Schlaflos in Norwegen - Kathrin Kaiser - E-Book

Schlaflos in Norwegen E-Book

Kathrin Kaiser

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Beschreibung

Mit ihrem Kleinflugzeug reiste die Autorin im letzten Sommer durch Nordeuropa. Unterwegs begegneten ihr einige unvorhergesehene Hürden und Gefahren, wie zum Beispiel unterwegs plötzlich keine Versorgung mit dem notwendigen Flugbenzin, Rentieren auf der Landebahn, stundenlang über dem Ozean zu fliegen ohne Landemöglichkeiten oder im Nirgendwo auf einen Mechaniker warten zu müssen. Aber sie erlebte auch immer wieder wunderschöne Momente. Denn jedes Einzelne der Länder, in denen sie Halt machte, verzauberte sie mit seinem eigenen Charme. Waren es die herzlichen Menschen in Lappland, die beeindruckenden und gewaltigen Berge und die Fjorde in Norwegen, die karibische Schönheit der Lofoten oder der Moment, als sie das Nordkapp erreichte. In diesem bebilderten Reisebericht nimmt Kathrin Kaiser uns mit in ihr Flugzeug und erzählt uns in ihrer unverblühmten Art, was sie im Baltikum und in Skandinavien erlebt hat.

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Kathrin Kaiser wurde 1975 in Karl-Marx- Stadt, heute Chemnitz, geboren. Während ihrer Schulzeit lebte sie mit ihrer Mutter und den Geschwistern in Gera. Nach der deutschen Wiedervereinigung absolvierte sie ihre Ausbildung bei einer Krankenkasse in Fulda, wechselte danach in die private Krankenpflege und zog nach München, wo sie 2000 während der Arbeit ihren Mann kennenlernte, der Jahre zuvor einen schweren Unfall hatte, mit einer daraus folgenden hohen Querschnittslähmung. Ihre Mutter konnte ihr zwar nie große Wünsche erfüllen, aber wie sie sagt, heißt das noch lange nicht, dass sie keine hatte. Sie wollte in ihrem Hobby, der Reiterei weiterkommen und nahm etliche Nebenjobs an, um sich ihren Traum zu verwirklichen, z.B. bei Fernsehproduktionen, als Wies'n Guide für Reisegruppen auf dem Oktoberfest, sie fuhr mit ihrem eigenen LKW quer durch Europa für eine Pferdespedition, bediente in Münchner Biergärten, arbeitete hinter den Kulissen bei internationalen Reitturnieren, war eine Zeitlang angestellt als Chauffeur bei der FIFA, um nur einige zu nennen. Aber nach der Geburt ihres ersten Kindes 2008 begrub sie die Hoffnung auf eine Karriere als Springreiterin und verkaufte die Pferde. Seit 2010 lebt sie in Bonn wegen ihrer Arbeit beim Bund. Ihr Ehemann ist wegen der deutlich besseren Pflegeleistung in München geblieben, sodass sie mit den Kindern (2014 kam Sohn Nummer 2) regelmäßig zwischen NRW und Bayern pendelt. 2017 versuchte sie noch einmal in der Reiterei Fuß zufassen, entdeckte aber ein Jahr später durch Zufall die Fliegerei für sich und setzte alles daran, trotz der widrigen Umstände, als Alleinerziehende und Vollzeit arbeitend, selbst Pilotin zu werden. 2019 kam mit der Lizenz gleichzeitig ein eigenes Flugzeug ins Haus und veränderte ihr Leben von Grund auf. Sie flog in nicht einmal 2 Jahren über 400 Stunden und es kamen noch weitere Lizenzen dazu, da sie permanent bestrebt ist, ihren Horizont zu erweitern, denn sie hat immer noch Träume und Wünsche.

In diesem Buch schreibt sie von ihrem größten Abenteuer, seit sie in der Luft zu Hause ist.

2020

Das schreckliche Jahr, das alle Pläne von jedem Einzelnen zu Nichte machte, natürlich auch meine. Eigentlich wollte ich nämlich in den Sommerferien für zwei Wochen nach Amerika auf einen Sprachurlaub, um mein Englisch zu verbessern.

Januar

Es war alles geplant und die Flugtickets sowie das Hotel gebucht.

Februar

Ich habe ein tolles Ferienlager in Thüringen für die Kinder gefunden, wo sie in der Zeit selber auch Abenteuer erleben können. Erleichtert darüber war meine Vorfreude auf meinen eigenen Urlaub grenzenlos.

März

Es stand fest: Das wird nichts! Nun fing ich an, über eine Rundflugreise in Europa nachzudenken. Da das Zeitfenster wegen dem Ferienlager für Ende Juli feststand, wich ich von der Idee, über Südeuropa zu fliegen, gleich wieder ab (viel zu heiß) und konzentrierte mich auf das Baltikum. Mir war aber schnell klar, dass ich dieses Gebiet eigentlich schon allein in ein oder zwei Tagen überfliegen könnte und sponn‘ recht größenwahnsinnig die Route immer weiter in den Norden.

April

Blauäugig betrachtet braucht man nur drei bis vier Tage von den Alpen bis zum nördlichen Ende Europas. Das könnte funktionieren! Ich habe dann immer noch massig Zeitpuffer übrig. Soweit die Theorie und mein Wissensstand zu diesem Zeitpunkt. Also überlegte ich mir zu allen Etappen, was man vor Ort unternehmen könnte.

Mai

Thomas, ein guter Freund der Familie kann von überall auf der Welt aus mobil arbeiten, ist verrückt genug und sagte mir spontan zu, mich zu begleiten. Das war eine große Erleichterung. Er würde alles auf Film festhalten. Das wäre in der Tat für mich allein zu viel Workload geworden. Er hat einige gute Kameras und könnte so diesen Wahnsinnstrip mit großartigen Bildern und Filmen dokumentieren. Gleichzeitig könnten wir uns so auch die nicht zu unterschätzenden Kosten teilen. Aber der wichtigste Grund war auch, dass zu zweit doch sowieso alles viel schöner ist.

Juni

Die Planungen nahmen immer mehr Gestalt an. Inzwischen war mir längst klar, warum nur relativ wenige Piloten so eine Flugreise machen. Aber viel mehr Sorgen als über die Spritversorgung, das Wetter und das liebe Geld machte ich mir über meine Freiheit. Noch war überall mehr oder weniger ein Lockdown und die Länder ließen niemanden rein .......noch nicht....

Juli

16.07.2020: Meine Reise begann in Augsburg unter miserablen Wetterbedingungen. Es regnete und der Wind kam auch ungünstig von vorn, aber das konnte meine Laune überhaupt nicht trüben. Denn erst am Vortag wurden endlich die Grenzen fast aller Länder in Skandinavien für einreisende Touristen geöffnet, Gott sei Dank. Punktlandung! Das erste Leg führte mich nach Bautzen zum Auftanken. Mit 50 Meter Breite war das eine beeindruckende Runway, hier sollte also eine Seitenwindlandung ganz gut gelingen. Auf diesem historischen ehemaligen Militärflugplatz waren früher die L39 Trainer stationiert, wie mir der freundliche Flugleiter erzählte, während er höchst persönlich meine Tanks befüllte. Danach war ich sein Versuchskaninchen, als er zum ersten Mal eine Zahlung über die App aerops entgegennahm. Es hatte alles wunderbar funktioniert. Ich verabschiedete mich genauso herzlich, wie ich empfangen wurde, nicht ohne noch alle möglichen guten Wünsche mit auf den Weg zu bekommen. Meine Tour erinnerte ihn an seine eigenen zurückliegenden Flugreisen und zauberte ihm ein Strahlen ins Gesicht, dass der Regen grad egal war. Und so flog ich weiter, zwar immer noch von den dunklen Wolken begleitet, aber bestens gelaunt, nach Mazury in Polen.

Ab jetzt brauchte jedes einzelne Leg ein Flugplan, da ich von einem Land ins nächste flog und in Finnland und Norwegen ist es sowieso auch inländisch Pflicht. Bei Grenzübertritt bin ich problemlos von FIS zur polnischen Fluginformation weitergeleitet worden und nach einem anfänglich holprigen Start ins Englische, funktionierte das Funken dann recht gut. Man darf sich auf keinen Fall durch das Gewirr von Militär Trainingsrouten abschrecken lassen, die sind ja schließlich nicht alle gleichzeitig aktiv. Kurz vorher sollte man aber schon noch ein letztes Mal die NOTAMs lesen, da die Gebiete tatsächlich täglich wechselnd „hot“ geschaltet werden. Ich schlängelte uns durch einen wettertechnisch fliegbaren Tunnel. Links und rechts türmten sich gewaltige Gewitterwolken auf. Gleichzeitig wurde ich über Funk immer wieder auf die Sperrzonen hingewiesen. Aber auf Grund des Wetters durfte ich dann mal an einer Mititärübungsstrecke kratzen. Nach der Landung entdeckte ich eine Gruppe von vielleicht 6 deutsch registrierten Fliegern. Ich wusste von einem befreundeten Inselflieger, dass sie ungefähr zur selben Zeit wie ich eine gemeinsame Tour hierher machten. Ich würde sie aber an diesem Tag nicht treffen, da sie gerade auf einem Tagesausflug nach Danzig waren. Das Team des Ground Handling ist super professionell, sehr freundlich und hilfsbereit. Und da meine Vorfahren zum Teil aus Polen stammen und ich ein paar wenige Wörter in ihrer Sprache kann, war schnell das Eis gebrochen. Und der natürlichen Distanz, Fremden gegenüber ließ ich gar keinen Raum. In unserem Gespräch, halb englisch, zum Teil mit Händen und Füßen und eben den wenigen Brocken Polnisch, erfuhr ich von Restaurant-Tps und möglichen Ausflugszielen, für die wir aber keine Zeit übrighatten.

In Mazury war unsere erste Übernachtung geplant und ich habe über Google maps das mir empfohlene wunderschöne Lokal zum Abendessen gefunden. Das an einem See gelegene „Mazuriana“ bot eine ausgezeichnete Küche und ist für unsere Verhältnisse unglaublich günstig. Ich kann den, durch die Bank weg positiven Bewertungen nur zustimmen. Günstig war im Übrigen auch die Ferienwohnung, von daher würde sich hier durchaus auch mal ein längerer Aufenthalt lohnen. Denn der Flug war mit rund 600 NM und fünfeinhalb Stunden doch auch anstrengend.

Ich bin in der glücklichen Lage, ein eigenes Flugzeug, eine Grumman AA5 Traveler zu besitzen. Ich habe es so geplant, dass meine Reise nach der 50 Stunden Kontrolle lag. Ich hatte also genug Flugzeit zur Verfügung bis zur 100 Stunden Wartung. In meiner Werft hatte ich in diesem Zuge auch gleich noch meine 12V Steckdose reparieren lassen, damit ich unterwegs eine Stromquelle zum Laden des Tablets und Handy habe, was sich von Anfang an als enorm wichtig herausgestellt hat. Und ehrlicherweise gab es mir auch die notwendige Sicherheit, weil ich wusste, dass vor dem Abflug nochmal der ganze Flieger von den Profis in Koblenz durchgecheckt wurde.

Am nächsten Morgen war das schlechte Wetter abgezogen, und nach dem der ganze Papierkram erledigt war, der am Flughafen beim Handling Service zu tun ist, traf ich - bei meinem Flugzeug angekommen – zufällig auf einen anderen Grumman-Piloten, der gerade seinen Flieger für die Weiterreise vorbereitete. Er hieß Jörg mit einem adligen Nachnamen plus einigen Titeln und kam aus Österreich. Wie sich heraus stellte, handelte es sich um ein Ferry Pilot, der das Flugzeug zu seinem Schweizer Besitzer bringen wollte, der wiederum gerade in Finnland verweilte. Er hatte aber dorthin nicht die gleiche Route wie ich geplant. Es ist natürlich immer schön, Gleichgesinnte zu treffen und überhaupt, im Ausland in der Muttersprache zu reden. Wir unterhielten uns sogar später im Funk noch weiter. Ein gutes Stück flogen wir ja zusammen. Mit gebührendem Abstand jeweils zur russischen Enklave Kaliningrad und auch zu Weißrussland war auch dieser Grenzübergang ansonsten unspektakulär. Hier trennten sich dann unsere Wege.