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Prickelnde Begegnungen, sehnsüchtige Blicke, heiße Nächte ...
Im Leben der ehrgeizigen Lin hat außer ihrer Karriere und ihrem Chef, für den sie verborgene Gefühle hegt, nicht viel anderes Platz. Sie ist überzeugt, nie einen anderen Mann lieben zu können. Bis eines Tages dessen unverschämt attraktiver Halbbruder Kam vor ihr steht. Und ihr unmissverständlich klarmacht, dass er sie will. Lins Zurückhaltung scheint seinen Ehrgeiz nur noch mehr zu entfachen, und auch ihr fällt es zunehmend schwer, dem charismatischen Raubein Kam zu widerstehen. Lin muss sich entscheiden: Soll sie der Versuchung nachgeben und zum ersten Mal in ihrem Leben alle Vernunft über Bord werfen?
Dieses E-Book ist der letzte von vier Teilen von »Seduction«, des nächsten heißen Abenteuers nach »Devotion«, »Temptation« und »Hot Temptation«. Lassen Sie sich verführen von einer Welt voller Erotik, Leidenschaft – und Liebe.
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Seitenzahl: 154
So geht es weiter:
Kam eröffnet Ian, dass er Lin eine Partnerschaft in seinem zukünftigen Unternehmen anbieten will – mit fatalen Folgen, denn Lin glaubt nun, dass er sie von Anfang an von Noble Enterprises weglocken wollte und nur deshalb eine Beziehung mit ihr eingegangen ist. Kam hingegen geht auf, dass Lin schon lange in seinen Bruder verliebt ist, und er verliert vollkommen die Beherrschung. Die beiden geraten in einen heftigen Streit, der einen tiefen Abgrund zwischen ihnen aufreißt. Werden sie ihre Liebe noch retten können? Oder ist es bereits zu spät?
Autorin
Die amerikanische Erfolgsautorin Beth Kery liebt Romane – je erotischer, desto besser. Mit ihren E-Book-Serien Temptation, Hot Temptation und Devotion stürmte sie die New-York-Times-Bestsellerliste und schrieb sich in die Herzen Tausender begeisterter Leserinnen. Mit Seduction erscheint ihr neuestes prickelndes Abenteuer.
BETH KERY
SeductionBefreie mich
Roman
EPISODE 4
Aus dem Amerikanischen von Sebastian Otterbach
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Die Originalausgabe erschien 2014 unter dem Titel Since I Saw You bei Berkley Books, Penguin Group USA, New York1. AuflageE-Book-Ausgabe September 2016 bei Blanvalet, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, MünchenCopyright der Originalausgabe © 2014 by Beth KeryThis edition is published by arrangement with The Berkley Publishing Group, a member of Penguin Group (USA) Inc.Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2016 by Blanvaletin der Verlagsgruppe Random House GmbH,Neumarkter Str. 28, 81673 MünchenRedaktion: Sabine WiermannUmschlaggestaltung: © Johannes Wiebel | punchdesignUmschlagmotiv: © Miriam VerlindenRdaktion: Sabine WiermannKW · Herstellung: kwSatz: Uhl + Massopust, AalenISBN 978-3-641-19741-4V002www.blanvalet.de
KAPITEL FÜNFZEHN
Sie erwachte allein in ihrem Bett. Sie blinzelte und versuchte herauszufinden, was es war, das sie geweckt hatte. Die Erinnerung an ihr frühmorgendliches Liebesspiel überlief sie wie eine sinnliche, warme Brandung. Sie hatte zugesehen, wie Kam danach in einen tiefen, friedlichen Schlaf gefallen war, und konnte den Blick nicht von seinem Gesicht lassen. Als sie sich schließlich aus ihrer Trance gerissen hatte, hatte sie Ian angerufen und sich für das Meeting mit dem Geschäftsführer einer Noble-Tochtergesellschaft entschuldigt. Dann endlich war sie Kam in einen erschöpften Schlaf gefolgt.
Nun war er verschwunden. Die Schlafzimmertür war geschlossen. Leise hörte sie männliche Stimmen dahinter. Schnell setzte sie sich auf und zog die Bettdecke bis ans Kinn. Die Stimmen ähnelten sich im Timbre und der Lautstärke, doch die eine hatte einen französischen, die andere einen britischen Akzent. Ian war hier. Ihr Blick landete auf den Lederfesseln auf dem Nachttisch. Beklemmung überkam sie, die überflüssig war. Natürlich würde Ian nicht in dieses Zimmer kommen. Kam würde das nicht zulassen. Sie stieg aus dem Bett und ging auf die Tür zu. Sie legte den Kopf schräg und versuchte, trotz ihres laut klopfenden Herzens zu verstehen, was dort gesprochen wurde.
»… unglücklich, was mit Jason passiert ist. Ich hätte ihn nie so eingeschätzt, aber manche Männer werden eben zu Idioten, sobald eine so hübsche Frau wie Lin anwesend ist«, glaubte sie von Ian zu hören. Dem Klang seiner Stimme nach vermutete sie, dass er in der Nähe des Flurs stand, direkt gegenüber des Eingangs. »Kein Wunder, dass sie sich nach einem derartigen Erlebnis einen Tag freigenommen hat.«
Kam entgegnete etwas, doch er stand mit dem Rücken zur Schlafzimmertür. Sie hörte mehrfach ihren eigenen Namen, dann sprach Kam stürmisch auf Französisch.
»Das verstehe ich«, sagte Ian. »Es tut mir nur leid, dass ich dieses Treffen überhaupt vorgeschlagen habe. Ich hätte dasselbe getan, wenn ich jemanden beobachtet hätte, der Francesca gegen ihren Willen festhält.«
Lin stockte der Atem. Sie drückte das Ohr an die Tür, doch alles, was sie hören konnte, war Schweigen. Ian hatte eine Parallele gezogen zwischen seinen Beschützerinstinkten für Francesca und Kams für sie. Wollte Ian damit Kam die Gelegenheit geben, über sie zu sprechen – über Lin? Wenn er das vorhatte, so ging Kam nicht darauf ein. Sie war ihm dankbar.
»Ich bin nur vorbeigekommen, um dich offiziell für Montagabend zum Abendessen einzuladen. Lucien und Elise kommen, und Mrs. Hanson kocht uns Roastbeef und Yorkshire Pudding. Ich würde auch Lin einladen, aber sie ist Anfang nächster Woche nicht in der Stadt.« Lin runzelte die Stirn. Ian vermutete offenbar eine Verbindung zwischen Kam und ihr. Aber welche Art von Verbindung glaubte er, bestand zwischen ihnen? »Und dann sehen wir uns ja am Mittwoch bei der Vorführung deiner Erfindung für die Gersbachs. Lin hat mich wissen lassen, dass ihr zwei alles vorbereitet habt?«
»Wir sind bereit.«
»Vielleicht kannst du uns dann ja morgen Abend erzählen, wie deine Zukunftspläne aussehen«, sagte Ian.
Lin zuckte bei diesem unerwarteten Kommentar zusammen. Sie hielt ihr Ohr noch dichter an die Tür, als Ian in vertrauensvollem Ton fortfuhr: »Schau mich nicht so an, Kam. Ich weiß doch, dass du schon die ganze Zeit während deiner Geschäftsreise hier etwas planst. Und du hattest gewiss nicht vor, jemals dein Patent an einen der Luxusuhren-Hersteller zu verkaufen, mit denen Lin und ich dich zusammengebracht haben.«
»Ich habe noch nichts entschieden. Ich mag Gersbach, und ich freue mich darauf, die Leute von Stunde zu treffen«, erwiderte Kam neutral, ohne damit auf Ians Angebot der Offenheit einzugehen. Die beiden Männer unterhielten sich weiter, doch sie waren wohl weitergegangen, denn ihre Stimmen waren jetzt noch dumpfer und unverständlicher.
Als Kam fünf Minuten später an die Badezimmertür klopfte, trocknete sich Lin nach einer schnellen Dusche gerade ab.
»Komm rein.« Sie schob das Ende des Handtuchs zwischen ihren Busen.
Ein paar Sekunden lang sahen sie sich an, nachdem er die Tür geöffnet hatte und im Eingang, eine Hand auf den Türrahmen gestützt, stehen geblieben war. Ihn anzusehen war wirklich das Beste, was einem am frühen Morgen passieren konnte.
»Hallo.« Sie trat auf ihn zu und riss ihren Blick von der dünnen, behaarten Straße fort, die seinen flachen Bauch in zwei Teile teilte und unter dem tiefliegenden Bündchen seiner Jeans verschwand. Mensch, sie hatte seine Kleidergröße perfekt eingeschätzt. Was Kam mit dieser Jeans tat, wäre in manchen Ländern der Erde verboten. Mühsam machte sie ihren Blick los. Ihr fiel auf, dass seine Nasenflügel bebten und er ein wenig unzufrieden aussah, als sie ihn schließlich anblickte.
»Was ist los?«, fragte sie.
»Verdammter Ian. Ich hatte gehofft, dich selbst aufwecken und dann im Bett behalten zu können.«
»Du kannst mich nicht für immer im Bett behalten«, neckte sie ihn und lächelte.
»Wer sagt das?« Missmutig sah er sie an, trat dann auf sie zu und schlang die Arme um sie. »Jetzt müssen wir noch das hier loswerden«, knurrte er trocken. Er zog an dem Handtuch, das zwischen ihnen zu Boden fiel. »So ist es besser.« Kam drückte ihren nackten, von der Dusche noch warmen Körper an sich. Es fühlte sich dekadent gut an. Er hatte noch nicht geduscht. Entweder hatte ihn Ians Besuch aus dem Bett geholt, oder er war mit Angus draußen gewesen. Er roch nach Seife und Sex und Mann. Ohne nachzudenken, versenkte sie ihre Zähne in das, was gerade vor ihr lag – einen starken Brustmuskel, bedeckt von kräftiger, weicher Haut. Sie schmeckte seine Haut mit ihrer Zunge und spürte, wie sich sein Schwanz in der Jeans aufrichtete. Seine Hände fuhren durch ihr Haar und zogen das Bändchen heraus, das es in der Dusche zusammengehalten hatte.
»Jetzt ist es noch viel besser«, fauchte er und grub die Finger in die offenen Strähnen. Ihr Kopf sackte zurück, und er schoss herab, um ihren Mund zu erobern. Als er sich eine Minute später wieder aufrichtete, war Kams Schwanz steif geworden, lag an ihrem Bauch und hatte Lins Körper – ganz zu schweigen von ihrem Kopf – in einen warmen Brei verwandelt.
»Ich sorge dafür, dass du bald nur noch blaumachen willst«, erklärte er selbstgefällig und zwickte sie in die Lippe.
»Du bist auf einem guten Weg dahin.« Sie knabberte an seinem Mund beim Sprechen. »Es gibt nur ein Problem.«
»Es gibt kein Problem«, verbesserte er sie und nahm sie enger in den Arm. Sie drückte ihre Hüfte gegen seinen Schwanz. Er zischte und biss ein wenig fester zu.
»Ich habe nichts anzuziehen hier, außer meinem Abendkleid«, erinnerte sie ihn.
»Du brauchst auch nichts.«
»Doch. Ich gehe morgen früh nicht in meinem zerknitterten Kleid vor die Tür, das wäre peinlich. Außerdem habe ich Ian zugesagt, dass ich ihm heute Abend noch ein paar Dinge vorbeibringe.«
Er hob den Kopf, runzelte die Stirn und sah zu ihr hinunter.
»Du arbeitest heute nicht.«
»Für einen Mann, der so lange alleine gelebt hat, ohne einen Boss in der Nähe, kannst du ganz schön diktatorisch sein. Ich spüre eine neue Seelenverwandtschaft zwischen mir und Angus«, beschwerte sie sich, ohne ernsthafte Aufregung. Er warf ihr einen gelangweilten Blick zu. »Es sind doch nur ein paar Sachen.«
»Du bist eine erwachsene Frau. Wann willst du lernen, auch einmal ein bisschen zu leben? Es gibt mehr im Leben als nur Arbeit, mein Kätzchen«, schmeichelte er ihr und glitt mit seinen festen Lippen über ihre Wange und Schläfe.
»Es geht nur um eine wichtige Aktennotiz, die ich noch anfertigen muss.«
Er hob den Kopf und blickte finster drein.
»Zumindest muss ich heute Morgen meine E-Mails lesen und beantworten.« »Dafür kannst du meinen Computer benutzen, aber danach ist es vorbei mit der Arbeit.« Kams Hände liefen über ihren Rücken und massierten sie … überredeten sie. Er wusste genau, was er tat, musste sie gestehen, denn ihr Körper wurde weicher und wärmer unter seinen Fingern. »Und du brauchst auch nur wenig zum Anziehen, denn die meiste Zeit will ich dich nackt«, flüsterte er an ihrer Schläfe. Ohne Zweifel fühlte er die lustvollen Schauder, die unter seinen Händen und beim Klang seiner rauen Stimme an ihrem Ohr über ihren Körper liefen. »Ich dusche schnell in dem anderen Badezimmer und laufe dann rasch zu einem der Geschäfte in der Michigan Avenue. Ich kaufe dir ein paar Klamotten fürs Gassigehen.«
»Klamotten fürs Gassigehen?«, wiederholte Lin, deren Augen unter dem Einfluss seiner großen, reibenden Hände, die so geschickt über ihre Muskeln zogen, fast zufielen.
»Ja. Bequeme, einfache Wochenend-Klamotten. Von der Art, die ich so gut wie nie an dir sehe. Du brauchst sie, wenn wir uns kurz erholen und mit Angus eine Runde drehen.« Sie öffnete die Augen, und sein heißes Starren verriet ihr genau, wovon sie sich würden erholen müssen. Er küsste ihre Nasenspitze, dann ihren Mund und blieb dort einen Moment, um ihre Lippen ganz kurz mit seiner Zunge zu durchstoßen, um sie zu kosten.
»Also?«, hakte er nach, als er sie losgelassen hatte und mit seinem Blick über ihren nackten Körper gehuscht war.
»Also was?«, fragte sie dümmlich, denn er sah sie mit einem Blick an, unter dem ihr unglaublich heiß wurde.
»Mein Computer steht im Wohnzimmer. Mach, was immer du willst, während ich dusche und einkaufen gehe. Doch wenn ich zurückkomme, gehörst du für die nächsten vierundzwanzig Stunden wieder mir. Und du wirst etwas erleben, wenn ich dich beim heimlichen Arbeiten erwische.«
Ihr Herz raste beim Blick in seine hart glänzenden Augen. Sie schüttelte den Kopf und rollte ihrerseits mit den Augen, um seine Drohung abzuschwächen. Er runzelte die Stirn und warf ihr einen scharfen Blick zu, der ihr deutlich zu verstehen gab, dass er nicht scherzte. Ihre Augen weiteten sich.
»Richtig. Ich meine das ganz genau so, mon petit chaton«, versicherte er ihr ruhig. »In den nächsten vierundzwanzig Stunden bin ich dein Boss. Und solltest du mich herausfordern, indem du irgendetwas anderes im Sinn hast als Entspannung, Spaß und Lust, dann muss ich dir das mit einer Bestrafung austreiben.« Sie blinzelte. Er grinste plötzlich, ein strahlender Anflug guter Laune. Sie lachte, als er sich für einen letzten Kuss auf sie stürzte. Er war schon auf seinem Weg zur Tür, als er sich noch einmal umdrehte und auf ihre Füße zeigte.
»Welche Schuhgröße?«
»Siebenunddreißig«, antwortete sie atemlos. Er nickte, drehte sich um und ging zu seiner Dusche.
Verwirrt blieb sie ein paar Sekunden einfach nur stehen. Trotz des charmanten Lächelns, das wie ein Leuchtturm Sexappeal ausgestrahlt hatte, beschlich Lin der leise Verdacht und der verbotene Nervenkitzel, dass Kam es mit seiner Drohung todernst gemeint hatte.
Eingebildet und unverbesserlich, kam es ihr mit ironischem Vergnügen in den Sinn, als sie das Handtuch aufhob. Sie band es sich wieder über den Busen und betrachtete sich im Spiegel. Ihr Lachen ließ nach.
In deinem ganzen Leben warst du noch nie so pflichtvergessen und unklug.
Und du warst auch noch nie so unehrlich.
Hatte Kam es nicht verdient, dass sie ihm von ihrem heimlichen Schwärmen für seinen Bruder in den vergangenen elf Jahren ihres Lebens erzählte?
Aber wenn sie und Kam zusammen waren, wie beispielsweise letzte Nacht, war Kam der einzige Mann im Zimmer … der einzige Mann in ihren Gedanken … in ihrer Welt. Nur weil sie ein paar ungelöste – und unlösbare – Gefühle für Ian hegte, hieß es doch nicht, dass sie Kam gleich ein dramatisches Geständnis ablegen musste. Das wäre lächerlich. Davon abgesehen hatte Richard wohl recht gehabt mit der Bemerkung, dass ihre unerwiderten Gefühle für Ian sie vor einer festen Beziehung bewahrt hatten. Bewahrt vor Verletzungen. Bewahrt vor Zurückweisungen. Zwischen Ian und ihrer Arbeit war Lin glücklich, dass sie keine unberührte Jungfrau geblieben war. Ab und zu mit dem Fuß ins Wasser tauchen konnte man trotzdem nicht mit schwimmen vergleichen.
Sollte Richard mit seiner Beobachtung richtigliegen, was tat sie dann hier mit Kam? Er war kein exklusives Musterexemplar eines idealen Partners, oder? Ein verschrobenes, beziehungs-phobes Genie, das zugleich derart unwiderstehlich sexy war, dass es fast jede Frau ins Bett bekommen konnte, konnte man wohl kaum als Musterbeispiel für den perfekten Partner bezeichnen. Kam hatte gestern unverhohlen zugegeben, dass seine Beziehung mit Phoebe deshalb so angenehm für ihn war, weil sie nur auf Sex basierte und sonst nichts. Ja, aber er hatte auch beteuert, dass er ihr nicht wehtun wolle, und angedeutet, dass er stärker an ihr interessiert sei als nur an unverbindlichem Sex. Das hatte er doch, oder?
Wieso fühlte es sich dann so an, als hätte er etwas so Substanzielles in der letzten Nacht eigentlich doch nicht gesagt? Sie schloss die Augen, um die Intensität der Gefühle, die sie gespürt hatte, wiederzubeleben. Es hatte sich überwältigend intim und wunderschön und besonders angefühlt, solange sie unter seinem Einfluss gestanden hatte. Im Licht des Morgens wollte ihre Vernunft nun die Magie des Loslassens, des Vertrauens wieder neu erwecken … doch es gelang ihr nicht.
Nein, sie fühlte sich kaum vor Schlimmerem bewahrt, wenn sie so mit Kam weitermachte.
Und doch tat sie es.
Was Kam in ihr hervorrief, so machte sie sich klar, als sie die Augen öffnete und sich selbst ehrlich im Spiegel betrachtete, war gut. Sie fühlte sich lebendiger als je zuvor in ihrem Leben.
Womöglich war es nicht sehr weise, und vermutlich bewahrte es sie auch nicht vor Rückschlägen, musste Lin zugeben, während sie eine Schublade öffnete und einen Kamm fand. Aber es war wunderschön.
Hatte sie es nicht verdient, dass für einen Augenblick das Scheinwerferlicht auf sie gerichtet war, ganz egal wie kurz dieser Augenblick auch war? Hatte sie es nicht verdient, sich einmal in der Euphorie von großartigem Sex, Risiko und Romantik zu befinden, anstatt nur immer effizient, vorsichtig und der Ersatz zu sein, der verlässlich am Spielfeldrand wartete?
Kams Augen leuchteten auf, und er sah sie mit Wärme an, als er nicht ganz eine Stunde später in die Wohnung zurückkam und Lin, neben Angus auf dem Boden sitzend, sah, den Laptop auf dem Schoß, eine Tasse Kaffee auf dem Tisch vor sich. Die Sonne schien durch die bodentiefen Fenster herein, und der Lake Michigan wirkte in diesem Licht wie ein schimmerndes Meer in der Ferne. Angus war ein paar Minuten zuvor dem warmen Beruhigungsmittel Sonne erlegen, als Lin sie hinter den Ohren gekrault hatte, und schlief tief und fest.
Lin lächelte, als Kam auf sie zukam und sein Blick anerkennend über sie und ihre nackten, ausgestreckten Beine glitt.
»Du siehst in diesem Hemd höllisch viel besser aus als ich«, sagte er und wies dabei auf das graue Hemd, das ihr bis zur Hüfte reichte.
»Da muss ich widersprechen. Ich mag dieses Hemd zufällig sehr gerne an dir.« Sie nahm einen Schluck Kaffee.
Er stellte eine Einkaufstüte auf dem Sofa hinter ihr ab. »Das sollte es auch, schließlich hast du es auch ausgesucht.« Lins Hand zuckte so, dass Kaffee auf ihre Unterlippe spritzte. »Jetzt haben wir einmal getauscht. Jetzt bin ich es, der Kleider für dich aussucht.«
»Wie … wie meinst du das?« Sie sah ihn an.
Er grinste.
»Du hast doch nicht etwa geglaubt, ich wäre davon ausgegangen, dass Ian all diese Kleider für mich gekauft hat, oder? Und die neuen Vorhänge für Aurore und all das Bettzeug und die Handtücher und das neue Geschirr für die Küche? Traue mir ruhig zu, ihn ein bisschen zu kennen. Jeder weiß, dass er bei diesen Dingen auf dich angewiesen ist. Jeder weiß, dass du einen tadellosen Geschmack hast.«
Sie errötete.
»Mir war nicht klar, dass du das gewusst hast.«
»Deine Handschrift war in all den Dingen zu erkennen. Dein Ruf eilt dir voraus. Ian, Francesca, Lucien und Elise reden von dir, als könntest du nichts falsch machen. Du hast Aurore verwandelt. Und nur du bist in der Lage gewesen, diesen alten Steinhaufen nicht nur elegant, sondern auch gemütlich zu machen«, erklärte er trocken und setzte sich neben sie auf den Teppich, den Rücken an das Sofa, das eine Bein abgewinkelt, das andere ausgestreckt und die Hüfte an ihre Seite gedrückt.
»Es freut mich, dass es dir gefallen hat. Ohne je in Aurore gewesen zu sein, war es schwer für mich, die Auswahl zu treffen. Ohne dir je begegnet zu sein«, gestand sie.
Ein paar Sekunden lang schwiegen sie. Das Sonnenlicht betonte die rotbraunen Einsprengsel in seinem dunklen Haar. Bevor sie es sich noch einmal überlegen konnte, strich sie ihm über die dicken Wellen. Er roch gut, wie Seife und frische Luft.
»Ian hat mir deinen Charakter ein bisschen beschrieben. Das hat mich dann durch den Kleider-Einkauf geleitet. Wild. Unabhängig. Unangepasst.« Sie sah ihm in die im Sonnenlicht glänzenden Augen. »Ausgesprochen männlich.« Seine Augenbrauen wanderten nach oben. »So hat Ian mich beschrieben?«
Sie lächelte zurück.
»Nein. Aber irgendwie habe ich diesen Eindruck gewonnen.«