Schenke deinem Kind Wurzeln und Flügel - Beate Blumrich - E-Book

Schenke deinem Kind Wurzeln und Flügel E-Book

Beate Blumrich

0,0
16,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Lebensfrohe und starke Kinder sind das wichtigste Anliegen von Beate Blumrich. Mit ihrem Buch hilft die erfahrene Hypnotherapeutin möglichen seelischen Verletzungen schon im Kindesalter vorzubeugen. Sie gibt Eltern eine seriöse Anleitung an die Hand, mit der sie ihre Kinder in die Hypnose führen können, z. B. durch Begleitung an einen inneren Rückzugsort oder zu inneren Helferfiguren. So eröffnen sie ihrem Kind Wege für einen guten, naturgemäßen Umgang mit Gefühlen wie Wut, Angst oder Frustration.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 268

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Die Übungen dieses Buches ersetzen keinesfalls eine professionelle Hypnosetherapie. Bei schwerwiegenden Erkrankungen oder Traumata wenden Sie sich bitte an einen professionellen Therapeuten. Die Ratschläge in diesem Buch sind von Autorin und Verlag sorgfältig geprüft, dennoch kann keine Garantie übernommen werden. Der Verlag und die Autorin übernehmen keinerlei Haftung für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden, die aus der Anwendung der vorgestellten Materialien und Methoden entstehen können.

 

Besuchen Sie uns im Internet unter

www.nymphenburger-verlag.de

© 2019 nymphenburger in der F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, Stuttgart.

Alle Rechte vorbehalten

Projektleitung: Dr. Stefan Raps, Monika Riedlinger

Redaktion: Dr. Eva Eckstein

Umschlaggestaltung von Studio LZ, Stuttgart

Produktion: Angela List und Wolfgang Heinzel

eBook-Konvertierung: VerlagsService Dietmar Schmitz GmbH, Heimstetten

ISBN 978-3-485-06158-2

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig.

Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

»Eure Kinder sind nicht eure Kinder. Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst.«

Khalil Gibran

Inhalt

Zum Geleit

Eltern unter Druck: Kinder fit machen für die Leistungsgesellschaft?

Kinder unter Druck: Ungesunde Anpassung führt zu Selbstentfremdung

Kinder sind die Zukunft

Der Gute Geist dieses Buches

Teil 1:Eltern hypnotisieren ihre Kinder – ganz unbewusst

Rapport – die Chemie muss stimmen

Die kongruente Kommunikation mit Ihrem Kind

Der Soll-Ist-Vergleich des Gehirns

Das Unbewusste

Hypnose, Trance, Suggestion und Manipulation

Persönlichkeitsanteile

Symbolisierungen und Innere Bilder

Elternmacht und Elternverantwortung

Hypnose zum Wohl des Kindes

Teil 2:Geführte Selbsthypnose für Eltern – Ihre angeborenen Erziehungsressourcen

In sich selbst ruhen

Der Gute Geist der Familie

Der Liebevolle Leitwolf

Verbindung halten und Vorschussvertrauen geben

Teil 3:Geführte Kinderhypnose

Allgemeine Hinweise zu den Kinderübungen

Dein dreimal sicherer Schutzort

Dein bester Innerer Freund

Anspannung: Ruhe und Entspannung im Zaubergarten finden

Wut: sie ernst nehmen und abreagieren

Angst: mit Mut und Sicherheit in den Griff bekommen

Trauer: Trost und Geborgenheit finden

Frustration: enttäuschte Erwartungen bewältigen

Der weise Ratgeber im Zaubergarten

Die Insel des Wissens im See deiner Möglichkeiten

Praxisbeispiele: Schulangst, Bettnässen, Räusperzwang

Das gesunde Innere Kind badet im See der Möglichkeiten

 

Therapeutenliste

Literaturempfehlungen

Danksagung

Autorenporträt

Zum Geleit

»Wurzeln und Flügel«: Das ist es, was Kinder brauchen. Die Bedeutung dieses symbolischen Bildes zieht sich auf unterschiedlichen Ebenen durch das ganze Buch. Beate Blumrich greift die Metapher des Samenkorns auf, das alles in sich hat, und sie ermutigt Eltern, dieses Samenkorn wachsen zu lassen, damit es Wurzeln schlägt und Flügel wachsen – im Sinne von Neugier, Fantasie, Kreativität und Intelligenz.

»Hilf mir, es selbst zu tun. Zeige mir, wie es geht. Tu es nicht für mich. (…) Hab Geduld, meinen Weg zu begreifen.« Was schon das pädagogische Konzept der Ärztin Maria Montessori beschreibt, zeigt auch Beate Blumrich: In unseren Kindern sind bereits alle Möglichkeiten und Fähigkeiten angelegt, um sich selber zu entwickeln und auf ihrem Weg Aufgaben erfolgreich anzupacken. Bei der Einschätzung dieser Qualitäten hebt sie nicht ab, sie bleibt auf dem Boden. Versteht man die »eigene Natur der Kinder« und die innewohnenden »Lebenspläne« nicht zu esoterisch, sondern ganz real, dann ist es die wichtigste Aufgabe von Eltern, ihre Kinder zur Entfaltung ihrer eigenen Potenziale anzuregen. Dabei will die Autorin nicht von oben herab belehren, sondern holt die Leser in ihrer Ratlosigkeit und bei ihren Ängsten ab.

Dieses Buch kann Eltern helfen, als Wegbegleiter ihre Kinder bestmöglich dabei zu unterstützen, gesunde und starke Persönlichkeiten zu werden.

Siegfried Mrochen

Der deutsche Pionier der Kinderhypnose

Einführung

Eltern unter Druck: Kinder fit machen für die Leistungsgesellschaft?

Als ich unlängst im Internet zum Thema »Elternhypnose« recherchierte, war ich erstaunt und erschreckt zugleich: Eltern, die stolz darauf sind, dass sie, als völlige Hypnose-Laien, mittels hypnotischer Techniken ihre Kinder dazu gebracht hatten, ihre Zimmer aufzuräumen, Hausaufgaben zu machen und »endlich« gerne in die ungeliebte Schule zu gehen! In YouTube-Anleitungen verbreiten diese Eltern ihre Erfolgsrezepte: Sie versetzen ihre Kinder beispielsweise über Augenfixation mit einem Pendel in Trance und führen sie dann in einen Zustand tiefer Entspannung, nur um ihnen so ihre eigenen Vorstellungen von Disziplin, Ordnung und Fleiß zu suggerieren!

Meine ersten Gedanken dazu waren folgende: Diesen Menschen ist ganz offensichtlich nicht bewusst, welche natürliche Macht sie als Eltern ohnehin über ihre Kinder haben. Voller Empörung schimpfte die Hypnotherapeutin in mir, dass sie, mit vordergründig guter Absicht, völlig unreflektiert die Abhängigkeit ihrer Kinder ausnutzen, um diese zu angepassten Erwartungserfüllern zu dressieren. Und weiter noch: Sie unterwandern mit solchen Methoden das kindliche Autonomiebedürfnis, was nachgerade einer Kinderrechtsverletzung gleichkommt!

Mit längerem Nachdenken über dieses Phänomen wurde meine Empörung jedoch abgemildert. Die wenigsten dieser Eltern wollen einfach nur Macht ausüben – weiß ich doch aus meiner langjährigen Beschäftigung mit bewussten und unbewussten Denk- und Handlungsmotiven, dass es in der Regel eine gute Absicht geben muss. So fand ich eine wesentliche Erklärung darin, dass die allermeisten dieser Eltern ganz offensichtlich von Sorge, wenn nicht gar Angst um die Zukunft ihrer Kinder angetrieben werden: Weltweit ist ein zunehmendes Auseinanderklappen der sozialen Schere zu beobachten. Unter dem Einfluss kapitalistischer Werte ist Geld zu einem erstrebenswerten Selbstzweck geworden; Ressourcen werden längst nicht mehr verantwortungsbewusst und zukunftsorientiert zum Wohle aller eingesetzt, sondern dienen einigen wenigen, um immer höhere Gewinne zu erzielen. In einer solchen Gesellschaft der Leistungsorientierung, Gewinnmaximierung und Selbstoptimierung im Sinne der Wirtschaft gibt es zwangsläufig immer deutlichere Systemgewinner und Systemverlierer. Eltern empfinden daher einen wachsenden Druck, ihren Kindern die allerbesten Zukunftschancen zu ermöglichen. Wer will schon sein Kind auf der »Verliererseite« stehen sehen? Erziehungsratgeber propagieren optimale Frühförderung, die idealerweise schon mit musikalischer Früherziehung im Mutterleib beginnt. Mit Fremdsprachenunterricht in mehrsprachigen Kindergärten, ständigen Wettkampf- und Wettbewerbsteilnahmen in allen möglichen Bereichen bis hin zu langen Auslandsaufenthalten noch während der Schulzeit wird das Leben der Kinder von klein auf durchgetaktet. Eltern, die sich solche bereits als soziale Pflichten empfundenen Maßnahmen nicht leisten können, haben ein schlechtes Gewissen, und deren Kinder erscheinen oder fühlen sich benachteiligt.

Bestseller wie Amy Chuas Buch »Die Mutter des Erfolgs – wie ich meinen Kindern das Siegen beibrachte« von 2011 (im Original: Battle Hymn of the Tiger Mother) sind ein Sinnbild dieser gesellschaftlichen Entwicklungen. Sie suggerieren, dass frühzeitiges Leistungsdenken, Fleißanforderungen und Disziplinierungen der Kinder wünschenswerte Erziehungsstrategien sind, um den Nachwuchs fit zu machen für den späteren Erfolgsweg. Dabei wird billigend in Kauf genommen, dass derart geförderte und geforderte Kinder bereits im Grundschulalter zunehmend psychosomatische Symptome der Überforderung und Selbstentfremdung aufweisen. Die Bandbreite reicht dabei beispielsweise von unspezifischen Kopf- und Bauchschmerzen über Schlafstörungen und Verhaltensauffälligkeiten bis hin zu Ängsten und schwereren psychischen und psychiatrischen Störungen.

Der gesellschaftliche Tenor lautet: So ist das eben – wer etwas erreichen will, zahlt den Preis dafür! Sind doch die modernen jungen Eltern bereits selbst schon die Enkelgeneration des Wirtschaftswunders und haben die Prinzipien des Erfolgsdenkens am eigenen Leib erfahren. Nicht, dass diese Eltern ihren Kindern bewusst schaden wollen – ganz im Gegenteil! Zähne zusammenbeißen, Erwartungen erfüllen, Ellbogen einsetzen: Die Konkurrenz ist groß, und auf der Erfolgsseite lockt die Belohnung in Form von sozialen Vorteilen und der Anschaffung beworbener Luxus- und Konsumgüter. Kann das das Ziel von Erziehung sein?

Kinder unter Druck: Ungesunde Anpassung führt zu Selbstentfremdung

»Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an ein krankes System zu sein!«

Jiddu Krishnamurti

Brauchen, wollen wir wirklich ein Volk erfolgsorientierter Egozentriker? Ist es tatsächlich erstrebenswert, unsere Kinder zu Mitspielern in diesem kapitalmarktgesteuerten, ressourcenverschwendenden großen Gesellschaftsspiel zu erziehen? Darf eine wirtschaftliche Erfolgsethik mit ihrem Einfluss unsere schulpädagogischen Prinzipien und die Erziehungsgrundfesten in den Köpfen der Eltern bestimmen? Ist es nicht etwa der angstmotivierten Anpassung an dieses Wertesystem geschuldet, dass Eltern den Zugang zu ihren tieferen, naturgemäßen Überzeugungen verschüttet haben? Und wie hoch ist der Preis dafür aufseiten der Eltern, der Gesellschaft und vor allem der Kinder?

Zugegeben, meine Darstellung ist womöglich etwas pauschalisierend, aber meine Erfahrungen in der hypnotherapeutischen Behandlung sowohl Erwachsener als auch Kinder bestätigen, dass Menschen die Herausforderungen unserer Gesellschaft genauso erleben. Statistiken belegen dies, und in meiner Praxis sehe ich täglich die Folgen eines solch ungesunden Anpassungsdrucks, erschreckend rasch zunehmend auch bei immer jüngeren Kindern.

Glücklicherweise leben wir jedoch in einer Zeit, in der diese Entwicklung zunehmend kritisch hinterfragt wird. Diese Beobachtung sowie meine Überlegungen zum Phänomen der »Elternhypnose« machten mir deutlich, dass es einen wachsenden Bedarf gibt, sowohl den kritischen als auch den sorgenvollen und hilflosen Eltern wirklich gute Wege aufzuzeigen:

sich in unserer Gesellschaft selbst neu zu orientieren und zu entängstigen;zurück zu ihren eigenen angeborenen Erziehungsressourcen zu finden;ihre Kinder stark zu machen, auch gegen den Anpassungsdruck ihre natürlichen Potenziale zu entwickeln.

Dabei sind die Werkzeuge der Hypnose grundsätzlich auch für Laien ausgezeichnet geeignet, vorausgesetzt, sie werden respektvoll, im Sinne der Naturprinzipien und verantwortungsbewusst eingesetzt. Das bedeutet auf jeden Fall auch, die Grenzen zu kennen und keinesfalls zu überschreiten. Hypnose darf grundsätzlich und insbesondere auch als Laienhypnose nur eingesetzt werden, um die eigenen und auch die Ressourcen der Kinder zu stärken, unter Achtung der Würde, Selbstbestimmtheit und des Autonomiebedürfnisses der Kinder.

Somit war die Idee für dieses Buch geboren: Geführte Selbsthypnose für Kinder – schenke deinem Kind Wurzeln und Flügel.

Im ersten Teil erfahren Sie, worin die natürliche Macht von Eltern über ihre Kinder besteht und weshalb es außerordentlich wichtig ist, bewusst und verantwortungsbewusst im Sinne einer gesunden kindlichen Entwicklung mit dieser Macht umzugehen.

Der zweite Teil des Buches bringt Sie in ausgewählten Selbsthypnoseübungen zu Ihren eigenen Erziehungsressourcen: Sie begegnen dem »guten Geist der Familie« und lernen, als wichtigste erzieherische Struktur, Ihren »Inneren liebevollen Leitwolf« kennen. Darüber hinaus finden Sie einen Zugang zu der Fähigkeit, Ihren Kindern das stets notwendige Vorschussvertrauen zu geben. Diese Kräfte fördern Gelassenheit, Ihr eigenes Vertrauen in sich und die Zukunft und ermöglichen Ihnen, Ihren Kindern altersgemäße Rahmen zu setzen, ohne deren autonome Selbstentwicklung zu beschränken. Notwendigerweise lernen Sie dabei auch, Ihre eigenen Motivationen zu erkennen und zu hinterfragen. Selbstreflexion und Rückanbindung an Ihre ureigenen, über Jahrtausende gereiften weisen Prinzipien von Elternschaft befähigen Sie, anschließend wirklich verantwortungsbewusste Hypnosen mit Ihren Kindern durchzuführen.

So vorbereitet, gibt Ihnen dann der dritte Teil des Buches in kindgerechten Hypnose-Anleitungen konkrete Werkzeuge in die Hand, Ihre Kinder zu deren eigenen Ressourcen zu führen: Sie begleiten diese beispielsweise zu einem »Inneren sicheren Rückzugsort« sowie »Inneren Helferfiguren«, und Sie eröffnen ihnen Wege für einen guten, naturgemäßen Umgang mit Gefühlen wie Wut, Angst oder Frustration. Dabei ermöglichen die Formulierungen der Anleitungen Ihrem Kind sogar, das eigene Erleben während der Übungen vor Ihnen zu verbergen, sofern es das möchte – das gehört zum Wahren der Würde und Persönlichkeitssphäre Ihres Kindes. Denn indem Sie Ihre Neugier zügeln und das aushalten, vermitteln Sie nonverbal eine wichtige Erziehungsbotschaft von Respekt und Vertrauen.

Kinder sind die Zukunft

Wenn Sie bereits mein Buch »Geführte Selbsthypnose. Wenn nichts hilft, zaubere!« kennen, wissen Sie, dass ich dieses unter Anwendung von Selbsthypnosestrategien geschrieben habe. Nun, auch dieses Buch ist in Selbsthypnose entstanden: Ich habe einen wundervollen Persönlichkeitsanteil, der als »Innerer Autor« verantwortlich ist für das Gelingen eines Buches. Die Vorarbeit leistet er oft in meinem Unbewussten – wenn ich mich dann bewusst zum Schreiben an den Tisch setze, diktiert er mir die Ergebnisse seiner inneren Recherchen und Strukturierungen in meine Finger. Er steht in gutem Kontakt zu anderen meiner Persönlichkeitsanteile, und für dieses Buch hat er als wichtigsten Ratgeber ein Kind an seiner Seite: ein starkes, neugieriges, fantasievolles und mutiges Kind. Ein Kind, das sich seiner Wichtigkeit und Kinderrechte voll bewusst ist. Ein offenherziges, ungebrochenes und fröhliches Kind, das alles, was hier zu Buchstaben, Worten und Sätzen wird, auf Richtigkeit und Wahrhaftigkeit prüft. Dieses Kind steht für die angeborenen Wesensprinzipien des Kindseins, für das Potenzial, mit dem auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, einst zur Welt gekommen sind. Ja, wir alle kommen mit unglaublichem Potenzial zur Welt! Und auch wenn eine Anpassung an vorgegebene Bedingungen in einem gewissen Umfang immer schon überlebenswichtige Vorteile in der Natur gesichert hat, so geht doch die ungesunde Anpassung an einen selbstentfremdenden gesellschaftlichen Rahmen einher mit dem Verkümmern all jener fantastischen Potenziale. Im Geiste dieser kindlichen Kraft also ist das Buch entstanden, an dessen Ende Sie in einer letzten Hypnoseanleitung mit dieser wundervollen Ressource selbst in Kontakt treten können.

Lebensfrohe, resiliente, also widerstandsfähige und selbstbewusste Kinder sind mein persönlichstes, größtes Anliegen – ob als Mutter von drei erwachsenen Kindern oder als hypnotherapeutische Behandlerin sowohl von Erwachsenen als auch Kindern: Die Erwachsenen von heute müssen in therapeutischen Prozessen die Verletzungen der eigenen Kindheit, ihre »Inneren Kinder«, heilen. Die Kinder von heute aber sind die Erwachsenen von morgen und mitten in dem Prozess, in dem die Entwicklung noch günstig beeinflusst werden kann. Ich möchte dabei nicht etwa blauäugig den Blick auf vorhandene Realitäten verstellen, aber ich will Sie, als Eltern dieser Kinder, auch nicht in überforderter Hilflosigkeit und sorgenvollen Zukunftsängsten belassen. Mein Buch ist ein Mutmacher für Sie, liebe Eltern, das Vertrauen in sich selbst und in Ihre Kinder, vielleicht sogar in die Zukunft unserer Gesellschaft, wiederzuentdecken. Ich bin voller Zuversicht, dass Sie alle notwendigen eigenen Ressourcen bereits in sich haben, um bestmögliche Wegbegleiter für Ihre Kinder zu sein. Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen, wie Sie sie wiederfinden und nutzen können. Denn mein Buch ist auch eine hoffnungsfrohe Liebeserklärung an das Großartigste, was wir haben: unsere Kinder! Die mit Ihrer Hilfe zu starken Persönlichkeiten heranwachsen und furchtlos ihre kreativen Potenziale entfalten können – für die gesunde Bewältigung aktueller Herausforderungen und für eine bessere Gestaltung der Zukunft im Geiste natürlicher Werte und Wesensprinzipien!

Der Gute Geist dieses Buches

Bevor es mit dem ersten Teil richtig losgeht, möchte ich gerne eine Tradition in dieses Buch fließen lassen – Leser meines ersten Buches kennen das bereits. Zu Beginn steht ein gutes Miteinander, ob zwischen Therapeut und Patient oder auch hier, zwischen Leser und Autor. (Aus Gründen des flüssigeren und wie ich finde literarisch ästhetischeren Lesens vermeide ich ab jetzt sperrige geschlechtsneutrale Formulierungen – ich bitte alle Leserinnen um Nachsicht dafür!) In meiner Praxis ist der erste Patientenkontakt ein einstündiger Kennenlern-Termin. An dessen Ende frage ich mittels Ideomotorik, einer auf unbewusst gesteuerten Muskeleigenbewegungen basierenden kommunikativen Technik, auch bei bewusster gegenseitiger Sympathie immer das Unbewusste meiner Patienten nach dessen Einverständnis, miteinander hypnotherapeutisch arbeiten zu dürfen. Das ist Ausdruck meines Respekts, und ich erachte es als eine wesentliche Basis für eine konstruktive Therapie. In gewisser Weise begleite ich Sie ja auch mit diesem Buch auf Ihren eigenen Erkenntnis- und Lösungswegen, aber natürlich kann ich Ihr Unbewusstes nicht persönlich und in vergleichbarer Weise um die Erlaubnis für unser konstruktives Miteinander bitten. Damit Ihnen jedoch unsere besondere Art der Zusammenarbeit beim Lesen größtmöglichen Nutzen bringt, möchte ich gerne eine Ressource in Ihnen wecken, die Ihnen hilft, alles für Sie Relevante herauszufiltern, einzuordnen und umzusetzen. Ich nenne diese Ressource den »Guten Geist dieses Buches«. Sie werden diese Kraft gleich in einer ersten Selbsthypnoseübung ansprechen. Davor jedoch erhalten Sie einige wichtige, grundsätzliche und bewährte Übungshinweise, die an dieser Stelle nur die Erwachsenen-Übungen betreffen. (Gesonderte Hinweise zur Durchführung der Übungen mit Ihrem Kind finden Sie am Beginn des dritten Teils.)

Sämtliche Übungen des Buches können Sie in der Hörbuchausgabe erhalten. Natürlich können Sie die Übungen auch in einzelnen Schritten während des Lesens durchführen, oder Sie lassen sich den Text vorlesen. Sie sind in der Du-Anrede formuliert: Dies hat sich bewährt, da die Sprecher-Stimme sozusagen zu einer Stimme in Ihrem Kopf wird und Sie gedanklich auch zu sich selbst in einer persönlichen Anrede sprechen. Möchten Sie die Übungen tatsächlich mit Ihrer eigenen Stimme hören, sprechen Sie den Text auf ein Smartphone oder ein anderes Aufnahmegerät auf. Machen Sie nach jedem Satz eine Lesepause, um das Gelesene in der Vorstellung entstehen zu lassen. Die drei Punkte nach einzelnen Satzteilen markieren sinnvolle Pausen.

Benutzen Sie beim Üben mittels einer Aufnahme möglichst einen Kopfhörer, so empfinden Sie die Stimme intensiver.Sie gehen bei den Übungen in einen Entspannungszustand (Trance), richten also Ihre Aufmerksamkeit völlig nach innen. Hören Sie diese daher niemals beim Autofahren oder anderen Tätigkeiten, die Ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit erfordern.Üben Sie möglichst immer am gleichen, ungestörten Platz, und wählen Sie eine Tageszeit, zu der Sie aufmerksam, wach und konzentriert sind. Vor dem Einschlafen kann eine Übung gerne zusätzlich durchgeführt werden. Üben Sie immer im Sitzen, dabei bleiben Sie aufmerksamer als im Liegen. Ermüden Sie oder schlafen Sie dennoch wiederholt ein, kann das verschiedene Gründe haben. Wählen Sie zunächst eine andere Tageszeit. Geschieht dies weiterhin, üben Sie trotzdem weiter – das Unbewusste schläft nicht! Jedoch kann es dann ratsam sein, einen professionellen Therapeuten hinzuzuziehen. Am Ende des Buches finden Sie einen Hinweis zu einer Therapeutenliste.Die Übungen bauen aufeinander auf. Bitte behalten Sie daher zumindest zu Beginn die angegebene Reihenfolge bei.Da dieses Buch im Wesentlichen zur Ressourcenstärkung Ihres Kindes gedacht ist, sind die Elternübungen auch auf diesen Hauptzweck hin konzipiert. Es ist jedoch möglich, dass Sie bei Ihren Selbstreflexionen einen umfangreicheren Aufarbeitungsbedarf für sich selbst erkennen. In diesem Fall kann Ihnen mein Buch »Geführte Selbsthypnose. Wenn nichts hilft, zaubere!« weiterhelfen. Es intensiviert Ihr Hintergrundwissen und gibt Ihnen als strukturierte Selbsthypnoseanleitung eine Fülle von Werkzeugen zur eigenen Arbeit an die Hand. Natürlich können Sie zunächst aber auch die Kinderübungen dieses Buches für sich selbst durchführen, um mit den jeweiligen Ressourcen wie beispielsweise Ihrer »Inneren Weisheit« in Kontakt zu kommen. Dies allein kann Ihnen bereits wertvolle Unterstützung für die Klärung eigener Themen bieten. In jedem Fall bitte ich Sie, beim Aufkommen von Unwohlsein eine Übung zu beenden und sich nötigenfalls professionelle Hilfe zu holen.

Nun suchen Sie einen ruhigen und bequemen Platz auf und freuen sich auf die erste Selbsthypnoseübung.

Übung

»Dein Guter Geist dieses Buches«

Nimm eine entspannte Haltung ein, schaue auf einen Punkt schräg vor dir auf dem Boden oder schließe die Augen … Atme ein paarmal tief ein und aus und lass mit jedem Ausatmen deinen Körper angenehm schwer werden … … … Mach dir jetzt bewusst, warum du dieses Buch in Händen hältst und damit arbeiten möchtest … Du bist Mutter oder Vater … Und auch selbst einmal Kind gewesen … Du kennst viele Seiten des Lebens, hast viel Erfahrung in deinem Leben gesammelt … Gute und vielleicht auch weniger schöne … Hast dabei ganz eigene Wege gefunden, alle deine Erfahrungen zu verarbeiten … Und dabei auch gelernt, wie wichtig es ist, verschiedene Perspektiven einzunehmen … Da alles sich immer verändert … Das Leben wie ein Fluss immer weiter strömt … Sich stets an die veränderten Bedingungen anpasst … Und nun möchtest du etwas lernen, etwas verbessern … Für dein Kind, für dich selbst … Im Sinne der Natur … Und im Sinne eines guten Geistes … Eines guten Geistes, den es zwischen euch gibt … Ein guter Geist ist wichtig für ein gutes Miteinander … Du wirst später noch den Guten Geist eurer Familie kennenlernen … Darauf kannst du dich schon freuen … Um jetzt aber den Guten Geist dieses Buches anzusprechen … Das ist ein ganz besonderer Geist, der diesem Buch innewohnt … Vielleicht möchtest du dir ein Bild von ihm machen, ihn dir wie ein freundliches Geistwesen vorstellen? … Oder hat er eine andere Gestalt? … Oder spürst du den Guten Geist als ein Gefühl? … Der Gute Geist begleitet dich beim Lesen ... Liest alles mit, bewusst und unbewusst … Er schwebt zwischen dir und den Zeilen hin und her … Und steht mit deinem Unbewussten in gutem Kontakt … Darum kennt der Gute Geist auch alle deine Themen, die du persönlich mit diesem Buch verbindest … Es ist ein freundlicher und kluger Geist, der ganz genau weiß, was für dich wichtig ist … Und auch, wenn du kein Bild von diesem Geist hast, ist er da und bereit für dich … Die Absicht allein reicht schon aus, um diese Kraft zu aktivieren … Und so kannst du diesen Guten Geist jetzt ansprechen: … »Guter Geist dieses Buches, bitte unterstütze mich beim Lesen. Sorge dafür, alles, was ich erfahre, auf die persönliche Relevanz für mich zu prüfen und gut zu verstehen. Hilf mir, es so einzuordnen, dass ich es zu meinem persönlichen Nutzen verwenden kann. Für Reifung, Stärkung und Wachstum. Für eine gute, gesunde Entwicklung, für mich selbst, für mein Kind und für meine Familie, im Sinne der Natur. Guter Geist, du bist wie eine rechte Hand meines Unbewussten. Sei die Kraft, die mich befähigt, alles Wertvolle dieses Buches bestmöglich in mein Leben zu integrieren, in meinem eigenen Tempo, in meiner eigenen Art und Weise, bewusst und auch unbewusst.« … Und da dein Guter Geist des Buches immer aktiv ist, kannst du diese Übung jetzt auch zum Ende kommen lassen … Kannst dich wieder in deinem Sitzen spüren, ganz bewusst … Nimm nun ein paar tiefere Atemzüge und lass klare, frische Luft in alle Körperzellen strömen … Nimm deine Umgebung wieder wahr … Bringe Bewegung in deinen Körper … Und öffne wieder die Augen.

Teil 1:Eltern hypnotisieren ihre Kinder – ganz unbewusst

»Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen.«

Jirina Prekop

Zu Beginn dieses Kapitels würde ich Sie gerne auf eine kleine Gedankenreise einladen. Stellen Sie sich bitte vor, Sie möchten eine Wanderung in eine Ihnen völlig unbekannte Bergregion unternehmen. Sie haben gutes Schuhwerk, ausreichend Proviant, und Ihre Bekleidung ist für alle möglichen Wetterlagen tauglich. Schon einige Ihrer Freunde waren in dieser Region wandern, und interessanterweise hat jeder Ihnen von anderen dort gemachten Erfahrungen berichtet. Sie hätten sich gerne vorab schlaugemacht, um Ihre Tour auf die eigenen Fähigkeiten und Bedürfnisse abzustimmen, aber leider gibt es überhaupt kein Kartenmaterial, denn traditionell werden Wanderer hier von ortsansässigen Bergführern begleitet. Der Reisebegleiter des heutigen Tages prüft kurz Ihre Ausrüstung und startet sofort mit Ihnen. Schon bald merken Sie, dass dieser Bergführer immer breite und für Sie recht unspektakuläre Wege bevorzugt. Sie erzählen ihm von den abenteuerlichen Berichten einiger Freunde, er aber winkt nur ab. Er habe sein Handwerk von seinem Vater und dieser von dessen Vater übernommen, und die traditionellen Familienwege hätten sich immer bewährt. Niemals sei ein Gast dabei einer Gefahr ausgesetzt gewesen, wohingegen bei Kollegen die schlimmsten Geschichten vorgekommen seien. Immerhin sei das Gebirge sehr unübersichtlich und tückisch, er aber trage ja die Verantwortung für die Sicherheit seiner Gäste. Da er Ihnen dann noch einige der haarsträubendsten Geschichten erzählt, sind Sie mehr und mehr beruhigt, sich einem so umsichtigen Führer anvertraut zu haben. Am Abend nach dieser Wanderung sind Sie dann einerseits froh, dass nichts passiert ist, aber andererseits gab es auf den ausgetretenen Wegen auch keinerlei überraschende Ausblicke, und Sie werden das Gefühl nicht los, dass Sie die wahre Schönheit dieser Gegend noch nicht kennengelernt haben. Somit beschließen Sie, am nächsten Tag eine zweite Wanderung zu unternehmen. Ihr Tagesbegleiter ist diesmal bereits dem ersten Eindruck nach ein ganz anderes Kaliber. Sportlich und durchtrainiert, gehört er ganz offensichtlich zu den ambitionierteren Führern, und wie selbstverständlich wirft er Ihnen Seile und Kletterausrüstungen zu. Nach einer kurzen, aber ordentlichen Einweisung spurtet er auch schon mit Ihnen los. Er scheint selbst gerne jede Gelegenheit für seinen eigenen sportlichen Ehrgeiz zu nutzen, und anfangs zieht er Sie mit seiner Motivation auch wirklich mit – endlich mal eine echte Herausforderung! Jedoch bereits nach der Hälfte des Tages merken Sie, dass Ihre Kräfte diesen Anstrengungen nicht wirklich gewachsen sind. Dennoch wollen Sie sich keine Blöße geben, immerhin haben Sie ihn ja auch den ganzen Tag gebucht. Zweifelsohne eröffnen die erkletterten Gipfel Ihnen diesmal wunderschöne Ausblicke, die Sie aber, so müde wie Sie sind, leider nicht wirklich genießen können. Am Ende des Tages bleibt daher nicht die Erinnerung an ein genussreiches Erlebnis, sondern nur ein gehöriger Muskelkater und große Erschöpfung. Eigentlich sind Sie von diesen beiden Wandertagen nun hinreichend von der Gegend bedient, aber nach einem Tag des Ausspannens wollen Sie doch noch einen Versuch unternehmen. Und diesmal haben Sie wirklich Glück mit Ihrem Wanderführer: Er nimmt sich zu Beginn ausreichend Zeit, Ihre Ausrüstung zu begutachten, interessiert sich für Ihre Kondition und fragt Sie nach Ihren eigenen Wünschen! Sie erzählen ihm von Ihren bisherigen Erfahrungen: Selbstverständlich möchten Sie gerne sicher wandern, sind aber auch neugierig und scheuen sich gewiss nicht vor anstrengenden Abschnitten, wenn alles ausgewogen ist und für Ihre Verhältnisse ausreichend Pausen vorgesehen werden. Er strahlt Sie an und führt Sie auf wunderschönen Bergpfaden, auch abseits der breiteren Wege. Sie fühlen sich sicher, können immer Ihr eigenes Tempo bestimmen, dürfen Pausen machen und kommen mit seiner kundigen Begleitung zu den schönsten Gipfeln, die Sie zwei Tage zuvor von einer anderen Seite mühsam erklettern mussten. Ihr Bergführer ist dabei selbst gut gelaunt, und seine eigene Begeisterung an der wunderschönen Bergwelt lässt Sie alles mit ganz neuem Blick, anders als an den Vortagen wahrnehmen. Das schönste Erlebnis des ganzen Tages jedoch ist, dass Sie mit diesem Begleiter nicht nur Ihre Gipfelziele erreicht, sondern den gesamten Wanderweg genossen haben und das alles in freudvoller Erinnerung behalten werden!

Diese kleine Gedankenreise ist natürlich nicht vollständig übertragbar auf die elterliche Begleitung der Lebensreise ihrer Kinder. Es gäbe eine Fülle von Möglichkeiten anderer »Bergführer«, aber darum geht es mir mit dieser Metapher gar nicht. Ich möchte Ihnen vielmehr mithilfe des Bildes grundsätzliche Aspekte verdeutlichen: »Wer hat welche Rolle inne, was und wie wird kommuniziert, wie kann Vertrauen entstehen, welche Bedeutung hat dabei das Abhängigkeitsverhältnis? Solche und andere Kernfragen gilt es zunächst zu beleuchten. An dieser Stelle vermeldet mein Innerer Autor (dessen Entstehung Sie auch noch kennenlernen werden), dass es unabdingbar ist, Sie mit einigen wichtigen theoretischen Grundlagen vertraut zu machen. Das ist eine wesentliche Voraussetzung für alles Weitere dieses Buches, und Sie werden bereits anhand der einzelnen theoretischen Inhalte einiges über die natürliche Macht von Eltern über ihre Kinder erfahren.

Ich bitte Sie also nun um ein wenig Nachsicht: Zunächst folgen Theorie und Begriffserklärungen, die ich so kurz wie nötig gehalten habe, um Ihre Geduld nicht zu sehr zu strapazieren. Außerdem erkläre ich Ihnen diese wichtigen Grundlagen in Stichpunkten, damit Sie sie jederzeit, unabhängig von Zusammenhängen, auch später noch mal leicht finden und nachlesen können. Los geht’s mit der kommunikativen Verständigungsbasis zwischen »Bergführer und Gast«.

Rapport – die Chemie muss stimmen

Wörtlich übersetzt bedeutet der französische Begriff »Rapport« Beziehung, Verbindung. Er beschreibt einen auf Respekt, Empathie und Vertrauen basierenden Rahmen einer sozialen Beziehung. Im therapeutischen Kontext ist dieser Rahmen die Voraussetzung für ein konstruktives Miteinander, ohne den Lösungsprozesse nicht oder nur schwer in Gang kommen können – die »Chemie stimmt«. Übertragen auf die Eltern-Kind-Beziehung ermöglicht ein guter Rapport eine gesunde, natürliche kindliche Entwicklung. Das Verstehen funktioniert auf einer tieferen, wesensmäßigen Ebene, auf der jeder um die naturgegebenen Prinzipien seiner Rolle weiß. Dabei werden elternseits idealerweise etwa solche Botschaften vermittelt: »Du bist willkommen, wir freuen uns, dass du da bist. Wir lieben, akzeptieren und respektieren dich so, wie du bist, denn du bist so genau richtig. Unsere Verantwortung kennen wir gut, so sind wir für dich starke, verlässliche Partner. Obwohl wir nicht perfekt sind und auch lernen, haben wir viel Erfahrung. Damit wollen wir dir aber nicht einfach unseren Weg vorschreiben, sondern dir helfen, deinen eigenen Weg zu gehen, denn du bringst deinen Weg bereits mit. Außerdem wissen wir um deine natürlichen Bedürfnisse und erfüllen sie so, wie du das zu jedem Entwicklungszeitpunkt brauchst. Darauf kannst du vertrauen und dich verlassen!«

Natürlich! Niemand ist perfekt, wir alle lernen ständig. Wichtig ist die Basis, Ihre Absicht in der Erziehung, die gemäß dieser Botschaft vermittelt werden sollte. Wenn diese Basis stimmt, und wenn sie durch eigene Selbstreflexion bestimmte Überzeugungen im Sinne der Naturprinzipien gesunden, verzeihen Ihre Kinder mit großer Wahrscheinlichkeit auch die früheren Erziehungs-»Irrtümer«. Diese Botschaften werden idealerweise kongruent vermittelt, also nicht nur ausgesprochen, sondern gelebt (siehe auch hier). Das Kind spürt dadurch Vertrauens- und Glaubwürdigkeit, fühlt sich seinem Wesen nach sicher gebunden, geachtet und angenommen. Es darf sich frei, mutig und neugierig beim Finden des eigenen Weges ausprobieren und dabei sogar Fehler machen, ohne Angst vor Ablehnung oder unnatürlichen Anpassungsstrategien.

Kurzum: Guter Rapport zwischen Eltern und Kind ist das gute Band der Verbindung, das auch in schwierigen Zeiten nicht reißt.

Die kongruente Kommunikation mit Ihrem Kind

»Kongruent« bedeutet deckungsgleich. In der Kommunikation beschreibt dieser Begriff die Übereinstimmung zwischen verbalen und nonverbalen, also in Mimik, Gestik und anderen nichtsprachlichen Formen ausgedrückten Botschaften. Auch wenn die Wissenschaft sich bislang nicht auf genaue prozentuale Angaben geeinigt hat, gibt es dennoch Übereinstimmung darin, dass ein Großteil der Kommunikation nonverbal läuft. Jeder Mensch hat, so wie alle Säugetiere, die Fähigkeit, feinste mimische und gestische Signale seines Gegenübers zu »lesen«. Das geschieht blitzschnell und häufig unbewusst, ebenso wie die Überprüfung, ob diese Signale mit dem Gesprochenen zusammenpassen oder nicht. Das Unbewusste glaubt dabei der überwiegend vermittelten, also der nonverbalen Botschaft. Im Fall von fehlender Kongruenz, also Inkongruenz, registriert das Bewusstsein dies als Zweifel, zumindest aber erzeugt es Verunsicherung.

Meine Patientin Sigrid fragte als Fünfjährige besorgt die weinende Mutter nach dem Grund ihrer Tränen. Diese war sehr bedrückt durch massive Beziehungskonflikte und die Trennung von ihrem Mann, wollte aber die kleine Tochter damit nicht belasten. In zweifellos guter Absicht antwortete sie dem Kind unter Tränen, es sei nichts. Das Kind wurde dadurch stark verunsichert und machte sich fortan noch mehr Sorgen um die Mutter, die so in ihrem eigenen Leid gefangen war, dass sie die tieferen Beweggründe des Kindes nicht wahrgenommen hatte. Sigrid suchte einerseits nach einer Erklärung dafür, warum es der Mutter so ging, andererseits fühlte sie sich verantwortlich für das Wohl der Mutter, so wie Kinder das bei elterlichen Schwächesignalen oft tun. Eine altersgemäß verständliche, ehrliche Erklärung, idealerweise ergänzt um einige entlastende Sätze, hätte Sigrid bei der Verarbeitung sehr geholfen. So aber blieben, neben der Angst um die Mutter, Verunsicherung und Zweifel an der Glaubwürdigkeit der mütterlichen Aussagen.

Wenn Kinder häufig inkongruente Botschaften erhalten, tritt noch ein weiterer komplizierender psychodynamischer Mechanismus in Kraft: Kinder beginnen, an ihren eigenen Wahrnehmungen und Gefühlen zu zweifeln! Im Vergleich mit dem angeborenen unbewussten Wissen, also gewissermaßen in einem unbewussten »Soll-Ist-Vergleich des Gehirns« (siehe die nachfolgende Begriffserklärung hier), versuchen Kinder, die erlebte Wirklichkeit in Deckung mit der zu erwartenden Natur zu bringen. Ist dies wiederholt nicht möglich, dann haben sie dafür keine andere Erklärung, als dass sie selbst wohl »falsch« sind. Da sie kleiner, unerfahrener und im Zustand der Abhängigkeit sind, können sie sich die verstörende Erfahrung oft nur mit ihrer eigenen Unzulänglichkeit erklären und müssen Anpassungsstrategien entwickeln. Dies kann der Beginn für die Bildung körperlicher oder seelischer Symptome sein.

Etwas zu sagen, ist eins – dies aber auch mit gelebtem und erlebbarem Inhalt zu füllen, ist etwas anderes. Die Kongruenz der vermittelten elterlichen Botschaften ist mitentscheidend für eine gesunde, naturgemäße kindliche Entwicklung.

Der Soll-Ist-Vergleich des Gehirns

In der Entwicklungspsychologie wird häufig der Begriff der »Prägung« genannt: Kinder werden nach der Geburt in gewissen sensiblen Phasen durch Eltern, Familie, soziales Umfeld usw. zu bestimmten Denk- und Verhaltensweisen hin beeinflusst. Bildlich gesprochen bedeutet Prägung das Eindrücken eines Musters oder Textes auf eine reine, leere Fläche (zum Beispiel eine Münzprägung). Hier hinkt der wörtlich übertragene Vergleich jedoch, denn ein Mensch kommt nicht als ein solch unbeschriebenes Blatt, als eine solch unbedruckte Münze zur Welt. Neben seinen individuellen genetischen Voraussetzungen verfügt jedes Kind von Geburt an über ein sogenanntes evolutionsgenetisches Wissen – in Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte gereifte Prinzipien, die der Lebens- und Überlebenssicherung dienten und von Generation zu Generation unbewusst weitergegeben wurden. Dieses Wissen liegt wie eine Art Matrix in allen Lebensbereichen als Basis für den Soll-Ist-Vergleich des Gehirns zugrunde.

Ich möchte dies an einem Beispiel verdeutlichen: