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Vier Sinne und vier Metropolen hat ein mäßig bekannter Krimiautor schon detektivisch durchmessen. Für den abschließenden Band seiner Reihe ist er in Rom den Abgründen des Geschmacks auf der Spur. Doch die Verkaufszahlen der bisherigen Romane sind eher bescheiden, die Recherchekosten in der ewigen Stadt dagegen beträchtlich. Der Autor kommt auf eine - wie er meint - geniale Idee: Er will sich in einer Trattoria einnisten, sich für einige Tage zu deftiger römischer Küche einladen lassen und verspricht dafür, diese Trattoria in seinem neuen Krimi werbewirksam in den Mittelpunkt zu stellen. Trattoriabesitzer Pallotta läßt sich auf das Geschäft ein, und der Autor schwelgt in Meeresfrüchtesalaten, Rigatoni con la pajata, Ochsenschwanzragout und Saltimbocca alla romana. Zwischen den Mahlzeiten schreibt er seinen Krimi über den römischen Privatdetektiv Brunetti, einen sympathischen Verlierer, der sich mit Ehebruchsfällen über Wasser hält. Ein von ihm beschatteter Restaurantkritiker wird fachgerecht zerstückelt aufgefunden. Der Tat verdächtig ist ausgerechnet der Trattoriabesitzer, in dessen Tochter Brunetti genauso leidenschaftlich wie unglücklich verliebt ist. Zwischen mehr oder weniger appetitlichen Leichen und geheimnisvollen Renaissancegemälden, durch unterirdische Ausgrabungsstätten und Obdachlosenspeisungen im Vatikan läuft Brunetti der Lösung des Falls und der Liebe seines Lebens nach. Doch je länger der Autor Brunetti durch Rom stolpern läßt, desto Bedrohlicheres geschieht in der Trattoria Pallotta. Ein Giftanschlag verdirbt den Gästen gehörig den Appetit. Noch schwerer ist für den Schriftsteller zu verdauen, daß sich Realität und Fiktion in unheimlicher Weise vermengen. Von ihm erfundene Figuren scheinen zum Leben zu erstehen, die Handlung seines Brunetti-Romans macht sich selbständig, und als Wirt Pallotta ein maßloses Schlemmermenü auftischt, ist klar, daß manch einem die feinen Bissen im Hals steckenbleiben werden. "Saltimbocca" ist eine Liebeserklärung an Rom und die römische Küche, ein spannender Krimi zum Genießen und Verschlingen und zugleich eine intelligente Reflexion über Rezepte des Krimischreibens.
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Seitenzahl: 402
BERNHARD JAUMANN
SALTIMBOCCA
Kriminalroman
ISBN 978-3-8412-0804-0
Aufbau Digital,
veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, April 2014
© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin
Die Originalausgabe erschien 2002 bei Aufbau Taschenbuch, einer Marke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG
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Inhaltsübersicht
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Impressum
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Informationen zum Buch
Informationen zum Autor
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Für Inhaber und Angestellte der Trattoria Pallotta,
die ihren Gästen seit 180 Jahren beste römische
Küche und ein unvergleichliches Ambiente bietet.
Ein ansehnliches und einladendes Lokal. Höchst erstaunt hat uns allerdings, daß (...) kaum eine Speise wirklich gelungen ist.
(Gambero Rosso – Restaurantführer Italien Nord und Rom)
Die italienische Flagge hing lasch vor dem Nachthimmel. Bruno Brunetti lehnte an der Mauer und starrte nach oben, während er sich ein paar Sonnenblumenkerne in den Mund rieseln ließ. Der Palast hinter ihm beherbergte die »Ständige Vertretung Italiens bei der Organisation der Vereinten Nationen«. Es genügte anscheinend nicht, daß jeder verdammte Staat der Erde gleich zwei Botschaften in Rom unterhalten mußte, eine bei der Italienischen Republik, die andere beim Heiligen Stuhl. Ganz zu schweigen von den Maltesern, den Rittern vom Heiligen Grab, dem Orden vom Goldenen Vlies und zig anderen dubiosen Gesellschaften.
Brunetti kaute Sonnenblumenkerne und zählte sich alle verdammten Staaten der Erde vor, die ihm einfielen. Er war bei Nummer 67, Sierra Leone, angekommen, als sich der Portone des Palazzo gegenüber öffnete und ein älterer Mann auf die Piazza Margana heraustrat. Er trug weiße Schuhe, einen weißen Leinenanzug und einen lächerlichen Borsalino. Es war 21.12 Uhr. Der Mann zog die schwere Tür hinter sich zu und verharrte einen Moment. Im Schein der Straßenlaterne konnte Brunetti seine Gesichtszüge klar erkennen. Der Mann schlenderte nach links.
Brunetti steckte die Tüte mit den Sonnenblumenkernen ein, zog das Porträtfoto aus seiner Hosentasche und warf einen Blick darauf. Kein Zweifel. Der Borsalino-Typ war Lorenzo Ferreri. Brunetti murmelte in sein Diktaphon: »25. Mai des Jahres 3 n. B. Z., 21.12 Uhr: ZP verläßt Wohnhaus Piazza Margana Nummer 39 in Richtung Teatro Marcello. ÜP folgt.«
Die überwachende Person war er selbst, Privatdetektiv Bruno Brunetti. Und an der Zielperson interessierte ihn lediglich die Frage, ob sie Ehebruch beging. Für dieses Interesse wurde Brunetti bezahlt. Von der Frau der ZP.
Brunetti wuchtete die Eisenkette durchs Hinterrad seiner Vespa und schloß beide Schlösser ab. Die Zielperson ging zu Fuß. Normalerweise konnte man Überwachungsaufgaben in Rom ohne ein Fahrzeug schlicht vergessen. Ein stautaugliches, fußgängerzonengeeignetes Fahrzeug wie Brunettis 125er Vespa zum Beispiel. Und ohne eine Eisenkette mit armdicken Gliedern blieb man in Rom nicht lange Besitzer einer Vespa. Brunetti hatte seine mal einem Schrotthändler an der Via Aurelia abgekauft. Er vermutete, daß sie von einem geklauten Abschleppwagen der Stadtpolizei stammte. Es war auf jeden Fall ein schönes Stück.
Brunetti warf sich seinen Rucksack um und trottete im
Abstand von etwa vierzig Metern hinter der ZP her. Er hielt sich nah an der Mauerfront, strich am abblätternden Putz der Palazzi in der Via dei Delfini entlang, die im Licht der römischen Straßenfunzeln schmutzig rot schimmerten. Brunetti überwachte gern fremdgehende Ehemänner. Oder auch Ehefrauen. Das war seine Spezialität. Es waren eigentlich die einzigen Aufträge, die er noch bekam, nachdem er sich ein paarmal geweigert hatte, ausgerissene Jugendliche wieder einzufangen und in die Hölle gutbürgerlicher Elternhäuser zurückzuschleppen, vor der sie geflohen waren. Seitensprünge nachzuweisen hielt er dagegen für moralisch vertretbar und persönlichkeitsbildend. Erstens schulten die stundenlangen Wartereien vor irgendwelchen verdammten Haustüren die Geduld, und zweitens bewies jeder Erfolg von neuem, daß Liebe und Treue einfach lachhaft waren, Ideechen, die blutleer durch Heftchenromane hirngespinsterten, in Wirklichkeit aber unerbittlich der Zeit zum Opfer fielen, auch wenn sich irgendwelche frisch verknallten Kinder tausendmal das Gegenteil schwören mochten.
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