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Auf der Suche nach dem Da Vinci Code ...
Robert Langdon, Symbolologe aus Harvard, befindet sich aus beruflichen Gründen in Paris, als er einen merkwürdigen Anruf erhält: Der Chefkurator des Louvre wurde mitten in der Nacht vor dem Gemälde der Mona Lisa ermordet aufgefunden. Langdon begibt sich zum Tatort und erkennt schon bald, dass der Tote durch eine Reihe von versteckten Hinweisen auf die Werke Leonardo da Vincis aufmerksam machen wollte - Hinweise, die seinen gewaltsamen Tod erklären und auf eine finstere Verschwörung deuten. Bei seiner Suche nach den Hintergründen der Tat wird Robert Langdon von Sophie Neveu unterstützt, einer Kryptologin der Pariser Polizei und Enkeltochter des ermordeten Kurators. Eine aufregende Jagd beginnt ...
Mit dem Thriller Sakrileg schrieb Dan Brown einen Mega-Bestseller, der mit Tom Hanks in der Hauptrolle ein großer Kinoerfolg wurde.
Dieses E-Book enthält zusätzlich eine Leseprobe von Dan Browns Roman Inferno.
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Seitenzahl: 765
Aus dem amerikanischen Englischvon Piet van Poll
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe
des in der Bastei Lübbe GmbH & Co. KG erschienenen Werkes
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe GmbH & Co. KG
Für die Originalausgabe:
Copyright © 2003 by Dan Brown
Titel der englischen Originalausgabe:
»The Da Vinci Code«
Für die deutschsprachige Ausgabe:
© 2007 by Bastei Lübbe GmbH & Co. KG, Köln
Textredaktion: Wolfgang Neuhaus / Marco Schneiders
Karten: Reinhard Borner, Hückeswagen
Datenkonvertierung E-Book: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Dieses E-Book enthält einen Auszug des in der Bastei Lübbe GmbH & Co. KG
erscheinenden Werkes »Inferno«
Copyright © 2013 by Dan Brown
Titel der amerikanischen Originalausgabe: »Inferno«
Dieses Werk wurde vermittelt durch die MOHRBOOKS AG Literary Agency, 8032 Zürich
Für die deutschsprachige Ausgabe:
Copyright © 2013 by Bastei Lübbe GmbH & Co. KG, Köln
ISBN 978-3-8387-0591-0
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Für Blythe … wieder einmalund mehr denn je.
Meinem Freund und Lektor Jason Kaufman, der sich für dieses Projekt so ins Zeug gelegt und von Anfang an begriffen hat, worum es in diesem Roman gehen soll, möchte ich zuerst und vor allem danken. Ebenso der unvergleichlichen Heide Lange, unermüdliche Vorkämpferin des vorliegenden Buches, agent extraordinaire und vertraute Freundin.
Es ist mir kaum möglich, den Mitarbeitern von Doubleday für ihre Großzügigkeit, ihr Vertrauen und ihre brillanten Ratschläge in angemessener Weise zu danken, besonders Bill Thomas und Steve Rubin, die von Anfang an von diesem Buch überzeugt gewesen sind. Ebenso danke ich dem harten Kern meiner frühzeitigen Unterstützergilde im Hause Doubleday, allen voran Michael Palgon, Suzanne Herz, Janelle Moburg, Jackie Everly und Adrienne Sparks, nicht zu vergessen die talentierte Verkaufsmannschaft von Doubleday und Michael Windsor, der den großartigen Umschlag gestaltet hat.
Für ihren Einsatz bei den Recherchen zu diesem Buch möchte ich danken: dem Museum des Louvre, dem französischen Ministerium für Kultur, dem Projekt Gutenberg, der Bibliothèque Nationale, der Gnostic Society Library, dem departement für Gemäldestudien und Dokumentation des Louvre, der Catholic World News, dem Observatorium in Greenwich, der London Record Society, der Muniment Collection an der Westminster Abbey, John Pike und der Federation of American Scientists sowie den fünf Mitgliedern von Opus Dei (drei aktive und zwei ehemalige), die mir die Geschichten ihrer positiven und negativen Erfahrungen erzählt haben.
Mein Dank geht auch an den Water Street Bookshop, der für mich viele Werke aufgetrieben hat, die für die Recherche erforderlich waren. Weiter gilt mein Dank meinem Vater Richard Brown, Mathematikdozent und Autor, für seine Hilfestellung beim Goldenen Schnitt und der Fibonacci-Folge, sowie Stan Planton, Sylvie Baudeloupe, Peter McGuigan, Francis McInerey, Margie Wachtel, Andre Vernet, Ken Kelleher von Anchorball Web Media, Carla Sottak, Karyn Popham, Esther Sung, Miriam Abramowitz, William Turnstall-Pedoc und Griffin Wooden Brown.
Als Verfasser eines Romans, der sich ausgiebig mit dem göttlich Weiblichen beschäftigt, würde ich mich einer Unterlassungssünde schuldig machen, ohne zum Schluss die beiden außergewöhnlichen Frauen zu erwähnen, die in meinem Leben eine bedeutende Rolle spielen – meine Mutter Connie Brown, Schriftstellerkollegin, Nährmutter, Musikerin und Vorbild – und meine Frau Blythe, Kunsthistorikerin und Malerin – ohne jeden Zweifel die begabteste Frau, der ich je begegnet bin, und stets die Erste, die meinen Text zu sehen bekommt.
Die Prieuré de Sion, der Orden der Bruderschaft von Sion, wurde im Jahr 1099 gegründet und ist eine Geheimgesellschaft, die bis heute existiert. Im Jahr 1975 wurden in der Pariser Nationalbibliothek Dokumente entdeckt, die unter der Bezeichnung Dossiers Secrets bekannt geworden sind und aus denen hervorgeht, dass eine Reihe berühmter Männer der Prieuré angehörten, darunter Sir Isaac Newton, Sandro Botticelli, Victor Hugo und Leonardo da Vinci.
Opus Dei ist eine Personalprälatur des Papstes, wodurch ihr der Rang eines Bistums ohne konkretes Territorium zukommt. Opus Dei gilt als ultrakonservative katholische Sekte. Die Organisation ist in jüngster Zeit durch Medienberichte über Gehirnwäsche, Zwangsausübung und die gesundheitsgefährdende Praxis der Selbstkasteiung ins Zentrum kontroverser Diskussionen geraten. An der 243 Lexington Avenue in New York City hat Opus Dei unlängst eine siebenundvierzig Millionen Dollar teure US-amerikanische Zentrale eröffnet.
Sämtliche in diesem Roman erwähnten Werke der Kunst und Architektur und alle Dokumente sind wirklichkeits- bzw. wahrheitsgetreu wiedergegeben.
Der Louvre, Paris22.46 Uhr
In der Grande Galerie stürzte Jacques Saunière, der Museumsdirektor, zu einem der kostbaren alten Meister, einem Caravaggio, klammerte sich an den schweren Goldrahmen und hängte sich mit seinem ganzen Gewicht daran, bis das Gemälde sich von seiner Aufhängung löste. Die Leinwand beulte sich aus, als sie den rückwärts fallenden sechsundsiebzigjährigen Gelehrten unter sich begrub.
Augenblicke später fuhr ganz in der Nähe mit dröhnendem Krachen das stählerne Sicherheits-Trenngitter herunter. Der Parkettboden bebte unter der Wucht des Aufpralls. Irgendwo in der Ferne schrillte eine Alarmglocke.
Saunière rang keuchend nach Atem. Wenigstens bist du noch am Leben … Er kroch unter der Leinwand hervor, ließ den Blick schweifen, suchte in der höhlenartigen Galerie nach einem Versteck …
»Bleiben Sie, wo Sie sind!« Die Stimme war eiskalt und erschreckend nahe.
Der Direktor hielt inne und drehte langsam den Kopf. Noch immer kauerte er auf allen vieren am Boden.
Keine fünf Meter entfernt spähte sein Angreifer durch die stählernen Gitterstäbe zu ihm hinein, ein Hüne mit gespenstisch blasser Haut, schütterem weißen Haar, rosa Augen und dunkelroten Pupillen. Er zog eine Pistole aus der Manteltasche. Der Albino richtete die Waffe durch die Gitterstäbe auf den Direktor. »Sie hätten nicht wegrennen dürfen«, sagte er. Sein Akzent war schwer einzuordnen. »Sagen Sie mir jetzt, wo es ist.«
»Ich … ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich nicht weiß, wovon Sie reden!«, stieß der Direktor hervor, der hilflos auf dem Boden kniete, dem Fremden schutzlos ausgeliefert.
»Sie lügen!« Der Mann starrte Saunière an. Er stand völlig unbewegt da. In seinen Augen loderte ein gefährliches Feuer. »Sie und Ihre Bruderschaft besitzen etwas, das Ihnen nicht gehört.«
Dem Direktor brach der Schweiß aus. Wie kann der Mann das wissen?
»Heute Nacht werden die wahren Wächter wieder ihr Amt übernehmen. Sagen Sie mir, wo es versteckt ist, wenn Sie am Leben bleiben wollen.« Der Albino legte auf Saunière an. »Lohnt es sich, für dieses Geheimnis zu sterben?«
Saunière stockte der Atem.
Den Kopf schief gelegt, visierte der Mann über den Lauf seiner Waffe.
Saunière hob abwehrend die Hände. »Warten Sie …«, sagte er zögernd. »Ich werde Ihnen verraten, was Sie wissen wollen.« Die nächsten Sätze des Direktors waren bedächtig und wohl formuliert. Das Lügenkonstrukt, das er nun ausbreitete, hatte er immer wieder eingeübt – und jedes Mal gebetet, nie Gebrauch davon machen zu müssen.
Der Mann quittierte die Geschichte mit einem zufriedenen Lächeln. »Genau das haben die anderen mir auch erzählt.«
Saunière zuckte zusammen. Die anderen?
»Ich habe sie alle aufgespürt«, sagte der hünenhafte Fremde selbstgefällig. »Alle drei. Sie haben mir bestätigt, was Sie mir gerade erzählt haben.«
Unmöglich! Die wahre Identität des Museumsdirektors und seiner drei Seneschalle wurde nicht weniger streng geheim gehalten wie das uralte Geheimnis, das sie hüteten. In strikter Befolgung des verabredeten Protokolls hatten die Seneschalle vor ihrem gewaltsamen Tod die gleiche Lüge aufgetischt.
»Wenn Sie tot sind, werde ich als Einziger die Wahrheit kennen«, sagte der Albino und richtete die Pistole auf Saunières Kopf.
Die Wahrheit. Schlagartig begriff der Direktor, wie schrecklich verfahren die Situation wirklich war. Wenn du stirbst, ist die Wahrheit für immer verloren. Instinktiv versuchte er, sich in Sicherheit zu bringen.
Die Waffe dröhnte. Der Museumsdirektor spürte eine sengende Hitze in der Magengegend, als die Kugel ihn traf. Der Schmerz riss ihn von den Füßen. Er fiel vornüber. Langsam rollte er sich auf die Seite. Sein Blick suchte den Angreifer außerhalb der Gitters.
Der Mann legte auf Saunières Kopf an.
Saunière schloss die Augen. In seinem Hirn tobte ein Wirbelsturm aus Angst und Reue, Trauer und Bitterkeit.
Ein metallisches Klicken hallte durch die Grande Galerie, als das Magazin leer geschossen war. Saunière riss die Augen auf.
Der Hüne betrachtete die Waffe mit einem beinahe erheiterten Blick. Er wollte ein neues Magazin aus der Manteltasche ziehen, zögerte aber plötzlich. »Nein«, sagte er mit einem höhnischen Blick auf die Magengegend seines Opfers. »Ich glaube, ich bin hier fertig.«
Saunière sah an sich herunter. Eine Handbreit unter dem Brustbein hatte das Projektil ein Loch in seine blütenweiße Hemdbrust gestanzt, dessen Ränder sich rasch rot verfärbten. Der Magen. Grausamerweise hatte die Kugel das Herz verfehlt. Als Veteran des Algerienkriegs hatte Saunière oft genug den quälend langsamen Tod miterlebt, den eine solche Wunde verursacht. Von dem Moment an, wo die Magensäure in die Brusthöhle sickerte und den Körper allmählich von innen vergiftete, hatte er noch fünfzehn Minuten zu leben.
»Schmerz adelt«, sagte der hünenhafte Albino.
Dann war er verschwunden.
Jacques Saunière betrachtete das Stahlgitter. Er saß in der Falle. Es war unmöglich, das Gitter innerhalb der nächsten zwanzig Minuten zu öffnen. Bis jemand hereinkommen konnte, war er längst tot. Gleichwohl bedrängte ihn eine weitaus größere Angst als die vor dem eigenen Ende.
Du darfst nicht zulassen, dass das Geheimnis verloren geht!
Während er sich taumelnd aufrappelte, hielt er sich das Bild seiner ermordeten Mitbrüder vor Augen. Er dachte an die vielen Generationen, die ihnen vorangegangen waren … und an die ihnen anvertraute Sendung.
Eine lückenlose Kette des Wissens.
Trotz aller Vorkehrungen, trotz aller Vorsichtsmaßnahmen war Jacques Saunière unvermutet zum letzten Glied der Kette geworden, der letzte Wahrer eines der mächtigsten Geheimnisse, die es je gegeben hat.
Er schauderte. Du musst dir etwas einfallen lassen.
Es gab nur einen Menschen auf der Welt, an den er die Fackel weiterreichen konnte, während er hier in der Grande Galerie in der Falle saß. Saunière betrachtete die Wände seines prächtigen Gefängnisses. Die weltberühmten Gemälde schienen auf ihn herabzulächeln wie alte Freunde.
In einem immer dichteren Nebel aus Schmerz mobilisierte er die letzten Kräfte. Die schwierige Aufgabe, die vor ihm lag, würde jede Sekunde der wenigen Zeit beanspruchen, die ihm noch blieb.
Robert Langdon erwachte nur langsam, als käme er aus tiefer Schwärze hinauf ans Licht.
Ein Telefon klingelte schrill. Im Dunkeln tastete Langdon nach dem Schalter der Nachttischlampe. Das Licht flammte auf. Blinzelnd ließ er den Blick durch das herrschaftliche Renaissance-Schlafzimmer mit den antiken Möbeln, dem mächtigen Mahagoni-Himmelbett und dem handgemalten Fresko an der Wand schweifen.
Wo bist du?
Am Bettpfosten hing ein Jacquard-Bademantel mit der Aufschrift Hotel Ritz, Paris.
Langsam lichtete sich der Nebel um Langdons Hirn.
Langdon hob den Hörer ab. »Hallo?«
»Monsieur Langdon?«, sagte eine männliche Stimme. »Ich habe Sie hoffentlich nicht geweckt?«
Langdon schaute benommen auf die Uhr neben dem Bett. Zweiunddreißig Minuten nach eins. Er hatte erst eine Stunde geschlafen und war todmüde.
»Hier ist die Rezeption. Ich bedaure die Störung, Monsieur, aber Sie haben Besuch. Der Herr sagt, es sei äußerst dringend.«
Langdon war immer noch nicht richtig wach. Besuch?
Sein Blick fiel auf ein zerknittertes Blatt Papier mit einer Programmankündigung auf dem Nachttisch.
DIE AMERIKANISCHE UNIVERSITÄT IN PARIS
lädt ein zu einem Vortragsabend mit
PROFESSOR ROBERT LANGDON
Dozent für religiöse Symbolologie
an der Harvard-Universität
Langdon stöhnte auf. Sein heutiger Diavortrag über heidnisches Symbolgut in den Steinmetzarbeiten der Kathedrale von Chartres war ein paar konservativen Geistern offenbar gegen den Strich gegangen. Vermutlich hatten sie ihn ausfindig gemacht und wollten ihm jetzt zeigen, was eine Harke ist.
»Tut mir Leid«, sagte Langdon, »ich bin todmüde …«
»Gewiss, Monsieur«, sagte der Mann am Empfang, um dann in beschwörendem Flüsterton fortzufahren: »Aber bei Ihrem Besucher handelt es sich um eine wichtige Persönlichkeit!«
Langdon hatte es nicht anders erwartet. Seine Veröffentlichungen über christliche Ikonographie und die Symbole religiöser Kulte hatten ihm in kunstinteressierten Kreisen zu einer gewissen Prominenz verholfen, ganz zu schweigen von dem gewaltigen Aufsehen, das seine Verwicklung in einen Zwischenfall im Vatikan erregt hatte, der vor einiger Zeit durch sämtliche Medien gegangen war. Seither gaben sich Historiker und Kunstkenner, die allesamt von ihrer Wichtigkeit überzeugt waren, bei ihm die Klinke in die Hand.
»Seien Sie bitte so nett und lassen Sie sich von dem Herrn Name und Telefonnummer geben«, sagte Langdon, um ausgesuchte Höflichkeit bemüht. »Vor meiner Abreise aus Paris am Donnerstag melde ich mich bei ihm. Danke.« Er legte auf, bevor der Mann am Empfang Einwände erheben konnte.
Langdon hatte sich inzwischen aufgesetzt. Stirnrunzelnd betrachtete er die Broschüre Für unsere verehrten Gäste neben dem Bett. Hotel Ritz – schlafen wie Gott in Frankreich in der Lichterstadt Paris, lockte das Titelblatt. Langdons Blick schweifte zu dem hohen Ankleidespiegel an der gegenüberliegenden Wand. Er hatte Mühe, in dem müden, zerzausten Zeitgenossen, der ihm von dort entgegenstarrte, sich selbst zu erkennen.
Du solltest mal Urlaub machen, Robert.
Die Erlebnisse im letzten Jahr hatten ihm arg zugesetzt, doch den Beweis dafür nun im Spiegel zu sehen gefiel ihm gar nicht. Seine sonst so klaren blauen Augen sahen trüb und müde aus, und ein dunkler Stoppelbart umwölkte sein ausgeprägtes Kinn mit dem Grübchen. Die grauen Strähnen an den Schläfen waren auf einem unaufhaltsamen Vormarsch in sein dichtes, gewelltes schwarzes Haar. Nach Aussage seiner Kolleginnen unterstrich das Grau Langdons »akademische Erscheinung«, doch er wusste es besser.
Wenn die Redakteure vom Boston Magazine dich jetzt sehen könnten.
Sehr zu seiner Verlegenheit hatte ihn im vergangenen Monat das Boston Magazine zu einer der »zehn faszinierendsten Persönlichkeiten der Stadt« gekürt – eine zweifelhafte Auszeichnung, die Langdon zur notorischen Zielscheibe der Spötteleien seiner Kollegen in Harvard gemacht hatte. Heute Abend, anlässlich des Vortrags, hatte ihn sein Ehrentitel fast sechstausend Kilometer von zu Hause entfernt eingeholt.
»Meine Damen und Herren«, hatte die Gastgeberin vor voll besetztem Haus in der Amerikanischen Universität im Pariser Pavillon Dauphine erklärt, »den Gast unseres heutigen Abends brauche ich Ihnen wohl kaum besonders vorzustellen. Er ist Autor zahlreicher Bücher, darunter ›Die Symbolik der Geheimsekten‹, ›Die Kunst der Illuminati‹ sowie ›Ideogramme, eine untergegangene Sprache‹. Und wenn ich dem noch hinzufüge, dass er Autor des Buches über ›Die Bilderwelt der Religionen‹ ist, meine ich das im Wortsinn. Viele von Ihnen verwenden seine Werke als Lehrbücher im Unterricht, wie ich weiß.«
Die Studenten im Publikum nickten.
»Ich hatte eigentlich vor, Sie zur Einführung mit Mr Langdons beeindruckendem Lebenslauf vertraut zu machen, jedoch …«, die Gastgeberin streifte Langdon, der bereits auf dem Podium Platz genommen hatte, mit einem amüsierten Blick, »jemand aus dem Publikum hat mir eine wesentlich faszinierendere Einführung zugänglich gemacht, wenn ich einmal so sagen darf.« Sie hielt ein Exemplar des Boston Magazine in die Höhe.
Langdon zuckte zusammen. Wie, zum Teufel, ist sie an die Zeitung gekommen?
Während die Gastgeberin begann, Auszüge des schwachsinnigen Artikels zum Besten zu geben, sank Langdon immer tiefer in den Stuhl. Schon nach kaum dreißig Sekunden grinste bereits das gesamte Auditorium, doch die Dame kannte keine Gnade. »›… und Mr Langdons Weigerung, sich in der Öffentlichkeit über die Aufsehen erregende Rolle zu äußern, die er beim letzten vatikanischen Konklave gespielt hat, verschafft ihm durchaus einige zusätzliche Punkte auf unserer Beliebtheitsskala.‹«
Die Gastgeberin blickte erwartungsvoll ins Publikum. »Möchten Sie noch mehr hören?«
Heftiges Nicken. Laute Rufe. Beifall.
Warum dreht ihr keiner den Hals um?, fragte Langdon sich vergeblich, während die Gastgeberin sich wieder über den Artikel hermachte.
»›Auch wenn Professor Langdon im Gegensatz zu einigen unserer jüngeren Auszeichnungsträger nicht als übermäßig attraktiv bezeichnet werden kann, verfügt der Mittvierziger durchaus über ein gerüttelt Maß an Intellektuellen-Appeal. Sein samtener Bariton tut ein Übriges, seine gewinnende Ausstrahlung zu unterstreichen – eine Stimme, die von Professor Langdons Hörerinnen gern als Schokolade fürs Gehör apostrophiert wird …‹«
Die Zuhörer brachen in Gelächter aus.
Langdon lächelte gequält. Er hatte geglaubt, sich auf sicherem Terrain zu befinden, wo er sich endlich wieder in seinem geliebten Jackett aus Harris Tweed und Rollkragenpullover zeigen konnte, doch der Artikelschreiber würde sogleich mit dem unsäglichen Satz vom »Harrison Ford in Harris Tweed« aufwarten. Es war Zeit, etwas zu unternehmen.
Langdon erhob sich schwungvoll. »Vielen Dank, Monique. Das Boston Magazine hat offenbar einen unglücklichen Hang zur Dichtkunst«, sagte er und komplimentierte die Dame vom Podium herunter. »Und wenn ich herausfinde, wer Ihnen diesen Artikel zugesteckt hat, werde ich den Übeltäter von unserer Botschaft zwangsrepatriieren lassen.«
Das Publikum reagierte mit lautstarker Heiterkeit.
»Meine Damen und Herren«, sagte er zum Auditorium, »wie Sie alle wissen, steht heute Abend mein Vortrag über die Macht der Symbole auf dem Programm …«
Das Klingeln von Langdons Zimmertelefon platzte erneut in die Stille. Seufzend hob er ab. »Ja?«
Es war wieder der Mann am Empfang. »Monsieur Langdon, ich muss mich abermals entschuldigen, aber ich muss Ihnen mitteilen, dass Ihr Besucher sich bereits auf dem Weg zu Ihrem Zimmer befindet. Ich hielt es für angebracht, Sie davon in Kenntnis zu setzen.«
Langdon war auf einen Schlag hellwach. »Sie haben den Herrn zu meinem Zimmer geschickt?«
»Ich bitte um Entschuldigung, Monsieur, aber der Herr … meine Befugnisse reichen nicht so weit, dass ich ihn aufhalten könnte.«
»Um wen handelt es sich denn?«
Doch der Mann am Empfang hatte bereits aufgelegt.
Beinahe im gleichen Augenblick pochte eine Faust an Langdons Tür.
Langdon rutschte aus dem Bett. Seine Zehen versanken in der Tiefe des Bettvorlegers. Er warf den Hotelbademantel über und ging zur Tür. »Wer ist da?«
»Monsieur Langdon, ich muss mit Ihnen reden!« Der Mann sprach Englisch mit ausgeprägtem Akzent. Seine Stimme war laut, abgehackt und befehlsgewohnt. »Ich bin Leutnant Jérome Collet, Direction Centrale Police Judiciaire.«
Langdon schluckte. Die Staatspolizei? Das DCPJ entsprach in etwa dem amerikanischen FBI.
Langdon öffnete die Tür einen Spalt, ließ die Kette aber vorgelegt. Er sah ein schmales, ausgezehrtes Gesicht. Es gehörte einem ungewöhnlich hageren Mann in einer amtlich aussehenden blauen Uniform.
»Lassen Sie mich bitte eintreten!«
Langdon zögerte. Der Blick der fahlen Augen des Fremden verunsicherte ihn. »Worum geht es?«
»Mein Capitaine wünscht in einer Privatangelegenheit Ihren fachlichen Rat einzuholen.«
»Jetzt?«, wandte Langdon müde ein. »Es ist schon nach Mitternacht!«
»Bin ich recht informiert, dass Sie mit dem Direktor des Louvre heute Abend eine Verabredung hatten?«
Langdon fühlte sich plötzlich sehr unbehaglich. Er war nach dem Vortrag mit dem hoch geachteten Museumsdirektor Jacques Saunière auf einen Drink verabredet gewesen, doch Saunière war nicht erschienen. »Ja, das stimmt. Woher wissen Sie das?«
»Wir haben Ihren Namen in seinem Terminkalender gefunden.«
»Ist ihm etwas zugestoßen?«
Mit einem Unheil verkündenden Seufzer schob der Beamte einen Polaroid-Schnappschuss durch den Türspalt. Als Langdons Blick auf das Foto fiel, erstarrte er.
»Dieses Bild wurde vor knapp einer Stunde aufgenommen. Im Louvre.«
Langdon betrachtete das erschreckende, bizarre Foto. Sein anfänglicher Schock und der Ekel wichen einem jäh aufwallenden Zorn. »Wer ist zu so einer Scheußlichkeit fähig?«
»Wir haben gehofft, Sie könnten uns bei der Beantwortung dieser Frage helfen, zumal Sie sich mit Symbolen bestens auskennen und mit Saunière verabredet waren.«
Langdon konnte den Blick nicht von dem Foto wenden. Zu seinem Entsetzen gesellte sich panische Angst. Das Bild, das eine grauenvolle und äußerst merkwürdige Szenerie zeigte, erweckte in ihm das unbestimmte Gefühl eines Déjà-vu. Vor etwas mehr als einem Jahr hatte er schon einmal das Foto einer Leiche erhalten – samt einem ähnlichen Hilfsgesuch. Vierundzwanzig Stunden später hatte er sich in der Vatikanstadt befunden und war mit knapper Not dem Tod entronnen. Diesmal sah das Foto zwar anders aus, doch die Szenerie hatte etwas beunruhigend Vertrautes.
Der Beamte schaute auf die Uhr. »Mein Capitaine wartet auf uns, Monsieur.«
Langdon hörte kaum hin. Sein Blick war wie gebannt auf das Bild gerichtet.
»Dieses Symbol hier und die Haltung der Leiche, diese merkwürdige …«
»Verrenkung?«, vollendete der Beamte den Satz.
Langdon nickte und hob den Blick. Er fröstelte. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie jemand dazu kommt, einen Menschen in einer solchen Körperhaltung sterben zu lassen.«
Der Beamte schaute Langdon finster an. »Monsieur Langdon, Sie haben noch immer nicht begriffen. Was Sie hier sehen«, er zögerte und deutete auf das Foto, »ist das Werk von Monsieur Saunière selbst.«
Knapp zwei Kilometer entfernt humpelte der riesenhafte Albino mit Namen Silas durch die Eingangstür eines luxuriösen Sandsteingebäudes in der Rue La Bruyère. Die Stachel des Bußgürtels, den er um den Oberschenkel trug, bohrten sich in sein Fleisch, doch seine Seele jubelte vor freudiger Genugtuung, weil er dem HERRN dienen durfte.
Schmerz adelt.
Beim Eintreten ins Ordenshaus huschte der Blick seiner roten Augen durch den Eingangsbereich. Keiner da. Leise stieg Silas die Treppe hinauf, um keinen der Mitbewohner zu wecken. Seine Zimmertür war unverschlossen – Schlösser waren hier verpönt. Er betrat sein Zimmer und schob die Tür hinter sich wieder zu.
Der Raum war spartanisch eingerichtet: Parkettboden, eine schlichte Kommode aus Fichtenholz, in einer Ecke eine Segeltuchmatte als Liegestatt. Silas war diese Woche hier zu Gast, doch in New York hatte er lange Jahre mit Freuden in einer ähnlichen Unterkunft gehaust.
Der HERRhat dir Unterschlupf gewährt und deinem Leben einen Sinn gegeben.
Heute Nacht konnte Silas endlich damit beginnen, seine Schuld abzutragen. Er zog die Schubfächer der Kommode auf. In der untersten Schublade fand er das Handy, unter ein paar Kleidungsstücken versteckt, und wählte die Nummer.
»Ja?«, meldete sich eine männliche Stimme.
»Verehrter Lehrer, ich bin wieder zurück.«
»Reden Sie«, forderte die Stimme ihn auf – nicht ohne einen zufriedenen Unterton, dass Silas sich gemeldet hatte.
»Sie sind alle vier beseitigt. Die drei Seneschalle und der Großmeister.«
Eine kurze Pause entstand, als würde der Angerufene ein Stoßgebet zum Himmel schicken. »Dann gehe ich davon aus, dass Sie die Information bekommen haben.«
»Ja. Von allen die gleiche. Unabhängig voneinander.«
»Und Sie haben ihnen geglaubt?«
»Für einen Zufall war die Übereinstimmung viel zu groß.«
Der Angerufene stieß in hörbarer Erregung die Luft aus. »Ausgezeichnet! Ich hatte schon befürchtet, wir könnten an der Geheimhaltungstechnik der Bruderschaft scheitern.«
»Die Aussicht auf den eigenen Tod ist eine starke Motivation.«
»Dann sagen Sie mir, mein Schüler, was ich wissen möchte.«
Silas wusste, dass die Information, die er seinen Opfern entlockt hatte, wie ein Schock wirken würde. »Alle vier haben mir die Existenz des clef de voûte bestätigt, des legendären Schlusssteins.« Silas hörte, wie der Lehrer nach Luft schnappte. Er spürte förmlich seine Erregung.
»Der Schlussstein. Genau wie wir vermutet haben.«
Nach der Überlieferung hatte die Bruderschaft eine Art steinerne Landkarte geschaffen – einen clef de voûte, einen Stein mit dem eingravierten Wegweiser zum größten Geheimnis der Bruderschaft, ein Geheimnis von solcher Brisanz, dass die Bruderschaft überhaupt nur zu seinem Schutz existierte.
»Wenn wir uns in den Besitz dieses Steins gebracht haben«, sagte der Lehrer, »brauchen wir nur noch den letzten Schritt zu tun.«
»Wir sind dem näher, als Sie denken. Der Stein liegt hier in Paris.«
»In Paris?«
Silas berichtete dem Lehrer, was an diesem Abend geschehen war … wie alle vier Opfer wenige Augenblicke vor ihrem Tod das Geheimnis ausgeplaudert hatten, um ihr gottloses Leben zu retten. Alle hatten Silas genau das Gleiche erzählt: dass der Stein an einem bestimmten Ort in einer alten Pariser Kirche versteckt sei, der Église de Saint-Sulpice.
»Auch noch in einem Gotteshaus!«, empörte sich der Lehrer. »Sie treiben ihre Scherze mit uns.«
»Wie seit Jahrhunderten schon.«
Der Lehrer verfiel in Schweigen. Er schien den Triumph des Augenblicks bis zur Neige auskosten zu wollen. »Sie haben Gott einen großen Dienst erwiesen«, sagte er schließlich. »Wir haben Jahrhunderte auf diesen Augenblick gewartet. Sie müssen mir sofort den Stein herbeischaffen. Noch heute Nacht. Sie wissen, was auf dem Spiel steht.«
Das wusste Silas nur zu gut, doch was der Lehrer jetzt von ihm verlangte, war schlichtweg unmöglich. »Aber die Kirche ist wie eine Festung, zumal bei Nacht. Wie soll ich da hineinkommen?«
Mit der zuversichtlichen Stimme eines Mannes, der sich in einflussreichsten Kreisen bewegt, erklärte der Lehrer das weitere Vorgehen.
Als Silas das Handy ausschaltete, zitterte er vor gespannter Erwartung am ganzen Körper.
In einer Stunde. Er war dankbar, dass der Lehrer ihm noch Zeit für die Bußübung gelassen hatte, die vor dem Betreten eines Gotteshauses unerlässlich war. Du musst deine Seele von den Sünden des heutigen Tages reinigen. Heute hatte Silas für einen geheiligten Zweck gesündigt. Gegen die Feinde Gottes waren immer schon Gräueltaten verübt worden. Silas war die Vergebung gewiss.
Doch es gab keine Absolution ohne Buße.
Silas zog die Vorhänge vor. Er entkleidete sich und kniete in der Mitte des Zimmers nieder. Sein prüfender Blick schweifte zum Bußgürtel, der sich eng um seinen Oberschenkel schloss. Jeder Adept des Wahren Weges trug ihn – ein ledernes Band mit aufgenieteten Stacheln aus Metall, die sich zur ständigen Erinnerung an die Leiden Christi schmerzhaft ins Fleisch bohrten. Der Schmerz bewirkte zudem die wohltuende Abtötung fleischlicher Gelüste.
Silas hatte sich an diesem Tag schon länger als die vorgeschriebenen zwei Stunden mit dem Band kasteit, aber heute war kein gewöhnlicher Tag. Mit schmerzverzerrtem Gesicht zog er den Bußgürtel noch ein Loch enger, atmete tief aus und genoss den läuternden Schmerz.
»Schmerz adelt«, flüsterte er und wiederholte damit die heilige Formel von Pater Josemaría Escrivá, Lehrer aller Lehrer. Escrivá war 1975 gestorben, doch seine Weisheit lebte fort. Tausende gläubiger Diener auf der ganzen Welt flüsterten noch immer seine Worte, wenn sie zur heiligen Bußübung der Selbstkasteiung niederknieten.
Ein dicker Strick mit hineingeknüpften Knoten lag säuberlich aufgerollt neben Silas auf dem Boden. Die Geißel. Die Knoten starrten von eingetrocknetem Blut. Silas sehnte sich nach der reinigenden Wirkung der Pein. Nach einem kurzen Gebet ergriff er das Ende der Geißel, schloss die Augen und peitschte den Knotenstrick mit geübter Bewegung in frommer Selbstgeißelung über die Schulter auf seinen Rücken. In rhythmischer Monotonie hieb er auf sein Fleisch ein.
Castigo corpus meum.
Endlich spürte er das Blut fließen.
Die frische Luft des April pfiff durch das offene Seitenfenster in den Citroën ZX, der mit Robert Langdon auf dem Beifahrersitz in südlicher Richtung zuerst am Opernhaus vorbei und dann über den Place Vendôme raste, wobei Langdon versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Eine kurze Dusche und eine schnelle Rasur hatten einen halbwegs vorzeigbaren Menschen aus ihm gemacht, aber wenig dazu beigetragen, seine ängstliche Unruhe zu dämpfen. Das grässliche Bild der Leiche des Museumsdirektors hatte sich in sein Gehirn eingebrannt.
Jacques Saunière … tot!
Langdon empfand den Tod des Museumsdirektors als schweren Verlust. Saunière galt zwar als Einzelgänger, doch als anerkannter Gelehrter und Liebhaber der Kunst konnte er sich über mangelnde Ehrungen nicht beklagen. Seine Veröffentlichungen über die Geheimbotschaften in den Gemälden Poussins und Teniers’ gehörten zu Langdons bevorzugtem Unterrichtsmaterial. Langdon hatte sich von dem abendlichen Treffen mit Saunière sehr viel versprochen. Als der Museumsdirektor nicht erschien, war seine Enttäuschung groß gewesen.
Wieder schoss ihm das Bild von Saunières Leiche durch den Kopf. Das soll Saunières eigenes Werk gewesen sein? Langdon blickte zum Fenster hinaus und zwang sich, nicht mehr an den grässlichen Anblick zu denken.
Draußen legte sich allmählich der Trubel der Stadt. Fliegende Händler schoben ihre Verkaufswagen nach Hause, Kellner schafften volle Müllsäcke an den Straßenrand, ein Liebespaar hielt sich eng umschlungen, um im Nachtwind, der nach Jasmin duftete, nicht zu frösteln. Der Citroën fuhr mit hoher Geschwindigkeit sicher durch das Gewühl, das sich vor dem schrillen Zweiklanghorn spaltete wie Butter unter einem heißen Messer.
»Le Capitaine hat mit Zufriedenheit festgestellt, dass Sie noch in Paris sind«, ergriff der Beamte zum ersten Mal seit der Abfahrt vom Hotel das Wort. »Ein glücklicher Zufall.«
Langdon war über diesen Zufall alles andere als glücklich; ohnehin hielt er nicht viel von Zufällen. Als ein Mann, der sein Leben der Erforschung verborgener Verbindungen von anscheinend völlig zusammenhangslosen Emblemen und Zeichen verschrieben hatte, betrachtete Langdon die Welt als ein Geflecht vielfältig vernetzter Ereignisse und Geschichten. Die Verbindungen mögen unsichtbar sein, pflegte er den Studenten in seinen Seminaren über Symbolologie an der Harvard-Universität zu predigen, aber es gibt sie trotzdem. Man muss nur ein bisschen an der Oberfläche kratzen.
»Ich nehme an, die Amerikanische Universität in Paris hat Ihnen gesagt, wo ich zu finden bin«, sagte Langdon.
Der Fahrer schüttelte den Kopf. »Nein. Interpol.«
Interpol?, dachte Langdon. Ach ja, natürlich. Er hatte ganz vergessen, dass das in europäischen Hotels übliche und anscheinend so belanglose Vorzeigen des Passes bei der Anmeldung mehr war als bloß eine lästige Formalität. In jeder beliebigen Nacht konnten die Beamten von Interpol genau sagen, wer wo in Europa nächtigte. Es hatte vermutlich nicht einmal fünf Sekunden gedauert, um Langdon im Ritz aufzuspüren.
Während der Citroën in südlicher Richtung durch die Stadt brauste, erschien rechts in der Ferne die himmelstürmende Silhouette des beleuchteten Eiffelturms. Langdon musste an Vittoria denken und das spielerische Versprechen auf ein Wiedersehen alle sechs Monate irgendwo auf der Welt an einem romantischen Ort – ein Versprechen, das sie sich damals vor einem Jahr gegeben hatten. Nach Langdons Einschätzung hatte der Eiffelturm gute Aussichten, in die nähere Auswahl zu kommen. Leider war seit dem letzten Kuss auf einem lärmenden römischen Flughafen über ein Jahr vergangen.
»Schon mal oben gewesen?«, sagte der Beamte mit einem Seitenblick auf Langdon.
Langdon fuhr aus seinen Gedanken hoch. »Wie bitte?«
Der Beamte zeigte durch die Windschutzscheibe auf den Eiffelturm. »Schon mal da oben gewesen?«
Langdon verdrehte die Augen. »Nein.«
»Er ist das Wahrzeichen Frankreichs. Einfach perfekt.«
Langdon nickte abwesend. Unter Symbolologen war es ein Treppenwitz, dass Frankreich – ein Land, das unter anderem für Machotum, Schürzenjägerei und kleinwüchsige Führerpersönlichkeiten wie Napoleon und Pippin den Kurzen bekannt war – kein passenderes nationales Wahrzeichen hätte wählen können als einen dreihundert Meter großen Phallus.
An der Kreuzung Rue de Rivoli schaltete die Ampel auf Rot, doch der Citroën verringerte das Tempo kein bisschen. Der Beamte jagte die Limousine mit Vollgas über die Kreuzung und in jenen Teil der Rue Castiglione hinein, der als Parkallee weiterführte und den nördlichen Eingang der berühmten Tuileriengärten bildete – für die Pariser das, was der Central Park für die New Yorker ist. Die Touristen bezogen die Bezeichnung Jardin des Tuileries fälschlicherweise meist auf die dort blühende Tulpenpracht, doch das Wort Tuileries leitete sich in Wirklichkeit von etwas viel Prosaischerem ab: An der Stelle des Parks hatte sich einst eine riesige schmutzige Lehmgrube befunden, aus der sich die Pariser Bauunternehmer den Ton für die Herstellung der für die Stadt so typischen roten Dachziegel holten – die tuiles.
Als der Beamte in den verlassenen Park fuhr, stellte er mit einem Griff unters Armaturenbrett das plärrende Martinshorn ab. Aufatmend genoss Langdon die plötzliche Stille. Der Strahl der Halogenscheinwerfer huschte über den kiesbedeckten Parkweg, auf dem die Reifen mit hypnotisierendem Zischen dahinrollten. Langdon hatte die Tuilerien bislang für geheiligten Boden gehalten – hatte nicht Claude Monet in diesen Gärten als Geburtshelfer des Impressionismus mit Form und Farbe experimentiert? Heute jedoch lag eine merkwürdige Aura von drohendem Unheil über diesem Ort.
Der Citroën bog nach links in die Hauptallee auf der Zentralachse der Parkanlage ein. Nachdem der Fahrer um einen großen Brunnen gekurvt war, steuerte er den Wagen nach Überquerung einer breiten, verlassenen Avenue auf einen weitläufigen rechteckigen Platz. Langdon erkannte den großen steinernen Torbogen, der das Ende der Tuilerien bildete.
Der Arc du Carousel.
Ungeachtet der orgiastischen Feierlichkeiten, die der Arc du Carousel einst gesehen hatte, wurde dieser Platz von Kunstkennern aus einem ganz besonderen Grund geschätzt: Von der Esplanade am Ende der Tuilerien hatte man einen Blick auf vier der großartigsten Museen der Welt, je eines in jeder Himmelsrichtung.
Zum rechten Seitenfenster hinaus sah Langdon im Süden jenseits der Seine am Quai Anatole France die dramatisch beleuchtete Fassade eines ehemaligen Bahnhofs, der heute das berühmte Musée d’Orsay beherbergte. Wenn er sich nach links wandte, konnte er die ultramoderne Dachpartie des Centre Pompidou erkennen, in dem das Museum für Moderne Kunst untergebracht war. Hinter ihm im Westen ragte der berühmte Obelisk des Ramses über die Wipfel der Bäume und bezeichnete den Standort des Musée de Jeu de Paume.
Und genau vor sich erblickte Langdon jetzt durch den Torbogen hindurch den klotzigen Renaissancepalast, der die Heimstätte der berühmtesten Gemäldegalerie der Welt geworden war.
Der Louvre.
Wieder einmal empfand Langdon das ihm inzwischen schon vertraute Staunen, während er versuchte, den gewaltigen Gebäudekomplex in seiner Gesamtheit zu erfassen. Auf der gegenüberliegenden Seite eines Platzes von atemberaubenden Ausmaßen ragte die imposante Fassade des Louvre wie ein Bollwerk in den Pariser Nachthimmel. Der Louvre mit seinem Grundriss eines gigantischen Hufeisens war das längste Gebäude Europas und erstreckte sich über eine größere Länge als drei aneinander gelegte Eiffeltürme. Nicht einmal die Tausende von Quadratmetern messenden Freiflächen zwischen den Museumsflügeln konnten die Wucht der Fassade beeinträchtigen. Langdon hatte einmal einen Spaziergang um den Louvre unternommen. Es war ein Fußmarsch von knapp fünf Kilometern geworden.
Um sämtliche 65.300 Ausstellungsstücke des Louvre gebührend zu bewundern, brauchte der Besucher angeblich fünf Tage, doch die meisten Touristen wählten ein abgekürztes Verfahren, das Langdon als »Louvre Light« zu bezeichnen pflegte. Dabei wurden die drei berühmtesten Stücke des Museums im Schweinsgalopp abgeklappert: allen voran die Mona Lisa, ferner die Venus von Milo und die geflügelte Nike von Samothrake. Art Buchwald hatte sich einmal ironisch damit gebrüstet, alle drei Meisterwerke in fünf Minuten und sechsundfünfzig Sekunden »gemacht« zu haben.
Der Fahrer zog ein kleines Sprechfunkgerät heraus und rief zwei knappe Sätze auf Französisch hinein. »Monsieur Langdon est arrivé. Deux minutes.«
Als Antwort drang eine knisternde Folge von Krach- und Zischlauten aus dem Gerät.
Der Beamte steckte den Apparat wieder weg. »Der Capitaine erwartet Sie am Haupteingang«, ließ er Langdon wissen.
Unter Missachtung eines großen Verbotsschildes für Kraftfahrzeuge jeder Art gab der Fahrer Gas und jagte den Citroën über den Bordstein auf den großen Platz. Der Haupteingang des Louvre kam in Sicht. Von sieben aus dreieckigen Brunnenbecken aufsteigenden Leuchtfontänen umgeben, erhob er sich steil im Hintergrund.
La Pyramide.
Der neue Eingang des Pariser Louvre war inzwischen fast schon berühmter als das Museum selbst. Die umstrittene modernistische Glaspyramide des chinesischstämmigen amerikanischen Architekten Ieoh Ming Pei hatte den Zorn der Traditionalisten auf sich gezogen, die geltend machten, sie zerstöre die Würde der Renaissance-Hofanlage. Goethe hatte die Architektur als »gefrorene Musik« bezeichnet. Die Kritiker apostrophierten Peis Werk demgemäß als »kratzende Kreide auf einer Schiefertafel«. Fortschrittlich gesinnte Bewunderer von Peis knapp zweiundzwanzig Meter hoher transparenter Glaspyramide priesen das Bauwerk hingegen als eine überzeugende Synthese von altehrwürdiger Form und moderner Bautechnik, als symbolisches Verbindungsglied zwischen dem Alten und dem Neuen, als einen Garanten des gelungenen Übergangs des Louvre ins neue Millenium.
»Wie gefällt Ihnen unsere Pyramide?«, wollte der Beamte wissen.
Langdon zog die Stirn kraus. Die Franzosen schienen Freude daran zu haben, Amerikanern mit dieser Frage zu Leibe zu rücken. Es war natürlich eine Fangfrage. Gab man zu, dass einem die Pyramide gefiel, stempelte man sich zum geschmacklosen Amerikaner ab, lehnte man die Pyramide ab, hatte man etwas gegen die Franzosen.
»Mitterand hat Mut bewiesen«, meinte Langdon diplomatisch. Der verstorbene französische Staatspräsident, der den Auftrag zum Bau der Glaspyramide erteilt hatte, hatte angeblich unter einem »Pharaonenkomplex« gelitten. François Mitterand, der Paris im Alleingang mit ägyptischen Obelisken, Kunstwerken und Artefakten voll gestellt hatte, wurde wegen seiner an Besessenheit grenzenden Vorliebe für die ägyptische Kultur von den Franzosen noch immer »die Sphinx« genannt.
»Wie heißt Ihr Capitaine eigentlich?«, erkundigte sich Langdon, um das Thema zu wechseln.
»Bezu Fache«, gab der Fahrer Auskunft, während er auf die Eingangspyramide zusteuerte. »Wir nennen ihn le Taureau.«
Mit einem verwunderten Blick auf den Fahrer fragte sich Langdon, ob wohl jeder Franzose einen Spitznamen aus dem Tierreich hatte. »Sie nennen Ihren Vorgesetzten ›den Bullen‹?«
Der Mann hob die Brauen. »Ihr Französisch ist besser, als Sie zugeben, Monsieur Langdon.«
Mein Französisch ist das Letzte, dachte Langdon, dafür kenne ich die Tierkreiszeichen umso besser. Taurus war immer schon – und auf der ganzen Welt – das astrologische Zeichen für den Stier.
Der Beamte bremste ziemlich abrupt und deutete zwischen zwei Fontänen hindurch auf eine große Eingangstür in der Seite der Glaspyramide. »Da hinein, bitte. Viel Glück, Monsieur.«
»Sie kommen nicht mit?«
»Ich habe Befehl, Sie hier abzusetzen. Auf mich warten andere Aufgaben.«
Langdon stieg mit einem Seufzer aus dem Wagen. Mir soll’s recht sein.
Der Beamte trat aufs Gas und jagte davon. Während Langdon den verschwindenden Rücklichtern nachblickte, wurde ihm klar, dass er noch die Chance hatte, zu verschwinden. Er brauchte lediglich quer über den Vorplatz zu gehen, einem Taxi zu winken und sich wieder zu seinem schönen Hotelbett fahren zu lassen. Eine leise innere Stimme warnte ihn, dass es womöglich keine allzu gute Idee war, hier zu bleiben.
Beim Gang durch die Wasserschleier der Fontänen bekam Langdon das ungute Gefühl, das imaginäre Niemandsland zu einer anderen Welt zu überschreiten. Das seltsam Traumhafte, Unwirkliche des bisherigen Abends drängte sich wieder in sein Bewusstsein. Vor zwanzig Minuten noch hatte er wohlig im Hotel in seinem Himmelbett geschlafen, und jetzt stand er vor einer von der »Sphinx« erbauten Pyramide und wartete auf einen Polizisten, den man den »Bullen« nannte.
Du bist in ein Gemälde von Salvador Dali geraten, ging es ihm durch den Kopf.
Langdon schritt auf den Haupteingang zu, eine gewaltige Drehtür. Im schwach beleuchteten Foyer dahinter war keine Menschenseele zu sehen.
Ob man hier anklopfen muss?
Langdon fragte sich, ob einer seiner geschätzten Harvardkollegen aus dem Fachbereich Ägyptologie jemals an einer Pyramide angeklopft hatte, in der Hoffnung, dass jemand herauskam. Als er die Hand hob, um gegen das Glas zu pochen, kam eine neandertalerartige Gestalt aus der Dunkelheit die geschwungene Treppe heraufgeeilt, ein untersetzter dunkelhaariger Mann, dessen dunkler Zweireiher sich über den breiten Schultern spannte. Das Handy am Ohr, näherte er sich auf stämmigen Beinen mit kraftvollem, autoritärem Schritt. Er beendete das Gespräch und winkte Langdon herein.
»Bezu Fache«, stellte er sich vor, als Langdon durch die Drehtür trat, »Capitaine der Direction Centrale Police Judiciaire.« Die Stimme passte zu dem Mann – ein tiefes, kehliges Grollen, das sich wie ein aufziehendes Unwetter anhörte.
Langdon hielt ihm grüßend die Hand entgegen. »Robert Langdon.«
Seine Hand verschwand in Faches Pranke wie in einer hydraulischen Presse.
»Ich habe das Foto gesehen«, sagte Langdon. »Ihr Mitarbeiter sagte mir, Jacques Saunière hätte selbst …«
»Mr Langdon«, fiel Fache ihm ins Wort und nagelte ihn mit dem Blick seiner ebenholzschwarzen Augen fest, »das Foto zeigt nur einen Bruchteil dessen, was Saunière vor seinem Tod mit sich selbst veranstaltet hat.«
Capitaine Bezu Fache gefiel sich in der Haltung eines gereizten Stiers – breites Kreuz mit weit zurückgenommenen Schultern, das Kinn in Angriffshaltung auf die Brust gedrückt. Sein dunkles Haar war mit Brillantine an die Kopfhaut geklatscht, was seinen weit in die Stirn vorspringenden spitzen Haaransatz betonte, der wie der Rammsporn einer Galeere zwischen seine gewölbten Brauen stieß. Der stechende Blick seiner kohlschwarzen Augen schien den Boden vor seinen Füßen zu versengen und ließ die unerbittliche Tatkraft und Gedankenschärfe erahnen, die man Fache nachsagte und die vor nichts und niemandem Halt machte.
Langdon folgte dem Capitaine über die berühmte Marmortreppe ins Untergeschoss unter der Glaspyramide. Auf halber Höhe der Treppe standen zwei mit Maschinenpistolen bewaffnete Beamte Wache. Die Botschaft war eindeutig: Ohne Capitaine Faches Segen kam hier niemand hinein oder hinaus.
Beim Abstieg unter das Straßenniveau musste Langdon ein wachsendes Unbehagen niederkämpfen. Faches Verhalten war alles andere als einladend, und der Louvre hatte um diese Tages- oder besser Nachtzeit die verlockende Aura einer Gruft. Der Treppenabgang wurde von den Trittleuchten, die in die Stufen eingelassen waren, nur notdürftig erhellt. Langdon hörte das Echo seiner Schritte von den schrägen Scheiben widerhallen. Beim Blick nach oben konnte er feine, lichtdurchwirkte Wasserschleier an der transparenten Dachkonstruktion vorüberwehen sehen.
»Was halten Sie davon?«, wollte Fache wissen und wies mit dem Kinn nach oben.
Langdon seufzte. Für Spielchen war er zu müde. »Ich finde die Pyramide großartig.«
»Das Ding ist ein Pickel auf dem Antlitz von Paris«, stieß Fache mürrisch hervor.
Die erste Pleite. Langdon spürte, dass mit seinem Gastgeber nicht gut Kirschen essen war. Er fragte sich, ob der Capitaine wusste, dass man auf Präsident Mitterands ausdrückliche Anordnung die Pyramide aus genau 666 Glasdreiecken zusammengesetzt hatte. Diese ungewöhnliche Vorgabe war für Verschwörungstheoretiker ein gefundenes Fressen gewesen, hieß es doch, die 666 sei die Zahl des Satans.
Langdon hielt es allerdings für klüger, dieses Thema nicht aufs Tapet zu bringen.
Während sie tiefer in das Zwielicht eintauchten, wurden allmählich die gewaltigen Ausmaße des unterirdischen Foyers erkennbar. Der gut zweiundzwanzig Meter unter Straßenniveau angelegte neue Eingangsbereich des Louvre erstreckte sich wie eine endlose Grotte über mehr als 9300 Quadratmeter. Passend zum honigfarbenen Stein der Fassade hatte man Marmor in warmen Ockertönen als Baumaterial gewählt. Der bei Tage vom Sonnenlicht durchflutete unterirdische Raum wimmelte für gewöhnlich von Besuchern, doch heute Nacht war er düster und verlassen und besaß eher die Atmosphäre einer Krypta.
»Wo ist denn das museumsinterne Wachpersonal?«, wollte Langdon wissen.
»En quarantaine«, gab Fache knapp zur Antwort. Es klang, als hätte Langdon die Integrität von Faches Beamten in Frage gestellt. »Heute Abend hat sich jemand Zutritt verschafft, der hier offensichtlich nichts zu suchen hatte. Das Wachpersonal der Nachtschicht wird zurzeit im Sully-Flügel verhört. Für heute Nacht haben meine Beamten den Sicherheitsdienst übernommen.«
Langdon nickte und legte einen Schritt zu, um an Faches Seite zu bleiben.
»Wie gut haben Sie Jacques Saunière gekannt?«, wollte Fache wissen.
»Eigentlich gar nicht«, sagte Langdon. »Ich habe ihn nie persönlich kennen gelernt.«
Fache blickte ihn überrascht an. »Sie beide hätten sich heute Abend das erste Mal gesehen?«
»Ja. Wir hatten verabredet, uns nach meinem Vortrag beim Empfang der Amerikanischen Universität zu treffen, aber er ist nicht gekommen.«
Fache kritzelte etwas in sein Notizbuch. Beim Weitergehen erspähte Langdon den Umriss einer weniger bekannten Pyramide des Louvre – La Pyramide Inversée –, ein großes Oberlicht, das in einem angrenzenden Bereich des Zwischengeschosses in Gestalt einer auf der Spitze stehenden Pyramide wie ein Stalaktit von der Decke ragte. Fache führte Langdon eine kurze Treppe zum Eingang eines hoch gewölbten Durchgangs hinauf, über dem auf einem Schild DENON zu lesen stand. Der Denon-Flügel war die bekannteste der drei Hauptabteilungen des Louvre.
»Von wem kam der Vorschlag, sich heute Abend zu treffen?«, erkundigte Fache sich unvermutet. »Von Ihnen oder von Saunière?«
Was für eine merkwürdige Frage! »Von Monsieur Saunière«, sagte Langdon, während sie den Durchgang betraten. »Seine Sekretärin hat vor einigen Wochen per E-Mail Kontakt mit mir aufgenommen. Sie teilte mir mit, Direktor Saunière habe gehört, dass ich diesen Monat in Paris einen Vortrag hielte. Er würde anschließend gern etwas mit mir besprechen.«
»Und was?«
»Ich habe keine Ahnung. Vermutlich irgendetwas aus dem Bereich der Kunst. Wir haben ein paar gemeinsame Interessensgebiete.«
Fache sah Langdon skeptisch an. »Und Sie haben keine Ahnung, um was es bei Ihrem Treffen gehen sollte?«
Langdon wusste es wirklich nicht. Er war zwar gleich neugierig geworden, hatte es aber für unpassend gehalten, eingehend nachzufragen. Angesichts der Zurückgezogenheit des hochverehrten Jacques Saunière, die in der ganzen Zunft bekannt war, hatte Langdon allein schon die Tatsache, dass der Museumsdirektor ihn zu treffen wünschte, als schmeichelhaft empfunden.
»Haben Sie wenigstens eine Vermutung, Mr Langdon, was unser Mordopfer am Abend seines Todes mit Ihnen besprechen wollte? Es könnte sich als sehr hilfreich erweisen.«
Die Direktheit der Frage ließ Unbehagen in Langdon aufsteigen. »Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe auch nicht nachgefragt. Ich empfand es als Ehre, von Monsieur Saunière angesprochen zu werden. In meinen Vorlesungen benutze ich seine Veröffentlichungen als Lehrmaterial für meine Studenten.«
Fache vertraute die Information seinem Notizbuch an.
Die beiden Männer hatten inzwischen die Hälfte der Eingangspassage des Denon-Flügels hinter sich gebracht. Langdon sah die beiden Rolltreppen am Ende des Ganges. Sie standen still.
»Sie hatten also gemeinsame Interessensgebiete?«, fragte Fache noch einmal nach.
»Ja. Ich habe den größten Teil des letzten Jahres damit verbracht, am Entwurf eines Buches zu arbeiten, das sich mit Monsieur Saunières Hauptinteressensgebiet befasst. Ich habe mir einiges davon versprochen, wenn ich ihm die Würmer aus der Nase ziehe.«
»Wie bitte?« Fache konnte mit dem Ausdruck offensichtlich nichts anfangen.
»Ich war neugierig, was Saunière zu dem Thema zu sagen hatte.«
»Verstehe. Und um welches Thema handelt es sich?«
Langdon zögerte. Er wusste nicht recht, wie er sich verständlich machen sollte. »Mein Manuskript befasst sich im Prinzip mit der Ikonographie der matriarchalischen Kulte – den Vorstellungen von einer Heiligkeit des Weiblichen und der damit verbundenen künstlerischen Symbolik.«
Fache strich sich mit seiner Pranke über das pomadige Haar. »Und Saunière war Experte auf diesem Gebiet?«
»Der Experte schlechthin.«
»Verstehe.«
Langdon spürte, dass Fache überhaupt nichts verstand. Auf dem Gebiet der bildhaften Darstellung von weiblichen Gottheiten galt Saunière als maßgebliche Kapazität. Saunière hatte nicht nur eine leidenschaftliche persönliche Vorliebe für Artefakte, die mit Fruchtbarkeitsriten, Muttergöttinnen, Hexen- und Weiblichkeitskulten zu tun hatten. In den zwanzig Jahren seiner Amtszeit als Direktor des Louvre hatte er dem Museum zur weltweit umfangreichsten Sammlung entsprechender Kunst- und Kultgegenstände verholfen: Doppeläxte aus dem ältesten Tempel der delphischen Priesterinnen, goldene Hermesstäbe, Hunderte von kleinen Ankhs, ägyptischen Schleifenkreuzen, die Engelsfigürchen ähneln, Sistrumrasseln, mit denen im alten Ägypten die bösen Geister vertrieben wurden, und eine erstaunliche Vielfalt von Plastiken, die die Isis darstellten, wie sie den Horus stillt.
»Es könnte doch sein, dass Saunière von Ihrem Manuskript gewusst und das Treffen vorgeschlagen hat, um Ihnen bei Ihrem Buch zu helfen«, mutmaßte Fache.
Langdon schüttelte den Kopf. »Zurzeit weiß niemand etwas von meinem Manuskript. Es ist bislang nur ein Entwurf. Einzig mein Lektor hat es schon gesehen.«
Fache verstummte.
Was den Grund betraf, weshalb noch niemand das Manuskript zu Gesicht bekommen hatte, schwieg Langdon sich aus. In seinem gut dreihundert Seiten umfassenden Entwurf – mit dem Arbeitstitel »Symbolik der untergegangenen Muttergottheit« – unterbreitete Langdon unkonventionelle Deutungen der herkömmlichen religiösen Symbolik, die mit Gewissheit kontroverse Diskussionen zur Folge hatten.
Am Fuß der Rolltreppe hielt Langdon inne. Fache war nicht mehr an seiner Seite. Als er sich umdrehte, sah er, dass der Capitaine an einem Personalaufzug stehen geblieben war.
»Wir nehmen den Lift«, sagte Fache. »Wie Sie bestimmt wissen, ist es zu Fuß noch ein ziemliches Stück bis zur Galerie.«
Langdon wusste zwar, dass der erste Stock mit dem Aufzug sehr viel einfacher zu erreichen war als über die langen Treppenfluchten, doch er blieb trotzdem regungslos stehen.
Fache hielt ungeduldig die Tür auf. »Stimmt etwas nicht?«
Während Langdon sich umdrehte, ließ er den Blick sehnsüchtig das weiträumige offene Treppenhaus hinaufschweifen. Er atmete tief aus. Es ist alles in bester Ordnung, redete er sich ein und ging zum Aufzug. Langdon litt an Klaustrophobie, seit er als Kind in einen alten Brunnenschacht gefallen war. Er hatte in der engen Brunnenröhre stundenlang Wasser treten müssen, bis man ihn endlich gefunden und mit knapper Not gerettet hatte. Seit damals hatte ihn eine panische Angst vor geschlossenen Räumen verfolgt: Aufzüge, U-Bahnen, Squashcourts. Der Aufzug ist eine völlig unbedenkliche Vorrichtung, sagte er sich nun, glaubte es aber nicht. Das Ding ist ein winziger Blechkasten, der an einem dünnen Drahtseil in einem engen Schacht baumelt! Langdon hielt die Luft an und trat in den Lift. Mit dem Schließen der Schiebetür kam der wohl bekannte Adrenalinstoß.
Zwei Etagen. Zehn Sekunden.
Der Lift fuhr an. »Sie und Monsieur Saunière …«, sagte Fache nachdenklich, »Sie haben sich noch nie miteinander unterhalten? Nie Briefwechsel gehabt?«
Schon wieder so eine seltsame Frage. Langdon schüttelte den Kopf. »Nein, nie.«
Fache legte den Kopf schief. Er schien sich einen Knoten ins imaginäre Taschentuch zu machen und betrachtete kommentarlos die spiegelnde Edelstahltür.
Langdon versuchte, sich auf irgendetwas anderes als die ihn umschließenden vier Wände zu konzentrieren. In der polierten Stahltür spiegelte sich der Krawattenclip des Polizisten – ein silbernes Kreuz mit einer Einlegearbeit aus dreizehn schwarzen Onyxsplittern. Langdon kannte das Symbol als crux gemmata, ein christliches Symbol für Jesus und die zwölf Apostel. Er war erstaunt. Eigentlich hatte er nicht damit gerechnet, dass ein französischer Capitaine seine religiöse Überzeugung so offen vor sich her trug. Aber das war nun mal Frankreich. Das Christentum war hier keine Religion, sondern ein Muttermal.
»Das ist eine crux gemmata«, sagte Fache unvermittelt.
Langdon blickte ertappt auf. In der glänzenden Tür sah er, wie Fache sein Spiegelbild musterte.
Der Aufzug hielt federnd, die Tür glitt auf.
Langdon atmete aus und trat hinaus auf den Gang. Er brauchte die Weite der Gemäldegalerien mit ihren berühmten hohen Decken. Doch die Welt, die er betrat, hatte mit seinen Erwartungen rein gar nichts zu tun. Überrascht blieb er stehen.
Fache streifte ihn mit einem Blick. »Ich kann wohl davon ausgehen, Mr Langdon, dass Sie den Louvre noch nie nach Öffnungsschluss gesehen haben?«
Davon können Sie getrost ausgehen, dachte Langdon und versuchte, sein inneres Gleichgewicht wiederzugewinnen. In den üblicherweise perfekt ausgeleuchteten Galerien des Louvre war es überraschend schummrig. Statt des gleichmäßig von oben herabfallenden weißen Lichts schien sich in gewissen Abständen ein gedämpfter roter Lichtschimmer von den Fußleisten aus nach oben und auf dem gekachelten Boden auszubreiten.
Eigentlich hättest du mit etwas Ähnlichem rechnen müssen, dachte Langdon beim Blick in den düsteren Korridor. In sämtlichen bedeutenden Bildergalerien hatte man inzwischen für die Nachtstunden eine rote Servicebeleuchtung installiert – an strategisch wichtigen Stellen tief angebrachte Lichtquellen, deren diffuses Licht dem Personal das in den Räumlichkeiten erforderliche Arbeitslicht lieferte, andererseits die Farben der Gemälde nicht ausbleichte. Am heutigen Abend besaß das Museum eine geradezu bedrohliche Atmosphäre. Aus allen Ecken krochen lange Schatten hervor, und die sonst so hohen Gewölbedecken wirkten wie eine drückende schwarze Leere.
»Hier entlang«, sagte Fache. Er wandte sich scharf nach rechts, um durch eine Reihe miteinander verbundener Galerien zu gehen. Langdon folgte ihm. Seine Augen gewöhnten sich nach und nach an das schummrige Licht.
Wie Fotos in einer gigantischen Entwicklerschale tauchten ringsum großformatige Ölporträts aus der Dunkelheit … Langdon wurde das Gefühl nicht los, von den Augen der Porträtierten beim Gang durch die Räume verfolgt zu werden. Er roch die vertraute Museumsluft – eine trockene entionisierte Atmosphäre mit einem leichten Beigeschmack von Kohle. Sie strömte aus der Klimaanlage, die rund um die Uhr in Betrieb war und deren Kohlefilter das von den Besucherscharen ausgeatmete Kohlendioxid neutralisierten.
Die hoch an den Wänden montierten, gut sichtbaren Überwachungskameras lieferten den Besuchern eine eindeutige Botschaft: Wir sehen dich! Wehe, du rührst etwas an!
»Sind einige der Kameras echt?«, erkundigte sich Langdon.
»Natürlich nicht«, sagte Fache.
Langdon war keineswegs überrascht. Die Videoüberwachung eines Museums dieser Größe verbot sich schon aus Kostengründen und war außerdem wenig wirkungsvoll. Bei seiner nach Hektar zu bemessenden Ausstellungsfläche hätte der Louvre allein zur Beobachtung der Bildschirme mehrere hundert Mann Überwachungspersonal einsetzen müssen. Die Sicherheitssysteme der meisten großen Museen beruhten mittlerweile nicht mehr auf dem Prinzip des Aussperrens von Eindringlingen, sondern auf der containment security, dem Prinzip des Einsperrens der Täter. Man kann Diebe nicht aus dem Gebäude aussperren, aber man kann sie im Gebäude einsperren. Nach Öffnungsschluss wurde die Schließanlage aktiviert. Sobald ein Täter ein Ausstellungsobjekt von seinem angestammten Platz entfernte, schlossen sich sämtliche Zugänge zur betreffenden Galerie. Der Täter befand sich gewissermaßen schon hinter Gittern, bevor die Polizei anrückte.
Aus dem Marmorflur vor ihnen hallten ihnen Stimmen entgegen. Der Lärm schien aus einem geräumigen kurzen Flur zu kommen, der sich weiter vorn nach rechts öffnete. Helles Licht fiel in den Gang.
»Das Büro des Museumsdirektors«, erläuterte Fache.
Sie folgten dem Lichtschein. Langdon konnte durch den Flur in Saunières luxuriös ausgestattetes Büro schauen – kostbares Holz und alte Meister, wohin das Auge blickte, sowie ein riesiger antiker Schreibtisch, auf dem ein sechzig Zentimeter großes Modell eines Ritters in voller Rüstung stand. Eine Hand voll Polizeibeamte wuselte telefonierend und Notizen machend umher. Einer saß an Saunières Schreibtisch und tippte etwas in ein Notebook. Das Büro des Museumsdirektors war für diese Nacht offensichtlich zum einstweiligen Hauptquartier des DCPJ umfunktioniert worden.
»Messieurs!«, rief Fache, und alles fuhr herum. »Ne nous derangez pas sous aucun prétexte. Entendu?«
Alles nickte.
Langdon hatte im Hotel oft genug das Schild mit dem NE PAS DERANGER außen an die Türklinke gehängt, um zu wissen, dass der Capitaine seine Zweisamkeit mit ihm unter keinen Umständen gestört wissen wollte.
Sie ließen die emsige kleine Beamtenschar hinter sich. Fache führte Langdon weiter den großen abgedunkelten Gang hinunter. Dreißig Meter vor ihnen öffnete sich der Zugang zur berühmtesten Abteilung des Louvre, der Grande Galerie, einer scheinbar endlos langen Flucht breiter Gänge, in denen die kostbarsten italienischen Meisterwerke untergebracht waren. Langdon hatte sich bereits ausgerechnet, dass dies der Ort sein musste, wo Saunières Leiche lag: Das Polaroidfoto hatte den berühmten Parkettboden der Grande Galerie unverkennbar wiedergegeben.
Beim Näherkommen bemerkte Langdon, dass der Zugang durch ein gewaltiges Stahlgitter versperrt war. Er fühlte sich an die Falltüren erinnert, mit denen mittelalterliche Burgen sich vor streunendem Raubgesindel geschützt hatten.
»Containment security«, sagte Fache.
Selbst im Zwielicht machte die Barrikade noch den Eindruck, einen Panzer aufhalten zu können. Am Gitter angekommen, spähte Langdon durch die Stäbe in das schwach beleuchtete höhlenartige Innere der Grande Galerie.
»Nach Ihnen, Mr Langdon«, sagte Fache.
Langdon schaute ihn verdutzt an. Er will, dass du vorangehst – aber wohin?
Fache deutete auf den Boden.
Langdons Blick folgte Faches Finger. In der Düsternis war ihm entgangen, dass das Gitter einen halben Meter weit angehoben war. Ein bedrohlicher Spalt tat sich darunter auf.
»Dieser Bereich ist für das Wachpersonal des Louvre immer noch gesperrt«, sagte Fache. »Mein Team von der Police Technique et Scientifique hat die Spurensicherung soeben abgeschlossen.« Er deutete wieder auf den Spalt. »Seien Sie bitte so nett, hier unten durchzukriechen.«
Langdon betrachtete den engen Durchschlupf zu seinen Füßen und dann das massive Stahlgitter darüber. Das kann doch nicht Faches Ernst sein! Die Barrikade wirkte wie eine Guillotine, die nur darauf wartete, jeden Eindringling zu zermalmen.
Fache sah auf die Uhr und sagte ein paar französische Worte. Dann ließ er sich auf alle viere nieder und quetschte seine massige Gestalt durch die Öffnung. Drüben angekommen, erhob er sich und blickte Langdon durch die Gitterstäbe auffordernd an.
Seufzend ging Langdon in die Hocke. Er stützte die Hände flach auf das polierte Parkett, legte sich auf den Bauch und robbte vorwärts. Der Kragen seines Tweedjacketts verfing sich in einer Halteklaue des Gitters, und er stieß mit dem Hinterkopf gegen den Stahlrahmen.
Was für ein Spaß, dachte er säuerlich, doch schließlich war er durch und erhob sich. In ihm keimte der Verdacht auf, dass es eine sehr lange Nacht werden würde.
Murray Hill Place, das neue Ordenshauptquartier und Konferenzzentrum von Opus Dei, liegt an der 243 Lexington Avenue in New York. Der von May & Pinska entworfene Turm ist mit roten Ziegeln und Sandstein aus Indiana verkleidet, hat siebenundvierzig Millionen Dollar gekostet und bietet gut zwölftausend Quadratmeter Nutzfläche. Er hat mehr als hundertzwanzig Zimmer, sechs Speisesäle, Bibliotheken, Aufenthaltsräume, Konferenzräume und Büros. Auf dem ersten, siebten und fünfzehnten Stock befinden sich mit Stuck und Marmor ausgestattete Kapellen. Der sechzehnte Stock dient ausschließlich Wohnzwecken. Männer betreten das Gebäude durch den Haupteingang an der Lexington Avenue; der Eingang für Frauen befindet sich in einer Seitenstraße. Männer und Frauen sind im ganzen Gebäude »akustisch und optisch« voneinander getrennt.
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