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Erotik, die mitten ins Herz trifft. Was ist überhaupt "romantischer Sex"? Romantik galt lange Zeit als Gefühlsdudelei, aber inzwischen ist sie längst nicht mehr peinlich. Im Gegenteil: der gemeinsame Wunsch nach mehr Romantik kann zu glücklicheren Beziehungen führen. Es wurde höchste Zeit, einen Ratgeber zu diesem Thema zu schreiben und sich den wesentlichen Fragen zu widmen. Was genau bedeutet "romantischer Sex" überhaupt? Wodurch hebt er sich von anderen Spielarten ab? Wie kann ich eine größere Intimität zu meinem Partner herstellen? Mit welchen Ideen kann ich meinen eigenen Sex würzen, damit er romantischer wird? Woher um Himmelswillen bekomme ich die nötige Zeit dafür? Und wie kann ich meinen Partner dazu bewegen, ein wenig romantischer zu sein? In diesem Buch finden Sie Antworten und die eine oder andere Anregung?
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Seitenzahl: 299
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Arne Hoffmann
Vorwort
Was ist überhaupt „romantischer Sex“?
Romantischer Sex – die Basics
Das Geheimnis von Intimität und Nähe
Wovon wir reden, wenn wir über Liebe reden
Wie bringe ich meinen Partner zu romantischem Sex? – Er ist ein Mann!
Vorspiel und Nachspiel: Mehr als eine Nebensache
Küssen!
Liebe geht durch den Magen
Erotisches Dinner zu zweit
Sanfter Druck führt zum Ziel: Die Kunst der sinnlichen Massage
So ölen Sie Ihre Liebe
Die Kunst der sinnlichen Berührung
Baden Sie in Wonne
Wie gestalte ich ein Boudoir der Liebe?
Verführerische Klänge
Reisen in traumhafte Welten: Erotische Rollenspiele
Nicht nur im Bett: Welche anderen Orte für romantischen Sex in Frage kommen
Liebe unter freiem Himmel – was Sie sich vorher überlegen sollten
Eine heiße Kiste: Sex im Auto
Eins mit der Natur: Sex im Wald
Des Meeres und der Liebe Wellen: Sex am Strand
Aufbruch zu zweit
Romantisch durchs Jahr
Der Zauber der Nostalgie
Und woher nehme ich die Zeit für all das?
Sieben Ideen für die Liebe
Quellenangaben
Wenn man den Medien glauben darf, existiert beim Sex heutzutage vor allem ein starker Trend: mehr, wilder, ausgefallener. Immer häufiger, so berichtete kürzlich die Zeitschrift STERN, sähen schon Kinder zusammen mit ihren Eltern Hardcore-Pornos mit Gangbangs, Analverkehr und Lesbensex. „Die wissen alles, wirklich alles über sexuelle Praktiken“, zitiert das Magazin den Sozialpädagogen Thomas Rüth aus Essen.
„Aber wenn wir denen etwas über Liebe erzählen, über Zärtlichkeit, dann verstehen die überhaupt nicht, wovon wir reden.“ Manche versuchten, die in den Erotikfilmen gesehenen Szenen am nächsten Tag nachzuspielen.
Ariadne von Schirach machte diese Entwicklung zum Thema ihres Bestsellers „Der Tanz um die Lust“. Darin analysiert sie eine zunehmende Pornographisierung unserer Gesellschaft, die dazu führt, dass der Einzelne unter einen immensen Druck zur unablässigen Selbstoptimierung gerate, einem Zwang zum Sexappeal, der letztlich in Frustration und Überforderung endet. Ironischerweise, so stellt sie fest, erleben die Menschen in dieser Gesellschaft immer weniger realen Sex, und die Geburtenrate sinkt. Auch die amerikanische Feministin Naomi Wolf beklagt eine Durchpornographisierung unseres Denkens, wobei sie erkennt, dass das Problem keineswegs darin besteht, dass Pornos Männer zu Vergewaltigern machen, wie der Alice-Schwarzer-Flügel der Frauenbewegung jahrzehntelang behauptet hatte. „Im Gegenteil: Der Ansturm der Pornographie ist dafür verantwortlich, männliche Lust in Bezug auf echte Frauen abzutöten und immer weniger Frauen als ‚pornowürdig‘ zu betrachten. Weit davon entfernt, pornowütige junge Männer abzuwehren, machen sich junge Frauen darüber Gedanken, dass sie als Wesen aus Fleisch und Blut nicht deren Aufmerksamkeit erlangen, geschweige denn aufrechterhalten können. Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte haben die Macht und der Reiz dieser Bilder inzwischen den Reiz von echten nackten Frauen ersetzt. Heute sind echte nackte Frauen nur schlechter Porno. Zu Beginn des neuen Jahrtausends ist eine Vagina, die früher einen ziemlich hohen ‚Tauschwert‘ hatte, wie Marxisten es formulieren würden, nicht mehr genug. Sie wird auf der Skala der Reize kaum mehr registriert.“
Offenbar als Lösungsvorschlag erwähnt Wolf eine Bekannte aus Jerusalem, eine orthodoxe Jüdin, die ihre Jeans und ihr T-Shirt zugunsten langer Röcke und einem Kopftuch eingetauscht hat. Nur ihr Ehemann solle ihr Haar sehen dürfen. Wolf berichtet: „Und ich dachte daran, dass unsere Männer den ganzen Tag über nackte Frauen sehen – ob in der Reklame am Times Square oder im Internet. Ihr Mann aber hat nicht einmal das Haar einer anderen Frau gesehen. Sie muss sich so heiß vorkommen.“
Hier weicht meine Meinung allerdings doch von der Naomi Wolfs ab. Ich halte es für keine gute Idee, Frauen in Ganzkörperverhüllungen zu stecken, und ich halte auch nichts von einer Zensur erotischer Bücher und Bilder. Schließlich habe ich selbst schon Ratgeber zu den unterschiedlichsten sexuellen Spielarten geschrieben und werde das auch weiterhin tun.
Es gibt nun einmal Menschen, denen wilde und offenherzige Sexualität Spaß macht, die damit umgehen können, die sich auch gerne ausführlich informieren möchten, bevor sie Entscheidungen in diesem Bereich treffen, und die kein bisschen unter der starken Sexualisierung unserer Gesellschaft leiden. Wenn sich jemand an Vanilleeis überfrisst oder er so viel davon in sich hereinstopft, dass er sich übergeben muss, kommen wir auch nicht auf die Idee, Vanilleeis zu verbieten. Aber wir können dem Betreffenden den Vorschlag machen, öfter mal etwas anderes zu essen, was insgesamt gesünder für ihn wäre.
So ist es auch mit dem Sex. Wenn Sie den Eindruck haben, dass Sie mit dem von Pornos geprägten Ideal unserer Gesellschaft nicht mehr mithalten können – egal ob Sie weiblich oder männlich sind – dann besteht vielleicht die einzig sinnvolle Reaktion darin, etwas anzubieten, was Pornos nicht bieten können: emotionale Nähe und Zuwendung zum Beispiel statt einer Schnellstraße zum Orgasmus.
Anne West, die man wohl mit Fug und Recht als Deutschlands Sexexpertin Nummer eins bezeichnen kann, hat dies sehr gut erkannt. „Was haben wir nicht alles hinter uns gebracht“, fragt sie rhetorisch in ihrem Ratgeber „Der Venus-Effekt“ (Knaur 2006). „Hysterisch im Netz geflirtet, strebsam durchs Kamasutra geturnt, One-Night-Stands wie eine Pizzalieferung abonniert, offene Beziehungen zelebriert, auf der Suche nach dem Kick von S bis M herumgemacht – zum Glück ist endlich Schluss mit dem Oversexkill. Das Gegenmittel heißt Romantik – und die hat zurzeit ihr ganz großes Comeback, beobachtet auch die Forschung. (...)
Angela Brookman, Wissenschaftlerin am Sexologischen Institut Hamburg (SEIN), bestätigt, was wir tief im Herzen immer ahnten: ‚Die Sehnsucht nach Romantik ist unübersehbar, es ist eine natürliche Reaktion auf die wachsende Technologisierung des Alltags. Mehr als jeder Zweite wünscht sich einen Partner mit Sinn für Romantik – das ist sogar wichtiger als erotische Ausstrahlung. Und die Kluft zwischen romantischen Vorstellungen von Frauen und Männern wird immer geringer. (...)‘
Auch der Blick in Kontaktanzeigen zeigt: ‚romantisch‘ gehört zu den meistbenutzten Entscheidungskriterien. ‚Romantik galt lange Zeit als Gefühlsduselei‘, so Brookman, ‚aber inzwischen ist sie längst nicht mehr peinlich. Im Gegenteil: der gemeinsame Wunsch nach mehr Romantik kann zu glücklicheren Beziehungen führen.‘ “
Sehr viele Menschen haben also selbst längst erkannt, dass es ihnen nicht gut tut, wenn sie Sexualität ausschließlich auf immer ausgefallenere Spielzeuge und Stellungen reduzieren.
Auch als Psychologen der Universität Bochum für eine Studie zum Thema „Romantische Beziehungen“ einen Wunschzettel der Lebensziele erfragten, standen eine glückliche, lange andauernde Liebe sowie Treue und Geborgenheit ganz oben auf der Liste. Eine interessante Nebenerkenntnis, die uns in einem späteren Kapitel noch beschäftigen wird, bestand darin, dass man diesem Wunschzettel zufolge von einem „typisch weiblichen“ oder „typisch männlichen“ Liebesstil nicht sprechen kann. Für beide Geschlechter hatte die romantische Liebe den Vorrang.
„Deutsche setzen im Bett auf Gefühl“ meldete am 8. September 2006 auch der Berliner „Tagesspiegel“. In einer repräsentativen Umfrage der GfK Marktforschung hatte zuvor eine weit überwiegende Mehrheit der Befragten angegeben, dass für sie Liebe und Gefühl beim Sex am wichtigsten seien.
Vor allem Frauen waren mit 80 Prozent dieser Ansicht. Aber die Männer schienen dem kaum nachzustehen. Knappe 28 Prozent von ihnen erklärten sogar, dass für sie die Befriedigung des Partners das Wichtigste beim Sex sei. Es schien mir also höchste Zeit, einen Ratgeber auch zu diesem Thema zu schreiben und mich darin den wesentlichen Fragen zu widmen. Was genau bedeutet „romantischer Sex“ überhaupt? Wodurch hebt er sich von anderen Spielarten ab? Wie kann ich eine größere Intimität zu meinem Partner herstellen? Mit welchen Ideen kann ich meinen eigenen Sex würzen, damit er romantischer wird? Woher um Himmels willen bekomme ich die nötige Zeit dafür? Und wie kann ich meinen Partner dazu bewegen, ein wenig romantischer zu sein?
Dabei war es mir ein Herzensanliegen, nicht nur auf meine ganz persönlichen Erfahrungen im Bereich romantischer Liebe zurückzugreifen. Stattdessen habe ich, um so viele Facetten wie möglich zu beleuchten und so viele Tipps wie möglich zu sammeln, ganze Regale an deutscher und internationaler Literatur zu diesem Thema durchforstet. Diese werde ich im Verlauf dieses Ratgebers immer wieder heranziehen. Das entsprechende Quellenverzeichnis finden Sie im Anhang dieses Buches, so dass Sie Ihr Interesse bei bestimmten Fragen gezielt vertiefen können.
Ein letzter Hinweis: Ich verwende in der Regel Formulierungen wie „Ihr Partner“ statt „Ihr/e PartnerIn“ oder „Ihr Partner/Ihre Partnerin“. Das ist aber nur der besseren Lesbarkeit geschuldet; natürlich sind beide Geschlechter gemeint.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!
Arne Hoffmann
Zu Beginn dieses Buches liegt für viele Leser vermutlich die Frage nahe, was die Formulierung „romantischer Sex“ eigentlich bedeutet. Sex wie im Liebesroman oder in der Hollywood-Schnulze? Sex wie im achtzehnten Jahrhundert? Gegen welche Formen von Sex hebt sich die romantische Variante ab, was macht sie anders und für viele besser?
Steve und Sharon Biddulph haben in ihrem Erfolgstitel „Wie die Liebe bleibt“ (Beust 2003) drei zentrale Thesen aufgestellt: Romantische und sexuelle Liebe sind zwei Seiten einer Medaille. Romantische Liebe heißt, den anderen wie einen Fremden zu behandeln, ihn also nicht für selbstverständlich zu halten, sondern sich immer wieder neu um ihn zu bemühen.
Und: Romantische Liebe bedeutet, das Schöne wahrzunehmen. Das ist ein guter Ausgangspunkt. Aber romantischer Sex kann noch ein paar andere Dinge mehr bedeuten. Ich habe einmal ein paar Kriterien zusammengestellt:
Romantischer Sex beinhaltet echte Gefühle, Verbundenheit, Vertrautheit und Intimität. Wenn man in diesem Zusammenhang von Geschlechtsverkehr spricht, würde man eher Formulierungen wie „miteinander Liebe machen“ oder „einander lieben“ verwenden, statt „Sex haben“ oder gar „jemanden ficken“. Es geht nicht um eine bedeutungslose Nummer zwischendurch mit einer lockeren Bekanntschaft, einfach nur weil diese besonders attraktiv ist oder einen besonders heißen Luxuskörper besitzt, sondern um tiefergehende Wahrheiten.
Damit widersetzt sich romantischer Sex der zunehmenden Pornographisierung unserer Gesellschaft, bei der oft nur noch Menschen mit Traumfiguren und perfekten Maßen zu zählen scheinen.
Daraus folgt, dass sich romantischer Sex auch dem immer stärker werdenden Narzissmus unserer Gesellschaft entzieht. Immer öfter stößt man auf Menschen, die offenbar am liebsten ihr eigenes Spiegelbild vögeln würden: Sie haben sich durch Fitnessstudio, Solarium oder Schönheitsoperationen einen Traumkörper erkämpft, sind topgestylt, haben sich die unterschiedlichsten Stellungen und erotischen Finessen erarbeitet – aber bei all dem scheint es weit mehr um eine Bestätigung des eigenen Egos zu gehen als darum, dem Partner Liebe zu geben. Sex wird dabei entweder zu einer Art „Selbstbefriedigung zu zweit“ oder zu einer Art Leistungssport, und Partner, die dabei nicht mithalten können, werden ausgesiebt. Bei romantischem Sex steht im Vordergrund, einem geliebten Menschen etwas Gutes zu tun, ohne sofort im Hinterkopf zu haben, was man dafür zurückerhält. Auch Frauen, die keine Superfigur besitzen, und Männer, die weder Muskelpracht noch Sixpack ihr Eigen nennen, können bei romantischem Sex durch die vielzitierten „inneren Werte“ glänzen. Wichtig ist herauszufinden, was seinem Partner etwas bedeutet und dann Zeit und Mühe zu investieren, um ihm genau das zu geben. Und das tut seine Wirkung auch im Bett: Ein langes, phantasievolles, emotional wirklich berührendes Vorspiel mit jemandem, der vom äußeren Erscheinungsbild her eher durchschnittlich ist, dürfte in der Regel zu intensiveren Orgasmen führen als langweiliger Drei-Minuten-Sex mit einer Schönheit.
Romantischer Sex lässt sich Zeit. In unserer Gesellschaft geht alles immer schneller und schneller. Früher setzte man sich eine Stunde hin und schrieb einen Liebesbrief, heute simst man sich in der Frühstückspause ein paar Abkürzungen zu.
Statt sich Zeit für ein genussvolles Mahl zu nehmen, wirft man sich auf dem Nachhauseweg Snacks und Fast Food ein. Multitasking – also mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen – wird zum Gebot der Stunde. Diese allgegenwärtige Hektik wirkt sich sogar auf den Freizeitbereich aus: Im Stile von Musik-Videoclips werden Filme und Fernsehsendungen immer schneller geschnitten, Szenen gehen einander über oder sind wie beim Splitscreen-Verfahren in Serien wie „24“ sogar gleichzeitig zu sehen. Davon bleibt auch der Sex nicht unberührt – was sich zum Beispiel daran zeigt, dass in den letzten Jahren mehrere Ratgeber zum Thema „Quickies“ auf den Markt geworfen wurden und offenbar problemlos ihre Leser fanden.
Ein Quickie kann sehr nett sein, aber wenn er zur Mode gerät, dann entwickelt sich eine Kultur der Fast-Food-Erotik. Sollte dieser Trend sich so fortsetzen, wird Sex irgendwann zu einer Beschäftigung, die man auch eher „nebenher“ erledigt und bei der man gleichzeitig versucht, Radio zu hören, fernzusehen oder Zeitung zu lesen. Romantischer Sex stemmt sich dem entgegen; er nimmt sich bewusst wieder Zeit für die Liebe, damit sie wachsen und blühen kann. Dabei ist er frei von Ablenkungen: Wenn man sich mit seinem Partner für ein paar Stunden der Zweisamkeit zurückgezogen hat, beantwortet man zwischendurch nicht mal eben den einen oder anderen Anruf per Handy ... Im Gegensatz zum Rest unseres Lebens fühlt sich romantischer Sex wie eine Zeitlupe an: schier endlos ausgedehnter Genuss statt eine Aufgabe mehr, die man möglichst zügig hinter sich zu bringen hat.
Da sich der reine Geschlechtsverkehr selbst nicht endlos ausdehnen lässt, bedeutet das automatisch: Bei romantischem Sex spielen ein langes Vorspiel und eine entsprechend lange Zeit des Nachglühens eine besondere Rolle.
Romantischer Sex ist kreativ – manchmal so grenzenlos kreativ, dass einige der Ideen, die dabei entstehen, auf Außenstehende geradezu albern wirken, von den Liebenden selbst aber sehr genossen werden. Hier macht sich ein kindlich-verspielter Aspekt bemerkbar sowie die Bereitschaft, sich vor dem anderen ganz ungeschützt zu zeigen.
Romantischer Sex findet häufig an einem entsprechend ausgewählten oder gestalteten Schauplatz statt. Wenn man ohnehin fast im Vorübergehen miteinander vögelt, ist es egal, ob man das im Flur tut oder im altvertrauten Ehebett, so wie die letzten achtzig Mal. Romantischer Sex ist auch in dieser Hinsicht einfallsreicher: Hierbei versucht man entweder, einen Ort zu finden, der die eigenen Emotionen besonders stark in Bewegung versetzt, oder aber in den eigenen vier Wänden einen solchen Ort zu schaffen. Vor allem besonders schöne, eindrucksvolle oder ehrfurchterweckende Naturerlebnisse bringen die Gefühle entsprechend in Wallung – man denke hier nur an die Gemälde Caspar David Friedrichs: der wohl bekannteste Künstler einer ganzen Epoche, der Kunstgeschichtler den Namen „Romantik“ verliehen haben. Wenn man an einem eindrucksvollen Ort miteinander Liebe macht, lässt das die Herzen gleich doppelt so schnell schlagen.
Romantischer Sex spricht alle Sinne gleichermaßen an: Gefällige Farben fürs Sehen, sinnliche Musik fürs Hören und sanfte, angenehme Stoffe fürs Fühlen. Edle Gerüche verwöhnen die Nase und angenehmer Geschmack umschmeichelt die Zunge. In einer Welt, die immer virtueller wird, kehrt romantischer Sex wieder zu echtem Genuss zurück. Cybersex und eine Pornographie, die ihre Reize allein über die Augen serviert, können dem wenig entgegenhalten.
Romantischer Sex ist liebevoll und zärtlich statt aggressiv. In den letzten zehn bis zwanzig Jahren ging der Trend in Sachen Erotik immer mehr in eine mindestens latent aggressive Richtung: Erst waren Sadomasochismus und Spiele mit Macht und Unterwerfung schick, dann Gangbangs, bei denen zehn oder mehr Männer buchstäblich auf eine Frau kamen und Mitwirkende beiderlei Geschlechts berichteten, ihre Lust auch aus dem Kitzel der Erniedrigung zu beziehen, der dabei entstand. In manche Sexratgeber schlich sich sogar ein leicht verächtlicher Tonfall gegenüber Mitgliedern des anderen Geschlechts ein. Nun habe ich gegen die aggressive Variante des Sex grundsätzlich wenig einzuwenden: Ich habe viel dazu geschrieben und werde das auch weiterhin tun, denn manchmal ist sie genau das, was wir brauchen, um so sehr in Fahrt zu geraten, wie wir das gerne wollen. Aber wie immer, wenn sich die Waage allzu sehr in eine Richtung neigt, erscheint es notwendig, auch in die andere Schale wieder etwas hineinzulegen, bevor die Waage kippt. Wenn man den Eindruck hat, außer SM-Phantasien kaum noch etwas anderes serviert zu bekommen, wird man ihrer doch ein wenig überdrüssig, und es scheint an der Zeit, auch die Kunst der betont sanften Zuwendung wieder so sehr zu feiern, wie sie es verdient.
In ihrem Ratgeber „The Complete Idiot´s Guide to Being Sexy“ (Macmillan 2001) unterteilt die Sexualpädagogin Sari Locker die Ausstrahlung von Menschen in vier verschiedene Typen: Romantisch, sportlich-natürlich, kokett und offensiv erotisch. Das illustriert sie unter anderem am Stil, sich zu kleiden. Romantikerinnen erkennt man demnach zum Beispiel an Seidenblusen, Sommerkleidern mit Blumenmustern und langen, fließenden Röcken. Beliebt ist ein Kleidungsstil, der an vergangene Jahrzehnte erinnert, und Farben wie Rosa und Lavendel. Männliche Romantiker bevorzugen Kaschmirpullis, maßgeschneiderte Anzüge, Kleidung aus Cord oder Wolle und Farben wie grün, hellblau, blassgelb und braun. Romantischer Stil muss nicht kitschig oder zuckersüß sein, er ist nur mehr „Gilmore Girls“ als „Sex in the city“ – ein Angebot für Leute, die keine Manolo Blahniks brauchen, um glücklich zu werden.
Romantischer Sex bedeutet letztlich für jeden etwas anderes. Schreiben Sie doch einmal auf, was er für Sie bedeutet, woran Sie denken müssen, wenn Sie diesen Begriff hören.
Am besten tun Sie das vor der Lektüre dieses Buches (damit Ihre Gedanken noch unbeeinträchtigt sind) und danach (vielleicht sind Sie auf einige neue Ideen gekommen). Bitten Sie dann doch einmal Ihren Partner, dasselbe zu tun, und tauschen Sie danach Ihre Papierbögen aus. Vielleicht helfen Ihnen auch folgende Fragen bei der Orientierung: Was war der romantischste Sex, den Sie je in Ihrem Leben hatten (nicht notwendigerweise miteinander)? Was hat ihn so perfekt gemacht? Wo fand er statt, was trug alles zur Atmosphäre bei, wie sahen die Stunden aus, die dorthin führten, wie die Momente danach? Sie sollten dieses Gespräch nur dann vermeiden, wenn es ein heikles Thema berührt – zum Beispiel wenn Sie den romantischsten Sex mit ihrem Ex erlebten, der immer noch mit Ihnen in Kontakt steht, wobei Ihr Partner nicht ganz frei von Eifersucht ist.
Im Verlauf dieses Buches werde ich eine ganze Reihe praktischer Anregungen geben, wie romantischer Sex in die Realität umgesetzt werden kann – von der Einrichtung einer stimmungsvollen Liebeshöhle bis zu den verschiedensten Finessen beim Küssen. Aber romantischer Sex ist wesentlich mehr als ein bloßes Repertoire von Techniken und dem richtigen Zubehör. Er ist Sex mit Seele. Hier kommt es auf die richtige Einstellung und das daraus folgende Verhalten an. Wenn Sie also romantischen Sex genießen möchten, dann würde ich Ihnen die folgenden Tipps geben:
Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit ganz auf Ihren Partner und seine Bedürfnisse. Finden Sie heraus, was für ihn wichtig ist, damit er sich wohlfühlt, und versuchen Sie, ihm diese Dinge zu geben. Da es normalerweise in der Natur des Menschen liegt, sich für „Geschenke“ welcher Art auch immer zu revanchieren, dürfte Ihr Partner es Ihnen gleichtun. Nur wenn Ihr Partner stark narzisstisch ausgerichtet ist und erwartet, dass sich sowieso immer und grundsätzlich alles nur um seine Bedürfnisse drehen muss, bekommen Sie hier ein Problem. Dann können Sie zunächst Ihren Partner darauf ansprechen und versuchen, das zu klären. Wenn das trotz mehrerer Anläufe nicht klappt, sollten Sie sich vielleicht fragen, ob gerade Sie als romantische Seele bei diesem Partner in guten Händen sind oder nur ausgenutzt werden.
Es kann natürlich auch sein, dass Sie und Ihr Partner grundsätzlich nicht darüber übereinstimmen, was Sie als romantisch betrachten und was nicht bzw. welchen Stellenwert Romantik in Ihrer Partnerschaft haben soll. Möglicherweise ist Ihr Liebster ein sehr praktischer Typ und er hält vieles von dem, was Sie als romantisch empfinden, für Kitsch. Die radikalste Lösung wäre sicher, sich nach einem neuen Partner umzusehen. Das sollten Sie sich nur dann überlegen, wenn Romantik auf der Liste Ihrer Prioritäten wirklich weit oben steht. Sinnvoller dürfte es in den meisten Fällen sein, einander immer wieder entgegenzukommen: Er lässt sich ein wenig auf Ihre Vorstellungen ein, Sie nehmen gewisse Abstriche in Kauf oder revanchieren sich bei anderer Gelegenheit damit, seine Bedürfnisse zu befriedigen. In einem späteren Kapitel werde ich etwas mehr auf die vermeintliche Kluft zwischen Männern und Frauen eingehen, was Romantik betrifft.
Möglicherweise kommt es aber auch dazu, dass Sie beide sich für ein ausgetüfteltes romantisches Stelldichein zusammentun, dessen Konzept noch wirklich bezaubernd gewirkt hat, als Sie beispielsweise in diesem Buch darüber gelesen haben. Sobald Sie es aber in die Tat umsetzen, stellen Sie fest, dass es Sie so ganz und gar nicht anmacht. Vielleicht empfinden Sie es beim konkreten Selbstversuch mehr kitschig als emotional anrührend, oder es treten unerwartete Störfaktoren auf, die verhindern, dass Sie sich fallenlassen und dem Augenblick hingeben können. In diesen Fällen wäre es meistens falsch, einfach die Zähne zusammenzubeißen und durchzuhalten. Möglicherweise geht es ja Ihrem Partner genauso, und er hält sich ähnlich wie Sie damit zurück, diese Dinge offen anzusprechen? Aber auch wenn nur einer von Ihnen beiden immer entnervter oder unwirscher wird, können Sie sich den großartigen Sex, zu den die romantischen Momente ja eigentlich hinführen sollten, danach vermutlich schenken. Während es übertrieben wäre, wegen jeder Kleinigkeit ins Nörgeln zu verfallen (das killt die Stimmung garantiert), sollten Sie schon ehrlich ansprechen, wenn ein bestimmtes Szenario sich als so gar nicht nach Ihrer Facon herausstellt. Vielleicht lassen sich die Dinge, die Sie stören, beheben; vielleicht beschließen Sie aber gemeinsam auch, stattdessen auf Altbewährtes zurückzugreifen, dessen Wirkung Sie sich sicher sein können.
Nehmen Sie sich Zeit. Romantischen Sex zu haben, bedeutet, dass Sie sich die eine oder andere Stunde aus der Hektik des Alltags herausschlagen und in diesem Zeitraum nur füreinander da sind. Wenn Sie ein wenig in diesem Buch blättern, werden Sie auf so einige Praktiken stoßen, die äußerst zeitintensiv sind: das besonders ausgedehnte Vorspiel, eine intensive Massage, erotische Dinners und andere Dinge mehr. Das hat seinen Grund. Unter Termindruck funktioniert es nicht, die innersten Gefühle wirklich aufsteigen zu lassen und seinem Partner zu vermitteln, dass er für einen das Wichtigste auf der Welt ist. Wie Sie sich die nötigen Freiräume schaffen können, wird ein eigenes Kapitel behandeln.
Hören Sie Ihrem Partner wirklich und ernsthaft zu. Romantischer Sex ist ein Fenster zu tieferer Intimität; eine Gelegenheit, den anderen mit seinen Sehnsüchten, Vorlieben und Emotionen besser kennenzulernen als zuvor. Hierfür ist es notwendig, dass Sie die Worte Ihres Partners nicht einfach an sich vorbeiziehen lassen, bis Sie endlich wieder an der Reihe sind, über Ihre Bedürfnisse zu sprechen, wie das in vielen Beziehungen ja doch mitunter geschieht. Sie sollten auch in der Lage sein, sich ausreichend auf Ihren Liebsten zu konzentrieren und nicht an Überlegungen und Probleme zu denken, die Ihnen noch im Hinterkopf herumschwirren. Wenn Ihnen das nicht so richtig gelingt, beispielsweise weil diese Probleme für Sie besonders groß sind, dann sprechen Sie das Ihrem Partner gegenüber offen an, statt ihn einfach weiter vor sich hin plapper zu lassen. Der amerikanische Psychotherapeut Carl Rogers hat ein paar Grundregeln des bewussten Zuhörens im therapeutischen Rahmen zusammengestellt, von denen einige mit nur geringer Anpassung auch auf die partnerschaftliche Situation übertragbar sind. Dazu gehören:
- die Bereitschaft, den anderen vollkommen zu akzeptieren und sich in ihn einzufühlen,
- den anderen ausreden zu lassen,
- Blickkontakt halten,
- nicht zu allem gleich seine eigene Meinung abzugeben,
- nachzufragen, wenn etwas unklar ist - auch Gesprächspausen aushalten zu können, statt sie sofort hektisch überbrücken zu wollen: solche Pausen können wichtig sein, um sich zu sammeln oder sich zu spüren.
Versuchen Sie herauszufinden und nachzuspüren, wie es Ihrem Partner emotional geht, wenn er von bestimmten Dingen redet. Fragen Sie im Zweifelsfall nach! Viele von uns haben sich daran gewöhnt, nur über die Sach-Ebene verschiedener Dinge zu sprechen und zu hoffen, dass unser Gegenüber schon erraten wird, welche Emotionen damit für uns verbunden sind. Das ist aber nicht immer so. Wenn Sie glauben, selbst bestimmte Gefühle bei ihm wahrzunehmen, sprechen Sie das aus.
Umgekehrt bedeutet das, dass Sie, wenn Sie reden, keine falsche Scheu zeigen sollten, über Ihre Gefühle zu sprechen. Hier zeigt sich, was Intimität zwischen zwei Liebenden wirklich ausmacht: einander innerste Vorgänge mitteilen zu können, die man eben nicht mit allen möglichen anderen Leuten teilen würde. Es kann Ihrer Partnerschaft eine besondere Tiefe und Bindung geben, wenn Sie voneinander Dinge wissen, die sonst keiner weiß. Das bedeutet natürlich auch, dass Sie solche Dinge wirklich für sich behalten und nicht bei der nächstromantischer besten Gelegenheit Ihrer besten Freundin oder Ihrem Kumpel davon berichten.
Vieles von dem bisher Gesagten (auf die Bedürfnisse des Partners eingehen, romantischer Sex braucht seine Zeit etc.) bedeutet zusammengenommen, dass sich diese Form der Zweisamkeit nicht erzwingen lässt. Mag sein, dass Sie schon alles bis ins Kleinste für einen wonnevollen Abend ausgetüftelt haben, aber ihr Partner hat am selben Tag am Arbeitsplatz mit enormem Stress zu kämpfen und kommt entweder todmüde oder extrem verärgert oder voller Sorge zu Hause an. So frustrierend das für Sie ist: Trotz all Ihrer Mühe wird er diesen Abend nicht besonders genießen können. Das Beste, was Sie in solch einem Fall machen sollten, ist, Ihre Pläne zu verschieben und sich zu überlegen, was Sie stattdessen tun können, um Ihrem Partner beizustehen. Vielleicht braucht Ihr Liebster oder Ihre Liebste nur eine Gelegenheit, sich gründlich Luft zu machen und loszuschimpfen, vielleicht sorgt ein ganz unromantischer gemeinsamer Spaziergang für einen freien Kopf. Es kann auch sein, dass er bzw. sie überraschend noch an einem Projekt weiterarbeiten muss oder dass er nach dem Essen sofort einschlummert. Dann müssen Sie einen Weg finden, sich alleine zu beschäftigen – denn romantische Zärtlichkeiten, bei denen man nicht mit Herz und Kopf dabei ist, funktionieren nun einmal nicht. Kann Romantik auch zu eher unschönen Entwicklungen führen? Dieses Buch wäre nicht besonders ehrlich, wenn man hier nicht antworten würde: Doch, das kann durchaus passieren. Zum Beispiel wenn man die Welt irgendwann nicht mehr realistisch betrachtet, sondern nur durch die rosarote Brille der schwärmerischen Verliebtheit. Bezeichnend ist hierfür das Ergebnis einer Langzeitstudie, welche Ted Houston an der Universität Texas durchführte. Er untersuchte drei verschiedene Weisen, die frühe Phase einer Partnerschaft zu erleben: Schnell und leidenschaftlich, langsam und hindernisreich und genau zwischen diesen Extremen. „Die Paare in der Gruppe, die auf der Schnellspur unterwegs waren“, berichtete die L.A. Times am 16. Dezember 2002, „etwa 25 Prozent der Gesamtheit, waren innerhalb weniger Wochen miteinander verflochten, neigten dazu, ihre anfänglichen Probleme zu ignorieren oder zu vergessen und waren innerhalb von Monaten zur Eheschließung bereit. Im Gegensatz dazu brauchten die Paare, die sich in Zeitlupe voran bewegten, durchschnittlich zwei Jahre, um sich einander zu verpflichten.“ Als man aber nach 13 Jahren den langfristigen Erfolg dieser Partnerschaften überprüfte, lagen die Schildkröten vor den Hasen.
Die Zeitung zitierte Ted Houstons Fazit: „Je langweiliger und bedächtiger die Zeit des gegenseitigen Umwerbens verlief, desto besser standen die Aussichten für eine langjährige Ehe. Bei Menschen, die zu Beginn sehr intensive, hollywoodartige Romanzen führten, bestand ein großes Risiko, dass sie später einen Absturz erlebten, und dabei veränderte sich oft ihr Blick auf den Charakter ihres Partners.“ Bei aller Begeisterung für das viele Tolle, das mit romantischen Gefühlen verbunden ist, das Flattern im Bauch und das Gefühl von den Beinen gerissen zu werden, so empfiehlt es sich also doch, nicht völlig blind vor Liebe zu werden, sondern immer auch einen Blick auf die Wirklichkeit zu behalten. Der Wunsch nach Romantik kann sich auch dann als fatal erweisen, wenn man sich die Haltung zulegt, dass das eigene Liebesleben ebenso aufregend und voller Magie sein müsse, wie die Beziehungen, die man in vielen romantischen Filmen zu sehen bekommt – nur um dann von der Partnerschaft in der Wirklichkeit enttäuscht zu sein. Solche Wünsche sind ebenso illusionär wie die Vorstellung, echter Sex solle genauso wild und verwegen sein wie der in Pornos (also frei von Kommunikationsproblemen, Erektionsstörungen und so weiter). Sie können Ihr Leben und Ihre Sexualität romantischer machen, aber das erfordert Zeit, Mühe und Anstrengung, kann auch mal schiefgehen und wird Ihre Beziehung wohl kaum ganz und gar in ein Hollywoodmärchen verzaubern.
Ich möchte noch einmal an etwas bereits Gesagtes anknüpfen und es näher ausführen: Intimität ist ein emotionaler Zustand tiefster Vertrautheit und Verbundenheit. Es handelt sich um eine Verbindung, die man nur mit ganz speziellen Menschen teilt, die einem viel bedeuten, und nicht mit dem Rest der Menschheit. Insofern kann Intimität dazu führen, Nähe auszudrücken oder überhaupt erst herzustellen, und es ist einer der Grundpfeiler von Freundschaft und Liebe. Häufig wird Intimität automatisch mit Sexualität in Verbindung gebracht („mit jemandem intim werden“). Und sie ist ja auch tatsächlich der Boden, auf dem Sexualität häufig gedeiht. Aber Intimität geht weit über die körperliche Ebene hinaus. Intimität bedeutet, dass man eine bewusste Entscheidung trifft, was von seinem Innenleben und seiner persönlichen Sphäre man mit einem anderen Menschen teilen will.
Wenn Sie also mit einem anderen Menschen Intimität aufbauen möchten, dann sollte das zunächst einmal nicht leichtfertig geschehen. Treffen Sie eine bewusste Entscheidung, mit einem bestimmten Menschen Dinge zu teilen, die Sie nicht dem Rest der Menschheit mitteilen würden. Diese Entscheidung kann auf streng rationaler Ebene ablaufen (der Entsprechende hat sich in der Vergangenheit darin bewährt, kleinere Geheimnisse für sich zu behalten) oder auf emotionaler Ebene (Sie spüren ein starkes Gefühl der Nähe und Vertrautheit und würden es gerne verstärken). Wenn Sie diese Entscheidung getroffen haben, dann berichten Sie diesem Menschen von Erfahrungen, Gedanken oder Gefühlen, von denen Sie nicht jedem anderen erzählen würden. Umgekehrt gilt: Wenn Ihnen jemand solche Dinge anvertraut, dann ehren Sie dieses Vertrauen, indem Sie diese Dinge nicht weitertratschen. Je mehr Sie hier von sich preisgeben, desto stärker wird Ihre Verbindung zu diesem Menschen. Allerdings machen Sie sich auf diese Weise auch immer verletzbarer, was immer wieder dazu führt, dass wir am tiefsten von denjenigen Menschen verletzt werden, die wir am liebsten haben. Ein Verrat kann hier geradezu traumatisierend sein und dazu führen, dass Sie in späteren Beziehungen persönliche Geheimnisse zurückhalten, wodurch Sie immer weniger Intimität zulassen. Ich fürchte, kein Ratgeber kann hier die Schule des Lebens ersetzen, mit der man im Laufe der Zeit Antennen dafür entwickelt, welchen Menschen man Geheimnisse anvertrauen kann und welchen nicht.
Welche Wege das Entstehen von Intimität verhindern können, erklärt die Partnerschaftsberaterin Dr. Kate Wachsa:
Sie unterhalten sich mit Ihrem Partner nur über die Dinge, die Sie beide erlebt haben, und nicht über die Gedanken und Gefühle, die dabei in Ihnen vorgegangen sind.
Sie haben nur auf eine routinierte, unpersönliche Weise miteinander Sex, ohne dabei Ihre Gefühle zur Sprache zu bringen.
Sie versuchen, Intimität zu erzwingen, statt sie im Laufe der Zeit entstehen zu lassen. Beispielsweise fordern Sie von Ihrem Partner, dass er seine Gefühle mit Ihnen teilt, obwohl er das von sich aus noch gar nicht möchte – oder drängen ihn zu Sex, obwohl er noch gar nicht bereit dazu ist.
Sie teilen Ihre persönlichen Geheimnisse mit Hinz und Kunz (oder steigen mit Hinz und Kunz in die Kiste), so dass Ihr Partner in dieser Hinsicht niemand Besonderes mehr ist.
Die Bereitschaft, den Zauber der Intimität aufzugeben, scheint heutzutage irritierend häufig vorhanden zu sein. Wildfremde Leute erzählen uns ihre persönlichsten Geheimnisse in Nachmittags-Talkshows, in Container-Soaps wie „Big Brother“ können wir sie beim Duschen, Vögeln und Kotzen besichtigen, und Klamotten, die den ungehinderten Blick auf Bauch, Brüste und den Ansatz der Pobacken freigeben, sind Alltagskleidung geworden. Nachdem dieses sukzessive Entpacken des menschlichen Körpers nicht viel weiter getrieben werden kann, darf es niemanden überraschen, wenn der Trend bald wieder in die umgekehrte Richtung geht und der Einblick in vormals intime Bereiche wieder zu etwas ganz Exklusivem wird – und gerade dadurch besonders reizvoll.
Ein Wort, das im Zusammenhang mit Intimität häufig fällt, ist Nähe. Natürlich geht es hier vor allem um die emotionale Nähe zu einer geliebten Person, um tiefe Verbundenheit und das Gefühl, zueinander zu gehören. Es gibt bestimmte Verhaltensweisen, mit denen Sie Nähe fördern können:
Zeigen Sie ehrliches Interesse an dem, was Ihr Partner tut, und begleiten oder unterstützen Sie ihn dabei. Dazu ist es hilfreich herauszufinden, warum genau Ihr Partner sich gerade für dieses Hobby oder diese Aufgabe begeistert. Was hat diese Leidenschaft mit seinem Charakter oder seinen bisherigen Erfahrungen zu tun? Es kann aber auch gut sein, dass Sie einen ganz anderen Ansatzpunkt entdecken, der dieses Thema plötzlich auch für Sie spannend macht.
Wenn Sie den Eindruck haben, dass Sie Ihrem Partner in dieser Hinsicht vertrauen können, dann weihen Sie ihn in Ihre kleinen Geheimnisse ein – Dinge, über die Sie ungern mit anderen Leuten sprechen würden (z. B. Sorgen, Ängste oder Träume, die Ihnen eigentlich ein wenig albern vorkommen). Falls Sie nicht so genau wissen, worüber Sie dabei sprechen sollten, können Sie ja eine Art Spiel spielen, bei dem jeder dem anderen zehn Fragen stellen darf, deren Antworten ihn sehr interessieren. Natürlich ist es dabei auch erlaubt, Fragen nicht zu beantworten, die einem allzu sehr ins Eingemachte gehen.
Emotionale Nähe kann auch aus körperlicher Nähe heraus entstehen, etwa durch enges Nebeneinander-Sitzen oder gelegentliche liebevolle Berührungen.
Nähe stellt sich oft auch ein, wenn Sie ein Gefühl von „Wir zwei gegen den Rest der Welt“ erzeugen. Das kann bedeuten: Wenn Ihr Partner bzw. der Mensch, für den Sie sich interessieren, von anderen angegriffen wird, nehmen Sie ihn in Schutz. Oder: Loben oder bestärken Sie Ihren Partner vor anderen oder machen Sie ihm ein Kompliment. Letzteres kann sich zwischen einem generellen „Hi Schöne!“ und einem sehr konkreten „Ich mag deine warmherzige Art wirklich sehr“ bewegen. Männer können bei Frauen häufig Punkte sammeln, wenn ihnen auffällt, dass diese etwas an sich verändert haben, sich beispielsweise für eine neue Frisur oder einen neuen Lippenstift entschieden haben.
Sie müssen Ihre Komplimente nicht unbedingt in Worte fassen. Lassen Sie zum Beispiel anerkennend Ihren Blick über Kleidung oder Körper der entsprechenden Person schweifen – bitte nicht so, dass es schmierig wirkt – und zeigen Sie ein beeindrucktes Lächeln oder pfeifen Sie anerkennend, wenn auch vielleicht halb scherzhaft, durch die Lippen.
Tun Sie Ihrem Partner ab und zu einen Gefallen, wenn er gar nicht damit rechnet. Das müssen überhaupt keine großen Dinge sein. Wichtig ist, was Sie damit ausdrücken: Mir ist aufgefallen, was du gerade brauchst oder was dir gut tun könnte, und ich habe mich darum gekümmert.
Rufen Sie Ihrem Partner schöne gemeinsame Erlebnisse in Erinnerung.
Finden Sie Dinge, über die Sie beide lachen können.
Benehmen Sie sich ab und zu miteinander albern oder kindlich. Dabei verlassen Sie Ihre sozialen Rollen als Erwachsene und zeigen sich voreinander ungeschützt. Es kann natürlich sein, dass Sie mit einem bestimmten Menschen Nähe aufbauen möchten, er aber nicht mit Ihnen. Sie setzen sich beispielsweise dicht neben ihn, berühren ihn hin und wieder und stimmen ihm auffällig oft zu, aber er geht nicht darauf ein und gibt nichts Entsprechendes zurück. Vielleicht rückt er sogar von Ihnen ab. Wie immer können die Gründe vielfältig sein: Er möchte im Moment keine Nähe, beispielsweise weil er vor kurzem einen Vertrauensbruch oder eine andere verletzende Erfahrung durchlebt hat. Er möchte generell schon Nähe, aber nicht unbedingt mit Ihnen (was nicht unbedingt heißen muss, dass er Sie komplett unsympathisch findet). Er ist sich nicht sicher, ob er Ihre Signale richtig interpretiert. Er nimmt Ihre Signale überhaupt nicht bewusst wahr. Weitere Gründe sind denkbar.
Was können Sie in einer solchen Situation tun? Falsch wäre es, einem Menschen emotionale Nähe förmlich aufzwingen zu wollen, wenn er diese sichtlich gar nicht will. In der Regel wird das als aufdringlich empfunden; manche Leute reagieren darauf ähnlich widerborstig wie wenn man ihnen körperliche Nähe aufnötigt. Wenn der Mensch, für den Sie sich interessieren, aber überhaupt keine Kennzeichen dafür zeigt, dass ihm Ihre Annäherungsversuche unangenehm sind, sollte er Ihnen auch keinen Vorwurf machen, wenn Sie eine Zeitlang damit weitermachen. Sollte er Sie so lange in einer unklaren Situation belassen, dass die Sache anfängt, Ihnen auf die Nerven zu gehen, haben Sie wie immer verschiedene Möglichkeiten: Sie können zum Beispiel in einem Gespräch unter zwei Augen ein bisschen mehr Klartext reden: „Ich finde dich sehr nett und würde dich gerne ein bisschen näher kennenlernen. Wollen wir nachher noch einen Kaffee trinken gehen?“ Oder Sie nehmen Ihre diversen Annäherungsversuche mehr und mehr zurück und warten ab, ob jetzt von seiner Seite Signale für den Wunsch zurückkommen, Ihnen wieder so nahe sein zu wollen wie zuvor.
Wie ich bereits erklärt habe, kann romantischer Sex unter anderem eine stärkere Ausrichtung auf die Bedürfnisse des Partners bedeuten. Der vielleicht wesentliche Ansatz in diesem Zusammenhang besteht darin, erst einmal herauszufinden, was genau diese Bedürfnisse überhaupt sind. Lucy Sannas Ratgeber „How to Romance the Man You Love“ (Prima 1996) enthält hier eine, wie ich finde, sehr hilfreiche Checkliste von Fragen, die sich umgekehrt natürlich auch Männer zu ihrer Partnerin stellen können. Ich halte es für nicht sehr gesund, wenn in einer Beziehung hauptsächlich einer der beiden Partner gibt und der andere nimmt – egal, ob es der Mann oder die Frau ist.
Die Checkliste:
Was hilft ihm/ihr sich zu entspannen? Ein ruhiger Ort, Zeit, um vom Alltagsstress wieder runterzukommen, bequeme Kleidung, Musik, ein Lieblingsessen oder -getränk, eine Massage?