Rose of India - Eveline Z. Meier - E-Book

Rose of India E-Book

Eveline Z. Meier

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Beschreibung

Ein Toter liegt auf der Baustelle des zukünftigen Wellnesscenters nahe bei Zürich. Der Fall wird von Kommisssarin Amber Glättli untersucht, die ist wegen ihrer Vorliebe für Schokolade 'Katapultgeschoss des Gesetztes' genannt wird. Tatsächlich glaubt sie in der Leiche den Piratenboss wiederzuerkennen, der mit seiner Bande im vergangenen Herbst das Kreuzfahrtschiff kaperte, auf dem sie Urlaub machte, und der dabei 'The Rose of India' erbeutete, ein kostbarer, von Diamanten eingefasster Rubin. Doch der Zufälle nicht genug. Es stellte sich heraus, dass der Leiter der Baustelle niemand anderer ist als der Frauenheld David Maler. Auch er war damals auf dem Kreuzfahrtschiff. Die schrecklichen Ereignisse verfolgten Kommissarin Glättli bis heute in ihren Alpträumen. Wäre sie nur nicht so neugierig einem dunklen Geheimnis nachgejagt, und wäre Maler nicht auf den Piratenboss losgegangen, dann wäre es vielleicht glimpflicher abgelaufen, aber so, wurden die beiden eingesperrt. Was dann folgte brachte sie körperlich und geistig an ihre Grenzen, in ihrer Not spendeten sie sich gegenseitig Trost. Bevor Maler ihr erneut den Kopf verdrehen kann, hätte Kommissarin Glättli den Fall gelöst - wäre da nicht der Rubin unerwartet wieder aufgetaucht.

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Tell me, did you fall for a shooting star

One without a permanent scar

And did you miss me while you were

looking for yourself out there?

Aus dem Song ‚Drops of Jupiter‘ von Train

Weitere Werke der Autorin: „Nach dem letzten Atemzug“ im Asaro-Verlag, ISBN 978-3-941930-33-9. ‚Burn Out‘, ein Essay wurde in der Anthologie „Auf dem Lande“ verlegt, erschienen im Landverlag, ISBN 978-3-905980-19-6.

EVELINE Z. MEIER

ROSEOF INDIA

TÖDLICHE KREUZFAHRT

www.tredition.de

© 2013 Eveline Z. Meier Erste Auflage

Titelbild: Norbert Traber Lektorat: Christine Baumgartund Franziska Schwarzenbach Umschlaggestaltung: Berthold Sachsenmaier

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN: 978-3-8495-7411-6

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de

1.      Zurück in Puntland

Achmet war in der Hölle gelandet, das wusste er mit Gewissheit. Um ihn herum röhrte und wieherte es, alles drehte sich, aus seinen verquollenen Augen konnte er nichts sehen; riechen, nein, da wo seine Nase gewesen war, klebte ein blutiger Brei und Rotz tropfte ihm zwischen die aufgeschlagenen Lippen. Er kannte das Böse, es konnte überall auf der Welt zuschlagen. Er war in Mogadishu aufgewachsen, in einer Stadt, durch die seit Jahren die Fronten der Bürgerkriegsparteien verliefen, die sich einmal vor- und einmal rückwärts bewegten. Täglich starben Dutzende Menschen im Kugelhagel. Er hatte das wie durch ein Wunder überlebt, zugegeben, er war einige Mal am Tod vorbeigeschrammt, hatte immer Glück gehabt. Und nun erlebte er die Hölle, ausgerechnet in Zürich, einer der sichersten Städte Europas, deren Bewohner Kriege nur vom Hörensagen kannten.

In der Ferne leuchteten die Lichter der Stadt mit ihren spiegelblanken Häuserfassaden. Welch Ironie des Schicksals? Er hatte für einen Augenblick nicht aufgepasst, in der scheinbaren Sicherheit vergaß er die Vorsicht. Der Angriff kam unerwartet und traf ihn umso härter.

Er wusste nicht, wo sie ihn hingeschleppt hatten, erkennen konnte er kaum etwas in der Dunkelheit, die nur gelegentlich von den Scheinwerferlichtern eines vorbeifahrenden Autos unterbrochen wurde. Achmet schmeckte Blut, und mit seinen Zähnen stimmte etwas nicht.

Schon in seiner Kindheit sagte ihm seine Großmutter immer, wenn er lieber den Räuber als den Polizisten spiele, werde es mal schlimm mit ihm enden. Er hätte auf sie hören sollen, auch auf die Beschwörungen der Sippe, Fischer zu werden wie sein Vater und davor sein Großvater. Aber er hatte die Schiffe gesehen, die, von überallher kommend, das Gift vor der Küste versenkten und damit alle Lebewesen im Meer verseuchten –, und die Menschen, die sich davon ernährten, bekamen Krankheiten, für die es keine Namen gibt.

Nein, er hatte beschlossen, sich ein Stück von dem unermesslichen Reichtum der Industrienationen zurückzuholen. Was ihm bis heute auch gut gelungen war. Er besaß viel Geld, sogar ein Bankkonto, und den magischen Rubin ‚The Rose of India‘, der ihm Macht und Würde verlieh. Er trug einen teuren Anzug, den ihm der berühmte Schneider Armani genäht hatte, und er konnte die Puppen tanzen lassen, wenn es ihm danach gelüstete.

Er durfte sich einfach nicht erwischen lassen. Genau!

‚The Rose of India‘ war schuld daran, dass sich sein Glück plötzlich wendete.

Eine Stiefelspitze grub sich unbarmherzig in seine Weichteile und ließ ihn aufheulen. Todesangst trieb ihm kalten Schweiß auf die Stirn, in seinem Bauch brannte ein Feuer, sein Kopf fühlte sich an, als wäre er in heißes Öl eingelegt, und Schmerzen durchbohrten ihn bei jedem Atemzug.

Verzweifelt versuchte er, den Tritten zu entkommen, schüttelte wieder und wieder den Kopf, um das Bewusstsein nicht zu verlieren, und kroch auf weichen Knien auf allen vieren weg. Dabei versanken seine Hände im Sand und er fragte sich, ob er in der Wüste war. Hatte er alles nur geträumt? War er nicht mehr in Zürich, sondern zu Hause in Puntland und wartete auf das Lösegeld? Achmet versuchte seine Gedanken zu fassen, doch sie surrten umher wie ein Mückenschwarm. Er blinzelte, um etwas zu erkennen. Seine Zunge fühlte sich an wie ein vertrockneter Schwamm, seine Kehle war vom Schnaps ausgebrannt und er unendlich durstig.

Wo war eigentlich Joe? War er in der Bar geblieben, wo sie mit den hübschen Mädchen feierten und tanzten? Achmet hatte den Ladys ein paar Drinks spendiert und er trank natürlich mit, das war Ehrensache, obwohl Alkohol ihm nicht bekam. Fasziniert war er dem schwingenden Po einer Blondine auf deren Zimmer gefolgt, als vor ihm zwei Höllengestalten auftauchten und ihn zur Hintertür hinaus auf den Hof stießen. Sie schlugen auf ihn ein, stopften ihm eine Flasche zwischen die Zähne und hielten ihm die Nase zu, bis er schluckte. Auf seine Fragen antworteten sie mit Prügeln und sie flößten ihm unablässig das ätzende Zeug ein, bis er die Besinnung verlor.

Als er wieder zu sich kam, waren sie nicht mehr in dem dunklen Hinterhof und die Teufel saßen ihm im Nacken. Auf Händen und Knien versuchte er zu entkommen, doch es gab kein Entrinnen. Ein Stiefel traf ihn in den Bauch, drückte ihm den Mageninhalt hoch und er schmeckte bittere Galle. Sie waren über ihm, er hörte ihr Grölen. Wie die meisten Menschen in diesem Land mit den blitzsauber geputzten Häusern und den ernsten Gesichtern kannten sie kein Mitleid. Auch dem nächsten Tritt konnte er nicht ausweichen. Wenn er nur wenigstens diesem wehleidigen Klagen entfliehen könnte. So schnell er auch kroch, es blieb immer gleich nah. Als käme es aus seiner Brust.

„Ja, kriech wie ein Wurm, du Wüstensohn. Du bist ein Wüstenwurm – Ha, ha!“

Das gemeine Lachen übertönte für kurze Zeit das Gejammer. Erschöpft knickten seine Arme ein, er konnte nicht mehr.

Diesmal traf ihn ein spitzer Absatz an der Stirn, er schrie auf, wand sich, krümmte sich zusammen und blutiger Nebel senkte sich über seine Augen. Verbissen robbte er weiter, bis er zu seinem Erstaunen Wasser an den Händen spürte. Mit letzter Kraft zog er sich näher und tunkte seufzend seinen Kopf ins kühle Nass. Ah! Herrlich. Das Dröhnen in seinen Ohren drang nur noch gedämpft zu ihm durch und zwischen Ein- und Auftauchen glaubte er das Knattern eines Außenbordmotors zu hören. Endlich! Das mussten seine Freunde sein, die kamen, um ihn hier rauszuholen. Alles wurde gut! Er war zurück in seiner Heimat, am Horn von Afrika. Achmet entspannte sich.

Er spürte nicht den Stiefel, der ihn unter Wasser drückte.

2.      Der Tote im Saunabecken

Kommissarin Amber Glättli beugte sich über den Toten, um ihm ins Gesicht zu sehen oder in das, was es mal war. Ein süß-säuerlicher Geruch von Schnaps und Körperausscheidungen stieg ihr in die Nase. Warum erwischte immer sie die gruseligen Leichen? Und der hier hatte am Hals links eine schwülstige Narbe, die ihr auf beunruhigende Weise bekannt vorkam.

Sein Kopf lag in den Ansätzen des geplanten Kneipp-Wasserbeckens, in dem sich vom verregneten Wochenende Wasser angesammelt hatte. Im Tod hatten sich seine Züge entspannt, sein Mund, ein blutiges Loch, die Zähne eingeschlagen und seine zugeschwollenen Augen waren dünne Schlitze, auf die Amber hinab sah, um ihn herum schwamm wie ein Heiligenschein Blut und Erbrochenes.

Routinemäßig prüfte sie seinen Puls. Vielleicht war er zum Vampir mutiert, dachte sie, und stürze sich auf ahnungslose Kommissare. Sollte sie sich einen hölzernen Pfahl sichern, den man ihm notfalls durchs Herz treiben könnte, bevor er sie biss? Half das überhaupt? Michael Jacksons Thriller drängte sich in ihre Gedanken und sie schauderte. Es fühlte sich an wie ein Temperatursturz und die andächtige Stille auf der großen Baustelle des Familien-Wellnesscenters Sunny Beach trug das ihre dazu bei. Wo sonst Lastkräne surrten, eifrig gehämmert, gerufen und gebohrt wurde, war nur das Scharren von zwei Dutzend Füßen zu hören. Die Arbeiter standen im Halbkreis um sie herum, ihre Hände bedrückt gefaltet, die Schultern gekrümmt. Wie bei einem Feldgottesdienst, nur der Pfarrer fehlte und das signalfarbige Absperrband der Polizei passte nicht ins Bild.

Der Polier hatte am Morgen aufgeschlossen.

„Da habe ich nichts Auffälliges bemerkt. Der Elektrikerlehrling hat ihn erst um halb neun Uhr entdeckt, hinten im Saunabereich. Da arbeitet im Moment keiner“, gab er zu Protokoll, während er bemüht war, an der Leiche vorbeizuschauen, was ihm nicht gelang.

Kommissarin Glättli richtete sich zu ihrer ganzen Größe von einsneunundfünfzig auf, stellte sich wippend auf die Zehen, schob ihr Kinn vor und musterte jeden der Reihe nach. Keiner wagte, mit dem Mundwinkel zu zucken. Aufmerksam verfolgten sie jede ihrer Bewegungen in der ungewöhnlichen Aufmachung. Die konnten lange schauen, das war ihr sowas von egal.

Zugegeben, die Fischerstiefel wären für die Pfütze nicht nötig gewesen, so waren von ihr nur noch die Schultern und das Kinn zu sehen. Der Rest ihres Körpers ertrank in der Gummihülle, die ihr bis zum Brustbein reichte und oben mit einem Schutzhelm abschloss. Sie sah aus wie ein Michelin-Männchen. Als sie von der Leitstelle informiert wurde, den Fall des Ertrunkenen zu untersuchen, hatte sie nicht ahnen können, dass der ‚AgT‘ –, Kürzel für außergewöhnlichen Todesfall –, nur wenige Zentimeter im Wasser lag. Der Polizist im Bereitschaftsdienst meldete ihr im Fachjargon er habe das ganze ‚Rösslispiel‘ aufgeboten, das heißt Wissenschaftlicher Dienst für die Spurensicherung, den Bezirksarzt, der den Totenschein ausstellen soll und den verantwortlichen Staatsanwalt, die nun alle nach und nach eintrafen.

Kommissarin Glättli nannte man hinter vorgehaltener Hand das ‚Katapultgeschoss des Gesetzes‘. Damit spielten die Kollegen auf ihren gut gepolsterten Körper an. Ihr entlockte dies nur ein müdes Lächeln: „Alles purer Neid.“

Mit zäher Hartnäckigkeit hatte sie mit der Zeit den Kollegen Respekt abgerungen. Ihre Größe hatte dabei wenig geholfen, auch wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellte. Ihr Hintern schwang luftig beim Gehen, und mit ihren schnellen Beinen hatte sie auch schon manchen Ausreißer eingeholt. Im richtigen Kleid konnte sie manch bewundernden Blick einfangen. Was wollte sie mehr. Sie sah also keinen Grund auf ihre geliebten Schokoriegel und Cremeschnitten zu verzichten.

Ihre schwarzen Haare reichten bis zum Kinn und federten bei jeder Bewegung hin und her. Sie pflegte es länger zu tragen, und früher hatte sie auch mal mit Dauerwelle und Strähnchen experimentiert. Mit dem neuen Haarschnitt wirkte ihr Gesicht zart, was durch die Sommersprossen unterstrichen wurde. Die waren ihre wahre Geißel, sie ergossen sich über ihren gesamten Oberkörper. Was die einen in Entzücken versetzte, nannten andere Fliegenscheiße und sie selbst hasste sie abgrundtief, wie das nur jemand tut, der deshalb während der Schulzeit gnadenlos gehänselt wurde, und sie ließen sie an schlechten Tagen tief in die Schminkkiste greifen. Wegen ihres frischen Aussehens wurde sie mit ihren fünfunddreißig Jahren oft mit „Fräulein“ oder „Kindchen“ angesprochen, was sie nicht ausstehen konnte.

Nun winkte sie Tom, den Fotografen, herbei: „Bitte mach mir ein paar Aufnahmen von der Zufahrt und bis hierher, von allen Seiten, und wenigstens ein Porträt.“

Tom nahm mit zugekniffenem Auge Maß: „Mal sehen, ob ich ihm ein Lächeln entlocken kann“, und machte sich ans Werk.

Auch Amber begann ihre Arbeit, zog sich Einweghandschuhe über und untersuchte die Leiche nach Spuren, die etwas über ihr Ableben verraten würden. Die Totenstarre hatte sich bereits wieder gelöst, er musste länger als sechs Stunden da liegen, der Mediziner würde das genauer schätzen können. Trotz der erheblichen Verletzungen am Kopf deutete alles daraufhin, dass der dunkelhäutige Mann in den wenigen Zentimetern Wasser ertrunken war. Was eine Maus problemlos schaffte, kam bei jemandem mit dem Körper eines Marathonläufers, der obendrein beide Hände frei hatte, einem Kunststück gleich.

„Hm, hm, hm“, murmelte sie, und ging nahtlos in ein Summen über, eine ihrer Marotten. Der Ton schwoll an und wieder ab, je nachdem, was sie entdeckte.

Der Tote war zirka ein Meter fünfundachtzig groß, hatte lange, dünne Glieder und seine schwarze Haut glänzte mit dem seidenen Anzug um die Wette. Seine Füße steckten in hellen Slippers aus weichem Ziegenleder. Für einen Geschäftsmann wies er zu viele Narben auf und ein Asylsuchender war er wahrscheinlich auch nicht, dafür trug er zu teure Kleider.

Bilder stiegen in Amber hoch: Piraten in wehenden Gewändern rannten auf sie zu. Ihr brach der Schweiß aus, als sie den Vorspann ihres Alptraumes erkannte. Ein Déjà-vu, ausgelöst durch den Fremden. Sie blickte prüfend in sein aufgedunsenes, verformtes Gesicht, konnte aber nicht mit Bestimmtheit sagen, ob er es war. Aber die Narbe…

Um Ablenkung bemüht, sah sie sich nach ihrem Assistenten um: „Serge, halt mir bitte mal das Aufnahmegerät. Danke. Die Totenstarre hat sich gelöst. Druckstellen am Hals, zu schwach für Würgemale, schwere Verletzungen in Gesicht und am Kopf, mehrere Zähne ausgeschlagen, Nase gebrochen und Kiefer, Lippen aufgesprungen, Schwartenrisse links und rechts der Jochbögen, Stirn und linker Wangenknochen. Die Art der Verletzungen deutet auf Fußtritte oder Schläge mit einem stumpfen Gegenstand hin. Am ganzen Körper Kratzer, Prellungen und Schürfungen. Fremdeinwirkung wahrscheinlich. Von seiner Lage zu urteilen, würde ich sagen: Er ist bis zum Wasserbecken auf allen Vieren gekrochen und hier zusammengebrochen.“

Langsam lösten sich ihre inneren Schatten auf.

„Das war‘s. Die Analyse der Spuren durch den Wissenschaftlichen Dienst wird uns mehr Klarheit geben und Reuven von der Rechtsmedizin wird uns nach der Obduktion der Leiche mehr zur Todesursache sagen können.“

Die Kommissarin arbeitete mit Serge schon über zwei Jahre zusammen. Seine übermotivierte Spring-ins-Feld-Attitüde hatte er nicht ohne zu murren aufgegeben. Doch inzwischen waren sie meist recht gut aufeinander eingestellt, nur ab und zu gab es Diskussionen. Sie schätzte an ihm seine Flexibilität und musste zugeben, dass ein Partner mit seinen Körpermaßen ihr manchmal ganz recht kam.

Sie entledigte sich ihrer Gummifinger und machte Platz für die Spezialisten in den weißen Anzügen, die jedem Haar und jedem Staubkorn nachgehen würden. Keine beneidenswerte Arbeit an einem Tatort wie diesem. Sie begann direkt vor Ort mit dem Vernehmen der Zeugen. Zuerst des Poliers, der respektvoll den Helm abnahm, wodurch ein Schweißring mit verklebten Haaren sichtbar wurde, was sie wünschen ließ, er würde den Helm wieder aufsetzen.

„So ein Ärger. Sehen Sie, die Baustelle kann nicht lückenlos abgeschlossen werden. Der Zaun führt zwar rund um das Areal, aber es kommt immer wieder vor, dass Material gestohlen wird. Für Fremde ist das Betreten sowieso verboten und jetzt so etwas. Ein Toter. Er muss bereits dagelegen haben, als ich aufschloss.“

„Ich kenne den Mann nicht, habe ihn noch nie gesehen.“

Er würde ruhiger schlafen, wenn ein Wachmann nachts seine Runde machen würde, aber das war zu kostspielig. Er schüttelte den Kopf, wenn das mal keine Probleme gab?

„Vielleicht hat er mal nach Arbeit gefragt? Denken Sie nach!“

„Nein, der wäre mir bestimmt aufgefallen.“

Sie notierte sich seine Adresse und wandte sich dem Nächsten zu, einem großen, schlaksigen Jungen mit Pickelgesicht. Es war der Lehrling der Elektrofirma, der den Toten gefunden hatte, und der seiner wichtigen Rolle entsprechend, cool wirken wollte:

„Ich rief ihm noch zu: ‚Die Pfütze reicht aber kaum für eine Abkühlung‘, im Sommer wird es auf dem Beton heiß wie in einer Bratpfanne, darum glaubte ich, er …“, der Junge schluckte. „Doch er regte sich nicht, also stupste ich ihn mit dem Fuß an und merkte erst da, wie unheimlich still er war.“ Nun kippte seine Stimme und er quiekte so hoch, dass es in den Ohren schmerzte. „Da ging ich den Chef rufen.“

Er brach von Emotionen übermannt ab. Amber legte ihm tröstend den Arm um die Schultern.

„Das hätte jeden erschreckt. Sie haben genau das Richtige getan.“

Steif nickend wandte er sich mit feucht glänzenden Augen ab. Dann sah er sie fragend von der Seite an, als fürchtete er, bei ihrer nächsten Frage in Tränen auszubrechen.

„Danke, wir melden uns, wenn wir noch Fragen haben.“

Mit Schultern, die unter der Last der Erwachsenenwelt schier zusammenbrachen, ging er davon.

„Was ist hier los? Was macht ihr da?“

Eine schneidende Stimme zog die Aufmerksamkeit aller auf sich. Ambers Stirn kräuselte sich und bildete über ihrer Nase eine steile Falte. Die Art, wie der Näherkommende sich bewegte, kam ihr bekannt vor. Außer John Wayne kannte sie nur einen, der die Hüften so versteifte, wobei die Beine vorausgriffen, als ob das, was dazwischen hing, besonderen Schutz erforderte. Ihr Blick tastete ihn ab.

Seine Gesichtsfarbe glich Spülwasser, sein Mund verkniffen und anstelle der Grübchen hatte er nun Furchen. Die Lachfältchen um die rotgeäderten Augen stammten aus einem anderen Lebensabschnitt. Gereizt strich er sich eine Locke aus der Stirn und sah die Männer an. Der coole Individualist, seine animalische Anziehungskraft, waren vergangen. An ihrer Stelle stand ein Typ, der Stahl zerbeißen würde, sodass einem die freundliche Begrüßung im Hals stecken blieb. Er war breiter geworden.

David Malers Auftritt ließ keinen Zweifel daran, wer hier der Boss war. Und ihr wurde unangenehm bewusst, wie sie aussah, und sie wünschte, sie hätte sich heute Morgen mehr Zeit vor dem Spiegel genommen. Obwohl von ihrer Bluse und den Dreiviertelhosen sah man nichts in den Fischerstiefeln und mit dem Helm obenauf.

Maler schaute um sich und schnauzte: „Ihr da! Warum steht ihr rum wie bestellt und nicht abgeholt? Wisst ihr, was das kostet?“ Er fixierte einen nach dem anderen, als könnte er an ihren Gesichtern den Verlust abschätzen.

Maler schaute um sich und schnauzte: „Ihr da! Warum steht ihr rum wie bestellt und nicht abgeholt? Wisst ihr, was das kostet?“ Er fixierte einen nach dem anderen, als könnte er an ihren Gesichtern den Verlust abschätzen.

Eine weitere Verzögerung des Baus konnten sie sich unmöglich leisten. Sie lagen im Terminplan bereits zurück, statt Januar würde man erst im April eröffnen können, und das auch nur, wenn alle Überstunden einlegten. Er wedelte mit der Hand in Richtung des Toten: „Packt den mal weg. Die Sorte kann ich eh nicht leiden, egal ob tot oder lebendig.“

Sein rüder Ton verschlug Amber die Sprache. Sie trat vor ihn. Doch er blickte suchend an ihr vorbei, tat sie ab als Hilfskraft und winkte Assistent Serge her. Der entsprach offensichtlich eher seiner Vorstellung eines Untersuchungsleiters mit seiner einsfünfundneunzig und hundert Kilo Lebendgewicht.

„Hey, Sie da, sind Sie der Zuständige der Kripo?“

Serge beugte sich zu seiner Chefin hinab: „Alles klar, Frau Kommissar?“

Amber zischte verächtlich, schoss wie eine Ballerina auf die Zehenspitzen und war nun knapp auf Davids Augenhöhe.

„Kommissarin Glättli. Wir, äh, … kennen uns!“, sagte sie und streckte ihm die Hand entgegen.

Die übersah er und schaute sie verdutzt an.

„Von der Kreuzfahrt. Horn von Afrika.“ Sie stellte sich wieder auf ihre Fußsohlen, was sie ein paar Zentimeter an Höhe einbüßen ließ, aber nun hatte sie seine volle Aufmerksamkeit. „Ich leite die Untersuchung und hier räumt niemand was weg, bevor die Spurensicherung ihre Arbeit beendet hat.“

„So! – Aaaha!“

Der lang gezogene Ausruf bestätigte seine Vorahnung von heute Morgen, als eine schwarze Katze seinen Weg kreuzte. Er befürchtete, dass er vom Pech verfolgt werden würde. Der Beweis stand vor ihm. Diese halbe Portion, mit der schlechten Angewohnheit, in den ungnädigsten Momenten in sein Leben zu platzen, alles aus den Angeln zu heben und dann spurlos zu verschwinden.

Sie war Kommissarin, das erklärte manches. Unter anderem, weshalb sie alles besser wissen musste. Und Mannweiber, die ständig beweisen wollten, wie hart sie im Nehmen waren, konnte er noch nie leiden. Er hatte sie nicht wiedererkannt. War das ihre Uniform? „Was suchst du hier? Dass du dich überhaupt unter meine Augen traust! Nie gelernt, dich anständig zu verabschieden, hm? Schlechte Kinderstube! Was soll der giftige Blick? Hab ich einen wunden Punkt getroffen?“, fragte er, holte Luft und fügte hinzu: „Oh, entschuldige, du bewegst dich ja in höheren Sphären. Rettest Menschen in Not, oder war es die Welt? Spielst dich zum Gewissen der Nation auf, aber selber, selber hast du keines!“ Er war so laut, dass auch der Hinterste und Letzte ihn hören konnte.

„Reißen Sie sich zusammen, ja, bitte! Sie sind gerade der Richtige! Und mein Privatleben interessiert hier keinen.“

Was nicht stimmte, denn alle spitzten die Ohren. „Ich bin hier, um den außergewöhnlichen Todesfall zu untersuchen“, antwortete sie und fragte dann: „Kennen Sie den Mann? Schauen Sie ihn genau an. Haben Sie ihn schon mal gesehen?“

In David sträubte sich alles, seine Abneigung dem Toten gegenüber war fast körperlich. Schweiß brach ihm aus. Zu sehr sah er jenen Piraten ähnlich, die Jessica auf dem Gewissen hatten, und der Schmerz über ihren Tod übermannte ihn von Neuem. Jessica, wie sie verärgert rauslief, der Schlag, mit dem die Kugel ihren Körper traf, ihr erstaunter Blick.

Aufgewühlt schüttelte er den Kopf, um die Bilder zu vertreiben. Die Narbe auf seinem Unterarm, wo ihn das Projektil gestreift hatte, juckte leicht. Er starrte auf den still Liegenden und ihm wurde schlecht. Galle stieg ihm in den Mund, er schluckte krampfhaft, wollte den Toten mit dem Fuß anstoßen. Als hätte Amber es geahnt, schnellte ihre Hand vor.

„Unterstehen Sie sich!“

Das reichte. Nur weg hier oder er würde kotzen. Unwirsch riss er sich los, wobei er ihre Hüfte streifte.

Sie ließ nicht locker: „Na? Kennen Sie ihn?“

„Ich kann es nicht sagen.“

Warum stand sie so nah bei ihm? Er fühlte sein Blut im Bauch klopfen und seine Wangen begannen zu glühen. War das der Beginn eines Herzinfarktes oder spielten seine Hormone verrückt?

Fahrig strich er sich das Haar zurück, meinte müde: „Räum ihn weg, schnellstmöglich, ja. Wenn noch Fragen sind, ich bin in meinem Büro“, und ging.

Amber sah ihm mit zusammengekniffenen Augen nach. Was würde sie darum geben, seine Gedanken lesen zu können. Mit einem entschlossenen Seufzer wandte sie sich um. Der Staatsanwalt trat auf sie zu. Sie begrüßten sich. Amber berichtete, und besprach mit ihm das weitere Vorgehen. Dann nahm sie sich den nächsten Zeugen vor.

„Wie lange dauert das denn noch? Ich sollte heute die Schläuche fürs Elektrische einziehen, sonst flucht der Chef abends“, maulte einer.

„Wir tun, was wir können. Name?“

Nach zwei Stunden war die Leiche weggeschafft und ihre Umrisse waren mit weißer Farbe auf dem Boden gezeichnet. Nur das neonfarbene Absperrband deutete auf die laufende Untersuchung hin. Amber überflog die Ergebnisse der Befragungen. Keiner kannte den Fremden oder hatte ihn vorher gesehen. Er trug keine Papiere bei sich anhand derer man ihn identifizieren konnte. In seinem Anzug hatte man ein abgerissenes Preisschild gefunden, das vielleicht Auskunft geben würde, wo er sich vor seinem Tod aufgehalten hatte.

Könnte er tatsächlich einer der Somalischen Piraten sein? Oder war ihre Meinung von den schrecklichen Erinnerungen getrübt? Wann würden die Schatten von damals sie endlich in Ruhe lassen?

3.      Etwas viel Würze für David

Vor ein paar Jahren war Heinrich David Maler aus dem Ausland zurückgekommen. Er war von Kontinent zu Kontinent gereist, hatte dort verweilt, wo es ihm gefiel, und war wieder aufgebrochen, wenn das Geld dazu reichte.

Zurück in der Schweiz hatte er eine Stelle gesucht und Cora kennengelernt, deren Vater Bauunternehmer war - oder war es andersherum gewesen: Hatte er durch die Stelle beim Bauunternehmer dessen Tochter Cora kennengelernt? Egal, das eine hatte dem anderen nicht geschadet. Er arbeitete hart, was nicht unbemerkt blieb. Und er bemühte sich intensiv um Cora, die Tochter des Chefs. Er lud zum Lunch im Nobelhotel Dolder mit dem zukünftigem Schwiegervater, Galaabend in der Oper mit ihr, Dinners in erstklassigen Lokalen mit Vater und Tochter, um seine Familientauglichkeit unter Beweis zu stellen. Das zahlte sich später für ihn aus und schuf eine solide Basis. Das war auch nötig, denn als er sich trotz allem in Coras Schwester Jessica verliebte, löste er damit ein kleines Erdbeben aus. Aber vorher holte ihn Kunz kurzerhand an die Spitze seines renommierten Bauunternehmens.

Damit hatte David den Sprung nach oben geschafft, und wurde daraufhin vom Konsortium, das das Wellnesscenter Sunny Beach erstellte, mit der Bauleitung beauftragt. Stolz herrschte er über das Sechzig-Millionen-Projekt und ließ gleichzeitig bis zu vier Kräne nach seiner Regie tanzen. Inzwischen wohnte er in einer luxuriösen Terrassenwohnung und konnte sich seinen Bubentraum erfüllen: Einen Ferrari zu fahren.

Er war eine Persönlichkeit, der man sich nicht leicht entziehen konnte, er band Menschen aller Couleur in seine Pläne ein, brachte Investoren dazu, sein Projekt zu finanzieren und überzeugte Gemeindevertreter im Interesse der Wirtschaft, ihnen mit ihren Regeln etwas entgegenzukommen. David verlor nie den Blick fürs große Ganze und war sehr genau in den Details, ja hartnäckig. Er war jedoch nicht abgeneigt, Unterführungen für laichende Frösche zu bauen oder Fischtreppen, um ein Nebeneinander von Mensch und Natur zu ermöglichen. Seine Konkurrenten nannten ihn einen billigen Schaumschläger, ein Plappermaul, das immer den neuesten Klatsch wusste, und verübelten ihm seine Standhaftigkeit und das pickelharte Einfordern von Abmachungen.

Seine Präsenz zog die Blicke auf sich, wenn er einen Raum betrat und ließ alle Anwesenden zu seinem Publikum werden. Er sah immer noch gut aus, mit griechischen Gesichtszügen, blonden Locken wusste er sein charmantes Lächeln skrupellos für seine Interessen einzusetzen. Stets trug er ein helles Hemd, die goldene Uhr am gebräunten Handgelenk, und Designer-Jeans. Seine muntere Begrüßung war sein Markenzeichen. „Grüezi. Was kann ich an diesem schönen Tag für Sie tun?“

Doch seit dem Tod seiner Frau war seine gute Laune verschwunden und morgens kam er nur mit Mühe aus dem Bett.

Sich in die Arbeit zu stürzen, war sein Mittel, um damit fertig zu werden.

Bei ihm liefen alle Fäden zusammen, er führte jedoch nicht vom Schreibtisch aus, sondern war oft vor Ort anzutreffen. So hielt er seinen Leuten den Rücken frei, wenn etwas nicht nach Plan lief, und irgendetwas ging immer schief. Da waren schnelle Entscheidungen gefragt, wie letzte Woche, als der Betonmischer vor dem Tor stand und die Gitter für den Eisenleger noch nicht geliefert worden waren. Diese Herausforderungen waren die Würze im täglichen Einerlei, und wenn Not am Mann war, packte er auch mal mit an.

Aber eine Leiche, da konnte er nicht mitreden und sie auch nicht wegorganisieren; das war nicht sein Metier. Es war das Feld der sperrigen Kommissarin mit ihrem Tross von Beamten, die seine Arbeiter mit Fragen belästigten: Gelinde gesagt, ein Ärgernis.

Davids Kiefer bewegte sich lautlos, aber heftig, beim verbissenen Äußern einiger Verwünschungen. Er sah die Polizei am liebsten nur aus der Ferne. Und auch seine Leute wurden zusehends nervöser, hinterher musste er doppelt Druck machen, damit die Arbeiten fristgerecht fertiggestellt werden würden.

„Ähem, Chef!“ Vor ihm stand der Sanitärinstallateur, ein kleiner drahtiger Mann, und hielt ihm seinen Plan unter die Nase. „Wie sollen wir die Leitungen vom Verwaltungsgebäude zum Außenbecken verlegen, wenn die Idioten den Kanal zugemauert haben? Das müssen wir alles wieder ausfräsen, was uns wertvolle Zeit kosten wird. So kann ich nicht garantieren, dass wir den Termin einhalten, und das ist nicht unsere Schuld.“

David rief den Polier zu sich und besprach mit ihm, wer den Sanitärinstallateur unterstützen könnte. Und der fragte ihn, was sie alle beschäftigte: „Wann können wir weiterarbeiten, Chef?“

„Kann ich im Moment nicht sagen. Sobald die Kripo grünes Licht gibt.“

„Ich habe gehört, die Kommissarin sei ein heißer Feger?“, feixte der Installateur.

„Ungefähr so sexy wie Zwerg Brummbär aus Schneewittchen“, grinste David und nickte ihm abschließend zu. Ein paar Schritte weiter blieb er stehen und rief nach dem Gerüstbauer, die Decke im zukünftigen Aerobic-Raum musste besser abgestützt werden.

„Hossa! Hossa! Hossa!“ Was wie ein Niesen tönte, stellte sich als sein neuer Handy-Klingelton heraus. Er musste unbedingt ein Wörtchen mit der Tochter seiner Assistentin reden. Sein Handy war tabu für solche Spielchen.

„Fiesta, Fiesta Mexicana…“ Hastig drückte er Rex Gildos Trällern weg. „Maler?“, bellte er in den Hörer.

„Hallo, David, Dumont am Apparat. Wie läuft‘s?“

Martin Dumont war ein gewichtiger Investor des Konsortiums und ließ keine Gelegenheit aus, ihm reinzureden. David hatte bisher einen Konflikt vermieden, sich agil durch dessen „wohlgemeinte“ Ratschläge geschlängelt. Doch in letzter Zeit setzte er ihm zu.

„Hallo, Martin. Was für ein schöner Tag heute. Wir sind gut im Terminplan. Wenn das Wetter weiter so bleibt, sind wir früher fertig als geplant“, gab er etwas gezwungen zur Antwort

„Schön, schön. Hör mal: Ich stellte auf meiner letzten Reise nach Dubai Kontakt mit der Alexis-Gruppe her. Die haben letztes Jahr in der Nähe von Athen ein Wellnesscenter eröffnet, doppelt so groß wie unseres. Der Manager ist ein Schwede namens Ben Carlson, und der ist gestern zufällig angereist. Von dem kannst du sicher was lernen, deshalb möchte ich, dass du ihm unser Projekt zeigst, mit dem üblichen Drum und Dran, Einladung zum Dinner, Massage aufs Zimmer, na, du weißt schon.“

David verzog das Gesicht. Zurzeit hatte er wirklich andere Sorgen. „Das passt jetzt gerade schlecht.“

„Wo liegt das Problem? Eben hast du erklärt, es laufe alles wie geschmiert. Lass mich raten: Du stehst mannshoch in Beton und Backsteinen, weil der Maurer Vaterschaftsurlaub hat, stimmt‘s?“

„Nein, das nicht, aber…“ Besser, wenn Dumont nichts von dem Toten auf dem Bau erfuhr. Doch bis zu Carlsons Besuch würden deren Spuren wohl nicht verschwunden sein.

„Dann ist es abgemacht!“, beschloss Dumont. „Am besten, du holst Carlson um neun Uhr dreißig im Hotel Ramada ab. Wir treffen uns dann zum Lunch mit Kunz, so um dreizehn Uhr. Und Maler, sei pünktlich, ja, und bind dir eine Krawatte um, ich will mich nicht blamieren.“

Das ihm! Es gab vieles, was man ihm nachsagen konnte, aber sicher nicht taktloses Verhalten. Das traf besser auf die Geldgeber für solche Projekte zu, die wurden leider nicht nach Sympathiepunkten ausgewählt. „Ist noch was? Ich muss weiter.“

Er war im Begriff einzuhängen, als Dumont fragte: „Mir ist da was von einer Leiche auf dem Bau zu Ohren gekommen. Warum sagst du mir nichts davon?“

„Uh, oh, daaas! Hat sich nahezu erledigt, drum. Ein Unfall! Die Kripo packt gerade zusammen, die Kommissarin ist eine alte Freundin von mir. Reine Routine.“

„Wie kann so was passieren? Ich muss dir hoffentlich nicht sagen, dass das nicht gut fürs Geschäft ist. Schau zu, dass nichts an die Presse durchsickert. Hörst du! Ein Toter kann dem Wellnesscenter einen bleibenden Imageschaden bereiten - der klebt wie Hundekacke, und den Gestank wird man nicht los.“ Ohne ein weiteres Wort hängte er ein.

Einer der Vorteile auf dem Bau war, dass man sich ungeniert Luft verschaffen konnte, wenn einem danach zumute war. Keiner fühlte sich deswegen bedroht. David versetzte der nächsten Holzwand ein paar Fußtritte und fluchte alle Heiligen vom Himmel herab. Hatte er nicht schon genug Ärger? Nun durfte er morgen den Schweden herumführen wie ein Chorknabe, und dann diese Kommissarin… Die Einzige, bei der ihm sein Charme im Hals stecken blieb, weil er aus unerklärlichen Gründen für sie weniger als Luft zu sein schien. Er zweifelte, ob sie aus Fleisch und Blut war, sie war steif wie ein Androide.

Über den Vergleich versuchte er zu grinsen, was kläglich misslang. Er war so müde.

4.      Kein Hosenscheißer

In seinem Büro im zweiten Obergeschoss des Verwaltungstraktes angekommen, blickte David selbstbewusst über die Baustelle. Er hatte die Pläne im Kopf: Vorne die imposante Eingangshalle, dahinter erkannte das geübte Auge bereits Schwimmbecken und rechts war der Durchgang zur Saunalandschaft.

Seit dem Tod von Jessica hatte ihm sein Schwiegervater die Unterstützung aufgekündigt. Und machte nun keinen Hehl mehr daraus, dass er David als Bauleiter beim Wellnesscenter-Projekt für eine Fehlbesetzung hielt, damit bildete er eine unheilige Allianz mit Dumont. Sie unterstellten ihm, ein Bau dieser Dimension sei eine Nummer zu groß für ihn, sahen in seiner Art, immer vor Ort zu sein, Führungsschwäche und warfen ihm vor, sich lieber mit Handwerkern zu unterhalten als mit den Finanziers.

Wenn sie erwarteten, dass er ihnen den Hintern wischte, würden sie eine herbe Enttäuschung erleben. Er seufzte abgrundtief. In Augenblicken wie diesen sehnte er sich nach einer Tätigkeit, wo man abends sah, was geleistet worden war. Nur Maria, seine Mutter sah es lieber, wenn er sich die Hände nicht schmutzig machte.

Es würde ihm immer ein Rätsel bleiben, weshalb sie seinen Vater, einen Tyrannen und Alkoholiker, geheiratet hatte. Das Lachen verging ihr schon bald, sie lebten zurückgezogen und im ständigen Bemühen, nicht aufzufallen. Einzig ihr Sohn war ihr Sonnenschein und sie überschüttete ihn mit Liebe.

Sie litt unter der krankhaften Eifersucht ihres Mannes, der durch sein ausuferndes Trinken immer aggressiver wurde und sie für die kleinste Unregelmäßigkeit schlug.

Es war an einem Sommertag, David lag auf dem Boden neben seinem Plattenspieler und sang mit Adriano Celentano aus voller Kehle mit. So überhörte er die berstende Flasche, die Einleitung für den heraufziehenden Streit. Als ein umstürzendes Möbelstück den Boden erschütterte, stellte er leiser und konnte nun seine Mutter schreien hören. Dazwischen ertönte das Gebrüll des Vaters, der anstelle des Frühstücks seine Kaffeetasse mit Kirsch gefüllt hatte, etwas anderes blieb nicht in seinem Magen. „Ich kenne deinesgleichen! Du tuschelst hinter meinem Rücken mit der Nachbarin. Dann schaut mich der Kleine so an mit seinen schwarzen Augen, dass es einem anders wird, dämonisch sag ich! Ein Satansbraten, … verziehst ihn viel zu sehr“, lallte er. „Eines Tages steckt er mir ein Messer in den Rücken – wirst schon sehen. Wie Brutus dem Cäsar. Ja – der war auch so ein Italiener. Alles Mafiosi.“

David kam ihr zu Hilfe, und wie er sah, dass sie sich verstohlen das Blut von der Lippe tupfte, stellte er ihm mutig seine hundertzehn Zentimeter entgegen. „Lass Mama in Ruhe!“, drohte er mit Pieps-Stimme.

„Was willst du denn, du Hosenscheißer!“, donnerte sein Vater. „Ich lasse mir doch von dir nicht auf der Nase herumtanzen.“

Ein Schubs von ihm und David flog in die Ecke. Der rappelte sich auf und stürzte sich mit so viel Wut auf ihn, dass der Vater auf seinem Allerwertesten landete. Auf Davids Augenhöhe hämmerte er mit seinen kleinen Fäusten auf ihn ein, bis der Vater ihn zu fassen kriegte und zuschlagen wollte.- Ein Gongschlag ertönte, der Vater verdrehte die Augen und kippte um. Über ihm stand Maria, in der Hand die gusseiserne Bratpfanne.

„Basta!“, meinte sie und schlug das Kreuz. Das wirkte wie ein Befreiungsschlag, von da an fasste sie mehr Selbstvertrauen und begann sich zur Wehr zu setzen. Und auch Vater sah sie mit einer Mischung aus Misstrauen und Respekt an, er erinnerte sich zwar nicht genau was geschehen war, aber seine Handgreiflichkeiten versiegten.

Als er dann an seiner kranken Leber starb, trugen es die Hinterbliebenen mit Fassung. Sie hatten eine kleine Rente, die für ein bescheidenes Leben reichte. David lud gerne seine Freunde ein, und seine Mutter liebte es, sie wie eine große Familie zu bekochen. Verglichen mit früher, war ihr Leben danach eine einzige große Party.

Entgegen dem Wunsch seiner Mutter lernte er Maurer, hängte dann noch ein Studium an der Technischen Hochschule dran, was sie freute, doch als er von seinem Wunsch erzählte, den Rest der Welt zu entdecken, kam es für sie etwas zu überraschend.

Er würde noch heute im Ausland leben, hätte ihn nicht damals die Nachricht erreicht, dass seine Mutter schwer erkrankt war. Ihm wurde schlagartig bewusst, dass sie allein seine Familie war und eines Tages nicht mehr da sein würde. Er lieh sich von seinen Freunden Geld für den Rückflug. Und als seine Mutter nach drei Wochen das Hospital verlassen konnte, beschloss er, in ihrer Nähe zu bleiben.

David wandte sich vom Fenster ab und musterte seinen Arbeitstisch. Seine Träume von einer eigenen Familie waren zunichte. Es lag nun über ein halbes Jahr zurück und er wartete noch immer auf den Tag, an dem das Gefühl, schuld an Jessicas Tod zu sein, endlich verblassen würde. Manchmal hielt er mitten im Reden inne, weil ihn etwas an sie erinnerte. Er saß dann da, von seinen Freunden umgeben, die ihn umarmten, ihm auf die Schulter klopften, und er fühlte sich aufgehoben.

5.       Lockvogel für den Playboy

Amber war zurück in ihrem Büro, ihren vier mal fünf Metern, mit Normmöbeln der Verwaltung eingerichtet, PC, Drucker und schnurlosem Telefon, einem schwarzen Drehstuhl und drei Orchideentöpfen, rosa, weiß und lila, die vor dem Fenster in den Hof standen.

Sie schloss die Tür und lehnte sich erleichtert daran. Endlich! Ambers bebendes Kinn sank auf die Brust, die Schultern ließ sie fallen, verschränkte ihre Arme und versuchte den Aufruhr in ihrem Innern zu stoppen. Hoffentlich hatte es niemand bemerkt. Am liebsten wäre sie in ihren Fischerstiefeln versunken. Die Begegnung mit David hatte Vergangenes wachgerufen, das sie längst abgehakt zu haben glaubte. Und je länger die Untersuchung dauerte, desto mehr fürchtete sie, ihre Beherrschung zu verlieren.

Das wäre zwar menschlich, aber sie erwartete von sich von Berufs wegen, dass sie über der Sache stehen müsste und wünschte sich, das Ganze sei erledigt. In der Regel meisterte sie heikle Situationen mit Bravour, es kitzelte ihre emotionale Kompetenz, und sie liebte es, knifflige Aufgaben zu lösen.

Sie glaubte an ihr sorgsam ausbalanciertes Lebenskonzept, das auf drei wesentlichen Säulen ruhte: Beruf, Familie und Freunden. Sie liebte ihre Arbeit, hatte eine feine Spürnase und glaubte an das Gute im Menschen. Obwohl es zuweilen stressig werden konnte, verlor sie selten die Nerven und hielt mit bei Selbstverteidigung und Schießübungen.

Eine weitere wichtige Rolle in ihrem Leben, spielte ihre sechzehnjährige Tochter Melanie. Sie versuchte mit ihr möglichst wertvolle Freizeit zu verbringen, auch wenn das bei Ambers Einsatzzeiten nicht immer einfach war. Melanie wuchs damit auf, mittlerweile war sie selbständiger geworden, aber auch eigensinniger und passte sich nicht mehr einfach an. Deswegen plagte Amber immer mal wieder das schlechte Gewissen.

Und schließlich der letzte Teil, ihr Freundeskreis. Wöchentlich traf sie sich mit Rine, kurz für Catherine. Mit ihr konnte sie über alles reden, sie fuhren auch regelmäßig mit ihren Mountainbikes auf den Pfaden rund um den Zürcher Hausberg, den Üetliberg. Damit hielten sie sich fit und konnten den Alltag hinter sich lassen. Gegenseitig motivierten sie sich; war bergauf meistens Rine vorne, musste sie bei der Abfahrt aufpassen, um von Amber nicht gnadenlos abgehängt zu werden.

Männerbekanntschaften hatte sie auch, gute und auch miese, ein unschönes Abenteuer mit einem Verheirateten hatte sie gerade hinter sich.

Meistens war Amber mit sich ganz zufrieden. Nur manchmal, wenn eine langbeinige Schönheit mit perfekten Wachstumsgenen vorbeiging, wurde sie neidisch und wünschte ihre Pölsterchen ins Pfefferland. Dieser Zustand dauerte meist nicht länger als zwei Sekunden. Alle paar Jahre quälte sie sich mit einer neuen Diät, die Letzte hatte den verlockenden Titel: Schlank werden im Schlaf. Irgendetwas musste sie falsch gemacht haben. Bei ihr klappte es leider nicht; obwohl sie nur säurefreie und salzlose Speisen zu sich nahm, verlor sie kein Pfund, dafür ihre gute Laune. Sie tröstete sich, dass es, mal abgesehen vom Modetrend mager zu sein, ihr an nichts fehlte und verwöhnte sich mit einer Schachtel Lindorkugeln.

Doch das war bis gestern.

Seit heute Morgen wirbelten längst vergessene Gefühle all ihre Professionalität himmelwärts und ihr sprang das Herz vor Aufregung fast aus der Brust. Der Morgen hatte nicht enden wollen. Die Ruhe, mit der sie gewöhnlich ihre Arbeit verrichtete, war weg, ihr Scharfsinn erlitt Kurzschluss, und sie improvisierte von Minute zu Minute. Gleich nachdem der Arzt den Totenschein ausgestellt und der Staatsanwalt sich verabschiedet hatte, übergab sie Assistent Serge die Leitung, und eilte unter dem Vorwand davon, das TV-Interview vorbereiten zu müssen.

Das war sonst gar nicht ihre Art, sie war keine Einzelkämpferin und tauschte sich gerne im Team aus. Deshalb fürchtete sie auch, bald durchschaut zu werden. In ihrem Bemühen, Haltung zu wahren, verkrampfte sich jeder Muskel in ihrem Gesicht und fühlte sich an wie eine Gipsmaske, die unter der Spannung zerbröseln könnte.

Wütend packte sie den Locher und warf ihn mit einem Schrei durch den Raum. Er knallte gegen ihr Pult und schepperte über den Boden. Als wäre ein Damm gebrochen, stürzte sie vorwärts und wischte mit beiden Händen die Unterlagen vom Tisch. Dann griff sie sich ins Gesicht und zog an der Haut, als könnte sie die Erinnerung wie eine Maske abstreifen.

Vor mehr als sechzehn Jahren war sie David Maler zum ersten Mal begegnet, und das hatte ihr bis heute manche schlaflose Nacht bereitet.

Es war eine Zeit, in der sich die Drogenszene in Zürich in einem erschreckendem Maße ausbreitete, die Bevölkerung fühlte sich bedroht, und die Ordnungshüter wurden von den Politikern aufgefordert, härter durchzugreifen. Dealer handelten offen auf der Straße, Passanten wurden in Hinterhöfen ausgeraubt und die Entzugskliniken waren überfüllt mit Junkies.

Seit einigen Wochen lief eine verdeckte Ermittlung, um eine verdächtige Studenten-Wohngemeinschaft auszuheben, in der Drogenhandel in größerem Stil vermutet wurde. Amber machte den Lockvogel. Damit wollte sie, das Küken in der Einheit, beweisen, wie gerissen sie war, dass sie zwar blauäugig war, aber keine Vorzeigepuppe, mit ihrer rotgefärbten, dauergewellten Löwenmähne. Sie würde sich in die WG „einschleichen“, und dann würden die Kollegen auf ihr Zeichen plötzlich eine Hausdurchsuchung machen und die Dealer auf frischer Tat ertappen.

„Du dumme Gans!“ Kollege Frank schlug ihr mit viel Effekt ins Gesicht, mitten im Eingang zur Disco und vor den Augen aller. David Maler eilte ihr zu Hilfe: „Permesso!“, langte Frank eine und wollte gerade nachsetzen, als ihm Amber in den Arm fiel. „Bitte, aufhören.“ Worauf sich Frank unbeachtet davonmachte.

„Entschuldigen Sie, dass ich mich einmische. Aber ich kann es nun mal nicht mit ansehen, wenn ein Mann seine Freundin schlägt.“ David zwinkerte ihr aufmunternd zu und Amber bekam weiche Knie. Er lud sie zu einem Drink ein, daraus wurden zwei. Sie unterhielten sich, sie tanzten ausgelassen, und der Abend verging wie im Fluge. Amber passte zwar nicht in sein übliches Beuteschema, etwas zu üppig und rot statt blond, aber ihr Lachen war so herrlich, er konnte nicht genug bekommen. So zog er alle Register, um zuzusehen, wie in ihrem Gesicht buchstäblich die Sonne aufging. Auch anderen Gästen fiel das gutgelaunte Paar auf und sie gafften fasziniert zu. Es bildete sich eine Traube um sie an der Bar und Amber war, etwas ungewohnt, mittendrin. David hatte sie angenehm überrascht. Seinem Ruf nach war er ein oberflächlicher Playboy. Doch in der kurzen Zeit entdeckte sie an ihm im Gegenteil Tiefgang, er zeigte sich verletzlich und nahm sich selber, aber auch das Leben, nicht so todernst. Als die Disco schloss, lud er sie zu sich nach Hause ein.

Der Morgen dämmerte bereits, als sie immer noch redeten. Amber mochte nicht an Schlafen denken, es war viel wichtiger, was David dachte und fühlte. David wurde mit jeder Minute ernster und ehrlicher. Er erzählte atemlos von seiner Enttäuschung über seine erste große Liebe. Amber dagegen ließ kein gutes Haar an ihrem Exfreund und konnte sich nicht erklären, was sie an ihm einmal gefunden hatte. Mit fortschreitender Zeit tauchten ihre Blicke immer länger ineinander, und sie vergaßen darüber, was sie eigentlich sagen wollten. Bis sie ganz verstummten und sich alles andere mit den Lippen mitteilten. Es war bereits heller Tag, als sie erschöpft voneinander ließen und in glücklicher Umarmung einschliefen.

Längst hatte Amber ihre Anweisung vergessen, und die Polizei wartete vergebens auf ihr Zeichen. Auf die alles verändernde Liebesnacht folgten Tage, an denen es für sie nur darum ging, Liebe zu geben und zu empfangen. Unter seiner zärtlichen Anleitung überwand sie ihre Hemmungen und erfuhr, wie sexy er sie fand. In Pausen dazwischen hatten sie sich so viel mitzuteilen, vom fiesen Bruder und von der Trunksucht des Vaters. Sie träumten gemeinsam davon, im Sand zu liegen, nur sie alleine auf einer Insel, wo ihre Herzen im Einklang mit den Wellen schlugen und sie vom Sternenhimmel zugedeckt wurden.

Es war der dritte Tag, den sie der Liebe huldigten, als eine junge Frau ins Zimmer platzte. „Du Lump! Lässt dich am Telefon verleugnen, während du mich mit einer anderen betrügst.“ Mit verweinten Augen und roter Nase strich sich die Hochschwangere schützend über den Bauch.

Amber erstarrte.

„Was soll das?“, wollte David wissen und sprang auf. „Ich hab die noch nie in meinem Leben gesehen. Ehrlich.“