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Erleben Sie eine exklusive Kurzgeschichte von Thrillerspezialist Simon Kernick: schnell, hart, gnadenlos!
Wer seine Schulden nicht begleicht, muss büßen. So zumindest sieht es die Londoner Unterweltgröße Jim „The Crim“. „The Crim“ kennt keinen Spaß: Wer nicht liefert, zahlt mit dem, was er hat – und seien es seine Finger. Das Problem ist, dass „The Crim“ dieses Mal bei dir vorspricht. Dein Cousin Kevin hat Schulden beim Pokern gemacht, und Kevin ist verschwunden. Aber Schulden sind Schulden. Deswegen kassiert „The Crim“ erst einmal dein neues Auto ein. Aber damit geht er zu weit – zumindest deiner Meinung nach. Du musst über 30.000 Pfund auftreiben, du hast nur ein paar Stunden Zeit, die Londoner Unterwelt beobachtet jeden deiner Schritte. Außerdem willst du deinen Wagen zurück. Du musst schnell sein, sehr schnell – sonst wirst du bluten …
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Seitenzahl: 62
ZUM BUCH
Wer seine Schulden nicht begleicht, muss büßen. So zumindest sieht es die Londoner Unterweltgröße Jim »The Crim«. »The Crim« kennt keinen Spaß: Wer nicht liefert, zahlt mit dem, was er hat – und seien es seine Finger. Das Problem ist, dass »The Crim« dieses Mal bei dir vorspricht. Dein Cousin Kevin hat Schulden beim Pokern gemacht, und Kevin ist verschwunden. Aber Schulden sind Schulden. Deswegen kassiert »The Crim« erst einmal dein neues Auto ein. Damit geht er zu weit – zumindest deiner Meinung nach. Du musst über 30.000 Pfund auftreiben, du hast nur ein paar Stunden Zeit, die Londoner Unterwelt beobachtet jeden deiner Schritte. Außerdem willst du deinen Wagen zurück. Du musst schnell sein, sehr schnell – sonst wirst du bluten …
ZUM AUTOR
Simon Kernick, 1966 geboren, lebt in der Nähe von London und hat zwei Kinder. Die Authentizität seiner Romane ist seiner intensiven Recherche zu verdanken. Im Laufe der Jahre hat er eine außergewöhnlich lange Liste von Kontakten zur Polizei aufgebaut. Sie umfasst erfahrene Beamte der Special Branch, der National Crime Squad (heute SOCA) und der Anti-Terror-Abteilung. Mit Gnadenlos(Relentless) gelang ihm international der Durchbruch, mittlerweile zählt er in Großbritannien zu den erfolgreichsten Thrillerautoren und wurde für mehrere Awards nominiert. Seine Bücher sind in dreizehn Sprachen erschienen. Mehr Infos zum Autor hier.
SIMON KERNICK
SCHULD UND BLUT
Aus dem Englischen
von Gunter Blank
WILHELM HEYNE VERLAG
MÜNCHEN
Einführung
Ich schreibe nur selten Kurzgeschichten, aber Ende 2005 trat BMW mit der Bitte an mich heran, ob ich nicht einen Kurzkrimi schreiben könne, bei dem einer ihrer Wagen im Mittelpunkt stünde. Die Story würde zusammen mit denen dreier anderer Krimi-Autoren auf der BMW-Website veröffentlicht werden. Obwohl ich gerade erst meinen Roman Gnadenlos beendet hatte, sagte ich sofort zu. Es war eine interessante Herausforderung, und ich dachte, es würde Spaß machen, eine Geschichte zu schreiben, die auch Stoff zum Schmunzeln bietet.
Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht mehr genau, wie die Original-Idee zu Schuld und Blut entstanden ist, aber ich schrieb die Story in drei Tagen herunter und genoss jeden Augenblick. (Was bedauerlicherweise nicht sehr oft vorkommt.) Und groß lektoriert werden musste sie am Ende auch nicht.
Schuld und Blut landete wie verabredet auf der Website von BMW, zudem wurde sie an die Abonnenten des BMW-Magazins in aller Welt verschickt. Das liegt jetzt lange zurück, seit sechs Jahren ist nichts mehr mit der Story passiert. Vor Kurzem habe ich sie noch einmal gelesen, hauptsächlich weil ich mich selbst fragte, worum es eigentlich ging, und war beinahe überrascht festzustellen, dass ich sie nach wie vor gut fand. Sie erinnerte mich an den Stil meiner frühen Bücher und weckte nostalgische Gefühle in mir. Deshalb dachte ich, dass es eine hübsche Idee wäre, die Story noch einmal herauszubringen, damit ihr, meine Leser da draußen, sie endlich lesen könnt. Ich hoffe, dass ich euch die Zeit mit ein paar Thrills und Lachern versüßen kann.
Simon Kernick
Schuld und Blut
von Simon Kernick
Tja, ich habe also diesen Vetter namens Kevin. Genau wie in dem Undertones-Song. Nur dass der Kevin, den ich kenne, nicht mal ansatzweise in die Nähe des Himmels kommt. Im Gegenteil, der nichtsnutzige, betrügerische Hund darf froh sein, wenn er nicht durch eine Falltür stürzt und direkt auf einem glühenden Höllenrost landet. Verdient hätte er es, und könnte ich ihn zu fassen kriegen, würde ich ihm zu gern den nötigen Tritt verpassen. Leider steht bereits eine ganze Schlange von Leuten um einen Arschtritt an, und so einer sitzt jetzt vor mir. Es ist kein Geringerer als Jim »The Crim« Sneddon, König der Unterwelt und komplett durchgeknallt, berüchtigt für seine außergewöhnliche Grausamkeit menschlichen Wesen gegenüber, obwohl man ihm nachsagt, er habe ein Herz für Tiere.
The Crim beugt sich in seinem gewaltigen Ledersessel nach vorne und fuchtelt mir mit seinem kurzen Wurstfinger vor der Nase herum. Ich sitze auf seinem »Gastsofa«, einer schicken Ledercouch, die gerade aber von einer Plane bedeckt wird. Nur für den Fall, dass es hässlich wird. Und weil ich weder besonders clever noch besonders tapfer bin, könnt ihr euch wohl denken, wie ich mich fühle. The Crims Augen, schmale Schlitze, über denen schwere Lider lasten, sind kalt und schwarz, und wenn er spricht, klingt seine nikotinzerfressene Stimme nach einer Schrottpresse.
»Schulden sind Schulden sind Schulden«, krächzt er, als würde er eine große buddhistische Weisheit verkünden.
»Das ist mir schon klar«, entgegne ich furchtlos und halte seinem Blick stand. Wer in seiner Gegenwart Furcht zeigt, kann gleich das Handtuch werfen. »Aber diese Schulden sind eine Sache zwischen dir und Kevin.«
»Nein, nein, nein«, kichert The Crim und schüttelt sein Löwenhaupt. »So läuft das nicht. Oder, Jungs?«
Die beiden Männer in pechschwarzen Anzügen, die sich links und rechts des Sofas aufgebaut haben, brummen ihre Zustimmung.
Links von mir steht ein gewisser Glenroy Frankham und schirmt das ohnehin gedämpfte Licht ab. Nicht umsonst nennt man diese eins fünfundachtzig große und hundertsechzig Kilo schwere Ansammlung von Biomasse auch »Der Panzer«. Sein Kopf ist so klein, dass er aussieht, als wäre er fachmännisch geschrumpft worden. Zum Ausgleich besitzt er ein Paar Hände, mit denen er Babys zermalmen könnte und es wahrscheinlich auch tut. Über seine gewaltige Körperkraft kursiert das Gerücht, er sei der einzige Mann in der gesamten Strafvollzugsgeschichte Großbritanniens, der eine Zwangsjacke zerfetzt habe, wobei mich dabei mehr überrascht, dass sie eine gefunden haben, in die er hineinpasste. Sein Bauch zumindest sieht aus wie ein Endlager für Kanonenkugeln.
Rechts von mir steht Johann »Stiletto« Bennett, der seinen Namen seiner Gewohnheit verdankt, unwilligen Schuldnern die Finger abzusäbeln, während »Panzer« sie ihm festhält. Im Augenblick reicht ein Finger pro Tag, bis auch der letzte Penny beglichen ist. Wie ihr euch vorstellen könnt, hat Stiletto dank seiner schnittigen Art eine beneidenswerte Erfolgsquote – nur ein Mal wurde eine Schuld nicht binnen vierundzwanzig Stunden nach seinem Auftritt beglichen. Aber dieser Schuldner war so pleite, dass sie sich sogar seine Zehen vornehmen mussten, ehe er schließlich mit der Kohle rüberkam. Der Typ war ein süchtiger Zocker, und ich sehe ihn heute noch ab und zu durch die Gegend humpeln, auch wenn er, soweit ich weiß, nicht mehr so viel pokert wie früher.
Poker ist auch der Grund für Kevins Absturz. Das und die Tatsache, dass er gegen Jim The Crim gespielt hat, einen Mann, dessen Verständnis von Fairplay zu wünschen übrig lässt. Im Waffen- und Kreditgeschäft bringt man es nicht zum Multimillionär, indem man sich an die Spielregeln hält oder gar so etwas wie Mitgefühl entwickelt.
»Ist nicht mein Fehler«, fährt The Crim fort, »dass dein Vetter einfach abhaut, ohne mir die vierunddreißig Riesen zu zahlen, die er mir schuldet.«