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Shades of Grey sind in aller Munde, lange die Bestseller-Liste angeführt – nun auch noch der Film. Die Damenwelt scheint willig und bereit - Georg sieht seine große Chance gekommen. Schade für Georg ist der Realitätscheck eines Massenphänomens. Die Hauptfigur Georg steht dabei für den leicht untersexten Durchschnittsdeutschen mittleren Alters, der im weidlich aufgeklärten Heimatland, an diesem Trend zu partizipieren weiß. Amerika hat Mr. Grey, Deutschland wird Mr. Georg haben. Die vielen Gemeinsamkeiten, zwischen ihm und einem jungen, blendend aussehenden Millionär aus Amerika, mit leicht von Dominanz geprägten Sexualverhalten, sind offensichtlich. Kurz vor dem Höhepunkt der wilden Träume der Damenwelt, möchte er auf diesen Zug aufspringen und auf der SM-Fantasie-Welle mitreiten. Seine Zeit ist gekommen, mittlerweile sollte das Standardwerk als allgemeinbildende Sexbibel dienen und auch die letzten Zweifel bezüglich eigener Vorlieben und Interessen der Frauen beseitigt haben. Geduldig wartete Georg bis Mr. Grey Fantasien auch den letzten emanzipatorischen Schlafzimmerwinkel infiltriert hatten. Selbst zwar völlig unbeleckt zu diesem Thema, ist Georg lernfähig und gewillt sich gänzlich in den Dienst der Sache zu stellen. Zumindest in der Theorie sind Ablauf, Vorgehen und Ziel geklärt. Details stören nur die Fantasie. Seine zum Teil eher suboptimalen Ergebnisse, sieht er eher als "ist schon viel Schönes dran" mit Optimierungs- und Handlungsbedarf. Ungeachtet der Tatsache, dass an jedem Genital in der Regel auch ein Mensch dranhängt, verfolgt Georg zielstrebig sein eigenes Gedächtnisprotokoll der SM-Lichkeiten. Unterstützt von Google, Wikipedia und Equipment Marke Eigenbau aus dem Baumarkt. Komplettiert vom Erotikvertrag, der einer Gebrauchsanweisung für faule Liebhaber ohne Fantasie mit Hang zu prekären Anstellungsverhältnissen ähnelt. So gewappnet konnte nichts mehr schiefgehen.
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Seitenzahl: 130
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Daniela Voigt
Schade für Georg
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Inhaltsverzeichnis
Titel
HIER KOMMT MR. GEORG!
DIE SUCHE
ULRIKE, BEWEGTE SOZIALPÄDAGOGIN MIT PFERDESCHWANZ
TEILZEITLESBE MIT HETEROSEXUELLEN AMBITIONEN
SABINE DAS HORMON
KARL NAPP, DER ABWASCHBARE
GEORGS - MAKEOVER
ALLEINERZIEHENDE MUTTER SUCHT MANN ZUM ANLEHNEN / HARTZ I - VIII
SWETLANA MILLIONÄRSSUCHERIN
SM-VERTRAG, ANHÄNGE UND ERWEITERUNGEN
GABI AUF SEXEN.DE und die Wirklichkeit
DROGENGEPRÜFTE SM-HOBBYISTIN
SKLAVIN MIT BULIMIE-FETISCH
VOLLBLUT SADISTIN (KFI) DER REIFEREN SORTE
DIE STUDIERTE – DAS WEGGELASSENE KAPITEL
Impressum neobooks
Shades of Grey sind in aller Munde, lange die Bestseller-Liste angeführt – nun auch noch der Film. Die Damenwelt scheint willig und bereit - Georg sieht seine große Chance gekommen.
Er selbst ist eher der nette Kerl von nebenan. Eigentlich durchaus tageslichtauglich, freundlich und bevorzugt auf der Suche nach einer ernsthaften Bindung, war er doch erstaunlich oft relativ glücklos bei Auswahl und Durchführung. Oder die Außerwählte hat sich als eine Mischung der Charaktere aus Misery, dem Rosenkrieg und Alien entpuppt, was ebenfalls nicht als Glücksfall zu bezeichnen war. Zur Krönung, wenn weder a noch b eintraten, wurde ihm seinerzeit gelegentlich auch noch eine diffuse horizontal suboptimale Leistung unterstellt.
Wie sollte er es auch Wissen, wenn es nirgendwo eine Bedienungsanleitung gab? Für eine Tätigkeit ohne konkrete Leistungsbeschreibung und Parameter – ist eine Beurteilung wie „Georg hat sich stets bemüht“ auch nicht sonderlich fair.
Die Zeichen der Zeit gehen auch an ihm nicht vorbei. Nicht nur das mittlerweile sich erste Verschleißerscheinungen zeigen und mit den gängigen Wundermitteln aus den bekannten FachTV-Sendern zu vernachlässigende Erfolge erzielt werden, ist er auch den ganzen Ausgeh-, Internet- und Technikwahns mehr als Leid. Aber wo soll er sonst Mrs. Right Steel finden?
Verschiedene Fernsehformate scheinen verheißungsvoll. Aber Georg ist weder Bauer, noch sucht seine Mutter eine Schwiegertochter und auf den ersten Blick heiraten, geht gar nicht. Dennoch ist langsam eine gewisse Notwendigkeit gegenwärtig. Der Zeitkorridor eine Lebensabschnittspartnerin und spätere Umsonst- Altenpflegerin dingfest zu machen wird enger.
Allmählich war es klar, dass auch Versprechen wie Partner- und Zufriedenheitsgarantie bei den einschlägigen Börsen in Funk- und Fernsehen, eher wunderlichen Gesetzen zu verdanken und nicht bis ins letzte Detail verlässlich sind.
Deutlich bemerkte er jedoch einen gewissen Druck und unangenehme Befürchtungen, bei weiterer Verzögerung irgendwann platzen auch die besten Reifen und dann ist es nur noch Flickwerk an den illegalen Bezug (und möglicherweise folgende staatliche Repressalien) von kleinen blauen Pillen. Die mit Einkauf und Konsum einhergehende Finanzierungslücke, liegt weit außerhalb des Budgets.
Wo bekommt man dieses Wundermittel eigentlich her? Drei Horrorszenarien mit unterschiedlichen Eskalationsstufen entwickelten sich, gespeist aus mangelnder krimineller Energie und fehlenden Bekanntschaften aus ebensolchem Milieu – wäre es eigentlich so schlimm gewesen den neuen Kumpel mal bei Zeiten einen Euro zu geben und sich in die gesellige Runde einzureihen? Dann wären es jetzt die alten Homies und das weitere Vorgehen würde ohne Schnittstellenproblematik ablaufen:
Georg sah sich schon am Bahnhof: „Hast du mal ne Blaue? Da er aber kein Experte war, musste er wohl die Ware vor Ort testen. Daran lecken wie aus bekannten Filmen bei anderen Drogen aller Art reicht wohl nicht – ein bisschen Erektion als Beweis? Um direkt nach Konsum in der Toilette niedergeschlagen, ausgeraubt und mit beachtlicher Beule hoffentlich noch durch die Hose bedeckt
– bestenfalls – im örtlichen Polizeibericht der Woche
– schlimmstenfalls – im angesagten Klatschblatt
– aller schlimmstenfalls – Facebook mit Videodokumentation
erwähnt und mit einer Dauererektion, die wohl nur Erstkonsumenten wirklich zu schätzen wissen unübersehbar als Einmaster den Krankenhausalltag hart arbeitender Schwestern, Pfleger und Ärzte für ein bis zwei Schichten zu bereichern.
Entgegen aller Widerstände ist er aber keinesfalls bereit aufzugeben und hat auf den Moment gehofft, wo die Frauenbewegung ihre Ansprüche nivelliert und mehr rhythmisch als politisch wird.
Tief in seinem Inneren schwante ihm zwar die Möglichkeit, dass er warten müsste bis die Hölle gefriert aber Georg hat ein geduldiges Wesen, von eher optimistischer Natur.
In der eigenen Retrospektive glich er einem Jäger in Lauerstellung, getarnt auf seinem Hochstand – sich die Wunden der vergangenen „Schlachten“ leckend. Seiner Aufmerksamkeit entging nichts, auch nicht, dass diverse Unterwäschefachgeschäfte mittlerweile die Merchandising-Artikel des Buches, neben erotischen Dessous anbieten.
Die letzten zwei Jahre waren Lesen und Recherche in einschlägigen Foren gewidmet, bevorzugt getarnt als Georgia - Spionin in eigener Sache außerdem der Frauenwelt die Zeit gelassen, die nötig war sich vom Buch gleichermaßen inspirieren und aufklären zu lassen.
Gerade die Frauenforen eigneten sich als Füllhorn und Messlatte für den Siegeszug von Mr. Christian Grey & Co. Überraschend häufig fanden sich allerdings Männer in diesen Foren, die mit mehr oder minder unqualifizierten Kommentaren eines Unbeteiligten, nicht mal den Anstand hatten sich unauffällig zu benehmen und im Stillen zu partizipieren. Davon ganz abgesehen mehrten sich die Signale, dass Mr. Grey Fantasien auch den letzten emanzipatorischen Schlafzimmerwinkel infiltriert hatten.
Das letzte Siegel schien gebrochen, als folgendes Best-Practice Beispiel allgemein gehuldigt wurde wenn auch unübersehbare, aber optimierbare Schwachstellen in der Ausführung:
Ich wollte meinen Freund mal so richtig scharf machen, ihn Fesseln und völlig hilflos quälen, bis er mich anbettelt ihn zu ficken. Würde er das nicht auch freiwillig tun?
Nachdem ich ihn – nach allen Regeln der Kunst – mit Batiktüchern ans Bett gefesselt und geknebelt hatte damit sämtliche Durchblutung der Gliedmaßen und des Mundbereichs unterbrochen. Feder, Öl, Sekt und Eis die Klassiker quälend langsam auf ihm und seinem Big Spender verteilt, bettelte er noch immer nicht welchen Sinn hat Knebeln nochmal? Die Kerzen vergessen, war es Zeit zu improvisieren – Teelichter. Werden die nicht insgesamt warm? Aufgenommen und aus kurzer Distanz zielgerichtet eingesetzt. Lange konnte ich sie nicht halten und entschied mich schneller zu schütten. Jetzt hörte ich seine Schreie. Bei genauerer Betrachtung nicht gänzlich vor Lust und ebenso wenig bettelnd. Aber nachdem wir die Verletzungen versorgt hatten, erzählte er mir wie geil das war und wir wollen es ganz bald wieder machen. Bisher haben wir aber noch keinen Termin gefunden.
Drei Empfehlungen:
Batiktücher schneiden ein. Gerade im Mundbereich hinterlassen sie Wunden, die eher an Zähneputzen mit Rasierklinge als an lustvolles Knebeln erinnern.
Mädels zieht lieber Handschuhe an, wenn ihr auch mal keine Kerzen habt.
Vierzig bis fünfzig Zentimeter Abstand sollten es schon sein, vermeidet Verbrennungen zweiten und dritten Grades.
Nun als Finalschlag der Film, damit auch die letzten Widerständlerinnen auf eine allgemeingültige Wissensbasis zurückgreifen können und nicht Intellekt, Fantasie und eigene Vorlieben zu unnötigen Irritationen führen.
Dem Grunde nach die Inhalte und Vorgehensweisen des Buches verstanden eigentlich ziemlich simpel, gänzlich unbeeindruckt von der Tatsache, dass er weder Millionär ist noch einem Topmodell gleicht und auch das ein oder andere Attribut der Macht fehlt Helikopter und SUV werden vermutlich auch in der Wirkung überschätz, zeigt Georg sich selbstbewusst.
Der Plan: Zunächst sexuelle, dann emotionale Abhängigkeit herstellen, weitergehend beides zum unbeschwerten SM- und anderweitigen Vergnügungen ausnutzen. Nach der gewählten Vertragslaufzeit das prekäre Arbeitsverhältnis lösen.
Vielleicht der SUB ein Zeugnis ausstellen, hilfreich für die spätere Karriere.
Fünfzehn Frauen (mit Mrs. Steel sechzehn) hatte Mr. Grey, ein durchaus machbares Ziel.
Georg hatte schon siebeneinhalb und das ganz ohne das hilfreiche Fachwissen der dunklen Macht, quasi si naturell. Nicht zu vergessen, dass Mr. Grey immer nur drei Monatsverträge geschlossen hat, was eher Zeitarbeit als große Liebeskünste vermuten lässt.
Eigentlich hatte Christian Grey etwas weniger als hundert Frauen, Blümchensex und Liebe scheinen in der „ich versohl dir den Hintern und ficke Hart-Skala“ als gegenstandslos zu gelten. Auf Georgs eigener Messlatte zählte alles, sogar ein halber Geschlechtsverkehr fand hier Bedeutung. Georg war nicht leicht zu haben.
Schon beim Querlesen zeigten sich so viele überragende Gemeinsamkeiten, dass die Unterschiede dagegen verblassten. Zwei dieser Gemeinsamkeiten schlugen alle anderen:
Beide hassten Kondome, Georg mangelnde Begeisterungsfähigkeit war wahrscheinlich auf die erektionsumkehrenden Wirkung zurückzuführen.
Beide zogen SM und Dominanz Blümchensex und Kuscheln vor, zumindest in der Theorie von Mr. Georg.
Das wird seine Zeit, das ist Sparta – Herr Georg versucht sein Glück.
Vorher war es an der Zeit eine Such-Strategie zu entwickeln wie Mr. Grey schon sagte „Kontrolle ist Macht“, um Restrisiko sowie Zweifel auszuschließen und die Erfolgschancen zu erhöhen. Außerdem konnte man sich nicht gerade über Frauenüberschuss im Erntebetrieb Flotte Hacke beschweren.
Wieder eine Gemeinsamkeit, er und Mr. Grey beschäftigen sich mit Nahrung. Da ist es nur folgerichtig auch die gleichen sexuellen Vorlieben, mit ähnlicher Erfolgsgarantie anzunehmen.
Der erste Gedanke mehrere Aufenthalte im Dessousgeschäft oder wahlweise vielleicht etwas weniger auffällig interessiertes und lässiges Schlendern im Shopping-Center, immer die Tüten und Einkaufsgewohnheiten von Frauen ohne männliche Begleitung im Blick.
Nach wohlgereifter Überlegung sieht Georg sich aber eher einer Anzeige wegen Stalking, als seinem Ziel nahe. Auch der Einfall um sich rechtlich abzusichern schnell noch mal eine Ausbildung zum Verkäufer zu machen, erscheint eher kontraproduktiv und weit entfernt vom Chef einer weltweit agierenden Firma. Abgesehen von der Tatsache, dass das Gehalt in der Ausbildung bei der Anschaffung des nun wohlbekannten Equipments, eher zu finanziellen Engpässen als zur Wunscherfüllung beizutragen scheint. Aber wie teuer kann ein Andreaskreuz im Eigenbau schon sein?
Georg kann durchaus stolz von einem gewissen handwerklichen Geschick profitieren und auch Kabelbinder und Klebeband sind ihm nicht fremd.
Den Gedanken verworfen, muss eine neue Strategie her. Da drängen sich natürlich sofort die bekannten Verdächtigen ins Bild - Internet und Blinddates. Allerdings hat Georg erst jüngst alle Hoffnungen diesbezüglich begraben.
Nach einem verheißungsvollen Start mit Lovemaschine66, wilden Liebesbekundungen, heißem Internetsex Ehewunsch nicht ausgeschlossen, stellte sich beim Treffen heraus, dass das vermittelte Bild nicht ganz der Wirklichkeit entsprach und Herbert hieß.
Aller Toleranz zum Trotz, musste Georg hier doch seine Grenzen erkennen und konnte abseits der wirklich motivierenden und schlüssigen Worte von Herbert leider nur den ungeordneten Rückzug antreten. Immer in der stillen Hoffnung, dass Lovemaschine66 keinerlei Aufzeichnungen über den virtuellen Verkehr besitzt und diese in Georgs Face-Book-Account postet.
Schon zuvor hatte Georg ein ähnliches Problem mit Eva67. Kollegen hatten ihm zwar erklärt, wie man beim Social-Network seine Privatsphäre schützt. Dennoch konnte er nie alle Restzweifel geschweige denn den technischen Raffinessen von engen und entfernten Freunden folgen beseitigen. Eva67 war die erste Internetbekanntschaft, noch recht unbedarft auf diesem Gebiet war er überzeugt die große Liebe gefunden zu haben.
Obwohl Georg sich eher mit gut bürgerlicher Hausmannskost völlig glückselig fühlt, hatte er dem vehementen Verlangen von Eva67 nachgegeben und ihr geglaubt, dass das Verschicken von Genitalbildern in vollster Blüte heute zum standardisierten Paarungsritual gehört.
Erst hatte sich Georg ob seiner Erziehung und Werten etwas geziert diesen Wunsch zu erfüllen. Dennoch wollte er nicht heute schon von gestern sein. Nach ein paar Monaten wurde aller Mut zusammengenommen und mit der eigenen Digicam zur Tat geschritten. Entgegen des Herstellerversprechens ließen diese sich keineswegs von der Kamera auf den PC importieren.
Plug and Play ist wohl eher geeignet als Überschrift für sexuelle Abenteuer, als für Technik.
Nach endlosen Versuchen gab Georg auf. Wenn sollte man in diesem Fall auch schon bitten zu helfen?
Smartphones sollten sowas können. Die Verlockung siegte über Boykott und totale Ignoranz der technischen Neuerungen. Nach einem kurzen Aufenthalt im Elektrofachhandel, Achthundert-Euro-Ausgabe sowie Datenflat, LTE und Homezone-Vertrag für nur zwei Jahre, erneut ans Werk.
Gedanken um den eigenen finanziellen Spielraum, sowie die quälende Frage „Was ist eigentlich LTE?“ ließen allerdings das Blut für eine geraume Zeit im Gehirn verweilen und waren für den eigentlichen Plan nicht gerade förderlich. Als er schlussendlich Vollzug melden konnte, kamen erschwerend verwunderliche digitale Feinheiten hinzu – ihre Bilder sind nun in der Cloud, wollen sie dieses Bild als Hintergrundbild nutzen und/oder mit anderen Usern per Social-Network teilen?
Auch wenn sich die weitreichenden Konsequenzen nicht ganz erschlossen, blieb doch ein eher unbehagliches Gefühl.
Dennoch hatte er es Eva67 versprochen und verschickte die Bilder. Kaum drei Stunden später war die Mail abgesendet, was kann denn schon ein Volumen von zwölf MB bedeuten Smartphones können doch alles.
Die Antwort kam prompt. Eva67 bedankte sich für die Bilder, wies aber ab sofort leicht manisch, aggressive Züge und erpresserische Tendenzen auf. Wenige Monatsgehälter und kaum ein halbes Jahr später war dieser Vorfall Geschichte. Dennoch hatte durch die Wiederholung ein gewisser Lerneffekt eingesetzt und Internetdating als nicht zwingend zielführend klassifiziert.
In Erinnerung an das Buch fielen drei weitere Strategien ein:
Literaturstudentin
wahrscheinlich etwas jung und der Wohnort Wuppertal war auch nicht gerade als die Hochburg für Geisteswissenschaftler bekannt,
widerspenstige Haare mit Pferdeschwanz
das könnte gehen,
sich übergebende Frau vor Disko oder Kneipe
wohl eher etwas für Fortgeschrittene.
Frohgemut ans Werk, Andreaskreuz gebaut, Kabelbinder rausgelegt - Frauen mit Pferdeschwanz und Haarproblemen gibt es reichlich.
Schnell mal alle längst vergessenen Kontakte durchgegangen. Besonders reizvoll jede, die ihn häufig und wider besseren Wissens an Kettenmails teilhaben ließen. Werden schon sehen, was sie davon haben. In der sozialen Netzwelt alte Schulkameraden finden. Gleich mit Bild, hilfreich für ein erfolgsversprechendes SM-Matching und zweifelsfrei das Geschlecht bewiesen.
Die Feuerprobe.
Sie ist ein „Kind“ der Frauenbewegung, genau zu den Hochzeiten von Frau Schwarzer studiert. Immer gewillt die Welt zu verbessern und für die Menschen zu arbeiten. Das Studium fiel leicht, es blieb noch genug Zeit für weltliche Vergnügungen, Schnittlauchtee, Philosophie und Drogen der weicheren Sorte zur Bewusstseinserweiterung.
Die Bewusstseinserweiterung hatte auch direkte Folgen für die Konsequenz bei der Verhütung.
Ich lasse mich doch nicht von meiner Biologie zur Chemieeinnahme nötigen und außerkörperliche Plastiküberzeuge – auch Pariser genannt - waren einerseits politisch unkorrekt und im „Mir doch alles egal Status“ wenig händelbar. Vielleicht hätte man sie präventiv vor Einnahme diverser Mittel schon mal in Position fixieren sollen?
So hat die körperliche 68er-Kultur relativ schnell zu Kind und Mann geführt, mindestens ebenso rasant wieder weg vom Erzeuger.
Die Zeiten veränderten sich, da war es nur logisch Chequevara-Halstuch und Rebellion für einen sicheren Arbeitsplatz in der mittleren Führungsebene im Amt zu tauschen. Der Nachwuchs brauchte schließlich eine gewisse finanzielle Sicherheit und der teilzeit-taxifahrende Vater schien eher semioptimal besonders bezüglich finanzieller Notwendigkeiten motiviert. Vielmehr wusste er die Emanzipation der Frau zu schätzen und war ein erklärter Förderer Frauen sollte finanziell unabhängig sein.
Gleiches galt für den emanzipierten Mann bevorzugt er selbst, frei von jeglichen Rollenklischees und damit einhergehenden Zwängen. Er hatte kein Problem sich von einer Frau ernähren und bekochen zu lassen.
Seine Priorität bestand im Denken und Sein. Möglichst Rücken- und Kopfschmerzen frei, den Rattansessel in Ulrikes Wohnung einem Dauerbelastungstest zu unterziehen und dem Kind beim Wachsen zu zusehen. Hausarbeit und Mithilfe waren fokussiert darauf den Boden von Überresten der diversen Narkotika freizuhalten bzw. auf rückstandslose Verarbeitung zu achten, da das Kind weder in seiner oralen Phase noch im natürlichen Bewegungsdrang Restriktionen erfahren sollte.
Ulrike entschied sich auch seinen natürlichen Bewegungsdrang wieder zu entfachen und tauschte die Schlösser aus, während der moderne Mann sich in der unieigenen Männergruppe tiefenreflektierte.
Bis heute denkt sie aber gerne an das Studium zurück und verliert sich heimlich an hemmungslose Gedanken einer Zeit im Aufbruch ohne Sachzwänge. Spätestens beim Vergleich mit der Therapeuten-Fraktion laufen gerne mal im Amt auf kommen diese Zwänge allerdings mit Macht zurück.
Eigentlich arbeiten Sozialpädagogen und Psychologen das Gleiche, warum werden sie dann nicht auch gleich bezahlt?
Besonders plastisch wird dieser kleine Unterschied bei der Kleidung sichtbar. Die Standarduniform, der beseelten Kümmer-Studierten, lässt sich in gängigen Fachgeschäften für einen kaum vierstelligen Eurobetrag herstellen wird schließlich nicht durch Kinderarbeit, sondern mit Liebe geklöppelt.
Eine Ausgabe, die nicht so recht zu der Gehaltstabellen des öffentlichen Dienstes passen will. Und auch wenn man sich ein Set mit Weihnachtsgeld und Zulagen lässig leisten kann, ist die Gefahr gegeben, dass dem Umfeld der täglich gleiche Wickelrock/hose, die zwei obligatorischen Leinenhemden und das einzige Paar veganer Schuhe früher oder später auffällt. Bleibt also nichts anderes übrig, als bei den Discountern Ersatzsstoffe/kleidung zu erwerben und diese flugs „fesch“ zu kombinieren.
Was bei Zucker funktioniert, kann auch bei Kleidung nicht verkehrt sein.