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Nach sieben Wochen Dauerregen verfaulen die Trauben des Kaiserstuhls am Stock. Erst als der Sarg eines ermordeten Heilpraktikers ins Grab gelassen wird, durchbrechen die ersten Sonnenstrahlen den grauen Himmel. Hauptkommissar Belledin kann darin keinen Zusammenhang erkennen. Erst als er das Getuschel der Winzer vernimmt, die von einer Regenmaschine erzählen, an der der Tote gebastelt haben soll, horcht er auf. Als er in der Praxis des Tüftlers auch noch rätselhafte Unterlagen entdeckt, droht aus dem einfachen Mord ein Fall von globaler Tragweite zu werden. Dummerweise bleibt es nicht bei dem einen Toten, und dann kommt ihm auch noch der Fotograf Killian in die Quere ...
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Seitenzahl: 330
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Michael Moritz, 1968 in Freiburg geboren und am Kaiserstuhl aufgewachsen, schreibt und produziert seit zwanzig Jahren Theaterstücke und Kurzfilme. Als Schauspieler war er an den großen deutschsprachigen Bühnen (Staatstheater Stuttgart, Schauspielhaus Zürich, Burgtheater Wien) engagiert, im Fernsehen gibt er meist den Bösewicht und den üblichen Verdächtigen (»Tatort«, »SOKO Köln«, »Die Sitte«, »Postmortem«). Am Max Reinhardt Seminar und am Konservatorium der Stadt Wien unterrichtet er Schauspiel. Im Emons Verlag erschien »Tod in der Rheinaue«.
Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig.
© 2010 Hermann-Josef Emons Verlag Alle Rechte vorbehalten Umschlagzeichnung: Heribert Stragholz Umschlaggestaltung: Tobias Doetsch, Berlin eBook-Erstellung: CPI – Clausen & Bosse, LeckISBN 978-3-86358-021-6 Der Badische Krimi Originalausgabe
»Jeder Schatten ist im Letzten doch ein Kind des Lichts.«
Stefan Zweig
EINS
Belledin bemerkte es als Erster: Es hatte aufgehört zu regnen. Nach sieben Wochen ununterbrochenen Niederschlags war das rhythmische Plätschern endlich verstummt. Belledin schielte lauschend hinauf in das Skelett seines Regenschirms. Tatsächlich schlug kein Tropfen mehr auf das schwarze Tuch.
Auch die anderen Trauergäste streckten vorsichtig ihre Hände unter dem Schutz der Schirme hervor, da sie dem Frieden noch nicht trauen wollten. Nach und nach sanken die Schirme, parallel dazu glitt der Sarg in das Grab hinab. Als der Pfarrer die erste Schaufel Erde auf das Eichenholz warf, rissen die Wolken auf und ein Sonnenstrahl erhellte den Friedhof.
Hauptkommissar Belledin hatte den Toten nicht gekannt, aber er musste sich mit ihm beschäftigen. Thomas Hartmann war mit aufgeschlitzter Kehle von seiner türkischen Putzfrau in einer Lache Blut gefunden worden. In seiner Praxis. Neben dem Toten war auch die Tatwaffe gelegen, ein Okuliermesser, wie es die Bauern hier verwendeten, um Obstbäume zu veredeln. Belledin konnte allerdings keinen Bauern oder Winzer unter den Trauergästen entdecken; dafür einige ihrer Ehefrauen. Das fiel ihm auf. Neben ihm selbst und dem Pfarrer waren lediglich die beiden Totengräber und Dr.Merz männlichen Geschlechts.
Belledin musste unwillkürlich an seinen Lieblingsfilm von François Truffaut denken. »Der Mann, der die Frauen liebte…«, murmelte er unter seinem dicken Schnäuzer.
»Was?«
Biggi, die sich bei ihm untergehakt hatte, blickte ihn fragend an. Belledin schüttelte abwehrend den Kopf, so wie er es gerne tat, wenn man ihn beim lauten Nachdenken erwischt hatte.
Biggi hatte es sich nicht nehmen lassen, ebenfalls zur Beerdigung des beliebten Heilpraktikers zu kommen. Normalerweise brachten sie keine zehn Pferde in die Nähe eines Grabes. Die einzigen Beerdigungen, die sie nie verpasste, waren die des englischen Königshauses, des Papstes und ähnlicher Prominenter ersten Ranges. Bei Lady Di hatte sie es geschafft, acht Päckchen Papiertaschentücher zu verbrauchen. Beim Tod von Michael Jackson kam sie lediglich auf drei. Er stand ihr dann doch nicht so nah. Bei der Queen würden es sicherlich sechs Päckchen werden, bei Papst Benedikt war Belledin sich völlig unsicher.
Sie schnäuzte sich in ein Papiertaschentuch und riss ein neues Päckchen auf. Es war bereits das zweite. Dafür, dass der Heilpraktiker kein Prominenter war, war dies beachtlich.
Belledin überlegte kurz, ob sie auch etwas mit diesem Don Juan gehabt hatte. Es kursierten einige Gerüchte, aber er vertrieb den Gedanken wieder. Und wenn schon, dachte er, solange er noch jeden Mittwoch an die Reihe kam, ging das in Ordnung. Immerhin hatte es Biggi mit Hartmanns Hilfe geschafft, innerhalb von sechs Monaten fünfzehn Kilo abzunehmen und eine schwere Krise zu überstehen. Sie war dadurch in einen zweiten Frühling gerauscht, der auch Belledin zugutekam. Er hatte sich sogar überlegt, ob er Hartmann nicht selbst konsultieren sollte. Seit er sein Knie wegen des Kreuzbandrisses schonen musste, war an Bewegung überhaupt nicht mehr zu denken, und Biggi schien durch den eigenen Gewichtsabbau noch mehr Freude daran zu haben, ihn kulinarisch zu verwöhnen.
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