Save for the Planet - Benedict Probst - E-Book
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Benedict Probst

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Beschreibung

Grüner wird′s nicht!  Nachhaltig leben, um den Planeten für kommende Generationen zu erhalten, das wollen inzwischen die meisten Menschen. Doch während Flugverzicht, Recycling und vegane Ernährung zum guten Ton gehören, bleibt ein Thema in der Diskussion außen vor: unser Geld. Dabei ist der bewusste Umgang mit Geld ein entscheidender Hebel, um den Planeten zu schützen. Warum es gar nicht so viel davon braucht, um erfolgreich und umweltbewusst zu investieren, wie man nachhaltige Fonds von grün gewaschenen unterscheidet und welche Anlagestrategie für jeden Einzelnen die richtige ist, das erklären Ben Probst und Nina Martin praxisnah und unterhaltsam in «Save for the Planet». Um Checklisten zur finanziellen Selbsteinschätzung und weitere praktische Vorlagen ergänzt, ist dieses Buch eine unverzichtbare und leicht verständliche Schritt-für-Schritt-Anleitung für nachhaltiges Investieren.

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Seitenzahl: 214

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Benedict Probst

Save for the Planet

Wie du nachhaltig investierst

 

 

 

Über dieses Buch

Grüner wird’s nicht!

Nachhaltig leben, um den Planeten für kommende Generationen zu erhalten, das wollen inzwischen die meisten Menschen. Doch während Flugverzicht, Recycling und vegane Ernährung zum guten Ton gehören, bleibt ein Thema in der Diskussion außen vor: unser Geld. Dabei ist der bewusste Umgang mit Geld ein entscheidender Hebel, um den Planeten zu schützen. Warum es gar nicht so viel davon braucht, um erfolgreich und umweltbewusst zu investieren, wie man nachhaltige Fonds von grüngewaschenen unterscheidet und welche Anlagestrategie für jeden Einzelnen die richtige ist, das erklären Ben Probst und Nina Martin praxisnah und unterhaltsam in «Save for the Planet». Um Checklisten zur finanziellen Selbsteinschätzung und weitere praktische Vorlagen ergänzt, ist dieses Buch eine unverzichtbare und leicht verständliche Schritt-für-Schritt-Anleitung für nachhaltiges Investieren.

Vita

Dr. Benedict Probst ist studierter Betriebswirt und Umweltökonom an der ETH Zürich und University of Cambridge, Berater und Autor. Seine Artikel erschienen unter anderem in der Süddeutschen Zeitung und in führenden Fachjournalen wie Nature Sustainability.

 

Nina Martin ist studierte Psychologin und begann ihre Karriere als Innovationsberaterin für Unternehmen, die agil arbeiten wollen. Sie hält Vorträge und bietet Coachings an, ist Autorin und Journalistin. Ihr Buch «Plane nicht – lebe!» ist 2021 im Rowohlt Verlag erschienen.

Inhaltsübersicht

Motto

Disclaimer

Vorwort

TEIL I: Stimmt das wirklich? Grüne Geldmythen auf dem Prüfstand

Geldmythos 1: Mein Geld liegt nur auf der Bank, also passiert auch nichts damit

Geldmythos 2: Nachhaltig heißt unrentabel

Geldmythos 3: Durch nachhaltige Anlagen wird der Planet nicht nachhaltiger

Geldmythos 4: Grünen Labels kann man nicht trauen, alles nur Greenwashing

Geldmythos 5: Ich habe als kleine:r Investor:in doch eh keinen Einfluss

TEIL II: Entwickle deine persönliche Anlagestrategie

Schritt 1: Definiere deine Ziele

Schritt 2: Sieh dir deine Glaubenssätze an

Schritt 3: Finde heraus, welcher Investitionstyp du bist

TEIL III: Deine Schritt-für-Schritt-Anleitung für nachhaltiges Investieren

Schritt 1: Unterziehe deine Finanzen einer Inventur

Schritt 2: Richte dir ein grünes Girokonto ein

Schritt 3: Tätige deine ersten Investitionen

Nachwort

Dank

Anhang

Bildnachweis

Quellen

«Es ist nicht das, was du nicht weißt, das dich in Schwierigkeiten bringt. Es ist das, was du sicher weißt, das aber gar nicht so ist.»

Gewöhnlich Mark Twain zugeschrieben, Herkunft unbekannt

Disclaimer

Von uns erwähnte Anlageprodukte sind immer mit Risiken behaftet. Alle Hinweise und Informationen stellen keine Anlageberatung oder Empfehlung dar. Sie wurden nach bestem Wissen und Gewissen aus öffentlich zugänglichen Quellen übernommen. Alle zur Verfügung gestellten Informationen dienen allein der Bildung und Veranschaulichung. Eine Haftung für die Richtigkeit kann nicht übernommen werden. Sollten Leser:innen sich die angebotenen Inhalte zu eigen machen, so handeln sie eigenverantwortlich. Die Inhalte dieses Buches stellen lediglich eine Basis für die finanzielle Bildung der Leser:innen dar. Bevor mit Anlageprodukten gehandelt wird, wird empfohlen, weitere Informationsmaterialien heranzuziehen und eine fundierte, individuelle Strategie zu erarbeiten.

TEIL I: Stimmt das wirklich? Grüne Geldmythen auf dem Prüfstand

«Die zwei wichtigsten Fragen, die ich Menschen stelle, die sich gegen den Klimawandel engagieren: Was machst du mit deiner Zeit, und: Was machst du mit deinem Geld?»

Fridtjof Detzner, Gründer des grünen Wagniskapitalgebers Planet A

Während mehr als die Hälfte der Deutschen ein Interesse an nachhaltigen Anlagen bekundet, liegt deren Anteil am deutschen Fondsmarkt bei lediglich fünf Prozent. Wie kommt das?

Ein wichtiger Faktor sind Geldmythen, die vielen Menschen nachhaltiges Investieren erschweren. Diese Mythen sind uns immer wieder in Gesprächen mit Freunden und Verwandten begegnet, in den Medien und vereinzelt auch in der Wissenschaft. Über einige der folgenden fünf Mythen bist du vielleicht auch schon gestolpert:

Mein Geld liegt nur auf der Bank, also passiert auch nichts damit.

Nachhaltige Investitionen sind unrentabel.

Durch nachhaltige Anlagen wird die Welt nicht nachhaltiger.

Grünen Labels kann man nicht vertrauen, alles nur Greenwashing.

Ich habe als kleine:r Anleger:in eh keinen Einfluss.

Diese Mythen halten uns davon ab zu investieren, oder sie erschweren es, dass wir uns dem Thema zuwenden. Wenn wir diese auflösen, wird klar, dass Investieren – und vor allem nachhaltiges Investieren – gar nicht so schwer ist.

Geldmythos 1: Mein Geld liegt nur auf der Bank, also passiert auch nichts damit

Wir tragen sie mit uns herum, sie sind unsere ständigen Begleiter. Es gibt sie in verschiedenen Farben, inzwischen verwandelt sich sogar unser Handy mit Apple oder Google Pay in eine von ihnen. Genau: Bankkarten. Neben meinem Schlüssel sind sie das, was ich außer Haus immer dabeihabe.

Meine Freunde und Bekannten lassen sich in zwei Fraktionen einteilen: die Traditionellen und die Hippen. Die Traditionellen sind immer noch bei ihrer ersten Bank, oft prangt das rote S auf weißem Hintergrund auf ihrer Karte. Wenn sie sagen «Ich muss noch kurz eine Sparkasse suchen», schütteln die Hippen den Kopf und ziehen bei der nächstbesten Bank mit ihrer durchsichtigen Karte der Online-Bank N26 Geld aus dem Automaten.

Okay, es gibt noch eine dritte Fraktion, die aber viel überschaubarer ist. Nennen wir sie «die Ökos». Vor einigen Jahren bezahlte ein befreundeter Wissenschaftler beim Mittagessen mit einer Karte der ökologischen Triodos Bank. Und ich dachte mir: Löblich, aber was bringt das schon, außer, dass er sich mit einem bescheidenen Onlinebanking-System rumschlagen muss?

Auch ich war einer derjenigen, die der Meinung waren: Mein Geld liegt nur auf der Bank. Hauptsache, das Onlinebanking sieht schick aus, funktioniert, und ich kann überall Geld abheben. Ob mein Geld nun bei N26 oder bei der Triodos Bank liegt, ist mir doch egal. Viel ist es eh nicht.

Aber wie ich dir in diesem Kapitel zeigen möchte, lohnt sich ein kurzer Blick auf das Finanzsystem, um zu verstehen, wie Geld geschaffen wird und wie es von Banken verliehen und investiert wird. Wenn du verstehst, wie Geld geschaffen wird, dann wird auch deutlicher, welchen Einfluss du mit deinem Geld überhaupt ausüben kannst.

Dein Geld liegt bei modernen Banken nämlich nicht in einem eingestaubten Tresor, im Gegenteil: Banken gleichen immer mehr IT-Unternehmen, die in Sekundenschnelle Geld über den Globus verschieben können – und dein Geld ist mittendrin.

Heißt das, dass deine Bank dein Geld in Kohlekraftwerke am anderen Ende der Welt steckt? Vermutlich nicht. Selbst wenn du dein Geld bei einer Bank parkst, die gerne auch mal Kohlekraftwerke finanziert, rasiert es vermutlich gerade keinen Wald weg, unter dem das schwarze Gold liegt. Dafür ist die Welt des Geldes ein bisschen zu komplex. Banken brauchen dein Geld nämlich nicht zwingend, um Kohlekraftwerke zu finanzieren. Sie wollen dein Geld aber unbedingt, und genau das verschafft dir als Privatperson einen Einfluss über das Investitionsverhalten von Banken.

 

In diesem Kapitel erfährst du,

dass Banken zunehmend IT-Unternehmen gleichen und was das für das Investitionsgeschäft der Banken bedeutet,

dass Geschäftsbanken, wie zum Beispiel die Commerzbank, Geld frei nach Pippi Langstrumpf schaffen: «Ich mach mir das Geld, widdewidde wie es mir gefällt», und weshalb dein Geld vermutlich nicht direkt in Kohlekraftwerke investiert wird,

und dass Banken dein Geld für die Kreditvergabe nicht zwingend brauchen, es aber trotzdem unbedingt wollen und wieso dir das Einfluss auf das Investitionsverhalten der Banken geben kann.

Von der lokalen Raiffeisenbank zu IT-Unternehmen

Im Jahr 1995 überfiel McArthur Wheeler zwei Banken in Pittsburgh im amerikanischen Staat Pennsylvania. Er verzichtete auf eine Maskierung, denn er hatte sich zuvor ein «Wundermittel» aufgetragen, das ihn unsichtbar machen sollte. Auf dem Weg aus der Bank lächelte er deshalb guter Dinge in die Überwachungskameras. Doch kurz darauf erschien sein Bild in den 11-Uhr-Nachrichten. Kaum eine Stunde später war der sichtlich verblüffte Wheeler gestellt.

Auf der Polizeiwache zeigten ihm die Polizisten die Aufnahme der Überwachungskameras, worauf er irritiert entgegnete: «Aber ich habe doch den Saft aufgetragen.» Wheeler hatte sich zuvor Zitronensaft auf sein Gesicht geschmiert. Er hatte sich dabei von dem Prinzip der Zaubertinte inspirieren lassen, bei dem man Briefe mit Zitronensaft schreibt, die dann von dem Empfänger mithilfe eines Bügeleisens erhitzt werden: Et voilà – auf dem Papier zeigt sich die geheime Botschaft.

Wheeler war außer sich, als er erfuhr, dass der Trick nicht wirkte, hatte er sich den Zitronensaft doch sogar in die Augen geschmiert und zu Hause Selbstporträts mit einer Polaroid-Kamera gemacht, auf denen er angeblich nicht zu sehen gewesen war. Vermutlich hatte er mit dem Zitronensaft in den Augen nur die Wand hinter sich abgelichtet. Das Experiment ging in die Hose. Für ganze 24 Jahre wanderte Wheeler ins Gefängnis.

Eine absurde Geschichte wie aus einer anderen Zeit, nicht wahr? Denn moderne Bankräuber müssen längst nicht mehr in Banken einbrechen, einen Safe knacken oder im Dalton-Style einen Tunnel graben, um Geldhäuser auszunehmen. Sie greifen auf ausgefuchstere Mittel als Zitronensaft zurück, um unerkannt zu bleiben. Schon heute sind mehr als 90 Prozent der globalen Geldbestände digital, Tendenz steigend. Viele Regierungen versuchen die «harten» Währungen ganz zu verbannen, denn Schwarzgeld und Bestechung lassen sich immer noch besser über den klassischen schwarzen Geldkoffer abwickeln als über eine schnelle PayPal-Überweisung.

Wir leben in einer zunehmend digitalen Welt, in der Banken eher IT-Unternehmen gleichen als traditionellen Geldspeichern, wie bei Dagobert Duck. Das macht sie angreifbar, ja, aber gleichzeitig können dadurch in Sekundenschnelle große Geldmengen über den Globus verschoben werden, und deine eine Bank ist vermutlich mittendrin. Selbst wenn es wie bei mir früher die Raiffeisenbank in meinem kleinen bayrischen Dorf ist, zu der ich brav jahrelang mein Sparschwein am Weltspartag getragen habe. Selbst diese lokalste der lokalen Banken mischt international mit. Geld kennt keine Grenzen, nicht mal in Bayern.

Bevor wir uns ansehen, wie dein Geld zum «Blutkreislauf des Geldes» beiträgt, lohnt sich ein kurzer Blick auf die Genese der Banken.

Die Genese der Banken

Banken gibt es mindestens so lange, wie es Münzen und Scheine gibt. Beim Gang durch wohl jedes zweite Museum kann man alte Münzen von der Zeit vor Christus mit den Gesichtern der Herrscher lang untergegangener Reiche bestaunen.

Währungen entstanden primär, weil die Tauschwirtschaft ein unheimlich ineffizientes System war: Was, wenn ich gerade nicht ein Ei zur Hand hatte, um es gegen Milch einzutauschen, sondern nur ein Schaffell, der andere aber kein Schaffell brauchte, sondern nur Lebensmittel, um den knurrenden Magen seiner Kinder zu füllen? Dann kam kein Handel zustande, obwohl vielleicht beide Güter von gleichem Wert waren und ein Tausch möglich gewesen wäre.

Zudem erleichterten es Währungen, Steuern einzutreiben, auf welche die Herrschenden angewiesen waren, um Kriege zu führen und ihre Hoheitsgebiete auszudehnen. Auch für den Handel mit anderen Ländern erwiesen sich Münzen und Scheine als praktisch. Sie ließen sich einfacher tauschen und aufbewahren als beispielsweise eine Kuh oder ein Schaf. Es galt, diese Münzen sicher zu verwahren, um es gewieften Dieben so schwer wie möglich zu machen, es sich anzueignen.

Im alten Rom bewahrten die Reichen ihr Geld mitunter in den Kellern der Tempel auf, denn Priester interessierten sich in den Augen der damaligen Bevölkerung weniger für irdische Genüsse und galten als vertrauenswürdig. Zusätzliches Wachpersonal sicherte das Vermögen der Reichen ab.

In Rom, Griechenland, Ägypten und Babylonien fungierten die Tempel aber nicht nur als Geldspeicher, sondern verliehen auch aktiv Geld gegen eine bestimmte Summe – sogenannte Zinsen. Somit waren sie neben spirituellen auch die finanziellen Zentren der Städte und wurden in Kriegen oft geplündert.

Im Laufe der Zeit entstanden aus den improvisierten Tempelbanken unabhängige Institutionen. Diese gewannen zusehends an Macht. Julius Caesar erlaubte es Banken beispielsweise, Land zu konfiszieren, wenn deren Kunden das geliehene Geld nicht zurückzahlen konnten. Ein Novum! Reiche Landbesitzer waren zuvor unantastbar. Und auch nachdem das Römische Reich untergegangen war, ließen sich europäische Monarchen von der Idee inspirieren, sich Geld zu leihen.

Da Banken aber stark von dem Gutdünken der Herrschenden abhängig waren, konnten sie diesen kaum Kredite ausschlagen. Der erleichterte Zugang für die Machthabenden führte oftmals in eine finanzielle Sackgasse: Die Monarchen häuften ungebremst Schulden an, etwa um ihren extravaganten Hofstaat und Kriege zu finanzieren. Ende des 16. Jahrhunderts gelang Philipp II. von Spanien etwas, das noch keinem Herrscher vor ihm gelungen war: die erste nationale Bankrotterklärung. Gegen Ende seiner Herrschaft wurde die Hälfte der Staatseinnahmen für die Begleichung von Zinszahlungen aufgewandt, die er auf Kriegskredite zahlen musste.

Mit der von dem schottischen Philosophen und Ökonomen Adam Smith aufgestellten Theorie der «unsichtbaren Hand» begann im 18. Jahrhundert eine neue Ära des wirtschaftlichen Denkens. Smith sah die Wirtschaft als ein sich selbst regulierendes System, was viele Banker als Motivation sahen, den Einfluss des Staates zurückzudrängen. Das Bankensystem war zu dieser Zeit ein Flickenteppich, der sich ständig veränderte. Die durchschnittliche amerikanische Bank überlebte nur etwa fünf Jahre, eine nationale Währung existierte noch nicht.

Wenn ein Geldhaus bankrottging, wurden die von ihm ausgegebenen Scheine wertlos, denn Banken konnten nur so viele Scheine ausgeben, wie sie auch Gold und Silber in ihren Tresoren liegen hatten. Da es keine nationalen Einlagesicherungen gab – eine Art Versicherung für das eigene Geld, das im Fall eines Bankrotts zurückgezahlt wird –, bedeutete ein Bankraub in der Regel, dass die Bank pleiteging und die Kund:innen ihr Geld verloren. Durch die kurze Lebensdauer vieler Banken standen die Menschen Geldinstituten misstrauisch gegenüber, zumal diese zu jener Zeit noch nicht dazu verpflichtet waren, offenzulegen, wie es um ihre Finanzen stand.

Da kein objektiver Standard existierte, die finanzielle Stabilität einer Bank unabhängig zu bewerten, waren die Geschichte und der gute Ruf der Bank buchstäblich Gold wert. Dies führte zu einer Dominanz von Banken wie Goldman Sachs und J.P. Morgan, die beide im 19. Jahrhundert gegründet wurden und auch heute noch existieren. Ihre Marktmacht versetzte sie in die Lage, Preise für Kredite nach oben zu schrauben.

Durch die Gründung von Zentralbanken wie der Federal Reserve Bank (Fed) in den USA oder der Reichsbank im Deutschen Reich wurde der Einfluss einzelner Bankhäuser zurückgedrängt, auch wenn heute Goldman Sachs und andere bekannte Banken immer noch einen großen Einfluss auf den Finanzsektor ausüben.

Es war also ein langer Weg in die Stabilität von heute. Diese Stabilität ist, wie wir aus der globalen Finanzkrise von 2007–2008 gelernt haben, nicht in Stein gemeißelt. Damals brachte eine Immobilienblase in den USA die Weltwirtschaft an den Rand des Abgrunds. Nur durch das beherzte Eingreifen vieler Regierungen konnte ein Zusammenbruch des Finanzsystems abgewendet werden.

Aber insgesamt ist das Bankensystem im Vergleich zu vergangenen Jahrhunderten deutlich krisensicherer geworden. Die neugewonnene Stabilität lässt sich auch darauf zurückführen, dass das Bankensystem heute deutlich besser reguliert ist als noch vor hundert Jahren.

In all den Jahrhunderten, in denen das Bankwesen nur komplexer geworden ist, hat sich eines jedoch nicht verändert: Auch heute tun Banken, was schon die Tempelbanken von damals getan haben: Sie verwahren das Geld der Sparer:innen an einem sicheren Ort, im Tresor oder eben zunehmend in Bits auf dem Computer. Sie verleihen auch weiterhin Kredite an Menschen, die sich etwas kaufen wollen, was sie sich nicht auf einen Schlag leisten können – beispielsweise ein Haus. Und für dieses Verleihen von Geld lässt sie sich bezahlen: Zinsen werden fällig. Die Kunden stottern den Kredit und jene Zinsen ab, wodurch das Geldhaus Geld verdient. Ob die Bank bei der Vergabe von Krediten wirklich noch auf dein Geld angewiesen ist, das erfährst du im nächsten Abschnitt.

Der Blutkreislauf des Geldes

Natürlich gibt es viele Unterschiede zwischen den Tempelbanken und den heutigen Banken. Als ich Makroökonomie in der Universität belegte, zeigte man mir ein Diagramm, das den Kreislauf des Geldes abbildete. Es sah ungefähr wie in der Abbildung unten aus.

Der Kreislauf des Geldes

Der Gedanke hinter dem Kreislauf des Geldes ist folgender: Banken wissen, dass die meisten Kund:innen kaum je ihr gesamtes Geld abheben werden, das sie auf einem Konto geparkt haben. Es verbleibt also nicht das ganze Geld auf dem Konto, da es dort in der Tat nur «herumliegen» würde. Die Banken können sich also fragen: Was stellen wir mit dem Geld an, das der Kunde oder die Kundin in der nächsten Zeit sowieso nicht zurückhaben möchte?

Da es dein Geld ist, kann die Bank es nur verleihen, aber nicht endgültig veräußern oder verschenken. Wie bei den Tempelbanken oder später J.P. Morgan verleiht die Bank das Geld deshalb gegen eine jährliche Gebühr an ein Unternehmen, zum Beispiel 4 Prozent des ausstehenden Kreditbetrags. Für dich fällt davon auch etwas ab, das sind die Zinsen, die du am Ende des Jahres auf dein Sparguthaben erhältst. Von den 4 Prozent gibt dir die Bank beispielsweise 2 Prozent ab und kassiert selbst ebenfalls 2 Prozent. Die Bank ist in diesem Beispiel die Vermittlerin zwischen dir und einer Firma.

Aktuell schwimmen Banken im Geld und haben nicht genug Möglichkeiten, dieses Geld zu verleihen. Wenn das so ist, können sie es bei der Europäischen Zentralbank parken, müssen dafür aber eine Strafgebühr zahlen, die an die Kund:innen weitergereicht wird. Deshalb fallen bei manchen Banken sogar Negativzinsen an, also eine Gebühr, die fällig wird, wenn man Geld auf dem Konto parkt. Negativzinsen sind geschichtlich gesehen aber eher die Ausnahme als die Regel.

Aber Moment mal, nach diesem simplen Beispiel könnte eine Bank nur so viel verleihen, wie ihre Kund:innen Geld auf den Sparkonten verwahren würden, abzüglich einer Mindestreserve, die sie bei der Zentralbank hinterlegen müsste. Um also mehr Geld verleihen zu können, müsste die Bank mehr Menschen überzeugen, bei ihr ein Girokonto zu eröffnen. Im Umkehrschluss hieße das, wenn eine Bank viele Kund:innen verliert, könnte sie weniger Kredite vergeben. Damit hätten Kund:innen einen direkten Einfluss auf die Kreditvergabe der Banken. Könnte man einer Bank also sprichwörtlich den Geldhahn zudrehen?

Das Problem dieser Darstellung ist, dass sie nicht mehr stimmt, du sie aber trotzdem in vielen Lehrbüchern über Geldpolitik findest. In Wahrheit sind die Banken schon lange nicht mehr so stark von dem Geld abhängig, das du ihnen als Sparer:in gibst.

Trotzdem ist es sinnvoll, das Prinzip der Abbildung zu verstehen. Denn sie verdeutlicht, dass moderne Banken eben keine Geldspeicher mehr sind und wir somit über andere Hebel nachdenken müssen, über die wir als Sparer:innen die Banken beeinflussen können.

In der Geschichte des Finanzwesens konnten Banken lange Zeit nicht mehr verleihen, als sie an Erspartem in ihren Tresoren vorhielten. In unserer modernen Welt schaffen Banken Geld aber vielmehr frei nach Pippi Langstrumpf: «Ich mach mir das Geld, widdewidde wie es mir gefällt».

Wie das funktioniert? Nun, Banken können Geld inzwischen aus dem Nichts erschaffen. Ja, das ist ziemlich abgefahren, aber es stimmt. Viele Menschen denken, dass Banken ihr Geld entweder von uns Sparer:innen bekommen oder von der Zentralbank. Das meiste Geld wird aber durch die Banken selbst geschaffen, und zwar satte 80 Prozent, während die Zentralbank die alleinige Hoheit über das Bargeld hat, das im Umlauf ist.