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Nora Gomringers "Sprechtexte" sind lebendige Literatur, ein Erlebnis. Ihre bildmächtigen Kleinode voller Witz und Lakonie sprechen Leser und Hörer direkt an und überraschen mit großer sprachlicher Vielfalt. Nora Gomringer erzählt vom Fragenstellen und Gedankenmachen, vom Lieben und Zerzaust-Sein, vom Loslassen und Aufbrausen.
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Nora Gomringer
Sag doch
mal was zur
Nacht
Für Muriel, Thelma, Louise, Charlotte, Mia und Nortrud
Verlag Voland & Quist
singles 5
Verlag Voland & Quist, Dresden und Leipzig, 2006
© by Verlag Voland & Quist – Greinus und Wolter GbR
ISBN 978-3-938424-39-1
Covergestaltung: Marcel Theinert und Mario Helbing
E-Book-Erstellung: nima typografik
www.voland-quist.de
Inhalt
Ursprungsalphabet
Wenn ich dich frage
Ich schmecke nach Honig und bin doch wie Milch
Du baust einen Tisch
M alleine
High Noon
Mia, bring mia was mit, wenn du wieder kommst, falls du wiederkommst
Mein Hund und die Thora
New York Tar
Sag doch mal was zur Nacht
Monolog
Annahmen über die Stadt
Annahmen über Michael Lentz
<Flüstern>
Das mit der Poesie
Seid ihr alle da
Grenzland
Family Thing
Guten Tag
Leids getan
Was Blaues
Und er zog sich aus
Du bist die Perle
Ich bin die Angesammelte
Die Kinder schlafen
Zur Nacht
Mein.
Der Rose kündigen für den Tag, an dem alle nach Dornen fragen
Ein Ärgernis
Was soll ich sagen
Holofernes, 3. Stock
Mit dem Freund den Brief eines anderen Verehrers verreißen
Und es war ein Tag. Und der Tag neigte sich
Wir hätten nicht mitgemacht
Wort von dir
Ursprungsalphabet
Ich bin
Ariadne, die dem Faden, dem roten, wollenen folgt
Briseis, die Achilles diente
Bin
Calypso und singe für Odysseus und wünsche, dass er mich nicht verlässt
Diana, Göttin mit dem Silberbogen, Silberpfeil, die Mondzicke
Ich bin ein guter Maler und heiße Hitler
I am
Ferlinghetti crying over Allen
Guanin, der DNA-Bauer, der Knecht
Hadrian und baue eine Mauer mir zu Ehren, dem Reich zur Wehr
Ich auf Freuds Couch
Jonas im Walbauch mit unendlichem Vertrauen
Bin
Kassandra, die ständig spricht, doch keiner hört
Langsamkeit, mit der ich vergesse und an die ich anschließe
Medea, die deiner Geliebten ein Kleid näht, den Kindern die Köpfe verdreht
Ich bin
Nora, der du ein Puppenhaus baust
Ochsenfrosch, denn das ist die Liebe zwischen Frida und Diego
Proteus, denn ich will allen gefallen und hüte die Robben am Strand
Ich war die Qual des Laokoon ebendort, wo die Wellen brachen
Ich bin Rilkes Panther-Tierpfleger
Sybille, Sybilla, Cybil – who cares – I speak in riddles
Ich bin Ton aus Erde aus Sediment aus dem Adam entstand
D- ubist der Hauch und unsinkbar
Ich bin Verlorenes am Wegrand, ein Stein, den einer lange mitgetragen hat
Warten auf den Läufer aus Marathon, dem Fenchelfeld
X-Men, die Weltretter, die Ahnen der Tafelrunde
Ich bin z ynisch, Baby, zynisch
Ich bin z
Wenn ich dich frage
Ob du mal meine Hand halten würdest
Nur so
Nur so zum Spaß
Nur so, damit es nicht so kalt ist
Dem kleinen, dem Ring-, dem Mittel-, dem Zeige-,
dem Daumenfinger
Nur so, weil ich dann aufhöre zu fragen
Sagst du sicher
Nein
Weil du das immer sagst
Wenn ich dich frage
Ob du mal meine Hand halten würdest
Nur so
Nur so zum Spaß
Vor den anderen
Vor den anderen Mädchen, den anderen Jungs, den
anderen eben
Wenn du mal meine Hand halten würdest
Nur so
Nur so zum Spaß
Wäre das ja auch kein Spaß mehr
Kein einfaches Warmhalten von Daumen-, Zeige-,
Mittel-, Ring- und kleinem Finger
Dann wäre das ja
Das wäre dann ja einer Bitte entsprechen und das wäre
Schlecht
Schlecht wäre das
Schlecht wäre das, dem Wunsch nachkommen, der
Bitte entsprechen
Ganz schlecht
Vor den anderen, den anderen, den anderen eben
Ich bin gar nicht mehr glücklich
Nicht mehr glücklich mit dir, nicht mehr glücklich mit
mir