Römerinnen - Stendhal - E-Book
SONDERANGEBOT

Römerinnen E-Book

- Stendhal

0,0
0,00 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 0,00 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

In "Römerinnen" präsentiert Stendhal ein faszinierendes Panoptikum seiner Zeitgenossinnen, das sich durch eine elegante Prosa auszeichnet und gleichzeitig die sozialen Strukturen des 19. Jahrhunderts reflektiert. Das Werk ist nicht nur eine eindringliche Analyse der Rolle der Frauen im damaligen Europa, sondern auch ein literarisches Experiment, das autobiografische Elemente mit analytischem Scharfsinn verbindet. Stendhals Fähigkeit, seine Beobachtungen mit psychologischer Tiefe zu verbinden, verleiht den Porträts der Römerinnen eine besondere Intensität und lässt den Leser an den komplexen Emotionen und Ambitionen dieser Frauen teilhaben. Der Autor Stendhal, geboren als Henri-Marie Beyle, gilt als einer der Wegbereiter des psychologischen Romans und lebte ein Leben, das er in seinem literarischen Schaffen reflektierte. Seine Reisen durch Italien und die damit verbundenen Erlebnisse prägen seine Sichtweise auf die weibliche Psyche und die gesellschaftlichen Normen, die Frauen in dieser Zeit auferlegt werden. Stendhals persönliche Erfahrungen und seine Liebe zur Kultur des Reisens und der Kunst beeinflussten sein Schreiben maßgeblich. "Römerinnen" ist ein unverzichtbares Werk für jeden, der sich für die Entwicklung der feministischen Literatur und die sozialen Dynamiken des 19. Jahrhunderts interessiert. Es bietet nicht nur Einblicke in das Innenleben von Frauen dieser Epoche, sondern stellt auch grundlegende Fragen zu Identität, Macht und Selbstbestimmung. Leser, die an einer tiefgreifenden und künstlerisch wertvollen Erzählung interessiert sind, werden von diesem Werk begeistert sein.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2022

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Stendhal

Römerinnen

Zwei Novellen
 
EAN 8596547075820
DigiCat, 2022 Contact: [email protected]

Inhaltsverzeichnis

Vanina Vanini
Die Fürstin von Campobasso
Bemerkung des Übersetzers

Vanina Vanini

Inhaltsverzeichnis

Es war an einem Frühlingsabend des Jahres 1829. Ganz Rom war in Bewegung. Der Duca di Bracciano (der berühmte Bankier Torlonia) gab in seinem neuen Palazzo an der Piazza di Venezia einen Ball. Was die Künste Italiens, was der Luxus von Paris und London an Prunk und Pracht nur aufbieten konnten, hatte zum Schmucke des Palastes beigetragen. Britanniens kühle blonde Schönheiten waren ob der Ehre der Einladung in Wallung geraten. Sie kamen in Menge, und die schönsten Römerinnen machten ihnen den Ruhm ihrer Schönheit streitig.

So war auch eine junge Dame in Begleitung ihres Vaters erschienen, der man ihre römische Herkunft auf den ersten Blick an ihrem ebenholzschwarzen Haar und ihren flammenden Augen ansah. Die allgemeine Aufmerksamkeit wandte sich ihr zu. Aus jeder ihrer Bewegungen sprach seltsamer Hochmut.

Angesichts all des Glanzes waren die anwesenden Ausländer sichtlich verblüfft. »Kein König in ganz Europa gibt solch ein Fest!« sagten sie.

Die europäischen Potentaten haben aber auch keine Paläste in römischer Architektur, und sie müssen ihre Damen nach der Hofrangordnung einladen, während der Duca di Torlonia nur hübsche Frauen in sein Haus bittet. An diesem Abend hatte er dabei besonderes Glück. Die Männer waren wie geblendet, und es war nur die Frage, welche unter so vielen schönen Frauen die allerschönste sei. Eine Zeitlang war man sich hierüber nicht einig; aber schließlich erklärte man die Principessa Vanina Vanini, jene junge Dame mit dem tiefschwarzen Haar und den Glutaugen, für die Königin des Abends. Alsobald strömten Fremde wie Römer in den Saal, in dem sie sich gerade aufhielt.

Gemäß dem Wunsche ihres Vaters, des Fürsten Asdrubale Vanini, tanzte Vanina zunächst mit etlichen deutschen Prinzen aus regierenden Häusern. Darauf ließ sie sich von einigen bildschönen hochvornehmen Engländern auffordern. Das steife Gebaren dieser Gentlemen langweilte sie. Mehr Vergnügen bereitete es ihr, den jungen, sichtlich maßlos verliebten Livio Savelli zu quälen, den glänzendsten jungen Römer, gleichfalls fürstlichen Blutes. Allerdings, einen Roman hätte man ihm nicht zu lesen geben dürfen; er hätte ihn nach den ersten zwanzig Seiten in die Ecke geworfen und behauptet, er bekäme Kopfschmerzen davon. In Vaninas Augen war dies sein Fehler.

Gegen Mitternacht verbreitete sich unter der Ballgesellschaft eine Neuigkeit, die ziemliches Aufsehen erregte. Ein junger Karbonaro, der in der Engelsburg gefangen gehalten worden war, hatte sich soeben gerettet. Dank seiner Verkleidung und seiner romantischen Tollkühnheit war er bis zu den Außenposten gedrungen. Mit einem Dolche war er auf die Soldaten losgestürmt und, wenn auch verwundet, durchgekommen. Sbirren folgten seinen Blutspuren durch die Gassen Roms. Man hoffte, ihn wiedereinzufangen.

Als diese Geschichte die Runde machte, führte Livio Savelli Vanina, mit der er getanzt hatte, gerade zu ihrem Platz zurück. Im Banne ihrer Schönheit und stolz auf den Eindruck, den sie ringsum machte, flüsterte er ihr, fast toll vor Liebe, zu:

»Bitte, sagen Sie mir einmal, wer könnte Ihnen denn eigentlich gefallen?«

»Der junge Karbonaro, der eben entronnen ist!« erwiderte ihm Vanina. »Er hat zum mindesten etwas mehr getan, als sich bloß ins irdische Dasein bemüht ...«

Ihr Vater, der an die beiden herantrat, machte der Unterhaltung ein Ende.

Fürst Hasdrubal Vanini war ein reicher Mann, der sich von seinem Verwalter seit zwanzig Jahren keine Abrechnung vorlegen ließ. Wer ihm auf der Straße begegnete, hielt ihn für einen alten Schauspieler. Seine beiden Söhne waren Jesuiten geworden und in Verrücktheit gestorben. Der Fürst hatte sie vergessen. Sein größter Schmerz war der Umstand, daß seine Tochter Vanina keine Lust zum Heiraten zeigte. Sie war schon neunzehn Jahre alt und hatte die glänzendsten Partien ausgeschlagen. Welchen Grund hatte sie dazu? Den nämlichen, der Sulla zur Abdankung veranlaßte: sie verachtete die Römer.

Am Tage nach dem Balle fiel es Vanina auf, daß ihr Vater, sonst der sorgloseste Mensch von der Welt, der nie in seinem Leben von einem Schlüssel Gebrauch gemacht hatte, die Türe zu einer kleinen Treppe sorglich abschloß, die in ein Zimmer des dritten Stockes führte. Dieses Gemach lag nach einer Terrasse hinaus, auf der Orangenbäume standen.

Vanina machte ein paar Besuche in der Stadt. Als sie wieder nach Hause kam, war das Hauptportal des Palastes infolge der Vorbereitungen zu einer Illumination versperrt. Der Wagen mußte deshalb durch das Hoftor einfahren. Dabei überblickte Vanina die Rückfassade des Hauses und sah, daß eins der Fenster des von ihrem Vater abgesperrten Zimmers offen stand.

Nachdem sie ihre Gesellschafterin weggeschickt hatte, stieg sie auf den Oberboden des Palastes und fand nach langem Suchen ein vergittertes Fensterchen, von dem aus man auf die Terrasse mit den Orangenbäumen hinabsehen konnte. Das offene Fenster, das Vanina vom Hofe aus gesehen hatte, lag von hier nicht weit. Ohne Zweifel war das Zimmer bewohnt. Aber von wem?