Secret Places Paris - Waltraud Pfister-Bläske - E-Book

Secret Places Paris E-Book

Waltraud Pfister-Bläske

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Beschreibung

Paris ist die meist besuchte Stadt der Welt. Jedes Jahr strömen über 30 Millionen Touristen in die Stadt der Liebe – und drängen sich an den Pariser Must-sees. Wer diesem Reiseband folgt, macht es anders! Genießen Sie den Blick vom Dach der Fondation Louis Vuitton statt vom Eiffelturm, besuchen Sie das Musée Gustave Moreau statt den Louvre, staunen Sie über die Architektur der Nationalbibliothek – und sparen dabei auch noch viel Eintrittsgeld.

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SECRET PLACES

PARIS

Traumhafte Orte abseits des Trubels

Waltraud Pfister-Bläske

INHALT

Willkommen in Paris – jede Menge Wissenswertes

Unser Nachhaltigkeitskodex

Übersichtskarte

Vorwort

SÜD-WEST

1Künstlerateliers im 14. Arrondissement

2Café im Musée d’Orsay

3Musée de Minéralogie

4Kirche Notre-Dame-du-Travail

5Wasser für das Volk

6Unterwegs im Jardin du Luxembourg

NORD-WEST

7Bibliothek BNF Richelieu

8Der Friedhof von Montmartre

9Überdachte Galerien – Passages Couverts

10Das Museum des romantischen Lebens

11Atelier Suzanne Valadon

12Musée du Parfum – Parfum-Museum

13Wohnhaus Gustave Moreau

14Teesalon im Musée Jacquemart-André

15Café im Petit Palais

16Dachterrassen des Kaufhauses Printemps

17Der Kleine Gürtel

18Der Weinberg Clos de Montmartre

19Die Buren-Säulen im Palais Royal

20Galerie Dior

SÜD-OST

21Der Hügel Butte aux Cailles

22Die große Moschee von Paris

23Piscine Joséphine Baker

24Der kleine Zoo im Jardin des Plantes

25Die Kirche Val-de-Grâce

26Römische Arena

OSTEN

27Grotte mit Wasserfall im Parc des Buttes-Chaumont

28Marché d’Aligre

29Die Wohnung von Edith Piaf

30Jachthafen Port Arsenal und Canal Saint-Martin

31Handwerkerhöfe und Viaduc des Arts

32Musette-Lokal Le Vieux Belleville

ZENTRUM

33Louvre-Hof Cour Carrée

34Gotisches Wohnhaus Hôtel de Sens

35Delikatessengeschäft Izraël

36Jazzclub Caveau de la Huchette

37Brasserie Le Petit Bouillon Pharamond

38Wohnung von Victor Hugo

39Maison Nicolas Flamel

40Museum für Jagd und Natur

41Musée Cognacq-Jay

42Kirche Saint-Étienne-du-Mont

43Place Dauphine

44Jardin Rosiers – Joseph Migneret

45Pâtisserie Stohrer

46Tour Saint-Jacques

47Künstlerhaus Rivoli 59

48Die Kirche Saint-Séverin

AUSSERHALB

49Gewächshäuser von Auteuil

50Blick vom Dach der Fondation Louis Vuitton

51Dorf Auvers-sur-Oise

52Schloss Chantilly

53Gartenstadt Le Vésinet und Umgebung

54Schloss von Breuteuil

Register

Bildnachweis

Impressum

Paris in all seinen Facetten (von links nach rechts): Blütenmeer im Jardin des Plantes im Südosten der Stadt; Kunstgenuss im Musée d'Orsay; die stillgelegte Bahntrasse Petite Ceinture als Grüngürtel innerhalb der Stadt; auf dem Friedhof von Montmartre; im Musée Bourdelle, das dem Bildhauer Antoine Bourdelle gewidmet ist.

WILLKOMMEN IN PARIS

JEDE MENGE WISSENSWERTES

Paris galt jahrhundertelang als kultureller Nabel Europas und vielleicht der ganzen Welt. Da die Stadt keine Kriegsschäden erlitt, ist sie wie ein aufgeschlagenes Geschichtsbuch: Keltischen Ursprungs war sie gallo-römische Außenstelle, klerikales Zentrum Europas im Mittelalter, Hochburg der Belle Époque und kulturelle Triebfeder nach dem Zweiten Weltkrieg.

STECKBRIEF PARIS

Frankreichs Hauptstadt zählt etwa 2,2 Millionen Einwohner, womit sie die viertgrößte Stadt der Europäischen Union ist. Zählt man jedoch den Ballungsraum hinzu, kommt man auf 12,5 Millionen. Paris liegt damit an der Spitze aller EU-Städte. Mit einer Fläche von 105,4 Quadratkilometern ist sie auch die am dichtesten besiedelte Metropole. Zahlreiche wichtige Organisationen wie UNESCO, OECD, OSZE und ICC haben hier ihren Sitz. Die Stadt ist in 20 Arrondissements (Bezirke) eingeteilt, deren Nummerierung sich schneckenförmig aus dem Zentrum heraus entwickelt.

DIE SEINE

Die Seine fließt ganze 13 Kilometer durch Paris und trennt das Rive Droite (rechtes Ufer) vom Rive Gauche (linkes Ufer). Insgesamt führen 37 Brücken über die Seine, wobei der Pont Neuf (Neue Brücke) die älteste Steinbrücke der Stadt ist und der Pont Alexandre III die prunkvollste.

MULTI-KULTI

Seit vielen Jahrhunderten besitzt Paris eine enorme Anziehungskraft für Menschen aus aller Welt. Auffallend ist neben einem großen Anteil an Bewohnern arabischer Herkunft, der hauptsächlich im weniger privilegierten Nordosten der Stadt lebt, auch die jüdische Bevölkerung im Marais-Viertel. Die afrikanische Gemeinschaft hält sich vornehmlich um das Viertel Goutte d´Or in der Nähe des Nordbahnhofs auf, und um die Place d´Italie gibt es sogar die größte Chinatown Europas.

MODE UND LUXUS

Paris ist neben Mailand Welthauptstadt der Mode. Wichtigste Modemarken haben hier ihren Sitz. Mit Champagner, Parfum und Kosmetik, Accessoires, Schmuck und Ähnlichem ist Frankreich eines der wichtigsten Exportländer von Luxusgütern.

RESTAURANTS

Pariser gehen gern und oft in ihr Café, Bistro oder Restaurant, da Essen einen hohen Stellenwert einnimmt. Je nach Zählweise soll es über 20 000 gastronomische Betriebe in Paris geben.

GÄSTE

An die 45 Millionen Touristen sollen jährlich nach Paris strömen, was die Stadt zu einem der meistbesuchten Orte der Welt macht. Die größte Gruppe der Besucher bilden dabei die Amerikaner, gefolgt von Engländern, Deutschen, Chinesen, Spaniern, Italienern und Japanern. Zu den meistbesuchten Hotspots gehören in folgender Reihenfolge: Notre-Dame und Sacré-Cœur, der Louvre und schließlich das Symbol der Stadt, der Eiffelturm.

PARKS

Größte grüne Lungen von Paris sind die an die Stadtautobahn angrenzenden Parks Bois de Bologne im Westen und Bois de Vincennes im Osten. Auf dem Stadtgebiet gibt es 480 kleinere und größere Parks und Gärten. Zu den bekanntesten zählen der Jardin du Luxembourg, der Jardin des Tuileries, der Jardin des Plantes, der Parc Monceau, der Parc de la Villette, der Parc du Champ de Mars, der Parc Montsouris und der Parc André Citroën.

MUSEEN UND THEATER

Paris versteht sich als eine Stadt der Kultur und zieht seit Jahrhunderten Künstler aus aller Welt an. So verfügt die Stadt über rund 180 staatliche, städtische und private Museen. In den städtischen Museen ist der Eintritt meist kostenlos, in den staatlichen Museen dagegen nur am ersten Sonntag im Monat.

METRO

Die Metro von Paris wurde anlässlich der Weltausstellung von 1900 eröffnet und hat mit über 300 Stationen eines der engmaschigsten Netze der Welt. Von einer Station zur anderen läuft man im Durchschnitt 500 Meter. Dabei gilt die zentrale Station Châtelet - Les Halles, an der täglich eine dreiviertel Million Menschen umsteigen, sogar als größter unterirdischer U-Bahnhof der Welt. Mit den RER-Zügen (S-Bahn) werden auf einem Streckennetz von 587 Kilometern täglich 2,7 Millionen Passagiere aus den Vorstädten ins Zentrum befördert. Es ist geplant, bis 2030 mit dem Ausbau des Grand Paris Express die Länge des Metronetzes zu verdoppeln.

UNSER NACHHALTIGKEITSKODEX

Die Welt birgt viele Wunder, Abenteuer und spektakuläre Aussichten, die wir gerne erkunden möchten. Doch sie ist auch leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Hier ein paar Tipps, wie wir unsere Welt nachhaltig entdecken können:

Die Hauptsaison meiden: Wenn wir nicht gerade auf die Ferienzeiten angewiesen sind, können wir der Umwelt einen großen Gefallen tun, indem wir in der Nebensaison verreisen. Damit tragen wir zu einer gleichmäßigeren Auslastung der Umwelt und der Infrastruktur bei, und der Urlaub wird dazu auch noch wesentlich entspannter.

Die Aufenthaltsdauer dem Reiseziel anpassen: Je weiter das Reiseziel ist, desto länger sollte der Aufenthalt sein. Dadurch lernen wir die Region nicht nur intensiver kennen, sondern stärken sie ganz nebenbei noch durch unsere Ausgaben vor Ort. Anfahrtsintensive Tagesausflüge sollten besser vermieden werden, das bedeutet nur Stress, sowohl für die Umwelt als auch für uns selbst.

Auf umweltschonende Verkehrsmittel setzen: Wo es möglich ist, reisen wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Das reduziert nicht nur die Luftverschmutzung, sondern schont auch unsere Nerven. Falls das nicht geht, helfen verschiedenste Plattformen dabei, den CO2-Ausstoß auszugleichen, vor allem, wenn das gewünschte Reiseziel nur mit dem Flugzeug zu erreichen ist.

Nur dort parken und campen, wo es erlaubt ist: Selbst, wenn wir uns noch so vorbildlich verhalten und unseren Aufenthaltsort so hinterlassen, wie wir ihn vorgefunden haben, stören wir den Lebensraum von Wildtieren und hinterlassen Spuren und Gerüche. Auch Lagerfeuer entzünden wir ausschließlich an den dafür vorgesehenen Stellen und achten dabei auf Waldbrandstufen und Naturschutzgebiete.

Ressourcen gewissenhaft nutzen: Manche Umweltressourcen sind bereits knapp, endlich sind auf jeden Fall alle. Um sie zu schonen, sollten wir sparsam mit ihnen umgehen, gerade in Gegenden, in denen zum Beispiel Wasser oder Strom nicht im Überfluss vorhanden sind.

Ein guter Gast sein: Nachhaltig unsere Umgebung zu erkunden bedeutet auch, der hiesigen Flora und Fauna mit Respekt zu begegnen. Pflanzen sollten auf keinen Fall gepflückt werden, aber sie stehen uns bestimmt gerne Modell für das eine oder andere Foto. Das Gleiche gilt für wilde Tiere: Wir füttern sie nicht, halten Abstand und beobachten sie aus der Ferne.

Auf den Wegen bleiben: Wer die vorgegebenen Wege verlässt, dringt nicht nur in die Rückzugsräume heimischer Arten ein, sondern trägt auch dazu bei, dass sich neue Wege bilden, was zur Erosion des Bodens führt.

Abfall wieder mitnehmen: Plastikverpackungen jeglicher Art, Dosen, Flaschen und Papiertaschentücher (es dauert Jahre, bis sich ein einzelnes Taschentuch vollständig abgebaut hat!) gehören nicht in die Natur, sondern artgerecht entsorgt. Am besten gleich eine wiederverwendbare Brotdose oder Trinkflasche mitnehmen. Dazu zählen natürlich auch Toilettenpapier und der Inhalt von (Chemie-)Toiletten. Entsprechende Entsorgungsstationen finden sich überall.

Lokal kaufen: Dadurch lernen wir Land und Leute besser kennen und unterstützen die regionale Wirtschaft, außerdem sind regionale Produkte meist auch preisgünstiger und qualitativ hochwertiger.

So wie wir die Umwelt respektieren, wollen wir auch unseren Mitmenschen und deren Kultur Respekt entgegenbringen, gerade im Hinblick auf deren Traditionen, Religion oder typische Gebräuche. So können ein Lächeln oder ein paar Worte in der Landessprache Berge versetzen!

VORWORT

DIE VERBORGENEN SCHÄTZE VON PARIS

Wer einmal begonnen hat, sich mit der glanzvollen Vielschichtigkeit von Paris zu beschäftigen, wird immer wieder zurückkehren, um seine unerschöpfliche Suche nach überraschenden Juwelen, die hinter den alten Mauern schlummern, fortzusetzen.

Der Pavillon des Parks Buttes-Chaumont bietet einen außergewöhnlichen Blick über die Stadt.

In der Südwestecke des Jardin du Luxembourg verbirgt sich die Skulptur »Joies de la famille«.

Die Galerie Vivienne gilt als die Königin der überdachten Passagen.

Eiffelturm, Champs-Élysées, Louvre, Notre-Dame und Montmartre sind besucht – und schon glauben manche Touristen mit der Besichtigung dieser Hotspots die französische Metropole abhaken zu können. Wer aber das Glück hat, länger oder zum wiederholten Mal in dieser weltweit einzigartigen Stadt verweilen zu können, kann bei seinen Streifzügen auf ungeahnte Schätze stoßen.

Wie der berühmte französische Dichter Honoré de Balzac geschrieben hat, ist »Paris ein Schatzkästchen, das niemals leer wird, und dessen Inhalt niemals völlig beschrieben werden kann«. Ja, Paris ist »unbeschreiblich«, es gilt als die Stadt der Liebe, der Lichter und der Lebenslust. Romantik und Nostalgie finden sich in den harmonischen, von Haussmann’schen Gebäuden gesäumten Straßenzeilen und entlang der Brücken über die Seine. Lichterstadt wird Paris oft genannt, weil sie als eine der ersten, herausgeputzt für die Weltausstellungen im 19. Jahrhundert, mit modernen Gaslampen ausgestattet wurde, aber auch weil sie die großen Denker der Epoche der Aufklärung hervorbrachte. Lebenslust, Leichtigkeit und das »Savoir-vivre« (»die Kunst, zu leben«) sind auf den Plätzen und Boulevards, auf den Caféterrassen und in den Restaurants zu spüren, die mit verführerischen, kulinarischen Genüssen locken. Auf Schritt und Tritt trifft man auf Spuren der grandiosen und bewegten Geschichte der Stadt. Hat man erst einmal sein Auge dafür geschärft, kann es zur Sucht werden, diesen nachzugehen, da jeder Stein zu erzählen scheint.

Unerschöpfliche Vielfalt

Sei es in einer original römischen Arena, im mittelalterlichen Haus eines Alchimisten, zwischen herrschaftlichen Stadtpalais aus der Zeit des Sonnenkönigs im Marais-Viertel oder in einem futuristisch anmutenden Zeugnis moderner Architektur, der Faden der Neuentdeckungen scheint bei einem Spaziergang durch die Stadt nie enden zu wollen. Quirlige Boulevards wechseln sich ab mit versteckten Parks und Ruheoasen. Seit Jahrhunderten zieht es Menschen in diese Stadt, die Schönheit und Kunst erfunden zu haben scheint. Da Paris von Kriegszerstörungen verschont blieb, ist es hier möglich, in vergangene Zeiten zu reisen und in die Lebensphäre und Wirkungsstätten einstiger großer Persönlichkeiten einzutauchen, die dazu anregen, sich mit deren Ideenwelt näher zu beschäftigen. Deshalb ist auch die Museumslandschaft so reichhaltig wie in keiner anderen europäischen Stadt.

Mit all den Kunst- und Kulturtempeln hört die Entdeckungstour aber noch längst nicht auf. Außergewöhnliche Orte wie ein urbaner Bauernhof, Weinberge oder Hügel mit dörflichem Charme mitten in der Großstadt bieten dem Stadtspaziergänger so manche Überraschung. Und immer wieder gelingt es dieser grandiosen Metropole, moderne Elemente des 21. Jahrhundert harmonisch in das Bestehende zu integrieren, da sie sich von der geballten Kreativität früherer Zeiten nähren kann. Verweilen Sie immer wieder in einem der wunderschönen Cafés und lassen Sie sich gleich einem Flaneur des 19. Jahrhunderts treiben. Wenn Sie mit offenen Augen über die Boulevards und durch die mittelalterlichen Gassen schlendern, werden Sie an den eleganten Fassaden auf steinerne Hinweisschilder stoßen, die Ihnen interessante Informationen bieten und neue Anregungen geben. Und das Abenteuer Paris wird Sie ein Leben lang nicht mehr loslassen.

SÜD-WEST

Kunst, Brunnen und Kirchen an der Rive Gauche

Der Monumentalbrunnen der »vier Erdteile« (Fontaine des Quatre-Parties-du-Monde) oberhalb des Jardin du Luxembourg ist eines der schönsten Werke, die der Bildhauer Jean-Babtiste Carpeaux geschaffen hat.

1

KÜNSTLERATELIERS IM 14. ARRONDISSEMENT

FRÜHER UND HEUTE

Im Gegensatz zu Montmartre ist das Viertel Montparnasse nicht unbedingt ein Touristenziel. Dabei galt diese Gegend in den »verrückten« 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts als Nabel der Welt, der die Kultur des 20. Jahrhunderts entscheidend prägte. Die Ateliers internationaler Künstler legen davon Zeugnis ab.

Die Räumlichkeiten, in denen Kreativität wächst, sind in Paris vorhanden, und heute gibt es verstärkt Bemühungen, diese zu nutzen und jungen Künstlern das Feld zu überlassen. Auf diese Weise verharrt Paris nicht mehr nur im musealen Schlaf der Vergangenheit, wie man es der Stadt bisweilen nachsagt, sondern schafft Möglichkeiten der kreativen Entfaltung. Kennt man die Hauptmuseen der Stadt, ist ein Tag auf den Spuren einstiger und heutiger Künstler des 14. Arrondissements sehr inspirierend. Einen grandiosen Abschluss kann der Tag in einer der prachtvollen Jugendstil-Brasserien des Viertels finden.

Den Kern des 14. Arrondissements bildet das Viertel Montparnasse, das in der Skyline von Paris aufgrund des ästhetisch umstrittenen Wolkenkratzers Tour Montparnasse neben dem gleichnamigen Bahnhof herausragt. Der Namen des Viertels geht auf eine ironisch gemeinte Bezeichnung der Studierenden des benachbarten Quartier Latin zurück, die den einstigen Abfallhügel, an dessen Rändern sie im 19. Jahrhundert zu den billigen Studentenkneipen pilgerten, Montparnasse nannten. Dass mit »Parnass« gleichzeitig der Name des Hügels der Musen, der Göttinnen der Künste, gewählt wurde, ist besonders passend, da das Montparnasse-Viertel zwischen der Jahrhundertwende und dem Zweiten Weltkrieg zum Viertel der Künstler und Literaten wurde. Viele Parisbesucher wähnen sich auf dem Hügel Montmartre am einzigen ehemaligen Künstlerort, doch dieser wurde schon ab 1900 von Montparnasse abgelöst.

Während sich zunächst bildende Künstler aus aller Welt wie Amedeo Modigliani, Joan Miró, Giorgio de Chirico, Marc Chagall, Pablo Picasso und Man Ray ihre Ateliers dort einrichteten, gesellten sich nach dem Ersten Weltkrieg vor allem berühmte Schriftsteller wie Ernest Hemingway, Henry Miller, Samuel Beckett, André Breton, Guillaume Apollinaire oder auch F. Scott Fitzgerald dazu.

In den Brasserien La Coupole und Le Dôme, den Stammlokalen der Künstler, wurde heftig über Kunst und Politik diskutiert. Ohne zu übertreiben, kann man sagen, dass hier eine Keimzelle der europäischen Kultur des 20. Jahrhunderts liegt. In der Brasserie La Rotonde sollen die damals mittellosen Künstler ihre Zeche oft mit Gemälden und Zeichnungen beglichen haben. Der edlen Closerie des Lilas huldigt Hemingway in seinem posthum entstandenen Werk »Paris – Ein Fest fürs Leben«. Die Zeit, in der er sich in der französischen Metropole aufhielt, also die 20er-Jahre, werden allgemein als »années folles«, die »verrückten Jahre«, bezeichnet. Unumstrittene Muse der Künstlerszene war »Kiki de Montparnasse«, deren Rückenakt, versehen mit F-förmigen Schalllöchern eines Cellos, von Man Ray in die Geschichte der Fotografie einging. Zu den Treffen in dieser turbulenten Zeit mischten sich auch Personen, die sich im politischen Exil befanden, wie Lenin und Trotzki. In all den genannten Lokalitäten kann man heute noch in strahlendem Jugendstilambiente vorzügliche Brasserieküche genießen. Dass man dabei nicht immer tief in den Geldbeutel greifen muss, zeigt das Quartier Montparnasse (ehemals Montparnasse 1900) gegenüber dem gleichnamigen Bahnhof.

Der riesige Klotz des Tour Montparnasse überragt das ganze Viertel, in dem sich einst Künstler aus aller Welt trafen.

Monumentalskulpturen im Musée Bourdelle tummeln sich in Innenhöfen und früheren Ateliersräumen.

Auf den Spuren der damaligen Künstler …

… lässt es sich besonders in der Rue Campagne Première wandeln, wo auf Hausnummer 3 Modigliani, auf Nummer 5 Louis Aragon, auf Nummer 9 De Chirico, Kandinsky, Max Ernst, Joan Miró und Giacometti, auf Nummer 14 Yves Klein und auf Nummer 29 Duchamp, Francis Picabia, Tristan Tzara, Eric Satie und Man Ray ihre Werke geschaffen haben. Heute gibt es in dieser Straße von außen leider nur noch wenig zu sehen, aber eingefleischte Fans wird es dennoch beseelen, diese Orte aufgesucht zu haben. Einzig die Fassade der Hausnummer 31 mit ihren wunderschönen Ornamenten im Art-déco-Stil, die von einem kleinen gegenüberliegenden Gärtchen aus bewundert werden kann, ist eine Augenweide. Sie befindet sich neben dem Hotel Istria auf Hausnummer 29, das laut außen angebrachter Plakette im Lauf seiner Geschichte viele später berühmt gewordene Persönlichkeiten beherbergte.

Weitaus mehr zu besichtigen gibt es hingegen im ehemaligen Wohnhaus und Atelier von Antoine Bourdelle (1861–1929), dem Musée Bourdelle. Das von Touristen selten besuchte, aber äußerst sehenswerte und überraschend weitläufige Museum zeigt Skulpturen aus Ton, Gips, Bronze und Marmor. In den Innenräumen und den dazugehörigen kleinen Gärten und Innenhöfen atmet der Geist vergangener Zeit. Der Besucher fühlt sich hundert Jahre zurückversetzt. Die teils monumentalen Werke weisen hinsichtlich ihrer Pathetik auf den Lehrer Bourdelles, Auguste Rodin, hin. Aber auch Bourdelle selbst hat sein Können an berühmte Künstler wie Henri Matisse, Germaine Richier oder Alberto Giacometti weitergegeben. Auch von seinen Schülern sind neben unzähligen Fotografien, Skizzen und Gemälden etliche Werke aus der privaten Sammlung Bourdelles zu finden. Wer sich davon inspiriert fühlt, kann anschließend das Institut Giacometti in der nicht weit entfernten Rue Victor-Schoelcher besuchen. Hinter der überaus ornamentalen Art-déco-Fassade des Instituts wurde das chaotisch wirkende Atelier des Schweizer Bildhauers bis zum vollen Aschenbecher originalgetreu aufgebaut. Seine Ehefrau ließ sogar den originalen Putz des Ateliers übertragen, der voll mit Vorskizzen ihres Mannes ist. Das Haus zeigt außerdem noch unzählige Werke und Dokumente des Bildhauers. Das Gebäude an sich ist mit seinen Jugendstilelementen in den schicken Innenräumen schon eine Besichtigung wert. Allerdings sollte man beachten, dass man sich vorher über die Webseite anmelden muss, wenn man nicht vor verschlossenen Türen stehen möchte.

In der Brasserie La Coupole spielte sich einst das wilde Leben des Viertels ab.

Kreativer Geist bis in die Gegenwart

Überaus malerisch präsentiert sich die kleine Stichstrasse mit dem Schild »Chemin du Montparnasse« an der Avenue du Maine 21. Der gepflasterte, von alten Atelierfenstern flankierte Weg ist über und über von üppigem Grün, Blumen und Büschen aller Art bedeckt. Früher befand sich hier die Villa Vassilieff. Das Atelier der russischen Malerin war nicht nur Treffpunkt der Bohème des Montparnasse-Viertels, sondern Marie Vassilieff führte hier auch eine Art Kunstschule und verpflegte während des Ersten Weltkrieges mittellose Künstler. Auch das vom Verein der »Freunde des Montparnasse« eingerichtete Museum ist mittlerweile geschlossen worden. Stattdessen will man jetzt mit dem Bétonsalon Centre d’Art & de Recherche, wo Ausstellungen zeitgenössischer Künstler gezeigt werden, dem historischen Ort neues Leben einhauchen. So stellen alle drei Monate, also viermal im Jahr, internationale Künstler ihre Werke aus.

Ein ähnliches Anliegen, nämlich noch unbekannte Künstler zu fördern, verfolgt – wenn auch in viel größerem Maßstab – die Fondation Cartier in der Nähe. Der vom Schweizer Schmuck- und Uhrenimperium beauftragte Bau des Stararchitekten Jean Nouvel von 1994 ist schon ein Kunstwerk an sich. Die riesigen Bäume des umgebenden, kunstvoll angelegten Gartens mit Selbstbedienungscafé spiegeln sich in den hohen Glasflächen der Stiftung und schaffen so eine perfekte Durchdringung von Kunst und Natur. Aber nicht nur Künstler, die hier die Möglichkeit ihres Debüts erhalten, können kennengelernt werden, sondern auch 300 namhafte französische und internationale Kunstschaffende, die mit 1000 Werken hier vertreten sind. Besonders bemerkenswert sind auch die ausgesprochen kreativ kuratierten Sonderausstellungen, die passend zu Gebäude und Garten oft einen ökologischen Anspruch erheben.

Im Atelier der deutschstämmigen Künstlerin Tatjana Laboussiere: Zarte Radierungen und kraftvolle Skulpturen sind ihr Markenzeichen.

Im Atelier der deutschstämmigen Künstlerin Tatjana Laboussiere: Zarte Radierungen und kraftvolle Skulpturen sind ihr Markenzeichen.

Wer mit wachem Auge unterwegs ist, wird erkennen dass das 14. Arrondissement voll von Künstlerateliers ist. Oft sind diese an lebendigen Straßen hinter verschlossenen Toren versteckt, wo man höchstens einen kleinen Hinterhof vermutet. So auch das Atelier der deutschen, schon lange in Paris lebenden Künstlerin Tatjana Labossière: Nachdem das Tor zur Straße Einlass gewährt hat, öffnet sich nach einem kleinen Durchgang des vorderen Treppenhauses ein schmaler, aber langer gepflasterter Weg, an dem sich an Vorgärten mit üppigstem Grün ein altes Atelier an das andere reiht. Im Nachbaratelier von Tatjana Labossière hat einst die weltberühmte, 1959 verstorbene Bildhauerin Germaine Richier gearbeitet. Das hohe zweistöckige, lichtdurchflutete Atelier ist ein Traum. In seinem Garten wachsen exotische Pflanzen und hohe Bananenstauden. Beim Tee erzählt die unprätentiöse, sympathische Künstlerin, die in alle Welt verkauft, von ihrem Studium an der Ecole des Beaux -Arts in Versailles. Im Erdgeschoss steht eine riesige Druckpresse, mit der sie ihre farbigen Monotypien ins Papier presst. Die an Pflanzen und Seifenblasen erinnernden aquarellartigen Gebilde haben eine sehr transparente und poetische Ausstrahlung, dass manch einer sie für Aquarelle halten könnte. Sie stehen nur scheinbar im Kontrast mit den starken, abstrakten Plastiken aus Metall und Stein. Gerade dieser Gegensatz von schwer und leicht, hart und weich interessiert die Künstlerin, wie man das unschwer an einer aufgeborstenen Metallstele erkennen kann, in deren Spalt sich weiche Federn wölben. Was diese beiden gegensätzlichen Techniken ihrer Bildhauer- und Druckkunst eint, ist vor allem das starke Interesse an den vier Elementen der Natur.

Viele Literaten, Philosophen und bildende Künstler der Umgebung sind nun im Friedhof von Montparnasse vereint, Simone de Beauvoir und Jean Paul Sartre sogar im selben Grab.

INFO

ZUR LETZTEN RUHESTÄTTE

Die Spuren der Künstler von Montparnasse lassen sich auch bis zu ihrem Ende verfolgen. Inmitten der erwähnten Orte liegt der zweitgrößte Friedhof der Stadt, Cimetière de Montparnasse, der so groß ist, dass eine Autostraße hindurchführt. Hier findet man etwa das Grab, in dem das berühmte Literatenpaar Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir liegt. Letztere hat lange hier um die Ecke in der Rue Victor Schoelcher gewohnt, und mit Blick auf die Friedhofsmauer schrieb sie ihr Buch über »Das Alter«. Eine konventionelle Ehe mit gemeinsamer Wohnung hätte der Lebensphilosophie der beiden widersprochen. An den Inschriften vieler Grabsteine ist zu erkennen, wie international und berühmt doch die Gegend war. Es finden sich dort u.a. die Namen von Baudelaire (gest. 1867), Maupassant (gest. 1893), Samuel Beckett (gest. 1989), Antoine Bourdelle (gest. 1929), Serge Gainsbourg (gest. 1991), Ionesco (gest. 1994) Man Ray (gest. 1976), Camille Saint-Saëns (gest. 1921), Chaim Soutine (gest. 1943), Tristan Tzara (gest. 1963), Jean-Paul Belmondo (gest. 2021), Jacques Chirac (gest. 2019), Éric Rohmer (gest. 2010), Sonia Rykiel (gest.2016) und Simone Veil (gest. 2017).

WEITERE INFORMATIONEN

www.bourdelle.paris.fr

www.fondation-giacometti.fr

www.betonsalon.net

www.fondationcartier.com

https://tatjana-labossiere.com

www.paris.fr/lieux/cimetiere-dumontparnasse-4082

https://www.lacoupole-paris.com/de/

https://larotonde-montparnasse.fr

www.bouillon-chartier.com

Paris' zweitgrößter Friedhof, Cimetière du Montparnasse, wurde 1824 eröffnet.

2

CAFÉ IM MUSÉE D’ORSAY

AUS ALT MACH NEU

Das »gewisse Etwas« von Café und Restaurant im Musée d’Orsay erklärt sich aus der Baugeschichte des Gebäudes. Ein Besuch dort geht weit über die leibliche Stärkung hinaus, es ist ein Erlebnis für alle Sinne, das man sich neben dem Kunstgenuss der Impressionisten nicht entgehen lassen sollte.

Restaurant im Musée d’Orsay: Prachtvoller kann kein früheres Bahnhofslokal sein.

Das Musée d’Orsay ist eines der meistbesuchten Museen von Paris. Für eine große Anzahl von Touristen ist es aber nicht selbstverständlich, dort auch ein Café oder ein Restaurant zu besuchen. Hinzu kommt, dass diese beiden Orte auch nicht sofort ins Auge springen. Ihre Besonderheit erklärt sich aus der spannenden Historie des Gebäudes. Zunächst hat man anlässlich der Weltausstellung im Jahr 1900 hier gegenüber dem Louvre einen wunderschönen Bahnhof im Stil der Belle Époque errichtet. Schließlich reiste hier, ins Herz der Stadt, die ganze Welt an, und man wollte zeigen, was man hat und was man kann.

Nach nicht einmal 40 Jahren wurde der Bahnverkehr aber eingestellt, da die elektrifizierten Züge zu lang geworden waren. Nach dem Krieg war nach einer wechselnden Nutzung als Auffanglager für Kriegsgefangene, Theater, Filmkulisse und gar als Parkplatz nur noch das Grandhotel mit dazugehörigem Ballsaal in Gebrauch. Man überlegte, das ganze Gebäude, das immer mehr verfiel, abzureißen. Nachdem Präsident Georges Pompidou es unter Denkmalschutz gestellt hatte, war dies aber nicht mehr möglich. Erst nach aufwendigen zehnjährigen Umbaumaßnahmen, in denen man auf sensible Art die alte Bahnhofstruktur beibehielt, diese aber trotzdem museumsgerecht modernisierte, hat das Musée d’Orsay 1986 seine Pforten geöffnet. Der Höhepunkt der umfangreichen Sammlung sind jetzt die Impressionisten, die vorher in der zu eng gewordenen Galerie nationale du Jeu de Paume am Louvre untergebracht waren.

Ein einziger Augenschmaus

Eine der gelungensten Synthesen von Alt und Neu versteckt sich im hinter den Impressionisten befindlichen Café Campana im fünften Stock des Museums. Die riesige Bahnhofsuhr ist nun zum Fenster umfunktioniert. Die Wirkung ist gewaltig. Milchiges, gedämpftes Licht fällt von außen sanft in den stylisch eingerichteten Saal. Durch das Zifferblatt mit den großen römischen Zahlen erblickt man Seine und Louvre im Vordergrund und sogar Sacré-Cœur in der Ferne. Der Ausblick ist wirklich magisch. Das Innere des Cafés haben die brasilianischen Stardesigner Humberto und Fernando Campana in Anlehnung an Jules Vernes fiktives Unterseeboot »Nautilus« mit blau-reflektierenden Spiegelpaneelen, roten Korallen ähnelnden Paravents und Lampen mit goldenen Schuppen ausgestattet. Serviert werden neben Kaffee und Kuchen kleine Speisen wie Salate und Suppen oder Quiche. Wer es gehaltvoller möchte, kann gleich ins Restaurant du Musée d’Orsay im zweiten Stock wechseln. Das Restaurant des ehemaligen Grandhotels ähnelt mit seinen Kristalllüstern, Marmorstatuen, üppigen Wand- und Deckengemälden eher einem Schlosssaal. Die modernen, farbenfrohen, transparenten Stühle geben dem Raum, in den viel Licht aus riesigen Fensterbögen fällt, einen eleganten und trotzdem heiteren Charakter. Man kann sich kaum noch auf das ebenfalls sehr dekorativ angerichtete Essen konzentrieren.