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Irgendwann musst du dich der Wahrheit stellen und auf dein Herz hören …
Jelena hat Zweifel, ob ihr Freund Holger noch der Junge ist, der ihr in der achten Klasse einen Regenschirm schenkte, oder doch nicht der Typ Mann, für den sie ihn hielt. Doch ist ein Überrachungsbesuch, um ihn zur Rede zu stellen, die richtige Idee?
Über booksnacks
Kennst du das auch? Die Straßenbahn kommt mal wieder nicht, du stehst gerade an oder sitzt im Wartezimmer und langweilst dich? Wie toll wäre es, da etwas Kurzweiliges lesen zu können. booksnacks liefert dir die Lösung: Knackige Kurzgeschichten für unterwegs und zuhause!
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Seitenzahl: 57
Liebe Leserin, lieber Leser,
wie schön, dass du dich für diesen booksnack entschieden hast! Wir möchten dich auch gar nicht lange aufhalten, denn sicher hibbelst du der folgenden Kurzgeschichte schon voller Freude entgegen.
Vorab möchten wir aber ganz kurz die wichtigsten Merkmale einer Kurzgeschichte in Erinnerung rufen:
Der Name ist Programm: Alle Kurzgeschichten haben ein gemeinsames Hauptmerkmal. Sie sind kurz.Kurz und knapp sind auch die Handlung und die erzählte Zeit (Zeitsprünge sind eher selten).Ganz nach dem Motto »Einleitungen werden total überbewertet« fallen Kurzgeschichten meist sofort mit der Tür ins Haus.Das zweite Motto lautet »Wer braucht schon ein Happy End?« Also bereite dich auf einen offenen Schluss und/oder eine Pointe am Ende der Geschichte vor. Das Geheimnis dahinter: Kurzgeschichten sollen dich zum Nachdenken anregen.Versuch deine Neugier zu zügeln, denn auch für die Beschreibung der Charaktere und Handlungsorte gilt »in der Kürze liegt die Würze«.Die Aussage des Textes ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Hier bist DU gefragt, um zwischen den Zeilen zu lesen und deine persönliche Botschaft aus der Geschichte zu ziehen.Jetzt bist du gewappnet für unseren literarischen Snack. Und findest du nicht auch, dass man diesen gleich noch mehr genießen kann, wenn man weiß was drin ist?
Viel Spaß beim Booksnacken wünscht dir
Dein booksnack-Team
Jelena hat Zweifel, ob ihr Freund Holger noch der Junge ist, der ihr in der achten Klasse einen Regenschirm schenkte, oder doch nicht der Typ Mann, für den sie ihn hielt. Doch ist ein Überraschungsbesuch, um ihn zur Rede zu stellen, die richtige Idee?
Erstausgabe Juli 2021
Copyright © 2021 booksnacks, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten
E-Book-ISBN: 978-3-96817-873-8 Hörbuch-ISBN: 978-3-96817-899-8
Covergestaltung: dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH unter Verwendung von Motiven von Shutterstock.com: © jesadaphorn, © Kate Kalita Korrektorat: Daniela Pusch
Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.
Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
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Jelena stand mit ihrer senfgelben Messenger-Bag auf dem Bahnsteig und hatte die Hände in ihren Manteltaschen zu Fäusten geballt, während eine S-Bahn nach der anderen an ihr vorbeisauste. Jede näherte sich wie eine gigantische Feuerraupe mit leuchtenden Augen aus dem dunklen Tunnel, hielt plötzlich an, ließ Scharen von Menschen aussteigen und diejenigen einsteigen, die geduldig auf dem Bahnsteig gewartet hatten, und dann glitten die Türen zu und sie nahm wieder Fahrt auf – ohne Jelena. Sie konnte sich nicht dazu überwinden, in einen der roten Wagen einzusteigen. Nicht weil sie Angst vor der Fahrt hatte, wie damals als kleines Mädchen als ihre Mutter sie im Kinderwagen mitgenommen hatte, sondern weil sie sich auf einmal unsicher war, ob dieser Überraschungsbesuch die richtige Entscheidung war.
„Schau mal, da kommt schon die S-Bahn!“ Ihre Mutter hatte mit dem Zeigefinger in Richtung des schwarzen, unterirdischen Lochs gedeutet und Jelena sich mit geballten Fäusten die Augen zugehalten. Noch heute mochte sie diese Haltestellen der Stuttgarter S-Bahn nicht. Die abgestandene Luft hier unten war mit den Körpergerüchen der Reisenden und dem Duft frischer Brezeln, die ein Stand neben Zeitschriften, Kaugummis und LTB-Büchern verkaufte, durchmischt. Holger liebte LTBs, sie waren das Einzige, was er las!
An einem Tag wie heute war es Jelena mehr denn je zuwider, unter der Erdoberfläche zu sein, das war doch nur was für Regenwürmer! Wären alle Menschen wie Jelena, gäbe es keine ausgeklügelten Tunnelsysteme – ach, nicht einmal das Rad wäre erfunden!
Eigentlich machte Jelena ihre Besorgungen am liebsten mit ihrem grünen Fahrrad, das aber seit gestern einen Platten hatte. Am Lenker war eine Klingel mit Blümchen, die ein Geschenk von Holger gewesen war, befestigt. Eines der vielen Geschenke, die er ihr gemacht hatte, weil er sie gut und seit über acht Jahren kannte. Sie waren sich an Jelenas Einschulungstag am Gymnasium das erste Mal begegnet und Holger, der damals in der achten Klasse war, hatte ihr seinen Regenschirm geschenkt, weil es in Strömen gegossen und Jelena keinen dabei gehabt hatte.
Jelena biss sich auf die Unterlippe, zog die kalten Hände aus den Manteltaschen und ließ sie frei neben ihren Oberschenkeln, die in einer hautengen Jeanshose steckten, baumeln. Ein pochender Schmerz durchzuckte immer wieder ihren Zeigefinger, um den ein Pflaster klebte, und ihr Unterbauch fühlte sich an, als kämpften dort hunderte von Schlangen, die immer wieder danebenbissen. Der Tag war verflixt! Am Morgen war ihre Pyjamahose versaut gewesen, weil sie eine Woche zu früh und flutartig ihre Periode bekommen hatte. Beim Brotabschneiden rutschte das (neulich von Holger) frisch gewetzte Messer aus und landete auf ihrem eben erwähnten Finger, und vor lauter Unruhe kippte sie einen Löffel Jodsalz anstelle von Zucker in ihren Kaffee. Holger hatte oft betont, es sei unsinnig, fast identische Behälter für Salz und Zucker zu verwenden, aber Jelena hatte ja nicht auf ihn gehört. Außerdem sahen die nur für Männer fast identisch aus! Die kleinen blauen Keramikschüsseln mit Deckel hatte Jelena mit ihrer Mutter auf einem Flohmarkt für acht Euro erworben und auf der einen waren kleine Gänseblümchen, auf der anderen gelbe Tulpen.
„Wollen Sie nicht einsteigen?“ Eine ältere Frau mit langen, graubraunen Haaren stand neben Jelena und sah sie verwundert an. „Oder ist das die falsche S-Bahn für Sie?“
Tatsächlich war eben die nächste Bahn eingefahren, nur war Jelena so sehr in Gedanken versunken gewesen, dass sie die Fahrgäste gar nicht bemerkt hatte, die sich inzwischen um sie scharten. Vielleicht war jede S-Bahn die falsche. Es war acht Uhr morgens und die Leute waren unterwegs zu ihren Arbeitsstätten. Nur Jelena nicht, sie war eigentlich fest entschlossen, Holger in seiner Wohnung mit dem hässlichen, orangefarbenen Linoleumfußboden zur Rede zu stellen!
„Ich will nicht einsteigen.“ Jelena bemühte sich, die Dame, so gut es ihr Gemütszustand zuließ, anzulächeln. Dann machte sie sich auf den Weg zur Rolltreppe. Sie ließ sich nach oben befördern, vorbei an Werbeplakaten für Ferienreisen und exquisite Kosmetik, und hasste sich wieder einmal selbst für ihre Feigheit! Noch nie im Leben hatte sie es geschafft, sich zu überwinden und etwas zielstrebig durchzuziehen! Sie hasste die eigene Vorsicht und Unterwürfigkeit, auch in ihrer Beziehung zu Holger. Mit der S-Bahn wären es nur noch vier Haltestellen bis nach Stuttgart-Zuffenhausen gewesen, von dort etwa zehn Gehminuten bis zu Holgers Wohnung im dritten Stock eines grauen Mehrfamilienhauses. Er wohnte seit zwei Monaten nicht mehr bei seiner Mutter, zu der er seit vielen Jahren ein schwieriges Verhältnis hatte.