Science Fiction Dreierband 3072 - Alfred Bekker - E-Book

Science Fiction Dreierband 3072 E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende SF-Romane: (399) Planet aus Feuer und Eis (Wilfried A. Hary/Alfred Bekker) Lennox und die neue Macht (Lloyd Cooper) Verschollen im großen Nichts (Alfred Bekker) Im Jahre 3009 fliegt das Raumschiff PERENDRA XX3 im Auftrag des Irdischen Weltenbundes den kaum erforschten, 5000 Lichtjahre von der Erde entfernten Perseus-Arm der Milchstraße an. Dort trifft die Besatzung auf fremdartige Alien-Völker und Nachfahren menschlicher Kolonisten, zu denen schon vor Jahrhunderten der Kontakt abbrach. Außerdem treffen sie überall auf die Schiffe der echsenartigen Mharaav, die die Menschen als feindliche Eindringlinge betrachten. Der Auftrag für die hundert Mann Besatzung der PERENDRA XX3 lautet, so viele Erkenntnisse wie nur irgend möglich über das unbekannte Sternengebiet zu sammeln. Die PERENDRA XX3 steuert dazu immer wieder einzelne Planetensysteme an, wo die Besatzung Kontakt mit den dortigen Lebensformen und Kulturen aufnimmt. Außerdem sucht man nach Hinweisen auf die Herkunft der kriegerischen Mharaav, die irgendwo in den Tiefen des Perseus-Arms ihr geheimnisumwittertes Sternenreich haben.

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Lloyd Cooper, Wilfried A. Hary, Alfred Bekker

Science Fiction Dreierband 3072

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Inhaltsverzeichnis

Science Fiction Dreierband 3072

Copyright

Planet aus Feuer und Eis: Raumschiff Perendra XX3 - Band 3

Lennox und die neue Macht: Das Zeitalter des Kometen #43

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Verschollen im großen Nichts

Science Fiction Dreierband 3072

Alfred Bekker, Wilfried A. Hary, Lloyd Cooper

Dieser Band enthält folgende SF-Romane:

Planet aus Feuer und Eis (Wilfried A. Hary/Alfred Bekker)

Lennox und die neue Macht (Lloyd Cooper)

Verschollen im großen Nichts (Alfred Bekker)

Im Jahre 3009 fliegt das Raumschiff PERENDRA XX3 im Auftrag des Irdischen Weltenbundes den kaum erforschten, 5000 Lichtjahre von der Erde entfernten Perseus-Arm der Milchstraße an. Dort trifft die Besatzung auf fremdartige Alien-Völker und Nachfahren menschlicher Kolonisten, zu denen schon vor Jahrhunderten der Kontakt abbrach. Außerdem treffen sie überall auf die Schiffe der echsenartigen Mharaav, die die Menschen als feindliche Eindringlinge betrachten.

Der Auftrag für die hundert Mann Besatzung der PERENDRA XX3 lautet, so viele Erkenntnisse wie nur irgend möglich über das unbekannte Sternengebiet zu sammeln.

Die PERENDRA XX3 steuert dazu immer wieder einzelne Planetensysteme an, wo die Besatzung Kontakt mit den dortigen Lebensformen und Kulturen aufnimmt. Außerdem sucht man nach Hinweisen auf die Herkunft der kriegerischen Mharaav, die irgendwo in den Tiefen des Perseus-Arms ihr geheimnisumwittertes Sternenreich haben.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

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© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

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Alles rund um Belletristik!

Planet aus Feuer und Eis: Raumschiff Perendra XX3 - Band 3

von Wilfried A. Hary & Alfred Bekker

Im Jahre 3009 fliegt das Raumschiff PERENDRA XX3 im Auftrag des Irdischen Weltenbundes den kaum erforschten, 5000 Lichtjahre von der Erde entfernten Perseus-Arm der Milchstraße an. Dort trifft die Besatzung auf fremdartige Alien-Völker und Nachfahren menschlicher Kolonisten, zu denen schon vor Jahrhunderten der Kontakt abbrach. Außerdem treffen sie überall auf die Schiffe der echsenartigen Mharaav, die die Menschen als feindliche Eindringlinge betrachten.

Der Auftrag für die hundert Mann Besatzung der PERENDRA XX3 lautet, so viele Erkenntnisse wie nur irgend möglich über das unbekannte Sternengebiet zu sammeln.

Die PERENDRA XX3 steuert dazu immer wieder einzelne Planetensysteme an, wo die Besatzung Kontakt mit den dortigen Lebensformen und Kulturen aufnimmt. Außerdem sucht man nach Hinweisen auf die Herkunft der kriegerischen Mharaav, die irgendwo in den Tiefen des Perseus-Arms ihr geheimnisumwittertes Sternenreich haben.

*

“Ich habe noch nie jemanden gesehen, der den Wartungsrechner für den Jäger- und Beiboothangar so bescheuert konfiguriert!”

“Ich habe nur gemacht, was in der Dienstvorschrift der Ramflotte des Irdischen Weltenbundes für Schiffe steht, die an terranischen Außenmissionen teilnehmen.”

“Vorschtifen, Vorschriften, Voschriften - bedeutet dass, dass du deinen Verstand ausgeschaltet hast?”

“Nein, natürlich nicht…”

“Weißt du was passiert wäre, wen ich die Konfiguration nicht geändert hätte?”

Die beiden Sprecher waren keineswegs zwei Besatzungsmitglieder eines Fernraumschiffs, auch wenn ihre Stimmen täuschend echt klangen.

Dies war alles andere als eine gewöhnliche Unterhaltung.

Sie wurde nämlich zwischen den beiden Köpfen einer telosianischen Zweikopfkatze geführt. Miimii hieß dieses Geschöpf, dass dazu in der Lage war, jedwede Lautfolge perfekt zu immitieren und wiederzugeben. Und im Augennblick war das bei Miimii eben die Endlosschleife eines Gesprächs, dass die telosianische Zweikopfkatze in der Schiffskantine aufgeschnappt hatte. Die Sequenz endete immer gleich.

Nämlich mit dem Signal des Kaffeekochers, das bedeutete, dass der Kaffee fertig war. Dann ging es wieder von vorne los.

Commander Rick Dalbo, der Captain des irdischen Fernraunschiffs Perendra XX3, seufzte.

“Noch einmal, Miimii, dann schmeiße ich dich aus meiner Kabine. Und zwar achtkantig!”

“Achtkantig”, wiederholte Miimii.

“Ich meine es ernst!”

“Achtkantig! Achtkantig! Achtkantig!”

Immerhin gab es jetzt einen Wechsel in dem Programm, dass Dalbos Haustier zum Besten gab.

Wirklich besser macht es das auch nicht!, dachte der Captain.

In diesem Moment meldete sich das Interkom.

Es war die Brücke.

“Captain?”, war Tom Wang, der Erste Offizier des Schiffs zu hören.

“Hier Commander Rick Dalbo. Was ist los?”

“Es gibt Probleme, die Ihre Anwesenheit auf der Brücke erforderlich machen, Sir.”

“Bin schon unterwegs”, sagte Dalbo.

Und als er die Verbindung längst unterbrochen hatte, hörte er die beiden Köpfe von Miimii im Chor sagen: “Es gibt Probleme, die Ihre Anwesenheit auf der Brücke erforderlich machen, Sir!” Miimiis Imitation der Stimme des Ersten Offiziers war perfekt.

*

„Ortung!“, gellte es durch die Zentrale der PERENDRA XX3. Aus dem Mund des Navigators. Während gleichzeitig die entsprechenden Parameter auf den einzelnen Bildwiedergaben dargestellt wurden.

Der Navigator stand mitten in der Zentrale. Er wirkte wie ein normaler Mann, obwohl es sich lediglich um das Hologramm des Bordgehirns handelte, besser bekannt unter der Bezeichnung AKIS. Ausgesprochen als „Autonomes Künstliches Intelligenz-System“.

Immerhin ein Hologramm mit mobilem Emitter, der es sogar ermöglichte, den Navigator regelrecht zu berühren. Das wurde durch elektronische Impulse simuliert.

Die Besatzung jedenfalls liebte diese Art von Personalisierung des technischen Systems, das nach den Befehlseingaben der einzelnen Besatzungsmitgliedern sozusagen die Feinsteuerung ermöglichte. Nur so konnte ein so komplexes Schiff wie die Perendra optimiert gesteuert werden.

Was sich dabei hinter dem simplen Wort „Ortung“ verbarg, schien jedoch ausgesprochen alarmierend zu sein, eben im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Besatzung geriet in regelrechte Hektik.

Mehr noch, als der Navigator lapidar ergänzte:

„Sechs Schiffe der Mharaav!“

Die kriegerische Echsenspezies hatte ihnen gleich mit sechs Schiffen aufgelauert? Wie war das überhaupt möglich? Woher konnten die gewusst haben, dass sie ausgerechnet hier das Wurmloch verließen, das sie überlichtschnell zu ihrem Ziel gebracht hatte?

Oder handelte es sich doch eher um eine Art Zufall?

Das Sternensystem, das sie diesmal angesteuert hatten, nannten sie Dendor. Das Zentralgestirn war ein sogenannter brauner Zwerg, der nur relativ schwach leuchtete und nicht besonders heiß war. Untypisch für diese Klasse war jedoch, dass immerhin genügend Strahlung emittiert wurde, um ihn über viele Lichtjahre hinweg sichtbar bleiben zu lassen. Ein Phänomen, dem sie auf den Grund hatten gehen wollen.

Um ausgerechnet hier von einem halben dutzend Raumschiffen der als wahrhaft gemeingefährlich empfundenen Echsenrasse empfangen zu werden?

Das Wort „Ortung!“ war kaum verklungen und soeben erst von dem präzisierenden Hinweis des Navigators ergänzt worden, was da geortet worden war, um gleichermaßen ebenfalls geortet zu werden, da eröffneten die Mharaavs bereits das Feuer.

Wie harmlose Lichtfinger tasteten die vernichtenden Energien nach der Perendra. Um größtenteils im Schutzschirm zu verpuffen. Doch es brach noch genügend Energie durch, um zumindest die Außenhülle der Perendra aufglühen zu lassen.

Um das Feuer erwidern zu können, mussten die Schutzschirme heruntergefahren werden, und dann zeigten die Gefechtsstationen, dass sie mit ihren eigenen Strahlungswaffen durchaus umzugehen verstanden.

Ein Irrlichtern entstand, so gebündelt, dass man es in der Leere des Weltraums nur wahrnehmen konnte, wenn man sich zumindest im Randbereich befand.

Aber auch die Schiffe der Mharaav wussten sich zu schützen. Das Gegenfeuer brachte nicht wirklich einen Erfolg. Außer dass die sechs Schiffe regelrecht auseinander stoben, um dem Hauptgefahrenbereich zu entrinnen.

Aber genau das war ja die Absicht gewesen bei der Erwiderung des Feuers. Captain Dalbo hatte eine bewährte Besatzung, die auch ohne große Worte zu reagieren verstand und genau das Richtige tat, wie es der Situation angemessen erschien: Sie hatten sich damit jetzt einen Fluchtweg geschossen, den sie sogleich nutzen mussten.

Während Dalbos Befehle durch die Zentrale hallten, wurde die Perendra mit Höchstwerten beschleunigt. Dafür wurde so viel Energie aufgewendet, dass dadurch der Schutz vernachlässigt werden musste.

Mehr noch: Die Andruckneutralisatoren ließen einen Teil der Beschleunigungskräfte durch. Immerhin so viel, dass alle an Bord tief in die Polster gedrückt wurden und kaum noch einen Finger zu rühren vermochten.

Außer dem Navigator beziehungsweise seinem Hologramm, das aufrecht inmitten der Zentrale stehenblieb. Da er nicht gegenständlich war, konnten ihm die Andruckkräfte kaum etwas anhaben.

Beinahe sah es so aus, als würde die Finte tatsächlich gelingen, doch das tat sie leider nur zum Teil. Zwar gelang es, aus dem tödlichen Klammergriff der sechs Angreifer zu entkommen, doch nicht ohne noch einige weitere Treffer einstecken zu müssen.

Die Schiffshülle schien sich regelrecht aufzubäumen. Es gab mehrere Lecks, wo sie einfach unter den vernichtenden Energietreffern aufgeplatzt war.

Ob dadurch Verluste zu beklagt werden mussten, konnte jetzt noch nicht festgestellt werden, während die Perendra ihre Flucht fortsetzte. Fest stand vorerst nur, dass es bei diesen Beschädigungen unmöglich war, das Sonnensystem wieder zu verlassen. Sie mussten nicht nur hier bleiben, sondern auch auf dem zunächst gelegenen geeigneten Planeten nach Rohstoffen suchen, um eine Reparatur des Schiffes zu ermöglichen.

Da keine Energie mehr für die Strahlenkanonen mehr zur Verfügung stand, konnte von ihnen noch nicht einmal mehr das Feuer erwidert werden.

Dafür stand sehr bald schon das Fluchtziel endgültig fest, denn soweit funktionierten die Ortungssysteme gerade noch, um entsprechende Fernscans durchzuführen:

Dendor I!

Das war der erste Planet des Systems Dendor. Eine Welt, deren Umlaufbahn um ihr Zentralgestirn so eng war, dass es möglicherweise keinerlei Leben darauf gab. Zumal eben bei einem braunen Zwerg, der zu klein war, um den Atomofen in seinem Innern so hell und heiß brennen zu lassen wie in größeren Sonnen, aber dennoch groß genug erschien, um zumindest im Ansatz so etwas wie lebensspendende Strahlung zu emittieren. Aber bei einer dermaßen engen Umlaufbahn…

Was auch immer sie dort erwarten sollte:

Es blieb ihnen gar nichts anderes mehr übrig, als den Kurs dorthin beizubehalten, denn inzwischen waren dermaßen viele Fehleranzeigen aufgeflammt, dass es beinahe an ein Wunder grenzte, dass sie überhaupt auch nur noch innerhalb dieses Sonnensystems weiter zu fliehen vermochten.

Mit anderen Worten: Die Perendra war schwerer angeschlagen denn je, noch nicht einmal mehr fähig dazu, sich angemessen gegen die Verfolger zu wehren. Falls es diese überhaupt geben sollte.

Und warum sollten ihnen eigentlich die Mharaav nicht folgen, um ihnen sozusagen den Rest zu geben?

*

Zumindest dahingehend waren die Ortungsergebnisse eindeutig, obwohl die Fernerfassung durch die sich kumulierenden Beschädigungen immer schwieriger wurde:

Es gab keine Verfolgung! Die Mharaav hatten, aus welchen Gründen auch immer, kein Interesse mehr daran, auf Nummer Sicher zu gehen, und ließen sie einfach fliehen.

Aber wieso eigentlich? Wenn sie schon alles getan hatten, um sie zu vernichten, was ja nun nicht ganz zum Erfolg geführt hatte?

Das ergab für die Besatzung um Captain Rick Dalbo zwar überhaupt keinen Sinn, doch sie spürten dennoch eine gewisse Erleichterung darüber, denn dadurch bekamen sie tatsächlich so etwas wie eine Überlebenschance.

Selbst wenn diese derzeit noch so klein erschien: Sie mussten sich halt erst einmal mit den öfrtlichen Gegebenheiten auf dem Planeten Dendor I näher beschäftigen. Auch wenn die vorläufigen Scanergebnisse durchaus zuversichtlich stimmten, was entsprechende Rohstoffvorräte betraf: Diese mussten ja erst einmal geborgen und an Bord gebracht werden. Mit ihren Beibooten und Shuttles, während die Perendra im Orbit wartete. Der Rest würde dann allerdings kein Problem mehr sein, denn die Systeme an Bord sahen es durchaus vor, das Schiff vollständig überholen zu können, wenn die entsprechenden Grundstoffe zur Verfügung standen.

Beim Planeten angekommen, war es nicht gerade leicht, einen stabilen Orbit einzunehmen, weil auch die Steuerung einiges abbekommen hatte. Die Schiffssegmente, die so stark beschädigt waren, dass Atmosphäre entwichen war, blieben vorerst abgeschottet. Und während die einhundert Besatzungsmitglieder sich einerseits bemühten, etwaige Verluste festzustellen, befahl der Captain bereits, mehrere kleine Jäger bereit machen, damit sie mit jeweils zwei Besatzungsmitgliedern hinunter auf diese Welt fliegen konnten, um die entsprechenden Rohstofflager näher in Augenschein zu nehmen.

Einer der Jäger wurde von ihm selbst bestiegen. Etwas, was der erste Offizier Tom Wang absolut nicht billigen konnte. Obwohl er es nicht wagte, seinem Captain zu widersprechen.

Überhaupt nagte es sehr an ihm, dass er hier an Bord nur gewissermaßen die zweite Geige spielen durfte, obwohl er um einiges dienstälter war als Rick Dalbo. Den er als viel zu lasch im Umgang mit Regeln und Vorschriften einschätzte.

Nach Meinung von Tom Wang führte eine solche Führung in der Regel nur zur Laschheit der Besatzung, was sie alle noch in große Gefahr bringen konnte.

Dass bisher eigentlich immer das Gegenteil von dem eingetreten war, was Tom Wang der Besatzung unterstellte, nämlich in der Regel besonnenes und zielgerichtetes Handeln in perfekter Teamarbeit, wollte er nicht so recht gelten lassen. Er hielt das eher für einen glücklichen Zufall oder – wenn schon! – hielt es für die Folge seiner eigenen übergroßen Korrektheit, mit der er stets für Sicherheit und Ordnung an Bord sorgte.

Wenn auch nur halt als ranghöchster Offizier nach Captain Rick Dalbo, dem er dennoch gehorchen musste.

Wenn der Captain sich selber in Gefahr begab, hatte Tom Wang als sein Stellvertreter hier an Bord das Sagen. Ein ziemlich schwacher Trost, eben weil er gleichzeitig das Vorgehen des Captains als überaus leichtsinnig einschätzte.

Rick Dalbo nahm die Expertin für Alien-Sprachen einerseits und Spezialistin für Funkverkehr und Kommunikation im Besonderen Jennifer Martin mit auf die Exkursion. Sie war genauso wie er noch ziemlich jung für ihren Posten und galt auch in den Augen von Tom Wang als viel zu leichtsinnig und arglos im Umgang mit Vorschriften, die eigentlich nur nach Meinung von Tom Wang unbedingt immer und ausnahmslos eingehalten werden mussten.

Mit dabei war natürlich auch die telosianische Zweikopfkatze Miimii, ohne die Rick Dalbo beinahe undenkbar erschien. Sie ähnelte durchaus einer irdischen Katze und war auch genauso groß, wodurch sie problemlos mit in den zweisitzigen Jäger passte. Miimii hatte allerdings im Gegensatz zu einer irdischen Katze zwei unterschiedlich große Köpfe.

Sie war Dalbo während einer früheren Mission auf dem Planeten Telos begegnet und seitdem sein Haustier. Dalbo hatte sie damals verletzt vorgefunden und gesund gepflegt. Seitdem folgte sie ihm überall hin.

Miimii hatte die Fähigkeit, jedweden Laut perfekt nachzuahmen. Triebwerksgeräusche ebenso wie menschliche Sprache. Zuweilen wiederholte sie komplette Gespräche mit den perfekt intonierten Stimmen, so wie sie es mitgehört hatte, was bereits zu heiklen Situationen geführt hatte.

Außerdem waren sich zuweilen auch mal die beiden Köpfe nicht einig und gerieten in heftigen Streit. Ob Miimii allerdings wirklich intelligent war oder nur wie ein Papagei alles nachahmte, was sie hörte, war bis jetzt noch nicht ganz klar geworden. Auch Dalbo selbst nicht.

Der zweite Jäger wurde besetzt von Lieutenant Robert Vancon, Spezialist für Sondereinsätze. Und wenn er gerade mal keinen solchen Einsatz hatte, verrichtete er als eine Art Springer Dienst in der Zentrale.

Dass Vancon in Wahrheit gar kein Mensch war, sondern ein amöbenartiger Nugrou, der seit langer Zeit schon unter Menschen lebte, wusste niemand, außer ihm selbst. Ihm zur Seite stand Sergeant John Miller, speziell ausgebildet für Außeneinsätze, also eigentlich ideal für eine solche Exkursion. Und Miller hatte bereits einige Erfahrung sammeln können in seinem schon ein wenig fortgeschrittenen Alter. Er gehörte zu den ältesten Besatzungsmitgliedern und konnte dennoch mit den Jüngeren ohne Einschränkung mehr als gut mithalten.

Vancon wäre trotzdem lieber allein geflogen. Wenn jemand bei ihm war, fühlte er sich irgendwie immer beobachtet, als würde er in der ständigen Angst leben, enttarnt zu werden, was in seiner Vorstellung das Schlimmste gewesen wäre, was ihm hätte passieren können.

Allein schon von daher gesehen, bemühte er sich ganz besonders, wie ein normaler Mensch zu wirken. Mit herausragenden Fähigkeiten zwar, aber dennoch scheinbar völlig normal. Um nur ja nicht den geringsten Verdacht zu erregen.

Noch zwei weitere Jäger machten sich auf den Weg. Alle hatten ganz unterschiedliche Ziele, nämlich entsprechende Rohstofflager, die sie auf Abbaumöglichkeiten untersuchen wollten.

Kaum hatten sie sich vom Schiff gelöst, als eine regelrechte Datenflut hereinströmte. Trotz des weitgehenden Ausfalls der reinen Fernortung funktionierte die rein instrumentale Erforschung der fremden Welt mit Namen Dendor I noch ausreichend gut. Die Datenflut beinhaltete jedoch nicht nur Scanergebnisse von Bord der schwer angeschlagenen Perendra, sondern auch von den Ortungsgeräten aller Landeeinheiten, die sie Jäger nannten.

Inzwischen stand zweifelsfrei fest, dass die Umlaufbahn von Dendor I dermaßen eng war, dass sich im Laufe der Jahrmillionen und wahrscheinlich sogar Jahrmilliarden die Eigenumdrehung mit dem Umlauf synchronisiert hatte. Das hieß, Dendor I zeigte seiner braunen Sonne immer nur eine Seite, und auf dieser Seite hatte sich tatsächlich Leben gebildet.

Ganz im Gegensatz zur abgewandten Seite, die in ewiger Dunkelheit blieb und von einem kilometerdicken Eispanzer bedeckt war. Diese ewige Kälte erschien ihnen nach den ersten Scans als völlig steril. Ob es bei diesem Ergebnis bleiben würde, war noch nicht klar. Erst einmal musste man dort landen und vor allem nach Möglichkeiten suchen, die unter dem dicken Eispanzer verborgenen Rohstofflager zu erreichen.

Captain Dalbo sah darin keine große Erfolgschance. Von vornherein schon nicht. Es grenzte bereits an ein Wunder, dass ihre Scans überhaupt die Rohstofflager dort hatten entdecken können, aber der Eispanzer erschien ihm jetzt schon als undurchdringlich. Deshalb hatte er nur einen einzigen Jäger dorthin entsendet.

Er selbst flog mit Jennifer an Bord in die Zwielichtzone. Das war der Bereich zwischen ewig heller und ewig dunkler Seite.

So richtig hell war es allerdings auch nicht auf der Sonnenseite. Dafür emittierte der braune Zwerg, der bedrohlich nah wirkte und stets an der gleichen Stelle am Himmel über Dendor I hing, mit wenigen, geringfügigen Abweichungen im Verlauf eines Dendorjahres, das nur wenige Tage dauerte, viel zu wenig Strahlung im sichtbaren Bereich. Dafür war die Infrarotstrahlung umso intensiver, was immerhin dazu führte, dass Dendor I auf der Sonnenseite stark genug erwärmt wurde.

In der Zwielichtzone sorgte das für gewaltige Stürme, wenn die kalten Luftmassen der Nachtseite mit den warmen Luftmassen der Tagseite zusammenstießen und sich dabei nicht einfach nur vermischten, sondern enorme Strudel erzeugten, spürbar bis zum sonnennächsten Punkt auf der Tagseite.

Gemäß der Scans war es dort sogar ziemlich heiß. Ohne Schutzvorrichtungen hätte dort kein Mensch lange überleben können. Um diese viel zu heiße Zone herum zog sich allerdings ein ziemlich breiter Ring mit eher gemäßigtem Klima. Dort hatte sich ein mehr oder weniger dichter Pflanzengürtel gebildet.

Größere Wasserflächen gab es auf der Tagesseite keine. Die Luft an sich hatte jedoch einen ziemlich hohen Feuchtigkeitsgehalt. Das Wasser hierfür stammte offensichtlich aus der Zwielichtzone.

Meere hatten sich bei den vorhandenen Klimaverhältnissen jedenfalls nicht bilden können. Und wenn doch, waren sie längst verdunstet, und ihr Wasser hatte sich auf der Nachtseite als Eis niedergeschlagen.

So interessant dies alles auch für den jungen Captain der Perendra erschien, musste er sich jedoch viel mehr um sein eigentliches Ziel kümmern, nämlich um das Rohstofflager mit seltenen Erden, die gar nicht mal so tief unter der Oberfläche verborgen waren. Es würde also kaum Probleme bereiten, an sie heran zu kommen. Problematisch dabei war allerdings der ständige Sturm, der sintflutartige Regenfälle mit sich brachte und teilweise auch in Schneesturm ausartete. Dabei machte diese wahrhaft vernichtende Wetterlage kaum jemals eine Pause.

Was allerdings nur hier der Natur arg zusetze, denn hier gab es nur wenig Pflanzenwachstum. Ganz besonders hartnäckige und widerstandsfähige Schlingpflanzen, die sich in den Untergrund krallten und jeglichem Sturm zu trotzen vermochten.

Der Jäger, in dem der Captain mit Jennifer Martin und Miimii saß, wurde trotz der starken Neutralisatoren ganz schön gebeutelt.

Rick warf einen bedauernden Blick auf Jennifer.

Diese sprach aus, was beide in diesem Moment dachten:

„Es ist hier zu gefährlich zum Schürfen. Das sollten wir nur in Betracht ziehen, wenn die anderen Lager sich als noch schlechter zugänglich erweisen.“

Rick Dalbo beschloss daraufhin, den Kurs zu ändern und zu diesem ausgedehnten Pflanzengürtel zu fliegen. Da erreichte sie der Funkspruch von der Nachtseite, von dem einen Jäger, der dort auf Exkursion gegangen war:

„Die Nachtseite ist keineswegs unbelebt. Ganz im Gegenteil. Wir können zwar keinerlei Pflanzen an der Oberfläche des ewigen Eispanzers entdecken, was uns sowieso gewundert hätte, aber dafür scheint es eine Art Riesenwürmer zu geben, die sich durch das Eis bohren. Tief unter dem Eis scheint es doch nicht ganz so kalt zu sein wie an der Oberfläche.“

Tom Wang meinte dazu aus der Zentrale der Perendra:

„Es gibt sicherlich auch Gezeitenkräfte im Innern dieser Welt, verursacht durch die Nähe des Zentralgestirns. Was zu einer zusätzlichen Erhitzung des Innern führt und vielleicht zu normalen Temperaturen unterhalb der Eisschicht.

Nach meinen Berechnungen kommt es zuweilen auch durchaus vor, dass Protuberanzen in ihren Spitzen bis zum Planeten hin reichen und dort jedes Mal enormen Schaden anrichten. Obwohl derzeit so eine Art Stillstand herrscht, also eine Ruhephase des Gestirns.“

„Sind denn Spuren von solchen Katastrophen auf der Oberfläche zu erkennen?“, erkundigte sich Dalbo prompt.

„Nein, seltsamerweise gar nicht. Es scheint, als hätten die Pflanzen hier alles gewissermaßen fest im Griff. Ja, im wahrsten Sinne des Wortes sogar. Genauere Scans weisen darauf hin, dass dieser gesamte belebte Gürtel irgendwie zusammenhängt.“

„Pflanzenintelligenz?“

„Nun, ja, ich möchte nicht so weit gehen zu behaupten, dass man diese Art von Intelligenz mit der unsrigen vergleichen könnte, aber andererseits, die Pflanzen haben sich optimal an die Bedingungen hier angepasst. Ganz im Gegensatz zur Tierwelt. Es gibt keine Scanergebnisse, die überhaupt auf sogenannte höhere Tiere hinweisen könnten.“

„Wir haben also hier eine Art reine Pflanzenwelt?“, hakte Dalbo nach.

„Nicht ganz, wenn man die Nachtseite mit einbezieht mit ihren Rieseneiswürmern. Die werden ja wohl von irgendetwas leben, das sich unterhalb des Eispanzers befindet. Vielleicht kommen sie ja nur an die viel zu kalte Oberfläche, gewissermaßen um Luft zu schnappen?“

Es klang fast, als wollte Tom Wang damit einen Scherz machen, doch jeder, der ihn kannte, wusste definitiv, dass Tom Wang niemals auch nur rudimentär zum Scherzen aufgelegt war. Also schien er das völlig ernst zu meinen.

„Also kein höheren Lebewesen auf der Tagseite?“, fragte Rick seine Begleiterin nachdenklich, nachdem er die Verbindung unterbrochen hatte.

Jennifer zuckte mit den Achseln.

„Sehen wir es uns doch einmal näher an“, schlug sie vor und deutete nach vorn. „Wir müssen ja nur den Grüngürtel erreichen, der immerhin die Breite von ein paar tausend Kilometern hat. Das ergibt eine enorm große Gesamtfläche, und wollen wir wetten, dass die Pflanzen sogar mit der Hitze im Zentrum fertig werden, wo ununterbrochen die Infrarotstrahlung der Sonne einwirkt?

Falls diese Pflanzenwelt tatsächlich so intelligent sein sollte wie angenommen“, fügte sie noch hinzu.

*

Tom Wang lagen die Ergebnisse vor: Die Besatzung hatte Glück im Unglück gehabt gewissermaßen: Keinerlei Verluste von Menschenleben. Das lag allerdings nur daran, dass die Besatzungsmitglieder in den betroffenen Außensegmenten laut Alarmprotokoll gehandelt und blitzschnell in die bereitliegenden Raumanzüge geschlüpft waren. Das hatte ihnen das Leben gerettet beim Verlust der atembaren Luft, und die Neutralisatoren in den Raumanzügen hatten zudem verhindert, dass sie von dem Sog hinausgezogen worden waren, um sich in den unendlichen Tiefen des Weltraums für immer zu verlieren.

Das waren jedenfalls auch für Tom Wang gute Nachrichten, die er als kleines Datenpaket weitergab an Rick Dalbo, während er weiter die Scanergebnisse studierte, die zusätzlich mit den Ergebnissen der Scans abgeglichen wurden, wie sie von den einzelnen Jägern zur Verfügung gestellt wurden.

In der optischen Erfassung der Tagseite fiel ihm dabei eine Besonderheit auf, konzentriert in jenem wahrhaft gigantischen Grüngürtel. In dem diffusen Licht war das zunächst gar nicht erkennbar. Erst wenn man entsprechende Filter hinzu schaltete, um das Bild für das menschliche Auge normal erscheinen zu lassen, fiel es so richtig auf: Immer wieder bildeten sich über dem in dieser Darstellung wahrhaft satten Grün so eine Art hektische Flecken von unterschiedlicher Größe.

Die Naherfassung zeigte, dass es sich teilweise um Wolken von unterschiedlicher Größe handelte, die das dürftige Licht verschluckten. Sie entstanden scheinbar willkürlich und lösten sich gleich wieder auf. Dabei konnte es sich keinesfalls um eine Art Dunst handeln, denn ein solcher hätte sich völlig anders verhalten.

Es war jedenfalls etwas, was die besondere Aufmerksamkeit des Ersten Offiziers der Perendra erregte. Er beschloss daher, sich zunächst einmal diesem Phänomen ganz speziell zu widmen, zumal er ansonsten ja hier oben nicht sehr viel zu tun hatte als Stellvertreter des Captains. Er befand sich in der Zentrale, und jeder hier wusste auch ohne ihn, was er zu tun hatte.

Um deren Arbeit nicht unnötig zu stören, ging Tom Wang zunächst eher vorsichtig vor, auch ohne die Gesamtscans zu beeinflussen, indem er ganz einfach nur die entsprechenden Unterdaten aus dem steten Datenstrom herausfiltern ließ.

Es dauerte dabei eine Weile, bis ihm bewusst wurde, dass der Navigator neben ihn getreten war.

Es war schon verblüffend, wie lebensecht dieser wirkte, obwohl er doch nur ein interaktives Hologramm war.

„Es scheint sich tatsächlich um eine Art Leben zu handeln“, meinte er lapidar, dem Ersten Offizier zugewandt.

Der Erste nickte heftig.

„Wobei die Einzelteile einer solchen Wolke, ob diese nun riesig groß erscheint oder auch nur so klein wie ein Kinderball, äußerst beweglich sind. Vielleicht eine Art Insekten, mikroskopisch klein, vielleicht höchstens einen Millimeter groß, was erklären würde, wieso sich diese Art Dunstwolken scheinbar völlig auflösen können, um im nächsten Moment wieder neu zu entstehen.“

„Schwärme, die je nach Dichte sichtbar werden oder unsichtbar bleiben…“, meinte auch der Navigator nachdenklich.

Einerseits störte es Tom Wang ungemein, dass sich der Navigator sozusagen eingemischt hatte, auch noch mit seiner Hologrammprojektion, aber andererseits tat es ihm gut, von diesem bestätigt zu werden.

„Wir sollten das jedenfalls den Jägerbesatzungen dort unten, einschließlich Captain Dalbo, mitteilen, damit sie vielleicht ein Auge darauf haben“, schlug er rasch vor.

Der Navigator teilte seine Meinung mit einer Art wohlwollendem Nicken. Dann trat er wieder in die Mitte der Zentrale zurück. Überhaupt verließ er seinen Platz dort normalerweise nur auf Aufforderung. Und wenn ihn alle für einen bestimmten Zeitraum ignorierten, löste sich das Hologramm auch mal auf, weil es anscheinend nicht mehr länger benötigt wurde.

Tom Wang war es in diesem Moment egal. Er konzentrierte sich weiterhin auf seine Beobachtungen.

Bis Captain Dalbo ihn anfunkte:

„Was für Schwärme? Wir können hier unten nichts dergleichen entdecken. Dabei befinden wir uns jetzt unmittelbar über einem Rohstofflager, das ebenfalls ziemlich leicht zugänglich erscheint. Um uns herum ist eine Lichtung, groß genug, um ein Lastenshuttle landen zu lassen, ausgestattet mit den entsprechenden Schürfgeräten. Wir wollen doch möglichst nicht die belebte Natur hier tangieren bei unseren Bemühungen.“

Tom Wang selber sah so viel Rücksichtnahme nicht unbedingt ein. Auch wenn diese Pflanzenwelt als quasi intelligent erschien, mussten sie seiner Meinung nach dennoch ihre eigenen Bedürfnisse über die dieser Pflanzen stellen. Denn wer wusste denn überhaupt, wie lange es noch dauern würde, bis die Mharaav vielleicht doch noch die Verfolgung aufnahmen und sie hier aus dem Orbit um Dendor I schossen?

War es denn wirklich vertretbar, in der Zwischenzeit nicht alles zu tun, um so schnell wie möglich das Schiff wieder flott zu kriegen, damit sie endlich wieder aus diesem System hier verschwinden konnten, das sich für sie als eine regelrechte Mausefalle entpuppt hatte?

Wobei ihm bei diesen Gedanken durchaus auch die Frage noch einmal in den Sinn kam, wieso die Mharaav denn nicht sowieso schon lange hier waren, eben um sie aus dem Orbit um Dendor I zu schießen?

Sie waren ja anfangs davon ausgegangen, dass die sechs Schiffe ihnen regelrecht aufgelauert hatten. Aber woher hätten die Mharaav eigentlich wissen können, dass sie Kurs genommen hatten in dieses System? Was, wenn sie sowieso schon hier gewesen waren?

Aber warum hätten sie das überhaupt tun sollen? Immerhin mit einem halben Dutzend kampfbereiter Kriegsschiffe.

Da keimte in ihm eine Idee auf, die ihm ganz und gar nicht gefallen wollte, weshalb er sie sogleich wieder in die tiefsten Tiefen seines Unterbewusstseins verbannte:

Was, wenn es sich sogar um eine Art Wachmannschaft handelte, die dieses Sonnensystem ganz speziell zu bewachen hatte, aus welchen unerfindlichen Gründen auch immer?

*

Vancon und Miller flogen zu einem ausgedehnten Hochplateau. Das Gebirgsmassiv, auf dem sich dieses Plateau erstreckte, wurde in seinem Innern von kilometerlangen Erzadern durchzogen. Es gab kahle Stellen, an denen blankes Felsgestein zum Vorschein kam. Genügend Platz also, um nicht nur hier zu landen, sondern auch sich in die Tiefe zu bohren, ohne an der Oberfläche großen Schaden anzurichten. Ganz nach dem Willen ihres Captains, der niemals auf die Idee gekommen wäre, in ein bestehendes Ökosystem einzugreifen, falls es nicht überlebensnotwendig gewesen wäre.

Beim Aussteigen wurde ihnen klar, dass die Lichtverhältnisse in der Tat nicht für menschliche Augen geeignet waren. Es herrschte ein ziemlich schummriges Licht im sichtbaren Bereich. Der Himmel sah aus, als wäre er von brauner, leicht glühender Asche komplett bedeckt. Die normalen Regenwolken, die ihn tatsächlich zum größten Teil bedeckten, waren in diesem schummrigen Licht als solche gar nicht sichtbar.

Für menschliche Augen wohlgemerkt, nicht so für Robert Vancon, den Nugrou, der seine Sehfähigkeiten der Umgebung anpassen konnte. Allerdings durfte das sein Begleiter nicht merken, weshalb er diesem riet:

„Wir benutzen besser eine Filterbrille. Dann sieht es hier draußen beinahe normal aus.“

Natürlich bediente er sich selber eines solchen Hilfsmittels, einzig nur zur Tarnung.

Danach sah es auch für den Sergeant ziemlich normal aus hier draußen. Beinahe wie in einer vielleicht ein wenig unwirtlichen Gegend daheim auf der Erde.

Er sog sogar prüfend die Luft ein, um sich zu vergewissern, dass sie tatsächlich so einwandfrei atembar war, wie die Messungen ihnen verrieten, und sogar ziemlich gut roch. Beinahe so wie auf einer frischgemähten Wiese mitten in einem ausgedehnten Waldgebiet, das vor Feuchtigkeit dampfte.

Vergeblich hielt er jedoch nach dem Dampf Ausschau, den er roch. Es war keiner sichtbar, auch nicht mit den entsprechenden Farbfiltern der Brille.

Und was war mit jenen Schwärmen, von denen Tom Wang berichtet hatte?

Fehlanzeige. Nichts dergleichen zeigte sich ihnen, als hätte die belebte Natur an der Landestelle beschlossen, sich erst einmal völlig zurückzuhalten.

Keiner der beiden dachte sich etwas dabei. Sie hatten auch genug damit zu tun, mittels ihrer Instrumente die genaue Lage der Erzvorkommen zu bestimmen. Der Landeplatz erschien tatsächlich als ideal geeignet, um sich von hier aus in die Tiefe zu bohren und das benötigte Rohmaterial abzubauen, damit es an Bord des Schiffes weiter verarbeitet werden konnte zu Baumaterial.

Es würde dennoch eine Weile dauern, bis sie dadurch wirklich wieder flott kamen, wobei sie stets die Präsenz der Echsenwesen in diesem Sonnensystem im Kopf behielten. Auch wenn diese sich derzeit nicht um die Perendra zu scheren schienen: Immerhin hatten die Angreifer versucht, sie vollständig zu zerstören. Ohne vorherige Warnung. Ohne auch nur im Geringsten überhaupt zu zögern bei ihrer Ankunft.

Die beiden waren so beschäftigt mit ihren Messungen, dass sie gar nichts bemerkten, als eine Gestalt sich ihnen hinterrücks näherte. Diese bemerkten sie erst, als sie sich verhalten räusperte.

Beide fuhren erschrocken herum und erstarrten, als sie den Neuankömmling erkannten:

Es handelte sich um einen Mharaav. Nicht um irgendeinen, sondern um den einzigen, den sie persönlich kannten und der mitten unter ihnen auf dem Schiff lebte, nämlich Doktor Moran-Dor.

Moran-Dor war einst aus einem Ei geschlüpft, das an Bord eines havarierten Mharaav-Schiffes gefunden worden war. Seitdem fühlte er sich den Menschen wesentlich mehr hingezogen als seiner eigenen Rasse.

Ein respektables Mitglied mithin der Besatzung, trotz aller Feindschaft mit den Echsenwesen. Aber wieso war er auf einmal hier? Er war doch gar nicht von Captain Dalbo hier heruntergeschickt worden, und wieso war es ihnen überhaupt entgangen, dass noch ein weiterer Jäger mit dem Doktor an Bord im Landeanflug gewesen war?

Bevor sie ihn selber fragen konnten, wandte er sich einfach ab und ging davon, mit immer schneller werdenden Schritten.

Und ehe sie sich von ihrer Überraschung erholt hatten, um endlich angemessen auf ihn zu reagieren, war er auch schon wieder zwischen karg bewachsenen Felsformationen spurlos verschwunden. Regelrecht wie vom Erdboden verschlungen.

Sie liefen beide hinterher, ohne ihn jedoch noch finden zu können.

Ein wenig ratlos kehrten sie zu ihrem Jäger zurück.

Lieutenant Robert Vancon beschloss, per Funk Meldung darüber zu machen. Nicht weil er sich um sich selbst sorgte, sondern eher um den Doktor wegen dessen seltsamem Verhalten.

Tom Wang meldete sich bald von Bord der Perendra zurück:

„Ihr leidet anscheinend unter Halluzinationen, denn Doktor Moran-Dor steht hier direkt neben mir und weiß von nichts. Wollt ihr euch mal mit ihm selber darüber unterhalten?“

*

Erneut meldete der Navigator, während die entsprechenden Warnsignale aufleuchteten:

„Ortung!“

Er fügte hinzu:

„Die Fernortungsmöglichkeiten waren durch die Strahlentreffer eingeschränkt und sind jetzt wieder weitgehend funktionsfähig. Dadurch bedingt konnten die sechs Kriegsschiffe der Mharaav jetzt erst erneut geortet werden.“

Und da waren sie. Immer noch nur sechs Objekte, allerdings weit genug entfernt, als dass sie eine echte Bedrohung hätten sein können. Falls sie sich nicht weiter annäherten, hieß das. Doch sie blieben abwartend, befanden sich beinahe dort, wo das kurze Weltraumscharmützel stattgefunden hatte, mit eindeutig der Perendra als Verlierer.

Sie schienen auch weiterhin kein Interesse daran zu haben, sich auf Schussweite zu nähern. Noch nicht jedenfalls.

Worauf warteten sie eigentlich?

Dennoch war es nicht falsch gewesen, erneut den Alarm auszulösen.

Auch die Jäger wurden in Kenntnis gesetzt, während Doktor Moran-Dor versuchte, von Bord aus Lieutenant Robert Vancon und Sergeant John Miller klar zu machen, dass er unmöglich an zwei Orten gleichzeitig sein konnte. Auch als geborener Mharaav nicht. Er hatte sich lediglich innerhalb des Schiffes bewegt, wenn überhaupt. Es fehlte auch kein Jäger, mit dem irgendjemand zusätzlich hätte hinunterfliegen können auf Dendor I. Zumal das selbstverständlich hätte geortet werden können. Denn die Ortungsfähigkeiten im Nahbereich waren zu keiner Zeit eingeschränkt gewesen.

Auch Captain Dalbo bekam das natürlich mit. Er enthielt sich vorerst eines Kommentars.

Was außerdem die erneute Ortung der sechs feindlichen Raumschiffe betraf, waren ihm derzeit sowieso im wahrsten Sinne des Wortes die Hände gebunden. Er vertraute dabei voll und ganz Tom Wang, der in seiner Abwesenheit an Bord der Perendra das Sagen hatte.

Obwohl: Was hätte man überhaupt tun können, falls es den Mharaav eingefallen wäre, doch wieder Jagd auf die Perendra zu machen? In diesem Zustand war das Schiff weitgehend hilflos. Es konnte sich zwar eingeschränkt innerhalb des Sonnensystems bewegen, doch dieses nicht mehr verlassen. Außerdem hatten die Waffensysteme unter dem Beschuss gelitten.

Dalbo schüttelte jetzt doch unwillig den Kopf über Lieutenant Vancon, der anscheinend gemeinsam mit dem ihn begleitenden Sergeanten John Miller neuerdings Halluzinationen hatte. So wirklich bedrohlich allerdings fand er diese seltsame Begegnung eigentlich nicht.

Er kümmerte sich weiter um die genaueren Messungen, das Rohstofflager unter seinen Füßen betreffend, wobei ihm Jennifer Martin hilfreich zur Hand ging.

Auf Miimii achtete er dabei zwangsläufig nicht mehr so sehr. Es fiel ihm nicht auf, dass die telosianische Zweikopfkatze derweil neugierig die Umgebung erforschte und sich dabei immer weiter vom Landeplatz des Jägers entfernte, mit dem sie gekommen waren.

Sie vertraute anscheinend ihrem wachen Instinkt, der ihr die Rückkehr zum Landeplatz ermöglichen sollte.

Allzu weit allerdings kam sie trotz ihrer ausgeprägten Neugierde nicht, denn auf einmal hörte sie seltsame Geräusche, die so gar nicht zu der übrigen Geräuschkulisse passen wollten. Sie hielt inne und lauschte. Es klang ja gerade so, als wären jetzt auf einmal dort vorn ihr Herrchen Rick Dalbo gemeinsam mit Jennifer Martin, aber das war doch gar nicht möglich, weil Miimii diese doch gerade erst verlassen hatte.

Erschrocken wandte sich Miimii ab und lief in die Richtung zurück, in der sie ganz sicher den Landeplatz vermutete. Doch schon nach wenigen Metern wurde ihr klar, dass sie die falsche Richtung genommen haben musste, denn eigentlich hätte sie längst den Jäger wieder sehen müssen. Und auch ihr Herrchen Dalbo.

Miimii blieb stehen und begann ängstlich zu zittern. Ihre Fellhaare sträubten sich sogar, und dann stieß sie einen besonders schrillen Laut aus, so mächtig, dass man ihn mindestens einen Kilometer weit hören musste. Um auf sich aufmerksam zu machen. Damit Rick Dalbo sie fand. Derweil wollte sie keinen einzigen Schritt mehr weitergehen. Nicht dass sie sich noch endgültig verirrte.

Und Rick Dalbo hörte diesen durchdringenden Laut durchaus, der so ganz und gar nicht in diese Umgebung passen wollte.

„Miimii?“, entfuhr es ihm.

Auch Jennifer zeigte sich erschrocken.

„Wo steckt sie überhaupt?“

„Sie hat sich anscheinend verlaufen“, mutmaßte Dalbo und sah sich suchend um.

Aus welcher Richtung genau war der Ruf der Zweikopfkatze gekommen? Das war nicht so ohne weiteres festzustellen.

Da klang er erneut auf. Diesmal allerdings aus einer ganz anderen Richtung. Da war sich Dalbo auf einmal vollkommen sicher.

Er sah Jennifer bestürzt an. Doch diese nickte ihm zu und bestätigte sogar seine Vermutung:

„Das kam jetzt tatsächlich aus einer anderen Richtung!“

Abermals der Laut. Diesmal aus einer dritten Richtung.

Dalbo konnte sich das nur so erklären, dass der Hilferuf irgendwie in der sie umgebenden Natur widerhallte, so dass man nicht mehr eindeutig feststellen konnte, aus welcher Richtung er wirklich kam.

„Da ist sie doch!“, rief Jennifer in diesem Augenblick, und Dalbo folgte der Richtung, in die sie mit ausgestrecktem Arm zeigte.

Tatsächlich: Dort vorn war Miimii. Doch anstatt stehenzubleiben, wandte sie sich ab und lief davon, bis man sie nicht mehr sehen konnte.

Was sollte denn das jetzt? Einerseits stieß sie diesen Ruf aus, der von einer gewissen Verzweiflung zeugte, und andererseits schien das nur zu einer Art Spiel zu gehören? Dabei hatte Rick Dalbo nun wirklich ganz andere Sorgen derzeit, als hier mit seiner zweiköpfigen Katze zu spielen.

Trotzdem konnte er nicht widerstehen und lief in diese Richtung davon, in die Miimii soeben verschwunden war.

„Moment!“, rief da Jennifer hinter ihm.

Er blieb tatsächlich stehen und wandte sich ihr zu. Sie wies abermals mit ausgestrecktem Arm. Diesmal jedoch in die umgekehrte Richtung. Dort war Miimii erneut aufgetaucht, um sich sofort wieder abzuwenden und davon zu laufen. Gleichzeitig erscholl ihr Hilferuf, eindringlicher denn je. Und er schien diesmal tatsächlich aus derselben Richtung zu kommen.

Rick Dalbo rannte los. Er war jetzt richtiggehend wütend auf seine Zweikopfkatze und nahm sich vor, sie für den Rest ihres Aufenthaltes hier in den Jäger zu sperren, damit sie nicht wieder weglaufen konnte.

Was war bloß mit ihr los? Das fragte er sich außerdem. Denn Miimii war doch sonst nicht so. Vor allem hatte Rick noch niemals erlebt, dass sie, wenn sie schon auf Exkursion ging, nicht wieder zurückfinden konnte und dazu seine Hilfe benötigte.

Die eindringlichen Rufe zeigten ihm den weiteren Weg, und bald hatte er tatsächlich Miimii gefunden.

Als er allerdings sah, in welchem Zustand sie sich befand, vergaß er seinen Groll: Miimii war offenkundig in großer Panik. Ihr Fell hatte sich gesträubt, als würde sie von einem schrecklichen Angreifer attackiert werden, den sie damit abschrecken wollte. Als sie allerdings ihres Herrchens ansichtig wurde, lief sie herbei und sprang an ihm empor.

Rick Dalbo fing sie auf, barg sie auf seinen Armen und trug sie zurück zum Landeplatz.

„Was ist nur los mit dir?“, erkundigte er sich unterwegs bei dem Fellknäuel mit zwei Köpfen.

Das hatte jetzt sein müssen. Denn hatte es denn zunächst nicht so gewirkt, als wollte sie mit ihm nur spielen? Tauchte einmal in der einen Richtung auf und dann in der anderen… Damit er sie dann letztes Endes dermaßen eingeschüchtert vorfand?

Das passte eigentlich überhaupt nicht zu ihr. Trotzdem machte Rick Dalbo wahr, was er sich vorgenommen hatte, und sperrte sie in dem Jäger ein. Dort konnte sie keinen Schaden anrichten, denn die Kontrollen gehorchten nicht auf Fremdsteuerung, weil sie auf Dalbo und Jennifer Martin abgestimmt waren.

Kaum war dies geschehen, hörte Rick Dalbo Jennifer fassungslos rufen:

„Das gibt es doch überhaupt nicht!“

Er folgte erneut der Richtung, in die sie mit ausgestrecktem Arm wies – und sah es jetzt selbst:

Dort vorn, höchstens zehn Meter entfernt, stand Miimii und stieß erneut diesen durchdringenden Laut aus, bevor sie sich abwandte und gleich wieder verschwand.

Rick Dalbos Blick ging erst zum Jäger hinter sich, dann wieder dorthin, wo er soeben Miimii gesehen hatte.

Er kehrte zurück zum Jäger, öffnete ihn und suchte mit den Augen nach Miimii.

Er fand sie völlig verängstigt unter einem der Sitze. Sie beruhigte sich erst wieder, als er sie mit sanfter Hand streichelte.

Rick Dalbo sah durch den Ausstieg hinaus und versuchte zu begreifen, was er dort draußen wirklich gesehen und gehört hatte. Das konnte doch unmöglich Miimii gewesen sein, weil das hier, dieses pelzige Wesen, das er soeben streichelte, nur das allein konnte doch Miimii sein.

Oder war es sogar möglich, dass es auf diesem Planeten ebenfalls zweiköpfige Katzen gab, gerade so wie auf Telos?

Die Wahrscheinlichkeit war zwar um einen Faktor geringer als das Universum Atome zählte, aber man sollte etwas niemals völlig ausschließen.

Erst nach einer Weile wagte er es, Miimii wieder allein an Bord zu lassen und zurückzukehren zu Jennifer.

Diese empfing ihn mit betont ernster Miene:

„Ich denke gerade daran, dass immerhin zwei unserer angesehenen Kollegen eine Art Doppelgänger unseres Doktors gesehen zu haben glauben!“

Verblüfft sah Dalbo sie an.

„Doppelgänger?“, ächzte er unwillkürlich.

„Ja, was sonst? Falls wir nicht in Betracht ziehen wollen, dass beide nur irgendwie verrückt geworden sind. Aber dann müssten wir uns gleich selber für verrückt erklären lassen. Immerhin haben wir beide Miimii gleich mehrfach gesehen.“

„Nicht mehrfach“, versuchte Rick Dalbo einen lahmen Einwand: „Sie erschien ja nicht gleichzeitig, sondern hintereinander.“

„In verschiedenen Richtungen!“, trumpfte Jennifer auf. „Also, wenn sie nicht inzwischen so eine Art Teleportation erlernt hat, müssen wir durchaus davon ausgehen, dass es sich um Doppelgänger handeln muss, die wir übrigens nicht nur gesehen, sondern auch gehört haben.“