Secret Places Spanien - Nicole Biarnes - E-Book

Secret Places Spanien E-Book

Nicole Biarnés

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Beschreibung

Es lebe das beliebteste Reiseland der Deutschen und eine der abwechslungsreichsten Destinationen Europas! Jenseits der überfüllten Mittelmeerstrände und der vielbesuchten Großstädte bietet Spanien eine Fülle an nur wenig bekannten Orten. Von den tiefen Schluchten des Valle de Roncal bis zum stillen Felsenkloster in Aragón reichen die Attraktionen des Nordens. Und weiter südlich sind die wilden Buchten des Albera-Massivs und die geheimnisvolle Madonna von Guadelupe faszinierende Ziele für Entdeckungstouren. Eines ist dabei sicher: Es lohnt sich!

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Grit Schwarzenburg · Nicole Biarnes

SECRET PLACES

SPANIEN

Traumhafte Orte abseits des Trubels

INHALT

Vorwort

DER NORDEN

1Illas Atlánticas – Der 13. Nationalpark

2A Guarda – Geheimnisvolle Ausgrabungen

3Catoira – Die Wächterin von Santiago

4Ribeira Sacra – Das heilige Ufer

5As Catedrais – Verzauberte Küste

6Cangas del Narcea – Stilles Naturparadies

7Bufones de Pría – Ein Wasserwunder

8Parque Natural de Oyambre – Meergeküsst

9Comillas – Gaudís versteckter Schatz

10San Juan de Gaztelugatxe – Fern der Welt

11Monte Igeldo – Der perfekte Ausblick

12Pasaia – Fischerdorf aus dem Bilderbuch

13Eunate – Ein Muster an Legenden

14Valle de Roncal – Die Pyrenäen von Navarra

15Bardenas Reales – Ein wüster Naturpark

DIE MITTE

16Las Médulas – Römisches Erbe

17Fermoselle – Naturpark Arribes del Duero

18Mogarraz – In der Sierra de Francia

19Valle de Alhama – Heimat der Espadrilles

20Santo Domingo de la Calzada – Am Jakobsweg

21San Juan de la Peña – Das Felsenkloster

22Monte Perdido – Reich der Dreitausender

23Alquézar – Die Pasarelas del Vero

24Sierra de Guara – Spielwiese für Aktive

25Monasterio de Piedra – Verzauberter Park

26Rambla de Barrachina – Wilder Westen

27Maestrazgo – Die Route der Stille

28Matarraña – Die Toskana von Aragón

29Barrancas de Burujón – Steile Karriere

30Serranía de Cuenca – Filmreife Landschaft

31Parque Nacional de Cabañeros – Arten-Reich

DER OSTEN

32Aigüestortes – Natur und Kunst

33Cadí-Moixeró – Legenden der Berge

34Albera-Massiv – Inspirierende Küste

35Montsec – Gebirge voller Überraschungen

36La Garrotxa – Jede Menge Erdgeschichte

37Montserrat – Heilige Höhen

38Sant Llorenç del Munt i l’Obac – Im Geopark

39Cim d’Àligues – Rettung für Greifvögel

40Montseny und Guilleries – Wald und Berge

41Horta de Sant Joan – Kreative Kraftquelle

42Ebro – Buntes Leben an der Mündung

43Morella – Uneinnehmbare Festung

44Coves de Sant Josep – Ein Fluss-Wunder

45Peña Cortada – Römisches Vermächtnis

46Las Lagunas de la Mata – Alles rosa

47Calasparra – Eine gesegnete Gegend

DER SÜDWESTEN

48Rodalquilar – Verlassene Silberminen

49Nerja – Der Balkon Europas

50Vélez-Málaga – Im Hinterland der Axarquía

51Caminito del Rey – Kleiner Königspfad

52Júzcar – Ein Dorf sieht blau

53Sierra de Grazalema – Eine Vorreiterin

54Baelo Claudia – Hafen an der Meerenge

55Palos de la Frontera – Die Weltentdecker

56Guadiana – Fluss zwischen den Welten

57Olivenza – Portugiesisches Erbe

58Alcántara – Die römische Brücke

59Monfragüe – Der Himmel für Geier

60Guadalupe – Die Schwarze Madonna

Register

Bildnachweis

Impressum

Spaniens Vielfalt an Farben, Formen und Formaten reicht (von links nach rechts) von den zartrosafarbenen Flamingos in den Lagunas de la Mata über die von Antoni Gaudí geplante Sommervilla El Capricho bei Comillas bis zu den herrlichen Buchten zu Füßen des Albera-Massivs. Hinter den mächtigen Mauern der Kathedrale von Guadalupe wartet die Schwarze Madonna auf Anbetung – und auf dem Wochenmarkt eine von 200 spanischen Käsesorten aufs Probieren.

WILLKOMMEN IN SPANIEN

JEDE MENGE WISSENSWERTES

Das größte Land der Iberischen Halbinsel hat weitaus mehr zu bieten, als vielen bekannt ist: von der Zahnmaus über 200 Käsesorten bis hin zu hohen Bergen und einsamen Inseln. Folgende Fakten können da nur eine – nicht ganz bierernst gemeinte – Auswahl darstellen.

SPANIEN KUNTERBUNT

Das zweitbeliebteste Urlaubsland der Welt ist so groß, dass man es mehrmals besuchen kann und immer wieder neue Ecken entdecken wird. 17 autonome Regionen bilden das flächenmäßig drittgrößte Land Europas mit knapp 506 000 Quadratkilometern und etwas mehr als 47 Millionen Einwohnern. Spanien ist seit 1975 eine parlamentarische Monarchie – seit 2014 mit Felipe VI. als König. Apropos König … Fußball ist die wichtigste Sportart; weltbekannt sind die beiden Vereine FC Barcelona und Real Madrid. Aber erst 2010 wurde die Nationalmannschaft erstmalig Fußballweltmeister.

3718 METER

hoch ist der Vulkan Pico del Teide auf der kanarischen Insel Teneriffa und damit der höchste Berg Spaniens. Der höchste Gipfel auf dem spanischen Festland ist der Mulhacén in Andalusien mit 3478 Metern – manche Quellen sagen: 3482 Meter.

1725

wurde in der spanischen Hauptstadt Madrid das älteste Restaurant der Welt gegründet, das Sobrino de Botín. So jedenfalls steht es im »Guinness-Buch der Rekorde« – seit mehr als 30 Jahren. Spezialität des Hauses ist das Cochinillo, das Spanferkel. Das verspeiste schon der US-Autor Ernest Hemingway, wann immer er hier war, und er schrieb sogar darüber. Auch Graham Greene und James A. Michener schätzten das Botín.

179 INSELN

gehören zu Spanien – nach anderen Zählungen auch mehr. Am bekanntesten sind die Kanaren im Atlantik und die Balearen im Mittelmeer, die meisten Inseln hat Galicien. Die kleinste dauerhaft bewohnte Insel Spaniens, die Isla de Tabarca, gehört zu Alicante.

0 WORTE

hat die spanische Nationalhymne »Marcha Real«. Damit ist sie eine von vier in Europa – neben San Marino, Bosnien-Herzegowina und dem Kosovo –, die ohne Text auskommt.

28. FEBRUAR

ist der Tag der Zahnfee. In Spanien ist es die Maus Ratón Pérez bzw. El Ratoncito Pérez, die im Tausch für die Milchzähne Geld oder Geschenke bringt. Geschaffen wurde das Märchen mit dem Mäuschen für den damals achtjährigen Alfonso XIII. 1894 vom Jesuitenpater Luis Coloma in Madrid. Dort, in der Calle Arenal Nr. 8, kann man das Mäusehaus, Casa Museo de Ratón Pérez, besichtigen.

200 KÄSESORTEN

gibt es in Spanien. Vielen ist vor allem der Manchego aus Kastilien-La Mancha ein Begriff. Einige Delikatessen kommen aus dem grünen Norden, wie der Queso de Cabrales aus Asturien und der Queso de Nata aus Kantabrien. Insgesamt 14 Sorten Käse sind herkunftsgeschützt, der Roncal war 1981 der Erste. Am ersten Mai-Wochenende findet eine nationale Käsemesse statt.

53 BIOSPHÄRENRESERVATE

der UNESCO gibt es in Spanien. Kein anderes Land hat mehr. Und mit der Kanareninsel Lanzarote wurde 1993 die erste Insel der Welt im Ganzen zum Biosphärenreservat. Zu verdanken ist das dem Maler und Bildhauer César Manrique, einem Sohn der Insel.

249 MILLIONEN

Flaschen Cava wurden 2022 verkauft – ein neuer Rekord für den spanischen Schaumwein. 69 Prozent davon gingen ins Ausland. 95 Prozent des Cava werden in Katalonien gekeltert. Gelagert werden die Cava-Flaschen in Kellern (Cuevas), daher der Name. Bei den Bläschen im Schaumwein kommt es tatsächlich auf Quantität und Qualität an: Je mehr es gibt und je feiner sie sind, desto besser schmeckt der Cava. Das aufwendige Verfahren, um diese Perlen mithilfe von Hefe zu erzeugen, geschieht per Flaschengärung. So bekommt auch der Champagner seine Blubberbläschen. Erstmals produziert wurde der Schaumwein in den 1870er-Jahren von Josep Raventós auf seinem Weingut Codorníu. Das Verfahren hatte er in der Champagne kennengelernt.

UNSER NACHHALTIGKEITSKODEX

Die Welt birgt viele Wunder, Abenteuer und spektakuläre Aussichten, die wir gerne erkunden möchten. Doch sie ist auch leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Hier ein paar Tipps, wie wir unsere Welt nachhaltig entdecken können:

Die Hauptsaison meiden: Wenn wir nicht gerade auf die Ferienzeiten angewiesen sind, können wir der Umwelt einen großen Gefallen tun, indem wir in der Nebensaison verreisen. Damit tragen wir zu einer gleichmäßigeren Auslastung der Umwelt und der Infrastruktur bei, und der Urlaub wird dazu auch noch wesentlich entspannter.

Die Aufenthaltsdauer dem Reiseziel anpassen: Je weiter das Reiseziel ist, desto länger sollte der Aufenthalt sein. Dadurch lernen wir die Region nicht nur intensiver kennen, sondern stärken sie ganz nebenbei noch durch unsere Ausgaben vor Ort. Anfahrtsintensive Tagesausflüge sollten besser vermieden werden, das bedeutet nur Stress, sowohl für die Umwelt als auch für uns selbst.

Auf umweltschonende Verkehrsmittel setzen: Wo es möglich ist, reisen wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Das reduziert nicht nur die Luftverschmutzung, sondern schont auch unsere Nerven. Falls das nicht geht, helfen verschiedenste Plattformen dabei, den CO2-Ausstoß auszugleichen, vor allem, wenn das gewünschte Reiseziel nur mit dem Flugzeug zu erreichen ist.

Nur dort parken und campen, wo es erlaubt ist: Selbst, wenn wir uns noch so vorbildlich verhalten und unseren Aufenthaltsort so hinterlassen, wie wir ihn vorgefunden haben, stören wir den Lebensraum von Wildtieren und hinterlassen Spuren und Gerüche. Auch Lagerfeuer entzünden wir ausschließlich an den dafür vorgesehenen Stellen und achten dabei auf Waldbrandstufen und Naturschutzgebiete.

Ressourcen gewissenhaft nutzen: Manche Umweltressourcen sind bereits knapp, endlich sind auf jeden Fall alle. Um sie zu schonen, sollten wir sparsam mit ihnen umgehen, gerade in Gegenden, in denen zum Beispiel Wasser oder Strom nicht im Überfluss vorhanden sind.

Ein guter Gast sein: Nachhaltig unsere Umgebung zu erkunden bedeutet auch, der hiesigen Flora und Fauna mit Respekt zu begegnen. Pflanzen sollten auf keinen Fall gepflückt werden, aber sie stehen uns bestimmt gerne Modell für das eine oder andere Foto. Das Gleiche gilt für wilde Tiere: Wir füttern sie nicht, halten Abstand und beobachten sie aus der Ferne.

Auf den Wegen bleiben: Wer die vorgegebenen Wege verlässt, dringt nicht nur in die Rückzugsräume heimischer Arten ein, sondern trägt auch dazu bei, dass sich neue Wege bilden, was zur Erosion des Bodens führt.

Abfall wieder mitnehmen: Plastikverpackungen jeglicher Art, Dosen, Flaschen und Papiertaschentücher (es dauert Jahre, bis sich ein einzelnes Taschentuch vollständig abgebaut hat!) gehören nicht in die Natur, sondern artgerecht entsorgt. Am besten gleich eine wiederverwendbare Brotdose oder Trinkflasche mitnehmen. Dazu zählen natürlich auch Toilettenpapier und der Inhalt von (Chemie-)Toiletten. Entsprechende Entsorgungsstationen finden sich überall.

Lokal kaufen: Dadurch lernen wir Land und Leute besser kennen und unterstützen die regionale Wirtschaft, außerdem sind regionale Produkte meist auch preisgünstiger und qualitativ hochwertiger.

So wie wir die Umwelt respektieren, wollen wir auch unseren Mitmenschen und deren Kultur Respekt entgegenbringen, gerade im Hinblick auf deren Traditionen, Religion oder typische Gebräuche. So können ein Lächeln oder ein paar Worte in der Landessprache Berge versetzen!

Die mystische Beleuchtung von oben passt perfekt zum Wallfahrtsort Guadalupe.

VORWORT

SCHÖNES, UNBEKANNTES SPANIEN

Fernab der großen Touristenzentren kann man ein authentisches, streckenweise wildes Spanien erleben. Die Schönheit unberührter Naturlandschaften und eine Fülle an kulturellen Schätzen warten zwischen Atlantik und Mittelmeer auf aufgeschlossene Reisende.

Logenblick auf den Hafen von Bermeo, nahe des baskischen Kirchleins San Juan de Gaztelugatxe

Pfirsichbäume in voller Blüte auf den Obstbaumwiesen von Calasparra in der Region Murcia

Dorfidyll von Mura, einem 220-Einwohner-Ort im Naturpark Sant Llorenç del Munt in Katalonien

Seit ferne Länder mit dem Flugzeug schnell zu erreichen sind, ist die Welt kleiner geworden. Dabei gibt es auch in Europa noch viele unbekannte Gegenden zu entdecken. Hinter den Pyrenäen erstreckt sich ein Land, das uns vertraut erscheint und das sich mit seinen maurischen Palästen und den orientalischen Gärten dennoch einen Hauch exotisches Flair bewahrt hat. Bilder von goldgelben Stränden und einsamen Windmühlen haben sich fast zum Klischee verfestigt. Die faszinierende Architektur und die lebendigen Metropolen ziehen viele Menschen in den Süden. Doch abseits berühmter Sehenswürdigkeiten wie der Alhambra in Granada oder der Sagrada Familia in Barcelona machen sich nur wenige Spanien-Besucher auf den Weg zu den Vulkanen der Garrotxa, beobachten Gänsegeierpärchen über den Schluchten Navarras oder wandern durch die menschenleeren Regionen von Aragón. Spanien ist grün und üppig, aber auch trocken und karg. Seine Landschaften stecken voller Widersprüche. Weite Ebenen ziehen sich bis zum Horizont und wechseln sich mit den hohen Gipfeln der Pyrenäen und Sierras ab. Aber gerade diese Vielseitigkeit zeichnet das Land aus!

Kultur und Tradition

Von Schnee bedeckte Gipfel, schroffe Felsenküsten und endlos scheinende Ebenen: Die spanischen Landschaften abseits der großen Städte halten zahlreiche Überraschungen bereit. Hier verbergen sich jede Menge Dörfer, die alte Bräuche und Traditionen bis heute bewahren. In Spanien gibt es beinah unendlich viele historische Burgen, wilde Wasserfälle, unberührte Naturlandschaften und sogar Goldminen. In Andalusien haben Goldgräber bis vor wenigen Jahren edle Metalle in längst verlassenen Minen abgebaut. In Kastilien-León finden sich französische Dörfer nahe der portugiesischen Grenze. Schmale Küstenwege verlaufen entlang von alten Schmugglerpfaden, in menschenleeren Wüsten lassen sich Drehorte bekannter Filme entdecken oder im Hochgebirge Schneegestöber erleben. Wer sich abseits der großen Küstenorte mit ihren sonnenverwöhnten Stränden ins Hinterland begibt, kann den Spuren der Tempelritter oder des Nationalhelden El Cid Campeador folgen oder kleine Bergdörfer sehen, die Pablo Picasso nachhaltig beeindruckten.

Feste feiern

Besondere Aufmerksamkeit gebührt den ungewöhnlichen spanischen Festen. In Galicien wird jedes Jahr im August an die Ankunft der Wikinger erinnert, in den Pyrenäen tragen die Bewohner in der Mittsommernacht brennende Baumstämme von den Bergen in die Dörfer hinab, und im südlichen Andalusien ehrt man bei dem jährlich stattfindenden Ajoblanco-Fest eine Suppe aus Mandeln und Knoblauch mit Musik und Tanz in den Straßen. Überhaupt hat Spanien kulinarisch viel zu bieten. Außer roten und weißen Weinen, dem Sherry Jerez und Cava, sind hier viele mediterrane Köstlichkeiten zuhause. Auf einer Reise durch das Land zieren mal Reisfelder und Olivenplantagen, mal Orangen- und Mandelbäume die Felder längs der Straße. Gaumenfreuden, so vielfältig wie die Landschaften Spaniens, gilt es nicht nur in Bildern, sondern am besten vor Ort zu genießen. Dieses Buch möchte dazu inspirieren!

Nicole Biarnés und Grit Schwarzenburg

DER NORDEN

Grün, rau und voller Legenden – so präsentiert sich Spaniens Nordküste.

Panoramablick auf die Bucht von La Concha und das baskische Donostia/San Sebastián

1

ILLAS ATLÁNTICAS – DER 13. NATIONALPARK

GALICIENS KLEINE PARADIESE

Der Parque Nacional das Illas Atlánticas de Galicia im Nordwesten Spaniens ist einer der schönsten Europas. Im Jahr 2002 gegründet, beeindruckt der Nationalpark mit traumhaften weißen Stränden, schroffen Klippen und großer Artenvielfalt an Land und im Meer. Eine der Inselgruppen trägt sogar den Beinamen »Insel der Götter«.

Die Westküste Galiciens ist geprägt von fjordartigen Meeresbuchten, den Rías Baixas. Davor liegen vier Inselgruppen: die Illas Cortegada, Sálvora, Ons und Cíes, die zusammen mit weiteren Inselchen den Nationalpark Atlantische Inseln von Galicien bilden. Der Park misst knapp 8500 Quadratkilometer; das Faszinierendste aber ist, dass sich mehr als 80 Prozent davon unter Wasser befinden. Das hat hier eine hohe Nährstoffkonzentration, und dementsprechend gibt es eine enorme Vielfalt an Algenarten, Fischen, Kraken und Krustentieren. Die Inseln sind alle unterschiedlich und für sich einzigartig; gemein haben sie, dass sich riesige Kolonien an Wasser- und Raubvögeln angesiedelt haben. Bereits früh waren diese atlantischen Eilande auch für den Menschen interessant. Heute kann man Überreste römischer Kolonien, mittelalterlicher Klöster und vieles mehr entdecken.

Die Inseln werden regelmäßig von Fähren angesteuert. Aber Achtung: Man muss vorher online eine Genehmigung für den Zutritt beantragen. Die Anzahl an Besuchenden ist stark reglementiert, damit die empfindliche Flora und Fauna nicht zu sehr durch den Menschen gestört werden. Man überlegt, das Limit weiter zu drosseln, weil der Nationalpark UNESCO-Weltnaturerbe werden soll. Bewegen darf man sich nur auf den vorgegebenen Pfaden. Es ist zudem nicht gestattet, Muscheln, Steine oder Ähnliches von den Inseln mitzunehmen; dafür aber den eigenen Müll, denn es gibt keine Abfallbehälter.

Der Arquipélago de Ons liegt vor der Ría de Pontevedra und besteht aus der Illa de Ons, der Illa de Onza und weiteren kleineren Inseln. Die Insel Ons ist knapp sechs Kilometer lang, durchschnittlich 800 Meter breit und relativ flach. Die höchste Erhebung misst 128 Meter, zusammen mit dem weißen Leuchtturm. Ons ist die größte Insel des Nationalparks und die Einzige, die bewohnt ist – auch wenn die Einwohnerzahl in den letzten Jahren rapide gesunken ist. Die meisten Menschen leben nur von Frühjahr bis Herbst hier – wenn Saison ist. Beliebte Ausflugsziele sind der Miradoiro de Fedorentos und das sogenannte 40 Meter tiefe »Höllenloch«, Buraco do Inferno; zu erreichen per Boot oder zu Fuß. Der Felsenschlund befindet sich auf der Westseite der Insel, wo die Klippen mit schönen Panoramablicken vor allem zum Sonnenuntergang sind. Die Ostseite bietet tolle Strände mit weißem Sand und klarem Wasser.

Für Götter gemacht

Bereits 1980 wurden die Illas Cíes vor der Ría de Vigo zum Naturschutzgebiet erklärt. Der Archipel besteht aus den drei Inseln Monteagudo, Do Faro und San Martiño, wobei die beiden Ersteren eine Insel bilden. Sie sind auf der Ostseite durch eine sichelförmige Sandbank verbunden, die Praia de Rodas. Schon mal davon gehört? Dieser Strand ist laut britischem »The Guardian« (2007) einer der schönsten Beaches der Welt: 1,3 Kilometer lang, strahlendweißer Puderzuckersand, klares türkisblaues Wasser. Aber Vorsicht: Die Wassertemperaturen sind recht niedrig, auch im Sommer. Zwischen dem Traumstrand und der felsigen Westküste hat sich eine Salzwasserlagune gebildet. Auf der Westseite mit ihren schroffen Steilklippen leben Kolonien von Basstölpeln, Kormoranen und Trottellummen. Außerdem hat sich auf den Illas Cíes die größte Möwen-Kolonie der Welt niedergelassen – mit rund 22 000 Paaren.

Stille Buchten und abgeschiedene Badeplätze – die Inseln vor der galicischen Küste bieten beides.

Die Inseln waren schon früh bewohnt; bereits die Römer erlagen ihrem Reiz und nannten sie »Inseln der Götter«. Die langen und feinsandigen Strände bilden einen schönen Kontrast zu den dunkelgrünen Eukalyptus- und Pinienwäldern. Der höchste Punkt des Archipels ist der Leuchtturm O Peito auf dem Alto das Cíes mit immerhin 193 Metern Höhe – und einem traumhaften 360-Grad-Panoramablick über den Archipel.

Der 180 Jahre alte Leuchtturm der Illa de Sálvora befindet sich an der Südspitze der Insel.

Die Lorbeerinsel Cortegada liegt direkt vor der Hafenstadt Carril in der Ría de Arousa.

Juwel der Rías Baixas

Der Arquipélago de Sálvora vor der Ría de Arousa besteht aus mehreren kleinen Inseln und aus dem Eiland Sálvora. Er ist der am wenigsten bekannte Archipel des Nationalparks. Bis vor einigen Jahren befand sich Sálvora noch in Privatbesitz, wurde aber 2008 von der galicischen Regierung gekauft. Obwohl die Insel größtenteils aus Felsen besteht, hat sie auch drei Strände mit feinem weißen Sand. Hier wurde 1770 die erste Fischtrocknungs- und -salzfabrik Galiciens errichtet. Aus dem Gebäude entstand später ein Pazo, ein Landherrenhaus. Heute ist die Insel verlassen, die letzten Menschen gingen Anfang der 1970er-Jahre. Zurück blieb die Skulptur der Meerjungfrau Mariña, um die sich eine Legende rankt, die ein bisschen der Geschichte der Disneyfigur Arielle ähnelt.

Die Lorbeerinsel Cortegada

Im Inneren der Ría de Arousa liegt die Illa de Cortegada, die zusammen mit den Illas Malveiras und Briñas eine Inselgruppe bildet. Die Insel ist über einen Damm mit dem Festland verbunden. Carril, der nächste Ort, liegt nur wenige hundert Meter entfernt. Außerdem wächst hier der größte Lorbeerwald Europas – auf einer Fläche von zweieinhalb Hektar. Bis ins 18. Jahrhundert hinein war Cortegada bewohnt, wurde aber schließlich wegen der Piratenüberfälle aufgegeben. Wahrscheinlich konnte sich der Lorbeerwald danach so großflächig und ungestört ausbreiten. Zwei Rundwege führen über die Insel, entweder einmal ringsum oder mitten durch den Wald. Beide Pfade beginnen an der Ermita da Virxe dos Milagros, die früher Pilgernde anzog wegen ihrer wundertätigen Wirkungen. Anfang des 20. Jahrhunderts sollte Alfonso XIII. die Insel als Sommerresidenz bekommen; war dann aber nur ein einziges Mal da.

Einer der schönsten Strände weltweit: die feinsandige Praia de Rodas, Illa Cíes

INFO

TINTENFISCH-MEKKA

Wer auf den Atlantischen Inseln von Galicien übernachten möchte: Das ist lediglich auf zwei Inseln möglich, allerdings nicht in schicken Hotels. Auf der Illa de Ons bieten Einheimische Zimmer und Ferienwohnungen zum Teil auch mit Frühstück an. Außerdem erstreckt sich im oberen Teil des Dorfs O Curro der erste autarke Campingplatz Galiciens. Auch auf den Illas Cíes, genauer gesagt der Faro-Insel, gibt es einen Campingplatz, in der Nähe der Praia de Rodas. Dort kann man ein Zelt mieten bzw. auch sein eigenes aufstellen. Allerdings braucht man dafür vorab eine Genehmigung. Insgesamt vier Restaurants verteilen sich auf den Inseln, eins auf den Cíes-Inseln und drei auf Ons: die Casa Checho, die Bar o Pirata und die Casa Acuña. Letztere wurde 1945 von einem hiesigen Fischer gegründet und erhielt schon mehrfach Preise für die Tintenfisch-Gerichte. Ons ist als »Mekka der Pulpos« bekannt – verarbeitet zumeist in der Caldeirada (Fischeintopf) mit Kartoffeln, Paprika, Knoblauch, Zwiebeln und Olivenöl oder in den Teigtaschen Empanadas.

WEITERE INFORMATIONEN

isladecortegada.com

piratasdenabia.com

estacionesnauticas.info

isladeons.net

illasatlanticas.gal

Pulpo, wie der begehrte Tintenfisch hier heißt, wird unterschiedlich zubereitet.

2

A GUARDA – GEHEIMNISVOLLE AUSGRABUNGEN

HÜTER EINER VERGANGENEN KULTUR

Runde steinerne Hütten erheben sich auf dem Hügel bei A Guarda und zeugen von einer alten, längst verschwundenen Kultur. Die Grovii waren ein von den Kelten beeinflusster, trotz vieler Gemeinsamkeiten jedoch eigener, unabhängiger Stamm, der bereits lange Zeit vor der Ankunft der Römer an der Atlantikküste siedelte.

Runde Hütten in der beeindruckenden Ausgrabungsstätte auf dem Hügel von A Guarda

Farbenfroh gestrichene Häuser reihen sich an der Hafenpromenade von A Guarda aneinander. Fischerboote dümpeln still auf dem Wasser. Dichter Nebel zieht über den Küstenort und hüllt die grüne Landschaft und die rauen Felsen in einen weißen Schleier. An solchen Tagen scheint der Monte Trega über einem Bett aus Wattebäuschen zu schweben. Bei guter Sicht kann man von dem Hügel bei A Guarda das andere Ufer der Flussmündung erkennen. Mitten im Minha, durch den die spanisch-portugiesische Grenze verläuft, liegt eine Insel. Auf der winzigen Ínsua Santo Isidro, die bereits zu Portugal gehört, erhebt sich ein ehemaliges Kloster, das zu einer wehrhaften Festung umgebaut wurde.

Massive Standortvorteile

Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Straße zum Hügel mit der Kapelle der Heiligen Thekla gelegt werden sollte, stieß man während der Bauarbeiten durch Zufall auf die Überreste einer Siedlung. Kurz danach begannen bereits die archäologischen Ausgrabungen am Monte Santa Trega. Schon vor über 2000 Jahren ließen sich die Menschen an der strategisch günstigen Stelle mit Blick über die Mündung nieder. Forscher gehen derzeit davon aus, dass die Bewohner des Hüttendorfs zu den Grovii gehörten, einem Stamm der Gallaeker, die lange vor der Ankunft der Römer in der Region des heutigen Galiciens lebten. Von der rund 20 Hektar großen Siedlung konnte bislang jedoch nur ein kleiner Teil freigelegt werden. Erstaunlicherweise sind die Grundmauern der Hütten auf dem Berg gut erhalten geblieben. Auffällig ist neben ihrer runden und ovalen Form vor allem die enorme Anzahl der Behausungen. Bis zu 5000 Menschen sollen hier gelebt und gearbeitet haben. Jeweils drei bis vier der Häuser gruppieren sich um eine Art Innenhof und bildeten vermutlich einen gemeinsamen Haushalt. Die Wohnhütten erkennt man an einem vorgelagerten Eingangsbereich mit einer Feuerstelle. Während die Menschen in einer Hütte schliefen und kochten, dienten andere als Lager für Getreide, landwirtschaftliche Produkte oder als Unterstand für das Vieh.

In den Räumen eines ehemaligen Restaurants, das die ersten Ausflügler, die das Castro zu Beginn des letzten Jahrhunderts besichtigten, verköstigte, befindet sich heute das Museum der Ausgrabungsstätte (MASAT). Zu den dort gezeigten Funden gehört eine reich verzierte Kette. Allerdings wurden solche Schmuckstücke wahrscheinlich nicht von Frauen, sondern von den Männern getragen.

Direkt am portugiesischen Jakobsweg liegt das verlassene Kloster von Santa María de Oia.

INFO

KLOSTER TRIFFT KÜSTE

Direkt an dem wunderschönen Küstenweg, der von A Guarda nach Baiona verläuft, liegt das verlassene Mosteiro de Oia. Schafe grasen heute auf der Wiese des Klosters, von dem aus die hier lebenden Mönche im Mittelalter die Geschicke der gesamten Region lenkten. Das Kloster war einflussreich, denn die Mönche sprachen Recht und waren für die Verteidigung des Dorfs gegen Überfälle von der See her verantwortlich. Im 19. Jahrhundert wurde das Kloster enteignet, die Kirchenmänner wurden verjagt und die Ländereien der Abtei an private Besitzer verkauft. Zunächst diente das altehrwürdige Gebäude einer wohlhabenden Familie als Feriendomizil, später nutzte man das Kloster während des Spanischen Bürgerkriegs als Gefangenenlager. In der beim Verkauf vom Klostergebäude getrennten Kirche finden bis heute die Gottesdienste der Gemeinde statt.

WEITERE INFORMATIONEN

MASAT, Museo Arqueológico de Sta. Trega, Cumio do Monte Santa Trega, 36780 A Guarda, turismoaguarda.es

Mosteiro Santa María de Oia, mosteirodeoia.com

3

CATOIRA – DIE WÄCHTERIN VON SANTIAGO

WIKINGER, WEIN UND WILDES FEST

Nordmänner in Galicien? So unwahrscheinlich ist das gar nicht, schließlich waren sie auch die ersten Europäer, die den amerikanischen Kontinent betraten. Ein Überfall der Wikinger vor rund 1000 Jahren auf Catoira wird seit den 1960er-Jahren nachgestellt und als großes Volksfest gefeiert – mit echten Wikingerbooten.

Am Río Ulla, direkt vor Catoira, warten die Schaulustigen auf die einfallenden »Wikinger«.

Catoira liegt an der Mündung des Flusses Ulla in die Ría de Arousa, die größte Meeresbucht der Rías Baixas. Bis zur galicischen Hauptstadt Santiago de Compostela sind es von hier aus rund 40 Kilometer. Sie ist seit dem 9. Jahrhundert als Wallfahrtsort und Pilgerziel zur Grabstätte des heiligen Jakobus bekannt. Das zog auch Piraten und Wikinger an die Küste Nordspaniens; sie vermuteten hier Reichtümer – zu Recht. Immer wieder, über Jahrhunderte hinweg, überfielen sie die Gegend auf ihren Plünderungszügen. Zum Schutz, vor allem von Santiago de Compostela, wurde eine uneinnehmbare Verteidigungsanlage errichtet, das Castellum Honesti – im Auftrag von König Alfonso III. von León. Im Laufe der Zeit ließen die Bischöfe von Santiago de Compostela die Festung ständig weiter verstärken; sie konnte jahrhundertelang allen Angriffen trotzen. Geblieben sind davon lediglich die Reste von zwei der ehemals sieben Türme, die Torres del Oeste – erbaut im 11./12. Jahrhundert und heute das Wahrzeichen von Catoira. Ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert stammt die romanische Kapelle, die zwischen den beiden Türmen steht und dem Apostel Jakobus gewidmet ist. Und hierher, zu den Torres del Oeste im kleinen Ort Catoira, wo gerade einmal 3500 Menschen leben, strömen jedes Jahr am ersten Sonntag im August Tausende Schaulustige.

Miesmuscheln und Dudelsack

Dann nämlich ist es Zeit für die Romaría Vikinga; die Wikingerwallfahrt soll an die Verteidigung der Einheimischen gegen die Nordmänner erinnern. Im 11. Jahrhundert versuchten die Truppen des Wikingerkönigs Olaf, das Castellum Honesti zu erobern, um über den Río Ulla ins Landesinnere zu gelangen. Das erste Mal wurde das Wikingerfest in den frühen 1960er-Jahren gefeiert – aber noch lange nicht so spektakulär wie heute. Mittlerweile ist die wilde Feier von »internationalem touristischem Interesse«. Alles sammelt sich rund um die Torres del Oeste und die darüber führende Brücke, um auf die Ankunft der »Wikinger« auf ihren Schiffen zu warten. Die gehen dann voll verkleidet und bewaffnet unter Kampfschreien an Land.

Unter den Schiffen sind originalgetreue Nachbauten, die mithilfe der dänischen Partnerstadt Frederikssund entstanden sind. Auch von dort kommen einige Menschen extra wegen des Festes hierher. Den ganzen Tag über wird gefeiert – mit Aufführungen, typisch lokalen Gerichten wie gebratene Sardinen, Tintenfisch, Miesmuscheln und Pimientos de Padrón sowie Wein – zu Dudelsackklängen.

Der Pazo de Fefiñans, ein historisches Herrenhaus, an der Plaza de Fefiñans in Cambados

INFO

IDEALES KLIMA

An der Ría de Arousa liegt auch das Küstenstädtchen Cambados. Der Ort lebt von drei Dingen: Sommertourismus, Fischfang und Wein. In den Gewässern direkt vor der Haustür finden Miesmuscheln, Venusmuscheln, Austern und Jakobsmuscheln ideale Bedingungen vor. Im Ortszentrum an der Plaza de Fefiñans befindet sich das historische Herrenhaus Pazo de Fefiñans aus dem 17. Jahrhundert. Das beherbergt heute eine Bodega, übrigens einen der ältesten Weinkeller in Cambados – Führungen und Verkostungen sind möglich. In der Region herrscht mildes Klima, ideal für den Albariño, der zu den besten Weißweinsorten zählt. Seine Reben wachsen an bis zu zwei Meter hohen Weinspalieren. Angeblich stammt der Albariño vom Rhein (Riño) und wurde von pilgernden Mönchen hierhergebracht. Zeitgleich zum Wikingerfest findet in Cambados die Festa do Viño Albariño statt.

WEITERE INFORMATIONEN

catoira.gal

turismo.gal

fiestadelalbariño.com

4

RIBEIRA SACRA – DAS HEILIGE UFER

CANYONS UND KLÖSTER

Flüsse, die sich in tiefen Schluchten durch eine üppige Berglandschaft schlängeln, Weinberge, die an den Hängen terrassenförmig angelegt sind – so sieht die beeindruckende Ribeira Sacra aus. Das heißt »Heiliges Ufer« und deutet auf die Vielzahl an romanischen Klosteranlagen hin, die größte Ansammlung in Europa.

Die Weinberge und der Fluss haben Ähnlichkeit mit der UNESCO-Landschaft Douro.