Sehnsucht der Liebe - Gina Schneider Frei - E-Book

Sehnsucht der Liebe E-Book

Gina Schneider Frei

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Beschreibung

Was gibt es Schöneres als Liebe, richtig? Aber was ist, wenn es um zwei Männer geht, welche unterschiedlicher nicht sein könnten? Joanna Hansons Traum rückt in greifbare Nähe. Die schwarz haarige 25– Jährige bekommt endlich die Gelegenheit, als Visagistin für den talentierten Regisseur Brandon Davis an einem Film zu arbeiten. Sehr schnell steht die junge Frau zwischen zwei Stühlen, denn Brandon und sein bester Freund Damon Metthwes buhlen um ihre Gunst. Plötzlich steckt Joanna in einem kinoreifen Liebesdrama, voller Intrigen, Schummeleien und Betrug. Wem kann Joanna noch trauen, wenn sie selbst nicht weiß, was Phase ist? Ihre Gefühle spielen verrückt, während ihre Freunde alle noch einen gut geglaubten Rat für die ehrgeizige Visagistin auf Lager haben. Eigentlich wollte die junge Joanna nur eine erfolgreiche Make-up–Artistin in der Stadt der Engel werden und ihre Heimatstadt Stevensville hinter sich lassen. Kopf oder Herz – wen von den beiden, gutaussehenden Männern soll sie wählen? Den fürsorglichen, dunkelhaarigen Damon, welcher ihr die Wünsche von den Augen abliest oder doch den charmanten Womanizer Brandon, der das Herz von ihr höher schlagen lässt? Die Liebe kann einige Tücken verbergen, denn es gehören immer zwei dazu. Manchmal aber auch drei, wie in diesem Roman. Diese eine Liebe kann dich fliegen lassen, jedoch auch in die tiefste Dunkelheit jagen. Dieses Gefühl der Liebe ist begleitet von Angst, Zweifel und Unsicherheiten, welche hier bei Joanna Hand in Hand gehen.

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Inhaltsverzeichnis

Titelblatt

Impresum

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Epilog

Über die Autorin

Gina Schneider Frei

Sehnsucht der Liebe

Liebesroman

© 2023 Gina Schneider Frei

Covergrafik von: Pixabay / Gina Schneider Frei

ISBN

Softcover978-3-384-18115-2

E-Book978-3-384-18116-9

Druck und Distribution im Auftrag der Autorin:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter: Gina Schneider Frei, Sternenstrasse 18, CH 9230 Flawil, Switzerland.

Prolog

Was gibt es Schöneres als Liebe, richtig?

Aber was ist, wenn es um zwei Männer geht, welche unterschiedlicher nicht sein könnten?

Joanna Hansons Traum rückt in greifbare Nähe. Die schwarz haarige 25– Jährige bekommt endlich die Gelegenheit, als Visagistin für den talentierten Regisseur Brandon Davis an einem Film zu arbeiten. Sehr schnell steht die junge Frau zwischen zwei Stühlen, denn Brandon und sein bester Freund Damon Metthwes buhlen um ihre Gunst. Plötzlich steckt Joanna in einem kinoreifen Liebesdrama, voller Intrigen, Schummeleien und Betrug.

Wem kann Joanna noch trauen, wenn sie selbst nicht weiß, was Phase ist? Ihre Gefühle spielen verrückt, während ihre Freunde alle noch einen gut geglaubten Rat für die ehrgeizige Visagistin auf Lager haben. Eigentlich wollte die junge Joanna nur eine erfolgreiche Make-up–Artistin in der Stadt der Engel werden und ihre Heimatstadt Stevensville hinter sich lassen.

Kopf oder Herz – wen von den beiden, gutaussehenden Männern soll sie wählen? Den fürsorglichen, dunkelhaarigen Damon, welcher ihr die Wünsche von den Augen abliest oder doch den charmanten Womanizer Brandon, der das Herz von ihr höher schlagen lässt?

Kapitel 1

Der Puls von Joanna begann immer schneller zu schlagen. Jede Berührung auf ihrer zarten Haut war wie kleine Stromschläge, welche ihren erregten, schlanken Körper durchströmten. Ihr bereits gewordener schwerer Atem wurde tiefer, schneller und löste sich in einem Stoß seiner lustvollen Küsse an ihrem Hals. Ihre Nägel begannen sich in seinem muskulösen, durchtrainierten Rücken zu krallen, als er von ihrem Hals weiter zu ihren wohlgeformten Brüsten mit seinen weichen Lippen wanderte. Joanna drückte ihr wollüstiges Becken gegen seins und begann seinen festen und kraftvollen Körper mit ihren Händen zu erforschen. Sie fühlte sich in seinen Armen wie wachs und gab sich ihrer Leidenschaft hin. Joanna konnte an nichts mehr denken, stattdessen ließ sie sich vertrauensvoll fallen. Jede Zärtlichkeit von dem gut aussenden jungen Mann, sog sie mit Genuss auf und spürte, wie ihr Körper anfing unter seinem zu beben. Sehnsüchtig wartete sie auf den ersten Stoß, doch dann drang ein dumpfes, nervenzermürbendes Geräusch zu ihr durch. Joanna öffnete ihre schlaftrunkenen Augen, während sich der unaufhörliche Ton sich als ihr Mobiltelefon entpuppte, welches ununterbrochen klingelte.

„Joanna Hanson?“, fragte eine weibliche, durchdringende Stimme am anderen Ende der Leitung.

„Ähm ja, hier ist Joanna Hanson, wer spricht da?“, sprach, die noch im Halbschlaf liegende Joanna, mit schläfriger Stimme.

„Hier ist Donna Freier, Assistentin der Geschäftsleitung von BCD Productions. Mr. Brandon Davis möchte Sie für die nächste Filmproduktion als Visagistin engagieren. Können Sie nächste Woche am Mittwoch um 08:00 Uhr ins Caesar kommen? Wir würden gerne Ihre ausgearbeiteten Vorschläge für die Hauptrolle anschauen.“ Joanna griff nach ihrer altmodischen Agenda, welche auf dem Nachttisch lag, schlug zerstreut die entsprechende Seite des Datums auf. „Am Mittwoch um acht? Ja, das kann ich richten“, riss sie sich mit aller Kraft zusammen, um deutlich zu reden. Als mit der Sekretärin alles besprochen war, legte Joanna das Telefon auf und sank erschöpft zurück in ihre weichen Kopfkissen.

„Brandon Davis“, Joanna riss hastig ihre Augen wieder auf, als ihr klar wurde, wer sie gerade am Apparat hatte. „BCD Productions hat mich angerufen“, sagte sie sich ungläubig, um es ihrem wachgewordenen Verstand bewusst zu machen. Erstaunt sah sie ihr Telefon an, welches sie vor kurzem aufgelegt hatte, merkte dabei, wie verdutzt sie darüber war, was ihr gerade passierte. Aus ihrem Traum, mit dem stürmischen Klingeln, herausgerissen, soll sie nächste Woche für diesen aufstrebenden Filmproduzenten arbeiten. Kräftig rieb sich, die immer noch in ihrem Bett liegende Joanna, mit ihren Händen über ihr Gesicht, damit der restliche, vorhandene Schlaf ausgetrieben wurde. Doch es funktionierte nicht wirklich, weil sie das Gefühl beschlich, von einem Traum in den nächsten gefallen zu sein. Langsam begann sie aus ihrem Bett zu kriechen, ging tapsig Richtung Küche, um ihren heißgeliebten Kaffee aufzusetzen. Ach, wie ich jetzt diese Tasse brauchen kann – dachte, die immer noch nicht ganz fitte Joanna, stillschweigend. Sie lehnte sich an die Theke, nippte vorsichtig an ihrer warmen Tasse, welche Joanna von ihrer Mutter als Glücksbringer bekommen hatte. Während des morgendlichen Rituals, hörte sie unten an der Straße die Autos vorbeifahren, Kinder lachten draußen an der Haltestelle, während diese auf ihren Schulbus warteten, und hörte eine Mutter nach ihrem Sohn schreien, dass er sich beeilen solle. Es musste kurz vor neun sein, dachte sich die mittlerweile wachgewordene 25-Jährige. Doch um sicherzugehen, warf Joanna einen verstohlenen Blick auf ihre Uhr an der Wand. Wie jedes Mal, hatte ihr Zeitgefühl recht behalten. Nachdem die Tasse hastig in die Spüle gestellt war, hetzte sie umgehend in ihr Badezimmer. Eine kalte Dusche, sollte den notwendigen Energieschub für den anstehenden Arbeitstag bringen. Denn auch der Kaffee hatte heute nicht die Wirkung, welche er sonst am Morgen vollbrachte. Nachdenklich über ihren Traum, lief die morgendliche Routine wie automatisiert. Immer noch verwundert über das Jobangebot, wie die damit verbundenen Tatsache, dass ihr Konto jetzt gerettet sei, bevor der Dispo noch mehr strapaziert wurde, stellte eine kleine Überforderung dar. Seit ein paar Wochen lief nichts so, wie sie es sich erhofft hatte. Ihre Aufträge blieben schon eine Weile aus, geschweige von Neuen war gar nicht die Rede. Sie befürchtete schon, ihre Zelte in L.A. wieder abbrechen und stattdessen in ihre Provinz in Montana zurückziehen.

Stevensville im Bundesstaat Montana, war so eine typische Kleinstadt, wo alle sich kannten. Dort wuchs sie in geordneten Familienverhältnissen auf, doch empfand Joanna dieses eingeengte Kleinstadtleben immer als langweilig, wie aussichtslos. Nichts Aufregendes geschah in dieser Einöde, außer sich Tag ein Tag aus, die gleichen Leute ihren Tratsch verbreiteten. Ja, die üppige Natur, die Aussicht auf die prachtvollen Berge waren unbeschreiblich schön. Da überkam sie jedes Mal ein Freiheitsgefühl, wenn über die Felder der Wind wehte, unbekümmert einfach auf den weiten Wiesen gespielt werden konnte. Jedoch wusste Joanna schon früh, dass sie hier in ihrer winzigen Stadt nicht glücklich würde, weil sie so sehr nach der großen weiten Welt Sehnsucht hatte. Sie wollte die Aufregung, wie die Spannung des Lebens erfahren, etwas erleben, was sie erfüllte. Wie der Vogel im goldenen Käfig fühlte sie sich gefangen. Zwar beschützt und behütet, von der Wildnis umgeben, doch war es nicht ihr Ort, um ihre Träume zu leben. Deswegen war dieses Kleinstadtleben einfach nichts für sie.

Das seidene schwarze Nachthemd fiel auf den Boden, bevor sie sich auch ihr passender Slip von ihrem Körper streifte, welcher mit einem Schwung im Wäschekorb landete. Die Gedanken nach zu Hause bäumten sich in ihr auf und all die Erinnerungen der letzten Zeit kamen hoch. Die Angst in Los Angeles zu versagen und ihr Ziel nicht zu erreichen hat sich in den letzten Wochen aufgestaut und nun kam die Erlösung. Oder war es eher ein Lichtblick am Ende des Tunnels, überlegte sich Joanna fragend. War das ihre Chance, eine bekannte Visagistin zu werden und im Glanz des Glamours zu arbeiten? Doch nicht zurück nach Stevensville zu müssen und im Salon ihrer Mutter zu arbeiten.

Tief atmete Joanna durch und stellte sich unter die Dusche, um den Schweiß der Nacht und vor allem all die Gedanken zurückzumüssen, wegzuspülen. Das Wasser prasselte über ihren noch warmen Körper und schloss dabei die Augen, um sich über die Erleichterung zu freuen. Die Gedanken schwanden mit dem abfließenden Wasser dahin.

Die Zeit ging plötzlich rasend schnell und Joanna musste sich sputen, um nicht noch zu spät zu ihrem Termin mit Vicky Gloud zu kommen. Sie schaute wieder auf die Küchenuhr beim Vorbeigehen und sah, dass es schon kurz vor Zehn war. Bereits um elf Uhr musste sie bei Vicky sein, welche sie für die Vernissage heute Abend stylen durfte. Die Utensilien, wie die Produkte hatte sie gestern Abend bereits in ihren Trolley fein säuberlich verstaut. Es fehlten nur noch ihre Schminkpinsel, welche sie vor jedem Einsatz reinigte, desinfizierte und trocknen ließ. Sie packte diese rasch zusammen und legte diese zügig in den Rollkoffer, denn sie wusste, dass der morgendliche Verkehr schrecklich sein würde.

Während des Einräumens wurde Joanna wieder einmal mehr bewusst, wie sie den Trolley liebte, da er so geordnet war, dass sie jeweils blind rein fassen konnte und wusste, wo was war. Wie auch die Pinsel, welche alle in einem dunkelviolett gehalten waren, die Zwingen aus Metall, welche die Pinselhaare gut umklammerten, würde sie nie mehr hergeben. Sie lagen super in Joannas Hand, weder zu schwer noch zu leicht, was ihr ein perfektes Auftragen ermöglichten. Viele hatte sie schon getestet und ausprobiert, bis endlich das perfekte Werkzeug für sich und ihre Kundinnen gefunden wurde. Die Preise waren zwar nicht ohne, doch diese Investitionen haben sich definitiv gelohnt, dachte sich Joanna beim Verstauen der Schminkpinsel. Doch nun musste sie sich echt beeilen, den Joanna war noch nicht einmal angezogen, geschweige geschminkt, da sie nach der Dusche nur ihren Bademantel anzog. Mit schnellen Handbewegungen legte sie sich ihr Tages Make-up auf, frisierte ihre Haare zu einem perfekten Pferdeschwanz und schlüpfte in ihr rosafarbenes Sommerkleid. Es war einfach perfekt für diesen Tag, denn es sollte ein enorm heißer Tag werden und das Kleid war leicht und verspielt. Durch ihre langen Beine und schlanken, eher sportlichen Figur, konnte sie es einfach tragen, ohne sich besonders viel Gedanken machen zu müssen, ob es ihr stehen würde. Joanna schlüpfte noch in ihre weißen Stiletto-Pumps, welche ihre Füße den ganzen Tag ohne Probleme durch die Welt trugen. Das weiche Leder trug zum Tragekomfort bei und deshalb achtete Joanna immer darauf, bei der Auswahl ihrer Schuhe, dass sie lange stehen konnte und ihre Füße nach getaner Arbeit nicht abfielen vor Schmerzen.

Bei ihrem ersten Auftrag als Visagistin bei einer kleinen Modeschau ist ihr dieser Fehler genau unterlaufen. Sie hatte damals Pumps gekauft, die zwar atemberaubend aussahen, jedoch so unbequem wahren, dass sie nach 7 Stunden das Gefühl hatte, ihre Füße würden abfallen. Joanna hatte damals alles versucht, von einem kühlenden Fußbad mit Salz über Fußmassage bis hin zum Hochlagern, dass sie wieder einigermaßen aufrecht stehen konnte. Seit da hat sie sich geschworen, nicht nur auf das Aussehen zu achten, sondern den Tragekomfort in den Vordergrund zu stellen. Auch bei ihren Kundinnen achtet sie penible darauf, dass sie sich so wohlfühlen, dass sie Stunden darin sich bewegen können, ohne dass sie sich eingeengt oder erdrückt fühlen würden. Sei das eben bei den Schuhen oder aber auch bei den Kleidern, welche Joanna für sie aussuchte. Sie kannte einige Visagistinnen, welche nach dem Motto ging, wer schön sein will, muss leiden. Doch Joanna nahm sich vor nach dem Motto zu stylen, wer sich wohlfühlt ist schön. Das wurde auch immer sehr von ihrer Klientel gelobt. Joanna packte ihren Trolley, legte ihn in ihren Kofferraum als sie bei ihrem alten Auto war und zischte los.

Kurz vor elf fuhr Joanna die Auffahrt von Vickys Villa hoch. Es war ein wunderschönes Haus in den Hollywood Hills. Tür an Tür wohnte Vicky mit den Stars und Sternchen der Nation. Die Villa war nach neuster Architektur gebaut worden und besaß eine Fensterfront, welche ihr ermöglichte über L.A. zu blicken. Joanna war jedes Mal fasziniert vom Anblick der Umgebung, der Villen und erinnerte sich daran, wie sie das erste Mal bei Vicky vorfuhr. Joanna war total nervös und aufgeregt und hoffte sehr, dass alles einwandfrei und reibungslos gelingen mag. Dass Vicky mit ihrem Styling glücklich sei und Joanna so einen Fuß in die High Society brächte. Leider war es nicht so einfach, denn die meisten besaßen ihre Visagistin bereits und sie selbst ist nur dank eines glücklichen Zufalls an Vicky herangekommen.

Wie mutig Joanna doch war in diesem Moment, denn sie waren beide gerade in einer Boutique am Rodeo Drive, wo die Verkäuferin Vicky ein Abendkleid andrehen wollten, wo überhaupt nicht passte, geschweige noch Vickys Aussehen gerecht wurde. Das Kleid war in einem grässlichen apricot Farbton, viel zu weit um die Hüfte und zu Eng über den üppigen Busen von Vicky.

„Mrs. Gloud, Sie werden alle umwerfen, wenn Sie dieses Kleid an der Premiere tragen werden. Es steht Ihnen hervorragend.“ sagte die Verkäuferin zu Vicky, als sich Joanna gerade für eine andere Klientin im Laden umschaute. Die Verkäuferin wurde noch von ihrer Kollegin unterstützt, „es sieht traumhaft an Ihnen aus. Sie werden alle wirklich überwältigen und herausstechen.“

Victoria Gloud schaute verdutzt und skeptisch rein, „meinen Sie wirklich, dass ich das anziehen soll? Haben Sie nicht etwas anderes im Laden?“

„Sie dürfen mir glauben, es ist wie diesen besonderen Abend gemacht. Jeder Mann wird sich nach Ihnen umdrehen und die Frauen werden alle neidisch auf Sie sein, weil Sie so toll aussehen.“

Ein schallendes Lachen durchquerte die Boutique und kam immer näher zu den drei Damen, da es sich Joanna nicht mehr verkneifen konnte diesem Schauspiel zuzuhören, geschweige sich das Ganze noch länger anzuschauen. „Entschuldigung, Mrs. Gloud, ich heiße Joanna und bin Visagistin. Darf ich Ihnen ein Kleidungsstück zeigen, was ihrem Esprit entspricht?“

Joanna wartete nicht die Antwort von Vicky ab und griff nach einem Kleid in einem wunderschönen Weinrot, welches zwar schlicht wirkte von vorne, doch im Rückenbereich geschnürt war und einen Beinschlitz an der linken Seite aufwies. „Schlüpfen Sie doch bitte mal in dieses Kleid“, forderte Joanna die junggebliebene, blonde 46-Jährige auf. Vickys Augen erhellten sich, griff nach dem Roten und verschwand in der Kabine, um es anzuziehen.

„Was mischen Sie sich ein? Es ist unverschämt, was Sie hier machen und haben doch absolut den Schuss nicht gehört. Was meinen Sie eigentlich, wer Sie sind.“ zischte die Verkäuferin Joanna an. Doch Joanna schmunzelte nur und blickte zu Vicky, welche gerade aus der Kabine kam.

„Darf ich?“, Joanna richtete das Kleid und korrigierte die Schnürung am Rücken, „wenn Sie ihre Haare hochstecken und ein paar Locken herausfallend frisieren, kommt das wirklich genial daher.“

„Wow, genau so habe ich es mir vorgestellt. Es fühlt sich an, wie eine zweite Haut und ich fühle mich echt pudelwohl.“ Vicky schaute in den großen Wandspiegel und betrachtete sich von allen Seiten. Die zwei Verkäuferinnen schauten sich wortlos an und ihre Blicke sagten alles. „Aber Mrs. Gloud ...“, versuchte eine der Verkäuferinnen zu intervenieren.

„Nein, ich habe mich entschieden, ich nehme dieses Kleid. Packen Sie es mir ein und liefern Sie es mir nach Hause.“ Vicky zog ihre Kreditkarte und bezahlte. „Darf ich Sie zu einem Kaffee einladen als Dankeschön für ihre Beratung? Gleich hier um die Ecke hat es eins, welches die besten Canapés hat.“ Joanna nickte, worauf hin sie aus dem Kleidungsgeschäft auf die belebte Einkaufsstraße traten.

Das war ihr erster Kontakt mit Victoria Gloud, Joanna musste schmunzeln, als sie an diese Begegnung zurückdachte. Doch nun wird sie Vicky wahrscheinlich das letzte Mal stylen dürfen. Denn ihre liebgewonnene Kundin, welche eine Freundin geworden war, zieht nächste Woche an die Ostküste zu ihrem Verlobten, welcher seinen Namen an der Wall Street gemacht hatte. Er hatte Vicky eine Galerie geschenkt, wo sie ihrer Leidenschaft der Kunst nach gehen kann. Klar freute sie sich für Vicky, doch andererseits hieß das auch, dass sie ihre beste Klientin verlor und ihrer Freundin auf Wiedersehen sagen musste. Eine Träne kullerte Joanna über ihre Wange. Sie wischte sie weg, wie die Gedanken daran und stieß ihre Autotür auf.

Die Tür der Villa öffnete sich und Vicky stand in ihrem pinken, plüschigen Bademantel im Türrahmen und winkte Joanna zu. „Hallo meine Liebe. Bist Du gut durchgekommen?“

„Ja danke Vicky. Guten Morgen“, begrüßte Joanna freudig zurück, während sie Vicky zuwinkte.

„Der Kaffee steht bereit und wir können zuerst etwas quatschen. Wir haben noch etwas Zeit.“ Die zwei Frauen umarmten sich und gingen ins Haus.

Kaum im Wohnzimmer angekommen sprudelte es schon aus Joanna heraus, „Du glaubst nicht, wer mich heute früh angerufen hat.“ Joannas Stimme überschlug sich, weil die Freude wieder hochkam.

„Erzähl.“ Drängte Vicky, als sie den Kaffee in zwei Tassen goss. Diese hatte ihre Haushälterin kurz zuvor auf den kleinen Beistelltisch in der Mitte der zwei Barocksessel gestellt, wo sie immer zuerst ihr Kaffeeklatsch führten. Ebenfalls waren leckere Häppchen hergerichtet gewesen, wo das Wasser im Mund zusammenlief, wenn man diese nur schon erblickte.

„Die Assistentin von Brandon Davis. Sie haben mich nächste Woche ins Caesar bestellt. Ich soll für sie in der nächsten Produktion das Styling der Hauptdarstellerin übernehmen.“ Joanna konnte es immer noch nicht wirklich fassen, was für ein Glück sie heute Morgen geküsst hatte. Schnell schnappte sich Joanna noch ein Häppchen, bevor sie sich gemütlich in einen der Sessel setzte und sich zurückfallen ließ.

Vicky nahm beide Tassen, stellte sie auf den Salontisch zurück und setzte sich ebenfalls in einen der Sessel. Sie wirkte weder erstaunt noch überrascht. „Dann hat es geklappt und Donna hat Dich erreicht.“

„Äh, wie warum weißt Du, dass mich Donna Freier angerufen hat? Hast Du …“ Die Frage schluckte Joanna runter und schaute Vicky nur fragend an.

Nippend an ihrer Tasse, wollte die noch nicht zurecht gemachte Dame, die Spannung noch etwas steigern. Es war unerträglich für Joanna, weiter im Unwissenden zu sein, woher Vicky es schon wieder wusste, und begann auf ihre Unterlippe zu beißen. Belustigt über Joannas Ungeduld, begann Vicky endlich zu erzählen.

„Süße, Du weißt, wie sehr ich deine Arbeit schätze. Ich war so happy, als Du mir damals über den Weg gelaufen bist und den Kühen im Clothes gezeigt hast. Ich habe zwar Ahnung, was Kunst angeht, jedoch der Dschungel in der Modewelt ist wirklich nicht meins. Müsste ich nicht zu den Events…“, Vicky schaute aus dem Fenster, weil Joanna wusste, was sie meinte, nickte ihr lächelnd entgegen. „Nun, ich hatte vor zwei Wochen mein Kaffeekränzchen mit Brandons Mutter und sie hat mir erzählt, dass ihr Sohn seinen neuen Film – Hinter dem Schleier, bald produziert, jedoch ihm die Visagistin für das Besondere noch fehlt. Er hatte zwar eine, jedoch konnte sie das gewünschte Ergebnis nicht erreichen, obwohl sie hochgelobt wird in der Szene. Laut Brandon ist sie zwar in Ordnung, aber sie verlässt sich zu sehr auf ihren Namen und lässt das Besondere an den Schauspielern außer Acht. Sprich, sie bringt das Styling, die Kleidung in den Vordergrund, aber nicht den Spirit der Charaktere.“ Wieder nickte Joanna Vicky zu. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, was gemeint war. Vicky nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und fuhr fort, „Da bist natürlich Du mir in den Sinn gekommen und ich habe Marianne von meinen Erfahrungen mit Dir erzählt. Du stellst die Person in den Vordergrund und siehst das gewisse Etwas in den Menschen, was von Dir hervorgehoben wird. Seitdem Du mir beratend zur Seite stehst und das Styling vornimmst, ich mich auch damit identifizieren kann.“ Vicky legte die Hand auf die Schultern von Joanna, als sie aufstand und neben sie getreten war. Joanna schaute verlegen und berührt zu Vicky hoch, konnte kein Wort herausbringen. Sie wusste zwar, dass Vicky mit ihr zufrieden war, aber nicht wie sehr. „Nun hat das Marianne Brandon weitergegeben. Ich dachte zwar, dass sie für sich selbst die Nummer von Dir wollte, aber anscheinend ist meine Rechnung doch aufgegangen.“ Zufrieden setzte sich Vicky wieder in ihren Sessel, „jetzt liegt es an Dir, den Fuß hast Du schonmal in der Tür.“

„Ich danke Dir von Herzen. Mir wurde in letzter Zeit schon mulmig, weil leider meine Aufträge ausblieben, keine neuen hineinkamen und jetzt das. Meine Mom hat mir schon gesagt, ich könne ja wieder bei ihr im Salon arbeiten, aber zurück nach Stevensville, ach nö.“ Joanna atmete tief durch, damit sie dieses negative Gefühl losbrachte, wenn sie an das Telefonat mit ihrer Mutter erinnert wurde.

„Kleines, Du bist super in dem, was Du tust, man merkt, dass das genau deine Welt ist. Doch merkt man auch, dass Du selbst an Dir zweifelst und dann unsicher bist. Du stellst Dich selbst unter den Scheffel.“ Mütterlich redete inzwischen Vicky mit ihr, was Joanna schätzte, aber auch als unangenehm empfand.

Die Zeit flog wie im Flug vorbei und Joanna schaute auf die Kuckucksuhr, welche Vicky auf ihrer Reise in Deutschland gekauft hatte. „Wir sollten langsam beginnen.“ Sie war froh, dass sie sich aus der Affäre des Gespräches ziehen konnte und Vicky nicht weiter auf diesem Thema ein Vortrag machen konnte. Vicky sprang aus ihrem Sessel und freudig meinte sie, „Dann leg mal los und hol wieder das Beste aus mir raus“, lachend lief Vicky vor und Joanna ging ihr nach.

Joanna ging in ihrem Element auf und man merkte, wie sehr sie es liebte. Die Pinsel glitten über Vickys Gesicht und jeder Strich saß. Auch den Hosenanzug, welche sie für Vicky ausgesucht hatte, stand wieder einmal mehr dafür, dass Joanna ihr Handwerk verstand. Vicky schaute sich wie immer zufrieden im Spiegel an und nickte Joanna zu, „Du hast es wieder geschafft. Einfach perfekt.“

„Danke, das habe ich sehr gerne gemacht.“ Auch Joanna blickte zufrieden auf ihr Kunstwerk, welches sie vollbracht hatte. Zwar war es bei Vicky nicht schwer, da sie ein fast symmetrisches Gesicht besaß. Auch wegen ihrer glatten Haut war das Make-up einfach aufzutragen und ersparte Joanna allfällige Altersfältchen zu kaschieren. Es brauchte nicht viel, da Vickys große blaue Augen so oder so strahlten und mit ihren langen Wimpern, musste Joanna nicht einmal die Wimpern verlängern. Es hätte ansonsten zu künstlich gewirkt. Vicky war es ebenfalls wichtig, natürlich zu wirken und nicht wie ein aufgemotztes Püppchen geschminkt zu werden.

Als Joanna all ihre Produkte und Utensilien wieder in ihrem Trolley verstaut hatte, verabschiedete sie sich von Vicky. Die zwei Frauen fielen sich in die Arme, weil sie wussten, dass es das letzte Mal war, wo sie sich für eine lange Zeit sehen würden. „Meld Dich, wenn Du in New York gut angekommen bist und grüße Peter ganz lieb von mir. Ich werde Dich vermissen.“ Joanna merkte, wie sich ihre Augen langsam mit Tränen füllen wollten, welche sie versuchte, herunterzudrücken. Trotz ihres Versuches sich gegen diese zu wehren, kullerte ihr doch eine über ihre heiße Wange. „Bitte weine nicht. Es ist doch kein Abschied für immer und ich werde mich bei Dir melden. Wir können ja telefonieren.“ Auch Vicky hatte Mühe, sich von Joanna zu verabschieden, was in der Stimme hörbar war. Denn auch sie musste gegen ihre aufkommenden Tränen kämpfen, wusste aber auch, wenn sie losheult die Dämme brachen und beide schluchzend dastehen würden.

Joanna räusperte sich, damit sie noch ein paar Worte zum Abschied herausbrachte, „Sehr gerne. Ich wünsche Dir viel Spaß heute Abend und einen guten Flug.“

„Danke meine Süße, Du rufst mich an und berichtest mir wie das Treffen mit Brandon lief.“ Nochmals drückte Vicky Joanna an ihre Brust und zum letzten Mal schenkte sie ihr einen dicken Kuss mit ihren rot geschminkten Lippen auf ihre Backe. Joanna verstaute alles in ihrem Kofferraum und stieg ins Fahrzeug. Winkte Vicky zum Abschied zu und fuhr die Ausfahrt raus.

„Brandon Davis“, sagte sie zu sich, als sie nach Hause fuhr, „oh Mann, ich treffe Brandon Davis.“ Ein Gigolo, wie er im Buche steht. Jedenfalls wurde er so von den Magazinen dargestellt. Joanna fragte sich, ob er wirklich so ein Casanova sei. Schließlich wurde er des Öfteren mit verschiedenen Frauen gesehen. Er war ja auch der heiß begehrteste Junggeselle an der Westküste. Es wurde spekuliert, wer ihn einfangen könne und sie kannte Frauen, welche regelrecht ein Wettbewerb daraus machten an seine Seite zu kommen. Ja, er sah sehr gut aus, ein Surfer Typ im Anzug. Groß, durchtrainiert und ein Charisma, welches die Damenwelt dahinschmelzen ließ. Joanna wurde es heiß, wenn sie an ihn dachte, denn auch ihr gefiel der knapp 30-jährige Brandon. Doch was sie alles über ihn lass, hat sie abgeschreckt. Er wurde zwar als der aufstrebende Regisseur gehandelt, jedoch als Mensch sehr kühl, berechnend, zielstrebig und vor allem distanziert beschrieben. Anscheinend sei er nicht sehr zugänglich und sei sich seiner extrem bewusst. Brandon ist als Kind schon selbst vor der Kamera gestanden und hat in Serien, wie aber auch Filme mitgespielt. Obwohl er nur knapp 16 Jahre alt war, beendete er seine Schauspielkarriere und wagte sich im Alter von 25 Jahren an seinen ersten Film, der sogleich Rekordgewinne verbuchte. Seid da brachte er einen Blockbuster nach dem anderen heraus und erschien in jedem Magazin. Alle Berichte über ihn hatte sich Joanna durchgelesen und nun dank Vicky, bekam sie die Möglichkeit an einem seiner Filme im Background mitzuhelfen. Joanna war so in ihren Gedanken verloren, dass sie regelrecht hypnotisiert nach Hause fuhr. Vor ihrer Haustür parkte sie ihr Fahrzeug und nahm ihren Koffer aus dem Wagen heraus. Lief die Treppe zum Haus hoch und stolperte. „Mrs. Hanson? Alles okay bei Ihnen?“. Eine Hand wurde ihr zum Aufstehen gereicht, welche sie dankend annahm.

„Ähm ja alles ok. Kenne ich Sie?“, stammelte sie, als sie sich vom Boden aufhelfen ließ.

„Nein, entschuldigen Sie bitte, ich bin Ares und bringe Ihnen das Manuskript. Mr. Davis schickt mich, damit Sie sich schon mal die Hauptrollen anschauen und sich ein Bild für das Styling machen können.“

Ares war der Laufbursche, welcher ihr von Donna schon angekündigt wurde, dass er heute die Unterlagen für ihre Einarbeitung brächte. Er war etwa Mitte 20 Jahre alt, schätzte Joanna ihn, als sie Ares begutachtete. Zudem fiel ihr auf, dass er relativ groß war. Jedoch war sein Kleidungsstil, ein Mix zwischen sportlich-elegant, welcher Joanna besonders gut gefiel. Ein gepflegter junger Herr mit einem verschmitzten Lachen, welches ansteckend wirkte. Die Haare zwar komplett zerzaust, schulterlang und dunkelbraun, was seine ebenfalls braunen Augen zur Geltung brachten, doch genau diese Kombination von Gepflegtheit und verrauchtem Etwas machten ihn zu einem Blickfang, beschloss Joanna für sich.

„Ah Super. Muss ich noch auf etwas spezielles achten?“, fragte Joanna, nachdem sie die Unterlagen von Ares entgegengenommen hatte.

„Mr. Davis sagte nur, dass Sie hauptsächlich für das Styling von der Rolle der Emily zuständig sind, er aber mit dem Vorgeschlagenen Auftritt von ihr nicht überzeugt ist und Sie sich dem annehmen sollen.“ sichtlich nervös trat Ares von einem Fuß auf den anderen, als er die Fragen beantwortete. Doch Joanna schenkte dem keine Achtung und setzte die nächste Frage an, während sie die Blätter durchsah. „Hat Mr. Davis mir eine Charakterbeschreibung von der Hauptrolle beigelegt?“.

„Ja, es liegt alles, was Sie brauchen, bei, damit Sie sich ein Bild machen können. Ich muss jetzt weiter, Mr. Davis hat mir einiges aufgetragen was ich zu erledigen habe und wenn ich das nicht schaffe, bin ich meine Stelle los. Guten Tag noch, Mrs. Hanson.“

„Danke, das wünsche ich Dir auch.“ Damit raste Ares davon. Joanna schloss ihre Wohnungstüre auf und ging mit Sack und Pack rein. Stellte ihren Trolley in die Ecke am Eingang und schloss die Tür hinter sich. Das Manuskript war dick und Joanna wusste, dass sie sich hier echt ran setzen musste, wenn sie nächste Woche bei Brandon ihre Vorstellung von der Emily präsentieren musste. Joanna war darüber informiert worden, dass eigentlich Maria Jones die Visagistin hätte werden sollen, jedoch Brandon gemäß Vickys Erzählungen mit ihrer Arbeit nicht zufrieden war. Maria Jones war eine sehr bekannte Visagistin, die in sehr vielen Filmen, Serien, die Stars und Sternchen für den roten Teppich geschminkt, frisiert und eingekleidet hatte. Sie hatte auch den Vorschlag für die Präsentation der Emily bereits erarbeitet und nun durfte sie, Joanna, diese Arbeit übernehmen. Was für eine Ehre, schoss es ihr durch den Kopf, als Joanna alle Informationen noch einmal durchging.

Nachdem Joanna ihr bequemes Hausoutfit angezogen hatte, was aus einem Tanktop und Shorts bestand, holte sie sich eine Coke aus ihrem Kühlschrank und setzte sich anschließend auf ihre Couch, um einen Blick auf das dicke Manuskript zu werfen. Auf der ersten Seite war der Prolog, eine Zusammenfassung, um was es bei – Hinter dem Schleier – handelte. Auf den nächsten Seiten waren die zwei Hauptdarsteller jeweils mit ungeschminkten Fotos aus verschiedenen Perspektiven dargestellt, folgend von den Nebenartisten. Bei jedem Charakter lag ein umfassendes Psychogramm bei, welches die genauen Fähigkeiten und Eigenschaften der Rollen aufzeigten. Joanna klappte das Manuskript wieder zu, denn sie merkte, wie müde sie war und im Grunde gar kein Kopf gerade hatte, sich mit den Rollen auseinanderzusetzen. Deswegen legte sie es auf ihren Salontisch und schaltete den Fernseher ein, um etwas zu entspannen. Nachdem Joanna es sich auf der Couch bequem gemacht hatte, schlummerte sie schon bald ein.

Kapitel 2

„Halt nein, gehts noch?“, eine empörte Stimme hallte durch Brandons Büro, welche durch die dicke Tür hörbar war. Donna blickte erschrocken von ihrer Arbeit auf, doch konnte Brandons Stimme nicht hören.

„Was regst Du Dich künstlich auf? Ich hab Dir von Anfang an gesagt, wie es abläuft und was Du haben kannst.“ Die Tonlage war gelassen und ruhig, als Brandon antwortete. Würdigte jedoch seiner derzeitigen Eroberung keines Blickes, was das Ganze nur noch mehr anheizte.

„Ja, aber so springt man nicht mit mir um“, zischte die Stimme erneut. Doch auch das brachte Brandon nicht aus seiner Ruhe und sprach weiter in seinem kühlen distanzierten Ton, „Du kannst ja gehen, für so Kindereien hab ich echt keine Zeit.“ Die Luft zwischen Brandon und Olga wurde immer dicker und rasend vor Wut bäumte sich die bildhübsche Blondine vor dem Schreibtisch auf. Doch sie sah, wie Brandon desinteressiert auf seinen Bildschirm schaute. Sie schüttelte den Kopf, wollte es aber nicht so stehen lassen und setzte mit ebenfalls ruhiger Stimme nach, „Ich wurde vor Dir gewarnt, aber ich glaubte nicht, dass Du so ein Arschloch bist!“.

Brandon schaute, ohne eine Mimik zu verziehen, weiter auf seinen Bildschirm und tippte auf seiner Tastatur herum. Olga hätte in diesem Moment am liebsten Brandon den Hals umgedreht, weil von ihm weiterhin diese abwertende Haltung kam. Ungehalten begann Olga von neuem zu toben, „Kannst Du gefälligst mich anschauen, wenn ich mit Dir rede?“ Die Stimme von Olga begann sich zu überschlagen, doch Brandon zuckte keine einzige Minute und arbeitete weiter. „Du arrogantes Arschloch, was hast Du eigentlich das Gefühl, wer Du bist“, kreischte das aufgebrachte Model, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Nun endlich blickte Brandon über seinen Bildschirm zu Olga, seine Augen begannen vor Überheblichkeit zu funkeln, während sich auf seinen Mundwinkel ein hämisches Grinsen formte, „Na ein arrogantes Arschloch halt.“, und widmete sich wieder seinem Monitor. Daraufhin ergriff Olga die Swarovski Schale, welche auf dem gigantischen, aus massiver Eiche handgefertigtem Schreibtisch von Brandon stand, und knallte diese an die Wand. Die Schale zersplitterte in tausend Stücke, woraufhin die Tür zum Büro aufflog und die Assistentin ins Zimmer gestürmt kam, „Mr. Davis, …“ erschrocken über das Bild, welches Donna sich bot, hielt sie die Frage zurück und wartete ab, ob Brandon ihr eine Anweisung erteilen würde. Doch dieser schaute weiter unbeeindruckt auf seine E-Mail, welcher er am Schreiben war, und sagte kühl, „es ist alles gesagt.“

Olga drehte sich auf dem Absatz ihrer schwarzen Pumps mit roter Sohle energisch um, rauschte an Donna vorbei und fauchte lautstark, „Idiot“.

„Donna“, mit freundlicher Stimme wandte sich nun Brandon an seine Assistentin, „kannst Du bitte die Reinigungskraft ordern, um hier aufzuräumen?“

„Geb’ ich sofort in Auftrag. Kann ich sonst noch, was für Sie tun?“

„Hast Du den Tisch im Caesar reserviert für das Meeting mit Mrs. Hanson?“

„Ist bereits erledigt.“

„Gut. Ich bin heute Nachmittag für niemanden mehr zu sprechen.“

„Aber den Termin mit ihrer Mutter im Golfklub …?“

„Wie gesagt, ich bin heute für niemanden mehr zu sprechen.“ Damit hatte sich die Sache für Brandon erledigt und verwies Donna mit einer Handbewegung aus seinem Büro.

Donna orderte die Reinigungskraft und rief anschließend Marianne Davis an. „Entschuldigen Sie bitte Mrs. Davis, hier ist Donna. Ihr Sohn muss leider aus terminlichen Gründen das Treffen im Golfklub heute Nachmittag verschieben.“ Donna nickte kurz bevor sie sich von Brandons Mutter verabschiedete und legte den Hörer auf. „Phhh, Du hast was verpasst, Ares.“ Gelassen lehnte sich der Laufbursche am Türrahmen an, während er aufmerksam dem Telefonat zugehört hatte.

„Was ist passiert?“, er löste sich vom Rahmen und setzte sich auf die Kante von Donnas Schreibtisch, „komm erzähl.“ Neugierig wie immer wollte Ares über alles Bescheid wissen und lehnte sich etwas nach vorne.

„Na, Brandon hat wohl auch Olga am langen Arm verhungern lassen. Diese ist heute ausgerastet, hat Brandons Glasschale an der Wand zertrümmert und ihn Arschloch genannt.“ Donna schlug die Hände vor ihr Gesicht und begann zu lachen. Ares stimmte ein und lachend fragte er sie, „Hast Du echt was anderes erwartet?“

„Nein natürlich nicht“, sagte Donna zu Ares, als sie ihr Gesicht von ihren Händen befreit hatte, „es ist doch immer dasselbe, zuerst verzaubert er die Damen mit seinem Charme und Esprit, doch sobald sie Erwartungen an ihn stellen, ihn fix binden möchten, verweist er sie in die Wüste und lässt sie austrocknen wie eine Pflaume bis sie selbst gehen.“ Donna blickte auf die geschlossene Tür zu Brandons Büro und hoffte, dass er sie nicht lästern hörte. Man konnte meinen er hätte Antennen, wenn über ihn gesprochen wurde, denn immer dann ging die Tür auf und Brandon erschien im Türrahmen. Normalerweise wenn er was wollte, ging die Gegensprechanlage an und er rief Donna zu sich. Außer es sprach jemand über ihn, dann war er lieber vor Ort. Doch heute blieb die Türe zu und sie hörten sein lachen. Brandon musste wohl mit Damon am Telefon sein. Denn auch das war typisch für Brandon, dass er in solchen Fällen mit der Damenwelt seinen Freund anrief, um mit ihm einen drauf zu machen.

Die Tür flog auf und Brandon stand vor ihnen. Er legte Donna eine Notiz auf ihren Schreibtisch, „Lass 21 rote Rosen liefern“, wies er seine verblüffte Assistentin an, bevor er auf seine Armbanduhr schaute und bestimmend sagte, „sie sollen sie morgen um 09:00 Uhr liefern. Und denk daran, ich will nicht mehr gestört werden“ Damit verließ Brandon das Büro ohne ein weiteres Wort und ließ Donna und Ares allein. „Die nächste Kerbe in seinem Bettpfosten steht an.“, Donna schüttelte angewidert den Kopf, „willst Du wieder wetten?“. „Klar! Das lass’ ich mir doch nicht entgehen. Hmmm, ich sag’ drei Monate.“ Ares lachte schon siegessicher, weil er schon die vorhergehenden Enden der Liebschaften gut einschätzte und dadurch gewinnen konnte.

„Ich sage Zwei. Wieder 20 Dollar?“. Enttäuscht über ihren Wettpartner, welcher bereits ihre Zahl nannte, hatte sich Donna für eine kürzere Dauer entschieden. Sie wusste jetzt schon, dass dies zu kurz war und sie somit das Geld schon verloren hatte. „Einverstanden.“ Mit einem Handschlag besiegelten sie ihre erneute Wette über das Liebesleben ihres Chefs, bevor sie sich über das allgemeine Treiben im Haus begannen zu tratschten.

Donna und Ares wetteten schon seit gut einem Jahr, wie lange Brandons Affäre anhalten würden. Überlegte sich Donna, als Ares sich wieder an seine Aufgaben machte und erinnerte sich an eine ganz schreckliche Liebelei zurück. Diese hatte gerade einmal gut drei Wochen gehalten, bevor Brandon sie Raus gestellt hatte, weil der Einzug in sein Haus schon von ihr ins kleinste Detail geplant wurde. Das war vielleicht ein Theater, denn daraufhin hatte Donna alle Hände voll zu tun, um diese Dame von Brandon fernzuhalten. Sie musste sogar zweimal den Sicherheitsdienst rufen, weil sich diese Stalkerin nicht entfernen ließ. In der Nacht wurde Donna auch von ihr angerufen, vor ihrer Wohnung aufgesucht und belagerte, weil sie die Termine von Brandon wissen wollte. Zum Glück für ihn war er derzeit in der Karibik unterwegs, um die letzten Szenen von seinem Film abzuschließen. So hatte Brandon nur einen Hauch mitbekommen, was diese Frau alles vollzogen hatte. Wenn Donna noch heute zurückdachte, lief es ihr kalt den Rücken runter und hoffte insgeheim, dass er nie wieder eine so Verrückte anschleppen würde. Brandons Anwälte erzielten ein Annäherungsverbot, welches nicht nur für ihn galt, sondern auch Donna einschloss. Seit da war dann endlich wieder Ruhe und Donna konnte beruhigt ihrer Arbeit und Freizeit nachgehen.

Der Motor von Brandons McLaren 765LT Spider heulte kurz auf und mit einem tiefen Ton der Auspuffanlage kurvte er durch die Straßen von L.A., um eine seiner Errungenschaften zum Date abzuholen. Eine knapp 1,80 m große, schlanke und bildhübsche Brünette, welche in der Modebranche als Model und Schauspielerin groß herauskommen wollte. Daisy entsprach dem typischen Beuteschema von Brandon, um seinen Spaß zu haben. Sie mussten nicht viel reden und wenn dann nur oberflächlich das ja keine wirkliche Bindung zustande kommen konnte, keine Erwartungen an ihn hegten und einfach nur gut ausschauten, damit er auch etwas vorzeigen konnte in der Öffentlichkeit. Vor der letzten Kurve zu Daisys Wohnung drückte Brandon noch einmal aufs Gas, damit man ihn kommen hörte. Daisy stand wie vereinbart bereits am Bürgersteig und wartete. Sie setzte ihr schönstes Lächeln auf, als sie seinen königsblauen Wagen sah. Brandon sah sie in ihrem knappen Schwarzen und wusste jetzt schon, dass es eine heiße Nacht werden würde. Er hielt genau auf ihrer Höhe an und wartete bis sie eingestiegen war. „Du siehst großartig aus. Können wir?“, Daisy nickte und gab Brandon einen Kuss auf die Wange. „Ja“, hauchte sie ihm ins Ohr. Brandon schaute kurz in den Rückspiegel und fuhr los. Es war totenstille zwischen Brandon und Daisy, nur die Musik aus den Boxen hörte man.

Als sie vor dem angesagtesten Club am Sunset ankamen, war die Schlange vor der Tür bereits beträchtlich. Brandon hielt vor dem Eingang und Daisy sah, wie der Valet angerannt kam, damit er ihr die Tür öffnen und ihr aus dem Wagen helfen konnte. Als sie ausgestiegen war, schloss dieser wieder die Flügeltür des McLaren und eilte zu Brandon, welcher die Schlüssel dem Fahrdienst zuwarf. Gekonnt fing dieser die Schlüssel und nickte Brandon zu. Geschmeidig lief Brandon zu Daisy und schlang seinen linken Arm um ihre Hüfte. Sichtlich genoss sie die Blicke der Leute, als die zwei ohne Umweg zum Eingang des Clubs liefen. Die rote Kette davor wurde umgehend für sie aufgemacht, als sie noch drei Schritte davor entfernt waren. Der Türsteher zwinkerte Brandon zu, „Es steht alles bereit Mr. Davis.“. Damit betraten sie den Club und die Stimmung darin bebte.

Die House-Musik drang aus den Boxen und der Bass war spürbar. Die Luft war stickig und verschiedene Gerüche drangen zu Brandon. Er schlenderte mit Daisy zur VIP-Lounge, wo ebenfalls eine Security im schwarzen Anzug stand und ihnen den Weg frei machte. Dieser Bereich war im hinteren Teil des Clubs und nur mit roten Stricken zum Hauptteil abgetrennt. So war man mittendrin im Geschehen und doch abgetrennt, sodass die Prominenz nicht gestört wurde, aber sich zeigen konnte. Ganz nach dem Motto: sehen und gesehen werden. Die Lounge war mit schwarzen Polstergarnituren an der Wand ausgestattet, welche den Blick aufs Publikum freigab. Davor standen kleine, aus Glas gefertigte, Tische, wo der Champagner in den mit Eis gefüllten Metallkühler bereitgestellt waren. In anderen Kühler auf den Tischen waren noch andere alkoholische Getränke und Softgetränke, die nur darauf warteten, die Stimmung zu heben. In kleinen Glasschalen standen auch kleine Snacks bereit. Einige Gäste in der VIP waren schon fleißig die Party am Genießen und sich gutgehen zulassen, als Brandon und Daisy dazu stießen. „Hey Brandon.“, Damon kam mit seiner Begleitung zu den Ankömmlingen und die Herren begrüßten sich mit ihrem Handschlag, „wer hast Du den da mitgebracht?“.

„Hey Damon, das ist Daisy. Daisy darf ich vorstellen, Damon Metthwes.“.

„Hallo Damon, freut mich Dich kennenzulernen.“, Daisy begrüßte Damon mit zwei Wangenküsschen.

„Hallo Daisy, freut mich auch. Das ist Carla Steiner. Damen, entschuldigt ihr uns für einen Moment?“. Mit einer Kopfbewegung forderte Damon seinen Freund auf, ihn in einen der abgetrennten Räume zu folgen. Weil schon bald der Dreh startete, wollten sie in Ruhe noch gewisse Details besprechen. Doch auch die Neugier brannte unter Damons Nägel, warum nun eine Daisy und nicht Olga an diesem Abend Brandon begleitete.

Brandon und Damon zogen sich ins Séparée zurück. Damon lief zur Anrichte und schenkte sich und Brandon einen alten Whisky ein und reichte ihn Brandon. „Da, alter Junge. Sag mal, wo hast Du den die wieder aufgegabelt?“, lachend stieß Damon mit Brandon an.

„Ach, sie wollte sich als Rolle der Emily bei mir vorstellen. Vom Aussehen kann man ja definitiv nichts sagen, aber mein Gott, sie kann keine zwei Sätze behalten. Geschweige sich in die Rolle versetzten und authentisch rüberzubringen. Ich sage Dir, eine reine Katastrophe.“, Brandon nahm sich eine Havanna und zündete diese an, nachdem er die Zigarre vorbereitet hatte. Damon machte es sich schon im schwarzen Ledersessel bequem und grinste Brandon von der Seite aus an, „Dann hast du Dir gedacht, wenn sie es da schon nicht bringt, dann vielleicht im Bett?“

„Das kann ich Dir noch nicht sagen. Ist aber gerade auch nicht relevant. Ich benötigte auf die Schnelle einen Ersatz für heute Abend und habe sie mitgenommen. Mit ihr kann ich mich zeigen lassen, sie sieht ja ganz akzeptabel aus.“ Wie immer sprach Brandon in einem gleichgültigen Ton, wenn es um Frauen ging.

„Gut, da hast Du recht. Ich find, sie ist ’ne heiße Schnitte, aber die hellste Kerze auf der Torte ist sie wohl eher nicht.“

„Das muss sie auch nicht sein. Ist ja nur zu meinem Zeitvertreib gedacht, mehr nicht.“ Genüsslich zog Brandon an seiner Zigarre, bevor er den grauen Dunst in den Raum blies.

„Und was ist mit dieser, ach sag schon, wie hieß sie …“.

„Meinst Du Olga?“, Brandon winkte ab, „die ist seit heute Geschichte. Hab mich ja nicht mehr um sie gekümmert, Anrufe ignoriert und so weiter. Kennst es ja, da ist sie heute im Studio vorbeigekommen und hat mir tatsächlich die Schale meiner Tante an die Wand geknallt.“ Brandon lachte laut darauf los und hob das Glas, um seine Taktik zu lobpreisen.

„Du alter Hund, hast sie schön dazu gebracht selbst zu gehen.“, Damon hob ebenfalls das Glas, um erneut mit seinem gewichsten Freund anzustoßen. Ein klares Klirren war von den Kristallgläsern daraufhin zuhören.

„Genau, und dazu hat sie das hässliche Ding zerstört und ich muss es mir nicht länger anschauen. Und da ich Daisy schon in der Pipeline hatte, konnte ich meine Begleitung für heute kurzum austauschen.“

„Ist ja auch nichts Neues bei Dir, dass Du Mehrere am Start hast.“ Da sein Freund ihn gerade nicht anschaute, konnte Damon seine Augen rollen.

Die Männer genossen ihre Zigarre mit dem Whisky weiter und besprachen noch einige Details für den ersten Drehtag des neuen Filmes – Hinter dem Schleier. Das Drehbuch stammte aus den Federn von Damon, welcher aus einer renommierten Familie aus New York stammte. Sein Vater war Chefredakteur bei der New York Times und seine Mutter organisierte Charity für alles Mögliche, doch hauptsächlich für Waisenkinder oder Obdachlose. Damon war das schwarze Schaf der Familie, obwohl er wie sein Vater an der Harvard Universität Literatur- und Sprachwissenschaft studierte, ging er lieber der Leidenschaft der Partynächte nach. Brandon und Damon trafen sich das erste Mal bei einer Vorlesung über strategisches-kreatives Schreiben und waren auf Anhieb auf gleicher Wellenlänge. Der Campus war im letzten Jahr an der Universität vor ihrem Jagdtrieb nicht mehr sicher und sie waren als Frauenhelden mittlerweile bekannt. Die Nächte wurden zum Tag, was den Eltern von Damon sehr schwer aufstieß. Jedoch Brandons Eltern haben sich überhaupt nicht für solche Problemchen, wie sie es nannten, gekümmert, weil die schulischen Leistungen von Brandon stetig auf höchstem Niveau waren. Bei Damon sah das schon etwas anders aus, denn die Partynächte zeigten sich bei ihm mit beträchtlichen Nachwirkungen, welche sich auf Damons Noten schlugen und der Ruf der Familie so auf dem Prüfstand stellte. Obwohl Damon immer im Schatten von Brandon stand, was seine Eltern anging, waren sie beste Freunde, welche wie Pech und Schwefel zusammenhielten und nichts auf den jeweils anderen kommen ließen. Brandon half mit der Zeit Damon bei den schulischen Angelegenheiten und schrieb hin und wieder sogar Arbeiten von Damon, wenn die Nächte ihn zu sehr in Mitleidenschaft gezogen haben. Dafür weihte Damon seinen noch unwissenden Freund ein, wie er die Damenwelt um den Finger wickeln konnte. Brandon war bis dahin ein eher zurückhaltender junger Mann, welcher sich nach seinen Leistungen bewertete, vor allem bemessen ließ. Obwohl er schon damals mit seinem Aussehen gesegnet war und die Blicke der Studentinnen auf sich zog, zählte für Brandon nur die Aufmerksamkeit seiner Eltern. Um diese zu erhalten, wusste Brandon, dass er dies nur mit hervorragender Leistung erreichen konnte. Damon hingegen war diese Anerkennung seiner Eltern regelrecht egal und strahlte lieber im schlechten Licht als den Anforderungen der Familie gerecht zu werden. Er genoss regelrecht den Ruf des Bösen Jungen und machte alles, um diesen zu schüren. Für Damon war es ausreichend, es nach Harvard geschafft zu haben und so der Familientradition zu folgen. Das Ziel jedoch von Brandon war, sein Examen mit Summa cum Laude zu absolvieren, was er auch mit Bravour erreichte. Dies brachte ihm eine gewaltige Wertschätzung seiner Eltern ein und er bekam damit den ersehnten Freipass, machen zu können, was er wollte.

„Na Mädels, habt ihr euch amüsiert ohne uns?“, Damon trat neben Carla und legte seine linke Hand auf ihre Hüfte und zwinkerte Daisy zu. Zögerlich nickte die verlegene Daisy, in ihrem Gesicht war zuerkennen, dass sie sich fragte, wo Brandon abgeblieben war. Es schien, wie er vom Erdboden verschluckt wurde, denn egal wo sie nach ihm Ausschau hielt, er war nirgends im Club zu sehen. Dem aufmerksamen Damon blieb die Suche von Daisy nicht verborgen, weswegen er sich ihr zuwandte, um das Verschwinden seines Freundes zu rechtfertigen.

„Brandon lässt sich entschuldigen. Er musste zu einem Notfall im Studio. Er hat mich gebeten, Dich nach Hause zu fahren.“, Damon küsste Carla auf die Wange, „wenn ihr so weit seid, können wir gehen. Oder möchtet ihr noch bleiben?“ Dir Enttäuschung sah man Daisy förmlich an, doch sie nickte wieder, „mir ist die Lust vergangen. Von mir aus können wir gehen.“

„Gut, dann bringen wir Dich nach Hause. Carla, kommst Du noch zu mir oder gehen wir zu Dir?“. Ein Popo Klatsch folgte sogleich auf seine Frage und Carla begann laut aufzulachen. Sie schmiegte sich an ihn und flüsterte ihm ins Ohr, „Lass und zu Dir gehen und uns unartige Dinge veranstalten.“ Ein verschmitztes Grinsen huschte über sein Gesicht, während er sich den weiteren Verlauf mit seiner Begleitung vorstellte. Schnell zog Damon seine aufreizende Carla an sich und nahm auch Daisy in den noch freien Arm. „Und Du Süße, magst nicht auch noch mitkommen?“. Damon zog Daisy noch näher an sich heran, doch abwehrend befreite sie sich aus seinem Arm und winkte dankend ab.

„Nein, habt ihr zwei Spaß miteinander …“

„Ach komm, ich teile ihn mit Dir, wenn Brandon Dich schon allein lässt.“, Carla stieß Daisy mit den spitzigen Nägeln in die Seite, um sie aufzufordern mitzugehen. Doch Daisy verneinte noch einmal und schlug das Angebot aus. In diesem Augenblick vibrierte ihr Handy in der Armani Handtasche, welche sich Daisy an ihren Arm gehängt hatte. Aus der Tasche gekramt, blickte sie auf den Text- Hey Süße, es tut mir leid, dass ich so rasch losmusste, ohne Dir Bescheid zu geben. Damon bringt Dich nach Hause. Ich mache es wieder gut. Brandon

Daisy verstaute ihr Mobiltelefon wieder, ohne auf die Nachricht von Brandon zu reagieren. Damon und Carla schauten sich wissend an, denn es war nicht das erste Mal, dass Brandon eine Frau einfach stehen ließ und sich mit einer fadenscheinigen Ausrede entschuldigte. Auch die Reaktion der Damen war meist dieselbe. Sie reagierten nicht auf diese Nachricht und waren nur noch enttäuscht. Die Ein oder andere ging dann doch mit ihnen mit. Gerade als Trotz, aber Daisy war eine, welche nur nach Hause wollte. Aus diesem Grund fuhr Damon sie auf dem direkten Weg nach Hause und nach einer Fahrt der Stille, verabschiedeten sie Daisy vor ihrer Haustür.

„Wie viele Male will Brandon noch dieses Spiel abziehen?“, Carla schaute Damon an, als sie allein waren.

„Ach Du kennst Brandon doch, und solang es zieht, warum soll er es nicht so machen?“. Damon zuckte mit den Schultern und schaute auf die Straße.

„Es ist doch echt immer dasselbe. Wird es nicht langsam langweilig. Morgen bekommt sie Rosen und sie wird dahin schmelzen, weil er sie zu sich einlädt und alles auffährt. Und wenn er wieder genug hat, lässt er sie fallen wie ’ne heiße Kartoffel.“

„Ja, das wird so sein.“, wieder zuckte Damon mit den Schultern.

Carla begann zu lachen und boxte ihn in die Seite, „Da bist Du mir 1000-mal lieber.“ Damon verstand, was gemeint war und stimmte ins Lachen ein, „Wir haben unseren Spaß, genießen die Zeit und jeder ist frei.“

„Genau.“, Carla lehnte sich entspannt in den Beifahrersitz, während sie aus dem Fenster in die Nacht schaute.

Damon galt zwar als böser Junge, jedoch war er immer von Anfang an direkt und ehrlich, dass er nichts Ernstes möchte. Da Carla da der gleichen Einstellung war, haben sie sich gefunden und teilten ihre Zeit, wenn sie wollten. Es war offensichtlich, dass sie eine Freundschaft Plus pflegten, wo die Regeln für beide geklärt waren. Damon verstand da Brandon nicht, warum er nicht den Damen von Beginn an sagte, was er wollte, sondern den Frauen Honig ums Maul schmierte und dann sie hängen ließ. Doch auch wenn er es nicht verstand, hielt er Brandon die Stange und redete ihm da nicht wirklich rein. Denn es wäre absolute Zeitverschwendung gewesen, da auch sein Freund über solche Dinge einfach nicht reden wollte. Obwohl Damon das wusste, nahm er es sich vor, morgen mit Brandon zu telefonieren und mit ihm zu reden. Damon schaute kurz zu Carla und war dankbar, dass er so eine Frau hatte, welche ihn begleitete, aber Null Ansprüche an ihn stellte.

Damon richtete wieder seinen Blick auf die Straße und sah plötzlich nachdenklich aus.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte ihn Carla, als sie Damons Blick sah. Sie kannte ihn schon zu gut nach all dieser Zeit und wusste, dass ihn was beschäftigte.

Erschrocken schaute Damon zu Carla, als er bemerkte, wie abwesend, er scheinen musste.

„Na ja, weißt Du, es geht mir einfach nicht aus dem Kopf wegen Brandon.“, Damon starrte wieder auf die Straße und setzte fort, „Er ist wie ein Bruder für mich und eigentlich ist es sein Ding, was er macht. Für mich stimmt es so, wie ich es lebe, aber bei ihm …“, Damon wurde still, weil er nicht wusste, ob er überhaupt darüber reden sollte.