Schild und Schwert - Saskia Diepold - E-Book

Schild und Schwert E-Book

Saskia Diepold

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Beschreibung

Der König ist verletzt, Lathyrien in Aufruhr und die Zeichen deuten auf Krieg. Für Antaris und Tesfaye sind starke Verbündete wichtiger denn je. Doch stolze Lichtwächter, verschlagene Assassinen und das Heer der silbernen Königin an einen Tisch zu bringen, erscheint unmöglich. Während Xandier in Lynnea eine Freundin gefunden hat, scheint Troye sich immer weiter von seinem Bruder zu entfernen. Lediglich seine verbotenen Ausflüge in die Stadt und eine neue Bekanntschaft eröffnen dem zornigen Terrasohn neue Perspektiven. Als die Lage sich weiter zuspitzt und neue Erkenntnisse ans Licht gelangen, gilt es für jeden von ihnen, Entscheidungen zu treffen. Hoffentlich die richtigen … Letzter Teil der Reihe Das Erwachen der Götter

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Das Erwachen der Götter

Schild & Schwert

Band 3

von Saskia Diepold & Kati Hyden

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen 2023

http://www.deadsoft.de

© the authors

Cover: Irene Repp

http://www.daylinart.webnode.com

Bildrechte:

© Lyudmila Polichenko – stock.adobe.com

© diter – stock.adobe.com

© serikbaib – stock.adobe.com

© danielegay – stock.adobe.com

1. Auflage

ISBN 978-3-96089-644-9

ISBN 978-3-96089-645-6 (ebook)

Inhalt:

Der König ist verletzt, Lathyrien in Aufruhr und die Zeichen deuten auf Krieg.

Für Antaris und Tesfaye sind starke Verbündete wichtiger denn je. Doch stolze Lichtwächter, verschlagene Assassinen und das Heer der silbernen Königin an einen Tisch zu bringen, erscheint unmöglich.

Während Xandier in Lynnea eine Freundin gefunden hat, scheint Troye sich immer weiter von seinem Bruder zu entfernen. Lediglich seine verbotenen Ausflüge in die Stadt und eine neue Bekanntschaft eröffnen dem zornigen Terrasohn neue Perspektiven.

Als die Lage sich weiter zuspitzt und neue Erkenntnisse ans Licht gelangen, gilt es für jeden von ihnen, Entscheidungen zu treffen. Hoffentlich die richtigen …

Kapitel 1

Tesfaye

Müde wälzte ich mich auf die andere Seite, vergrub den Kopf tiefer in das weiche Kissen und versuchte, meinen knurrenden Magen zu ignorieren. Wann hatte ich das letzte Mal etwas gegessen? Träge tastete ich mit der Hand zur Seite und fuhr mit den Fingern durch das seidige Laken, nur um den Platz neben mir leer vorzufinden – mal wieder. Warum ließ mich Antaris jedes Mal allein im Bett zurück? Dummes Pflichtgefühl. 

Gemächlich öffnete ich meinen Geist, arbeitete mich mental voran und suchte meinen Gemahl, nach dem ich mich sehnte. Überraschenderweise fand ich ihn im selben Raum vor. Es fiel mir unsagbar schwer, die Augen zu öffnen und den Blick suchend durch das Zimmer schweifen zu lassen. Warum nur fühlte ich mich so matt?

Erst als ich mich aufzurichten versuchte und mich dabei Schwindel erfasste, drang zu mir durch, was geschehen war. Rasch schlug ich die Decke beiseite und betrachtete meine fast unversehrte Brust. Nur eine Narbe war zurückgeblieben. 

„Wie?“ Ich war sicher, dass mich der stierköpfige Dämon erwischt hatte, und das richtig. 

„Langsam.“ Antaris Stimme legte sich wie Balsam über meine aufgewühlten Gedanken und ließ mich wieder ruhiger atmen. 

„Du hast viel Blut verloren. Damit muss dein Körper erstmal zurechtkommen.“ 

Ich schnaubte nur und ließ mir von meinem Gemahl helfen, mich halbwegs aufrecht hinzusetzen. „In meinem letzten wachen Moment hatte ich mit mehr zurechtkommen müssen.“ 

Nach und nach klärte sich mein Blick. Die Umgebung hörte auf, sich wild im Kreis zu drehen, und ich sah Antaris zu, wie er etwas Brot, Wurst und Käse auf dem kleinen Beistelltisch neben unserem Bett drapierte.

Aufmerksam schaute ich mich um. Die Laken rochen frisch und die leichte Blutnote, welche nach einer schweren Verletzung stets in der Luft lag, fehlte. Wie lange genau hatte ich geschlafen? 

„Deine frühzeitige Genesung hast du Delyras Heilerin zu verdanken, einer Tochter der Terra, erinnerst du dich?“ Antaris setzte sich zu mir auf die Kante des Bettes und hielt mir auffordernd ein Glas hin. Ich verzog leicht den Mund. Wasser. Brav nahm ich es entgegen und tat ein paar kräftige Schlucke, hatte nicht mal bemerkt, wie durstig ich gewesen war. 

Das Lächeln meines Gemahls umfing mich wie eine warme Umarmung, während seine Erleichterung, dass es mir besser zu gehen schien, mich flutete. 

„Ja, ich erinnere mich wieder.“

Er nahm mir das Glas wieder ab, stellte es beiseite und reichte mir stattdessen eine Scheibe Wurst, während er sich selbst etwas Käse in den Mund schob. „Wir sollten Delyra danken, dass sie uns ihre Heilerin geschickt hat.“ 

Ich brummte nur und kaute auf meinen Bissen herum. Noch immer schrillte ihr aufgebrachtes Gezeter in meinen Ohren, ihre Beschimpfungen, ihre Vorwürfe, genau wir ihre Offenbarung. Die etlichen Versuche hatten endlich Früchte getragen. Sie trug ein Kind unter ihrem Herzen. Unser Kind. Mir kam der Gedanke, dass dieser Umstand Delyra sicher ebenfalls aus der Bahn warf, was mich ein klein wenig freute. 

Antaris seufzte und legte eine herrische Miene auf. „Du wirst ihr danken für ihre Großzügigkeit.“ Verdutzt starrte ich mein Gegenüber an und öffnete den Mund für einen Protest, doch er sprach einfach weiter. „Und du wirst sie zu einem gemeinsamen Essen einladen.“ 

Ich konnte nicht anders, als Antaris perplex anzuschauen. „Delyra hatte bisher nur wenige freundliche Worte für uns übrig. Warum sollten wir ihr plötzlich den Hof machen?“ Meinen Unmut über diese Anweisung war mir deutlich anzuhören. 

In Gedanken versunken strich Antaris mit den Fingern über meine Brust, wanderte die dicke Narbe entlang und fuhr die Konturen nach. Ein tiefer Atemzug entwich seinen Lungen. 

„Wie sollte Delyra auch nur etwas für uns übrighaben, wenn wir sie selbst nicht besser behandeln?“ Der Blick seiner hellen Augen wanderte hoch, bis er den meinen einfing. „Seit unserer Rückkehr haben wir sie kaum beachtet und nur das Nötigste mit ihr gesprochen.“ 

„Es gab auch weit mehr zu klären als ein Weibsbild, das über das Meer kommt und Forderungen stellt.“

Mit einer energischen Handbewegung wischte Antaris meinen Einwand beiseite. „Das ist egal. Wir haben sie mit Misstrauen empfangen und ebenso geduldet. Es wird Zeit, Delyra willkommen zu heißen, ihr zu vermitteln, dass sie hier erwünscht ist und vor allem, sie näher kennenzulernen.“ 

Es passte mir ganz und gar nicht, dass sich Antaris über jemand Fremdes solch intensive Gedanken machte. Auf der anderen Seite spürte ich, dass er recht hatte. Bisher hatte ich Delyra als Mittel zum Zweck angesehen, um mein Land auch in Zukunft schützen zu können.

Sacht griff ich nach Antaris’ Hand, die noch immer auf meiner Brust ruhte, und drückte sie leicht. „Vielleicht sollte ich wirklich etwas an meiner Gastfreundlichkeit arbeiten.“ 

*

Es vergingen zwei weitere Tage, bis ich Antaris’ Segen erhielt und das Bett verlassen durfte, nur um mit einer halben Eskorte an Dienerschaft durch das Schloss streifen zu können. Es war anstrengend, ständig verfolgt und von wachsamen Augen beäugt zu werden. Nicht mal mehr ein Knurren meinerseits scheuchte die Wachen oder Bediensteten davon, dafür hatte Antaris gesorgt. Es zerrte an meinem Stolz, dass die Leute eher Angst vor der Schelte meines Gemahls hatten als vor meinen Wutausbrüchen. 

„Gewöhn dich daran, Tesfaye.“ Delyra hatte nur gelacht, als ich mit dem ganzen Tross vor ihrer Tür gestanden hatte, um sie und ihre Schildmaid zu dem gemeinsamen Mahl einzuladen. Cecile folgte ihrer Königin ohnehin überall hin, weswegen es selbstverständlich war, sie mit einzubeziehen. 

„Du bist der Hohekönig von Lathyrien. Von deiner Gesundheit hängt ein ganzes Land ab.“ Auch wenn Delyra es nicht geschafft hatte, den Spott gänzlich aus ihrer Stimme zu vertreiben, hatte sie dennoch positiv überrascht geklungen, als sie die Einladung angenommen hatte. 

Seufzend betrachtete ich das Dokument vor mir und rieb mir über die Brust. Die yamnesische Heilerin hatte ganze Arbeit geleistet und auch Meister Germont war mit dem Heilungsprozess zufrieden. Nur die Narbe juckte ab und an. Dennoch hatte mich Antaris dazu verdammt, in der Bibliothek den Staatsgeschäften nachzugehen, statt wie üblich im Vorhof des Schlosses mit den Wachen das Schwert zu schwingen. Mir fehlte der helle Klang des aufeinandertreffenden Stahls und das raue Lachen meiner Landsleute. Ich fühlte mich wie eingesperrt.

Und dass sich dieser gotinische Wichtigtuer aus dem Osten noch immer darüber mokierte, der einzige Fürst der vier Lande zu sein, zerrte weiter an meinen Nerven. Besonders da Delyra eine entfernte Verwandte von ihm war und dem Fürsten der höhere Adelstitel somit angeblich zustünde. Ich hasste es, selbst per Schriftstück diplomatische Worte aus mir herauspressen zu müssen, nur um Fürst Urda milde zu stimmen.

Um nicht auf dumme Gedanken zu kommen, hatte Antaris beschlossen, dass ich Troyes Unterricht beaufsichtigen sollte. Der Bursche nutzte jede Gelegenheit, diesem fernzubleiben, und trieb sich lieber in der Stadt herum.

Kurz sah ich zu ihm hinüber, wie er seitlich am selben Tisch sitzend lustlos das Buch vor sich aufschlug. Er wurde immer unberechenbarer. Während der Übungseinheiten saß Troye entweder bockig in der hintersten Ecke oder stand in vorderster Reihe und brüllte geradezu danach, für jedermann als Partner agieren zu können, nur um kurz darauf wütend alle anzumotzen und abzuhauen. Niemand wurde mehr aus ihm schlau. 

Dennoch glaubte ich, ihn zumindest teilweise zu verstehen. Es war schwer, in fremder Umgebung unter fremden Leuten zu leben, ohne genau zu wissen, was man eigentlich wollte. Plötzlich standen einem unendlich viele Wege offen, einer scheinbar steiniger als der andere, während die wachsende Reife einen innerlich zerfraß. 

Troye lehnte sich leicht nach vorn und starrte die Seite vor sich an. Wahrscheinlich hatte er sich nur aufgrund seines schlechten Gewissens dazu bereit erklärt, zu mir in die Bibliothek zu kommen. Ich konnte es Meilen gegen den Wind riechen, verstärkt, wenn ich mir an die Brust fasste.

Er fühlte sich schuldig ob der Verletzung, die mir der Dämon beigebracht hatte. Und dennoch schlich er sich jedes Mal wieder in die Stadt, sobald sich ihm die Gelegenheit bot. Ich mochte nicht mehr zählen, wie oft er seither draußen aufgegriffen worden war. Es schien mir fast, als wollte Troye mit aller Macht aus seinen eigenen Fehlern nicht lernen. 

Erst ein deutliches Räuspern meinerseits und ein strenger Blick, der vom Buch zu Troye und wieder zurückwanderte, veranlasste den Burschen, mit dem Lesen zu beginnen. 

„D… die … die Ki… die Kin… die Kin…“ 

Mit zusammengepressten Zähnen tunkte ich meine Feder in das Tintenfass und begann, auf das Anliegen eines Fürsten zu antworten. Machte Troye das mit Absicht, um mir seinen Unmut noch deutlicher unter die Nase zu reiben? Oder schaffte er es nicht, nach über zwei Monaten, die er mit seinem Bruder schon hier war, richtig zu lesen? 

Xandier dagegen war kaum mehr aus der Bibliothek zu bekommen, seitdem sich Wort und Schrift bei ihm gefestigt hatten. Ich schielte zu den Fenstern und prüfte den Stand der Sonne. Fast Mittag. Noch würde ich von ihm und Lynnea verschont bleiben. 

„Die Kinder …“, half ich nach, bevor ich mich selbst davon abhalten konnte. Je länger wir hier saßen, umso mehr verstand ich, warum Herr von Thum sich Tag für Tag über den Jungen beschwerte. Er zeigte nicht das geringste Interesse für irgendetwas. 

Verärgert funkelte Troye mich an, was ich mit einer hochgezogenen Braue quittierte, bevor ich mich wieder meinem Dokument widmete.

Kurz stockte ich beim Schreiben, als ich eine Erinnerung auffing, die Troye durch den Kopf ging. Der Moment, als er in meinem Schlafgemach gestanden hatte, unsicher und hilflos. Durch seine Augen sah ich mich selbst auf dem Bett liegen, zitternd, jeder Muskel angespannt und mit einer stark blutenden Wunde auf der Brust.

Nachdenklich ließ ich die Feder sinken und sah wieder zu ihm auf. Tatsächlich hatte er mich immer noch angesehen, doch jetzt schlug er die flatternden Lider nieder und seine Wangen verfärbten sich, als hätte ich ihn bei etwas ertappt. War es das schlechte Gewissen, das weiter an ihm nagte? Oder steckte mehr dahinter?

Als er endlich versuchte, weiterzulesen, bemühte auch ich mich wieder zu meinen Staatsgeschäften zurückzufinden und so ging es eine kleine Weile zwischen uns hin und her. Troye begann ein Wort zu lesen und das so langsam, als müsste er jeden Buchstaben einzeln zerkauen, bevor er ihn doch ausspuckte. Dann vervollständigte ich das Wort und ließ ihn den gesamten Satz nochmal lesen, damit er auch den Sinn dahinter verstand.

Es blieb schwer, mich dabei auf mein eigenes Papier zu konzentrieren, forderte Troye doch so meine ganze Aufmerksamkeit. Wieder brach eine Welle seiner Gefühle über mir zusammen, weswegen ich ein weiteres Mal beim Schreiben überrascht innehielt. Eine bunte Mischung aus Scham, Trotz und leicht erregter Neugier flutete mir von ihm entgegen. 

Als ich ihn in jenem Moment erneut verbesserte, brachte es das Fass zum Überlaufen. Wutentbrannt schlug Troye das Buch zu und schob es ein ganzes Stück von sich weg, sodass es beinahe gegen mein Tintenfass gestoßen wäre. Mein kurzer, eisiger Blick führte zu roten Wangen seinerseits.

„Ich hab keine Lust auf diese Scheiße! Warum soll ich das lesen? Es interessiert mich nicht!“, fauchte er. 

Ruhig schrieb ich weiter, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen. „Es sollte dich aber interessieren“, erwiderte ich belehrend und benetzte die Spitze meiner Feder abermals mit Tinte. „Es gibt nur sehr wenige Aufzeichnungen über die Kinder der Götter und dieses Buch ist verdammt kostbar. Du kannst froh sein, dass du es überhaupt anfassen darfst, also geh gefälligst ordentlich damit um.“ 

Schon holte Troye erneut Luft, sicherlich um wieder zu verdeutlichen, wie wenig er an unsere Götter glaubte. Doch ich war es leid, mir ständig das gleiche Gezeter anhören zu müssen, als säße ich einem Kleinkind gegenüber, das nicht verstehen wollte, dass Feuer heiß war.

„Wenn du dich das nächste Mal wie ein trotziges Gör aufführst, leg ich dich wie ein solches übers Knie.“ Zu genervt von diesem verwöhnten Fürsten, dem ich gerade schrieb und der sich um ein winziges Stück Land mit seinem Nachbarn stritt, waren die Worte unbedacht aus mir herausgebrochen. Nur was diese bei Troye auslösten, ließ mich innehalten.

Sein Atem ging schneller und trotz, dass seine Gedanken wie wild umeinander wirbelten, wehte nun deutliche Erregung zu mir herüber. Ich hörte, wie Troye aufstand und nahm an, dass er das Buch zurückholen wollte, welches er außer Reichweite geschubst hatte. Abwartend und vielleicht einen Hauch zu herausfordernd sah ich zu Troye auf, der mich vor mir stehend nur leicht überragte. 

„Ich bin kein Kind!“, knurrte er leise und wie, um mir eben dies zu beweisen, drückte er plötzlich seine Lippen auf meine. 

Augenblicklich schwappten seine Gefühle zu mir über, begleitet von Gedankenfetzen und Bilder, die er bisher nicht einzuschätzen vermochte. Der Wald, in dem Antaris mich am Feuer sitzend küsste. Ein Junge aus dem Lager der Assassinen, der dem Terrasohn herausfordernd zunickte. Das Mädchen aus dem See, das sich für Troye geopfert hatte. Ein Bordell in der Stadt und wie der Mann auf dem Balkon eher Troyes Aufmerksamkeit gefangen gehalten hatte als die dortigen Damen und dann wieder das Bild in meinem Schlafzimmer. Zusätzlich wurde alles überlagert von einer orientierungslosen Unsicherheit, die mich fast schwindeln ließ. 

Hatte ich mit meiner Einschätzung doch recht gehabt. Nicht dass Troye viel für mich übrighatte. Manchmal glaubte ich, er würde mich regelrecht hassen. Aber jetzt hatte ich Gewissheit, dass er vollkommen durcheinander war und nicht wusste, wen oder was er wollte.

Vielleicht versuchte er, mit dieser Aktion irgendetwas zu beweisen, sich selbst oder mir. Möglicherweise war dieser unbeholfene Kuss nur eine unbedachte Reaktion auf meine provokanten Sprüche und gleich, wenn sich sein Verstand wieder einschaltete, würde er es bitter bereuen.

Während ich abwartend darüber nachgrübelte, schob sich eine Präsenz in mein Bewusstsein, die wiederum meinen Puls schlagartig in die Höhe trieb. Antaris! Er war hier. Und er musste das mitangesehen haben.

Schwer atmend löste sich Troye von mir und seine bernsteinfarbenen Augen bohrten sich in meine. Ruhig und mit möglichst kühlem Blick stand ich auf, sodass ich den Jungen wieder weit überragte, griff nach dem Buch und drückte es ihm grob in die Hand.

„Dann lies weiter!“ 

Ich versuchte, mir vor Troye nichts anmerken zu lassen, aber innerlich brach ich in Panik aus. Antaris hatte zu viel gesehen und zu wenig gehört, um das hier zu verstehen, und er war in jedem Fall tief verletzt, als er die Bibliothek lautlos wieder verlassen hatte.

Ich ließ den verdutzten Terrasohn stehen und lief, so würdevoll, wie es mir möglich war, zur Tür, nur um meinem Gemahl mit großen Schritten nachzueilen, sobald ich außer Troyes Sichtweite war. 

Antaris durch die Flure zu folgen war ein Leichtes, so laut, wie seine Gefühlswelt mich anschrie. Fluchend schalt ich mich selbst einen Narren. So sehr hatte ich ihn schon lange nicht mehr verletzt. Endlich holte ich ihn ein und trotz, dass er mich hören musste, blieb er nicht stehen, sondern steuerte weiter zügigen Schrittes in Richtung Wächterschule. 

„Antaris, warte!“ 

Der starke Blutverlust nur wenige Tage zuvor machte sich deutlich bemerkbar. Ich war völlig außer Puste und leichter Schwindel erfasste mich, als ich endlich meine Hand nach ihm ausstrecken konnte. Aber kaum, dass meine Finger sein Handgelenk umschlossen, zuckte ich mit schmerzverzerrtem Gesicht zurück. Ungläubig starrte ich auf meine Handfläche, die aufgrund der nur kurzen Berührung zwar keine Blasen aufwies, die ich mir aber definitiv verbrannt hatte.

Immerhin war Antaris nun doch stehen geblieben und sah mich schweigend an. Am liebsten hätte ich ihn sofort in meine Arme gezogen und seine Bedenken einfach weggeküsst, aber ich hätte schwören können, dass die Luft um ihn herum vor Hitze flimmerte, und ich wollte nicht riskieren, noch mehr Zorn auf mich zu ziehen.

Wobei Wut ohnehin nicht das vorherrschende Gefühl war, das mir entgegenschwappte. War es Enttäuschung? Unverständnis? Angst?

„Antaris …“, setzte ich an. „Lass es mich erklären. Bitte!“

Ich spürte, wie mich selbst eine ungewohnte Panik überkam. In keinem Fall wollte ich ihn jemals verletzen und doch hatte ich das getan. Ich hätte den aufmüpfigen Terrasohn von mir stoßen können, statt einfach nichts zu tun und es geschehen zu lassen. Aber ich hatte gedachte, er würde selbst merken, dass ich nicht das war, was er wollte. 

„Was willst du mir erklären? Vielleicht warum du Devon so abgrundtief hasst und ihm das Leben schwer machst, wo es nur geht, obwohl er sich mir nie auch nur ansatzweise auf eine solche Art genähert hat wie Troye gerade dir? Oder lieber, warum du das zugelassen hast?“ Er klang nicht mal wütend, eher erschöpft. 

„Devon empfindet etwas für dich, während Troye mich nicht mal leiden kann, er …“ 

Antaris schnaubte und wandte sich kopfschüttelnd und nicht minder verletzt von mir ab. Scheiße, ich machte es nur schlimmer. 

„Aris, bitte!“ 

„Vergiss es, Tesfaye!“ 

Er setzte seinen Weg fort und ich fühlte mich so wahnsinnig hilflos. Unter keinen Umständen wollte ich ihn so gehen lassen. Mit einem kräftigen Windstoß schlug ich die vor ihm liegende Flügeltür zu, sodass er nicht weiter flüchten konnte.

Zaghaft trat ich wieder näher. Mein Herz raste und auch Caeli, die sanft um uns strich, konnte mich nicht beruhigen. Zu groß war meine Angst, dass ich Antaris durch meine unbedachten Handlungen verlieren könnte.

Wie nur sollte ich ihm begreiflich machen, was wirklich passiert war und dass ich für niemand anderen so viel empfand wie für ihn? Verzweifelt ließ ich mich mit dem Rücken gegen die Wand fallen und fuhr mir durch die Haare.

„Ich wünschte, ich könnte dir zeigen, was los war. Ich wünschte, du könntest fühlen, was ich fühle. Ich …“

Erschöpft brach ich ab. So sehr ich meine Gabe oft genug verflucht hatte, weil es mich nervte, ständig die Empfindungen anderer wahrzunehmen, so sehr wurde mir in diesem Augenblick bewusst, welche Vorteile sie auch mit sich brachte.

Ich schloss für einen Moment die Augen und ließ die ganze Szene in der Bibliothek Revue passieren. Im selben Atemzug keuchte Antaris erschrocken auf, sodass ich alarmiert ebenfalls wieder die Augen aufriss und auf ihn zu stolperte. 

„Was ist?“ 

Er blinzelte verwirrt und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, bevor er mich mit seinen wunderschönen blauen Augen fixierte. „Warst du das?“ 

Nicht minder verwirrt schüttelte ich das Haupt. „Was meinst du?“ 

„Du warst in meinem Kopf.“ Er griff an seine Schläfen und langsam begann ich mir Sorgen zu machen. 

„In deinem Kopf?“ Zaghaft trat ich näher und strich vorsichtig eine Strähne aus seinem Gesicht. Diesmal verbrannte ich mich nicht. 

Sein Blick bohrte sich in meinen. „Mach das noch mal!“, forderte er fest. 

„Ich … ich weiß nicht, was du meinst.“ Sanft wagte ich mich in seine Gedanken vor, in der Hoffnung, einen Hinweis darauf zu erhalten, was er gerade gesehen hatte.

Diesmal keuchte ich erschrocken auf, als mir klar wurde, wovon er sprach. Wie auch immer ich das angestellt hatte, tatsächlich hatte er soeben meine Gedanken und Gefühle gesehen. 

„Mach das noch mal!“, forderte er erneut, leiser, doch eindringlich. 

„Ich habe keine Ahnung, wie“, entschuldigte ich mich, wünschte mir aber wie eben nichts sehnlicher, als ihm nochmal meine Gefühle zu schicken. 

So wie Aris plötzlich taumelte und scharf die Luft einsog, schien es mir ein weiteres Mal gelungen zu sein. Behutsam griff ich nach seiner Hand und legte vorsichtig meine Stirn an seine.

„Es tut mir leid, Aris. Bitte glaub mir, dass mir niemand so viel bedeutet wie du. Du würdest nicht diesen Ring tragen, wenn es anders wäre.“ 

Er seufzte. „Daran zweifle ich nicht. Ich würde mir nur wünschen, dass du auch Devon etwas mehr Vertrauen entgegenbringst.“ 

Ich schluckte schwer die aufkommenden Worte hinunter, dass der Lichtwächter nicht nur seiner Treue wegen Antaris hinterherhechelte wie eine läufige Hündin, im Gegensatz zu Troye, der selbst nicht zu wissen schien, was er für wen empfinden sollte. Vorerst reichte es mir, meinen Liebsten wieder an meiner Seite zu wissen.

„Würdest …“, ich räusperte mich verlegen, hatte mich selten so unsicher gefühlt wie in diesem Moment. „Würdest du mit mir zu Mittag essen?“ 

Ich rückte ein Stück von ihm ab und sah Antaris aufmerksam an. Sicherlich wartete er bezüglich seiner letzten Worte auf eine Erwiderung meinerseits. Aber ich konnte dem nicht zustimmen. Dafür kratzte Devons Zuneigung meinem Gemahl gegenüber mir zu sehr am Gemüt.

Antaris musterte mich eine kleine Weile, bevor sich ein sachtes Lächeln auf seine Lippen schlich. 

„Ich habe im Audienzzimmer auftischen lassen und hatte eigentlich vorgehabt, dich abzuholen.“ 

Erleichterung durchflutete mich, auch wenn ich wusste, dass der Frieden brüchig war. Wir brauchten dringend etwas Zeit für uns, ohne höfische Etikette, fremde Königinnen, aufmüpfige Burschen oder amtliche Verpflichtungen. Leider war mir ebenfalls bewusst, dass sich Antaris nie den restlichen Tag freinehmen würde. Aber ich könnte mit Kival reden, dass die Aufgaben meines Gemahls zumindest früh am Abend soweit erledigt wären, dass er nicht wieder bis in die Nacht hinein in seiner Baracke über angeblich wichtige Dokumente brütete. 

Frischen Mutes trat ich einen Schritt zurück, verbeugte mich leicht und hielt Antaris galant meine Hand hin. 

„Darf ich dich zum Essen geleiten?“ 

Schmunzelnd schüttelte er mit dem Kopf, willigte aber ein und gemeinsam liefen wir schweigend durch die Flure. Trotz, dass er mir wieder rasch seine Finger entzogen hatte, schritt Antaris dicht neben mir her, schien meine Nähe genauso zu brauchen, wie ich seine.

Selbst beim Essen sprachen wir nicht viel, schickten alle Bediensteten weg, um mit uns und unseren Gedanken allein zu sein, ohne dass Schwermut aufkam. Wir beide hatten etwas Ruhe nötig.

Bevor sich Antaris zu seinen üblichen Aufgaben verabschiedete, zog ich ihn zu mir heran und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. Und obwohl noch immer etwas in ihm zu arbeiten schien, spürte ich, dass die Enttäuschung mir gegenüber verflogen war. 

Als ich kurz darauf erneut die Bibliothek betrat, war von Troye keine Spur mehr zu finden. Dafür drückten sich Xandier und Lynnea zwischen den Regalen herum und diskutierten lautstark über einen Flusslauf, der so gar nicht hätte entstehen dürfen. Brot und Käse standen auf dem Tisch und selbst wenn die zwei versucht hatten, keines der Bücher zu verschmutzen, lagen dafür am Boden umso mehr Krümel.

Die Kinder zuckten zusammen, als ich eines der Bücher lautstark zuschlug, hatten sie mein Kommen bisher nicht bemerkt, und ein Blick auf die Brotkrumen reichte aus, dass sie reumütig die Köpfe einzogen. Warum mussten sie unbedingt hier ihre Mittagspause verbringen? 

Noch ehe Lynnea ansetzen konnte, etwas zu sagen, hatte ich mir die Dokumente gegriffen, an denen ich vor Troyes Übergriff gearbeitet hatte, und lief in meine Gemächer. Auf dem Weg dorthin ließ ich nach Kival rufen, eine weitere Magd hielt ich an, damit zum Abend hin ein Bad gerichtet werden würde. Auch ein Oberhaupt der Lichtwächter durfte sich entspannen und genau dafür würde ich sorgen. 

Es dämmerte, als ich einen letzten Blick durch meine Räumlichkeiten schweifen ließ. Hinter einem Paravent stand die edle Wanne, bis obenhin gefüllt mit warmem Wasser und einem Öl samt Kräutern, die, ganz zart nur, nach Zitronenmelisse rochen. Die Kerzen waren entzündet, leichtes Essen stand bereit, sowie eine große Karaffe mit verdünntem Obstsaft. Für Antaris hatte ich sogar auf Wein verzichtet, obwohl ich wusste, dass sich ein paar Flaschen seines Gutes in meinen Keller gefunden hatten. 

Tief atmete ich durch, spürte seine Präsenz näherkommen und musste mich dazu zwingen, nicht erwartungsvoll die Tür anzustarren, bis diese sich endlich öffnete. Zögerlich trat Antaris ein und schloss den Flügel leise hinter sich. 

„Warum glaube ich, dass du deine Finger im Spiel hattest, sodass niemand mehr mit mir Rücksprachen halten wollte und ich keine Dokumente mehr auf meinem Tisch vorfinden konnte?“ 

Seine Worte glichen eher einer Feststellung als einer Frage und interessiert schaute er mir dabei zu, wie ich zwei filigrane Gläser auffüllte, zu ihm herantrat und ihm eines davon reichte. 

„Es ist lange her, dass wir verschnaufen durften. Da sei uns ein Abend vergönnt.“ 

Argwöhnisch schnupperte Antaris an seinem Getränk, nur um überrascht aufzublicken. 

„Apfelsaft?“ 

Ich lächelte triumphierend. 

„Der Grünsegen hat zwar noch nicht begonnen, aber einige Früchte an den Bäumen waren schon reif.“ 

Gemeinsam stießen wir an und während das zarte Klingen der Gläser im Raum verhallte, nippten wir an dem verdünnten Saft. Genießerisch schloss Antaris die Augen und ich freute mich umso mehr, dass mir diese kleine Überraschung gelungen war, denn normal gab es den Fruchtsaft erst, wenn die gesamte Ernte eingefahren worden war. 

Ich ließ Antaris alle Zeit der Welt, bis er sein Glas geleert hatte. Dann nahm ich es ihm ab, stellte es mit meinem beiseite und führte ihn gemächlich hinter den Paravent.

„Ein Bad?“ Skeptisch schnüffelte Antaris an seiner Schulter, worauf ich belustigt auflachte. 

„Du hast dir etwas Entspannung redlich verdient.“ Wie selbstverständlich begann ich, Aris‘ Weste aufzuknüpfen, und spürte dabei seinen sengenden Blick auf meinen Händen. 

„Darauf läuft es hinaus? Auf etwas Entspannung?“ Ein lüsternes Lächeln schlich sich auf die wundervollen Lippen meines Gemahls und ich konnte nicht anders, als diese kurzzeitig für mich einzunehmen. Es kostete mich einiges an Selbstbeherrschung, wieder von ihm abzulassen. 

„Das Bad ist nur für dich. Und nun komm, bevor das Wasser kalt wird.“ 

Irritiert ließ sich Antaris von mir aus seinen Kleidern und in die Wanne helfen. Mit einem Seufzen setzte er sich hin, sodass warmes Nass überschwappte, und einige der Kräuter auf den Boden schwemmte. 

Mir war es gleich. Ich zog mir den kleinen Schemel heran, den ich mir vorher bereitgestellt hatte, und griff nach dem Schwamm samt Seife. Gemächlich schäumte ich Antaris ein, wusch ihm Staub und Schweiß von der Brust, reinigte seine Arme und Hände und kümmerte mich um seine seidigen Haare.

Es war deutlich, dass es in Antaris arbeitete. Weder stand ein Jahrestag an, noch berührte ich ihn an unschicklichen Stellen. Ich konzentrierte mich ganz auf ihn, auf sein Wohl, ohne etwas zurückzubekommen. Ab und an reichte ich ihm Obst, frisches Brot oder Käse und schenkte ihm mehr Saft ein, damit ihm bei der Wärme nicht schwummrig wurde.

Dabei wechselten wir nur wenige Worte. Weder mochte ich Antaris an seine Aufgaben als Gildenoberhaupt erinnern noch selbst über meine eigenen Staatsgeschäfte nachdenken. Ich wollte, dass mein Gemahl vollumfänglich zur Ruhe fand. 

Sanft tastete ich nach Antaris’ Geist und lächelte leicht. Auch wenn der Tag ihn nicht loslassen wollte, versuchte er sich zu entspannen und meine Zuwendungen zu genießen. Um ihn dabei zu unterstützen, half ich ihm aus der Wanne und trocknete ihn gemächlich ab. 

Während ich Antaris zu unserem Bett führte, glühten seine Wangen verheißungsvoll und ein wenig tat er mir leid, als ich ihm bedeutete, sich bäuchlings auf dem Laken auszustrecken. Das vorgewärmte Öl auf dem Nachtschrank fand schnell in meine Hände. Dann setzte ich mich halb auf das Bett, halb auf seinen Rücken und begann, Antaris Schultern zu massieren.

Fast fühlte ich mich nach Dalgaria zurückversetzt, zu einem Turnier, das meinem Liebsten alles abverlangt hatte. Auch damals hatte ich versucht, ihn auf diese Weise zu entspannen, und war mit einem sanften Glühen seiner Haut belohnt worden. 

Und genau wie zu jener Zeit driftete er ab in einen leichten Schlaf, der seine Züge weich werden ließ und ihn noch begehrenswerter machte. Eine kleine Weile massierte ich diesen wundervollen Körper weiter, nahm nur den Druck deutlich aus meinen Händen. Dann stand ich vorsichtig auf, löschte die Kerzen und breitete die Decke über unsere Leiber aus. 

Als ich ihm einen sachten Kuss auf die Stirn hauchte, öffnete er träge die Augen und hob verwundert den Kopf, um sich umzuschauen. 

„Entschuldige bitte.“ 

Ich lächelte sanft, zog ihn stattdessen zu mir heran, bevor er sich vollends aufrichten konnte. Zum Glück gab er rasch nach, weshalb ich auf dem Rücken liegend beide Arme um seine Schulter schlang und er somit auf meiner Brust zum Liegen kam. 

„Es war ein langer Tag, genau wie die anderen zuvor. Auch du brauchst ab und an Erholung.“ Ich küsste sein Haupt und vergrub meine Nase in seinen Schopf. „Und anstatt sie dir zu gönnen, habe auch ich dich gefordert, jeden Abend. Mir tut es leid.“ 

Antaris regte sich in meinen Armen und stützte sich leicht ab, um mich anschauen zu können. 

„Du musst nichts wiedergutmachen. Was heute Mittag geschehen ist, ist längst ver…“ 

„Es war unverzeihlich“, unterbrach ich ihn sofort und strich ihm mit einer Hand durch sein Haar, während die andere über seine Schulter streichelte. „Aber das hat nichts mit dem hier zu tun.“ 

Schwer atmete ich aus, folgte dem Schwung seines Kinns, seiner Wange, seiner Nase. Er war wunderschön und wusste es nicht einmal. 

„Ich bin dein Gemahl und meine Aufgabe ist es, auf dich zu achten, wie du auf mich.“ Bei den nächsten Worten schaffte ich es nicht, ihm in die Augen zu schauen. Zu beschämt war ich über meine eigene Nachlässigkeit und zu wütend über Delyras Vorwürfe, denn es schwang zu viel Wahrheit darin. 

„Meister Tjorsten wurde von mir damit beauftragt, eine Hochzeit herzurichten. Zwar müssen wir uns mindestens ein Jahr gedulden, da es gilt, Fürsten und Könige einzuladen, die Priester aus den Tempeln um ihren Beistand zu bitten und Vorräte heranzuschaffen, aber …“ 

Antaris richtete sich vollends auf und schaute ungläubig auf mich hinab. 

„Ist das ein Antrag? Schon wieder?“ 

Ich räusperte mich unbehaglich und stützte mich auf die Unterarme ab. „Ich hatte es etwas anders geplant, aber … ich meine, wenn du gewillt bist … also mich vor dem gesamten Land zu ehelichen.“ 

Entnervt über mich selbst brach ich ab, setzte mich auf und vergrub das Gesicht in beiden Händen. Das alles war so absurd. Ein Priester hatte Antaris und mich längst vermählt, warum dies nochmals groß aufgezogen werden musste, erschloss sich mir nicht. Und dennoch war es nötig, um endlich diese Stimmen in den Tavernen zum Schweigen zu bringen mit ihren unredlichen Liedern. 

Sanfte Küsse auf meinen Händen ließen mich diese wieder senken und direkt in Antaris’ leuchtende Augen blicken, in denen sich das sachte Glimmen der sterbenden Holzscheite im Kamin widerspiegelte. 

„Mir ist egal, vor wem wir als offiziell verbunden gelten oder nicht.“ Tief atmete er durch und ich spürte, dass er sich längst über alles Gedanken gemacht hatte – wie immer. „Doch wenn es dem Schutz unseres Landes – unseres Kindes – dient, trete ich selbst vor einen Lupidrakonis, um dich immer und immer wieder zu ehelichen.“ 

Ein sachtes Lächeln zupfte an meinem Mundwinkel, wollte sich aber nicht weiter ausbreiten. 

„Es ist mehr als nur ein Gelübde zwischen uns beiden.“ Mit den Händen umfasste ich sein Gesicht und streichelte mit den Daumen über seine Wangen. „Es bedeutet eine riesige Verantwortung und es steht mir nicht zu, sie dir ungefragt aufzubürden.“ 

Jetzt war es an Antaris, belustigt aufzulachen. „Ist dem so? Ich kann mich nämlich nicht entsinnen, jemals gefragt worden zu sein, bevor mir jemand die Kette des Gildenoberhauptes der Lichtwächter um den Hals geworfen hat.“ 

Nun musste auch ich breit schmunzeln. Sein Blick damals war zu köstlich gewesen. Doch dies hier war viel weitreichender und es war mir immens wichtig, dass er diesen Schritt nicht nur mir zuliebe tat. 

Erschrocken keuchte Antaris auf und schaute mich dann aus großen Augen an. 

„Du tust es schon wieder.“ Er japste nach Luft und umklammerte meine Handgelenke, als müsste er sich wappnen. „Noch mal!“ 

Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, was er meinte, und schüttelte dann den Kopf. 

„Ich weiß nicht, inwieweit ich das steuern kann. Was ist, wenn ich dich damit überlaste?“ Allein der Gedanke, ich könnte Antaris mit der Übertragung meiner Gefühle auf ihn Schmerzen bereiten, ließ meinen Magen krampfen. 

„Musst du damit nicht tagtäglich umgehen?“, gab er zu bedenken, doch ich wiegelte dies sofort ab. 

„Diese Fähigkeit wuchs langsam in mir heran, als ich keine fünf Winter zählte. Du jedoch verlangst alles auf einmal.“ 

„Dann habe ich genügend von meinem Gemahl gelernt.“ 

Für das wölfische Grinsen, das sich auf seinem Gesicht ausbreitete, hätte ich ihn am liebsten übers Knie gelegt. Ich schnaufte ergeben und begann, mich zu konzentrieren. Sacht lauschte ich auf die Gefühle in meinem Herzen und versuchte, nicht alle gleichzeitig auf Antaris loszulassen, dachte an die Unterredung mit Meister Tjorsten und welche Schriftstücke es aufzusetzen galt. 

Antaris atmete schwer, blieb sonst jedoch ruhig und entspannt. Endlich öffnete er wieder seine Augen und schaute mich erfüllt von Liebe an. 

„Ich will.“ 

Ich runzelte die Stirn, wusste erst nicht, was genau er meinte, bis seine Worte für mich Sinn ergaben. 

„Sicher?“ 

„Ganz sicher!“ Zärtlich presste er seine Lippen auf meine und ich ergab mich seinen Liebkosungen, gefangen in den Emotionen, gefüllt mit unendlicher Zuneigung, mit denen er meinen Geist überschüttete. 

Erst nach einer kleinen Ewigkeit ließ er von mir ab, taxierte mich mit funkelnden Iriden, bevor er mich in die Laken drückte und es sich erneut halb auf mir liegend bequem machte. 

„Genug der trüben Gedanken“, meinte er schläfrig und gähnte herzhaft. „Schick mir lieber sanfte Bilder, draußen, von den Wiesen.“ 

Sein Atem streifte über meine Brust, bescherte mir eine leichte Gänsehaut und ein wohliges Kribbeln in meinem Magen. Es war unendlich befreiend, dieses niederdrückende Thema beiseitegeschafft zu haben. 

Zwar wusste ich nicht, wie genau ich es anstellte, aber für meinen Gemahl konzentrierte ich mich erneut, dachte zurück an die Zeit vor dem Turnier, als wir mit Vero auf einer Lichtung das Reiten ohne Sattel geübt hatten. 

Ich spürte Antaris’ Schmunzeln auf der Haut, das mir bestätigte, dass es mir abermals gelungen war, ihn in meine Welt eintauchen zu lassen und gemeinsam driftete ich nur wenig später mit ihm in einen erholsamen Schlaf.

Kapitel 2

Xandier

Ich liebte diesen Ort. Das Rauschen des Meeres klang wie Musik in meinen Ohren. Der Wind zerzauste mein Haar und ich spürte den nassen Sand zwischen den Zehen. Tief atmete ich die salzige Luft ein und rutschte ein wenig näher an die Wellen heran, sodass die Gischt bei jedem Wellengang meine Füße umspielte. Seit ich von Aqua wusste, fühlte es sich mehr denn je an, als würde das Wasser mich zärtlich liebkosen. Ich genoss dieses Gefühl in vollen Zügen. Das Tosen der Brandung gegen die mächtigen Felsen, auf denen Tesfayes Burg gebaut war, war mir ein willkommeneres Geräusch als das laute Geschnatter im Speisesaal. Es lenkte mich so sehr ab, dass ich Lynnea nicht bemerke, bis sie mich ansprach.

„Hier steckst du also.“ Sie lächelte und strich sich eine der wirren Locken, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte, hinters Ohr. „Aber wo sollte ich dich auch sonst finden?“

Sie trug noch immer die leichte Rüstung und das Übungsschwert, musste wohl gerade von der letzten Übungseinheit gekommen sein. Ihre Knie waren schmutzig und eine Schramme zog sich über ihre rechte Wange.

Ich rappelte mich hastig auf. „Bist du verletzt?“

Ihre Hand zuckte zu ihrem Gesicht, aber sie schüttelte lächelnd den Kopf.

„Nein, das … alles in Ordnung. Ich muss nur endlich aus diesem Leder raus.“ Etwas umständlich begann sie, die Schnürung der Rüstung zu lösen.

„Warte, ich kann dir helfen.“

Auch wenn meine Hände zitterten und ich sicher noch weit weniger geschickt im Umgang mit diesen Verschlüssen war, ließ Lynnea es zu, dass ich die Bänder der Weste öffnete.

„Danke.“

Sie streifte Leder und Schwert ab und ließ sich mit einem erschöpften Seufzen in den Sand sinken, allerdings mit einem gewissen Sicherheitsabstand zum Meer.

„Ich kann schon verstehen, warum du gern hier bist“, murmelte sie und mit einem Mal sah sie wahnsinnig müde aus.

Mir fielen die blauen Flecken an ihren Armen auf, die verschorften Krusten an ihren Fingerknöcheln. Warum bei allen Ahnen tat man sich diese Tortur nur freiwillig an? Als sie ihren Blick vom Horizont ab- und mir zuwendete, sah ich schnell selbst hinaus aufs Meer.

„Mh“, brummte ich und versuchte zu verhindern, dass mir das Blut heiß in die Wangen stieg.

Eine Weile schwiegen wir und nur das Kreischen der Seevögel über uns und das Rauschen der Wellen war zu hören. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass sie sich rücklings in den Sand fallen ließ, und wagte erst dann wieder, sie anzusehen. Sie hatte ihren Zopf gelöst und die roten Locken breiteten sich um ihr Gesicht aus wie ein samtenes Kissen. Die Augen hatte sie geschlossen, einen Arm hinter den Kopf, um bequemer zu liegen.

„War es sehr anstrengend heute?“, fragte ich.

„Ja, Kival will immer alles aus uns herauskitzeln. Er lässt nicht locker, bis wir völlig fertig sind.“ Trotzdem klang ihre Stimme nicht vorwurfsvoll oder anklagend.

„Warum machst du das?“ Die Frage war meinen Lippen entschlüpft, bevor ich überhaupt darüber nachdenken konnte.

Überrascht öffnete Lynn die Augen und sah mich an.

„Was genau meinst du?“

Ich musste selbst einen Moment überlegen, bevor ich wusste, was ich von ihr wissen wollte.

„Warum willst du ein Lichtwächter sein?“

Warum tat man sich diese Qualen Tag für Tag an? Warum wollte man bis auf den Tod kämpfen, wenn es sein musste? Lynnea antwortete nicht sofort, sondern drehte ihren Kopf wieder so, dass sie in den Himmel schauen konnte. Es dämmerte bereits und wenn man an den Felsen nach oben sah, erkannte man, dass schon die ersten Fackeln auf der Burg entzündet wurden.

„Das ist eine lange Geschichte.“

„Würdest du sie mir erzählen?“

Um sie nicht weiter anzustarren, legte ich mich in eine ähnliche Position auf den Rücken und beobachtete die schreienden Möwen am Himmel.

„Auf dem Hof, auf dem ich gelebt habe, gab es eine Magd … Seyra. Sie kam nicht von hier, also nicht aus Lathyrien meine ich. Sie wurde in Yamnesien geboren.“

„So wie die silberne Königin.“

Lynnea nickte. „Ja. Wenn wir sie abends lange genug angebettelt haben, hat sie uns Geschichten aus diesem fernen Land erzählt. Wunderbare Märchen. Und immer spielten darin Frauen die Hauptrolle. Starke, kluge und wunderschöne Kriegerinnen. Die Schildmaiden.“

Sie drehte sich auf die Seite, um mich anzusehen, und ihre Augen strahlten bei der Erwähnung der yamnesischen Kämpferinnen.

„Ich fand es ungerecht, dass man als Frau in Lathyrien alles werden kann, nur …“

„… nur kein Lichtwächter.“

Wieder nickte sie und mein Magen zog sich für einen Moment zusammen, als mir der Gedanke kam, dass Lynnea auch Belegars Weg hätte einschlagen können. Zumindest wenn es ihr ums Kämpfen und Töten gegangen wäre. Unter den Assassinen hatte ich einige Frauen gesehen.

„Wärst du …“, ich zögerte kurz, weil mir die Frage unverschämt erschien. „Wärst du lieber ein Mann als eine Frau?“

Zum Glück schien mir Lynnea die Frage nicht übel zu nehmen. Entschlossen schüttelte sie den Kopf.

„Nein. Ich glaube nicht. Ich will eine Frau sein mit denselben Rechten wie ein Mann.“

„Aber warum willst du kämpfen? Hast du keine Angst, verletzt oder getötet zu werden oder anderen das anzutun?“

Für die Länge eines Wimpernschlages sah ich wieder meine Eltern vor mir. Tot, niedergestreckt von drei Lichtwächtern. Ja, ich wusste mittlerweile, dass es sich bei ihnen um Abtrünnige, um Verräter gehandelt hatte. Aber einst waren sie genauso ausgebildet worden wie Lynnea. Noch immer konnte ich diese beiden Seiten kaum zusammenbringen und ich wusste, dass es Troye noch weitaus schwerer fiel als mir.

„Ich will beschützen. Und ich will keine Angst haben. Du kannst auch verletzt oder getötet werden, ohne selbst ein Krieger zu sein. Das geht dann sogar noch viel schneller.“ Jetzt schwang eine gewisse Bitterkeit in ihrer Stimme mit. „Ich wollte stark sein und mutig, meine Kraft und mein Schwert für die einsetzen, die meine Hilfe brauchen. Die, die sich nicht selbst helfen können.“ Es war fast nur ein Flüstern.

Ihre Worte bescherten mir eine Gänsehaut. Es war scheinbar nicht nur der Wunsch eines kleinen Mädchens gewesen, seiner Heldin aus einer Geschichte der Kindheit nachzueifern. Die Sonne senkte sich bereits über den Rand des Meeres. Sachte schob ich meine Hand zu ihr herüber.

„Lynn?“

„Mh.“

„Wen wolltest du beschützen?“

Schweigen.

„Wer konnte sich nicht selbst helfen?“

„Sie … alle … meine Familie.“

„Was ist passiert?“ Ich rückte etwas näher heran und Lynnea verschränkte ihre Finger mit meinen, als ich die Hand in ihre schob.

„Sie kamen nachts. Irgendwelche Räuber. Es gab nicht viel zu holen bei uns, vielleicht hat sie das wütend gemacht. Ich weiß es nicht. Mein großer Bruder und mein Vater haben sich ihnen in den Weg gestellt, aber … und mein kleiner Bruder war noch ein Säugling. Er hörte nicht auf zu schreien …“

Ich spürte, wie eine heiße Träne auf unsere verknoteten Finger tropfte und erneut fühlte ich mich nach Hiskalje zurückkatapultiert, sah die leblosen Körper und das Blut vor mir. Ich schluckte.

„Wie konntest du entkommen?“

Sie atmete tief ein, bevor sie weitersprach.

„In meiner Panik muss ich den Hof in Brand gesteckt haben. Und Seyra … sie … sie war aus der Stube getreten und … hat ohne zu zögern nach dem Schwert gegriffen, das neben meinem Vater im Staub lag. Sie hat gewusst, dass ich noch da war, und wollte mir Zeit verschaffen. Die Männer haben sie erst ausgelacht, aber sie hat mindestens drei von ihnen mit in den Tod genommen.“

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

„Nur dank ihr bin ich noch am Leben. Und ich wusste, ich wollte so werden wie sie.“

Wir schwiegen einen Moment. Ich drückte sanft ihre Hand, wusste, was sie fühlte, oder bildete mir das zumindest ein. So unähnlich waren sich unsere Geschichten nicht. Ob sie auch diese Verbundenheit zu mir spürte?

Allerdings hatte ich immer noch Troye. Er hatte mich beschützt und uns die Flucht ermöglicht. Lynnea war auf sich selbst gestellt gewesen. Es war unglaublich, was sie alles geschafft hatte.

Plötzlich holte sie tief Luft und wischte sich mit der freien Hand über das Gesicht. „Tja, jetzt weißt du, warum ich hier bin.“

Sie setzte sich auf, löste unsere Finger und somit die seltsam vertraute Stimmung zwischen uns. „Es wird Zeit fürs Abendessen. Milan wird uns zum Küchendienst verdonnern, wenn wir zu spät kommen.“

Ich nickte stumm und erhob mich, um den Sand von der Kleidung zu klopfen.

Kurz darauf war ich überrascht, Troye pünktlich beim Abendessen anzutreffen. Seine Laune schien ähnlich mies zu sein wie die letzten Tage und sie wurde nicht wesentlich besser, als Antaris an unseren Tisch trat, an dem wir wie immer zu dritt das Abendessen zu uns nahmen.

„Gut, euch hier zu sehen.“

Troye gab wie so oft ein Schnauben von sich. „Wo sollten wir auch sonst sein.“

Antaris musterte meinen Bruder einen kurzen Wimpernschlag, ohne seine freche Bemerkung zu kommentieren, und erklärte dann rasch sein Anliegen.

„Wir möchten, dass ihr anlässlich des Grünsegens an einem gemeinsamen Abendessen mit Königin Delyra und uns teilnehmt.“

„Ich bezweifle, dass Tesfaye das möchte“, murrte Troye weiter und ich stieß ihn sacht unter dem Tisch an.

Antaris räusperte sich angestrengt, er wirkte erschöpft. Sicher hatte er einen ebenso langen und anstrengenden Tag hinter sich wie alle hier und war es leid, sich auch noch mit Troye herumschlagen zu müssen.

„Ihr werdet übermorgen Abend mit uns essen, oben im Schloss. Bitte richtet euch entsprechend her. Lynnea kann euch zeigen, wo ihr angemessene Kleidung findet. Und erscheint bitte pünktlich.“ Sein Blick wanderte zwischen Troye und mir hin und her und ich nickte rasch, bevor er sich mit einem leisen Seufzer abwandte und, nach einem kurzen Gespräch mit den anderen Offizieren den Speisesaal der Lichtwächter verließ.

Troye sah ihm grimmig hinterher. „Ihr werdet übermorgen mit uns essen“, äffte er Antaris nach, was wiederum auf Lynneas Seite zur Anspannung führte. „Was bildet der sich eigentlich ein? Erst laden sie uns hier ab und jetzt sollen wir wieder nach ihrer Pfeife tanzen. Was soll dieses Theater?“

Zunächst hatte es in meinen Ohren wie eine freundliche Einladung geklungen. Erst als Ro patzig geworden war, hatte Antaris einen förmlicheren Ton angenommen. Aber Troye schien nicht in der Stimmung zu sein, in der ich das mit ihm diskutieren konnte. Lynnea dagegen ließ die abfällige Bemerkung über ihr Gildenoberhaupt nicht auf sich beruhen.

„Es sollte eine Ehre für dich sein, mit König Tesfaye, Meister Antaris und der silbernen Königin zu speisen.“

Troye lachte, doch es klang nicht belustigt. „Eine Ehre? Ist es aber nicht. Weiß nicht mal, was wir da sollen. Schließlich sind wir keine hochwohlgeborenen Prinzen. Also wozu das Ganze? Sonst wollen sie uns auch nicht um sich haben. Höchstens, um uns zu kontrollieren.“

„Der König und Meister Antaris haben unheimlich viele wichtige Dinge zu erledigen. Daher ist es eine äußerst freundliche Geste –“

Ro ließ Lynnea nicht mal aussprechen. „Du scherzt wohl. Freundliche Geste, pah! Keine Ahnung, was dieser Möchtegern-König sich davon erhofft, uns seiner fremden Königin vorzuführen. Als hätte das irgendetwas mit uns zu tun.“ Mein Bruder wurde nicht müde, sich weiter darüber zu echauffieren. „Wir sind Tesfaye egal und Antaris auch. Ja, total wichtige Dinge müssen die beiden erledigen. Was denn so? Sich im Bett miteinander vergnügen?“

Lynneas Miene wurde eisig und auch ich schüttelte entsetzt den Kopf über Ros Worte. Sie erhob sich steif.

„Deine unangebrachten und missgünstigen Kommentare höre ich mir nicht länger an. Du musst verdammt verbittert sein, dass du so über den Hohekönig und seinen Gemahl sprichst.“ Dann wandte sie sich abrupt zu mir um, sodass ich unter ihrem Blick zusammenzuckte. „Ich kann dir morgen zeigen, wo ihr Kleidung für besondere Anlässe findet.“

Damit ging sie ohne ein weiteres Wort, was wiederum meine Stimmung sinken ließ.

„Kannst du das nicht mal lassen?“, zischte ich meinem Bruder zu, der sich völlig ungerührt wieder dem Abendessen gewidmet hatte. Überrascht sah er auf.

„Bist du jetzt sauer, weil sie gegangen ist?“, fragte er und beugte sich vertraulich über den Tisch. „Sie hängt den beiden doch auch nur am Rockzipfel. Sie ist nicht auf unserer Seite.“

„Unsere Seite?“, gab ich entrüstet zurück. „Ro, wovon bei allen Ahnen redest du?“

Mittlerweile hatte ich immer öfter das Gefühl, er verrannte sich in etwas. Er war so darauf bedacht, alles schlecht zu finden, dass er gar nicht empfänglich für die schönen Dinge war, die ihm möglicherweise widerfahren könnten.

Er blinzelte, als würde er aus einem Traum erwachen. „Na, du und ich. Du weißt schon.“

Ich seufzte und schob meine Hand über die raue Tischplatte bis zu der seinen, froh darüber, dass er sie ergriff.

„Kannst du übermorgen bitte mit mir zu diesem Abendessen gehen?“

Er verzog das Gesicht und schien mit sich zu hadern. Ich wusste selbst nicht, warum mir das Essen so wichtig war. Vielleicht bot sich für Ro eine Gelegenheit, die beiden Menschen näher kennenzulernen, die uns dies alles hier ermöglicht hatten. Von einer silbernen Königin, die über das Meer reisen konnte, ganz abgesehen. Er konnte meinem bettelnden Blick nicht mehr länger standhalten und nickte schließlich.

„Wenn’s sein muss.“

„Versprich es mir!“, bat ich.

„Ja.“

„Pünktlich! Und friedlich.“

„Übertreib es nicht, Xan!“

„Komm schon, Ro!“

Er stieß geräuschvoll die Luft aus, nickte aber erneut. „Ich werd’s versuchen.“

Ich drückte seine Hand und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Vermutlich konnte ich auf mehr nicht hoffen, aber immerhin.

Wir zogen unsere Hände zurück und widmeten uns den Resten der Mahlzeit.

„Wenn du dich noch bei Lynn …“

„Vergiss es!“

Am nächsten Morgen hielt ich nach Lynnea Ausschau. Aber da sie sich, trotz meines überraschenden Aufstieges, noch immer in den Rängen der Novizen einige Stufen über mir befand, sah ich sie höchstens aus der Ferne, bis wir gegen Mittag eine wohlverdiente Pause einlegen durften. Sie stellte eben das Übungsschwert zurück, als ich mich zögerlich näherte.

„Lynn?“

Sie sah nur kurz über die Schulter und löste dann mit routinierten Griffen ihre Armschienen. „Xandier.“

„Ich, ähm, ich wollte mich noch für gestern Abend entschuldigen.“

Sie seufzte und drehte sich mir jetzt doch zu. „Dein Bruder müsste sich entschuldigen, nicht du. Und im Grunde auch nicht bei mir, sondern … ach egal. Was hat er bloß für ein Problem?“

Verlegen schob ich mir eine Strähne hinter das Ohr und zuckte mit den Schultern. „Ich glaube, er, ich weiß auch nicht, er vermisst Hiskalje, unser Zuhause, unsere … unsere Eltern.“

Ihr Blick ruhte einen Moment auf mir und fast hatte ich das Gefühl, dass sie wusste, dass auch ich das alles nach wie vor schmerzlich vermisste, mich allerdings anders benahm. Kurz drückte sie meine Schulter und zog mich ein Stück mit sich.

„Na schön. Für den Grünsegen morgen braucht ihr noch Kleidung, nicht wahr?“

Ich nickte, von ihrem plötzlichen Themenwechsel überrumpelt. Sie dirigierte mich wieder zu den Waschräumen, wo auch die Uniformen der Novizen gelagert wurden. Schon damals hatte sie uns gezeigt, wo frische Kleidung zu finden war, dieses Mal aber führte sie mich zu einem anderen Regal und zog eine helle Tunika aus einem der Fächer.

Der Stoff schimmerte im Licht und schon bevor ich das Oberteil berührte, wusste ich, dass es deutlich weicher und feiner gewebt war als die groben Leinenhemden, die wir sonst trugen. Kleine Stickereien mit rotem Garn zierten den Saum der Ärmel, offenbar inspiriert von den Tätowierungen, die die geweihten Lichtwächter trugen.

Lynn grinste. „Entspricht leider nicht deinem Element.“

„Das macht nichts.“ Zaghaft griff ich nach der Tunika, was Lynnea zu irritieren schien.

„Was ist?“

Meine Wangen brannten heiß auf. „Ich glaube, ich habe noch nie so einen feinen Stoff getragen.“

Ihr Lächeln wurde sanfter. Sie suchte mir die passenden Beinkleider sowie einen schmalen Gürtel heraus. „Ich bin sicher, es steht dir ausgezeichnet. An hohen Feiertagen, wie dem Fest der Götter oder der Lichtweihe, tragen wir dazu noch die hellen Lederrüstungen mit roten Schärpen. Aber ich denke, für den Grünsegen ist die Tunika ausreichend.“

„Was ist das eigentlich? Grünsegen?“, fragte ich.

„Ein Feiertag. Wir bitten die Götter um gutes Wachstum für die kommende Ernte im Herbst.“

Ich nickte, auch wenn es einen solchen Tag in Hiskalje nicht gab. Ihr Blick streifte mein wirres Haar, das sich beim Waldlauf wieder aus dem Zopf gelöst hatte.

„Du könntest auch …“ Ihre Hand zuckte kurz vor, als wollte sie mein Gesicht berühren, aber dann hielt sie sich doch zurück.

„Was?“ Verlegen strich ich mir die Strähne erneut hinter das Ohr.

„Na ja, wenn du dein Haar hier an den Seiten so flechten würdest, wie die Yamnesier es tun, würde es nicht mehr so schnell wüst aussehen.“

„Oh!“

Die Vorstellung war absurd. Wenn ich an Cecile und die anderen Schildmaiden und Schildwächter dachte, diese starken unerschrockenen Krieger … nein es wäre lächerlich und anmaßend.

„Ich … ich weiß nicht. Das wäre … ich bin doch nicht …“

Verlegen drückte ich die Kleidung an meine Brust, als sie nähertrat.

„Deine Haare sind so lang, das funktioniert bestimmt gut.“ Ihre Finger glitten an meiner Schläfe entlang und griffen einige Strähnen. Eine Gänsehaut jagte mir über die Arme, als sie mich berührte, und ich schluckte schwer, doch ihr Blick war auf meine Haare gerichtet.

„Wenn es dir nicht gefällt, können wir es ja wieder aufmachen. Darf ich es probieren?“

Ich nickte und ermahnte mich selbst zur Ruhe. Sie war mir so nahe, dass ich sie sogar riechen konnte. Eine Weile hielt ich schweigend still, während Lynnea begann, das Haar an meiner rechten Schläfe zu flechten. Irrigerweise dachte ich darüber nach, ob irgendwann mal jemand Lynneas rotes Haar geflochten hatte. Ihre Mutter vielleicht. Damals, als sie klein gewesen war und die Welt in ihren gewohnten Bahnen lief.

„Wie trägt man das Haar in Hiskalje?“ Ihre Frage riss mich aus meinen Gedanken und ich brauchte einen Moment, bis die Bedeutung ihrer Worte bei mir ankam.

„Oh ähm … die Frauen haben meist langes Haar, aber sie stecken es zum Arbeiten hoch und binden oft Tüchern darüber. Zu den Festen tragen sie es offen und knoten bunte Bänder hinein.“

Lynneas Finger glitten durch die Strähnen auf der anderen Seite meines Kopfes, um sie zu entwirren.

Ich räusperte mich. „Mh, das Haar der Männer ist kurz. Manche rasieren es auch an den Seiten. Es gilt als unschicklich, wenn das Haar länger als bis zu den Ohren reicht. Mein Vater wollte mehr als einmal, dass ich es abschneide.“ Ich lachte leise beim Gedanken an die endlosen Diskussionen, die wir geführt hatten.

„Dann steckt ja doch ein Rebell in dir.“ Lynnea gluckste hinter mir.

„Na ja, Ro hat mich immer verteidigt. Ich glaube, ohne seinen Beistand wäre ich irgendwann eingeknickt.“

Ich sah auf, als ihr Gesicht wieder vor mir erschien, und sie mich prüfend, aber zufrieden ansah.

„Das steht dir ausgezeichnet. Komm wir sind ohnehin gleich mit Cecile verabredet. Ich bin gespannt, was sie dazu sagt.“

Kapitel 3

Troye

Wieder hörte ich seine raue Stimme dicht an meinem Ohr – zu dicht – und ein Schauder kroch mir über den Rücken bei seinen Worten.

„Du solltest dich mehr entspannen. Und ich wüsste auch wie.“

Dabei drängte er mich mit dem Rücken an die Wand und reflexartig streckte ich die Hände aus, um mich gegen seinen hochgewachsenen Körper zu stemmen. Durch das Hemd konnte ich die definierten Brustmuskeln fühlen und wusste nicht, ob ich die Hände nicht doch besser wieder wegziehen sollte, da mich das Gefühl in den Fingerspitzen mehr irritierte.

Ich wusste innerlich, dass es sinnlos war, sich gegen ihn zu wehren. Selbst meine Magie bot mir nicht die Gelegenheit. Sie schien mir in letzter Zeit zu entgleiten, wie so vieles. Davon abgesehen hatte er mir schon mehrmals bewiesen, dass er meine jämmerlichen Versuche, Magie zu nutzen, im Keim ersticken konnte, ohne seine Hände zu benutzen. Gerade waren diese ohnehin anderweitig beschäftigt, stahlen sich unter mein Hemd, um über erhitzte Haut zu streicheln.

„Du weißt, dass du es willst“, raunte er und ließ seine Hand wieder tiefer gleiten, was meinen Puls in die Höhe trieb.

Nein, ich wollte das sicher nicht. Was bildete dieser arrogante Mistkerl sich ein? … Oder … oder doch? Ein Stöhnen entfuhr mir, als er sich plötzlich mit seiner Hüfte gegen meine presste und ich unserer beider Erregung deutlich spüren konnte.

Warum …? Verdammt, mein Körper verriet mich. Obwohl mein Kopf mir etwas anderes sagte, schien mein Leib mir nicht mehr zu gehorchen. Meine Finger krallten sich in den weichen Stoff seines Hemdes, zogen ihn ungeduldig näher zu mir heran, was er mit gewohnt überheblichem Grinsen quittierte.

Dennoch war es mir egal, oder vielmehr meinem verräterischen Körper, der sich begierig an ihm rieb. Mit einer Hand griff er mir herrisch in den Nacken und presste mir im selben Moment seine Lippen auf den Mund. Willig gewährte ich seiner fordernden Zunge Einlass und spürte gleichzeitig voller Angst, wie das Ziehen in meinen Lenden dabei stetig zunahm. Ich konnte doch nicht … Ich wollte nicht … Seine Hand wanderte tiefer, verstärkte den Druck … und dann …

… schreckte ich schweißgebadet auf. Mein Puls raste und ich keuchte, als hätte ich einen dieser beschissenen Läufe um die Schule absolviert. Um mich herum war es dunkel und still. Es dauerte einen Moment, bis ich mich orientiert hatte. Der Schlafsaal der Novizen, die alle brav in ihren Betten schliefen.

Tief luftholend ließ ich mich zurück auf das Lager fallen und versuchte, diese vermaledeiten Bilder aus meinem Kopf zu vertreiben. Was für ein Albtraum! Ich hasste diesen arroganten, eingebildeten König und niemals würde ich …

Angewidert verzog ich das Gesicht, als ich mich dazu zwang, das dünne Laken anzuheben. Verdammt! Verdammt, verdammt, verdammt! Das alles nur wegen dieses dämlichen Kusses. Was hatte mich bloß dazu getrieben? Es war peinlich gewesen, vor allem, als er mich danach hatte stehenlassen.

„Ro? Alles in Ordnung?“, murmelte es schlaftrunken neben mir.

Erschrocken ließ ich das Laken fallen und hoffte inständig, dass Xandier nicht wieder gedachte, die Nacht unter meine Decke zu krabbeln. Einen ungünstigeren Zeitpunkt hätte er sich nicht aussuchen können.

Obwohl ich insgeheim froh war, dass man uns zumindest das gelassen hatte. Trotz, dass man meinen Bruder höher eingestuft hatte, schlief er nicht bei seiner Gruppe im Saal nebenan. Xan hatte sich schlichtweg geweigert, zu wechseln, selbst auf die Gefahr hin, dass er zu irgendeinem Unterricht zu spät kommen könnte. Er wollte bei mir bleiben, suchte die letzten Tage mehr meine Nähe als zuvor, was den einzigen Grund darstellte, warum ich allen zurzeit brav folgte. Die Wogen sollten sich glätten, damit man mich aus dem wachsamen Blick verlor. Zumindest hatte ich das fest vorgehabt. Bis dieser dumme König sich hatte verletzen lassen. Bis Tesfaye auf die Idee gekommen war, mir Einzelunterricht zu geben.

Warum verdammt nochmal, hatte er mich nicht weggestoßen? Und weshalb hatte ich dieses unerklärliche Bedürfnis, mich ihm gegenüber unbedingt beweisen zu wollen?

„Ro?“ Schon machte Xandier Anstalten, die Augen ganz zu öffnen, um vollends wachzuwerden. Hastig raffte ich das befleckte Laken um mich und rappelte mich auf.

„Ich … ja, alles in Ordnung“, antwortete ich verspätet und versuchte, möglichst gleichgültig zu klingen. „Ich muss nur mal schnell pinkeln.“

Dann flüchtete ich aus der niedrigen Holzhütte. Trotz des angehenden Sommers empfing mich frische Luft, die leicht salzig schmeckte. Angenehm kalt wehte sie über meine verschwitzte Haut und brachte die kleinen Härchen auf meinen Armen dazu, sich aufzurichten.

Ich schaffte nicht ganz zwei Schritte, als ich ein weiteres Mal zusammenzuckte, sobald ich den Wächter wahrnahm, der im Schatten der Baracke stand. Natürlich. Wie naiv von mir zu glauben, dass die Schlafstätten in der Nacht unbewacht blieben. Und es musste unbedingt Kival sein, der mich, seinem Blick nach zu urteilen, sofort erkannte. Schlief dieser Wächter denn nie?

Der sichelförmige Mond spendete hoffentlich zu wenig Licht, um ihm zu verraten, dass ich rot anlief. Heiß prickelten meine Wangen, obwohl ich mich sonst nie dafür hatte schämen müssen. Hier, in dieser vermaledeiten Schule, war jedoch so vieles anders als in Olfagur.

„Ich muss pinkeln“, presste ich meine Ausrede hervor und war überrascht, dass der Wächter in die entsprechende Richtung nickte. Schon setzte ich mich in Bewegung, ignorierte dabei das Schmunzeln des kräftigen Mannes mit den kurzgeschorenen schwarzen Haaren, bis ich auf seiner Höhe war.

„Um die Ecke stehen auch Eimer mit sauberem Wasser.“

Am liebsten wäre ich vor Scham augenblicklich im Erdboden versunken, auch wenn sein Verhalten deutlich machte, dass ich sicher nicht der erste junge Mann war, der in diesem Aufzug aus der Schlafbaracke taumelte.

Einzig die Tatsache, dass Kival nicht wusste, wer der Auslöser meines kleinen Problems war, beruhigte mich. Zügig beseitigte ich die Spuren des nächtlichen Ausbruchs und nahm anschließend mit rotem Kopf, aber dankbar, ein sauberes Laken von Kival entgegen, welches er mir ohne große Worte anreichte.

Die restliche Nacht lag ich wach. Vor lauter Angst, ich würde wieder so einen beschissenen Mist träumen, traute ich mich nicht, die Augen zu schließen. Leider kreisten meine Gedanken dadurch unaufhörlich um den eingebildeten König und die Frage, ob ich mich möglicherweise tatsächlich mehr zu Männern hingezogen fühlte.

In Hiskalje war diese Vorstellung so undenkbar gewesen, dass ich mir die Frage dort nie gestellt hatte. Es war verboten und widernatürlich, da es keine Nachkommen hervorbrachte. Und hier?

Schon bei den Assassinen war es äußerst freizügig zugegangen. Männer wie Frauen vergnügten sich dort ohne Reue. Und dann hatte Belegar uns ausgerechnet diesem arroganten König mit seinem geliebten Lichtwächter vorgesetzt, die aneinanderklebten wie …

Wobei, nein. Seit wir das Schloss erreicht hatten, war zumindest Antaris deutlich zurückhaltender, obschon niemand die Beziehung der beiden grundsätzlich infrage stellte. Trotzdem. Im Wald hatte ich genug gesehen.

Sofort fuhr mir wieder ein Schaudern über den Rücken, welches zu meinem Missfallen in einem Ziehen in den Lenden endete. Aber nur, weil es in Lathyrien nicht mit dem Tod bestraft wurde, als Mann bei einem Mann zu liegen, musste ich doch nicht direkt …

Ich holte tief Luft, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen und die Bilder vor meinem inneren Auge zu vertreiben. Stattdessen versuchte ich mir, fremde Männer vorzustellen. Reagierte ich auf andere auch so? Ich dachte an Thom und an den Jungen aus dem Freudenhaus, bevor meine Gedanken zu Xandier wanderten. Ihn hatte ich schon unzählige Male nackt gesehen, er hatte sich nachts an mich gekuschelt, aber nie wäre ich auf die Idee gekommen, ihm auf diese Weise nahe sein zu wollen.

Ich verzog das Gesicht. Na ja, Xan war mein Bruder, wenn auch nicht im Blut. Ich lugte zu ihm hinüber. Er schlief tief und fest und sah dabei jünger aus als ohnehin schon. Ein Lächeln stahl sich auf sein glattes Gesicht und ich fragte mich, wovon er träumte. Vom Meer und ‚seiner Göttin‘? Oder doch von Lynnea?