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Prickelnde Begegnungen, sehnsüchtige Blicke, heiße Nächte ...
Im Leben der ehrgeizigen Lin hat außer ihrer Karriere und ihrem Chef, für den sie verborgene Gefühle hegt, nicht viel anderes Platz. Sie ist überzeugt, nie einen anderen Mann lieben zu können. Bis eines Tages dessen unverschämt attraktiver Halbbruder Kam vor ihr steht. Und ihr unmissverständlich klarmacht, dass er sie will. Lins Zurückhaltung scheint seinen Ehrgeiz nur noch mehr zu entfachen, und auch ihr fällt es zunehmend schwer, dem charismatischen Raubein Kam zu widerstehen. Lin muss sich entscheiden: Soll sie der Versuchung nachgeben und zum ersten Mal in ihrem Leben alle Vernunft über Bord werfen?
Dieses E-Book ist der dritte von vier Teilen von »Seduction«, des nächsten heißen Abenteuers nach »Devotion«, »Temptation« und »Hot Temptation«. Lassen Sie sich verführen von einer Welt voller Erotik, Leidenschaft – und Liebe. Wie es weitergeht, erfahren Sie in »Befreie mich« ...
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Seitenzahl: 144
So geht es weiter:
Je stärker sich Lin auf Kam einlässt, desto mehr verstört sie der Gedanke an Ian. Sie begehrt Kam – aber kann sie ihn auch lieben? Gehört ihre Liebe nicht vielmehr seinem Bruder? Was ist bloß los mit ihr?
Als sie sich eines Abend mit Kam und dessen Geschäftspartner Jason in der Opfer trifft, überstürzen sich die Ereignisse: Anstatt über das neueste Projekt zu sprechen, flirtet Jason ostentativ mit Lin und unterbreitet ihr das Angebot, in seiner Firma einzusteigen. Als er in der Pause auch noch zudringlich wird, greift Kam ein, und Lin flüchtet sich in seine Arme …
Autorin
Die amerikanische Erfolgsautorin Beth Kery liebt Romane – je erotischer, desto besser. Mit ihren E-Book-Serien Temptation, Hot Temptation und Devotion stürmte sie die New-York-Times-Bestsellerliste und schrieb sich in die Herzen Tausender begeisterter Leserinnen. Mit Seduction erscheint ihr neuestes prickelndes Abenteuer.
BETH KERY
SeductionBerühre mich
Roman
EPISODE 3
Aus dem Amerikanischen von Sebastian Otterbach
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Die Originalausgabe erschien 2014 unter dem Titel Since I Saw You bei Berkley Books, Penguin Group USA, New York1. AuflageE-Book-Ausgabe September 2016 bei Blanvalet, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, MünchenCopyright der Originalausgabe © 2014 by Beth KeryThis edition is published by arrangement with The Berkley Publishing Group, a member of Penguin Group (USA) Inc.Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2016 by Blanvaletin der Verlagsgruppe Random House GmbH,Neumarkter Str. 28, 81673 MünchenRedaktion: Sabine WiermannUmschlaggestaltung: © Johannes Wiebel | punchdesignUmschlagmotiv: © Miriam VerlindenRdaktion: Sabine WiermannKW · Herstellung: kwSatz: Uhl + Massopust, AalenISBN 978-3-641-19740-7V002www.blanvalet.de
KAPITEL ZEHN
Um zwei Uhr am Nachmittag öffnete Kam die Tür seines neuen, derzeitigen Apartments.
»Hallo.« Sein Blick streifte in einer Art über sie, die zu ignorieren Lin sich streng vorgenommen hatte.
»Hallo.«
Sein Kopf senkte sich. Sie spürte, wie sie in Panik geriet. Seine Lippen fuhren über ihren Mund. Er roch fantastisch. Einige Sekunden lang erwiderten ihre Lippen seinen Kuss, ohne dass Lin dazu ihr Einverständnis gegeben hätte. In ihr schnallte etwas wie eine Peitsche.
Abrupt drückte sie ihm einen Umschlag, in dem der Sensor und der ausgefüllte Medizin-Fragebogen steckten, in die Hand und ging an ihm vorbei.
»Hattest du Probleme mit dem Sensor?«, wollte er nach einer kurzen Pause wissen. Er klang ein wenig verwirrt.
»Nein. Genau wie du gesagt hast, war es ganz einfach«, antwortete Lin leichthin.
In den vergangenen Stunden hatte sie ihre Unruhe mühsam, aber ordentlich am Rande ihres Bewusstseins verstaut. Sie würde dieses Problem hervorholen und aufräumen, sobald sie sich emotional stabiler fühlte. Allerdings konnte einer von Kams innigen Küssen problemlos etwas in ihr aufwühlen und damit ihrem Vorhaben ernsthaften Schaden zufügen.
»Es sieht toll aus hier. Und du bist nur drei Stockwerke von Ian und Francesca entfernt«, bemerkte Lin, während sie durch das große, luxuriöse Wohnzimmer spazierte, das mit einer gefälligen Mischung aus asiatischen Antiquitäten und modernen, bequemen Sofas und Sesseln eingerichtet war. Als sie das Zentrum des Raumes erreicht hatte, drehte sie sich um.
»Ja. Francesca hat mich schon zum Mittagessen in das Penthouse eingeladen.«
Sie hob die Augenbrauen und schenkte ihm einen vorsichtigen Blick. Ihr war klar, dass er sich schnell klaustrophob fühlte, wenn die Familie ihm zu nahe rückte. Es war nicht so, dass Kam seine neue Familie nicht mochte – Lin war sogar überzeugt, dass er inzwischen recht stolz auf sie war. Aber Kam war kein Freund von großen Aufmerksamkeitsbeweisen oder Plaudereien.
»Und, bist du hingegangen?«
Er zuckte mit den Schultern, als sei die Antwort offensichtlich.
»Hast du schon einmal Mrs. Hansons Küche gekostet?«, fragte er und brachte damit Ians langjährige Haushälterin ins Spiel.
»Ja, ihr Essen ist köstlich. Ich würde auch nie die Gelegenheit ausschlagen, eines von Mrs. Hansons Menüs zu genießen. Hat mit dem Umzug deiner Sachen vom Hotel alles geklappt?« Sie hielt die perfekt freundliche Miene aufrecht. In Sachen eleganter Freundlichkeit war Lin Expertin.
Kam nickte, den Blick fest auf sie gerichtet. Dann folgte er ihr ins Wohnzimmer. Aus den Augenwinkeln heraus war ihr aufgefallen, wie wild und ungemein attraktiv er aussah in seiner ausgebleichten Jeans und dem stahlblauen Hemd, das seine grauen Augen besonders hell wirken ließ. Hätte sie das alles nur geahnt, hätte sie ihm hässlichere Kleidung gekauft, dachte sie, denn sie hasste die Verwirrung, die sein schickes Aussehen bei ihr auslöste.
»Ja. Und ich habe auch meine Ausrüstung aufbauen können«, stellte er fest und wies auf eine Reihe kleiner mechanischer Apparate, die, mit Kabeln und Elektroden verbunden, auf dem Tisch lagen. Lin sah zu, wie Kam den Sensor, den sie mitgebracht hatte, auspackte und an seine Maschinen anschloss. Eines der Kabel führte zu einem Laptop auf der Couch. Ein weiterer Computer lief, war aber nicht an die anderen Apparate angeschlossen.
»Prima. Dann können wir vermutlich ja beginnen.« Lin zog ihren Mantel aus und legte ihn über einen Stuhl. »Ich muss noch ein paar Dinge erledigen, bevor ich nach Hause fahre und mich für das Treffen heute Abend umziehe.«
Sie bemerkte, wie sich seine Miene verdüsterte.
»Wir müssen uns schon wieder schick machen?«
»Ja. Ich hatte noch keine Gelegenheit, es dir zu sagen, aber ich konnte noch Karten für die Premiere in der Oper heute Abend besorgen. Jason ist begeistert. Der Premierenabend beginnt um sechs, aber wir treffen Jason erst um halb sieben. Sie spielen Otello. Über Geschäftliches können wir dann anschließend beim Essen sprechen. Du solltest also den Smoking tragen, den wir haben schneidern lassen.«
Seine Gesichtszüge fielen in sich zusammen. Lin fühlte sich mit einem Mal, ohne es zu wollen, schuldig. Gott, sie war furchtbar. Vor knapp einer Stunde hatte sie sich entschieden, die Pläne umzuwerfen – im Wissen darum, dass Kam die Änderung nicht gefallen würde. Und warum hatte sie das getan? Weil sie plötzlich heftige Eifersucht verspürte, als seine französische Geliebte aufgetaucht war? Oder vielmehr weil sie verstanden hatte, dass zwanglose Affären für ihn etwas Alltägliches waren?
Du musst ihn aus dem Gleichgewicht bringen, hatte sie sich zugebilligt. Er berührte sie weitaus mehr, als es ihr recht war. Allein wenn man sich überlegte, was er mit ihr gestern Abend in dem Restaurant getan hatte. Sollte sie wieder einen Beweis für ihre Verletzlichkeit brauchen, was ihn anging, so würde diese Szene sicher ausreichen. Und es war ja auch nicht so, dass sie Kam nicht schon darauf vorbereitet hatte, dass ihm die anstehenden Verabredungen womöglich unangenehm sein könnten. Genau deshalb war sie ja schließlich hier, um seine Unruhe zu beruhigen.
»In Ordnung. Smoking. Premiere. Dein Ex-Freund. Klingt alles nach einem wirklich lustigen Abend«, murmelte er und schaltete ein paar Uhren in den schlanken Mechanismus auf dem Tisch.
»Jason ist nicht mein Ex-Freund. Wir hatten gelegentlich etwas miteinander. Du kennst doch diese Art von Beziehung.«
Er sah sie an. Seine dunklen Augenbrauen waren gerunzelt, in seinem finsteren Blick lag Verwirrung. »Was ist mit dir los?«, wollte er plötzlich wissen.
»Nichts.« Sie antwortete auf seine Verwirrung mit einem warmen Lächeln. »Können wir anfangen?«
Er hatte den Mund geöffnet, um ihr etwas zu erwidern, doch schien er es sich in letzter Sekunde anders überlegt zu haben. Stattdessen drückte er einen weiteren Knopf und streckte den Rücken durch.
»Ja. Wenn du so weit bist. Du musst dich nur noch ausziehen.«
Sie lachte laut auf. Kam zog die Augenbrauen hoch.
»Das meinst du nicht ernst, oder?«, wollte sie wissen. In ihrer Stimme klang der Schreck darüber mit, dass er einfach nur abwartend dasaß.
»Natürlich meine ich das ernst. Ich muss die Elektroden an allen deinen Pulsstellen befestigen, um die Basisdaten zu gewinnen.«
Ein paar Sekunden stand sie unbewegt da, den Mund offen und ohne ihre eben noch zur Schau getragene Leichtigkeit. Furcht stieg in ihr auf. Es war ihr noch sehr präsent, wie er am ersten Abend im Savaur ihr Handgelenk gepackt hatte und sie fortan fürchtete, er könne ihre Unruhe spüren. Ihre Erregung.
Mit seiner Maschine würde er in ihr wie in einem offenen Buch lesen können.
Sie war wohl nicht bei Trost gewesen, als sie sich einverstanden erklärt hatte, dies mitzumachen. Nichts hätte sie in diesem Augenblick mehr beunruhigen können als die Vorstellung, Kam Reardon den Blick in sie hinein zu erlauben und es ihm zu ermöglichen, in ihrem Innersten herumzustöbern. In ihren Geheimnissen.
»Warum kann ich mir die Elektroden nicht selbst anlegen? Das sollen die späteren Nutzer doch ebenfalls können, oder?«
»Ja, aber noch haben wir kein Test-Protokoll, anhand dessen wir den Nutzern erklären können, wie sie die Daten selbst gewinnen können. Bis dahin muss entweder ich oder ein dazu ausgebildeter Mediziner sie anbringen, damit wir auch die richtigen Daten bekommen.«
»Aber das kannst du doch bestimmt auch mit Kleidern machen«, protestierte sie noch einmal schwach.
Kam warf ihr einen trockenen Blick zu und nahm eine der Kabelverbindungen vom Tisch in die Hand.
»Ich habe dich fast die ganze Nacht über nackt in den Händen gehalten. Noch vor ein paar Stunden hatten wir Sex, sehr viel Sex. Ich verstehe nicht, warum du dich jetzt zierst, dich vor mir auszuziehen.« »Aber ich geniere mich jetzt«, rutschte es Lin heraus, noch bevor sie sich zurückhalten konnte. »Müssen sich all deine Testpersonen nackt vor dir ausziehen?«
»Nein«, gab er unverblümt zurück. »Meine menschlichen Testobjekte haben bislang immer Krankenhauskittel getragen. Aber ich habe jetzt keinen hier.« Er atmete tief aus und runzelte die Stirn, als er ihre verteidigungsbereite Haltung erkannte. »Willst du mir jetzt sagen, was dich so ärgert, oder nicht?«
»Ich bin nicht verärgert«, log sie. Kurz suchte sie nach einem Ausweg aus dieser Situation, doch sie fand keinen. Sie hatte versprochen, ihm bei diesem Projekt zu helfen, das Ian für ihn vorbereitet hatte. Und die Gewinnung von Daten für eine Testpräsentation gehörte ganz elementar dazu. Außerdem hatte sie sich erst gestern dazu bereiterklärt. Wenn sie nun einen Rückzieher machte, würde das ihre Verletzlichkeit sogar noch deutlicher zu Tage treten lassen.
»Einverstanden. Aber den BH und den Slip behalte ich an.«
»Um den BH kann ich herumarbeiten, aber dein Höschen musst du ausziehen.«
Bei dieser abgeklärten Antwort musste sie nach Luft schnappen. Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich, während er sie ansah. Zu spät fiel ihr auf, dass sie sich damit verriet.
»Leg dir ein Handtuch um, wenn dir das lieber ist«, schlug er mit zusammengekniffenem Mund vor. Sie verstand, warum er ärgerlich war. Wo war denn ihr Anstand gewesen, als sie sich in aller Öffentlichkeit von seinen streichelnden Händen zu einem wirbelnden Orgasmus hatte verführen lassen? »Gästebad, erste Tür links.« Er wies auf den Flur. »Handtücher liegen unter dem Waschbecken.«
Mit durchgedrücktem Rücken ging sie den Flur entlang. Sie gab sich alle Mühe, ihren Kopf ebenso gerade zu tragen, als sie kurz darauf zurückkam, aber es war schwer, majestätisch und unnahbar zu wirken, während sie das Handtuch um den nackten Körper festhalten musste.
»Komm hierher«, forderte Kam sie abgelenkt auf, als sie unbeholfen in der Mitte des Raumes stand. Während sie näher kam, fiel ihr unerwartet etwas ein, das Kam sie einmal gefragt hatte.
Wie weit würdest du gehen, um Ian zu Diensten zu sein?
Offenbar sehr weit, dachte sie verbittert, als sie es Kam erlaubte, sie zum Computer auf die Couch zu führen. Nur, dass sie dies nicht für Ian tat. Sie tat es für sich selbst; um sich zu beweisen, dass sie bei Kam sein konnte, ohne sich wie ein kopfloses Schaf umzudrehen und wegzulaufen.
Lin trug ihr Haar an diesem Tag offen. Sie stutzte, als er seine langen Finger in ihr Haar hineinschob und es aus ihrem Gesicht nahm. Ein Schauder zog sich wie ein Netz ganz knapp unter ihrer Haut über ihren Körper. Sie zuckte ein, zwei Zentimeter zurück.
»Was tust du da?«, wollte sie wissen.
Kam stand vor ihr, die Hände noch immer in ihren Haaren, und sah zu ihr hinunter. In dieser Stellung war ihr Gesicht nur sehr wenig von seinem Reißverschluss entfernt.
»Ich muss Elektroden an die Adern an deinen Schläfen und in deinem Gesicht anbringen. Dazu schiebe ich deine Haare aus dem Gesicht. Ist das okay?« Er sah sie grimmig an.
»Natürlich«, erwiderte sie. Sie hasste es, nervös zu sein. »Tut es weh?«, erkundigte sie sich kurz darauf, als er eine kleine, mit einem Kabel verbundene Elektrode aufhob.
»Überhaupt nicht. Ich lese nur deinen Körper aus, weiter nichts. Versuch einfach, dich zu entspannen.«
Mühsam schluckte Lin, als er mit zwei seiner festen Fingerspitzen auf der Suche nach dem Puls über ihre rechte Schläfe fuhr. Er löste das Papier auf der Rückseite der Elektrode und drückte sie auf ihre Haut. All das ging schnell und sah nach großer Erfahrung aus. Ich lese nur deinen Körper aus, weiter nichts. Komisch, es fühlte sich sehr eindringlich für sie an. Nun, nicht wirklich eindringlich, sondern eher erschreckend …
… persönlich. Intim.
»Ich habe gar nicht gewusst, dass ich da auch einen Puls habe«, murmelte sie voller Sorge, die Elektrode, die er gerade rechts von ihrem Kinn aufklebte, könne abreißen.
»Du hast Pulsstellen überall auf deinem Körper«, erklärte Kam. Er wirkte abgelenkt, denn er griff gerade nach einer weiteren Elektrode. Seine Finger glitten über ihren Hals, und Lin unterdrückte ein Schaudern. Vorsichtig drückte er die Elektrode an den Puls, den er hier rasch gefunden hatte. »Du hast sogar ausgesprochen ausgeprägte Pulsstellen. Deshalb habe ich auch gedacht, dass du eine geeignete Versuchsperson sein würdest.«
»Bin ich das?« Ihr Erstaunen überlagerte für einen Moment ihre Unruhe. »Ist dir das aufgefallen, während … wir zusammen waren?«
»Ja. Du zeigst deine Gefühle besonders gut. Halte deinen Arm einmal so«, wies er sie an und streckte den Arm so, dass die Handfläche nach oben gerichtet war.
»Das denke ich nicht«, widersprach sie ihm ein wenig knurrig, folgte aber seinen Anweisungen. »Meine Geschäftspartner haben mir immer bestätigt, dass ich ein großartiges Pokerface habe. Und Ian schätzt an mir die Tatsache, dass ich äußerlich immer kühl wirke, ganz egal, was auch geschieht.« Und kontrolliert, ergänzte sie in Gedanken, vor allem deshalb, weil sie das genaue Gegenteil von Kontrolle in diesem Augenblick verspürte. »Das ist in stressigen Business-Verhandlungen sehr hilfreich.«
»Ich rede auch nicht von deinem Gesichtsausdruck.« Kams Zeige- und Mittelfinger glitten über ihren Oberarm. Die Haut auf der Unterseite ihrer Arme war sehr weich und empfindlich. Kam fand, wonach er gesucht hatte, und brachte eine weitere Elektrode an. Er wiederholte den Vorgang auf der Unterseite ihrer Unterarme, wobei seine Finger ein wenig länger über einer Arterie unterwegs waren, bis er sein Ziel erreicht hatte. »Ich rede von deinen physiologischen Reaktionen«, fuhr er fort. »Die Anzeichen sind deutlich … das heißt, wenn sie jemand richtig deuten kann.«
Er wusste, wie man sie richtig deuten konnte. Und niemand besser als er.
Als er ihre Handfläche mit beiden Händen umschloss und vorsichtig ihr Handgelenk abtastete, begann ihr Herz wild zu pochen. Es fühlte sich gut an. Ihr Geschlecht reagierte auf seine Berührung, Hitze wallte in ihr auf. Dass ihr Körper sie so schnell – und so vollkommen – verriet, machte sie sprachlos. Schweigend und unruhig sah sie zu, wie er die Elektrode an ihrem Puls anbrachte. Mit Augen so hell wie Quecksilber sah er sie an und traf ihren Blick.
»Kannst du aufstehen?«
Sie erhob sich, auch wenn ihre Beine sich anfühlten, als seien sie aus Gummi. Vielleicht hatte er geahnt, wie sie sich fühlen würde, denn seine Frage hatte etwas ganz Selbstverständliches wie eine große Anstrengung formuliert. Er kniete sich vor ihr nieder, und ihre Alarmglocken läuteten. Die Gewissheit, dass er ihre Unruhe – oder ihre Erregung? – so leicht würde lesen können wie ein Dokument auf dem Computer, versetzte sie in Panik.
Doch Lin pflegte nicht davonzulaufen. Ihre Dickköpfigkeit hatte sie in diese Falle laufen lassen.
Sie verbiss sich ein Keuchen, als er seine Hand auf ihre Kniekehle legte und wieder mit seinen erfahrenen Fingerspitzen umherfuhr. Er musste das Pochen spüren, das, ausgelöst von seiner Berührung, unter ihrer Haut dahinsauste. Es war ein seltsames Gefühl, seine Erfahrung so zu spüren, seine großer Kennerschaft des menschlichen Körpers. Die wenigsten Menschen wären auf die Idee gekommen, Kam Reardon als feinsinnig zu bezeichnen; sein Benehmen und seine Sexualität waren häufig sehr roh. Doch als sie diese geschickte, komplexe Seite seiner Persönlichkeit beobachtete, fühlte Lin sich nur umso verletzlicher.
Aber Kam hatte doch an einer Hochschule Medizin studiert, oder etwa nicht? Auch wenn die Krankheit und der Tod seiner Mutter ihn davon abgehalten hatten, seine Facharzt-Ausbildung zum Kardiologen abzuschließen, so hatte er doch unzählige Schichten in Krankenhäusern abgeleistet. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass er noch vor Kurzem eine groß angelegte Versuchsreihe zu seinem Biofeedback-Mechanismus an einer Hochschule in Frankreich durchgeführt hatte. Also würde er sich vermutlich überhaupt nichts dabei denken, wenn eine Versuchsperson unter seinen Händen eine Gänsehaut bekam, oder?
Wurden diese Versuchspersonen und Patientinnen auch so feucht zwischen den Schenkeln, wie Lin es nun wurde? Sehr unwahrscheinlich. Und ganz sicher wurden sie nicht sonderbarerweise zugleich erregt und panisch bei der Vorstellung, Kams erfahrenen Augen ausgeliefert zu sein … durch seine Berührung unwillentlich erregt zu werden.