Sechzehn Jahre - Thomas Mann - E-Book

Sechzehn Jahre E-Book

Thomas Mann

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Beschreibung

Die Idee, die vier ›Joseph‹-Romane in einem Band herauszubringen, stammte von Thomas Manns amerikanischem Verleger Alfred A. Knopf. Mann bot an, ein Vorwort zu verfassen und schloss die Arbeit daran am 8. Februar 1948 ab. Der Text wurde zunächst im März desselben Jahres in der Neuen Schweizer Rundschau abgedruckt und von Mann in den Sammelband ›Altes und Neues‹ (1953) aufgenommen, bevor er, leicht gekürzt, auch in den ›Gesammelten Werken in 12 Bänden‹ (1955, Ostberlin) sowie in den dreizehnbändigen ›Gesammelten Werken‹ von 1974 (Frankfurt am Main) erneut erschien. Eine Gelegenheit, in die Rezeption seiner Werke einzugreifen, war Mann grundsätzlich willkommen und so äußert er sich hier durchaus optimistisch über den ›Joseph‹: »Ein Maß von Dauer, denke ich, ist ihm eingeboren.«

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Thomas Mann

Sechzehn Jahre

Vorrede zur amerikanischen Ausgabe von »Joseph und seine Brüder« in einem Bande

Essay/s

Fischer e-books

In der Textfassung derGroßen kommentierten Frankfurter Ausgabe(GKFA)Mit Daten zu Leben und Werk

{363}Sechzehn Jahre Vorrede zur amerikanischen Ausgabe von »Joseph und seine Brüder« in einem Bande

Dies pyramidenhafte Stück Arbeit, das sich von den brüderlichen Monstren am Rande der Libyschen Wüste nur dadurch unterscheidet, daß nicht Hekatomben befuchtelter, keuchender Fronsklaven ihm zum Opfer fielen, sondern daß eines Mannes Geduld es in langen Jahren errichtete – dies bisher viergeteilte Werk als das Ganze, das es ist, zwischen zwei Buchdeckeln vereinigt zu sehen, erregt mir, außer gerechtem Staunen über eine kaum für möglich gehaltene buchtechnische Leistung, manches Erinnern, eine gewisse autobiographische Nachdenklichkeit.

Lange Jahre – überlege ich’s genau, so sind es, alle Unterbrechungen, recht ausgedehnte zum Teil, mit eingerechnet, volle sechzehn, die der Arbeit daran gehörten: eine Zeitspanne, historisch gesehen ebenso »geschichtenvoll« wie das eigensinnig auf sich bestehende Produkt, das in ihr heranwuchs – geschichtenvoll, wie man denken sollte, auf eine dem epischen Gleichmut recht abträgliche Weise. Ist es zu viel erwartet, daß die Nachwelt, gesetzt, es sei eine geistig noch irgend wohlerhaltene Nachwelt zu erwarten, sich gelegentlich ein wenig wundern wird, wie doch in diesen Jahren, von 1926 bis 1942, da jeder Tag Herz und Hirn mit wildesten Zumutungen bestürmte, ein Erzählwerk wie dieses, siebzigtausend geruhig strömende Zeilen, welche die Urvorkommnisse des Menschenlebens, Liebe und Haß, Segen und Fluch, Bruderzwist und Vaterleid, Hoffart und Buße, Sturz und Erhebung kündend dahintragen, ein humoristisches Menschheitslied – wenn es erlaubt ist, die Dinge bei Namen zu nennen – daß dergleichen {364}unter so turbulenten Umständen besorgt und ausgeführt werden konnte? Was mich betrifft, so ist nicht Verwunderung meine Sache, sondern Dankbarkeit: Ich bin diesem Werke dankbar, das mir Stütze und Stab war auf einem Wege, der oft durch so dunkle Täler führte – Zuflucht, Trost, Heimat, Symbol der Beständigkeit war es mir, Gewähr meines eigenen Beharrens im stürmischen Wechsel der Dinge.

1924 wurde in München der »Zauberberg« beendet, der im nächsten Jahre erschien. Zwischen seinem Abschluß und dem Tage, an dem ich den Mut fand, den ersten Satz der »Höllenfahrt« genannten Ouvertüre zu »Joseph und seine Brüder«, dieses »Tief ist der Brunnen der Vergangenheit« niederzuschreiben, liegt an Hervorbringung nichts als die Erzählung »Unordnung und frühes Leid«, improvisiert für das Heft der »Neuen Rundschau«, in dem man meines 50. Geburtstags gedachte – eine der aktiven Erholungen, wie sie mir nach der Entlastung von einer jahrelang getragenen Aufgabe mit einer gewissen Regelmäßigkeit zufallen: So entstanden nach »Lotte in Weimar« die »Vertauschten Köpfe«, ein metaphysischer Scherz, und nach Beendigung der Josephsgeschichten jene gegen das Nazitum gerichtete Verteidigung menschlicher Gesittung, genannt »Das Gesetz«. – Langsam, nach dem Tage des Anhebens und nach Niederschrift des phantastischen Essays, der die Einleitung bildet und an die Ausrüstungsetappe zu einer gewagten Forschungsexpedition erinnert – langsam und unter sorgenden Bedenken, wieviel Raum und Zeit doch das alles in Anspruch nahm, wuchsen die Teile des mythologischen Romans heran, die dann als »Die Geschichten Jaakobs« das Licht der Welt erblickten, – einfach weil genug Manuskript für einen schon umfänglichen Band sich angesammelt hatte, und nicht weil das opus als mehrbändiges Werk, als eine Folge von Romanen, als »Tetralogie« geplant gewesen wäre. Ach, es war alles {365}