevoll angerichtete Obstplatte, einen großen Korb mit Gebäck und verschiedene Aufstriche.
»Ihr seid wohl nicht gerade begeisterte Köche«, stellte Maja wenig überrascht fest, dabei hätte ihr das eigentlich schon im Urlaub klar werden können. Auch dort hatten sie einen Koch engagiert.
Mike grinste. »Doch, aber eben höchstens einmal in der Woche.«
James versuchte gar nicht, nachzurechnen, ob diese Behauptung realistisch war. Vermutlich waren sie ohnehin selten länger als ein paar Tage am Stück im Bandhaus und unterwegs sorgte Ray dafür, dass sie regelmäßig zu essen bekamen. Wenn sie wirklich mal hier waren, hatte schlicht keiner Lust zu kochen. Vielleicht wäre es anders, wenn sie sich hin und wieder länger zuhause aufhielten. Immerhin hatte James sich damals in Majas Wohnung auch berufen gefühlt, ihr Pfannkuchen zu machen. Und das hatte er sogar gerne getan.
»Wir müssten eigentlich nicht essen«, ergänzte Tim nüchtern. James’ ältester Bruder war geräuschlos die Treppe heruntergekommen und musterte sie mit unbewegter Miene. Er war das meist stille Oberhaupt der Familie, gerade wegen dieser sachlichen Art und obwohl Bill als Sänger nach außen hin gerne den Anführer gab.
Majas Wangen röteten sich, weil Tims Äußerung sie offenbar nervös machte. Sie nickte hastig und begann, in der Küche nach Geschirr zu suchen.
James warf seinem großen Bruder einen bösen Blick zu. Warum musste er Maja absichtlich so verunsichern? Sie hatte es schon schwer genug damit, dass sie als potentielle Mahlzeit zwischen Energievampiren leben sollte. War es, denn zu viel verlangt, ihr wenigstens etwas Zeit zur Eingewöhnung zu lassen? Zumal sie ausnahmsweise einmal Zeit hatten, weil sie offiziell eine Bandpause angekündigt hatten. Noch wussten ihre Fans nicht, dass sie diese Pause vorzeitig beenden würden, um stattdessen auf eine erste Werbetour durch Europa zu gehen. Ray bereitete im Hintergrund alles vor, hatte die Bombe aber noch nicht platzen lassen.
»Ein knurrender Magen nervt allerdings enorm, deshalb essen wir gerne«, entgegnete Mike freundlich an Maja gewandt, während er auf den richtigen Schrank deutete. Wenigstens das Nesthäkchen ihrer Gruppe hatte Mitleid mit Maja und lockerte so die Stimmung auf.
Tim schlenderte mit den Händen in den Hosentaschen durch das Erdgeschoss und blickte hinaus auf das Meer. James verzichtete darauf, einen Streit mit seinem großen Bruder anzufangen. Sie waren zweifellos alle angespannt wegen der Veränderung in ihrem Leben und der bevorstehenden Tour. Ein Streit würde es nicht besser machen, auch wenn James so einiges wüsste, was er seinem Bruder gerne an den Kopf geworfen hätte.
Zur Ablenkung half James seiner Freundin beim Tischdecken und startete den Kaffeevollautomaten. Das Geräusch der Bohnen, die gemahlen wurden, lockte schließlich auch Charlie und Bill an den inzwischen gedeckten Tisch.
Maja übernahm es wie selbstverständlich, die Kaffeewünsche entgegenzunehmen, geradeso als müsste sie sich künftig als Haushälterin betätigen, nur weil sie zufällig die einzige Frau im Haus war. Dabei hatten sie seit Jahren treue Reinigungskräfte und nahezu alle Hausarbeiten waren in festen Händen von Leuten, die dafür gutes Geld bekamen.
»Und wie war die erste Nacht im neuen Zuhause?«, erkundigte Charlie sich höflich, als Maja schließlich mit ihrem Latte macchiato in der Hand neben James Platz nahm. Er hatte ihr bereits vorsorglich ein Croissant hingelegt, bevor die anderen das Gebäcksortiment plünderten. Es gab nur fünf, für jedes Bandmitglied eines, weil der Koch offenbar nichts vom Zuwachs im Bandhaus wusste. Aber zumindest Tim konnte ja gut auf Essen verzichten.
»Ungewohnt«, antwortete sie zögernd, vielleicht weil sie befürchtete, dass seine Brüder gehört hatten, wie wenig sie in dieser Nacht geschlafen hatten. Ihn störte es nicht, dass alle davon ausgingen, dass sie Sex gehabt hatten, es war bei ihnen durchaus normal. Gerade Bill lebte sein Liebesleben sehr offen aus, doch für Maja war das alles neu. Es würde sie sicher trösten, wenn er ihr unter vier Augen noch einmal versicherte, dass die Wände mehr als dick genug waren. Keiner hatte etwas gehört.
»Gut«, fügte James lächelnd hinzu.
»Gewöhn dich nicht zu sehr an dieses Haus«, Bill zuckte mit den Schultern. »Ist ja ohnehin nur für ein paar Nächte. Ray will die Tage herkommen und die Details zur Abreise besprechen.«
James nickte.
Noch kannten sie die Details des Zeitplans nicht, aber ihnen war klar, dass sie wohl kaum länger als eine Woche bleiben würden, bevor sie zu einer monatelangen Tour aufbrachen. Ray hatte zahlreiche Auftritte organisiert bei verschiedenen Veranstaltungen, im Fernsehen und in einigen Clubs. Es sollte ihnen die Chance geben, Fans außerhalb Irlands zu finden. Und wenn sie zurückkamen, würden sie wohl beinahe sofort erste Konzerte für die treuen Fans geben müssen.
Sie würden lange fort sein und viel zu tun haben, deshalb durfte James keine Zeit verlieren. Er hatte schließlich seine eigenen Pläne, die er leider schlecht mit Ray abstimmen konnte.
»Wir fahren heute zu Mom«, platzte er offen heraus und realisierte, dass auch Maja ihn überrascht anstarrte. Vielleicht hätte er ihr deutlicher zu verstehen geben müssen, wo er mit seinen Nachforschungen anfangen wollte und dass er nicht länger warten wollte, schon gar nicht bis nach der Tour. Das Bandhaus war nur eine Fahrtstunde von der Klinik Mutter entfernt, es wäre dumm, diese Gelegenheit nicht zu nutzen.
»Warum?«, hakte Tim als erster nach, seine Blicke unerwartet bohrend auf James gerichtet, dass es beinahe schmerzte. Allerdings war er die bösen Blicke seiner Brüder gewohnt, seit Maja in sein Leben getreten war.
Maja hielt sich neben ihm an ihrem Kaffee fest und schien mit dem Gedanken an dieses bevorstehende Treffen sehr überfordert, vielleicht aber auch nur einfach schockiert von der Spannung, die plötzlich in der Luft lag.
»Ich will wissen, was diese Verbindung zwischen mir und Maja ist«, erklärte James betont sachlich, er wollte ja entstandene Spannung nicht noch weiter wachsen lassen.
Tim nickte zwar verständnisvoll, allerdings nicht zustimmend.
»Da wird dir Mom kaum helfen können, die weiß doch ohnehin nicht, was real und was Fantasie ist«, widersprach Bill wenig schmeichelhaft, dabei war die geistig verwirrte Frau in einer teuren Privatklinik ebenso seine Mutter und sie hatte sich lange Zeit gut um ihre Kinder gekümmert. Keiner wusste, ob sie nicht vielleicht nur deswegen heute in diesem Zustand war.
»Sie ist aber die einzige, die unseren Vater je gesehen hat, also ist sie unsere beste Chance, ihn zu finden.«
Bill winkte verächtlich ab. »Sie behauptet aber auch, er wäre ein Alien, das hilft dir wohl kaum ihn ausfindig zu machen, selbst wenn sie dir die genaue Position seines Heimatplaneten nennt.«
James versetzte es unweigerlich einen Stich, dass Bill seine Geringschätzung für ihre Mutter so offen zeigte. Dabei hatte sie sich bemüht, ihre ungewöhnlichen Söhne gut großzuziehen, was für sie als Mensch ohne Wissen über ihre Natur nicht leicht gewesen sein dürfte.
Sie hatte ihre Söhne jedes Wochenende zu irgendeiner emotionsgeladenen Großveranstaltung gebracht, bei der sie Energie tanken konnten, oft Fußballspiele. Doch im Laufe der Jahre hatte sie Schaden genommen, ob es nun durch den Druck kam, weil sie alleine mit fünf unmenschlichen Söhnen war, oder durch den Verlust ihres geliebten Mannes. Sie litt unter Verfolgungswahn, Halluzinationen und Angstzuständen, sogar aggressives Verhalten gegenüber ihnen hatte es gegeben. Deshalb hatten sie gemeinsam entschieden, ihre Mutter in einer Klinik unterzubringen. Seither verschwiegen sie ihre wahre Identität und gaben sich offiziell lediglich als Schulfreunde, nicht Brüder.
»Immerhin weiß sie irgendwas über unseren Vater zu sagen. Ich werde mir anhören, was sie zu sagen hat, und dann versuchen, nützliche Informationen herauszufiltern«, erklärte James ruhig. Ihm war klar, dass er sorgfältig abwägen musste, was von den Aussagen seiner Mutter ein Körnchen Wahrheit enthielt, aber es war immerhin ein besserer Ansatzpunkt, als nur zu raten.
Bill schüttelte ungläubig den Kopf. »Was für nützliche Informationen erhoffst du dir denn? Ob er eher auf dem Mond oder auf dem Mars zu finden ist? Welches Motiv er bei Kornkreisen besonders ansprechend findet?«
Unter dem Tisch spürte James überrascht, wie Maja mit einer Hand beruhigend sein Knie drückte, als wollte sie ihm Mut machen. Aber James hatte mit Widerspruch von seinen Brüdern gerechnet und war darauf vorbereitet. Sie hatten keine Chance, ihm sein Vorhaben auszureden.
»Wenn sie nur seine Augen- oder Haarfarbe verrät, bringt uns das schon weiter. Es glaubt ja keiner von uns daran, dass er wieder mit seinem Raumschiff ins All verschwunden ist.«