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Der Schuljunge Jendrik und sein ungewöhnlicher Freund Sandor, die sprechende Fledermaus, haben in Teil 1 der Reihe einen gestohlenen Schatz gefunden. Vom Finderlohn für den Schatz fahren Sandor und Jendrik nun gemeinsam in den Urlaub. Natürlich in Sandors Heimat: Nach Transsilvanien. Schon die Anreise ist spannend. In Transsilvanien angekommen, beginnt das wahre Abenteuer! Sandor und Jendrik verfolgen einen Dieb. Sie durchstreifen Kirchenburgen, Geheimgänge und dunkle Wälder... Mit einem Nachwort Wissenswertes über Transsilvanien Reich illustriert mit über 30 farbigen Abbildungen von Christian Puille
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Seitenzahl: 64
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„Huii! Huii! Tss, tss! Klick-klick!“ Sandor, die sprechende Fledermaus mit Knick im linken Ohr, kreist in schnellen Runden knapp unter der Decke im Sauseflug um die Lampe in Jendriks Kinderzimmer.
„Jetzt sei nicht so unruhig! Nimm mal Platz! Du machst mich nervös“, befiehlt Jendrik.
„Ich bin doch kein Dackel! Platz. Sitz. Gib Pfötchen!“, scherzt Sandor und krallt sich kopfüber am Vorhang fest.
Sandor schaut Jendrik mit seinen kleinen braunen Augen lange an und säuselt mit feierlicher Stimme: „Jendrik, du darfst mir jetzt Drum Bun wünschen. Wenn ich rechtzeitig in Transsilvanien sein will, muss ich noch heute Nacht losfliegen.“ Er drückt seinen Brustkorb vor, streckt erst den rechten Flügel weit aus, dann den linken und faltet sie beide schließlich mit ernster Miene über dem Körper.
„Aber die Sommerferien sind erst in drei Wochen, und was soll das heißen: Drum Bun?“, wundert sich Jendrik.
„Drum Bun, heißt auf Rumänisch Gute Reise! Und ich starte heute, denn ich brauche länger als ihr mit dem Flugzeug.“
Jendrik schüttelt den Kopf. „Ich kann dich doch heimlich im Handgepäck ins Flugzeug schmuggeln!“
„Tss, tss. Klick-klick!“ Sandor schüttelt seinen kleinen runden Kopf. „Nein, technische Flugmaschinen sind nichts für mich.“
„Und was ist mit den anderen Fledermäusen, deinen neuen Freunden?“, will Jendrik wissen.
„Ich werde mich allein auf die Reise machen. Für die kleinen Fledermäuse, die in den Nistkästen an der Schule geboren wurden, ist die Strecke doch zu weit. Und die Eltern bleiben natürlich bei ihnen.“
Sandor hebt seinen Flügel. „Also machen wir es kurz und schmerzlos. Wir treffen uns am vierten Ferientag in meinem Heimatort Bacel an der Kirche. Punkt 20 Uhr!“
Jendrik lächelt. „In Ordnung! Pass auf dich auf, Sandor! Wir sehen uns wieder in Bacel!“
Sandor schwingt sich vom Vorhang in die Lüfte, dreht noch eine letzte große Runde in Jendriks Zimmer, fliegt dann wie der Blitz aus dem Fenster und verschwindet in der Dämmerung.
„Drum Bun! Drum Bun!“, hört Jendrik Sandors zischendes Kichern noch aus der Dunkelheit.
„Bitte pass gut auf dich auf!“, ruft er hinter ihm her.
Jetzt heißt es, die Reise gut vorzubereiten. Jendrik plant fast alles alleine. Für seinen kleinen Bruder Tom, seine Mutter Freyja und ihren neuen Bekannten, den Kinderpsychologen Dr. Hans Belz, der sie begleitet.
Nur eine Unsicherheit gibt es noch: Jendrik hofft, dass seine Klassenkameradin Lilli mit ihm kommt.
Er zeigt ihr Fotos von Schäfern und Bergen, Wiesen und Wäldern, Bären und Wölfen aus seinem Reiseführer.
Jendriks Mutter lädt Lillis Eltern sogar zum Abendessen ein, um alles zu besprechen. Doch von Anfang an geht alles schief.
Freyja und Lillis Eltern verstehen sich leider überhaupt nicht. Und deren Meinung nach ist die Reise nach Rumänien auch viel zu gefährlich. Stattdessen laden sie Jendrik ein, mit nach Frankreich zu fahren, aber Jendrik kann nicht ja sagen. Er ist doch mit Sandor verabredet! Lilli ist deshalb enttäuscht und schmollt.
Jendrik wird unsicher. Er überlegt, ob er Lilli vielleicht doch lieber von seiner sprechenden Fledermaus Sandor erzählen soll, verwirft den Gedanken dann aber wieder. „Lilli denkt sonst sicher, ich spinne und erzähle Lügengeschichten.“
Endlich ist es soweit. Jendrik und Tom stehen vor einer großen Fensterfront und schauen hinunter auf die Flugzeuge. Freyja und Hans holen sich einen Kaffee.
Obwohl alle schon um 4.30 Uhr aufstehen mussten, um zum Flughafen zu fahren, sind Jendrik und Tom nicht müde. Die beiden finden den Flughafen spannend.
Die Landebahn ist neblig, aber man kann dennoch genug sehen. Sie beobachten, wie die großen Maschinen einfliegen und andere abheben.
„Wie lange fliegen wir eigentlich?“, will Tom wissen.
„Der Flug nach Bukarest dauert zwei Stunden und zehn Minuten für über 1500 Kilometer“, erklärt Jendrik. „Und Sandor muss die ganze Strecke allein fliegen!“, denkt er.
Da kommt eine Durchsage: „Herr Petrus Chavalli, Flug Nr. 3087 nach Bukarest, bitte kommen Sie zur Gepäckannahme. Herr Petrus Chavalli, bitte kommen Sie zur Gepäckannahme!“
Tom zupft Jendrik am Jackenärmel. Er hat einen fragenden Gesichtsausdruck. „Was ist denn da los?“
„Keine Ahnung, vielleicht wollte der etwas schmuggeln!“, überlegt Jendrik.
„Was ist denn schmuggeln?“, will Tom wissen.
„Man darf nicht alles über die Grenze nehmen“, erklärt Jendrik seinem kleinen Bruder. „Und wenn man etwas Verbotenes mitnimmt, dann nehmen sie es einem weg.“
Tom hält seinen kleinen Mini-Koffer ganz fest. Darin sind ein Malblock, Stifte, sein eigener Geldbeutel mit 3, 25 Euro, Süßigkeiten und das Allerwichtigste: sein kleiner Plastikfreund Draco. Sein Spielzeugdrache, der überallhin mit muss.
Hans und Freyja kommen wieder zurück. „Na, spannend hier, oder?“, lacht Hans und rührt müde in seinem Kaffee.
Erneut kommt eine Durchsage: „Herr Petrus Chavalli, Flug Nr. 3087 nach Bukarest, bitte kommen Sie zur Gepäckannahme!“
Hans merkt auf. „Das ist auch unser Flug. Dann kann es ja nicht mehr lange dauern.“
Jendrik schaut sich alle Leute, die auf den Bänken sitzen oder herumlaufen, ganz genau an. Ein Mann im grauen Anzug kommt aus der Toilette und geht zielstrebig zur Gepäckannahme.
„Das ist bestimmt der gesuchte Mann!“, denkt Jendrik. „Ich komme gleich wieder“, entschuldigt er sich.
„Ja, ja, bis gleich!“, murmelt Hans.
„Aber geh nicht zu weit weg!“, ruft seine Mutter ihm hinterher.
Heimlich folgt Jendrik Petrus Chavalli. Der Mann ist groß, sportlich und hat schwarz-grau-meliertes Haar. Als er an der Gepäckannahme ist, wird ihm ein Koffer vorgelegt und dann geöffnet.
Jendrik schleicht sich näher heran und sieht, dass oben auf der Kleidung eine Pistole im Koffer liegt.
Der Sicherheitsbeamte steckt die Pistole in eine durchsichtige Tüte, klebt einen Zettel darauf und legt sie in eine Plastikbox. Diese wird dann von einem anderen Mann fortgetragen. Petrus Chavalli fuchtelt aufgeregt mit den Armen und wirkt sehr wütend.
„Bestimmt, weil er gleich verhaftet wird“, denkt Jendrik.
„Hey, was machst du denn hier, wir müssen jetzt ins Flugzeug!“, sagt Freyja, die plötzlich hinter ihm steht. Jendrik erzählt ihr die ganze Geschichte. Aber Freyja scheint das alles nicht zu beunruhigen.
„Auf einem Flughafen kann man sich sicher fühlen“, erklärt sie. „Und wenn der Mann wirklich ein Gauner ist, haben sie ihn ja jetzt!“
„Check in!“, sagt Tom langsam vor sich her. Hans hat ihm beigebracht, was das heißt: Jetzt dürfen sie einsteigen.
Tom will unbedingt neben Mama am Fenster sitzen. Jendrik, der auch am Fenster sitzen will, sitzt hinter ihnen neben Hans.
Endlich startet das Flugzeug. Immer höher fliegt es durch den Nebel. Alles wackelt und lärmt, so dass Tom Angst bekommt. „Was ist, wenn das Flugzeug abstürzt?“, fragt er besorgt.
„Du brauchst dich nicht zu fürchten“, will ihn Freyja trösten und wuschelt ihm zärtlich übers Haar. „Wenn sogar eine dicke, dumme Ente fliegen kann, kann es der schlaue Mensch erst recht!“, erklärt sie. Das leuchtet Tom ein, und plötzlich fliegt das Flugzeug ganz ruhig aus dem Nebel.
Tom sieht neben sich die Sonne, und unter ihnen sind weiße Wolken, wie ein riesiger, flauschiger, sauberer Teppich. „Uhi, schau mal! Wie schön!“, freut er sich.
Freyja liest eine bunte Zeitschrift, und Hans blättert versunken in einer großen Tageszeitung. Freyja und Hans haben jeweils drei Zeitschriften und drei Zeitungen bei sich liegen, weil man die im Flugzeug immer geschenkt bekommt. Für Kinder aber gab es keine einzige Zeitschrift.