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Wann sind wir wirklich frei?
Was ist Schicksal? Wir bestimmen nicht, von welchen Eltern wir geboren werden, welches Geschlecht wir haben, in welchem Erdteil und zu welcher Zeit wir aufwachsen. All das ist uns vorgegeben, ist unser Schicksal, wenn wir so wollen. Aber bedeutet das nun, dass wir im Leben keine Wahl haben und nur annehmen können, was uns gegeben ist? Mitnichten.
Die Dynamik zwischen Schicksal und persönlicher Freiheit kann uns lebendig und kreativ bleiben lassen. Es gilt, die vorhandenen Möglichkeiten zu nutzen, Verantwortung zu übernehmen, wo es möglich ist, aber auch zu erkennen, was nicht zu ändern ist. Eine Lebensaufgabe, für die der Theologe und Therapeut Wunibald Müller einen kompakten Leitfaden geschrieben hat, konkret, einladend, voller Anregungen, das eigene Schicksal zu erkunden.
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Seitenzahl: 47
Wunibald Müller
Schicksal
Nicht ohnmächtig, sondern frei
Kösel
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Umschlag: Weiss Werkstatt München
Satz: Vornehm Mediengestaltung GmbH, MünchenISBN: 978-3-641-21549-1V002www.koesel.de
»Das Schicksal kommt von außen an mich heran, liegt aber zugleich von vorneherein in mir selbst. Es ist nicht so, dass ich fertig wäre und dann aus Natur und Geschichte Schicksal an mich heranträte, sondern ich selbst bin mein Schicksal.«
Romano Guardini
Inhalt
Vorwort
Was ist Schicksal?
Mit unserem Schicksal kooperieren
Von der Kraft der inneren Freiheit
Zur Freiheit verdammt oder zur Freiheit berufen?
Du hast mehr Möglichkeiten, als du ahnst
Der Wille als Triebfeder des Handelns
Mut zur Entscheidung
Wer sich dem Schicksal überlassen hat, der ist befreit
Literatur
Über den Autor
Vorwort
Schicksal wird in der Regel als etwas verstanden, das sich einfach ereignet, das uns zugemutet wird, über uns herfällt. Wir sind ihm ausgesetzt, können nichts dagegen tun. Es entzieht sich unserer Einflussnahme und uns bleibt nichts anderes übrig, als vor ihm zu kapitulieren. Wir sprechen von »Schicksalsschlägen«, die Menschen treffen: Ein Selbstmordattentäter reißt Dutzende von Menschen mit sich in den Tod. Oder wir sagen, dass wir »unser Schicksal ertragen« müssen, wenn wir zum Beispiel nach einem Verkehrsunfall auf einen Rollstuhl angewiesen sind, wir den Partner oder Freund verlieren oder der Verlust unserer Arbeit uns in die Armut treibt.
Wir können uns gegen unser Schicksal auflehnen oder aber mit ihm kooperieren.
Es gibt tatsächlich viele Situationen, in denen uns nichts anderes übrigbleibt, als uns in unser Schicksal zu ergeben. Den Menschen, die innerhalb weniger Minuten in den Tod gerissen werden – denken wir zum Beispiel an den durch einen Piloten herbeigeführten Absturz des German-Wings-Flugzeugs –, bleibt keine Chance.
Bei anderen Situationen können wir zumindest mitentscheiden, wie wir auf sie reagieren, auch wenn sie nicht weniger schicksalhaft sind. Denken wir zum Beispiel an die Möglichkeiten, die wir haben, mit einer unheilbaren Krankheit umzugehen. Wir können uns gegen unser Schicksal auflehnen oder aber mit ihm kooperieren. Wir können krampfhaft versuchen, einen ganz anderen Weg einzuschlagen als den anscheinend vom Schicksal vorgegebenen, oder in diesem uns vom Schicksal gewiesenen Weg letztlich den unseren erkennen und dazu beitragen, dass er immer mehr wirklich unser Weg wird.
Manchmal wiederum meinen wir nur, dass etwas unser Schicksal ist, und nehmen es zu schnell als solches hin, statt zu versuchen, unsere anscheinend schicksalhafte Situation zu ändern. So etwa, wenn wir eine Niederlage erlitten haben und daraus den Schluss ziehen, dass wir eben Loser sind, und es dabei belassen, statt es auf einen neuen Versuch ankommen zu lassen.
Die Dynamik, die sich aus Schicksal auf der einen Seite und menschlicher Freiheit auf der anderen Seite ergibt, kann uns lebendig, kreativ bleiben lassen. Sie kann uns herausfordern, die in uns vorhandenen Möglichkeiten noch stärker zu nutzen, noch mehr die Verantwortung für unser Leben in die Hand zu nehmen. Zugleich kann die Spannung, die zwischen Schicksal und Freiheit entsteht, uns auf unsere Grenzen verweisen. Es ist und bleibt spannend, sich dem Schicksal zu stellen und dabei die Möglichkeiten unserer Freiheit auszuloten.
Was ist Schicksal?
Was genau ist nun Schicksal? Wann wir geboren werden, ob wir als Asiate, als Afrikaner, als Europäer, als Mann oder Frau und wo wir geboren werden, liegt nicht in unserem Ermessen (vgl. May 1981: 90). In welche Familie, in welche Zeitepoche, in welches politische und kulturelle Umfeld wir hineingeboren werden, darüber entscheiden nicht wir. Wie wir aussehen oder mit welchen Talenten wir ausgestattet sind, hängt von genetischen Gegebenheiten ab. Dann gibt es bestimmte Umstände, etwa eine Weltwirtschaftskrise oder Ereignisse wie den 11. September 2001, die passieren, ob wir es wollen oder nicht, und die für die Menschen, die davon betroffen sind, zum Schicksal werden können.
Wir werden ins Leben hineingeworfen und unterliegen von seinem Beginn bis zu seinem Ende bestimmten Voraussetzungen und Umständen.
Schicksal ist demnach etwas, das uns einfach vorgegeben ist oder vorgegeben wird. Wir werden ins Leben hineingeworfen und unterliegen von seinem Beginn bis zu seinem Ende bestimmten Voraussetzungen und Umständen. Vielleicht fragen wir uns, wer oder was hinter dem steckt, was uns an Schicksal ereilt. Wird unser Leben von etwas beeinflusst, das unsere konkreten Möglichkeiten einschränkt, ja entscheidend mitbestimmt? Bei der Beantwortung dieser Frage scheiden sich die Geister.
Für die einen gibt es so etwas wie ein vorherbestimmtes Leben oder ein uns von einer höheren Macht zugedachtes Schicksal nicht. Für sie ist Schicksal etwas Undurchschaubares, das ohne bestimmte Absicht auf unser Leben einwirkt. Für den Bestsellerautor und Psychotherapeuten Irvin D. Yalom (2010: 193 f.) sind wir Menschen ein Zufallsprodukt und in eine Existenz ohne vorherbestimmte Lebensstruktur gestoßen worden. Ereilt uns ein Schicksal in Form einer tödlichen Krankheit oder eines tragischen Unfalls, ist das nicht auf den Einfluss einer höheren Macht zurückzuführen. Auch bei wichtigen Lebensentscheidungen, etwa einen bestimmten Beruf zu ergreifen oder sich ein Leben lang für das Zusammenleben mit einem bestimmten Menschen zu entscheiden, wirken keine höheren Mächte mit. Unsere Entscheidungen sind das Ergebnis unserer menschlichen Überlegungen, für die allein wir die Verantwortung tragen.