Schweig und diene! Erotischer SM-Roman - Alina Trent - E-Book

Schweig und diene! Erotischer SM-Roman E-Book

Alina Trent

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 208 Taschenbuchseiten ... Sophie ist fasziniert und überwältigt von der dominanten Ella. Zwischen beiden sprüht es vor Leidenschaft. Ella beginnt mit der Erziehung ihrer Gespielin. Sophie will dienen und geführt werden. Sie lernt zahlreiche Techniken und Spielzeuge im SM-Bereich kennen und schätzen. Gleichzeitig wachsen die gegenseitigen Gefühle der beiden ungleichen Frauen immer mehr. Aber auch die Zweifel: Ist es richtig, eine Frau zu lieben? Wird die Liebe zwischen Ella und Sophie Bestand haben? Kann Sophie ihren devoten Weg mit Ella weitergehen? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Seitenzahl: 286

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Impressum:

Schweig und diene! Erotischer SM-Roman

von Alina Trent

 

Stille Wasser sind tief – und dreckig. Das Unscheinbare begleitet Alina Trent ihr Leben lang. Unscheinbares Äußeres, unscheinbares Auftreten, unscheinbares Leben. Doch hinter dieser unscheinbaren Fassade schlummert ein ganz anderes Wesen – ein kleines schmutziges Wesen voll Lust und Gier. Für Alina Trent ist hinter der Fassade kein Platz für gesellschaftliche Normalität. Da existiert nur ihre eigene Normalität. Eine Normalität bestehend aus Fesseln, Peitschen, Demut und Dominanz.In einem kleinen Dorf aufgewachsen, wo jeder alles über jeden weiß, lernte Alina Trent früh, was sie begehrt. Aber sie lernte auch schmerzhaft, dass Fassaden notwendig sind, um sich und die Liebsten zu schützen. Wie schön wäre doch eine Welt für Alina Trent, wo sie sich frei und ungezwungen bewegen und all ihr Begehren ausleben kann. Ein Begehren nach …

 

Lektorat: Claudia Rees

 

 

Originalausgabe

© 2022 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: XXX @ istock.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783750733183

www.blue-panther-books.de

Kapitel 1

Irgendwie war das peinlich. Ich musste mir eingestehen, dass mich dieses Gefühl das erste Mal beschlich. Mit sechzehn noch mit meinen Eltern in den Urlaub fahren. Oh Mann! Alle meine Freundinnen durften auf die Schülerreise nach Lloret de Mar. Und ich? Camping auf Rügen – mit meinen Eltern.

Alles Flehen, Betteln und Heulen half nichts. Ich musste mit. Alleine zu Hause bleiben durfte ich nicht, es könne ja etwas passieren.

Die Freude über den Beginn der Sommerferien hielt also nicht lange. Meine Eltern waren ganz aufgeregt. Schon Wochen vorher hatten sie davon gefaselt, was wir nicht alles zusammen unternehmen würden, wie damals vor sieben Jahren, als wir das letzte Mal da waren. Sie schwelgten in Erinnerungen.

Als Kind war es schön dort gewesen, keine Frage, aber doch nicht mehr jetzt. In den letzten Jahren waren wir dann in Spanien, Italien oder Griechenland gewesen, das lass ich mir ja noch gefallen, aber Rügen? Missmutig packte ich am Vorabend unserer Abreise meine Tasche. Brauchte ich einen Bikini? Bei dem Wetter in Deutschland? Na gut, wiegt ja nix, also eingepackt. Pullover? Bestimmt! Irgendwann war die Tasche voll und meine Laune noch mehr im Keller. Meine Eltern wirbelten im Haus herum und mein Vater packte schon das Auto. Mutti schmierte Brote und gönnte sich nebenbei noch ein Glas Wein. Ich kann verstehen, wieso man in so einem Moment zur Flasche greift.

Ich überließ die beiden ihrer Vorfreude und verdrückte mich ins Bett. Morgen früh um drei ging der Bus nach Spanien. Wehmütig dachte ich an meine beste Freundin Marie, die mitfahren würde. Gedankenverloren lag ich im Bett und starrte die Decke an. Gott, war die Welt ungerecht.

Marie! Sonst freute ich mich, wenn sie anrief, aber heute kam nur ein niedergeschlagenes »Hi« über meine Lippen, als das Handy klingelte.

»Ach, ich bin soo aufgeregt, du glaubst es nicht, Philipp fährt auch mit nach Spanien. Oh Gott, ich muss noch mal meine Klamotten prüfen. Ist mein Bikini nicht zu oll für Spanien? Wie lange fährt man bis nach Spanien? Ich freu mich schon, wenn Philipp mir den Rücken eincremen wird.« Tausend Fragen sprudelten Marie über die Lippen, sie plapperte ohne Punkt und Komma. Antworten wollte sie eigentlich nicht hören. Nur ab und zu kam ein »Hm« oder »Weiß nich« über meine Lippen.

»Du, ich muss auflegen, ich muss mir noch die Beine rasieren. Hab dich lieb.« Zack. Aufgelegt. Ich rollte mich in mein Bett zusammen und schlief ein. In den Träumen verfolgte mich mein Schicksal. Ich sah Marie und Philipp Arm in Arm. Ausgerechnet Philipp! Ich mochte ihn schon seit dem Kindergarten. Marie himmelte ihn nur an, weil er beliebt und ein guter Sportler ist. Philipp ist nicht ohne Grund der große Schwarm an unserer Schule.

Marie ist zwar meine beste Freundin, aber wenn die beiden zusammenkommen, wäre das echt zu viel des Guten.

Ich wurde unsanft aus dem Schlaf gerissen. Mein Vater machte das Licht an und öffnete die Fenster. Bestens gelaunt und kein bisschen müde trompete er:

»Auf, auf, es ist vier Uhr, in einer Stunde gehts los. Also duschen, frühstücken und ab in den Urlaub.«

Hab ich schon erwähnt, dass es mir peinlich war, mit meinen Eltern in den Urlaub zu fahren?

Es war Viertel nach fünf, als wir aufbrachen. Normalerweise wäre mein Vater wegen einer solchen Verspätung in seinen geliebten Zeitplänen ausgerastet, aber heut nahm er es ganz entspannt. Wenigstens etwas.

Wir fuhren vom Hof. Kann jetzt nicht ein Reifen platzen, oder ein Wolkenbruch den Campingplatz wegspülen? Was hab ich meinem Schicksal angetan, dass es mich nun so leiden lässt?

Ich machte es mir auf dem Rücksitz, so gut es ging, bequem. Ich döste vor mich hin. Kurz vor Rügen, es musste gegen zehn Uhr sein, kam ich wieder langsam und gerädert zu mir.

»Schau mal, der Rügendamm, weißt du noch …?«

Dieses »Weißt du noch?«, kam jetzt bei jedem kleinen Grashalm, den meine Eltern glaubten, wiedererkannt zu haben. Das letzte Stück zog sich wie Kaugummi. Endlich waren wir da. Na super. Beim Aussteigen empfing mich die erste Keule, was für eine Affenhitze. Erst mal strecken. Mein Vater lief mit einer Mappe voll Papieren zur Anmeldung und meine Mutter durchwühlte schon mal im Kofferraum auf der Suche nach Sonnencreme. Das konnte ja heiter werden. Meine Mutter bemerkte mein Gesichtsausdruck, der alles verriet, nur keine Freude über den bevorstehenden Urlaub.

»Mensch Sophie, es ist so warm, zieh doch den alten Pulli aus.« Ich mochte meinen Namen nicht und meine Mutter wusste sehr genau, dass ich nur auf ›Fi‹ hörte. Das machte sie nur, um mich zu ärgern.

»Fi! Ich zieh an, was ich will!«, entgegnete ich trotzig. Ich konnte auch zurückärgern!

Sie wusste nämlich genau, dass ich den alten grauen Kapuzenpulli über alles liebte. Er war zwar weit und nicht mehr im besten Zustand, aber irgendwie war er mir ans Herz gewachsen. Vater hatte ihn vor Jahren mal geschenkt bekommen, aber ihm war er zu klein.

»Schon gut, schon gut. Au, das ging ja schnell.«

Mein Vater kam schon freudestrahlend zurück.

»Hat alles super geklappt. Na, dann können wir ja aufbauen.«

Kapitel 2

Der Stellplatz war an sich nicht schlecht, in der Nähe war ein Strandabgang und zu den Imbiss- und Verkaufsbuden sowie zum Duschtrakt war es auch nicht weit. Zum Glück konnte ich mein Zelt ein wenig abseits stellen und auch den Eingang so drehen, dass meine Eltern von ihrem Zelt aus nicht gleich Einblick hatten. Die ersten Tage verliefen wie befürchtet. Meine Eltern waren voller Energie und wollten viel unternehmen. Ich wollte meine Ruhe haben und höchstens ab und zu mal am Strand liegen. Meine mitgebrachten Bücher hatte ich bereits nach drei Tagen gelesen. Und nun? Pure Langeweile.

»Geh doch an den Strand, da sind doch so viele Jugendliche, die Volleyball spielen.« Meine Mutter versuchte, mir mein Leben noch schlimmer zu gestalten.

»Seit wann interessiert mich Sport? Und dann noch in der knallenden Sonne mit Möchtegernmackern?«

Das half anscheinend, nach diesem letzten Versuch ließen mich meine Eltern in Ruhe.

Am vierten Tag entdeckte ich in den Dünen in Richtung der Steilküste eine U-förmige Mulde, nur zum Meer hin konnte man sehen, alles andere war verdeckt. Der Platz war wirklich schön und man wurde nicht sofort gesehen, denn auch vom Wasser aus musste man schon zweimal hinsehen, um den »Eingang« meiner Mulde zu sehen. Mit Essen, Getränken und meinen Zeichenutensilien verkrümelte ich mich dann jeden Tag in meine Mulde.

Am Wochenende wurde der Zeltplatz voller, die Dauercamper und Kurzbesucher hielten Einzug. Das störte mich nicht weiter, aber was mich ärgerte, war die Gruppe Jugendlicher, die in der Nähe meiner Mulde am Samstag ein Lagerfeuer und anscheinend ein Sit-in veranstalteten. Gepaart mit Boombox, lautem Gegröle und Gekreische. Wie die Kleinkinder. Ich zog mir meine Kapuze über den Kopf, denn neben der Dämmerung kam die Frische, und widmete mich wieder meinem Zeichenblock. Versunken in Gedanken malte ich auf, was mir gerade in den Sinn kam.

»Was machst du da?«

WAS ZUM … boah, mein Herz!

»WAS ZUM … boah, mein Herz!« Erst gedacht, dann geschrien. Mein Bild zierte nun ein kräftiger Strich, den ich vor Schreck von links nach rechts über das Blatt gezogen hatte.

»Mist.«

»Du machst Mist?«

»Wie, ich mache Mist?« In dem Eingang meiner Mulde stand ein Mädchen, sie musste in meinem Alter sein. »Ich mache keinen Mist, ich meinte Mist, weil mein Bild ruiniert ist, weil du mich so erschreckt hast.«

»Und was machst du dann hier? Das Betreten der Dünen ist verboten!«

»Und was machst du hier? Das Betreten von Privatbesitz ist verboten!«

Sie schaute mich erstaunt an.

»Dir gehört der Strand hier?«

»Nein, aber die Mulde!«

»Na, dann will ich mal den Grundbucheintrag sehen.«

Jetzt schaute ich erstaunt.

»Den was?«

»Den Grundbucheintrag, der beweist, dass dieses Stück Land mit der Mulde dir gehört.«

Ich schaute sie noch immer verwirrt an.

»Mein Vater ist Notar, daher …« sie verdrehte ein wenig die Augen »Mensch, das war ein Scherz. Aber dass das Betreten verboten ist, nicht.«

»Komm mir jetzt nicht mit Dünenschutz ist …«

»… Küstenschutz. Genau. Also handelst du wider besseres Wissen. Du bist also eine kleine Rebellin? Wobei ich gestehen muss, dass ich aus der Entfernung gedacht habe, dass du ein Junge bist.«

»Dir hat man früher wohl ein Wörterbuch zum Spielen gegeben.«

Ohne Einladung setzte sie sich im Schneidersitz vor mir, glotzte mich an und versperrte mir die Sicht auf die Ostsee.

»Hey, ich hab dich nicht eingeladen!«

»Tja, du hast genauso viel recht hier zu sein wie ich. Ich glaub, wir fangen noch mal neu an. Mein Name ist Lisa. Wie heißt du?«

»Fi.«

»Fi was?«

»Fi.«

»Fi ist dein Name? Ungewöhnlich. Wo kommt der her?«

Ich verdrehte die Augen.

»Ich heiße Sophie. Aber ich konnte meinen Namen als Kleinkind nicht aussprechen und habe mich immer ›Fi‹ genannt. Daher nennt man mich ›Fi‹.«

»Interessant. Schön dich kennenzulernen, Fi.« Sie grinste mich an. »Und was du hier machst, habe ich ja schon mitbekommen, du malst.«

Bei dem Wort blickte ich wieder auf den Zeichenblock, auf dem schöne schwarze Wellen zu sehen waren, die gefährlich den Strand im Sturm verschlangen – durchkreuzt von einem fetten Strich.

»Ich hab es jedenfalls versucht.«

»Darf ich mal sehen?«

»Du darfst mal gehen.«

Ohne Erlaubnis griff sie sich mein Block. Ich war viel zu perplex schnell zu reagieren.

»WAS ZUM …«

»Hm.«

»Was ›Hm‹?«

»Düster, nicht gerade realitätsgenau, bei Sturm sieht es hier anders aus, aber du hast Talent.«

»Danke.« Keine Ahnung, wieso ich mich bedankte oder wieso es mich interessieren sollte, was sie dachte. Ich schloss kurz die Augen und holte tief Luft.

»Also fangen wir neu an. Was führt dich in meine Mulde und wie kann ich Eurer Gnaden behilflich sein?«

»Welch Wortgewand aus so schönem Munde. Ihr erfreut mich.«

»Du spinnst.« Aber ich fühlte mich wegen der Bezeichnung ›schöner Mund‹ doch irgendwie geschmeichelt. Ich mag meinen Mund. Wenigstens etwas an mir, was mir gefällt.

»Du auch! Ich habe dich, als wir gekommen sind gesehen, und mich gefragt, was du hier so alleine machst.«

»Die Einsamkeit genießen. Und ich würde nun gern wieder weiter genießen.«

»Willst du nicht zu uns ans Feuer kommen? Wir haben Stockbrot und was zu trinken.«

Beinahe hätte ich gesagt, wo sie sich das Stockbrot am liebsten hinstecken könnte, aber ich biss mir auf die Zunge. Sie schien eigentlich ganz nett zu sein. Sie musste wirklich in meinem Alter sein. Sie war ein bisschen fülliger als ich, unter dem Shirt sah man den Bauchansatz und die Leggings verriet auch die Fülle ihrer Schenkel. Sie hatte ein süßes, rundes Gesicht mit Sommersprossen und rote gewellte Haare, soweit ich das in der Dämmerung beurteilen konnte. Normalerweise hätte ich wieder barsch reagiert, aber sie schaute mich lächelnd mit ihren grünen Augen an.

Irgendwie wirkte das süß und ich hatte das Gefühl, dass ich nicht noch unfreundlicher zu ihr sein sollte.

»Vielen Dank, aber ich mag es in meiner Mulde und die Abgeschiedenheit ist toll.«

»Okay.« Sie stand auf und ging. Ich schaute ihr verdutzt nach. Ähm, die hat sie doch nicht mehr alle. Aber mein Blick fiel auf ihren Po und ihre Schenkel, herrlich, diese Rundungen. Ich beneidete sie regelrecht. Ich wog gerade einmal achtundvierzig Kilo und nahm kein Gramm zu. Ich war eher der Hungerhaken. Als sie das Lagerfeuer erreichte, widmete ich mich wieder meinem Zeichenblock und schaute mir noch einmal mein Bild an. Ihr hatte es gefallen. Bei dem Gedanken huschte ein Lächeln über mein Gesicht. Bescheuert. Wieso sollte mich interessieren, was eine irre Inselbewohnerin dachte?

Ich blätterte um und überlegte, was ich nun malen sollte. Mir fiel irgendwie nix ein, bis ich bemerkte, dass ich versunken in Gedanken schon längst anfing zu zeichnen. Als mir auffiel, was ich zeichnete, musste ich verwundert schlucken, aber auch ein wenig schmunzeln. Unbeabsichtigt hatte ich begonnen, ihr Gesicht aus meinen Erinnerungen heraus zu malen.

»So, wieder da.«

»WAS ZUM …, Mensch mein Herz!«

Ich starrte sie total perplex an. Sie stand wieder vor mir. Sie hatte einen Pulli übergezogen und war mit Essen, Getränken und Wolldecke bewaffnet.

»Du bist ganz schön schreckhaft.«

»Und du bist … du bist …«

»… verdammt nett, dass ich meine Zeit mit einem Kapuzenmönch verbringe und etwas zu essen und zu trinken bringe. Sehr gern geschehen.«

Ich klappte meinen Zeichenblock zu, was ich gerade malte, sollte sie nun nicht gleich sehen.

»Komm, hilf mal.«

Missmutig stand ich auf, streckte mich erst mal und half ihr dann, die Decke auszubreiten. Danach nahmen wir nebeneinander Platz, sodass wir beide zum Meer und den Wellen sehen konnten.

»Und, ist doch viel schöner am Popo, oder?«

Ich musste ihr recht geben, aber bei mir kam nur ein zustimmendes Grunzen raus.

»Also, wieso sitzt du hier so alleine? Ich weiß, ich weiß, es ist deine Mulde und du zeichnest hier. Aber mal im Ernst.«

Hexe. Sie musste definitiv eine Hexe sein. Wie sonst kam ich dazu, ihr nun ausgerechnet alles über die Schülerreise nach Spanien, meinen Kampf um die Teilnahme, über Marie, Philipp und mein hartes Schicksal, mit meinen Eltern hier Campingurlaub machen zu müssen, zu berichten? Während ich redete und redete, teilten wir uns das Knabberzeug und die Alcopops. Nach dem endlos langen Monolog schaute sie mich wieder direkt an.

»Also … ist es wegen Philipp? Deshalb bist du so, weil du nicht bei ihm bist?«

»Hä? Ich erzähl dir stundenlang aus meinen Leben und das Einzige, was dich interessiert, ist der Junge, den ich in all den Minuten erwähnt habe?«

Eine Antwort darauf kam nicht, sie schaute mich nur weiter offen an. Eine Hexe. Eindeutig!

»Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Viele meiner Freundinnen hatten bereits einen Freund oder sind liiert. Kein Junge hat mich bis dato interessiert. Kumpels hab ich viele, aber Interesse an ihnen? So? Neee! Und da fand ich, dass Philipp als erster Freund eine gute Wahl wäre.«

»Wahl? Du wählst aus wie im Supermarkt? Was ist mit Gefühlen? Mit dem Verliebtsein?«

»Hm. Keine Ahnung, wie sich das anfühlt. Vielleicht kommt so was ja später, wenn man zusammen ist.«

Lisa musste lachen. Sie hatte ein schönes Lachen. Und es war ansteckend.

»Ich weiß, du brauchst nix sagen, ich bin bekloppt.«

»Man soll Menschen ja bestätigen, wenn sie etwas gut gemacht haben, also richtig erkannt, du bist bekloppt!« Lisa lachte wieder.

»Sehr witzig, lass mich raten, deine Mutter ist Psychologin?«

»Schlimmer. Lehrerin.«

»Mein Beileid.« Und ich meinte es echt ernst.

»Danke! Das Schlimmste ist, sie ist auch noch meine Klassenlehrerin.«

»Nicht dein Ernst! Autsch.«

»Tja, kleines Dorf, kleine Schule.«

Ich musste gestehen, dass mir die Plauderei mit ihr gefiel. Darüber hatten wir leider total die Zeit vergessen. Das Feuer der anderen war schon heruntergebrannt und die letzten packten ihre Sachen zusammen und riefen nach Lisa. Der Mond stand schon weit oben und die Sterne waren wunderschön.

»Ich muss los, sehen wir uns wieder?«, fragte mich Lisa und ich musste gestehen, dass ich es mir wünschte.

»Würde mich sehr freuen.« Gott, was ist in mir gefahren? Ich gab ihr noch unsere Stellplatznummer auf dem Campingplatz und dann lief sie los.

Ohne Decke war es wirklich empfindlich kalt. Ich packte auch zusammen und machte mich auf den Rückweg.

Das gibt bestimmt Anschiss. Meine Eltern wussten nicht, wo ich mich aufhielt, und es war bestimmt schon weit nach Mitternacht. Als ich zu unseren Zelten kam, stellte ich verwundert fest, dass niemand da war. Na gut, umso besser.

Kapitel 3

»’Tschuldigung, es ist gestern später bei uns geworden. Ich hoffe, du hast was zu essen gefunden und dich nicht zu sehr gelangweilt.« Wenn meine Mutter wüsste. Am Frühstückstisch waren wir alle drei nicht ganz fit. Aber ich genoss das schlechte Gewissen meiner Mutter. Anscheinend waren sie ein paar Zelte weiter feiern gewesen, bis irgendwann mal alle Flaschen leer und die Erwachsenen voll waren.

»Guten Morgen!«

»WAS ZUM …«

Hinter mir stand Lisa und begrüßte uns mit einem herzlichen Lächeln auf dem Gesicht. Vor Schreck fiel mir das Brötchen aus dem Gesicht und meine Tasse Kakao fiel um.

»Ich glaub, ich habe ein Déjà-vu. Darf ich mich setzen?«

Meine Eltern waren anscheinend absolut nicht verwirrt und meine Mutter holte ihr gleich ein Stuhl und bot ihr noch ein Kakao an. Ich wischte mit Küchenpapier den Tisch trocken und fluchte innerlich, als ich sah, dass meine Jogginghose auch was abgekommen hatte. Zu allem Überfluss war nun auch noch das Kakaopulver alle und mir blieb nur noch Milch übrig.

»Ich bin Lisa. Vielleicht hat Ihnen Sophie …«, sie sah meinen bösen Blick, »… verzeih, vielleicht hat ihnen Fi schon von gestern Abend erzählt, wir haben uns am Lagerfeuer weiter unten kennengelernt.«

»Schön dich kennenzulernen, nein, sie kam wohl noch nicht dazu.« Der Blick meiner Mutter. Man konnte richtig erkennen, wie sie sich freute, dass ich nicht allein war. Gott, wie peinlich.

»Ja, dort treffen sich jedes Wochenende die Einheimischen und die Dauercamper. Ich zähle mich eher zu den Dauercampern. Wir kommen aus der Nähe von Stralsund und haben hier unseren Wohnwagen. Normalerweise fahren wir jedes Wochenende raus, aber nun in den Ferien werde ich die Woche über hierbleiben.«

»Allein?«, fragte meine überfürsorgliche Mutter ganz bestürzt.

»Wieso nicht?«, fragte Lisa mit dem gleichen verdutzten Gesichtsausdruck. »Was sollte schon passieren? Und ob ich nun zu Hause alleine hocke, während meine Eltern arbeiten, oder hier am Strand, macht jetzt auch nicht den Unterschied. Außerdem bin ich auf dem Campingplatz groß geworden.«

Das Schauspiel war zu köstlich. Der Blick meiner Mutter und Lisas schelmische Art. Irgendwie mochte ich Lisa. Mein Vater ließ sich nicht lange ablenken und widmete sich wieder seiner Zeitung und seinem Kaffee.

Meine Freude und Belustigung über Lisa wichen plötzlich.

»Und, was machen wir heute zusammen?«, wollte sie doch allen Ernstes von mir wissen.

Ich hatte gerade die Reste meines Brötchens gerettet, schon fiel es mir wieder vor Schreck fast aus dem Gesicht. Entgeistert starrte ich sie an, bemerkte dann aber den neugierigen Blick meiner Mutter.

Dumme Fragen konnte ich nun gar nicht vertragen, aber auch keinen »Abenteuertag« mit meinen Eltern, also durfte ich zwischen Pest und Cholera wählen.

Ich wählte die Pest.

»Zum Strand. Schwimmen?«, fragte ich unsicher und mit hochgezogenen Augenbrauen.

»Au ja. Wann und wo?« Der Blick meiner Mutter, diese Neugierde und Freude. Ekelhaft.

»Äh, in einer halben Stunde. In der Mulde?«

»Okay, bis dann. Hat mich gefreut, Ihnen noch einen schönen Tag.« Und schon war sie wieder weg.

Meine Mutter grinste nur selbstgefällig.

Ohne von seiner Zeitung aufzublicken, hörte ich mein Vater mehr zu sich selber sagen:

»Die war wohl auch zu lang in der Sonne.« Ich musste grinsen, wenigstens einer …

»Och, so braun war sie doch gar nicht, im Gegenteil …« Oh Mann, meine Mutter!

Kapitel 4

War das warm. Ich verfluchte mein Dasein. Meine Mutter hat mich regelrecht angetrieben, da ich mir nach dem Frühstück ordentlich Zeit nahm. Aber sie hetzte mich mit den Worten:

»Du hast gesagt, eine halbe Stunde, also musst du auch pünktlich sein.« Sind alle Mütter so? Meinem Vater ging eigentlich alles wie immer am A… vorbei. Wir gehen uns eigentlich aus dem Weg. Er vertieft sich gern in seine Werkstatt und ich ließ ihn in Ruhe, im Gegenzug steckte er seine Nase nicht in meine Angelegenheiten. Ich fand, das war ein guter Deal.

Zu allem Überfluss bepackte mich meine Mutter auch noch mit Essen und Trinken, als ob ich zwei Wochen in die Wüste ziehe. Aber sie steckte mir auch ein Zehner für ein »Eis« zu. Na, immerhin etwas.

Wie ein Esel bepackt mit Strandsachen, Wegzehrung und Zeichenmaterialien, machte ich mich in der brütenden Hitze auf den Weg zur Mulde. Abends war mir der Weg kürzer vorgekommen. Man musste wirklich genau wissen, wo der Eingang war, um ihn nicht zu verpassen. Erstaunlich, dass Lisa ihn gestern gefunden hattet, sie musste mich wohl wirklich den ganzen Weg über schon beobachtet haben.

Mir lief der Schweiß von der Stirn, als ich ankam.

»Komm rein, ist ja schließlich deine Mulde.« Lisa hatte bemerkt, dass ich am Eingang erst mal wie angewurzelt stand. Sie lag, nur mit einem Bikini bekleidet, auf einer Decke. Sie hatte echt schöne Haut und ihre Rundungen waren beneidenswert.

»Äh, ja …« Mehr kam nicht von mir. Ich legte erst einmal alles ab und Lisa half mir bei meiner Decke.

»Kurze Hose ist ja okay, aber wieso trägst du bei dem Wetter deinen Pulli?«

Auch meine Mutter wollte ihn mir schon ausreden, ganz nach dem Motto ›Du bist so ein hübsches Mädchen‹. Aber ich zieh an, was ich will, auch wenn ich schwitze.

Daher kam auch nur die beste und kürzeste aller Begründungen über meine Lippen.

»Darum.«

»Au, welch Wortgewand Euch heute wieder ziert!« Sie verdrehte gespielt ihre Augen und ich musste gestehen, dass ich dabei schmunzelte.

Nachdem ich mich eingerichtet hatte und mich hinlegte, um zu malen, schaute mich Lisa fragend an.

»Willst du den Pulli die ganze Zeit über anbehalten? Im Sommer? Am Strand?«

Ich schaute etwas verlegen weg.

»Ich mag mich halt ungern zeigen.«

»Kann ich verstehen.« Ich schaute sie mit großen Augen an. Und ohne um eine Erklärung zu bitten, lieferte sie mir diese. Auch sie wirkte dabei etwas verlegen.

»Die meisten glauben, dass Kinder unschuldig und rein sind. Aber im Grunde sind sie wie Erwachsene. Es gibt gute und weniger gute. Ich wurde schon seit der Einschulung gehänselt wegen meiner Pfunde. Und da nehmen Kinder kein Blatt vor dem Mund. Das hat mich geprägt. Ich weiß, dass ich sehr oft fröhlich und offen wirke, aber im Grunde will ich damit nur ablenken, um zu vermeiden, dass man sich zu sehr auf meinen Körper konzentriert. Und ich beneide dich um deine schlanke Figur.« Sie wirkte ehrlich niedergeschlagen.

»Figur? Ich bin ein Brett, ein schmales, ohne Brüste oder Taille. Da beneide ich dich eher wegen deines Körpers.« Das meinte ich aufrichtig und sie spürte das.

»Irgendwie makaber, jeder beneidet den anderen und keiner ist zufrieden.«

Da musste ich ihr zustimmen und ohne weitere Worte zu verlieren zog ich meinen Pulli aus. Instinktiv knickten meine Schultern ein.

»Brust raus Fi, du siehst doch super aus.«

»Welche Brust?«

Kapitel 5

Ich musste gestehen, dass der Tag mit Lisa echt toll war. Wir hatten uns über alles Mögliche unterhalten, gekichert, getobt und waren auch baden. Am Nachmittag dösten wir dann auf der Decke. Lisa lag auf dem Bauch und hatte das Bikinioberteil geöffnet, damit ihr Rücken streifenfrei braun wurde. Ich lag neben ihr. Am Anfang war ich auch weggedöst, aber irgendein Krabbelviech weckte mich. Ich neigte meinen Kopf zu Lisa, um zu schauen, ob sie eventuell auch schon wach war. Sie schlief noch selig. Meine Augen wanderten über ihren Körper. Der seitliche Blick gewährte einen Einblick auf ihren Busen. Was für Dinger, jedenfalls im Vergleich zu meinen. Wie sich die wohl anfühlten? Was zum … wieso hab ich solche dummen Gedanken? Aber ich konnte mein Blick nicht von ihren Brüsten nehmen. So merkte ich auch nicht, dass Lisa längst wieder wach war und mir schmunzelnd zusah.

»Du kleine Spannerin!«

»WAS ZUM … mein Herz!«

Lisa lachte laut auf und rollte sich dann auf die Seite, dadurch konnte ich nun ungehindert einen Blick auf ihre Brüste werfen.

»Wahnsinn«, flüsterte ich nur.

»Wir können ja tauschen, mir würde dein Körper viel besser gefallen.«

»Machst du Witze? Mein Vater scherzt immer, dass ich vorne wie ein Schweizer Taschenmesser zusammenklappe, wenn der Wind von hinten kommt. Und was will man mit Körbchen in Größe A anstellen? Das ist das Mitleidskörbchen.«

Und damit hatte ich recht. Ich war dünn und schlank, schön und gut, aber an mir war nix dran, keine Hüften, kein Po und erst recht kein vernünftiger Busen. Mehr als Nippel und Busenansatz waren bei mir nicht zu sehen. Mein Bikinioberteil war eigentlich auch unnötig.

»Ich find dich echt schön, so sportlich und locker. Aber sag mal, du verschlingst mich hier mit deinen Augen, dass sich ein junges, unschuldiges Ding wie ich ganz unsicher fühlt. Stehst du eher auf Männer oder Frauen?«

Entsetzt schaute ich sie an.

»Was für eine Frage, auf Männer natürlich.«

»Soso, es ist also reiner Busenneid?«

»Und Hüften-, Beine- und Poneid«, entgegnete ich kleinlaut.

Lisa grinste nur.

Wir gingen uns wieder abkühlen und tobten im Wasser, dabei berührte man sich natürlich zwangsläufig und irgendwann lagen meine Hände um ihre Hüften. Was für ein schönes Gefühl … Wir schauten uns tief in die Augen, mir wurde irgendwie mulmig, ihre Lippen sahen so süß aus, ihr nasses rotes Haar, ihre grünen Augen. Ich war verwirrt, ich hatte noch nie solches … Verlangen. Wir sahen uns lange in den Augen und auch Lisa bewegte sich nicht, ihre Hände waren um meine Hüften gelegt. Gefühlt waren Minuten vergangen, aber es waren nur Sekunden gewesen.

»Äh, ich glaub, wir sollten raus, es wird kalt.«

Ich glaubte, Enttäuschung in Lisas Augen zu sehen, oder jedenfalls wünschte ich es mir in diesen Moment.

»Kalt? Na, okay, wenn du meinst …«

Wie selbstverständlich hielten wir uns an den Händen und machten uns auf in unsere Mulde. Dort angekommen rubbelten wir uns mit den Handtüchern ab und ich konnte meinen Blick nicht von Lisa lassen.

»Ich finde, du hast ein wunderschönes Gesicht und deine kurzen schwarzen gelockten Haare sehen toll aus. – Hey, du musst nicht rot werden!«

Ich spürte, dass Lisa recht hatte, ihre Worte ließen mich erröten.

»Das ist nur die Kälte«, meinte ich gespielt schmollend. Lisa kam zu mir, umarmte mich und warf ihr Handtuch um mich.

Ganz leise, fast flüsternd meinte sie:

»Dann muss ich dich wohl wärmen.« Sie war kalt und nass wie ich, aber es fühlte sich so gut an, sie zu spüren. Wir umarmten uns und unsere Köpfe lagen auf der Schulter der anderen. Diesmal waren es nicht nur Sekunden, sondern wirklich Minuten. Und davon genoss ich jede Sekunde. Wir sahen uns tief in die Augen und irgendwie wurde uns beiden wohl mulmig bei der Situation. Wir trennten uns voneinander, obwohl ich eigentlich genau das nicht wollte. Ich wollte sie weiter in meinen Armen spüren.

Als wir wieder, diesmal getrennt, auf unseren Strandtüchern lagen, siegte meine Neugierde.

»Also, du unschuldiges Ding. Wie unschuldig bist du? Wen magst du, Männer oder Frauen?«

»Ich glaube Männer.«

Ich war verwirrt.

»Wie, glauben?«

»Na ich weiß es nicht, ich hatte weder mit einer Frau noch mit einem Mann etwas und nur, weil ich ein Mädchen bin, heißt das doch nicht automatisch, dass ich auf Männer stehe.«

Ich dachte kurz nach und musste ihr gestehen, dass sie recht hatte. So hatte ich das noch nie gesehen.

»Ich mag es zwar, mich unten zu streicheln und mir auch mal etwas reinzustecken, aber das sagt ja nicht, dass ich Männer mag.«

Mein offener Mund und meine weit geöffneten Augen mussten wohl meinen Schock gut ausgedrückt haben.

Lisa lief puterrot an.

»Was denn? Hast du etwa noch nie …?«

Ich schüttelte den Kopf und konnte nur entgegnen: »Du kleines Luder! Und wer ist nun rot?«

Lisa vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Ihr war es wohl sehr peinlich, dass sie sich mir so offenbart hatte. Ihre Freude und Gelassenheit wurden anscheinend von Traurigkeit verdrängt, da sie das Gefühl hatte, einen Fehler gemacht zu haben. Sie versuchte, sich zu verteidigen.

»Verzeih, ich weiß auch nicht, wieso ich das so frei ausgesprochen habe.«

Wir lagen beide nebeneinander auf dem Bauch. Ich stützte mich auf den Ellenbogen ab und neigte mich zu ihr, ihre Haare lagen auf der anderen Schulter und ich folgte meinem Drang und gab ihr ein Kuss in den Nacken. Es sollte eigentlich nur ein Bussi zur Beruhigung werden, so jedenfalls hatte das meine Mutter immer bei mir gemacht, aber meine Lippen lagen dafür viel zu lange auf ihrer samtweichen Haut.

Nach ein paar Sekunden konnte ich mich dennoch wegreißen. Lisa lag mit geschlossenen Augen und seligem Lächeln vor mir. Ihre Röte war verschwunden.

»Ich finde es schön, wenn du so offen mit mir redest.« Eigentlich wollte ich noch weitersprechen, aber das kostete Überwindung. »Vor gut einem Jahr habe ich es mal probiert, da alle aus unserer Klasse es machen und ich es auch ausprobieren wollte. Aber irgendwie stellten sich bei mir keine tollen Gefühle ein. Nach dem dritten Versuch habe ich mir dann eingestanden, dass mein Körper wohl noch nicht so weit ist und es seitdem nicht noch einmal probiert.« Lisa hatte die Augen wieder geöffnet und schaute mich neugierig an.

»Was hast du denn genau gemacht?«

Ich merkte, wie mir wieder die Farbe ins Gesicht schoss.

»Na, immer mit den Fingern rauf und runter.«

»Sehr ausführliche Beschreibung, man könnte glatt glauben, man wäre dabei gewesen.«

Die Sonne verschwand bald hinter dem Horizont und wir machten uns auf den Heimweg.

Lisa durfte dann noch mit uns zu Abend essen. Es gab für Campingverhältnisse den Klassiker, Spaghetti mit Tomatensoße. Die Unterhaltung beim Essen war mir echt peinlich.

Mein Vater schwieg und aß in Ruhe. Und ich war froh, dass er nicht so neugierig war. Aber meine Mutter! Sie wollte alles wissen, wo wir waren, was wir gemacht hatten, über was wir uns unterhalten hatten, ob wir Jungs getroffen haben, und so weiter und so weiter. Ich komm wohl mehr nach meinem Vater, denn ich schwieg und aß in Ruhe. Lisa schnatterte für uns beide und schaffte es geschickt, die unangenehmen Fragen zu umgehen. Im Gegenteil, sie drehte den Spieß um und befragte meine Mutter, wie ihr Tag war.

»… das war herrlich, wir sind mit dem Rad Richtung Kap Arkona gefahren, unterwegs haben wir in einem Feld Picknick gemacht …« Bei dem Wort Picknick musste mein Vater irgendwie komisch grinsen. Alte Leute! Lisa schaute mich freudestrahlend mit großen Augen an.

»Au, das machen wir morgen auch!«

Mir fiel mein Essen beinahe aus dem Gesicht.

»Was? Picknick?«

»Ja, und die Radtour.«

»Radtour? Ich? Niemals!«

Lisa grinste nur.

»Oh doch, morgen früh um neun gehts los.«

Meine Mutter und Lisa beratschlagten nun alles über Route und Wegzehrung. Mein Vater schenkte mir einen aufbauenden Blick.

Nach dem Essen verabschiedete sich Lisa. Irgendwie war ich traurig darüber. Der Abend hatte noch nicht einmal begonnen und ich wollte nicht die ganze Zeit bei meinen Eltern hocken und irgendwelche Würfelspiele spielen. Daher versuchte ich ein waghalsiges Manöver.

»In einer Dreiviertelstunde in deinem Wohnwagen?«

Meine Mutter reagierte als erstes und protestierte, da ich den Abend nicht mit Ihnen verbringen wollte, doch mein Vater beruhigte sie und verwies darauf, dass sie sich ja um die Reste des Picknicks kümmern könnten. Der Gedanke schien meiner Mutter offenbar zu gefallen.

Lisa grinste nur und verabschiedete sich.

»Du kommst mir aber nur frischgeduscht in mein Heim, du kleiner Dreckspatz.«

Damit hatte Lisa die Lacher auf ihrer Seite, zu meinen Kosten, na toll.

Kapitel 6

Wie verabredet klopfte ich, frisch geduscht und mit Proviant bewaffnet, eine Dreiviertelstunde später an ihren Wohnwagen. Lisa machte mir mit einem breiten Grinsen auf.

»My home is my castle und du bist nun meine Zofe!«

»Deine was?«

»Zofe. Oder Bedienstete.« Mein Blick verriet, dass ich immer noch nicht kapierte.

»Meine Sklavin halt, komm, ich führ dich rum.«

Im Eingangsbereich war auch die Essecke, die man zu einem Bett umbauen konnte. Dahinter befand sich eine kleine Kochecke mit Kühlschrank, dann kam eine kleine Nasszelle und hinten war das große Bett, in dem es wild aussah. Überall darauf verstreut lagen Klamotten.

»Recht kleines castle!«

»Du freches Ding, auf die Knie!« Gespielt eingeschnappt zeigte Lisa mit ihrem Zeigefinger auf den Boden vor ihr. Ich ging auf das Spiel ein und kniete mich vor ihr hin.

»Hier hab ich wenigstens Platz! Und nun, Prinzessin?«, fragte ich sie keck.

»Du kleines freches Ding!« Mit den Worten hob Lisa mit einer Hand mein Kinn und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ich weiß nicht, was es war, der Kuss, oder das Spiel, aber jedenfalls spürte ich das erste Mal im Leben, dass sich zwischen meinen Beinen etwas regte und es war … es war sehr angenehm.

Lisa räumte das Bett frei und wir legten uns dann hinten hin, schauten fern, kicherten und kitzelten uns. Der Abend ging zu neige und ich wollte nicht weg.

»Ich will noch gar nicht nach Haus.« Haus, wie man ein Zelt so bezeichnen kann.

Lisa streichelte meine Wange und flüsterte: »Dann bleib, ich habe genug Platz für einen Frechdachs wie dich, aber nur unter einer Bedingung.«

»Na da bin ich jetzt mal gespannt.«

»Ich bestimme hier im Wohnwagen, du machst. Ganz einfach.«

Na, wenn es weiter nichts ist.

»Okay!«

»Kuss drauf!«

»Okay.«

Ich beugte mich zu ihr und küsste sie auf die Wange. Ich spürte ihren Atem und meine Lippen lagen gefühlt ewig auf ihrer Haut.

»Kuss und nicht Bussi«, flüsterte Lisa.

Wie von selbst kamen sich unsere Lippen näher und berührten einander. Was für ein Gefühl, es ging von meinen Lippen durch meinen ganzen Körper. Ich hatte überall Gänsehaut. Langsam bewegten sich unsere Münder und ich spürte, wie Lisas Zunge über meine Lippen wanderte. Leicht öffnete ich meine Lippen und unsere Zungenspitzen trafen sich. Zärtlich und sanft schenkte mir Lisa den ersten Kuss meines Lebens und was für einen tollen! In meinem ganzen Körper kribbelte es. Immer wieder umschlangen unsere Zungen sich, unsere Münder waren kaum zu trennen. Ich wollte, dass es ewig dauerte, aber mir fielen meine Eltern ein.

»Ich muss meinen Eltern noch Bescheid geben«, ich wollte schon zu meinem Telefon greifen, doch Lisa unterbrach mich und hielt meine Hände fest.

»Unterbrich sie nicht, die ficken grad.« Ich riss total geschockt meine Augen auf.

Lisa lachte nur.

»Hast du echt geglaubt, dass es bei denen ums Picknicken geht. Oh, wie süß und naiv du doch bist!«