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Kennen Sie das auch? Es zwickt und zwackt hier und dort, bestimmte Bewegungen schmerzen und Sie fühlen sich nicht mehr so fit wie früher? Das muss nicht sein! Mit Cupping-Physiotherapie, einer Kombination aus Schröpfen und faszienphysiotherapeutischen Techniken, können verfilzte Faszien und Verspannungen in Muskeln effektiv gelöst, Schmerzen gelindert und Bewegungseinschränkungen behoben werden. Die Physiotherapeutin und Faszienforscherin Gabriele Kiesling zeigt, wie Sie Cupping richtig anwenden, um Ihre Beschwerden gezielt zu bekämpfen – von Kopfschmerzen und Nackenverspannungen über Hüftprobleme bis hin zu Arthrose und Hallux valgus. Mit dieser neuartigen Selbstbehandlungsmethode zur Regeneration Ihres Fasziensystems können Sie dauerhaft beschwerdefrei leben.
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Gabriele Kiesling
SCHMERZFREI DURCH CUPPING
Gabriele Kiesling
SCHMERZFREI DURCH CUPPING
Durch modernes Schröpfen die Faszien lösen – mit über 90 Übungen
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de/ abrufbar.
Für Fragen und Anregungen
Wichtiger Hinweis
Dieses Buch ist für Lernzwecke gedacht. Es stellt keinen Ersatz für eine individuelle medizinische Beratung dar und sollte auch nicht als solcher benutzt werden. Wenn Sie medizinischen Rat einholen wollen, konsultieren Sie bitte einen qualifizierten Arzt. Der Verlag und die Autorin haften für keine nachteiligen Auswirkungen, die in einem direkten oder indirekten Zusammenhang mit den Informationen stehen, die in diesem Buch enthalten sind.
Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.
Originalausgabe
4. Auflage 20224
© 2020 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
Türkenstraße 89
80799 München
Tel.: 089 651285-0
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.
Redaktion: Simone Fischer
Umschlaggestaltung: Sonja Vallant
Umschlagabbildungen: Nils Schwarz
Fotos: alle Fotos von Nils Schwarz, außer S. 18 Robert Schleip/somatics, S. 175 Roswitha Kaster
Illustrationen: Gabriele Kiesling
Satz: Daniel Förster, Belgern
eBook: ePubMATIC.com
ISBN Print 978-3-7423-1213-6
ISBN E-Book (PDF) 978-3-7453-0882-2
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-7453-0883-9
Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter
www.riva-verlag.de
Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de
Vorwort
1 Fachwissen ist der erste Schritt zur Besserung
Woher kommen die Schmerzen?
Cupping und Physiotherapie – ideale Partner für Ihre Gesundheit
2 Cupping-Physiotherapie – was ist das?
Cupping hilft effektiv bei verfilzten Faszien
A Cupping a day keeps the doctor away
3 Zum Experten für den eigenen Körper werden
Werden Sie selbst aktiv
Faszientraining, Pilates, Yoga & Co. Eine gute Ergänzung?
Selbsttests – oder: Stellen Sie sich mit mir gemeinsam auf den Prüfstand
Was fehlt mir? Und was hilft?
Welcher Gewebetyp bin ich?
Die besten Cupping-Techniken
4 Cupping-Behandlung von Kopf bis Fuß
Kiefer, Kopf, Nacken und Halswirbelsäule
Schulter, Arme, Ellenbogen und Hände
Brustwirbelsäule und Brustkorb
Lendenwirbelsäule und Becken
Hüfte, Knie und Füße
Lassen Sie sich helfen: Behandlung durch einen Partner
Übungsverzeichnis
Quellen
Literaturverzeichnis
Dank
Über die Autorin
Schmerzfrei und beweglich werden durch eine neue, moderne Form des Schröpfens? Das und vieles mehr können Sie mit diesem Buch erreichen und dabei auch spannende Fachinhalte für Ihre Körpergesundheit erfahren.
Cupping ist viel mehr als nur Schröpfen. Meine Idee, zwei effektive Therapiemethoden zu der neuartigen Cupping-Physiotherapie zu verbinden, hat meine Faszien-Physiotherapie entscheidend revolutioniert. Endlich können Veränderungen in den Faszien selbsttätig mit einer Vielzahl gezielter Techniken behandelt werden – dazu gehören Unterdruck, Schub oder punktgenauer Druck.
Die kurze, aber überzeugende Erfolgsgeschichte meines neuen Therapieansatzes aus Cupping und Faszien-Physiotherapie liegt einerseits im Erfahrungsschatz der schulmedizinisch ausgerichteten Physiotherapie und andererseits im neuesten Wissen der internationalen Faszien-Forschung begründet. Auf beiden Feldern sind in der Vergangenheit signifikante Erfolge erzielt worden.1 Und nun kann das Beste aus beiden Welten mit meinen empirischen Anwendungserfahrungen kombiniert werden. Ich selbst habe bis zur Veröffentlichung dieses Buchs bereits zahlreiche Erfolge damit erreichen können. Gerade die Kombination meines jahrzehntelang bewährten Physiotherapie-Übungskonzepts und der von mir begründeten Faszien-Physiotherapie kann Ihnen ab jetzt einen wirksamen Weg zur erfolgreichen Selbstbehandlung Ihres Körpers weisen, und das bei zahlreichen Beschwerdebildern. Auch Experten wie Dr. Robert Schleip, Direktor der Fascia Research Group der Universität Ulm, sind davon überzeugt. Dr. Schleip bezeichnete die Kombinationsbehandlung mit den neuartigen Silikon-Cups einmal als in seinen Augen »eine der interessantesten und vielversprechendsten myofaszialen Behandlungsmethoden«, die er kennt.
Faszien verdienen unsere volle Aufmerksamkeit. Eine zentrale Erkenntnis dieses Ansatzes ist das Wohlweh. Faszien sollten sorgsam und mit Respekt behandelt werden. Sie sind Zweigstellen unseres Gehirns. Dieses Wissen hat schon der Heilkundige Andrew Still postuliert, auf den diese bahnbrechende Erkenntnis zurückgeht. Er war einer der Pioniere, die die Osteopathie bereits im Jahr 1899 mitbegründeten, und seine Aussage hat bis heute Gültigkeit.
Allerdings erachte ich nicht alle Empfehlungen der Faszientherapie für sinnvoll. In den letzten Jahren kamen äußerst schmerzhafte Faszien-Rolltherapien und extrem starke manuelle Behandlungsformen auf. Meiner Auffassung nach sind diese nicht besonders hilfreich. Schmerzen bedeuten stets Stress für die Faszien. Und Stress ist der Hauptverursacher faszialer Veränderungen. Daher ist der Schmerz unbedingt zu vermeiden.
Meine Devise lautet: »Wohlweh hilft heilen.« Das heißt, der Schmerz muss zwar zu spüren sein, aber nur so stark wie nötig. Denn exakt die Empfindung »Wohlweh« macht Ihnen bei der Selbsthandlung deutlich: Hier ist genau die richtige Stelle, das Epizentrum meiner Beschwerden. Ist dieser Wohlwehbereich gefunden, kann Heilung einsetzen. Auf einer Schmerzskala von 1 (fast nicht schmerzhaft) bis 10 (sehr schlimm) liegt der Wohlwehschmerz bei maximal 3. Diese zentrale Empfindung reguliert die faszialen Strukturen, erweitert Ihre Bewegungsmöglichkeiten und baut Fehlregulationen, wie falsche Bewegungsmuster, schnellstmöglich wieder ab. Das macht Ihren Körper spürbar leicht und geschmeidig. Das ist Ihr Ziel der Cupping-Physiotherapie!
Faszien sind schlau. Mit über 100 Millionen Sensoren spüren sie alles sehr gut auf, was auf unseren Körper einwirkt. Faszien sind wie unser sechster Sinn, ausgestattet mit Schmerzempfindlichkeit, Bewegungssteuerungsrezeptoren und Tiefensensibilität. Diese sind wichtig für eine angemessene körperliche Reaktion auf Störungen. Cupping plus Physiotherapie ist die moderne, zweckmäßige Methode der Faszien-Selbstbehandlung. Ich möchte Ihnen zeigen, wie das Verfahren genau funktioniert, damit auch Sie es nutzen und davon nachhaltig profitieren können.
Mit diesem Buch halten Sie somit eine neuartige, ausgewählte, erprobte, zeitgemäße und zielführende Selbstbehandlungsmethode in Händen, frei von modischen Trends, basierend auf qualifiziertem, physiotherapeutischem Fachwissen und moderner Faszienwissenschaft. Sie haben damit sowohl eine theoretische als auch eine praktische Hilfestellung zur Selbstbehandlung zur Hand. Doch bei allem, was Sie tun werden, bleiben Sie immer selbstkritisch, denn selbstverständlich ersetzt dieses Buch in Zweifelsfällen nicht einen Arztbesuch oder eine gezielte, individuelle Physiotherapie.
Viel Erfolg auf Ihrem ganz persönlichen Weg zu Heilung und Gesundheit!
Gabriele Kiesling
Die gute Nachricht ist: Verfilzte Faszien sind ein Leben lang regenerierbar. Das ist eine wesentliche und wundervolle Grundlage für Ihren Heilungserfolg. Im Gegensatz zu vielen anderen körperlichen Beschwerden, wie zum Beispiel Arthrose, haben Sie so die Möglichkeit, an der Gesundung Ihres Fasziensystems selbst aktiv mitzuwirken. Um das zu erreichen, sollten Sie sich zuvor einiges verdeutlichen.
Zunächst möchte ich Ihnen die wesentlichen Grundlagen vermitteln, die für Ihre Selbsteinschätzung der Beschwerden notwendig sind. Faszienschmerzen sind im Gegensatz zu Muskelschmerzen eher emotional spürbar. Doch was bedeutet das und wie erkennen Sie den Unterschied? Ein Schmerz in den Faszien wird oft als gemein, fies oder sogar hinterhältig beschrieben, also zusätzlich mit dem Ausdruck eines Gefühls belegt. Muskelschmerzen hingegen bekommen in aller Regel eher die Adjektive »dumpf«, »tief« oder »bohrend«.2 Schon diese Attribute zeigen, dass Faszienstörungen mit unseren Emotionen verbunden sind, dass sie uns sehr nahegehen. Ein Muskelschmerz wird gemeinhin auf anderer Ebene eingeordnet und eher sachlich erklärt. Er scheint uns ferner zu bleiben.
Stellen Sie sich eine Wurst vor, zum Beispiel eine Bratwurst. Faszien umhüllen die Muskeln wie die Wurstpelle den Wurstbrei. Nach meinen praktischen Erkenntnissen – und die Wissenschaft bestätigt das – entsteht der Schmerz, beispielsweise nach dem Sport, meist in der Wurstpelle und nicht im Wurstbrei. Muskeln haben kaum Schmerzempfänger. In den Faszien hingegen befinden sich, wie Sie bereits erfahren haben, mehr als 100 Millionen solcher Schmerzrezeptoren. Das Problem liegt also in der Pelle und wird als »Faszienkater« wahrgenommen. Einen Muskelkater, von dem bisher allgemein gesprochen wird, gibt es in diesem Sinne nicht.
Mit Schmerzen zu trainieren oder gar gegen die Schmerzen anzutrainieren, ist nicht ratsam, denn grundsätzlich gilt: Schmerzen sind in der Übungstherapie immer kontraproduktiv. Zuerst ist es daher wichtig, die Ursache in den Griff zu bekommen. Die Cupping-Physiotherapie, basierend auf meinem Fachwissen der Neuroorthopädie, hilft im ersten Schritt, schmerzfrei zu werden. Darüber hinaus sind Sie aber auch selbst gefragt und haben durch die Selbsttests (siehe ab Seite 32) die Chance, Ihren speziellen Problempunkt zu entlarven. Durch das Gesamtpaket von gezielten Schmerzentlastungslagerungen, Selbstzugübungen und Mobilisationen (siehe ab Seite 54), unterstützt durch den Einsatz von Cups, können Sie bald eine deutliche Schmerzreduktion erfahren. Erst ab diesem Moment erweitern Sie Ihr Übungskonzept schrittweise bis hin zum Krafttraining.
Mit Cupping und Physiotherapie vereinen sich zwei bewährte Methoden zu einer umfassenden, neuartigen Symbiosetherapie. Ursprünglich war Cupping nur das, was man Schröpfen nannte, da es die englische Bezeichnung dafür ist. Früher wurde das Schröpfen als nicht wissenschaftliche Methode zur Umstimmungsbehandlung eingesetzt. Nur mit Unterdruck – und teilweise blutig – wurde das Körpergewebe mithilfe von Gläsern oder Kunststoffbehältern – beide waren mit harten Rändern versehen – angesaugt. Die Markierungen blieben oft mit starken Verfärbungen wochenlang auf der Haut. Heutzutage ist es den Entwicklern der modernen Cups gelungen, eine gut anwendbare, nahezu ideale Cupping-Physiotherapie zu ermöglichen. Der flexible Rand und die Spitze der Cups sind entscheidend, um schonend, aber effektiv damit zu behandeln. Die Möglichkeiten, mit Unterdruck, Druck, Zug und Rotation zu arbeiten, stellen ebenfalls Meilensteine in der Faszienbehandlung und Faszienselbstbehandlung dar. Physiotherapie kombiniert mit Cupping bietet damit die Chance, die ganze, große Klaviatur zu spielen: von der Wirbelsäulen- und Gelenkoptimierung über die Lösung myofaszialer Veränderungen und der Schmerzreduktion bis hin zu Bewegungserweiterung.
Cups sind aus Biosilikon gefertigte Hohlgefäße, versehen mit einem spezifischen, der Dreidimensionalität des Fasziengewebes entsprechenden, anschmiegsamen Rand.
Die Cupping-Physiotherapie ermöglicht eine Ganzkörperbehandlung. Sie wirkt von außen angewendet auf Ihren gesamten Körper und ebenso auf das Körperinnere. Stellen Sie sich die äußere Faszienumhüllung Ihres Körpers wie einen Taucheranzug vor. An diesem können zahlreiche Einengungen, Verklebungen oder Verfilzungen vorhanden sein, was nachteilige Konsequenzen für Ihr Körperinneres hat. Die Folge äußerer faszialer Veränderungen können Bewegungseinschränkungen, Organbelastungen oder myofasziale Dysfunktionen, also Schmerzen oder funktionelle Störungen im Bewegungsapparat, bei denen der auslösende Faktor in der muskelumhüllenden Struktur liegt, sein. Mit den Cups machen Sie Ihren Faszien-Taucheranzug wieder zu einer geschmeidigen Hülle, die Ihnen die Bewegungsfreiheit verschafft, die Sie brauchen. Die gezielten physiotherapeutisch bewährten Übungen, die auf dieses Ziel ausgerichtet sind, bringen Sie wieder ins Lot. Auch Ihren körperinneren Faszien wird dann mehr Elastizität und Leichtigkeit zuteil. Dadurch erlangen Sie wieder eine wohltuende Beweglichkeit und schlussendlich mehr Schmerzfreiheit.
Um die Erfolge der Cupping-Physiotherapie wirklich zu spüren, brauchen Sie eigentlich nicht mehr als etwas Geduld und Beharrlichkeit. Sie wissen ja: Faszien sind ein Leben lang regenerationsfähig. Und Sie selbst können daran effektiv mitarbeiten. Mit dem richtigen individuellen Konzept beschleunigen Sie die Regeneration nachhaltig. Durch regelmäßiges Cupping, am besten fünfmal pro Woche, werden Sie Ihren Faszien neue Spannkraft verschaffen. Sie werden diesen Effekt schon nach etwa fünf Monaten Selbstbehandlung beim Griff in das Fasziengewebe am Arm oder Rücken deutlich ausmachen können. Nach sieben Monaten wird sich Ihre gesamte Faszienstruktur im Körper nachvollziehbar verjüngt und erneuert haben. Das belegen wissenschaftliche Studien und meine Erfahrung in der Anwendung bei Patienten eindeutig.
Bauen Sie sich eine Faszienrolle. Dazu stecken Sie die Hohlräume der großen Cups fest zusammen.
Cupping to go: Nehmen Sie Ihre Lieblingscups doch einfach mit. Immer wieder entstehen im Alltag Warte situationen, die Sie für eine Selbstbehandlung nutzen können. Mittels eines Karabiner hakens befestigen Sie einen oder zwei Cups an Ihrem Schüsselbund. Dafür wird der Cup am oberen Rand vorsichtig durchbohrt. Befestigen Sie ihn mit einer kleinen Unterlegscheibe von innen, das sorgt dafür, dass keine Luft entweicht. Im Nu ist Ihr Cup für Sie bereit.
Myofasziale Triggerpunkte wurden schon vor etwa sechs Jahrzehnten von der Wissenschaft entdeckt und beschrieben. Die US-amerikanischen Autoren Dr. Janet Travell und Dr. David Simons entwickelten in den 1950er-Jahren ganz konkret und detailliert ihre Methode zur Lokalisation und Therapie dieser Bereiche. Damals lösten sie allerdings Triggerpunkte durch starken Fingerdruck oder eine Injektion und stellten anschließend eine spontane Schmerzverbesserung fest.3 Ich habe dieses Fachwissen genutzt und die Methode physiotherapeutisch weiterentwickelt.
Viele Triggerpunkte Ihres Körpers sind durch eine punktuelle Schmerzempfindlichkeit mit Ausstrahlungen in angrenzende Bereiche gekennzeichnet. Mit den Cupping-Techniken können Sie die myofaszialen Triggerpunkte selbst lösen. Wie das genau geht, werden Sie im Anwendungsteil dieses Buch erkennen und erlernen (siehe ab Seite 44). Faszienbänder sind eher strichförmig verlaufende Schmerzbereiche. Meist können sie durch das Aufzeigen des genauen Schmerzverlaufs mit den eigenen Fingern angezeigt werden. »Hier ganz genau zieht es mir fies entlang«, lautet der sehr treffende Kommentar eines meiner Patienten dazu.
Stephen Typaldos entwickelte bereits vor 20 Jahren so das Faszien-Distorsionsmodell (FDM)4 und nannte die linearen Schmerzlinien, die er empirisch erkannte, pauschal Triggerbänder. Ich bezeichne diese heute als Faszienbänder, weil ich das als treffender empfinde. Diese Bänder verlaufen anatomisch beschrieben etwas anders als von Typaldos beschrieben und sind eng mit den Fasziensepten, also den Trennwänden der Faszien, verbunden. Ganz individuell und aufgrund von Bewegungsstereotypen und -gewohnheiten verfilzen sich die Faszienbänder. Die Cupping-Physiotherapie vermag sie mit verschiedenen darauf gezielt ausgerichteten Techniken wieder zu lösen.
Gesamtschau aller Triggerpunkte und Faszienbänder
»Die Form folgt immer der Funktion (FFF)«, sagt ein Lehrsatz, den die Architekten kennen. Das gilt auch für die Faszien-Architektur. So wird ein langjähriger passionierter Reiter eher im Innenschenkel (Adduktorenbereich) die typischen verfilzten Faszienbänder aufweisen als ein Stubenhocker. Und ein Nerd, der viel Zeit am Schreibtisch und am Computer verbringt, hat ein stärkeres Faszienband am Unterarm als eine Hausfrau, die ihren Tag für die Führung ihres Haushalts aufwendet und körperlich verschiedenste Tätigkeiten ausführt.
Bitte vergegenwärtigen Sie sich mithilfe der Abbildungen auf Seite 16, dass es in unserem Körper zwei unterschiedliche Arten von Muskeln gibt: Haltemuskeln (dunkelblau) und Bewegungsmuskeln (hellblau). Die Haltemuskeln bewirken die Körperaufrichtung, sind sehr kräftig und neigen bei Überanstrengung zu Verkürzungen. Eine Folge dieser Verkürzung kann eine Kraftlosigkeit in den Bewegungsmuskeln sein. Daher sollten Sie immer darauf achten, dass Ihre Haltemuskeln ihre Solllänge (siehe Selbsttests ab Seite 32) behalten und die Bewegungsmuskeln kräftig bleiben. So werden Sie Ihre Wirbelsäule, Ihre Gelenke und die Bewegungssteuerung Ihres Körpers nachhaltig entlasten.
Eine geschmeidige Faszienstruktur kann sich selbst um 65 Prozent erweitern, eine verfilzte schafft bestenfalls noch die Hälfte davon. Eine fasziale Verfilzung bedeutet massive Einschränkungen für den gesamten Bewegungsapparat. Die Faszien senden entsprechende negative Botschaften ans Gehirn, das Gehirn wiederum erkennt und bewertet diese Informationen. Im Zweifelsfall und zur Vorsicht vor weiteren Verschlechterungen wird die Beweglichkeit noch weiter minimiert.
Um jedoch eine optimale fasziale Beweglichkeit zu erreichen, wird zunächst mechanisch die Verbackung der Faszien mit Cupping gelöst und verbessert. Dadurch verändert sich auch die Muskelarbeit positiv. Das Gehirn reagiert daraufhin mit Gelassenheit und erlaubt eine weitere Lösung der faszialen Strukturen. So kann sich die Bewegung wieder normalisieren. Um Gehirn, Faszie und Muskel im Dreiklang zu halten, stehen verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl:
Die Abbildungen zeigen tonische (dunkelblau) und phasische (hellblau) myofasziale Strukturen. In der Regel neigen die tonischen Muskeln zur Verkürzung und sollten zunächst auf ihre Solllänge gedehnt werden, bevor die Kräftigung der phasischen Muskeln erfolgt.
Bewegungserweiternde, schmerzfreie Übungen
aus der Cupping-Physiotherapie zur Lösung der myofaszialen Strukturen. Diese Übungen müssen sehr exakt ausgeführt werden, helfen dann aber besonders effizient.
Federnde dreidimensionale Übungen,
idealerweise ausgeführt auf flexiblen Unterlagen.
Neurokognitives Training
, das heißt, es sollte mit Begeisterung und variantenreich geübt werden, statt stumpfsinnig immer wieder dieselben Trainingseinheiten auszuführen. Das Ergebnis: Solche Trainingseinheiten werden durch die Ausschüttung von Dopamin gestützt und sind fürs Gehirn, Ihre Zuversicht und Ihre gute Laune ideal und wirken damit effektiver. Mit Freude und Neugier das Neue ausprobieren, das ist in diesem Fall die Aufforderung an Sie. Also raus aus den alten Bewegungsmustern und hin zu neuen, verheißungsvollen Ufern, die Freude machen und die Sie nicht mehr missen wollen.
In den vergangenen zehn Jahren hat sich das Wissen über Faszien erstaunlich erweitert und ist immer fundierter geworden. Spätestens seit dem ersten internationalen Faszien-Forschungskongress in Boston 2007 sind Faszien ins Blickfeld des Interesses der Medizin, der Medien und des Gesundheitswesens gerückt. Die deutsche Fascia Research Group der Universität Ulm unter der Federführung von Dr. Robert Schleip hat die bahnbrechenden neuen Erkenntnisse in die Forschung aufgenommen und beschrieben. Einen wesentlichen Fortschritt für das Verständnis über Faszienanatomie und -physiologie erzielten auch Frau Prof. Carla Stecco aus Padua, Herr Dr. Jean-Claude Guimberteau aus Frankreich und Frau Prof. Helene Langevin aus den USA.5
Ebenso ist die moderne bildgebende und hochauflösende Ultraschalldiagnostik als sehr hilfreich zur Erkennung der Faszienfunktion und -bewegung hinzugekommen. Nicht zu vergessen bei allem Wissenschaftsfortschritt sind ebenfalls die bewährten Techniken der Bindegewebsmassage, des Rolfings und der Triggerpunktlehre. All das sowie meine eigenen empirischen Erprobungen und praktischen Erfahrungen mit myofaszialer Behandlung seit über 40 Jahren führten schlussendlich zur Cupping-Physiotherapie. Zu guter Letzt ist das Wissen um die Wirksamkeit der unterschiedlichen und äußerst vielfältigen Behandlungsmöglichkeiten mit den Cups, wie Unterdruck und Druck im Fasziengewebe, für mich überzeugend und stimmig geworden.
Dr. Robert Schleip demonstriert am Tensegrity-Modell die Spannungen und das Zusammenwirken des Fasziengewebes.
Ab 2017 war ein regelrechter »Faszienhype« im Gange. Plötzlich redeten alle über Faszien – die, die etwas davon verstanden, aber leider auch viele andere. Schnell sprang die Industrie mit teilweise unsäglichen und überflüssigen Gerätschaften auf diesen Trend auf. Ganz flott waren auch allerorts neuen Faszienpäpste am Start. Alles, was nur irgendwie zu diesem Thema vermarktbar war, kam in den Handel. Die Krönung war für mich die »Faszienkopfwäsche«, die ich bei einem Friseur angeboten bekam. Trotz dieser vielen Übertreibungen stimmt nach wie vor der Satz »Wer heilt, hat recht«. In einer Entwicklung sind immer viele Überlegungen nötig, auch die, die sich am Ende nicht als zielführend erweisen. Missgriffe kommen vor und haben auch ihre gewisse Berechtigung, vorausgesetzt, sie führen am Ende zur nächsten, besseren Entwicklungsstufe. Oder wie der Biologe Jakob von Uexküll bereits vor 100 Jahren sagte: »Die Wahrheit von heute ist der Irrtum von morgen!«
EXPERTENTIPP
Faszienfachwissen schnell verstehen
Ihr Ziel ist jetzt klar formuliert: Am Ende soll aus Ihrer verfilzten Fazienstruktur eine gesunde, elastische und gelöste geworden sein. Um dahin zu kommen, sollten Sie vorab noch etwas Theoretisches über das Wesen der Faszien lesen.
Faszien sind unser wichtigstes Sinnesorgan, der sogenannte sechste Sinn. Bereits über 100 Millionen Fasziensensoren sind entdeckt und wissenschaftlich erkannt worden.6Faszien haben eine sehr spezielle Architektur aus kollagenen und elastischen Anteilen.Das durchschnittliche Gewicht der Faszien beträgt bezogen auf einen 60 Kilogramm schweren Menschen 20 Kilogramm. Sie machen also circa ein Drittel unseres Körpergewichts aus.Faszien umhüllen uns ganz und gar, wie ein Taucheranzug. Äußerlich und innerlich durchziehen sie auch die Organe und das Gehirn, Knochen, Muskeln und viele weitere Bereiche.Faszien mögen keinen Stress.Sie lieben basenüberschüssige Ernährung.Faszien können sich binnen sieben Monaten regenerieren.Möglicherweise haben Sie schon einmal im Internet die abschreckenden Bilder, die beim oder nach dem Schröpfen gemacht wurden, gesehen. Glauben Sie, auch Cupping müsste extrem unangenehm sein? Vielleicht haben Sie in einer unsachgemäßen Behandlung mit Schröpfgläsern gespürt, wie weh das tun kann und welche Spuren es hinterlässt? Das muss nicht sein! Cupping-Physiotherapie hilft heilen, tut eher »wohlweh« und hinterlässt keine Spuren am Körper.
Mein Osteopathie-Lehrer sagte stets: »Schmerzfreiheit heißt nicht Befundfreiheit, also keine Schmerzen zu spüren, heißt nicht automatisch, dass alles in Ordnung ist.« Das hat mich damals erstaunt und zunächst irritiert. Erst im Laufe meiner Arbeit am Patienten erkannte ich die tiefe Wahrheit dieser Aussage. Denn es gibt unendlich viel Zusammenhängendes, viele fasziale Verknüpfungen in unserem Körper, die uns nicht unmittelbar bewusst, die aber trotzdem vorhanden sind.
Denken Sie nur an Schon- und Ausweichbewegungen als instinktive Erste-Hilfe-Reaktionen bei körperlichen Störungen. »Warum behandeln Sie mich am Nacken, mir tut doch der Ellenbogen weh?« Das werde ich so manches Mal in der Therapie gefragt. Der Zusammenhang, der zwischen beiden Körperstellen existiert, wird dem Patienten klar, wenn er spürt, dass die Nackenpartie mindestens so empfindlich ist wie sein Ellenbogen. Das war ihm zuvor so nicht bewusst gewesen. Vielleicht sitzen Sie gerade mit Ihrem Buch gut auf einem Stuhl oder in einem bequemen Sessel und spüren keinerlei Schmerzen. Dann streichen Sie sich doch bitte mit etwas Druck einmal seitlich Ihres Oberschenkels entlang, quasi an der Hosennaht vorbei. Nun streichen Sie noch etwas kräftiger durch das Körpergewebe, auf und ab. Was spüren Sie? Huch, das tut Ihnen da plötzlich ganz schön weh? Richtig? Eben hatten Sie doch noch den Eindruck, es sei alles im Lot! Was ist denn das jetzt?
Das sind verklebte, verfilzte Faszien. Im Laufe der Zeit, bedingt durch Bewegungsstereotype wie beispielsweise das Übereinanderschlagen der Beine immer zu einer Seite, die Fehlbelastungen von Stand- und Spielbein oder auch durch Schonhaltungen wegen Knie- und Hüftbeschwerden, kann es sein, dass sich die seitliche Haltefaszie am Oberschenkel sehr stark angestrengt hat und dadurch zu fest geworden ist. Schon allein das Drücken aufs Gewebe mit den Händen würde dieser Struktur etwas Lösung verschaffen. Ein viel gezielteres Vorgehen wäre jedoch, mit einem Cup zu arbeiten, wie ich es an anderer Stelle im Buch (siehe Seite 44) beschreibe. Mit dieser Technik können Sie alle Verklebungen gezielt und systematisch auflösen. Sie werden anschließend ein wunderbar leichtes Gefühl empfinden und bekommen die Gewissheit, eine Art Körperreparatur vorgenommen zu haben. Sie haben sich selbst wirksam behandelt. Nicht nur der Merksatz meines Lehrers wird jetzt plausibel, sondern Sie können auf diese Weise zukünftig zu Ihrem eigenen Körperdetektiv werden. Denn Sie selbst erspüren die richtige Stelle für Ihre Behandlung am besten, entscheiden sich nur noch für die passende Methode und wählen die richtige Dosierung von Druck und Wiederholung aus. In der Faszienselbstbehandlung ist weniger oft mehr, nicht zuletzt, weil die Cupping-Physiotherapie sehr effektiv ist. Fangen Sie bitte langsam und vorsichtig an. Führen Sie die neue Methode am besten wie die Profis in diesem Buch aus. Verlassen Sie sich auf Ihre Körperreaktionen. Diese zeigen Ihnen dann immer, was möglich und sinnvoll ist und wie der nächste Schritt aussehen sollte. Ich zeige Ihnen im Folgenden, wie das geht.
Viele Arztbesuche basieren auf einer Unsicherheit von Patienten in Bezug auf ihre körperlichen Beschwerden. Dabei könnten Sie durch eine genaue Beobachtung schon vieles selbst herausfinden. Haben Sie ruhig Vertrauen in sich selbst und Ihren Körper. Ist das Ziehen im Nacken wirklich schon ein Grund, sich Sorgen zu machen? Was könnten Sie erst einmal selbst tun? Nicht immer ist sofort die Einnahme von Medikamenten ratsam und vonnöten.
Stellen Sie sich zunächst die sechs klärenden W-Fragen:
Wo genau tut es mir weh?
Wie fühlt sich der Schmerz an?
Wie stark ist der Schmerz (auf einer Skala von 1 für kaum bis 10 für furchtbar)?
Seit wann ist das so?
Was lindert den Schmerz?
Was verstärkt ihn?
Ein Beispiel dazu: Sie waren vorgestern eine Stunde lang mit dem Aufhängen von Gardinen beschäftigt. Heute haben Sie auf beiden Seiten gemeine Nackenschmerzen, auf unserer Skala würden Sie sich ungefähr bei 6 einordnen. Machen Sie den Armtest und heben Sie beide Arme an, so weit, wie Sie können. Verstärkt sich der Schmerz? In Ruhe, mit herabhängenden Armen, geht es Ihnen ganz gut und Sie spüren nur wenig? Die Vermutung: Sie haben sich wahrscheinlich einen Faszienkater nach der ungewohnten Arbeit zugezogen. Lassen Sie sich in diesem Fall von einem Partner eine Cupping-Behandlung im Schulter-Nacken-Bereich geben (siehe Seite 81).
FALLBEISPIEL
Gut zu Therapeutenhänden
Eine 50-jährige Shiatsu-Masseurin bat mich um meine Einschätzung ihres Problems. Sie hatte in beiden Händen berufsbedingt starke Ruheschmerzen, auf der speziellen VAS-Schmerzskala lag sie bei acht von zehn Punkten, also sehr hoch. Während ihrer Arbeit ging es ihr ganz gut, aber abends setzten dann sehr starke, ziehende Verkrampfungsschmerzen ein. Auch morgens dauerte es mindestens 30 bis 45 Minuten – sie hatte einen echten Anlaufschmerz –, bis sie ihre Hände schmerzfreier bewegen konnte. Einreibungen und Handbäder halfen ihr nicht wirklich. Ärztlicherseits wurde ihr eine Operation des Karpaltunnels empfohlen. Sie hatte aber Sorge, danach nicht mehr weiterarbeiten zu können. Ich empfahl ihr dringend, Ruhe zu bewahren und mit der Cupping-Physiotherapie der Hände und Unterarme zu beginnen.
Erstaunt stellte sie dabei fest, wie stark doch ihre Hand und Fingerbeugemuskeln verkürzt waren. Offensichtlich hatte ihre Trainingsform des Stretchings darauf keinen Erfolg gehabt. Danach änderten wir die Strategie und sie führte regelmäßig fünfmal die Woche ein auf sie abgestimmtes Myofaszialstretching durch. Vor allem bearbeitete sie gezielt mit kleinen und großen Cups in mittlerer Stärke die Triggerbänder der Arme, die Daumen- und Unterarmtriggerpunkte sowie auch großflächig die betroffenen Arme selbst. Und siehe da: Bereits nach drei Wochen waren die Anlaufschmerzen gänzlich verschwunden und die Ruheschmerzen auf ein sehr erträgliches Maß reduziert, nämlich auf 2 bis 3 auf der VAS-Skala. Ein überzeugender Grund für sie, mit Freude weiterzuarbeiten. Heute weiß sie aus eigener Erfahrung, wie gut sie selbst mit der neuen Therapie ihren Händen helfen kann. Gerne spricht sie mit ihren Kunden über ihre neuen Selbsterfahrungen und empfiehlt sie weiter – frei nach dem Motto »Tue Gutes und rede darüber«.
Unterstützend beim Cupping wirken schmerzreduzierende Salben. Nach zwei Tagen werden Sie wahrscheinlich merken, dass ein Arztbesuch nicht nötig ist und Sie schon wieder einigermaßen in Form sind. Was ist passiert? Sie haben sich durch Ihr Wissen und Handeln und mithilfe der Cups selbstwirksam geholfen. Sie haben – die Schmerzreduktion ist der Beweis – die richtige Idee und die erfolgreiche Behandlungsform für sich gefunden.
Sollten Sie akute Schmerzen haben, rate ich zunächst einmal zu einer Entlastungslagerung oder -haltung, um Ruhe ins Schmerzgeschehen zu bringen. Eine solche Lagerung (siehe Seite 160) ist unter anderem eine Wohltat für Lendenwirbelsäule, Becken und Gesäß. Wenden Sie erst später, im Anschluss daran, Mobilisationsübungen (siehe ab Seite 121) an, denn vielleicht hat sich nur eine Kleinigkeit festgesetzt und Sie können sie damit auflösen.
In einem Akutfall sollten Sie mit dem Cup am besten im Sinne einer Probebehandlung arbeiten. Wählen Sie den leichten, gelben Cup und behandeln Sie sich anfangs wirklich nur für kurze Zeit. Falls es Ihnen im Weiteren besser geht, können Sie Ihre Selbstbehandlung intensivieren. Führen Sie myofasziale Dehnungen (siehe Seite 131) aus und verwenden Sie bald einen stärkeren, orangefarbenen Cup sowie eine andere Technik (siehe ab Seite 45), was Ihnen nochmals Fortschritte bringen wird. Denken Sie dabei stets daran: Im akuten Fall ist weniger immer mehr. Lieber die Sache vorsichtig angehen und gezielt ausführen, als sich gleich den harten Cup für zu lange Anwendungsdauer zu verordnen.
Cupping zeigt bei richtiger Anwendung wunderbare Erfolge. Die Restgefahr für Fehler und Misserfolge kann minimiert werden oder ist auszuschließen, wenn Sie Folgendes beachten: Cuppen Sie ...
keine offenen Wunden oder verletzte Hautpartien,
keine Dornfortsätze der Wirbelsäule,
nicht unmittelbar auf Knochen,
auch nicht auf Lymphknoten, Brustwarzen, Geschlechtsorganen, After oder Augen.
EXPERTENTIPP
Die richtige Medikation
Früher sagte man: »Was weh tut, tut auch gut.« Oder: »Das halte ich doch aus.« Aus meiner Erfahrung ist es besser, unverzüglich eine begleitende Schmerzmedikation zu beginnen. Zwei bis drei Tage lang können Sie ein frei verkäufliches Schmerzmittel einnehmen. Das ist meist sinnvoller, als den Schmerzstress auszuhalten, die Schmerzrezeptoren auf Volltouren zu bringen und so den Schmerz stärker werden zu lassen. Auch Ihr Schmerzgedächtnis im Gehirn wird Ihnen dankbar für die rasche Hilfe sein, den Schmerz nicht überbewerten und ihn wieder vergessen.
Ein vorrangiges Ziel der Cupping-Physiotherapie ist, im Anschluss an die Schmerzbeseitigung, die Bewegungserweiterung, sprich die Verbesserung der aktuellen Bewegungsfähigkeit. Es wäre doch wundervoll, wenn Sie sich wieder fast so wie früher bewegen könnten. Das können Sie erreichen.
Beobachten Sie sich dafür erst einmal kritisch selbst oder befragen Sie Ihren Partner oder Ihre Partnerin nach Ihrer Haltung und Bewegung im Alltag. So erfahren Sie, von außen betrachtet, welche Bewegungsgewohnheiten Sie haben. Im Laufe Ihres Lebens werden Sie fast unmerklich eine Reihe von Bewegungseinschränkungen ausbilden. In der Regel geschieht das im Sinne eines Beugemusters. Der Oberkörper neigt sich vor, die Hüften verlieren ihre Streckfähigkeit, der Blick ist zum Boden gerichtet, das Schrittmaß verringert. Das können Sie verhindern, indem Sie sich rechtzeitig entscheiden, wieder in die Aufrichtung zu kommen. Ihre Faszien lieben die Körperstreckung.
Wann hingen Sie zum Beispiel das letzte Mal an einer Kletterstange? Wann sind Sie das letzte Mal katzenartig und auf leisen Sohlen geschlichen? Und wann zum letzten Mal gehüpft? Verdammt lang her? Was hindert Sie daran, es mal wieder zu versuchen?
Cupping-Physiotherapie kann Sie wieder in Form bringen. Sie lernen mit dieser neuen Methode, sich Ihrem Alter entsprechend gut gelöst und geschmeidig zu bewegen sowie sich dadurch immer weiter von faszialen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen zu verabschieden. Wie heißt es mittlerweile so schön: 60 ist das neue 50, 70 das neue 60. Sie haben also allen Grund zum Optimismus.
Ein bewusst gesetzter Anfang ist ein guter Anfang. In einer entspannten Gemütslage, im Urlaub oder bei einer kleinen Auszeit können Sie sich wahrscheinlich am besten auf die Übungen konzentrieren. Ein guter Startzeitpunkt für die Cupping-Physiotherapie! Ich empfehle kleine Schritte. Eine Bewegungsverbesserung kann schon mit der Vermeidung von minimalen einseitigen Fehlhaltungen beginnen. Die erwähnten Selbstbeobachtungen sind dabei wertvoll. Achten Sie einfach mal wieder mehr auf sich und bringen Sie sich immer wieder in die richtige Position, wenn Sie merken, dass Sie wieder in alte Gewohnheiten verfallen. Das Übereinanderschlagen der Beine, eine ungute Sitzposition oder das oben beschriebene Beugemuster sollten vermieden werden – sobald Sie sich dabei beobachten, können Sie kleine Startübungen aus dem umfangreichen Körperprogramm ausführen.
EXPERTENTIPP
Bio-Basenfasten plus Faszien-Physiotherapie
Wenn Sie wirklich erfolgreich sein wollen, sollten Sie zusätzlich auf eine ausgewogene Ernährung mit einer guten Bilanz aus basenüberschüssigen Nahrungsmitteln achten. Die Kombination aus Bio-Basen-fasten (BBF) und Faszien-Physiotherapie entwickle ich seit einigen Jahren in Zusammenarbeit mit dem Biohotel Daberer in Kärnten. Dort begleite ich wochenweise Hotelgäste. Meine Untersuchungen haben gezeigt: Schon nach sechs Tagen verspürten alle Teilnehmer eine deutliche Schmerzreduktion sowie eine Bewegungserweiterung.