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Mitte des 23. Jahrhunderts werden die von Menschen besiedelten Planeten durch eine kriegerische Alien-Zivilisation bedroht. Nach Jahren des Krieges herrscht ein brüchiger Waffenstillstand, aber den Verantwortlichen ist bewusst, dass jeder neue Waffengang mit den Fremden das Ende der freien Menschheit bedeuten würde. Zu überlegen ist der Gegner. In dieser Zeit bricht die STERNENKRIEGER, ein Raumkreuzer des Space Army Corps , unter einem neuen Captain zu gefährlichen Spezialmissionen in die Weite des fernen Weltraums auf... Alfred Bekker schrieb die fesselnden Space Operas der Serie CHRONIK DER STERNENKRIEGER. Seine Romane um DAS REICH DER ELBEN, die GORIAN-Trilogie und die DRACHENERDE-SAGA machten ihn einem großen Publikum bekannt. Er schrieb für junge Leser die Fantasy-Zyklen ELBENKINDER, DIE WILDEN ORKS, ZWERGENKINDER und ELVANY sowie historische Abenteuer wie DER GEHEIMNISVOLLE MÖNCH, LEONARDOS DRACHEN, TUTENCHAMUN UND DIE FALSCHE MUMIE und andere. In seinem Kriminalroman DER TEUFEL VON MÜNSTER machte er mit dem Elbenkrieger Branagorn eine Hauptfigur seiner Fantasy-Romane zum Ermittler in einem höchst irdischen Mordfall. Im November 2012 erschien mit DER SOHN DER HALBLINGE sein nächster großer Fantasy-Epos bei Blanvalet.
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Schläfer - Chronik der Sternenkrieger #26
Alfred Bekker's Chronik der Sternenkrieger, Volume 26
Alfred Bekker
Published by Alfred Bekker, 2018.
Title Page
Chronik der Sternenkrieger 26 | Schläfer | von Alfred Bekker
Commander Rena Sunfrost, persönliches Logbuch:
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Ein CassiopeiaPress E-Book
Die abweichende Original-Printausgabe erschien in der Romanreihe „STERNENFAUST“ unter dem Titel „Der Schlafende Weise“.
© 2005,2008,2013 by Alfred Bekker
© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich (Westf.)
www.AlfredBekker.de
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MITTE DES 23. JAHRHUNDERTS werden die von Menschen besiedelten Planeten durch eine kriegerische Alien-Zivilisation bedroht. Nach Jahren des Krieges herrscht ein brüchiger Waffenstillstand, aber den Verantwortlichen ist bewusst, dass jeder neue Waffengang mit den Fremden das Ende der freien Menschheit bedeuten würde. Zu überlegen ist der Gegner.
In dieser Zeit bricht die STERNENKRIEGER, ein Raumkreuzer des Space Army Corps , unter einem neuen Captain zu gefährlichen Spezialmissionen in die Weite des fernen Weltraums auf...
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ALFRED BEKKER schrieb die fesselnden Space Operas der Serie CHRONIK DER STERNENKRIEGER. Seine Romane um DAS REICH DER ELBEN, die GORIAN-Trilogie und die DRACHENERDE-SAGA machten ihn einem großen Publikum bekannt. Er schrieb für junge Leser die Fantasy-Zyklen ELBENKINDER, DIE WILDEN ORKS, ZWERGENKINDER und ELVANY sowie historische Abenteuer wie DER GEHEIMNISVOLLE MÖNCH, LEONARDOS DRACHEN, TUTENCHAMUN UND DIE FALSCHE MUMIE und andere. In seinem Kriminalroman DER TEUFEL VON MÜNSTER machte er mit dem Elbenkrieger Branagorn eine Hauptfigur seiner Fantasy-Romane zum Ermittler in einem höchst irdischen Mordfall. Im November 2012 erschien mit DER SOHN DER HALBLINGE sein nächster großer Fantasy-Epos bei Blanvalet.
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„Austritt aus dem Sandströmraum“, meldete Lieutenant John Taranos, der Rudergänger der STERNENKRIEGER II. „Austrittsgeschwindigkeit vierzig Prozent LG. Bremsmanöver ist eingeleitet.“
Captain Rena Sunfrost schlug die Beine übereinander und lehnte sich im Kommandantensessel zurück. Zusammen mit Schiffen mehrerer anderer galaktischer Völker folgte sie den Spuren der „Erhabenen“, einer Spezies, die vor langer Zeit große Teile der Milchstraße beherrscht und einen bis heute unerreicht hohen technischen Entwicklungsstand erreicht hatte. Die gemischte Flottille war einem Transmittersignal hier her gefolgt – in das System einer Sonne der Spektralklasse G.
„Captain, ich messe die Signaturen mehrerer Morrhm-Mutterschiffe an“, meldete Ortungsoffizier Lieutenant Wiley Riggs. „Außerdem gibt es Anzeichen für Kampfhandlungen.“
Sunfrost atmete tief durch. „Vor diesen Weltraumbarbaren scheint man wirklich nirgendwo sicher zu sein...“
„Und dann ist da noch etwas, Ma’am“, stellte Riggs mit einem Stirnrunzeln fest, während sein Blick auf das Display seiner Konsole gerichtet war. Seine Fingerkuppen berührten ein paar Sensorpunkte auf dem Touchscreen. Wenig später teilte sich auf dem Panorama-Schirm ein Fenster ab, das eine schematische Systemübersicht zeigte. „Sieben Planeten umkreisen das Zentralgestirn“, stellte Riggs fest. „Aber sie bewegen sich alle auf einer einzigen Umlaufbahn!“
*
Nachdem es mir gelang, der Gefangenschaft der Morrhm zu entkommen, ist einige Zeit vergangen. Die Zeit an Bord eines Sklavenschiffs dieser barbarischen Spezies hat sich tiefer in meine Psyche gegraben, als alles, was ich zuvor in Ausübung meines Dienstes für das Space Army Corps erlebt habe.
Auch wenn es der Flotte der Verbündeten gelang, die Morrhm vorerst zurückzuschlagen, bin ich überzeugt davon, dass wir noch mehr von ihnen hören werden, als uns lieb ist.
Man hatte mich für tot erklärt.
Es ist seltsam, die damit in Zusammenhang stehenden Dateivermerke zu lesen und ich wurde dadurch an mein Erlebnis während meiner Zeit als Erster Offizier an Bord der SURVIVOR unter Captain Theo Tulane erinnert, als mich die Kugel einer primitiven Steinschlosswaffe um ein Haar getötet hätte. Bedenke, dass du sterblich bist. Die jüngsten Geschehnisse haben mich darin bestätigt, diesen Satz nie zu vergessen.
Inzwischen bin ich wieder im Dienst und habe wieder die Position inne, in der ich mich bisher mit Abstand am wohlsten gefühlt habe: Ich habe das Kommando über die STERNENKRIEGER II zurückerhalten. Captain Milton Warrington III ist unterdessen die Karriereleiter hinaufgefallen und dient nun im Sicherheitsstab der Humanen Welten, den der Ratsvorsitzende Julian Lang kürzlich eingerichtet hat - übrigens sehr zum Verdruss von Admiral Raimondo, der sich wohl übergangen fühlte.
Wie auch immer, Warringtons Vater und Großvater wären sicher stolz auf ihn.
Und davon abgesehen hat er sein aktives Kommando ja nach einer gewonnenen Raumschlacht aufgegeben.
Wer weiß, ob dem Dritten Warrington dies ein zweites Mal gelungen wäre.
Zur Zeit ist die STERNENKRIEGER Teil einer Mission, an der sich außer dem Bund der Humanen Welten von Sol auch Schiffe anderer verbündeter Sternenreiche beteiligen, darunter K'aradan, Fulirr und Ontiden sowie ein Schiff der schlangenartigen Shani. Deren Bedeutung geht zwar nicht über ihr lokales Heimatsystem hinaus und abgesehen von der sehr widerstandsfähigen Beschichtung der Außenhüllen ihrer Raumschiffe sind von ihnen auch keine erwähnenswerten technologischen Leistungen bekannt. Die Kommandantin des Shani-Schiffes kenne ich aus einem schon etwas zurückliegenden Einsatz, bei dem unserer Crew die Kontaktaufnahme mit dieser Spezies oblag. Seitdem verbindet mich mit der Shani-Kommandantin so etwas wie Freundschaft, obwohl ich mir ehrlich gesagt nicht sicher bin, ob der Shani-Begriff dafür wirklich dasselbe beinhaltet wie das, was man unter Menschen damit üblicherweise meint.
So unbedeutend die Shani im Vergleich mit den anderen beteiligten Sternenreichen auch sein mögen, bei der Mission, die jetzt vor uns liegt, sind wir darauf angewiesen, sämtliches Wissen zu sammeln, das im Laufe von Jahrtausenden über jene Spezies bekannt wurde, die als die Alten Götter bekannt sind und sich selbst die Erhabenen nannten.
Ihren Hinterlassenschaften gilt die Expedition, auf die sich der gemischte Flottenverband begeben hat, dem auch die STERNENKRIEGER zugeordnet wurde.
Überall im Kosmos sind wir schon auf Hinweise auf dieses geheimnisvolle Volk gestoßen, dass vor unvorstellbar langer Zeit die Galaxis beherrscht haben muss und dessen technologische Errungenschaften die der Menschheit um ein Vielfaches überstiegen.
Das Erbe der Erhabenen könnte die Zukunft für uns alle sichern. Aber ich fürchte, in dem Moment, in dem das technologische Erbe der Alten Götter frei verfügbar vor uns läge und ihre Geheimnisse enträtselt wären, würde das im Krieg gegen die Etnord entstandene Bündnis von Sternenreichen sofort zerbrechen und wieder einer ungezügelten Rivalität Platz machen. Einer Rivalität, bei der es dann darum ginge, wer die größten Stücke dieses Erbes für sich zu sichern vermag.
Aber das ist nur meine private Meinung.
Der Humane Rat scheint diese Bedenken nicht zu teilen.
*
NACH UND NACH TRAFEN auf der STERNENKRIEGER die ID-Signale der ebenfalls aus dem Sandströmraum materialisierenden Einheiten ein, die für die Qriid, Fulirr, Ontiden, Shani und K'aradan an dieser Expedition teilnahmen. Auch ihnen bot sich das erstaunliche Bild eines Sonnensystems, dessen Anordnung auf keinen Fall natürlichen Ursprungs sein konnte.
„Wenn das nicht die Handschrift der Alten Götter ist, dann weiß ich es auch nicht“, meinte Lieutenant Commander Steven Van Doren, seines Zeichens Erster Offizier der STERNENKRIEGER.
„Die Ortung zeigt Energieentladungen an, die Traser-Schüssen der Qriid ähneln“, berichtete Wiley Riggs. „Aber nur ähneln. Sie feuern auf die Sturm-Shuttles der Morrhm und sind offenbar ganz erfolgreich dabei. Allerdings scheinen einige der Verteidiger-Einheiten die Seiten gewechselt zu haben und kämpfen für die Angreifer.“
„Könnte es sich um gekaperte Schiffe handeln?“, fragte Rena Sunfrost.
Lieutenant Commander Robert Ukasi, seines Zeichens Zweiter Offizier der STERNENKRIEGER und für die Taktik, sowie die Koordination der zehn schwenkbaren Gauss-Geschütze zuständig, mischte sich jetzt ein. „Mir scheint das taktische Verhalten der abtrünnigen Verteidiger darauf hinzudeuten, dass Ihre Vermutung stimmt, Captain“, erklärte er. „Genaueres wissen wir nach einem etwas längeren Beobachtungszeitraum sowie einer rechnergestützten taktischen Analyse.“
„Führen Sie die bitte durch, Lieutenant Commander Ukasi.“
„Ja, Ma’am.“
„Das könnte ein interessanter Aspekt bei der Beurteilung der Lage sein“, äußerte sich Van Doren.
Über Interkom meldete sich Bruder Guillermo aus dem Kontrollraum C des Maschinentrakts. Sein Gesicht erschien auf einem Nebenbildschirm. Zusammen mit den Wissenschaftlern Jack Metz und Yasuhiro von Schlichten sowie dem qriidischen Austauschoffizier Nirat-Son befasste sich Bruder Guillermo mit der Auswertung der eingehenden Ortungsdaten. Der Olvanorer-Mönch, der als wissenschaftlicher Berater mit Offiziersprivileg an Bord der STERNENKRIEGER diente und mit bürgerlichem Namen Guillermo Benford hieß, zog die Augenbrauen zusammen. Sein jugendlich erscheinendes Gesicht, das häufig genug dazu beitrug, dass man ihn unterschätzte, wirkte sehr ernsthaft und angestrengt.
„Captain, das Signal, dem wir gefolgt sind, lässt sich bis zu einem bestimmten Punkt im Abstand von 1,2 astronomischen Einheiten zum Zentralgestirn verfolgen.“
„Dann muss sich dort die Transmitteranlage der Alten Götter befinden, die wir suchen.“
„Das ganze System scheint eine Anlage der Alten Götter zu sein – oder der Erhabenen, um nicht den Fash’rar-Namen für diese Spezies zu benutzen, der ja wohl kaum neutral gewählt war.“
Rena Sunfrost schmunzelte leicht. Als ob der Name ‚die Erhabenen’ neutral gewählt wäre, lieber Bruder Guillermo, ging es ihr durch den Kopf. Aber darüber werden wir vielleicht ein anderes Mal diskutieren...
„Sieben Planeten bewegen sich auf einer nahezu kreisförmigen Umlaufbahn mit einem Abstand von 1,2 AE vom Zentralgestirn und einem Abstand voneinander, der jeweils einem Siebtel des Kreisbogens entspricht. Wenn man diese Planeten mit Linien verbinden würde, hätte man ein fast perfektes Heptagon.“
„Wie bei den Monden auf dem Planeten der Fash’rar im Tardelli-System!“, entfuhr es Van Doren.
Bruder Guillermo nickte. „Ja! Aber damit hören die Gemeinsamkeiten nicht auf. Jede dieser Welten verfügt wiederum über sieben Monde, die ihren Mutterplaneten ebenfalls in einem exakten Siebeneck umkreisen. Professor Metz ist der Ansicht, dass es sich bei diesem System um das größte Artefakt der Erhabenen handeln könnte, auf das wir bis jetzt gestoßen sind.“
„Lässt sich schon etwas über die einzelnen Welten sagen?“, erkundigte sich Sunfrost.
„Warten Sie, ich schalte Ihnen eine detaillierte Übersicht auf den Nebenschirm, soweit die vorhandenen Ortungsdaten bisher vorliegen.“
„Tun Sie das, Bruder Guillermo.“
Das Gesicht des Olvanorers verschwand vom Nebenschirm und machte einer schematischen Systemübersicht platz, die im Gegensatz zu jener, die vom Ortungssystem automatisch erstellt worden war, noch wesentlich mehr Angaben enthielt. Bruder Guillermo musste sie bearbeitet haben.
Die sieben Welten und ihre Monde waren zu sehen.
„Da die Planeten die Eckpunkte eines Siebenecks bilden, habe ich sie wie in der Geometrie üblich gegen den Urzeigersinn mit Buchstaben des Alphabets durchnummeriert und dasselbe mit den Monden getan. Ausgangspunkt war dabei jeweils der Punkt mit dem geringsten Abstand zu unserer gegenwärtigen Position. AA ist also der uns derzeit am nächsten gelegene Mond des derzeit uns am nächsten gelegenen Planeten dieses Systems...“
„Das selbst noch keinen Namen besitzt, wie ich annehme“, unterbrach ihn Sunfrost, denn normalerweise war es das Privileg des Captains, neu entdeckten Systemen einen Namen zu geben.
„Wenn Sie den Namen, den ihm seine Bewohner gegeben haben nicht übernehmen wollen, dann haben Sie recht“, erwiderte der Olvanorer.
„Können Sie uns schon etwas über die einzelnen Welten sagen?“, fragte Sunfrost.
„A und C sind interessant“, erklärte Bruder Guillermo. „A schon allein deswegen, weil dort erdähnliche Bedingungen herrschen, sieht man einmal davon ab, dass es keinen planetenumspannenden Ozean, sondern nur Binnenmeere gibt, die zusammen etwa ein Viertel der Planetenoberfläche ausmachen, was natürlich klimatische Auswirkungen hat. Aber insgesamt dürften auf A die Bedingungen ganz angenehm sein. Starke Funkaktivität spricht für eine technikorientierte Kultur mit modernen Kommunikationsmitteln. Wahrscheinlich gehören zu ihr die Verteidigerschiffe. Abgesehen davon befinden sich im Orbit nicht nur die obligatorischen sieben Monde, sondern auch ein Quaderartefakt, wie es bereits von anderen Orten her bekannt ist. Allerdings ist dieses von der doppelten Größe des von Spider II bekannten Objekts. Im Übrigen lässt sich das Signal, dem wir gefolgt sind, dorthin zurückverfolgen.“
Sunfrost nickte zufrieden. „Dann ist dort unser Ziel“, murmelte sie und fügte in Gedanken hinzu: Vorausgesetzt, man lässt uns bis dorthin vordringen. „Was ist mit den anderen Welten?“
„Besiedelbar, aber mit wesentlich extremeren Umweltbedingungen. Funkaktivität ist wesentlich geringer. Und Nummer C fällt deutlich aus dem Rahmen. Der Planet hat die fünffache Erdmasse und ist von enormer Dichte. Er besteht fast vollkommen aus schweren Metallen und Transuranen mit einer Protonenzahl von deutlich über 200.“
„Strahlung?“, hakte Van Doren sofort nach.
Bruder Guillermo schüttelte den Kopf. „Nein. Kein Anzeichen für das Vorhandensein von radioaktiven Substanzen. Erstaunlicherweise fehlt sogar bei den stark vertretenen Metallen Uran, Wolfram und Blei jeglicher Anteil an radioaktiven Isotopen. Und die Trans-200-Elemente liegen in einer absolut stabilen Form vor. Keine Gamma-Strahlung, keine Neutronenstrahlung, kein radioaktiver Zerfall... Nichts dergleichen!“
„Sieht fast so aus, als hätte da jemand eine Art umgekehrter Anreicherung des Materials durchgeführt“, mischte sich Professor Dr. Jack Metz ein. Der Bildausschnitt, den der Nebenschirm zeigte, veränderte sich etwas, sodass nun auch Metz zu sehen war. Im Hintergrund war Professor von Schlichten damit beschäftigt, ein paar Einstellungen am Rechner vorzunehmen.
Der hagere Wissenschaftler, der zwischenzeitlich wieder bei seinem alten Arbeitgeber, dem Far Galaxy Konzern, tätig gewesen war und sich für diese Mission hatte beurlauben lassen, schien keinerlei Neigung zu haben, sich an dem Gespräch zu beteiligen. Das Verhältnis zwischen Captain Sunfrost und von Schlichten war seit ihrer ersten Begegnung während einer Mission zur Testung von Antimateriewaffen, immer angespannt gewesen, auch wenn inzwischen wohl der gegenseitige Respekt überwog.
In diesem Augenblick mischte sich Lieutenant Susan Jamalkerim, die Kommunikationsoffizierin der STERNENKRIEGER, zu Wort. „Captain, uns erreicht eine Transmission von der erdähnlichen Hauptwelt A.“
„Meinen Sie, unser Translatorsystem hat bereits genügend Material aufgenommen, um eine vernünftige Übersetzung hinzubekommen?“, fragte Van Doren.
„Sir, das war nicht nötig“, erklärte Jamalkerim. „Der Bordrechner zeigt mir, dass sich bereits umfangreiches Sprachmaterial dieser Spezies in den Speichern unseres Bordrechners befindet.“
„Auf den Schirm damit!“, verlangte Sunfrost.
„Was Lieutenant Jamalkerim sagte, kann ja wohl nur bedeuten, dass sie bereits irgendwann mit Raumschiffen der Menschheit zusammengetroffen sind und ihr Sprachmaterial deshalb in unserer allgemeinen Space Army Corps Datenbasis landete“, meinte Van Doren.
Auf dem Hauptschirm erschien nun das Gesicht eines grünhäutigen, haarlosen Humanoiden, auf dessen Kopf ein Knochenkamm wuchs. Die Augen waren bernsteinfarben. Die Gesichtszüge wurden durch hart geschnittene Linien dominiert.
„Hier spricht Befehlshaber Mentoraan, Koordinator der Abwehrflotte von Nostanor. Unserer Analyse nach gehören Sie nicht zu den Raumbarbaren, die uns derzeit heimsuchen und gegen die wir uns mit allen Mitteln zur Wehr setzen. Leider sind wir nicht die einzigen, die mit dieser Pest des Universums zu tun haben und falls Sie die Absicht haben, uns zu helfen, sind Sie im Nostanor-System als Bundesgenossen willkommen. Falls nicht, sind wir unsererseits an einem Kontakt nicht interessiert und fordern Sie auf, das System wieder zu verlassen, da wir ansonsten Ihre Sicherheit nicht garantieren können. Mentoraan Ende.“
Das Bild des Nostan-Befehlshabers machte einer Folge von Symbolen Platz und ein Sekundenbruchteil später war die Übertragung beendet.
„Die Nostan scheinen sich nicht lange mit diplomatischen Finessen aufzuhalten“, stellte Sunfrost fest.
„Kurz und knapp zur Sache. Diese Art der Kommunikation hat durchaus ihre Vorteile“, erwiderte Van Doren. „Die Transmission ging übrigens parallel auch an die anderen Schiffe unseres Verbandes.“
„Ich schlage vor, wir erweisen uns als gute Verbündete, sorgen für den Abschuss einiger Morrhm-Jäger und haben anschließend vielleicht die Chance, das Quaderartefakt untersuchen zu dürfen“, lautete der Vorschlag des Taktikoffiziers. Lieutenant Robert Ukasi drehte sich herum und hob die Augenbrauen.
„Das entspricht auch meiner Ansicht. Jamalkerim, senden Sie eine entsprechende Nachricht an alle.“
„Sie wollen keine Konferenzschaltung durchführen?“, wunderte sich Van Doren.
„Wir werden weder die Ontiden noch die Qriid oder irgendjemanden sonst von unseren Begleitern um Erlaubnis fragen“, erklärte Sunfrost. „Die können sich uns anschließen, wenn sie wollen oder auch nicht, wenn sie glauben, dass es irgendwo sonst eine vielversprechendere Möglichkeit gibt, dem Geheimnis der Alten Götter etwa näher zu kommen.“ Sie wandte sich noch einmal an Susan Jamalkerim. „Formulieren Sie es so, dass niemand unter unseren Bundesgenossen beleidigt ist.“
„Ja, Ma’am“, nickte die Kommunikationsoffizierin.
Sunfrost erhob sich aus ihrem Kommandantensessel. „Und jetzt möchte ich gerne wissen, was für ein Volk die Nostan sind. Ich habe nämlich noch nie von dieser Spezies gehört.“
„Ich schlage vor, Sie richten diese Frage an Bruder Guillermo“, meinte Van Doren.
Lieutenant Jamalkerim meldete sich zu Wort. „Mehrere Morrhm-Jäger und Sturm-Shuttles haben den Kurs geändert“, sagte sie und aktivierte eine Positionsübersicht, die in einem Teilfenster des Panorama-Schirms dargestellt wurde.
„Captain, man braucht keine rechnergestützte taktische Analyse, um zu sehen, dass das ein Abfangkurs ist“, lautete Ukasis Kommentar.
„Lassen Sie sie auf keinen Fall herankommen, Ukasi“, verlangte Sunfrost. „Mister Taranos, gehen Sie auf direkten Kurs zu dieser erdähnlichen Welt – Nostanor A, nach der von Bruder Guillermo eingeführten Terminologie.“
„Aye, aye, Ma’am“, bestätigte John Taranos. „Wir werden in etwa anderthalb Stunden mit den ersten Morrhm-Jägern bis auf Gefechtsdistanz zusammentreffen.“
„Da kommt noch ein weiteres Problem auf uns zu“, stellte Van Doren fest.
„Wovon sprechen Sie, I.O.?“, hakte Sunfrost nach.
Van Doren veränderte den Zoomfaktor des Panorama-Schirms.
Ein Raumschiff wurde sichtbar. Es hatte eine unregelmäßige Form. Das Grundelement bestand jedoch aus einer quaderförmigen Einheit, von der mehrere Verstrebungen ausgingen, die zu kleineren, zumeist Kugel- oder zylinderförmigen Sektionen.
„Das ist ein Nostan-Schiff“, erklärte Jamalkerim.
„Ja, aber im Gegensatz zu den anderen ist es gerade erst aus dem Sandströmraum materialisiert“ erklärte Van Doren. „Die Analyse des Funkverkehrs legt den Schluss nahe, dass es den Morrhm gelungen ist einige Nostan-Schiffe zu kapern.“
„Sie glauben, dass dies eine dieser abtrünnigen Einheiten ist?“, vergewisserte sich Sunfrost.
„Der Funkverkehr lässt sich so deuten“, bestätigte Van Doren. „Außerdem gibt es deutliche Unterschiede in den Energiesignaturen – so als würde dieses Schiff von jemandem geflogen, der sich damit vielleicht nicht so gut auskennt.“
„Lieutenant Jamalkerim, versuchen Sie noch mal Kontakt zu diesem Befehlshaber der Nostan-Flotte zu bekommen“, verlangte Sunfrost.
„Ja, Ma’am.“
Sunfrost wandte sich an Ukasi. „Glauben Sie, dass unsere Plasma-Schirme gegen die Strahlenwaffen eines Nostan-Schiffs wirken?“
„Ja“, nickte Ukasi. „Die Wirkungsweise ist der der qriidischen Traser tatsächlich sehr ähnlich. Genaues kann man natürlich noch nicht sagen.“
„Nostan-Bandit 1 geht auf Abfangkurs und dürfte uns in einer Stunde erreichen“, meldete Taranos.
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„ES WAREN KEINESWEGS die Olvanorer, die zuerst Kontakt mit den Nostan hatten“, erklärte Bruder Guillermo wenig später über Interkom, nachdem er in den Computerarchiven ein paar Minuten nachgeforscht hatte. „Ich weiß nicht, ob der Name Marina Ihnen etwas sagt?“
Sunfrost hob die Augenbrauen. „Ein System am äußeren Rand der Humanen Welten im Grenzbereich zu den K'aradan. Allerdings ist es das in den letzten zehn Jahren recht ruhig gewesen.“