Secret Citys Portugal - Nicole Biarnes - E-Book

Secret Citys Portugal E-Book

Nicole Biarnés

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Beschreibung

Wer träumt nicht davon, am Strand zu liegen, zu surfen oder auch am südlichsten Punkt Europas in eine deftige Bratwurst zu beißen? Direkt am Cabo de Sao Vincente, nahe Lagos, gibt es nämlich die letzte Bratwurst vor Amerika. All das und vieles mehr können Sie mit diesem Reiseführer abseits des Trubels erleben. Ohne Menschenmassen in kleinen Restaurants frischen Fisch essen oder gemütlich ein Pläuschen mit Einheimischen halten.

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Seitenzahl: 206

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Nicole Biarnés · Grit Schwarzenburg

SECRET CITYs

PORTUGAL

60 charmante Städte abseits des Trubels

INHALT

Vorwort

Willkommen in Portugal

NORTE

1Valença – Verteidigerin Portugals

2Viana do Castelo – Schmuckstück des Nordens

3Ponte de Lima – Heimat des Vinho Verde

4Barcelos – Auf dem Jakobsweg

5Braga – Ein Meer aus Kirchen

6Guimarães – Geburtsort Portugals

7Vila do Conde – Schiffe und Spitze

8Matosinhos – Vor den Toren von Porto

9Vila Nova de Gaia – Portos kleine Schwester

10Vila Real – Königliches Dorf

11Bragança – Hinter den Bergen

CENTRO

12Aveiro – Von Seetang und Kabeljau

13Viseu – Die Würdevolle

14Castelo Rodrigo – Eine Aldeia Histórica

15Guarda – Portugals höchstgelegene Stadt

16Figuera da Foz – Mehr als nur Strand

17Coimbra – Mehr als 100 Jahre Hauptstadt

18Cerdeira – Die Aldeias do Xisto

19Covilhã – Streetart trifft Schäfer

20Belmonte – Heimat des Entdeckers

21Monsanto – Das Dorf am Fuße der Templerburg

22Idanha-a-Velha – Eine archäologische Fundgrube

23Castelo Branco – Historisch und modern

24Nazaré – Das Wunder von Sitio

25Fátima – Die drei Prophezeiungen

26Tomar – Sitz des Templerordens

27Peniche – Freheit und Widerstand

28Óbidos – Stadt der Königinnen und Bücher

LISSABON-REGION

29Sintra – Märchenstadt

30Cascais & Estoril – Die Küste der Könige

31Setúbal – Vor den Toren Lissabons

ALENTEJO

32Santarém – Hauptstadt des Ribatejeo

33Portalegre – Grenzstadt zu Spanien

34Elvas – die Wehrhafte

35Estremoz – Die weiße Stadt

36Évora – Hauptstadt des Alentejo

37Moura – Die Maurin

38Beja – Kleines Juwel im Alentejo

39Mértola – Museumsstadt

ALGARVE

40Odeceixe – Ein Dorf an der Westküste

41Aljezur – Die Burg am Fluss

42Vila do Bispo – Das Herz des Westens

43Sagres – Sagenumwobener Zipfel der Alten Welt

44Lagos – Heimathafen der Seefahrer

45Monchique – Im Herzen der Serra

46Alte – Ein typisches Dorf

47Loulé – Stadt des Handwerks

48Estói – Die Treppe der Liebespaare

49Faro – Stadt der Störche

50Olhão – Märchenhaftes Fischerdorf

51Tavira – Eine Stadt am Fluss

52Castro Marim – Vom Meer umschlossen

53Vile Real de Santo Antonio – Am Guadiana

54Alcoutim – Leben am Grenzfluss

INSELN

55Lajes do Pico – Heimat von Moby Dick

56Angra de Heroísmo – Die Heldenhafte

57Ponta Delgada – Hauptstadt der Azoren

58Funchal – Die Metropole der Blumeninsel

59São Vicente – Madeiras Norden

60Vila Baleira – Das Zentrum Porto Santos

Register

Impressum

Die Häuser drängen sich geradezu an die Praia da Nazaré.

Die ganze Schönheit Portugals (von links nach rechts): Castelo Rodrigo gehört zu den zwölf historischen Dörfern Portugals und ist für seine Mandelbäume bekannt. Der farbenfrohe Pena-Palast von Sintra ist UNESCO-Weltkulturerbe. Hoch über dem Rio Guadiana thront das charmante Städtchen Mértola. In der Altstadt Mouras findet sich ein gut erhaltenes maurisches Viertel. Das Cabo de São Vicente mit seinem Leuchtturm ist der südwestlichste Punkt Europas.

Wer einsame Strände sucht, findet die im Norden Portugals.

Der Jardim do Paço Episcopal in Castelo Branco ist einer der schönsten Parks im Stil des Barocks.

Die Weinkooperation »Adega de Castelo Rodrigo« wurde 1956 gegründet.

VORWORT

MEHR ALS NUR LISSABON UND PASTEL DE NATA

Portugal ist eines der meist unterschätzten Reiseziele Europas. Dabei bietet das Land im äußersten Südwesten des Kontinents nicht nur 850 Kilometer Atlantikküste und rund 3.000 Sonnenstunden pro Jahr, sondern einen reichen Schatz an Geschichte, Natur und Kultur – und das fernab der beiden großen Städte Lissabon und Porto.

Die Ponte Dom Luis ist eine von sechs Brücken, die Porto mit Vila Nova de Gaia verbindet.

An der Spitze des Denkmals der Entdeckungen in Belém steht Heinrich der Seefahrer.

Warum Boca do Inferno »Höllenschlund« genannt wird, sieht man eindrucksvoll im Winter.

In Portugal leben gerade einmal zehn Millionen Menschen – aber die sind äußerst gastfreundlich. Und auch die Kommunikation funktioniert: Neben englisch, französisch und spanisch findet man öfter jemanden, der deutsch spricht.

In den vergangenen Jahren hat das Land als Reiseziel zugelegt – sehr beliebt sind vor allem Lissabon und Porto für Städtetrips sowie die Strände der Algarve. Aber auch der Tourismus auf dem Caminho Português, dem portugiesischen Jakobsweg, hat sich gesteigert. Alles andere sind zumeist weiße Flecken auf der Landkarte; die wenigsten verirren sich mal ins Landesinnere.

Das Land der großen Entdecker

Portugal musste sich als eigene Nation erst einmal finden und durchsetzen. Das geschah Anfang des 12. Jahrhunderts, als sich Afonso Henriques zum ersten König Portugals erklärte und die Unabhängigkeit ausrief. Ab dem 15. Jahrhundert wurde aus dem kleinen Königreich am Rande Europas eine Weltmacht und das reichste Land des Kontinents. Der »Vater« des Ganzen war Heinrich der Seefahrer, Sohn des portugiesischen Königs João I. Er förderte Entdeckungsreisen und die Seefahrt finanziell. Sein Ziel war es, einen Seeweg nach Indien zu finden – um die Westküste Afrikas herum. Zu seinen Lebzeiten wurden das Madeira-Archipel und die Azoren entdeckt, die noch heute zu Portugal gehören; die ganz großen Entdeckungen wurden aber später gemacht.

Zu den bekanntesten portugiesischen Seefahrern gehören Vasco da Gama, er war der erste Europäer, der Indien auf dem Schiff erreichte, und Ferdinand Magellan, auch wenn er seine Weltumsegelung unter spanischer Flagge durchführte und die Reise nicht überlebte.

Das Land entdecken

Portugal unterteilt sich in sieben Regionen, zwei sind die beiden Inselgruppen Madeira und Azoren mitten im Atlantik, die anderen sind auf dem Festland. Im Norden des Landes entstand damals das Königreich Portugal. Hier, wo alles grün und fruchtbar ist, wachsen die Reben für den Portwein und den spritzigen Vinho Verde. Auch das Centro ist voll von Geschichte – hier gibt es eine riesige Templerburg –, ursprünglichen Landschaften und malerischen Bergdörfern. Die Region um Lissabon – mit Bergen und Stränden – war bei vielen Königshäusern und auch Hollywood beliebt. Vom Alentejo haben die wenigsten bisher gehört, dabei ist es die größte Region Portugals – knallblauer Himmel, endlose Weiten und weiße Sandstrände. Die Algarve hat nicht nur eine tolle Küste und Strände zu bieten, sondern auch so viel Kultur. Auch kulinarisch gibt es mehr zu entdecken als nur Pastel de Nata und den berühmten Portwein. In Portugal wird schon seit den Römern Wein erzeugt; die Auswahl und der Geschmack an Weinen ist so vielfältig wie das Land selbst.

Dieses Buch nimmt Sie mit auf eine Reise durch 60 Orte auf dem Festland sowie den Archipelen Madeira und Azoren im Atlantik, die es wert sind, sie zu entdecken.

Grit Schwarzenburg & Nicole Biarnés

WILLKOMMEN IN PORTUGAL

ÜBERRASCHENDES WISSEN

Portugal ist melancholisch wie der Fado und aufregend wie die brausenden Wellen des Atlantiks. Ein Land voller Naturschätze, ganz in Weiß, wenn die Mandelbäume blühen.

PORTUGAL IN ZAHLEN

Am südwestlichsten Zipfel Europas gelegen, hat Portugal eigentlich nur zwei Grenzen: Zu Lande trennt »a Raia« Portugal von seinem Nachbarn Spanien. Die im 12. und 13. Jahrhundert festgelegte Landesgrenze ist eine der ältesten in ganz Europa. Noch beeindruckender ist jedoch die Küste, die sich über 832 Kilometer am Atlantik erstreckt. Rechnet man die Inseln mit, sind es sogar um die 1.800 Kilometer. Die Vielfalt der portugiesischen Landschaft reicht von der schroffen Felsenküste bis hin zu sandigen Stränden, von den weiten Ebenen des Alentejo bis in die Berge der Serra da Estrela.

MIT 17,2 KILOMETERN

Länge ist die Ponte Vasco Da Gama, die nördlich von Lissabon über den Tejo führt, die längste Brücke in der Europäischen Union.

über20NATURPARKS

Obwohl Portugal mit 92.212 km2 Fläche ein relatives kleines Land ist, findet sich hier eine erstaunliche Vielfalt ganz unterschiedlicher Landschaften. Unter den mehr als 20 Naturparks und Naturschutzgebieten befinden sich sechs von der UNESCO ausgewiesene Bisophärenreservate und vier UNESCO-Geoparcs.

54 %

aller Naturkorken werden in Portugal hergestellt, mehr als nirgendwo sonst auf der Welt. Korkeichen wachsen in Portugal auf einer Fläche von rund 720.000 Hektar, das ist rund ein Drittel der weltweiten Korkanbaufläche. Doch Flaschenkorken sind längst nicht alles, was dieses nachwachsende Material kann.

17 UNESCO-WELTERBESTÄTTEN

liegen in Portugal. Dazu gehören u. a. das Hieronymuskloster und der Turm von Belém in Lissabon, das Kloster in Tomar, die Altstadt von Porto, die Universität von Coimbra, die Festungsstadt Elvas und die steinzeitlichen Felsmalereien im Vale do Côa.

VOR 290 JAHREN

eröffnete bereits die historische Livraria Bertrand in Lissabon erstmals ihre Pforten. 1732 von Pedro Faure gegründet, ist der kleine portugiesische Buchladen die älteste noch funktionierende Buchhandlung der Welt.

1.993 METER HOCH

ist der »Torre«, der höchste Berg auf dem portugiesischen Festland. Überragt wird der Gipfel in der Serra da Estrela nur vom Pico auf den Azoren, der stolze 2.351 Meter misst.

BIG WAVES

Die Fischer nennen sie Witwenmacher, die Surfer nennen sie Monsterwaves: Bis zu 30 Meter hohe Wellen sind an der Atlantikküste Portugals keine Seltenheit. Der Weltrekord der höchsten je gesurften Welle liegt derzeit bei 26,21 Metern. Bezwungen wurde diese Monsterwelle von dem deutschen Big Wave Surfer Sebastian Steudtner 2020 in Nazaré.

739,26 KILOMETER

weit zieht sich die Estrada Nacional 2 von Faro im Süden bis Chaves im Norden längs durch ganz Portugal. Da die in den 40er-Jahren als Verbindungsachse zwischen Norden und Süden angelegte Nationalstraße nicht durch Lissabon führt, entwickelte sie sich nicht wie erwartet zu einer wichtigen Verkehrsader. Stattdessen wird die R2, die in weiten Teilen einer alten Römerstraße folgt, gern als »historische Straße« genutzt, um typische Dörfer und Landschaften Portugals kennenzulernen.

NORTE

Portugals Wiege – wilde und grüne Landschaft zwischen Douro und Minho

Das malerische Tal des Douro im Norden Portugals ist bekannt für seinen Wein, der hier auf steilen Terrassen entlang des Flusses wächst.

1

VALENÇA – VERTEIDIGERIN PORTUGALS

DIE EIFFELBRÜCKE, DIE KEINE IST

Schon immer war der kleine Ort an der portugiesischen Grenze die letzte Bastion. Wie sonst lässt sich sein Aussehen erklären: Valença ist eine riesige Festung. Die nächste Stadt ist nur einen Steinwurf entfernt – es trennt sie aber eine Grenze und eine Stunde.

Von Valença aus wurde die Unabhängigkeit Portugals verteidigt. Die Festung in ihrer heutigen Form gibt es seit dem 17. Jahrhundert.

Valença ist ein malerisches Städtchen mit verwunschenen Gassen, das aus einer anderen Zeit zu kommen scheint. Bekannt ist der Ort für die traditionellen bestickten Textilien, die es hier zu kaufen gibt, die erhöhte Lage am Grenzfluss Minho und die mächtige Hügelfestung.

Auch wenn der Ort eher klein ist: Valença nimmt eine wichtige Rolle in der portugiesischen Geschichte ein. Bereits die Römer errichteten hier direkt am Minho eine Grenzfestung, das Castrum Tydis. Mit der Gründung des Königreichs Portugal im 12. Jahrhundert ließ König Sancho I. Festungsmauern errichten, zur Verteidigung gegen die benachbarten Spanier im Kampf um die Unabhängigkeit. Da hieß der Ort »Contrasta«. Auf der nördlichen Flussseite war schon damals das galicische Tui. Unter der Regierung von Sanchos Enkel, König Afonso III., erhielt Valença dickere Mauern und den heutigen Namen. Außerdem ordnete er an, dass zu ihrem Schutz alle Menschen innerhalb der Stadtmauern leben sollten. Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Mauern immer wieder verstärkt. Das heutige Aussehen erhielt die Festungsanlage (Fortaleza) im 17. Jahrhundert im Restaurationskrieg. Konzipiert wurde sie von dem französischen Militäringenieur Miguel de l’Ècole und seinem Schüler Manuel Pinto de Vilalobos. Sie ist 50 Hektar groß, hat einen Umfang von fünf Kilometern und die Form eines Sternes. Eigentlich sind es zwei Festungen, die durch die Porta do Meio miteinander verbunden sind. Heute gilt die Fortaleza als Juwel der Militärarchitektur und wartet auf einen Eintrag in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Von den Mauern aus hat man den wohl besten Panoramablick über die Flusslandschaft des Minho und die Altstadt des benachbarten Tui in Galicien.

Über eine Brücke muss man gehen

Von Valença aus kann man einen Abstecher nach Tui machen, zum Sightseeing oder um kleine, süße Mandelfische aus dem »Mosterio da Concepción de Santa Clara« zu probieren. Die Nonnen des Klarissenklosters bereiten seit mehr als 500 Jahren diese »Pececitos« genannte Nascherei zu.

Dorthin gelangt man seit Ende des 19. Jahrhunderts über die Internationale Brücke, die Ponte Internacional Valença-Tui – entweder zu Fuß, per Bahn oder mit dem Auto. Die historische Gitterträgerbrücke ist 318 Meter lang und ein Wahrzeichen der Region. Fälschlicherweise wird sie oft als Eiffelbrücke bezeichnet, dabei stammt sie jedoch von dem spanischen Architekten Pelayo Mancebo y Ágreda. Überschreitet man die Brücke in Richtung Norden, also Richtung Galicien, verliert man eine Stunde, denn in Spanien herrscht im Gegensatz zu Portugal mitteleuropäische Zeit.

Hier entlang führt auch der portugiesische Jakobsweg.

INFO

TRAUMSTRÄNDE

Rund 30 Kilometer westlich von Valença, genau an der Mündung des Grenzflusses Minho, liegt ganz malerisch Portugals nördlichster Küstenort: Caminha. Nach Spanien gelangt man von hier aus nur per Fähre. Die Altstadt mit den hellen Häusern mit den roten Dächern entfaltet sich um die kreisförmige Praça Conselheiro Silva Torres mit ihrem schönen Renaissance-Brunnen und den einladenden Cafés. Die markantesten Gebäude sind der Torre do Relógio, der auch Uhrenturm heißt, nachdem 1637 eine Uhr angebracht wurde, und die gotische Igreja Matriz, eine der wichtigsten Kirchen Nordportugals. Sehenswert ist hier besonders die Decke aus Kastanienholz im Mudéjarstil.

Verlockend sind aber vor allem die wunderschönen Strände: Direkt am Fluss befindet sich die ruhige und windstille Praia da Foz do Minho und entlang der Atlantikküste Richtung Süden warten die feinsandigen Strände Praia de Caminha und Praia de Moledo sowie die Praia de Vila Praia de Âncora.

WEITERE INFORMATIONEN

visitvalenca.com

cm-caminha.pt

2

VIANA DO CASTELO – SCHMUCKSTÜCK DES NORDENS

SEEFAHRER UND FLAMMENDE HERZEN

Nicht viele Ortsfremde verirren sich in das alte Fischerdörfchen im Norden Portugals. Dabei gehört Viana do Castelo mit dem malerischen Zentrum und der prachtvollen Basilika, die über allem thront, zu den hübschesten Städten des Landes.

Früher hieß die Stadt »Viana da Foz do Lima«, weil sie an der Flussmündung des Lima liegt.

Auf der nördlichen Flussseite des Lima liegt Viana do Castelo. Schon von Weitem ist das Wahrzeichen der Stadt auf dem Hausberg sichtbar: die imposante Igreja de Santa Luzia, eine der schönsten Kirchen Portugals. Man gelangt mit dem Auto, zu Fuß oder seit 1923 auch mit dem Elevador de Santa Luzia, der längsten Standseilbahn Portugals, zu ihr hinauf. Weniger als sieben Minuten braucht der Elevador für die Strecke von 650 Metern. Die Basilika der heiligen Luzia ist eine Wallfahrtskirche im neobyzantinischen Stil mit einer überdimensionierten Kuppel, auf die man hinaufsteigen kann. Die wunderschönen Rosettenfenster sind die größten der Iberischen Halbinsel und die zweitgrößten Europas. Es heißt, die Architekten hätten sich von Sacré Coeur in Paris inspirieren lassen. Fertiggestellt wurde die Kirche erst 1959, nachdem bereits 1904 mit dem Bau begonnen worden war. Vom Berg und von der Kuppel aus hat man einen fantastischen Panoramablick auf die Altstadt, die Küste und das Meer, die Mündung des Lima in den Atlantik sowie die grüne Hügellandschaft. Laut »National Geographic« (im Jahr 1927) bietet sich hier der drittschönste Ausblick der Welt. In direkter Nähe zur Basilika befinden sich die Ruinen einer alten Castro-Siedlung, der Citânia de Santa Luzia, die bis ins 4. Jahrhundert bewohnt war und besichtigt werden kann.

Fetter Fang vor Neufundland

Gegründet Mitte des 13. Jahrhunderts, wurde Viana do Castelo weniger als zweihundert Jahre später zu einem der geschäftigsten Häfen, von denen die portugiesischen Entdeckungsreisen starteten. Einige erfolgreiche Seefahrer waren Söhne der Stadt. Einer von ihnen, João Álvares Fagundes, machte mehrere Expeditionen nach Neufundland und Nova Scotia. Dort gab es damals die größten Kabeljaufischgebiete; die ertragreichen Fangfahrten machten die kleine Stadt reich. Auch heute noch ist getrockneter Kabeljau bzw. Bacalhau das Nationalgericht Portugals. 1955 wurde hier im Schiffswerk ein komplett eingerichtetes Krankenhausschiff gebaut, das bis 1973 die portugiesischen Kabeljaufischer vor Neufundland begleitete. Benannt wurde es nach einem portugiesischen Seefahrer aus dem 15. Jahrhundert, Gil Eannes. Die Heimatstadt rettete es 1998 vor dem Abwracken, seitdem liegt es als Museumsschiff im Hafen. Besonders die malerische Altstadt spiegelt den einstigen Reichtum wider. Mittelpunkt ist die Praça da República, die als einer der schönsten Plätze des Landes gilt – mit gotischem Rathaus, einem Renaissance-Brunnen und der Barockkirche Igreja da Misericórdia.

Die Gil Eannes war das erste portugiesische Hospitalschiff.

INFO

FILIGRANER GOLDSCHMUCK

Im Stadtzentrum befindet sich das Museu do Traje, in dem traditionelle Trachten zu sehen sind. Bei den jährlichen Prozessionen ist es üblich, solche Trachten zu tragen. Dazu gehört hier im Norden Portugals auch handgearbeiteter Goldschmuck in rauen Mengen – von Ohrringen bis hin zu etwa zweieinhalb Kilo schweren Ketten. Je mehr, desto höher der soziale Stand. Der Filigranschmuck wird aus fein gewebten Gold- oder mittlerweile auch Silberfäden hergestellt und ist oft religiös inspiriert. Am bekanntesten und beliebtesten ist das Viana-Herz, auch als »flammendes Herz Jesu« bezeichnet. Wo genau der Ursprung dieser Filigrankunst liegt, ist nicht sicher verifizierbar. Wahrscheinlich entstand sie schon unter den Kelten und wurde dann von den Mauren beeinflusst. Meist sind es kleine Familienbetriebe, die diese Kunst der Filigrantechnik noch beherrschen. Üblicherweise werden die Schmuckstücke von Generation zu Generation weitervererbt.

WEITERE INFORMATIONEN

cm-viana-castelo.pt

templosantaluzia.org

patrimoniocultural.gov.pt

3

PONTE DE LIMA – HEIMAT DES VINHO VERDE

ÄLTESTE STADT PORTUGALS

Gelegen am mythologischen Fluss des Vergessens und im Herzen der Weinbauregion des berühmten Vinho Verde ist Ponte de Lima die älteste Stadt Portugals. Namensgeberin ist eine Brücke, die bereits von den Römern erbaut wurde.

Als Teresa de Leão Ponte de Lima das Stadtrecht verlieh, gehörte der Ort zur Grafschaft Portucale.

Direkt am Fluss Lima, rund 80 Kilometer nördlich von Porto, liegt das Städtchen Ponte de Lima. Noch bevor das Königreich Portugal gegründet wurde, verlieh Teresa de Leão, die Mutter des ersten portugiesischen Königs, im Jahr 1125 dem Ort das Stadtrecht. Hier im regenreichen Nordwesten Portugals, zwischen den Flüssen Douro und Minho, wächst ein ganz besonderer Wein: der berühmte Vinho Verde. Der »grüne Wein« ist zu 85 Prozent ein Weißwein, es gibt ihn aber auch als Rosé oder Rotwein. 45 Rebsorten sind für den Vinho Verde zugelassen. Sein Name leitet sich von seiner grünen Heimat und seiner Charakteristik ab. Er hat einen Alkoholgehalt von unter 11 Volumenprozent und schmeckt leicht prickelnd – ein idealer Wein für den Sommer. Damit die Reben vor der Feuchtigkeit, aber auch vor zu großer Hitze geschützt sind, wachsen sie an zwei Meter hohen Pergolen.

Für die Ewigkeit gebaut

Den Fluss Lima überspannt eine imposante und wunderschöne Bogenbrücke, das Wahrzeichen der Stadt. Teile davon sind bereits mehr als 2.000 Jahre alt und wurden von den Römern geschaffen. Als 137 v. Chr. römische Soldaten hier ankamen, dachten diese, dass es sich um die Lethe, den mythologischen Fluss des Vergessens, handelt. Sie weigerten sich, ihn zu durchqueren, aus Angst, ihr Gedächtnis zu verlieren. Erst als ihr Heerführer Decimus Iunius Brutus durchs Wasser ritt und vom anderen Ufer aus alle Soldaten beim Namen rufen konnte, folgten sie ihm. An diese Legende erinnern seit 2009 lebensgroße Figuren. Die römische Brücke (Ponte) war bis ins Mittelalter der einzige sichere Übergang und von strategischer Bedeutung. Im 14. Jahrhundert mussten etliche Rundbögen dazugebaut werden, da sich das Flussbett verlagert hatte.

Direkt an die Brücke grenzt die historische Altstadt mit dem zentralen Platz, dem Largo de Camões. Groß ist das Städtchen nicht, aber es bietet prächtige Herrenhäuser und Plätze aus unterschiedlichen Stilepochen – von Romanik über Gotik, Manuelinik und Barock bis hin zum Neoklassizismus. Von der einstigen Stadtmauer sind das Stadttor Porta Nova sowie die beiden Wachtürme Torre de São Paulo und Cadeia Velha erhalten geblieben.

Etwas neueren Datums ist die internationale Gartenschau, das Festival Internacional de Jardins de Ponte de Lima. Seit 2005 findet sie immer im Sommerhalbjahr statt. Dafür gestalten nationale und internationale Landschaftsarchitekten verschiedene Gärten direkt am Lima.

Seit 1908 ist der Vinho Verde herkunftsgeschützt.

INFO

GUTER WEIN, GUTES ESSEN

Passend zum »grünen Wein« kann man hier gut speisen. Die urige »Taverna Vaca das Cordas« unweit des Largo de Camões tischt bereits seit 2005 typisch portugiesische Gerichte auf. Auf der Speisekarte stehen Kabeljau nach Art des Hauses, gegrillter Oktopus, Fleisch aus der Region, aber auch verlockende Desserts.

In der Nähe des Spielzeugmuseums befindet sich das kleine, gemütlich eingerichtete Restaurant »Petiscas«, das im Guide Michelin aufgeführt ist. Es bietet ebenfalls traditionelle Gerichte und regionale Spezialitäten, z. B. Arroz de Sarrabulho à Moda de Ponte de Lima (Reis mit verschiedenen Fleischsorten) und Bacalhau com broa (Kabeljau mit Maisbrot). Ebenfalls im Guide Michelin verzeichnet ist das »A Carvalheira«, das Restaurant der Quinta do Eido Velho, mit traditioneller Küche wie dem Cabrito assado (Zickleinbraten).

WEITERE INFORMATIONEN

visitepontedelima.pt

tavernavacadascordas.com

restaurante-petiscas.business.site

acarvalheira.com

4

BARCELOS – AUF DEM JAKOBSWEG

HEIMAT DES PORTUGIESISCHEN HAHNES

Die kleine Stadt ist vor allem bekannt für den Galo de Barcelos, den portugiesischen Hahn, und die Legende um dieses Nationalsymbol. Aber auch für Kunsthandwerk, Keramikgegenstände und den größten Wochenmarkt Portugals ist Barcelos berühmt.

Die Barockkirche Bom Jesus da Cruz ist bekannt für ihre achteckige Form und die Azulejos.

Barcelos wurde im 12. Jahrhundert gegründet, im Zeitalter von Dom Afonso Henriques, dem ersten König Portugals, und zählt damit ebenfalls zu den älteren Städten. Sie liegt oberhalb des Flusses Cávado, den eine fünfbögige Steinbrücke aus dem 14. Jahrhundert überspannt. Blickfang ist ein Hügel mit den Ruinen des Palastes der Grafen von Barcelos, Paço dos Condes, aus dem 15. Jahrhundert. Heute ist hier ein archäologisches Freiluftmuseum untergebracht. Die hübsche historische Altstadt beherbergt Gebäude aus verschiedenen Stilepochen, von der Romanik bis hin zum Neoklassizismus. Wenn man durch die Gassen schlendert, fühlt man sich zurückversetzt ins Mittelalter. Früher umgab das Städtchen eine Stadtmauer, davon erhalten ist noch der Torre da Porta Nova. In dem Turm ist das Kunsthandwerkszentrum untergebracht. Und: Barcelos ist schon seit vielen Jahrhunderten Station auf dem portugiesischen Jakobsweg.

Hauptstadt des Handwerks

Einst war ein Pilger unterwegs nach Santiago de Compostela. Zur gleichen Zeit geschahen in Barcelos einige Verbrechen. Der Pilger kam den Menschen hier gerade recht; obwohl er seine Unschuld beteuerte, wurde er für schuldig bekannt und verurteilt. Er bat um ein letztes Gespräch mit dem Richter. Der wollte gerade einen gebratenen Hahn verspeisen. Der Pilger prophezeite ihm, wenn das Urteil vollstreckt und er gehängt werde, würde der Hahn krähen – als Beweis für seine Unschuld. Und so traf es ein. Der Pilger war frei und durfte seines Weges ziehen. Seitdem gilt der Galo de Barcelos als Glücksbringer und ist mittlerweile ein Nationalsymbol Portugals.

Heute findet man überall in Barcelos riesige bunte Hähne, zum Teil aus Keramik. Das Töpfern hat hier eine lange Tradition und sogar ein eigenes Museum. Das Museu de Olaria ist mit 9.000 antiken und zeitgenössischen Ausstellungsstücken das bedeutendste und größte seiner Art in Portugal. Neben dem bekannten Hahn stechen vor allem die Werke von Rosa »Ramalho« hervor, die 1888 in der Gemeinde Barcelos geboren wurde. Die berühmteste Keramikkünstlerin schuf kleine, fantasievolle Figuren aus Ton.

Barcelos ist das Zentrum der portugiesischen Töpferei. Wer Keramik oder Tonfiguren erwerben möchte, bekommt diese beispielsweise auf der Feira de Barcelos. Der Wochenmarkt auf dem Campo da Républica findet immer donnerstags statt und gehört zu den ältesten (seit 1412) sowie größten in Europa. Die Einheimischen nutzen den Wochenmarkt eher zum Kauf von regionalen Lebensmitteln.

Heute ist der Hahn ein beliebtes Souvenir.

INFO

PORTUGIESISCHE KACHELN

Überall in Portugal sind sie zu finden, entweder außen an den Gebäuden oder im Inneren: die Azulejos, blau-weiße oder bunte Keramikkacheln. Die Mauren brachten diese Kunst mit auf die Iberische Halbinsel; auch der Name ist arabischen Ursprungs und bedeutet »kleiner polierter Stein«. Sehenswerte Exemplare gibt es in Barcelos in der Kirche Templo do Senhor do Bom Jesus da Cruz und in der benachbarten Nossa Senhora do Terço. Erstere stammt aus dem beginnenden 18. Jahrhundert und ist mit ihren dicken Granitwänden und weißen Kalkelementen sehr typisch für den Norden Portugals. Im Inneren der achteckigen Kirche sind riesige Azulejos zu sehen, die der bekannte Künstler João Neto geschaffen hat. Noch beeindruckender sind die Keramikkacheln in der von außen eher schlichten Nossa Senhora do Terço. Der komplette Innenraum ist mit ihnen getäfelt. Gezeichnet wurden sie von António de Oliveira Bernardes und zeigen das Leben des heiligen Benedikt.

WEITERE INFORMATIONEN

cm-barcelos.pt

museuolaria.pt

5

BRAGA – EIN MEER AUS KIRCHEN

DAS PORTUGIESISCHE ROM

Braga ist die drittgrößte Stadt des Landes. Zweitausend Jahre Geschichte, mehr als dreißig Kirchen in der barocken Altstadt – aber alt und verstaubt ist sie nicht. Vierzig Prozent der Bevölkerung sind unter dreißig Jahre jung.

Das Stadttor Porta Nova stammt aus dem 18. Jahrhundert.