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Lange verschollen – endlich wieder aufgetaucht: Der vermutlich weltweit erste Email-Roman! Er erzählt die Geschichte zweier Freundinnen, beide Journalistinnen, die durch die digitale Kommunikation über Tausende Meilen und über den Ozean hinweg in engem Kontakt bleiben. Denn echte Frauenfreundschaft kennt keine Grenzen und trotzt auch der schwächsten Internet-Verbindung! Wir schreiben das Ende der 1990-er Jahre. Das World Wide Web ist noch jung, die beiden Journalistinnen auch. Die Medienbranche hat ihre goldenen Zeiten bereits überschritten. Es herrscht ein gnadenloser Kampf um Aufträge und Honorare. Mariah Sternthaler hält auf der Redaktion der wichtigsten Schweizer Frauenzeitschrift "Hildi's" tapfer die Stellung. Unfähige Vorgesetzte, Zickenkriege, hirnrissige Themen sind ihr tägliches, karges Brot. Nadiah González Huber lebt mit ihrer Familie 6000 Kilometer entfernt in Boston in etwas prekären Verhältnissen, wie sie das Forscherleben ihres Gatten mit sich bringt. Um ihre Familie über die Runden zu bringen, ist sie auf die Schreibaufträge, die ihr Mariah vermittelt, angewiesen. Und Mariah kämpft wie eine Löwin gegen oft fast unmenschliche Widerstände für ihre Freundin und um ihr eigenes Überleben auf der Redaktion. Trotz der sozialkritischen Elemente, der psychologischen Einblicke in die menschliche Natur und der Abgründe, die sich dabei auftun, ist "SEND" in erster Linie ein Unterhaltungsroman. Mariah und Nadiah geben nie auf und verlieren nie ihren einzigartigen Humor und spenden einander Trost in schwierigen Zeiten. Sie tun das in einer Sprache, die ihresgleichen sucht. Sprachforscher haben darin die unterschiedlichsten Elemente gefunden (wie beispielsweise Bayrisch), die weniger mit der Herkunft der Protagonistinnen als mit ihrer unerschöpflichen Fantasie zu tun haben. In einer Welt, die sie nicht versteht, schaffen sie ihre eigene, gemeinsame Sprache, die ihrem Email-Austausch eine spielerische und authentische Aura verleiht.
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INHALTSVERZEICHNIS
"IM HERZEN SIND MIR ALLE BLOND."
INTRO
WHO IS WHO - WHAT IS WHAT
WAS BISHER GESCHAH
1998
1999
2000
WAS DANACH GESCHAH
Mariah oder vielleicht auch Nadiah
Für Ruedi, Franz und Pepito - auf dass wir alle endlich reich werden. -NGH
Für Marlon und Leila - auf dass wir alle endlich berühmt werden. -MS
Lange verschollen – endlich wieder aufgetaucht:Der vermutlich weltweit erste Email-Roman!
Er erzählt die Geschichte zweier Freundinnen, beide Journalistinnen, die, vom Schicksal getrennt, durch die digitale Kommunikation über Tausende Meilen und über den Ozean hinweg in engem Kontakt bleiben. Denn echte Frauenfreundschaft kennt keine Grenzen und trotzt auch der schwächsten Internet-Verbindung!
Wir schreiben das Ende der 1990-er Jahre. Das World Wide Web ist noch jung, die beiden Journalistinnen auch. Die Medienbranche hat ihre goldenen Zeiten bereits überschritten. Es herrscht ein gnadenloser Kampf um Aufträge und Honorare. Mariah Sternthaler hält auf der Redaktion der wichtigsten Schweizer Frauenzeitschrift „Hildi’s“ tapfer die Stellung. Unfähige Vorgesetzte, Zickenkriege, hirnrissige Themen sind ihr tägliches, karges Brot. Nadiah González Huber lebt mit ihrer Familie 6000 Kilometer entfernt in Boston in etwas prekären Verhältnissen, wie sie das Forscherleben ihres Gatten mit sich bringt. Um ihre Familie über die Runden zu bringen, ist sie auf die Schreibaufträge, die ihr Mariah vermittelt, angewiesen. Und Mariah kämpft wie eine Löwin gegen oft fast unmenschliche Widerstände für ihre Freundin und um ihr eigenes Überleben auf der Redaktion.
Trotz der sozialkritischen Elemente, der psychologischen Einblicke in die menschliche Natur und der Abgründe, die sich dabei auftun, ist „send“ in erster Linie ein Unterhaltungsroman. Mariah und Nadiah geben nie auf und verlieren nie ihren einzigartigen Humor. Immer wieder ermutigen die beiden Freundinnen einander und spenden einander Trost in schwierigen Zeiten. Sie tun das in einer Sprache, die ihresgleichen sucht. Sprachforscher haben darin die unterschiedlichsten Elemente gefunden (wie beispielsweise Bayrisch), die weniger mit der Herkunft der Protagonistinnen als mit ihrer unerschöpflichen Fantasie zu tun haben. In einer Welt, die sie nicht versteht, schaffen sie ihre eigene, gemeinsame Sprache, die ihrem Email-Austausch eine spielerische und authentische Aura verleiht.
„send“ zeigt auf einzigartige Weise, wie das Internet Nähe schaffen kann, selbst wenn Kontinente dazwischenliegen. Und dass Frauenfreundschaft alle Widerstände überwindet. Jawoll!
Mariah Sternthaler - das schweizerische Goldküstenkind hat es trotz verschiedener Versuche nie geschafft, eine RICHTIGE Arbeit zu finden - und ist deshalb bald schon seit Jahrzehnten beim „Hildi’s“
Nadiah González Huber - das spanische Gastarbeiterkind hat sich kraft eigener Kraft bis an die Spitze hochgearbeitet: Kindergarten-Primarschule-Gymnasium-Uni-Redaktion des "Hildi's"
Marlon Grüter: Architektengatte von Mariah
Leila: Mustertochter von Mariah, Baujahr 1991
Ruedi Huber: Forschergatte von Nadiah
Franz: Erstgeborener von Nadiah, Baujahr 1995
Pepito: Zweitgeborener von Nadiah, Baujahr 1997
"Hildi's": führende Schweizer Frauenzeitschrift, leidet unter wiederholten unausgegorenen Neulancierungen, die niemand zur Kenntnis nimmt, und kranken Chefredaktorinnen, die meistens auch niemand zur Kenntnis nimmt
Karma-Karla, auch KK genannt: stellvertretende Chefredaktorin beim "Hildi's", denkt immer mit und würde am liebsten alles selber schreiben, kommt aber vor lauter Arbeit leider nicht dazu
Blumen-Barbie: Liebt alles Lebende und fühlt sich auf der Redaktion entsprechend unwohl
Langhaar: die einstige Dentalhygienikerin hat den reibungslosen Sprung in den Journalismus geschafft und ist dazu mit einer blonden Mähne gesegnet
Sven: Grafiker, der seltenen Sorte, die nur karierte Hemden trägt und erst noch immer das gleiche
Nihil: Junge für alle digitalen Fälle, keiner weiss, was sein Job ist, also geben ihm Mariah und Nadiah einen
Schorsch: Fitnesscenter-Besitzer, der freitags immer die Korken knallen lässt
Elvira Rubel: Starschreiberin beim "Hildi's", die dreimal mehr als Mariah und Nadiah und zweimal mehr als ihr zusteht, kassiert
Gian-Carlo Calzone: ehemaliger Chefgrafiker vom "Hildi's", extrem begabt, so Mariah
ADi: ebenfalls ehemaliger Art Director, sprich Chefgrafiker vom "Hildi's", extrem begabt, so Nadiah
Miggy: Beauty-Redaktor und Basler, beliebtester Mann im Haus, weil alle Kosmetikmüsterchen bei ihm landen
Waltraut: deutsch- und auch sonst -stämmige Moderedaktorin, seit 1945 bei "Hildi's"
Bastel-Gerda: weiss als Kreativ-Redaktorin aus einem Metallkleiderbügel eine Lampe zu zaubern
Die Erbin: reiche und grosszügige Freundin von Mariah
Smartie: Metzgermeister von Ötwil und Schwarm von Mariah
Die Kurze: Chefredaktorin des "Hildi's", entweder krank oder am Zügeln oder dann wieder krank vom vielen Zügeln
Wolf Meier: oft kopierter, nie erreichter Ex-Chefredaktor des "Hildi's"
WoZ-Vanja: kompetente, investigative Journalistin, sozusagen die Perle, die immer vor die "Hildi's"-Säue geworfen wird
Der Däne: hühnenhafter Schwarm der kurzen Nadiah
Die Affentranger: Starkochredaktorin des "Hildi's"
Irene: herrscht knallhart über die Kursabteilung beim "Hildi's", aber ihre wirkliche Liebe gilt dem Cabaret
Dr. Häutler: Guru auf dem Gebiet der Pickelbehandlung
Tschüge: leicht unentschlossener Verlagsleiter des "Hildi's", stets zum Kurswechsel bereit und wenn er ihn die letzte Abonnentin kostet
Fröllein Emsich: stellvertretende Chefredaktorin des "Hildi's", ist besserwisserisch, unbegabt und einfallslos, kurz: total beliebt
Big Sista, auch BS: Ist nicht wirklich big und schon gar keine sista, sondern die neueste Version einer Chefredaktorin
Das Christel von der Post: eine Reggae-Seele schlägt in ihrer Brust, doch bis es mit dem Auswandern nach Jamaika klappt, muss sie sich noch im "Hildi's" abmühen
Tscharlie: unverschuldeter Erbe des "Hildi's"-Imperiums
"Cashual": prätentiöses Trendmagazin von kurzer Lebnsdauer
"Magma": Trendmagazin in den Achtzigern, witzig, gut, kultig, darum eingestellt
"The Waste Land": Epos von T.S. Eliot, keine weiss, was es soll, aber macht sich immer wieder gut für ein Zitat
Mariah Sterntaler und Nadiah González begegnen einander zum erstenmal in den späten Achtzigern als Anglistikstudentinnen an der Uni Zürich. Beide verbindet die Tatsache, dass sie sich auf T.S. Eliot's Epos "The Waste Land" keinen Reim machen können. Doch keine wagt es, die peinliche Stille, die beim Seminar herrscht, zu unterbrechen, und so bleibt es vorerst beim Augenkontakt. Etwas später, kurz nach dem 2. Golfkrieg, bringt sie das Schicksal erneut zusammen, als sich Nadiah bei "Hildi's", der führenden Schweizer Frauenzeitschrift, bewirbt. Mariah gehört bereits dem Redaktionsteam an und legt bei ihrem Boss ein paar gute Worte (O-Ton: "Die kann schaffen, das garantier ich dir.") für die ehemalige Studienkollegin ein, die darauf prompt die Stelle erhält. Im Redaktionsalltag kommen sich die beiden näher und entdecken trotz aller Unterschiede eine Gemeinsamkeit, die sich leider ewig halten wird und sie gerade deshalb nur noch enger zusammenschweisst: Beide sind überqualifiziert und unterbezahlt.
Ihre Freundschaft hält Beförderungen (Nadiah, 1993), Lohnerhöhungen (Mariah, 1994), Wirtschaftskrisen, Eheschliessungen und Geburten der Kinder stand. Chefredaktoren und -Redaktorinnen, Neukonzepte und Relaunches kommen und gehen, Mariah und Nadiah bleiben - jahrelang. Ihre Beziehung erlebt jedoch einen grossen Schlag, als Nadiah 1996 ihrem Gespons in die USA folgt, wo dieser als Forscher zu forschen gedenkt. Dank Mariahs Aufträgen arbeitet Nadiah nun als Freelancerin für "Hildi's". Mit sauteuren Telefongesprächen und verschlüsselten Faxen, die die halbe Redaktion einsehen kann, halten die beiden den Kontakt zueinander aufrecht. Nadiahs sporadischen Besuche in die Schweiz arten in Ess- und Trinkgelagen aus, denn Mariah lässt die Töpfe dampfen und die Korken knallen. Doch mit dem Aufkommen von Email tritt ihre Freundschaft in eine neue Phase ein.
Nadiah an Mariah (1.4.1998)
Re: Hallo?
Dear Mariah
Bist Du da? Hallo?!
Nadiah
***
Nadiah an Mariah (2.4.1998)
Re: Halllloooo?
Mariah
Mensch, Gind, wo bist Du? Liest Du mir???
Nadiah
***
Nadiah an Mariah (3.4.1998)
Re: Himmelarsch!
Mariah
Mei, was is los? Ich komm nicht zum Du. Ist doch alles Scheisse, so mit Internet und so. Einzig auf die mechanische Schreibmaschine ist Verlass. Ist doch wahr!
Nadiah
***
Mariah an Nadiah (7.4.1998)
Re: Da bin ich!
Mensch, Nadiah, wir hatten doch drei Dage lang keinen Strom auf der Redaktion, weil eine Modetussi die Carmen-Wickler ausm '69 an die Steckdose angeschlossen hat, so dass es gleich einen Kurzen gab. Aber patent wie hier alle sind, ist der Schaden schon wieder behoben.
Ich hoffe, Du kriegscht mei Message
Mariah
***
Nadiah an Mariah (7.4.1998)
Re: I love Email
Dear Mariah
Des Internet is scho a feine Sachen, gell?! Des geht zag-zag und ischt dodal privat, im Gegensatz zum Fax, wo die Tanten auf die Redaktion wie die Hyänen tagelang drauf lauern. Egal, ob’s sie was angeht oder nicht.
Also, gell, der Ruedi versucht als nächstes, ein Bild vom Pepito zu scannen, weil sonst glaubst Du mir nicht, dass mein Jüngster da is. Ich weiss doch, wie die Leut vom rechten Züriseeufer sind - misstrauisch bis zum Bach runter.Gelle, im Julai kommen wir wieder mal in die Schweiz, wenn de was echt Amerikanisches wie Schnallen von Schanell willst, dann lass es mich ungeniert wissen. Inzwischen schreibe ich fleissig am Artikel "Mutti, geh Du nur auf die Schönheitsfarm, wir schmeissen den Haushalt schon alleine" und lerne, wie immer, Unmengen für mein eijenes Leben. Und dafür wird’ ich noch bezahlt? Zum Glück nicht viel, sonst wär’s mir irgendwie auch nicht ganz recht.
Herzliche Küsse
Nadiah
PS: Ich hab’ übrigens den Oscar auch dieses Jahr nicht bekommen. Mist!
***
Mariah an Nadiah (8.4.1998)
Re: Happy Ischter
Hallo Nadiah
Ja wirklich, des Nett, des isch dodal goil, und a Freude isch es zudem jedesmal, wenn ich mein ansonschten arschkalt geschteiltes Büro (Du weisst ja, USM Haller Möbel und so) betrete und gleich auf meinem Hyper-High-Tech-Computer a Nachricht finde von jemandem, der es gud mit mir meint.
Jaja, auf den Julei, da freuen wir uns, schon nur, weil dies der endgültige Beweis sein wird, das der Pepito zwar einen Namen hat, der schwer nach fremden Zungen klingt, aber nicht wie ein Amerikaner aussieht, sondern wie ein Hiesiger.
Und auf das gescännte Bild sind wir ja schwer geschpannt. Ist er schön wie Muttern, klug wie Vattern und scharmant wie der äldere Bruder? Und ist er vielleicht was für die Leila, die, wenn sie nach ihrer Mutter schlägt, bestimmt auf den mediterranen Düp abfährt? (Ein paar Jahre mehr oder weniger spielen ja ab Dreissig keine Rolle mehr, gell, und sie ist vielleicht ja mal eine gude Partie - bei meinem Lohn!!!)
Nun muss ich aber wieder schleunigst an die Arbeit, wo ich mich lang und breit über die alternative Verhütung auslasse (für Euch kinderreichen Südländer ja vorläufig kein Thema) nach dem Motto "Vatikanisches Roulette". Des "Cashual" hab’ ich Dir geschickt, vielleicht ist es eine Rarität, bis es bei Dir ist, weil’s die erste und einzige Ausgabe ist. Nun denn, machs gut, meine Schöne.
Yours, Mariah
PS: Wer interessiert sich denn für den Oschkar, des ist doch was fürAnalphabetinnen mit Oberweite und Blondhaar, den könnten wir höchstens bekommen, wenn man uns zu einer Tussi klonen würde. Was unserem Intellekt entgegenkommt, ist der Pulitzer Preis, und der is doch dieses Jahr noch gar nicht vergeben. Also dann, Mutti, spitz Deinen Füller und gib Dein Beschtes!
***
Nadiah an Mariah (12.4.1998)
Re: Prost!
Teure Mariah
Ich hoffe, Du hattest schöne Ostern, viele Hasis und sonstige Leckereien. Hier halten Sie ja nicht einmal den Karfreitag ein, diese Heiden! Supermärkte, Videotheken, alles ist offen. Und den Ostermontag kennen die nicht einmal vom Namen her. Da der Ruedi aber nicht von hier ist und obendrauf noch katholisch, hat er am Freitag dennoch eine Stunde früher Schluss gemacht. Ja, so isser, mein Ruedi, dodal egschdrem. Zum Glück geht er morgen (also am Montag) wieder arbeiten. Wir wollen doch als "aliens" nicht unangenehm auffallen.
Du, Danke für das "Cashual". Bin schon gespannt, wie ein trendiges CH-Magazin denn so aussieht und wer es denn so kaufen sollte. Weiss noch gut, wie Du und ich dereinst die Einzigen waren, die für das "Magma" Bares am Kiosk liegen gelassen haben. Also, was den Pulitzer-Preis betrifft, schicke ich dieses Jahr glaub ich den Text über die heilende Wirkung des Backens ein, weil, der ist kurz und dennoch immens profund und dadurch wieder universell. Und was schickst Du ein? Du hast ja eine Menge zur Auswahl - mit den Jahren wirst Du nämlich nicht nur älter, sondern auch noch produktiver. Pass mal auf, Girlie, bald musst Du bei Deinem Output freelancen, Du willst ja nicht ausgebeutet werden. Aber eben, wenn der Pulli-Preis erstmal auf Deinem Tisch steht, dann sagst Du, was Sache ist.
Inzwischen sei herzhaft umarmt mitsamt Deiner Sippe
Nadiah
***
Mariah an Nadiah (14.4.1998)
Re: After Ischter
Hallo Nadiah, meine Beschde
Oschtern sind jetzt ja glücklicherweise vorbei, und damit auch die Ehekrisen, Depressionen, Zänker- und Völlereien. Ich hoffe, auch Du hascht Deinen Teil an den Schokohasen und am obligaten Familienkrach abgekriegt und kannst jetzt, wie wir alle es tun, wieder zur Tagesordnung übergehen, wie wir Militaristinnen sagen. Jedenfalls freut es mich, dass ich ein Email von Dir aufm Compi hab’, wo doch sonscht weit und breit nix Erfreuliches in Sicht ist. Die Karma-Karla hat wie üblich sämtliche Degschte, die ich in dieser Woche einholen und abgeben muss, zum Teufel geschickt, was mir wiedermal ein paar Nachtschichten einbringt, weil ich ja die Einzige bin, deren Degschte vor ihrem geschtrengen Auge Gnade finden (und das bei 90 Prozent Arbeitspensum und dem bisschen Lohn - bin ich nicht einfach saublöd?).
Jedenfalls lupft's mir jetzt bald den Hut, wenn ich daran denke, was die anderen so tun in dem Laden. Das Blumen-Barbie betreut alle Schaltjahre mal eine Wohnreportage und braucht dann, total gestresst, mindestens zwei Wochen Ferien. Das Langhaar liegt bald schon in den Wehen, und der Rest tut eh nix als wichtig. Du siehst, es hat sich kaum was geändert. Und kommt noch dazu, dass der Sven auch noch im Tessin (jaja, manchmal ist er ein richtiger Simpel) weilt und deshalb sogar die männliche Schulter zum Ausweinen fehlt. Zum Glück hab’ ich ja noch Dich, Du Klagemauer, Du Gilet zum Reinrotzen.
Apropos: Wann hascht Du Deine Schtori von den Müttern, die immer die Doofen sind oder so ähnlich, pfannenfertig bzw. emailaufbereitet? Ich bin geschpannt, weil aus unseren Degschten kann man ja immer noch was lernen, gell?
Nun denn, alles Gute und CU aufm Net
Mariah
***
Nadiah an Mariah (17.4.1998)
Re: Muddah Deresah lebt
Mensch Mariah
Pass auf, dass Du nicht zum Börnaut-Fall wirst, mit die viele Arbeit und so. Was haben denn die immer auch zu motzen, möcht ich ja gern mal wissen. Is ja klar, dass nicht jeder und jede wie unsereins Fast-Pulitzerin schreiben kann, aber es kann ja auch nicht jeder und jede so gut und schnell lesen wie wir. Wenn Du verstehst, was ich meine, im Gegensatz zu mir. Also, ich hab’ mich in den cellulitischen Hintern (bin sowas von deprimiert) gekniffen und den Text von die Muttis fertiggemacht (liegt diesem Email als Attachment bei). Bin dafür auch ganz schön fertig. Ich hab’ das Unmögliche versucht, nämlich einen optimistischen Text zu verfassen, der auch handfeste Tipps enthält, und ich hoffe schwer, dass es mir gelungen ist. Die Rechnung folgt wie immer später per Fax.
Du, sag amal, darf ich zur Belohnung wieder mal eine Kolumne schreiben? Hab’ noch keine Ahnung worüber - vielleicht über die Wut im Ranzen oder so. Wenn nicht, dann muss ich mich beim RTL melden, wo der Bruder von der Linda de Mol so eine Armutsshow steigen lassen will. Wenn Du gewinnst, werden alle Deine Schulden übernommen plus Du kriegst eine lebendige Ziege, wenn nicht, weiss das ganze Land, dass Dir nicht einmal Deine Unterhose gehört. Bitte lass es nicht so weit kommen.
Aber hetz Dich nicht ab, hast ja auch so schon genug am Hals, und ich meine damit leider nicht Preziosen.
Herzlichste Grüsse
Nadiah
***
Mariah an Nadiah (17.4.1998)
Re: Mutter Nadiah auch
Hallo Nadiah, du Mutter zweier Söhne
Was sind sie nicht niedlich, Deine zwei Kleinen. Der Franz sieht ja schon fast aus wie richtig, und der Pepito ist wider Erwarten tatsächlich ein Hiesiger - so was sehe ich sofort.
Dein Mutti-Artikel ist super angekommen und auch dem gestrengen Auge der KK kein Dorn im Auge, wie die Poetin sagt. Jedenfalls erscheint er bald, und zum Dank darfst Du auch wieder eine Kolumne schreiben. Thema nach freier Wahl, aber vielleicht gibst Du mir ein Email von wegen Thema schon gebracht etc.
Übrigens: Wer ist die schwarzhaarige Schönheit, die sich so lasziv neben Deinen Ruedi geräkelt hat auf dem Foto? Von einem spanischen Opär hast Du mir noch gar nichts gesagt. Oder bist Du das gar am Änd selbst?
Nun denn, ich geh ins Wochenende, der Schprudel steht schon kalt und der Marlon in den Startlöchern. Mach's gut, grüss mir alle, und wenn es mir gelingt, dann scänne ich auch eine von unseren Fotos übers Net, vielleicht dasjenige, wo sich Leila und ich beim Brillen-Kalle als Model beworben haben, wo doch seine Muse, das Schiffer Claudia einem kaputten Airbag zum Opfer gefallen ist.
Tschüssi
Mariah
PS: Für den Pulitzer-Preis schlage ich vor, dass Du Dir einen Nachmittag Zeit nimmst und unsere Email-Korrespondenz aneinanderhängst. Das Ganze verkaufen wir dann als Roman unter dem Titel "Dear Nadiah" oder so. Für die Filmrechte bist Du zuständig, meine Rolle kann ja vielleicht die mit den Lämmern schweigt übernehmen, Deinen Part würde ich der Julia Roberts geben, weil die sieht auch mit Zahnschpange noch gut aus, wo sie doch so einen kleinen Mund hat, gell? Der Marlon will vom Nöldi gespielt werden, und Deinen Ruedi kann vielleicht ein Intellektueller wie Tschonni Depp oder Patrick Schweissi oder so übernehmen. Die Kinder spielen ihre Rolle selber, denn irgendwann müssen sie ja berühmt werden. Denk' drüber nach, und lass' Dich nicht mit den Tantiemen übers Ohr hauen.
***
Mariah an Nadiah (21.4.1998)
Re: Say who?
Hallo Nadiah
Nur ganz kurz: Wer ist die Patricia Mahlstedt, die Du in Deinem Mutti-Degscht erwähnst? Ist sie schön, ist sie gar blond, berühmt oder was immer? Im Ernscht: Ich will wissen, wo sie lebt, arbeitet, wirkt, ihre Brötchen bezieht, kurz: Red' doch mal Klartext! Oder soll ich ihr einfach eine ficktive Existenz andichten, so à la "die Rosenheimer Psychologin P.M." oder "die Psychologin von der Uni Schwäbisch-Gmünd Patricia M."? Sag’s nur, ich mach das total. Also was?
Gruss
Mariah
***
Nadiah an Mariah (21.4.1998)
Re: The Who
Dear Mariah
Also, die Pätti in meinem Degscht ist eine ziemlich bekannte Psychologin aus Houston, Texas. Berühmt geworden ist sie vor allem durch ihre Arbeit mit unfruchtbaren Paaren (die haben ja keine Ahnung, was sie verpassen), die sie psychologisch betreut. Übrigens findet die Pätty, dass, wer ein Kind um jeden Preis haben möchte, nicht gestört, sondern dodal normal ischt. Konnte allerdings nicht in Erfahrung bringen, ob sie selbscht Bälger hat oder was.
Ich hoffe, damit gedient zu haben und grüsse aus der Diaschpora
Nadiah
***
Nadiah an Mariah (23.4.1998)
Re: Kolumne, karamba
Liebe Mariah
Ich hab’ über die Themen für die Kolumne gebrütet, bin aber noch unentschlossen, einerseits lockt mich ein Text über
blödsinnige Statistiken, mit denen man jeden Scheiss belegen kann und die die hirnrissigsten Zusammenhänge erstellen;
andererseits, brennt mir auch ein Diskurs zur
Verpsychologisierung von Wut. So von wegen, wenn man totalhässig ist, ist das schlecht, aber wenn unter dem Syndrom "als Kind immer gehänselt und nie gestreichelt und deshalb immer hässig" leidet, dann ist das ok
unter den Nägeln.
Ist eins dieser Themen etwa schon in der Mache? Ich hoffe schwer nicht.
Servus, meine Teure & hab’ ein schönes Wochenende (gehst Du noch zum Schorsch einen heben, und ich meine damit nicht etwa Gewichte?)
Nadiah
***
Nadiah an Mariah (23.4.1998)
Re: Happy Birthday, Leila
Liebe Leila
Aus dem fernen Amerika wünschen wir Dir das Allerbeste (sprich Juwelen, Geld, Schokolade und viel Spielzeug) zum Geburtstag! Bleib auch im nächsten Lebensjahr gesund, klug und schön.
Viele feuchte Bussis
die zwei Bostoner Verehrer Franz & Pepito
***
Mariah an Nadiah (24.4.1998)
Re: Another one
Hallo Nadiah, meine Beschde
Herzlichen Dank für die Gratulationen Deiner beiden Süssen. Leila hat sich sehr gefreut (auch wenn ihr Geburi erst in einem Monat ist, weil sie ist doch ein Maienkind). Aber trotzdem - Deine beiden haben wenigstens daran gedacht, während sie, in schnöder Ignoranz, ihren fernen Franz einfach kalt lächelnd vergisst, keine Geschenke und nicht mal ein kurzes Häppi Börsdei über den Teich schickt. Na ja, so sind sie eben, die Weiber.
Besten Dank auch für die Info betr. Pätty. Die KK, die Gute, will es halt immer ganz genau wissen.
Und nun die schlechte Nachricht: Seit Anfang Jahr gibt es für das "Thema" nur noch 800-900 Franken, und das bar Kralle, also ohne Cüpli-, Taxi- oder andere Schpesen. Ich hab’ mich einfach nicht getraut, es Dir zu sagen, und jetzt schickst Du wiederum eine Rechnung (dann noch im Doppel - man weiss ja nie) über 1100 Franken, und ich kann es Dir einfach nicht mehr länger verschweigen. Ich werde bei der Zahlstelle zwar das Beste für Dich tun, aber mehr als eine Kiste (also 1000 Franken) werde ich kaum rausholen können. Sag' mir aber, wenn ihr deswegen nicht mehr warm essen könnt, dann geh ich mit der Büchse durch unsere heimische Redaktion. Wär' doch gelacht, wenn wir nicht mindestens 15.75 Franken oder so zusammenbringen würden!
Die Kolumne zum Thema Statistik kannste voll bringen (war auch meine Idee, aber ich lass' Dir vorerst freie Hand, auf dass mir noch was anderes einfällt). Nun denn, herzliche Grüsse an alle und macht's gut.
Tschüss
Mariah
***
Nadiah an Mariah (27.4.1998)
Re: Hirni grüsst
Mariah, Liebe
Sorry wegen die Leila. Es ist schlimmer als Du denkst: Ich hab’ mich nicht einfach im Geburi-Datum geirrt, ich dachte vollen Ernstes, es sei Mai! Echt!! Ich sage Dir, seit ich den Pepito auf diese Welt gedrückt hab’, geht in der Oberstube nicht mehr viel. Ob es wohl mit dem Stillen zu tun hat, von wegen, das bisschen Hirni geht noch ab durch die Bruscht? Apropos Stillen: Der Pepito weigert sich beharrlich, die Flaschen zu nehmen (wenn man bedenkt, dass man sie später kaum noch loseisen kann). Er ist halt im Gegensatz zum Franz a wahrer Konässöhr.
Doch Schluss jetzt mit dem Geklöne und weiter mit dem Fröhlichen:Weniger Geld für die gleiche Arbeit - aber immer! Du kennst mich doch. Ich bin doch die, die Woche für Woche eine Leute-Seite für 27.35 Franken und ein paar Briefmarken auf die Beine gestellt hat. Es war immer noch zu teuer, und deshalb wohl wurde die Seite eingestellt...
Nee, im Ernst, gut find' ich's natürlich nicht. Um ehrlich zu sein, finde ich es richtig Scheisse. Ist wahrscheinlich auch nicht so einfach für Dich, all Deinen MitarbeiterInnen die frohe Kunde durchzugeben.
Vielen Dank, dass Du Dich noch für meinen "Mutter, was bin ich nicht doud"-Artikel einsetzt. Aber nicht, dass sie Dich deswegen noch auf der Latte haben. Sind sie denn nicht zufrieden mit dem Inhalt des Ratgeber-Themas? Hast Du immer noch rölativ freie Hand? Sag nur, wenn sie Dich blagen, gell?!
Also, das mit der Kolumne ist gebongt. Ich hoffe, die Preise hierfür haben sich halten können. Ist es nicht so, dass gewisse Leute wie die Elvira Rugel mehr bekommen? Also, ich finde, meine Texte sind ebenso gut und ebenso viel wert und wenn sie überhaupt gelesen werden, dann werden sie auch verstanden, weil sie haben ja total Händ und Füss.
Scheisse, immer dieses Geschwätz ums Geld. Ob Du's mir glaubst oder nicht, für Sekundenbruchteile denke ich doch manchmal tatsächlich, ich wäre viel lieber reich geboren, dann könnte ich uns beiden diese Peinlichkeiten ersparen. Wir würden essen und trinken wie die Fürstinnen, dann beim Kalle Lagerfeld und seinen hippen Brüdern shoppen wie blöd, dann in die Massage und Pediküre und so und so, und dann des Abends wilde Parties feiern oder auch Salon halten und junge (aber nur schöne) Künstler fördern, die wir ab und zu auch auf unsere Karibikinseln (Plural!) einladen würden.
Im nächsten Leben mache ich alles anders.
Sei herzlich gegrüsst. Arm sein ist keine Schande, nur einfach lästig.
Nadiah
***
Mariah an Nadiah (5.5.1998)
Re: In Erwartung?
Hallo Nadiah, meine Gebärfreudige
Welch Schrecken fährt mir durch meine morgendlichen Knochen. In Deinem Brief schreibst Du "In Erwartung"? Wie darf i des verstehen? In Erwartung des Pulitzer Preises? In Erwartung einer Reaktion meinerseits auf Deinen Brief (Wo nimmst Du nur die Kohle für das Porto her?), beispielsweise in Form eines Geschenggs? Oder gar in Erwartung einer weiteren Frucht? Kann es sein, beschde Nadiah, dass Du den Zusammenhang zwischen Du-weisst-schon-was und eines sich wölbenden Bauches nicht richtig verstanden hast? Oder zahlen die in Amerika ab drei Kindern was ans Benzin? Bitte, lass mich nicht weiter im Unklaren!
Gruss
Mariah
PS: Das Langhaar vom Nachbarbürotisch hat übrigens am 2. Mai geworfen. Das Kind heisst Wilhelm, die Mutter lebt, und sonst weiss ich gar nichts.
***
Nadiah an Mariah (12.5.1998)
Re: Kack
Dear Mariah
Du weisst ja, dass ich dodal sinnlich bin, aber doch kein Garniggel. Ich weiss inzwischen nimmer, was ich beim Verfassen meines Briefes erwartet hab’, aber inzwischen dürfte es auch schon weniger sein, weil mit jeder Minute wird man doch erwachsener und damit auch desillusionierter. Hier dennoch eine gude Nachricht: Kaum zu glauben, aber nach nur 3 Jahren und 1 Monat geht der Franz jetzt aufs Töpfchen, nachdem ich dem Kind beim letzten Kackewickeln unmissverständlich zu verstehen gegeben hab’, dass ich ihn zum Fenster raus schmeisse, falls er mir so eine grausame Bescherung nochmals antut. Ich sage Dir, Babykacke ist ok, aber halbpubertäre Kacke ist ärger als Nervengas.
Apropos Nerven: Anbei noch die Kolumne. Ich hab’ das Thema etwas abgewandelt und hoffe, dass das dennoch ok ist. Zwar bin ich von einer Statistik ausgegangen, die auch ziemlich deppert ist, aber der Text handelt nicht eigentlich von Statistiken. Womit Du wieder Deine eigene Kolumne zum Thema schreiben könntest. Apropos Du: Ich finde das super, dass Du so viel und so gut schreibst. Auch die Illustrationen sind endlich des Inhaltes würdig.
Vielen Dank für das "Cashual". Ich hab’ mir das irgendwie etwas anders vorgestellt, irgendwie lässiger und nicht so prätentiös. Weiss auch nicht so recht, wer das lesen und verstehen könnte, wenn schon wir zwei, die wir doch könnten, nicht wollen. Aber eben, uns haben sie ja nicht gefragt, die Deppen. Apropos Deppen: In Amerika dreht sich momentan alles ums Viagra, Du weisst schon, des Potenzmittel für müde Männer (wäre vielleicht auch einen Artikel im "Hildi's" wert, des delikate Dhema).
Sei herzlichst gegrüsst & lass wissen, wenn Du was brauchst (Viagra inkl.)
Nadiah
***
Mariah an Nadiah (20.5.1998)
Re: Endlich!
Hallo Nadiah, Du Mutter eines Töpfchengängers. Des freut mich aber, und mir lacht des blonde Herz im Leibe, dass nun Dein Sohn endlich, endlich den Dopf entdeckt hat. Nun heisst es aber nochmal: Mutter, bleib hart, nämlich wenn der Kleine das S T E H P I N K E L N (ich kann des Wort kaum aussprechen bzw. schreiben) einführt. Da hilft nur ein resolutes: DIE BRILLE BLEIBT UNTEN! Du willst doch nicht schuld daran sein, wenn sich Gross-Franz eines Tages vor vollendete Tatsachen, sprich vor die Scheidung gestellt sieht, weil seine Angetraute die ewigen Pissspuren einfach nicht mehr erträgt. Ja, Du siehst, noch gibt es viel zu tun. Abrobos: Deine Kolumne find' ich dodal gut, und wo Du recht hast, da hast Du recht.
Nun muss ich noch den Kindersupergau sprich Geburi von der Leila vorbereiten gehen. Mein Geschenk, ein Schulthek, hab’ ich auch noch nicht, denn nach dem Abklappern von sämtlichen einschlägigen Geschäften musste ich feststellen, dass auch das nicht mehr is wie früher. Thek, nein danke, dann lieber eine Kischte mit Tragriemen und Sicherheitsleuchten und Pferdchen und Bärchen und allem möglichen und das Ganze in ansprechenden Lila-Pink oder Gelb-Giftgrün oder die dischkrete Version in Türkis-Rosa. Aber da muss ich als Mudda einer bald Erstklässlerin einfach durch. Und Du kennscht ja den Ausdruck vom gut gepackten Schulsack und so. (Als ob einen das weiterbringen würde, da sind wir zwei doch leuchtende Beispiele dafür, dass man trotz einem Haufen Büldung einfach nicht auf einen grünen Zweig kommt. Oder hast Du je eine müde Mark mit Deinen umfassenden Kenntnissen über „Dä Wäischt Länd“ verdient? Eben. Naja, wenigstens sehen wir super aus!)
Nun denn, seid umarmt Ihr Vier und lass' Dir den Dod vom Krank Sinatra, The Voice, nicht zu sehr zu Herzen gehen.
Und tschüss
Mariah
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Mariah an Nadiah (26.5.1998)
Re: Schon wieder ich!
Hallo Nadiah, du Gude
Lebscht Du noch, oder bist Du etwa des Schreibens nicht mehr kundig? Ich weiss schon, Du lebst, wie ich, ganz nach dem Motto "Trink um zu vergessen", aber doch nicht um zu vergessen, wie man lesen und schreiben tut. Falls es doch so sein sollte, kann Dir ja Dein Mann vorlesen. Also, den Kindersupergau, sprich Geburi haben wir hinter uns - und es war ein voller Erfolg. Ein Kind ist bereits nach fünf Minuten mit Mutti wieder gegangen, ein weiteres ist still und leise abgeschlichen und hat zuhause auf die abwesenden Eltern gewartet (das hat vielleicht Psychologie gekostet, das Kind wieder in unseren Garten zu locken). Die Schampaniervorräte sind innert null komma nix geschwunden, weil die holenden und bringenden Muttis sich sozusagen im Trinken abgelöst haben, und die Leila hat es sehr genossen. Sie hat haufenweise Strassenkreide bekommen (weil sie doch eine so begabte Malerin isch) und von mir einen Thek (pink, lila und rosa, aber wenigschtens in der guden alden Form und aus richtigem Leder). Sie freut sich auf die Schule (ist nicht gelogen, wirklich), und ich hoffe, sie hat da keine Probleme, weil sie is ja ein kluges Kind und die haben’s in der Schule meist schwer, ach.
Apropos: Wie gedeihen Deine beiden Süssen? Und kommt nicht bald die Schtunde der Wahrheit, sprich Eure Reise ins ferne Europa, wo wir endlich dem Pepito von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten können? Lass mich wissen, wenn Ihr hier seid, damit ich meine Beine enthaaren, ein paar Kilo abnehmen, den Schprudel kalt stellen und vorkochen kann, gell?
Nun mach's gut, küss' mir, was sich zu küssen lohnt, und meld' Dich doch bald mal wieder. Oder bist Du vielleicht mit einem reichen, attraktiven, grosszügigen und unsterblich in Dich verliebten jungen Mann unterwegs, der daran arbeitet, Dir die Welt zu Füssen zu legen, selber die Abwaschmaschine einräumt und nix lieber tut als verkackte Windeln zu wechseln? Jaja, schon gut, manchmal geht meine Fantasie mit mir durch.
Gruss
Mariah
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Nadiah an Mariah (28.5.1998)
Re: Boston calling
Helau Mariah
Ich hätt’ mich schon früher gemeldet, aber meine Freundin, die Sändy Zoikler war mit ihrer Partnerin hier. Zum Glück haben die beiden, die zusammen an die 12000.- Franken im Monat verdienen, nicht bei uns in der 3-Zimmer-Wohnung gehaust, sondern, wie es sich gehört, in der Lesbenherberge. Wir haben es lustig gehabt, aber eben, man kommt zu nixem.
Ich find das dodal dapfer wie Du da den Kindergeburi voll durchgezogen hast. Was macht man für seine Kinderchen nicht alles mit! Für mich selbst hab’ ich noch nie so viel Aufwand betrieben. Und wenn man manchmal die mickrigen Geschenke (vor allem die aus Übersee) genau unter die Lupe nimmt, fragt man sich schon, was soll das Ganze? Gut, dass Du eine richdige Dhek gefunden hast, aber welches Schwein echtes Rindsleder pink eingefärbt hat, möchte ich schon noch gern wissen. Wir sind umgeben von Barbaren - ich mehr als Du, glaub’s mir. Ich hoffe auch, dass der Leila die Schule gefällt, weil sonst ist Scheisse für Dich, von wegen jeden Abend Hausaufgaben alleine schreiben und so. Mutter sein ist ein verdammt einsamer Job. Ich mache mir auch schon Sorgen wegen dem Franz, weil der doch im Herbst mit dem Vorkindergarten anfängt. Was, wenn sie ihn abschlagen, ihm das Znüni klauen, ihn nicht verstehen? Oy, oy, oy, sagt meine jüdische Freundin in solchen Fällen immer.