22,99 €
Spanien ist ein Ganzjahresreiseziel. Doch nicht jeder Ort und jedes touristische Highlight sind perfekt zu jeder Jahreszeit. Schlagen Sie den Touristenströmen und dem Wetter ein Schnippchen, indem Sie Ihre Spanienziele ganz bewusst nach der idealen Reisezeit dafür wählen: eben dann, wenn nicht die Massen dort sind und das Wetter dennoch optimal für die jeweilige Aktivität ist. Denn Spanien hat immer Saison, nur nicht immer überall!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 212
Nicole Biarnés und Grit Schwarzenburg
Die ultimativen Reiseideen für Frühling, Sommer, Herbst und Winter
Willkommen in Spanien
Vorwort
FRÜHLING
1Sierra de Abodi – Selva de Irati
2Valle de Tena – Romanische Baukunst
3Covadonga – Stille Seen, hohe Gipfel
4Verges – Mittelalterlicher Tanz der Toten
5Lluarca – Weiße Stadt an der grünen Küste
6Burgui – Almadía, der Tag der Flößer
7Alcoy – Ein Fest der Kulturen
8Leyre – Geheimnis in der Krypta
9Redondela – Über den Dächern der Stadt
10Comillas – Vom Fischerdorf zum Ferienort
11Lleida – Paradies für Feinschmecker
12Hellín – Im Takt der Trommeln
13Jerte-Tal – Europas schönste Kirschblüte
14Floración de Cieza – Ein Traum in Rosa
15Baiona – Festa da Arribada
SOMMER
16Isil – Mittsommer in den Pyrenäen
17Sotres – Ein Hochgenuss
18Padrón – Die Heimat der Pimientos
19Costa Verde Express – Der Vintage-Zug
20La Pobla de Lillet – Jardins Artigas
21Baños de Panticosa – Heiße Quellen
22Llanes – Karibik an der Costa Verde
23Cudillero – Fischerdorf aus dem Bilderbuch
24Calella de Palafrugell – Große Sehnsucht
25Bilbao – Das Volksfest der Semana Grande
26Calatayud – Von Bilbilis ins Mittelalter
27Santiago de Compostela – Feierlicher Jakobstag
28Brihuega – Lilafarbener Schatz
29Albufera – Die Wiege der Paella
30Igualada – Spaniens größtes Ballonfestival
HERBST
31Campo de Criptana – Mehr als Windmühlen
32Málaga – Bummel durch die Markthalle
33Fuentesaúco – Käse für Liebhaber
34Arribes del Duero – Wein im Naturpark
35Los Monegros – Einzigartige Landschaften
36Cádiz – Über den Dächern der Stadt
37Sevilla – Der königlich maurische Palast
38Zaragoza – Die Basilika Virgen del Pilar
39Tabernas – Weltmeisterlich ökologisch
40Valle Belagua – Herbstliches Wanderziel
41Anguiano – Traditioneller Stelzentanz
42Tarifa – Die Kitesurf-Hauptstadt
43La Mancha – Safranernte
44Dehesas – Der teuerste Schinken der Welt
45Andalusien – Astrotourismus
WINTER
46Costa Brava – Winterliches Lloret de Mar
47Valls – Heimat der Calçots
48Barcelona – Kataloniens Festtagsbräuche
49Córdoba – Die prachtvolle Stadt des Kalifen
50Metauten – Die schwarzen Diamanten
51Garrovillas de Alconétar – Die Mandelblüte
52Los Alcores – Orangenernte
53Acehúche – Das Fest der Carantoñas
54Águilas – Farbenfroher Karneval
55Kamelienstraße – Blütenmeer im Dezember
56Jerez de la Frontera – Der Flamenco
57Caldas de Reis – Winter, Wasser, Wellness
58La Rioja – Wintersport im Weinland
59Baskenland – Die Apfelwein-Saison
60Fuente de Piedra – Die rosa Lagune
Register
Impressum
Bildnachweis
Symbole des Sommers: Nahe bei Ronda stehen die Sonnenblumen in voller Blüte und liefern die beliebten Pipas.
Spanien in all seinen Facetten (von links nach rechts): ein Orientexpress spanischer Art ist der Luxuszug Costa Verde Express, Puente Zubizuri, Santiago Calatravas Entwurf der Brücke in Bilbao, Wandern in Navarra durch die Sierra Abodi, riesige Figuren aus Pappmaschee bei den Sonnwendfeiern in Isil, das sagenumwobene Kloster Leyre
Zu jeder Jahreszeit beeindruckend sind die Bauwerke aus maurischer Zeit, die man am besten in den Wintermonaten genießt – wie hier die berühmte Mezquita von Córdoba.
Bezaubernde Motive zwischen Asturien und Andalusien (von links nach rechts): Rosaflamingos in der Laguna de Fuente de Piedra, die bitteren Orangen gedeihen in Sevilla prächtig, Lloret de Mar lädt in den Wintermonaten zu ausgiebigen Spaziergängen ein, die Ruinen von Baelo Claudia, nicht nur im Norden Spaniens werden Trüffel immer beliebter.
GALICIEN
9Redondela – Über den Dächern der Stadt
15Baiona – Festa da Arribada
18Padrón – Die Heimat der Pimientos
19Costa Verde Express (Galicien, Asturien, Kantabrien)
27Santiago de Compostela – Feierlicher Jakobstag
55Kamelienstraße – Blütenmeer im Dezember
57Caldas de Reis – Winter, Wasser, Wellness
ASTURIEN
3Covadonga – Stille Seen, hohe Gipfel
5Lluarca – Weiße Stadt an der grünen Küste
17Sotres – Ein Hochgenuss
22Llanes – Karibik an der Costa Verde
23Cudillero – Fischerdorf aus dem Bilderbuch
KANTABRIEN
10Comillas – Vom Fischerdorf zum Ferienort
BASKENLAND
25Bilbao – Das Volksfest der Semana Grande
59Baskenland – Die Apfelwein-Saison
NAVARRA
1Sierra de Abodi – Selva de Irati
6Burgui – Almadía, der Tag der Flößer
8Leyre – Geheimnis in der Krypta
40Valle Belagua – Herbstliches Wanderziel
50Metauten – Die schwarzen Diamanten
KASTILIEN UND LEÓN
33Fuentesaúco – Käse für Liebhaber
34Arribes del Duero – Wein im Naturpark
LA RIOJA
41Anguiano – Traditioneller Stelzentanz
58La Rioja – Wintersport im Weinland
ARAGONIEN
2Valle de Tena – Romanische Baukunst
21Baños de Panticosa – Heiße Quellen
26Calatayud – Von Bilbilis ins Mittelalter
35Los Monegros – Einzigartige Landschaften
38Zaragoza – Die Basilika Virgen del Pilar
KASTILIEN-LA MANCHA
12Hellín – Im Takt der Trommeln
28Brihuega – Lilafarbener Schatz
31Campo de Criptana – Mehr als Windmühlen
43La Mancha – Safranernte
KATALONIEN
4Verges – Mittelalterlicher Tanz der Toten
11Lleida – Paradies für Feinschmecker
16Isil – Mittsommer in den Pyrenäen
20La Pobla de Lillet – Jardins Artigas
24Calella de Palafrugell – Große Sehnsucht
30Igualada – Spaniens größtes Ballonfestival
46Costa Brava – Winterliches Lloret de Mar
47Valls – Heimat der Calçots
48Barcelona – Kataloniens Festtagsbräuche
VALENCIA
7Alcoy – Ein Fest der Kulturen
29Albufera – Die Wiege der Paella
MURCIA
14Floración de Cieza – Ein Traum in Rosa
54Águilas – Farbenfroher Karneval
ANDALUSIEN
32Málaga – Bummel durch die Markthalle
36Cádiz – Über den Dächern der Stadt
37Sevilla – Der königlich maurische Palast
39Tabernas – Weltmeisterlich ökologisch
42Tarifa – Die Kitesurf-Hauptstadt
44Dehesas – Der teuerste Schinken der Welt
45Andalusien – Astrotourismus
49Córdoba – Die prachtvolle Stadt des Kalifen
52Los Alcores – Orangenernte
56Jerez de la Frontera – Der Flamenco
60Fuente de Piedra – Die rosa Lagune
EXTREMADURA
13Jerte-Tal – Europas schönste Kirschblüte
51Garrovillas de Alconétar – Die Mandelblüte
53Acehúche – Das Fest der Carantoñas
Blumengeschmückte Balkone in Comillas (Asturien); die Stadt Lluarca ist eine Station auf dem Camino de la Costa, der in Irun beginnt und die Küste entlangführt.
Spanien ist weltweit führend im Astrotourismus und bietet die meisten zertifizierten Starlight-Destinationen.
Die Welt birgt viele Wunder, Abenteuer und spektakuläre Aussichten, die wir gerne erkunden möchten. Doch sie ist auch leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Hier ein paar Tipps, wie wir unsere Welt nachhaltig entdecken können:
Die Hauptsaison meiden: Wenn wir nicht gerade auf die Ferienzeiten angewiesen sind, können wir der Umwelt einen großen Gefallen tun, indem wir in der Nebensaison verreisen. Damit tragen wir zu einer gleichmäßigeren Auslastung der Umwelt und der Infrastruktur bei, und der Urlaub wird dazu auch noch wesentlich entspannter.
Die Aufenthaltsdauer dem Reiseziel anpassen: Je weiter das Reiseziel ist, desto länger sollte der Aufenthalt sein. Dadurch lernen wir die Region nicht nur intensiver kennen, sondern stärken sie ganz nebenbei noch durch unsere Ausgaben vor Ort. Anfahrtsintensive Tagesausflüge sollten besser vermieden werden, das bedeutet nur Stress, sowohl für die Umwelt als auch für uns selbst.
Auf umweltschonende Verkehrsmittel setzen: Wo es möglich ist, reisen wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Das reduziert nicht nur die Luftverschmutzung, sondern schont auch unsere Nerven. Falls das nicht geht, helfen verschiedenste Plattformen dabei, den CO2-Ausstoß auszugleichen, vor allem, wenn das gewünschte Reiseziel nur mit dem Flugzeug zu erreichen ist.
Nur dort parken und campen, wo es erlaubt ist: Selbst, wenn wir uns noch so vorbildlich verhalten und unseren Aufenthaltsort so hinterlassen, wie wir ihn vorgefunden haben, stören wir den Lebensraum von Wildtieren und hinterlassen Spuren und Gerüche. Auch Lagerfeuer entzünden wir ausschließlich an den dafür vorgesehenen Stellen und achten dabei auf Waldbrandstufen und Naturschutzgebiete.
Ressourcen gewissenhaft nutzen: Manche Umweltressourcen sind bereits knapp, endlich sind auf jeden Fall alle. Um sie zu schonen, sollten wir sparsam mit ihnen umgehen, gerade in Gegenden, in denen zum Beispiel Wasser oder Strom nicht im Überfluss vorhanden sind.
Ein guter Gast sein: Nachhaltig unsere Umgebung zu erkunden bedeutet auch, der hiesigen Flora und Fauna mit Respekt zu begegnen. Pflanzen sollten auf keinen Fall gepflückt werden, aber sie stehen uns bestimmt gerne Modell für das eine oder andere Foto. Das Gleiche gilt für wilde Tiere: Wir füttern sie nicht, halten Abstand und beobachten sie aus der Ferne.
Auf den Wegen bleiben: Wer die vorgegebenen Wege verlässt, dringt nicht nur in die Rückzugsräume heimischer Arten ein, sondern trägt auch dazu bei, dass sich neue Wege bilden, was zur Erosion des Bodens führt.
Abfall wieder mitnehmen: Plastikverpackungen jeglicher Art, Dosen, Flaschen und Papiertaschentücher (es dauert Jahre, bis sich ein einzelnes Taschentuch vollständig abgebaut hat!) gehören nicht in die Natur, sondern artgerecht entsorgt. Am besten gleich eine wiederverwendbare Brotdose oder Trinkflasche mitnehmen. Dazu zählen natürlich auch Toilettenpapier und der Inhalt von (Chemie-) Toiletten. Entsprechende Entsorgungsstationen finden sich überall.
Lokal kaufen: Dadurch lernen wir Land und Leute besser kennen und unterstützen die regionale Wirtschaft, außerdem sind regionale Produkte meist auch preisgünstiger und qualitativ hochwertiger.
So wie wir die Umwelt respektieren, wollen wir auch unseren Mitmenschen und deren Kultur Respekt entgegenbringen, gerade im Hinblick auf deren Traditionen, Religion oder typische Gebräuche. So können ein Lächeln oder ein paar Worte in der Landessprache Berge versetzen!
Atemberaubende Aussichten auf dem Camí de Ronda bei Calella de Palafrugell
Spanien mit allen Sinnen genießen – einige wissenswerte Fakten zeigen, dass Europas drittgrößtes Land nicht nur im Sommer, sondern zu allen Jahreszeiten viel zu bieten hat.
Im Frühjahr verwandeln Mandel-, Orangen- und Pfirsichbäume die Landschaften in ein Meer aus bezaubernden Pastelltönen. Zu Karneval und in der Osterwoche leben in allen Landesteilen uralte Bräuche und Traditionen auf. Im Herbst, wenn die Sonne die Dörfer und kleinen Städte in ein besonderes Licht taucht, zückt auch Mutter Natur ihre bunten Pinsel. Der Winter naht, wenn in den Bergen die ersten Skipisten eröffnen, wenn das Meer rauer und die Wellen wilder werden. Auf ihre Weihnachtsgeschenke müssen die spanischen Kinder bis zum 6. Januar warten, denn erst dann verteilen die Heiligen Drei Könige ihre Gaben.
dauert der Karneval in Cádiz. Gefeiert wird die närrische Zeit auf der kleinen Halbinsel Andalusiens bereits seit dem 16. Jahrhundert. Heute zählen die Umzüge des Carnaval de Cádiz zu den größten und bekanntesten Spaniens.
schwarze Trüffel wachsen im Norden Spaniens unter der Erdoberfläche. Längst ist die im Mittelalter aufgrund ihres intensiven Dufts als Teufelswerk verschriene Knolle aus den Gourmetküchen der ganzen Welt nicht mehr wegzudenken. Die edlen Knollen gedeihen auch südlich der Pyrenäen so prächtig, dass Spanien inzwischen zu den wichtigen Erzeugerländern zählt.
werden am 31. Dezember um Mitternacht verspeist, zu jedem Glockenschlag eine. Erst seit dem 19. Jahrhundert spielen die Trauben eine wichtige Rolle zum Jahresabschluss. Schnell wurde der Brauch beliebt und ist längst ein fester Bestandteil der Silvesterfeiern in ganz Spanien.
Safran produziert Spanien pro Jahr. Seit die Mauren den Krokus auf die Iberische Halbinsel brachten, gedeihen die Blüten mit den roten Gewürzfäden prächtig. Ein Großteil des Safrans stammt aus Kastilien-La Mancha, kleine Mengen wachsen in Aragón und Katalonien.
Ackerflächen verwandeln das Land in ein zartviolettes Meer aus duftenden Blüten. Um die 30 000 Tonnen Lavendel werden in Spanien pro Jahr gepflückt. Nach der Ernte im Juli begeht der kleine Ort Brihuega in Kastilien-La Mancha sogar ein Fest zu Ehren des Lavendels.
werden Jahr für Jahr in Spanien hergestellt. Der Großteil der Produktion wird in andere Länder exportiert. Mehr als 70 Prozent des europäischen Olivenöls kommen aus Spanien, in dessen Zentrum ganze Landstriche aus Olivenbaum-Plantagen bestehen. Mit 43 Prozent macht die Produktion beinahe die Hälfte des Weltmarktes aus.
wiegen die Karfreitagsfiguren, die bei den feierlichen Prozessionen in der Woche vor Ostern, der Semana Santa, durch die Straßen getragen werden. Einen Rekord hält derzeit eine Szene des Abendmahls der Osterprozession in León, für die sieben Tonnen Gewicht auf die Schultern der Träger verteilt werden.
werden jedes Jahr unter der mediterranen Sonne Spaniens geerntet – das ist Europarekord. Nicht umsonst trägt die Küste in der Region Valencia ihren blumigen Namen, denn Costa del Azahar bedeutet wörtlich übersetzt »Küste der Orangenblüte«. Dort wächst der weitaus größte Anteil der süßen Orangen, die bitteren Sevilla-Orangen gedeihen hingegen in Andalusien prächtig. Viele Jahrhunderte lang waren die Früchte einzig wegen ihres Duftes beliebt. Sie galten als ungenießbar, bis man in England auf die Idee kam, aus den bittereren Früchten eine süße Marmelade zu kochen, die beliebte orange marmalade.
Lebendig geht es auf der Plaza de la Corredera im Herzen Córdobas nicht nur an Markttagen zu.
Das südeuropäische Königreich ist ganzjährig ein ideales Ferienziel, dennoch besuchen es die meisten Reisenden im heißen Sommer. Wer dem Massenandrang entfliehen möchte, sollte antizyklisch in der Nebensaison verreisen und Spanien hautnah erleben.
Córdoba verzaubert mit prachtvollen Bauwerken, die auf eine lange Geschichte zurückblicken.
Die Gegend südlich von Valencia hat traumhafte Strände und ist zudem die Heimat der Paella.
Kleine Orte wie Llanes an der Küste Asturiens locken im Sommer mit bunter Blumenpracht.
Es ist der Deutschen liebstes Reiseziel nach dem eigenen Land: Spanien. Ein entscheidendes Argument liefern die fast durchgängig guten Wetterverhältnisse. Durchschnittlich kann man hier mit 2600 bis 2800 Sonnenstunden jährlich rechnen – Vitamin D olé –, im Süden mehr, dafür im Norden weniger. Mit den Niederschlägen verhält es sich genau umgekehrt. Und wer hätte das gedacht, Spanien deckt gleich vier Klimazonen ab. Typisches Gebirgsklima mit kalten Wintern und kühleren Sommern, das gibt es in den höher gelegenen spanischen Gebirgszügen wie den Pyrenäen oder der Sierra Nevada. Die Atlantikküste im Norden bietet das, was man so eigentlich nicht vom Sonnen-Urlaubsland Spanien erwartet: viele Niederschläge, oft grau-trübes Wetter, sowohl Sommer als auch Winter fallen meist mild aus. Im zentralspanischen Hochland dagegen zeigen sich extreme Temperaturunterschiede: heiße Sommer mit bis über 40 °C und kühlere, feuchtere Winter. Fehlen noch Mittelmeerküste und der Süden, dort findet man das mediterrane Wetter-Klischee: milde kurze Winter und heiße Sommer.
Zusammenfassend kann man sagen, die ideale Reisezeit für die Iberische Halbinsel liegt etwa zwischen April und Oktober, was unserer Sommerreifenzeit entspricht. Dann ist es überall warm und trocken – jedenfalls statistisch gesehen. Abgesehen von den klimatischen Gegebenheiten bringt jede Jahreszeit auch ihre Besonderheiten mit, die faszinieren, sei es landschaftlich oder kulturell. Nirgendwo in Europa wird mehr gefeiert als hier. Sage und schreibe 25 000 Fiestas soll es in Spanien geben – beinahe jedes noch so kleine Örtchen hat seinen eigenen Schutzheiligen, der einen eigenen Ehrentag hat, inklusive Umzug. Hinzukommen die landesweiten Festtage wie der Dreikönigstag oder die Prozessionen in der Osterwoche (Semana Santa). Das spanische Tourismusministerium vergibt seit 1980 an besonders wertvolle Veranstaltungen den Titel »Fiestas de Interés Turístico Internacional«. Diesen tragen beispielsweise der Karneval von Águilas oder der Jakobstag in Santiago de Compostela.
Nicht nur für die Veranstaltungen in der Karwoche lohnt es sich, den Frühling in Spanien zu erleben. Dann steht das Königreich in voller Blüte – ob die Kirschblüten im Jerte-Tal, die Pfirsichbäume von Cieza oder die Apfelblüte in Asturien und im Baskenland. Da es noch nicht so heiß ist, lohnen sich Städtetrips. Im Sommer locken die Strände, wobei es je nach Gebiet im Juli und August heiß und vor allem auch voll werden kann – akute »Sardinen-in-der-Büchse«-Gefahr. Dabei gibt es so viele schöne Alternativen im kühleren Norden oder in den Bergen, etwa die Käsehöhlen von Asturien oder eine Fahrt mit dem Costa Verde Express. Der Herbst ist ideal für alle Wassersport-Fans und bietet gute Wellen im aufgewärmten Meer. Zudem kann man bei der Oliven- oder Safranernte dabei sein. Dagegen stehen im Winter die Zeichen auf Entspannung in den Skigebieten oder den galicischen Thermalquellen. Nach dem 6. Januar fangen schon die Vorbereitungen für die Karnevalsumzüge an – das neue Urlaubsjahr beginnt!
Nicole Biarnés und Grit Schwarzenburg
Von März bis Mai erstrahlt Spanien in den schönsten Farben.
Die rosafarbenen Pfirsichbäume verwandeln die Gegend um Cieza in ein perfektes Fotomotiv.
Von den in Pamplona stattfindenden Stierläufen zu Sanfermines hat schon Ernest Hemingway berichtet. Doch nördlich der Hauptstadt zeigt sich Navarra von einer ganz anderen Seite. In der Bergwelt der navarrischen Pyrenäen führen zahlreiche Wanderwege durch einen der größten Wälder Europas, die Selva de Irati.
Wandern zum malerischen Wasserfall Kuboko ur-jauzia inmitten der Selva de Irati
Otsagabia ist ein hübscher kleiner Ort in den Pyrenäen Navarras. Alte Steinbrücken führen über den Fluss Salazar, der dem Tal seinen Namen verliehen hat. Vom Valle Salazar aus erreicht man den östlichen Zugang der Selva de Irati, einem der größten Buchen- und Fichtenwälder Europas. Nur der Schwarzwald hat eine noch größere Waldfläche.
Am Centro de Montaña Irati-Abodi, wo man sich je nach Jahreszeit Fahrräder oder Langlaufski ausleihen kann, starten zahlreiche Wanderwege. Schnell ist man von hier aus in die grüne Welt der dicht an dicht stehenden Buchen eingetaucht. Der weiche Waldboden aus Moos, kleinen Ästen und trockenen Blättern federt die Schritte ab, Vögel zwitschern, und die Luft schmeckt frisch und sauber. Auch wenn weite Teile des Irati bis heute fast unberührt geblieben sind, ist er kein Urwald. Menschen und Tiere leben von und mit dem Irati. Sie erhalten ihn, indem sie ihn säubern und umsichtig bewirtschaften. Viele Dörfer in der Nähe des Irati-Waldes lebten früher vom Holzverkauf. Die geschlagenen Bäume transportierte man auf den Flüssen ins Tal hinab. Doch die Arbeit der Flößer war hart und gefährlich, die meisten von ihnen wurden nicht alt. Eine Erleichterung brachte die zu Beginn des letzten Jahrhunderts errichtete Seilbahn zum Abtransport der Baumstämme. Im Zweiten Weltkrieg nutzten ein belgischer Arzt und ein baskischer Hirte diese Installation nicht nur für den Holztransport. Unter die Arbeiter geschummelt, brachten sie Menschen, die auf der Flucht vor den Nazis waren, jenseits der Pyrenäen in Sicherheit. Von Spanien aus gelangten die Flüchtlinge meist weiter nach England.
Hoch über dem Irati liegt der Bergkamm der Sierra Abodi. Adler kreisen am Himmel auf der Suche nach Beute. Orchideen, Löwenzahn und Gänseblümchen sprießen als bunte Punkte auf den sattgrünen Wiesen. Die Aussicht von diesem Höhenrücken ist atemberaubend. Ringsum sind die Dreitausender in der Ferne gut zu erkennen, mehr als 17 Hektar Wald liegen einem zu Füßen. Aus Norden kommend schiebt sich dichter Nebel wie eine weiße Decke über den Orhi, den Gipfel, auf dem der baskischen Legende zufolge Mari zu Hause ist. Im Osten stellt der mit Schnee bedeckte Monte Orhi das Ende der Selva de Irati dar, im Westen reicht der Wald bis Roncesvalles, und nördlich der Sierra erstreckt er sich sogar über die Grenze, hinab in die französische Basse Navarre, nach Nieder-Navarra.
Glückliche Schweine der Rasse Euskal Txerri auf einem Biohof bei Otsagabia
INFO
TRADITION UND GESCHMACK
Spanien ist bekannt für seine guten Schinken und Wurstwaren. Ganz in der Nähe von Otsagabia (Ochagávia) züchten Andoni und Iñaki Schweine. Doch es sind keine gewöhnlichen Schweine, sondern es ist eine besondere baskische Schweinerasse mit schwarzen Flecken und großen Schlappohren, die hier glücklich im Dreck wühlt. Wild grunzend rennen die Sauen und ihre Ferkel auf den Feldern herum. Haben sie eines gründlich abgegrast, dürfen sie umziehen, auf eine neue Wiese, damit sich das Stück Land, gut gedüngt, von den Schweinen erholt. Im Stall liegen zwei Muttertiere, die ihre frisch geborenen Ferkel säugen. Zu den zwanzig Sauen gesellen sich zwei kräftige Eber, die für die Vermehrung auf dem kleinen Hof sorgen. Je besser das Leben der Tiere, umso feiner der Schinken, sagt man.
WEITERE INFORMATIONEN
Centro de Montaña Irati-Abodi, bei Kilometer 6 an der Carretera Larrau (kurz vor dem Grenzübergang Frankreich–Spanien), irati-salazarzaraitzu.com
visitnavarra.es
Ungefähr dort, wo sich im Mittelalter die Comarca Serrablo befand, liegen einzigartige Kirchen wie San Pedro de Lárrede, San Juan de Busa, San Martín de Oliván oder Santa Eulalia de Susín. Vor mehr als einem Jahrtausend wurden sie weit oben in den Bergen errichtet, als die ersten Christen die Pyrenäen erreichten.
Startpunkt der Ruta de Serrablo: die romanische Kirche San Pedro de Lárrede
Die Strecke durch den Norden Aragóns, die ein paar außergewöhnliche Kirchen verbindet, heißt Ruta de Serrablo. Am linken Ufer des Gállego-Flusses finden sich diese gut erhaltenen romanischen Gotteshäuser, in denen die Gemeinden zum Teil noch heute ihre Messe feiern. Vor mehr als tausend Jahren wurden die beeindruckenden Kirchen in den einsam gelegenen Bergdörfern fernab aller Handelswege errichtet. Das Besondere an diesen Bauten ist nicht nur ihr stattliches Alter. Die Kirchen der Ruta de Serrablo wurden in einer einzigartigen Mischung aus romanischem und mozarabischem Stil erbaut. Im 9. und 10. Jahrhundert, als große Teile der Iberischen Halbinsel von den Mauren beherrscht waren, kam es besonders im Norden zu zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen. Damals kämpften kleine christliche Königreiche und Fürstentümer gegen die Vorherrschaft der Araber, waren aber zugleich untereinander in Gebietsstreitigkeiten verstrickt. Zu den Menschen, die aus den umkämpften Gebieten in die Pyrenäen flohen, gehörten auch Handwerker, unter ihnen mozarabische Baumeister, die im maurischen Kulturkreis aufgewachsen, doch christlichen Glaubens waren. Neben ihrer Sprache und Kultur brachten sie neue Handwerkstechniken und einen eigenen Baustil an die Ufer des Gállego.
Doch der mozarabische Einfluss ist nicht die einzige Besonderheit dieser Kirchen. Lange vor dem Beginn der christlichen Königreiche war ein Naturglaube unter den Menschen in den Pyrenäen verbreitet. Teilweise lassen sich daher noch pagane Symbole, die an baskische Gottheiten und Sagen erinnern, in den kleinen Kirchen finden. In San Pedro de Lárrede sind die Fenster zur Sommer- und zur Wintersonnenwende ausgerichtet. Trotz ihrer jeweiligen Einzigartigkeit haben die Kirchen der Ruta de Serrablo ein paar spezielle Elemente gemeinsam: eine halbkreisförmige Absis, den Fries aus senkrechten Balken oder die Alfiz-Rahmen an Türen und Fenstern. In manchen Bauwerken, wie der einsam auf einer Wiese gelegenen Kirche San Juan de Busa, sind sogar Fenster in der typischen Hufeisenform des mozarabischen Stils gestaltet. Die ältesten Kirchtürme sind schlank und hoch gebaut, beinahe wie Minarette, und konnten als Wachtürme dienen. Bezaubernd schön ist die auf einem Hügel liegende Iglesia de Santa Eulalia de Susín, die man nur zu Fuß erreicht. Das Dorf, das einst die Kirche umgab, ist zwar längst verlassen, doch allein der Ausblick lohnt den Aufstieg.
Im Valle de Tena, kurz hinter Biescas, finden sich die Dolmen Santa Elena.
INFO
DOLMEN SANTA ELENA
Kurz hinter Biescas liegt die kleine Ermita de Santa Elena nahe der Straße, die durch das Valle de Tena führt. Von dort gelangt man zu einem Relikt aus der Kupferzeit. Schwere Steinplatten wurden vor über fünftausend Jahren zu einem beeindruckenden Grabmal aufgeschichtet. Eine horizontal auf zwei großen Felsen ruhende Steinplatte diente als Dach der Kammer. Von den einstigen Grabbeigaben fand man aufgrund der zahlreichen Plünderungen im Laufe der Jahrtausende nur noch eine Pfeilspitze und einen Hirschzahn-Anhänger. Doch die massiven Steine der megalithischen Konstruktion zeugen bis heute von der hohen Bedeutung dieses Ortes für die Menschen, die hier vor langer Zeit lebten. Wenige Meter von dem Relikt entfernt befindet sich ein zweiter, weniger gut erhaltener Dolmen.
WEITERE INFORMATIONEN
17 Kirchen zählen zur Ruta de Serrablo: offizielle Website Aragón auf Deutsch, slowdrivingaragon.com/de/ruta
serrablo.org
turismodearagon.com
Im Santuario de Covadonga wird die Madonna verehrt, die den Asturiern einst einen bedeutenden Sieg gegen die Mauren bescherte und damit die christliche Eroberung der Iberischen Halbinsel einläutete. Oberhalb der kleinen Kapelle liegen zwei postkartenschöne Bergseen in den grünen Weiden der Picos de Europa.
Covadonga Bergseen: Blick auf den Lago Enol vom Aussichtspunkt Entrelagos
Die Gletscherseen Lago Enol und der etwas höher gelegene Lago Ercina sind während der letzten Eiszeit entstanden. Um sie zu erreichen, muss man die kurvigen Straßen vom Santuario de Covadonga hinauf in die Picos de Europa nehmen. Doch zum Glück sind die Straßen gut ausgebaut, denn bis Ende der 1970er-Jahre wurde in den Minas de Buferrera Eisenmangan abgebaut. Nach 130 Jahren stellte man die Arbeit ein und legte die Minen still. Nur die Kalksteinsäulen und Höhlen sind übrig, letzte Spuren des einstigen Abbaus, die in einem Open-Air-Museum für die Besucher der nahegelegenen Seen Zeugnis davon ablegen, wie die Minenarbeiter an dieser Stelle den Boden bearbeiteten. Heute sind friedlich grasende Kühe und Ziegen die Protagonisten auf den grünen Weiden der asturischen Bergwelt. In der Landschaft zwischen den malerischen Bergseen sorgen ihre klingelnden Glocken für Alpenatmosphäre – und sie selbst für Unmengen organischen Düngers.
Rund um den Lago Enol und den Lago Ercina gibt es verschiedene Aussichtspunkte, Miradores genannt, von denen aus der Blick weit über die Hügel und Täler der Picos de Europa schweift. Der Mirador del Príncipe de Asturias liegt auf 1373 Metern Höhe. Von seinen alten Mauerresten aus fällt der Blick auf die flache Vega de Comeya, eine weite, von steilen Hängen eingefasste Senke. Bei klarer Sicht kann man sogar den küstennahen Gebirgszug der Sierra del Sueve und das fruchtbare Valle del Río Güeña erkennen, die sich im Hintergrund abzeichnen.