Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Amelias und Sung-hos Geschichte geht weiter... Der Alltag hat sie beide fest im Griff, aber der Abgrund des Grauens sehnt sich danach, sie zu verschlingen. Während jeder von ihnen mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen hat, lauern die wahren Monster in den Schatten Südkoreas und planen, sie mit aller Macht zu vernichten. Sie geraten noch tiefer in das verzweigte Spinnennetz der koreanischen und japanischen Mafia. M. Kurokawa dürstet es nach Rache und er wird nicht eher ruhen, bis er sich im Rausch der erfüllenden Genugtuung suhlen darf. Doch begibt der einflussreiche Yakuza-Boss sich hier nicht auf gefährlich dünnes Eis? Denn auch er hat einen unbekannten Feind, der sehnsüchtig darauf wartet, seinen ganz persönlichen Vergeltungsschlag gegen ihn auszuführen. Werden Sung-ho und Amelia dazu in der Lage sein, diesen Kampf zu gewinnen? Wird das unglaublich starke Band ihrer Liebe ausreichen, um das Böse vollständig aus ihren Leben zu verbannen? Finde es heraus...
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 406
Veröffentlichungsjahr: 2025
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Dies ist eine fiktive Geschichte!
Alle handelnden Personen, beschriebenen Orte und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Um ein besseres Verständnis für die Storyline zu entwickeln, empfiehlt es sich, Band 1 gelesen zu haben.
Dieses Buch enthält potenziell triggernde Inhalte. Zu diesen Elementen gehören unter anderem: Stalking, sexueller Missbrauch und körperliche/psychische Misshandlung.
Zudem enthält es explizite Beschreibungen von Sex, Gewalt und Mord und ist somit nicht für Minderjährige oder zart besaitete Leser geeignet.
Name: Cho Sung-ho
Alter: 26 Jahre
Wohnort: Seoul, Südkorea
Nationalität: Koreanisch
Beruf: Staatsanwalt
Ein junger, hoch anerkannter Staatsanwalt, der gezwungen wurde, in die Fußstapfen seines einflussreichen und mächtigen Vaters zu treten. Nach außen arrogant wirkend, verbergen sich hinter der dominanten und verschlossenen Fassade ganz andere Attribute. Geplagt von der Vergangenheit, irrt er ohne Ziel durch sein Leben und muss erst noch seinen Platz in der Gesellschaft finden.
Name: Amelia Charlene Arabella Bennet
Alter: 24 Jahre
Wohnort: Erfurt, Deutschland/Seoul, Südkorea
Nationalität: Deutsch-Spanisch
Beruf: Fitnesstrainerin
Amelia Bennet ist eine selbstbewusste, starke, junge Frau, die mit beiden Beinen fest im Leben steht und weiß, was sie will. Zumindest denkt sie das zu wissen. Sie liebt ihre Freiheit und hasst es in Ketten gelegt zu werden.
Als Halb-Spanierin besitzt sie ein gesundes Maß an Temperament, welches jedoch gerne auch dazu führt, dass die Pferde mit ihr durchgehen. In ihrem Job als Personaltrainerin geht sie vollends auf und begeistert die Menschen mit ihrer positiven, motivierenden Art.
Name: Chang-Hun Chung
Alter: 30 Jahre
Nationalität: Koreanisch/Deutsch
Beruf: Personaltrainer
Er ist Sung-ho´s bester Freund aus Schulzeiten.
Chang ist ein bodenständiger, ruhiger, attraktiver Mann, der sein Hobby zu seinem Beruf gemacht hat.
Mit seinem Charisma und seiner offenen Art, ist er dazu in der Lage, andere Menschen zu begeistern und für sich einzunehmen.
Loyal, hilfsbereit und diszipliniert geht er durchs Leben. Jedoch sollte man seine gutmütige Art nicht ausnutzen und ihn provozieren, denn er weiß sich zu wehren, und das nicht nur mit körperlicher Kraft, sondern auch mit Logik.
Name: Cho Jung-jin
Er ist Sung-ho‘s großer Bruder.
Jung-jin ist ein ruhiger, ausgeglichener und intelligenter Mann, der Sung-ho nicht nur als Bruder zur Seite steht, sondern ihm auch als Vaterfigur und zu Kindheitszeiten als bester Freund diente. Er ist ein überaus geerdeter Mensch, bei dem es Ewigkeiten braucht, bis die negativen Emotionen ihren Weg an die Oberfläche finden. So gutmütig er ist, so verpeilt ist er manchmal auch.
Seine Familie steht für ihn an erster Stelle.
Er würde ausnahmslos alles für die Menschen, die er liebt, tun.
Kang Dae-hyun, ein junger Streamer, der in seinem ganzen Leben noch nie wirklich gearbeitet hat. Immer auf der Jagd nach dem nächsten Content, der ihm Follower, Likes und Geld einbringt. Mit seiner wahnsinnig arroganten Art, und dem großen schlagfertigen Mundwerk, von dem nur Sarkasmus zu erwarten ist, hat er sich eine treue Community aufgebaut, die ihn, geblendet von seinem Aussehen, uneingeschränkt unterstützt.
Lim Jun-ho ist ein weiterer Streamer und Influencer.
Mit einer chronischen Erkrankung geboren, musste er in seinen jungen Jahren bereits viele Gemeinheiten und exzessives Mobbing über sich ergehen lassen. Geprägt von dieser Phase seines Lebens, hat er sich zu einem eher introvertierten jungen Mann entwickelt, der es bevorzugt in Ruhe und Frieden zu leben und sich nur mit positiven Vibes zu umgeben. Um seine unzähligen Ängste zu überwinden und selbstbewusster zu werden, fordert er sich selbst regelmäßig aus.
The darkest nights produce the brightest stars..
~10.09.2024, Gangnam~
~11.09.2024, Gangnam~
~Gangnam, 21 Uhr~
~Eine Stunde später~
~selbe Zeit, anderer Ort~
~12.09.2024, 3 Uhr, Gangnam~
~13.09.2024, 18 Uhr, Polizeistation~
~14.09.2024, 10Uhr~
~14 Uhr~
~Sinchon-dong, 21 Uhr~
~Eine Stunde später~
~Gangnam, 23 Uhr~
~gleiche Zeit, Hwacheon, Gangwon-do~
~Drei Stunden später, 02:00 Uhr~
~17.09.2024, 16 Uhr, Gangnam~
~23 Uhr~
~21.09.2024, 20 Uhr, Gangnam/Apgujeong~
~Kang Dae-hyun PoV~
~23.09.2024, 23:30 Uhr, Hwacheon~
~23.09.2024, 20 Uhr, Gangnam~
~Yu-jun PoV~
~23.09.2024, Los Angeles~
~25.09.2024, Hongdae, 22Uhr~
~26.09.2024, 00:01, Hwacheon~
~26.09.2024, 14:30 Uhr, Gangnam~
~16 Uhr~
~23:30 Uhr~
~27.09.2024, 9 Uhr, Hongdae~
~19 Uhr~
~27.09.2024, 20 Uhr, Gangnam~
~28.09.2024, 23 Uhr, Hwacheon/Seocho-gu~
~Eine Stunde später~
~Zwanzig Minuten zuvor~
*POV Kang Dae-jung*
~Seocho-gu, Jun-ho PoV~
~01.10.2024, 16:30 Uhr, Gangnam~
~01.10.2024, 19 Uhr, Hwacheon~
~01.10.2024, 20 Uhr, Polizeistation~
~04.10.2024, 15 Uhr, Yongsan-gu/Gangnam~
~05.10.2024, 23 Uhr, Hwacheon~
~06.10.2024, 01:00 Uhr, Busan/Seoul~
~Yangyang-gun~
~06.10.2024, 01:30 Uhr, Hwacheon~
~02:00 Uhr, Yeongdeungpo-gu, Yeoui-dong~
~06.10.2024, 23:45Uhr; Hwacheon~
~Früher am Abend~
~etwas früher in Hwacheon~ Hazel & Chelsea PoV
~14.10.2024, 18 Uhr, Gangnam~
~17.10.2024, 11 Uhr, Bukhansan Mountain~
~19.10.2024, 20 Uhr, Jung-gu~ Moonlight-Bar
~Throwback, Gyeongseong 1944~
~21.10.2024, 20 Uhr~
~22.10.2024, 16 Uhr, Gangnam~
~22.10.2024, 20:30 Uhr, Hwacheon~
~31.10.2024, 21 Uhr, Itaewon~
~Zwei Wochen später, Seoul~
~Zwei Wochen später, 30.11.2024~
» Und wie haben Sie sich dabei gefühlt? «
Sung-ho zog scharf die Luft in seine Lungen ein. Mit geschlossenen Augen zählte er langsam bis zehn. Kaum war er bei Nummer fünf angekommen, spürte er, wie die lodernden Flammen der Wut begannen, sich ihren Weg an die sonst so harte kühle Oberfläche zu bahnen. Angestrengt versuchte er seine Emotionen zurückzuhalten.
Sieben – er nahm einen weiteren tiefen Atemzug.
Acht – kniff die Augen fest zusammen, um seine Umgebung voll auszublenden.
Neun – das erneute Ertönen ihrer Stimme brachte ihn dazu seine Lippen stark aufeinander zu pressen. Sie setzte zu einer ihrer üblichen langen Reden an.
Zehn – abrupt stand er auf. Mit einer tiefen Verbeugung verabschiedete er sich und stürmte, fest entschlossen diese Praxis auf Ewig zu verlassen, aus dem Zimmer. Sung-ho umfasste das kalte Metall der Türklinke, als eine Hand seine Schulter berührte.
» Wenn Sie jedes Mal davonrennen, kommen wir nicht weiter, Mr. Cho! «
Ihre freundliche Stimme hatte einen kühlen bestimmten Unterton, der ihm zu verstehen gab, dass die Sitzung noch lange nicht als beendet galt. Mit sanftem Druck führte sie ihn zurück in das Sprechzimmer.
» Lieber Gott, mir ist bewusst, dass ich keiner deiner treuen Anhänger bin und doch bitte ich dich aus tiefstem Herzen, lass diese Farce ein baldiges Ende finden! Erlöse mich von dieser Frau. «
Mit diesem letzten flehenden Gedanken betrat er erneut das Zimmer, die Tür fiel ins Schloss und das dumpfe Knallen hallte in seinem Gehörgang nach, wie ein tiefer Gong, der geschlagen wurde als er direkt danebenstand. Er war zurück in seiner neuen persönlichen Hölle.
Als Sung-ho eine Stunde später seine Wohnung in Gangnam betrat, schien es ihm, als ob diese Frau jegliche Lebensenergie aus ihm herausgesaugt hatte. Wie ein Parasit, der sich an seinem Opfer festbiss und unbarmherzig das Blut aus ihm heraussaugte. Er pfefferte seine Trainingstasche lieblos in die nächstbeste Ecke, zog seine Schuhe und Jacke aus, und trottete mit schlurfenden Schritten Richtung Wohnzimmer, wo er sich schlussendlich geschafft auf seine neue cremefarbene Couch fallen ließ. Reglos lag er bäuchlings auf dem weichen Stoff und überdachte all die Entscheidungen, die er in den letzten Monaten getroffen hatte. Amelia hatte ihm ausdrücklich verboten diese Themen jemals wieder anzusprechen. Zu verzweifelt sehnte sie sich nach Normalität. Und so hatte sie im Alleingang beschlossen, die Vergangenheit abzuschließen – wortwörtlich. Jegliche Erinnerungen an das Geschehene hatte sie in eine Kiste gesperrt und in den Tiefen des Ostchinesischen Meeres versenkt – inklusive seiner japanischen Küchenmesser und Hackbeile, die nun am Boden des Ozeans vor sich hinschlummerten. Sung-ho hatte das nicht auf sich sitzen lassen und aus Protest ein neues aktuelleres Messer-Set desselben Herstellers bestellt, was ihn ein kleines Vermögen gekostet hatte. Er hatte erwartet, dass Amelia ihm eine Standpauke halten würde, doch stattdessen hatte sie es lächelnd akzeptiert und ihm mitgeteilt, dass die Farbe der Griffe schön wäre. So sehr ihm die Trennung von seinen wertvollen Messern geschmerzt hatte, er konnte seine Freundin irgendwie verstehen. Sie hatte die Hoffnung, dass die grausamen Dinge, die sie erlebt hatte, ein für alle Male ein Ende und niemals ihren Weg zurück an die Oberfläche finden würden. Doch in Sung-hos Gedächtnis waren die Erinnerungen so frisch als wären sie erst vor ein paar Tagen geschehen. Immer wieder rotierten die Bilder in seinem Kopf und sein Gehirn arbeitete unermüdlich vor sich hin. Und seine Therapiesitzungen schienen ihn diesbezüglich umso mehr zu triggern, was in ihm ein undefinierbares Unbehagen hervorrief. Hinzu kam, dass er der Psychotherapeutin keine positiven Gefühle entgegenbringen konnte. Er hasste sie. Er hasste, wie sie versuchte in seinen Kopf einzudringen, wie sie ihn hochnäsig beobachtete, um bloß keine Gefühlsregung von ihm zu verpassen und wie sie ihn ausführlich analysierte. Wie sie ihn permanent davon abhielt einer Situation zu entfliehen und ihn zurückschleifte, damit er sich mit seinen Gefühlen und Emotionen auseinandersetzte. Ihre langen dünnen Finger spinnengleich auf seiner Schulter ruhend, die rot-manikürten Fingernägel bereit zum Angriff. Eine einzelne Berührung von ihr ließ einen eiskalten Schauer über seinen Rücken laufen, dessen Wirkung noch Stunden später spürbar war. Während er seinen Gedanken an diese unheimliche Frau nachhing, spürte er Fingernägel seinen Nacken entlanggleiten. Unwillkürlich fröstelte es ihn und eine Gänsehaut übernahm die Kontrolle über seine Haut. Sein Magen zog sich krampfhaft zusammen und Übelkeit machte sich in ihm breit. Erschrocken fuhr er herum, was seiner Halswirbelsäule ein gefährliches Knacken entlockte. Der Kälteschauer verschwand so schnell wie er gekommen war als er in die Emerald-grünen Augen von Amelia blickte. Ihre vollen Lippen zu einem hinreißenden Lächeln verformt, welches ihn sofort gänzlich einnahm. Mit gespielter Empörung rief er aus:
» Bist du wahnsinnig geworden? «
Sung-ho griff sich an seinen Brustkorb und versuchte angestrengt das Schlagen seines Herzens zu ertasten. Amelias Hand gesellte sich zu seiner.
» Ein starker gleichmäßiger Herzschlag, kein Grund zur Beunruhigung «, stellte sie nüchtern fest, stand auf und wollte ihn bereits wieder verlassen. Schnell umfasste er ihr Handgelenk und zog sie mit aller Kraft zu sich zurück, was sie kurz über ihre eigenen Füße stolpern ließ. Elegant fand sie ihr Gleichgewicht wieder und beäugte ihn fragend.
» Leg dich doch kurz zu mir. Wir waren in letzter Zeit beide viel zu beschäftigt und haben uns kaum gesehen! «, klagte er wehmütig.
» Wir haben uns jeden Tag gesehen! «, stellte sie amüsiert fest, setzte sich wieder neben ihn und streichelte über seinen Rücken.
» Na wunderbar…zum Gute Nacht sagen, bevor wir erledigt eingeschlafen sind! «, beschwerte er sich lautstark. Amelia atmete tief ein und ließ die Luft hörbar wieder aus ihren Lungen entweichen.
» Es ist nun mal momentan sehr hektisch bei uns…«, begann sie.
» Du hast in der Kanzlei so viel zu tun, dass du regelmäßig Überstunden machst. Dann noch die Therapiesitzungen…« » Zu denen du mich förmlich gezwungen hast…«, kommentierte er trocken, doch Amelia ignorierte seine Bemerkung und fuhr fort.
» Außerdem musst du zusätzlich noch deine Familie und dein privates Vergnügen in deinen Alltag einbinden. «
» Training, mein Schatz! Alles andere hört sich unverschämt falsch an. Und dieses Training ist nicht nur für mich, sondern auch für dich, von essenzieller Wichtigkeit! «, korrigierte er sie. Amelia horchte auf und zog eine Augenbraue hoch.
» Soso, und weshalb genau? «
Sung-ho lächelte breit und antwortete:
» Das tägliche Training sorgt dafür, dass dein Freund auch weiterhin so unfassbar heiß aussieht «, erklärte er in diesem Klugscheißer-Tonfall, den Amelia nur zu gut aus ihrer Schulzeit kannte. Sofort fühlte sie sich in diese Zeit zurückversetzt, in der ein gewisser Lehrer vor der Klasse stand und hochnäsig auf sie alle herabblickte. Mit unterschwelliger Arroganz ließ er sie spüren, dass er einen höheren Stand hatte als sie. Er hatte diese Artikulierungsweise perfektioniert und sie mit dieser Ausdrucksweise tagtäglich in den Wahnsinn getrieben. Die Nase rümpfend schüttelte sie die Schulzeit-Erinnerungen ab und widmete sich dem hier und jetzt. Betrachtete den wundervollen Mann, der neben ihr lag, und der überhaupt keine Ähnlichkeit mit ihrem alten Lehrer hatte. Sung-ho musterte sie neugierig, sein Blick wach und aufmerksam, während die dunklen Augenringe verrieten, wie ausgelaugt er wirklich war. Sanft strich sie ihm mit den Fingern über die Wange, hauchte einen kurzen Kuss darauf und stand erneut auf. Mit einem bockigen »Mmmmhmmm« tat Sung-ho sein Missfallen an dieser Handlung kund, welches Amelia mit einem kecken Grinsen abtat.
» Das Essen kocht sich nicht von allein! «, trällerte sie und ging in die offene Küche. Sung-ho drückte sein Gesicht in eines der flauschigen Kissen und brummte missgelaunt:
» Ich habe keinen Hunger. «
» Cho Sung-ho! Du hast jetzt seit drei Tagen keine ordentliche Mahlzeit zu dir genommen…«, tadelte sie ihn.
Doch er hörte ihren weiteren Worten nicht mehr zu. Zu anstrengend war der heutige Tag gewesen und die Müdigkeit kehrte schnell ein. Sein Körper wurde zunehmend schwerer, die Augenlider fielen ihm langsam zu und innerhalb weniger Sekunden driftete er ab in seine Traumwelt.
Lange dünne Finger, spitze Nägel, die sich von hinten in seine nackten Schultern krallten. So tief, dass sie sein Fleisch durchbohrten. Das Blut floss langsam seine Haut hinunter.
Betörende Worte, geflüsterte Liebesbekundungen, die sich in seinen Gehörgang einnisteten. Mit geschlossenen Augen drehte er seinen Kopf in ihre Richtung. Ihre Hand fuhr sanft über seine Brust, zeichnete seine Bauchmuskeln nach und setzte ihren Weg nach unten fort.
Zielstrebig schlängelte sie sich unter seine Boxer Short und umgriff fest seine Männlichkeit. Die Zunge leckte an seinem Ohrläppchen, bevor sie zärtlich hineinbiss. Ein lustvolles Stöhnen entfloh seinen Lippen. Ihre Handbewegung an seinem Glied wurde schneller, der Griff fester, die Ejakulation unaufhaltbar. Er wollte sie sehen, wenn er kam und als er seine Augen öffnete, schreckte er heftig zusammen.
Rote Augen starrten ihn an, die Lippen zu einem bösen Lächeln verzogen, ihre Zähne gebleckt. Die Schneidezähne, schlangenähnlich, scharf und spitz.
Bevor er reagieren konnte, löste sie ihre Hand blitzschnell von seinem Penis, krallte sich in seine Haare und riss seinen Kopf zur Seite. Ihre Zähne bohrten sich durch seine Haut, zentimetertief schlugen sie sich in sein Fleisch. Stechende Schmerzen durchfuhren seinen gesamten Körper, während sie ihm ungestüm das Blut aussaugte. Er spürte mit jeder Faser, wie sie gleichzeitig ihr Gift in ihn pumpte und es sich in jeder einzelnen Zelle verteilte.
Der Parasit hatte zugeschlagen und stillte seinen Hunger!
Als Amelia an diesem Morgen aufwachte, musste sie zu ihrem Bedauern feststellen, dass die linke Bettseite leer war. Nur ein kleiner Post-It auf dem Kopfkissen deutete darauf hin, dass diese Seite bis vor kurzem noch belegt gewesen war.
» Guten Morgen, meine Fuchsgöttin. Entschuldige, ich musste früher in die Kanzlei fahren. Wir sehen uns heute Abend. Ich liebe dich! «, las sie seine Worte und spürte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. Überrascht über ihre eigene Emotionalität rieb sie sich die Augen und atmete tief durch. War das ihre Zukunft?
Sung-ho hatte Recht gehabt, als er am Vorabend festgestellt hatte, dass sie kaum noch Zeit miteinander verbrachten. Wenn er nicht bis spät in die Nacht hinein an seinem Schreibtisch in der Kanzlei über seinen aktuellen Fällen brütete, war er mit seinem großen Bruder unterwegs, der ihn ganz schön auf Trab hielt. Amelia hatte sich etliche Male gefragt, was die beiden in ihrer gemeinsamen Zeit veranstalteten, denn eines hatte sie bereits nach kürzester Zeit festgestellt – Jung-jin stand Sung-ho in puncto Verrücktheitsgrad in nichts nach. Die Brüder besaßen einen gewissen Hang zur Selbstgefährdung, die Vorliebe für adrenalinsteigernde Aktivitäten, und ließen sich keine Gelegenheit entgehen, um diese auszuleben. Was wohl Jungjins Verlobte davon hielt?
Höchstwahrscheinlich saß sie, ebenso wie Amelia, in solchen Momenten zuhause und betete, dass ihr zukünftiger Göttergatte ohne weitere schwerwiegende Verletzungen zurückkehrte. Amelia erinnerte sich noch hervorragend daran, als sie vor knapp einem Monat einen Anruf vom Krankenhaus bekommen hatte, mit der Information, dass ihr Freund einen kleinen Unfall gehabt hatte und nun zur Behandlung bei ihnen war. Nachdem sie keine dreißig Minuten später im Krankenhaus angekommen und den Gang entlanggehetzt war, war ihr bereits die wütende Stimme von Mi-Cha entgegengeweht, die ihren Unmut lauthals herausgebrüllt hatte.
» Seid ihr beide jetzt komplett übergeschnappt?! Wie kann man nur auf so eine bescheuerte Idee kommen?! «, hatte sie die beiden Männer angeschrien, die verlegene beschämte Blicke miteinander ausgetauscht und geschwiegen hatten. Just als sie zu einer weiteren Schimpftirade hatte ansetzen wollen, hatte Sung-ho sie bemerkt und sie hilfesuchend zu sich gerufen. Mi-Cha hatte begonnen, ihr die ganze Geschichte zu erzählen und Amelia hatte ihren Worten ruhig gelauscht und entspannt über Sung-hos Rücken gestreichelt. Als Mi-Cha ihre Erzählung beendet hatte, verlor auch Amelia ihre Beherrschung und hatte dem selbstsicheren Sung-ho ohne Vorwarnung eine Kopfnuss verpasst. Empört hatte er sie angesehen, bereit etwas zu sagen, doch Amelia hatte ihm mit einem strengen Blick zu verstehen gegeben, dass es besser wäre den Mund zu halten. Daraufhin hatte er sich eingeschnappt in das Krankenhausbett gelegt und ihr den Rücken zugewandt. Und auch Jung-jin hatte sich geweigert ein weiteres Wort mit Mi-Cha zu sprechen. Zwei erwachsene Männer hatten es bevorzugt wie pubertäre Teenager zu schweigen und zu schmollen und so waren die beiden Frauen, nach einem Gespräch mit dem behandelnden Arzt, nach Hause gefahren, jedoch nicht ohne sich gemeinsam über ihre Chaoten - Männer aufzuregen. Wenn Sung-ho und Jung-jin nicht auf ihren Bikes durch die Gegend rasten oder sich irgendwo herunterstürzten, mit den Füßen lediglich an einem Seil befestigt, so gehörte zu Sung-hos weiteren „wichtigen“ Tagesaufgaben das regelmäßige Training zu besuchen, bei dem er sich von seinem besten Freund Chang quälen ließ. Die Trainingseinheiten hatten ein neues Ausmaß angenommen. Denn EIN Workout am Tag war laut Sung-ho keinesfalls ausreichend. Zweimal täglich, für mindestens eine Stunde, fuhr er ins Fitnessstudio und beraubte Chang seiner kostbaren Freizeit, die er eigentlich mit seiner Freundin verbringen sollte. Stattdessen ging Chang auf Kuschelkurs mit seinem besten Freund und Sung-ho schien es überhaupt nicht in den Sinn zu kommen, dass Chang noch andere Verpflichtungen haben könnte. Ging Sung-ho Chang nicht auf die Nerven, verbrachte er seine weitere Zeit bei der Therapie, wo er von einer attraktiven jungen Frau behandelt wurde. Amelia hatte sie nur einmal auf der Praxis-Webseite gesehen und sofort hatte sie es bereut, ihren Freund dorthin geschickt zu haben. Mittlerweile fragte sie sich ob es eine gute Idee gewesen war ihn zu der Therapie genötigt zu haben. Zwar hatte er definitiv einiges aufzuarbeiten, das stand außer Frage, doch er sah diese Frau öfter als seine eigene Partnerin, die sich nach ihm und seiner Wärme sehnte. Allein der Gedanke an die Therapeutin ließ pure Eifersucht in ihr auflodern.
Umgehend griff sie nach ihrem Handy und tippte schnell eine Nachricht, nur um sie dann wieder zu löschen.
» Du hast gar keinen Grund so zu reagieren…DU hast ihn dorthin geschickt! DU wolltest, dass er an sich arbeitet und sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzt. Zügle dein Temperament, Amelia! «, ermahnte sie sich selbst laut, legte das Handy beiseite und stand aus dem King-Size-Bett auf. Schlurfend, den Schlafsand aus den Augen reibend, ging sie ins Badezimmer und verschloss die Tür hinter sich. Während sie sich ihrer Morgenroutine widmete, lief im Radio der Song Don´t go insane von DPR, welchen sie fröhlich mitträllerte. Als sie sich unter die Dusche stellte und das heiße Wasser über ihren noch schlaftrunkenen Körper rann, erwachten ihre Lebensgeister langsam. Sie bemerkte nicht wie sich die Badzimmertür einen spaltbreit öffnete und nach einer Weile wieder verschloss – ein leises kehliges Lachen ertönte. Doch Amelia sang weiterhin freudig und genoss den warmen reinigenden Wasserschwall auf ihrer Haut, ohne etwas mitzubekommen.
Währenddessen hing Sung-ho über seinen Unterlagen, die er fein säuberlich nach Dringlichkeit vorsortiert hatte und rieb sich die müden Augen. Er fühlte sich bereits seit zwei Wochen antriebslos und energieleer, konnte jedoch nicht zuordnen woher dieses Gefühl und sein Zustand herrührten. Erneut kam ihm seine Psychotherapeutin in den Sinn. Denn seit er die Behandlung bei ihr begonnen hatte, fühlte er sich anders. Vielleicht bildete er sich alles auch nur ein, weil er eine starke Abneigung gegen diese Frau hegte. Er schüttelte den Kopf, vertrieb die Gedanken und konzentrierte sich auf den Fall, der vor ihm ausgebreitet auf dem Schreibtisch lag, als seine Bürotür aufflog und seine Sekretärin erzürnt hereinstürmte.
Wild wedelte sie mit einem Blatt Papier vor seiner Nase rum. » Was ist DAS?! «, fragte sie wütend.
Sung-ho richtete sich auf, nahm das Blatt und warf einen Blick auf die schwarzen Zeilen. Schulterzuckend reichte er es ihr zurück.
» Deine Versetzung in eine andere Abteilung «, antwortete er kurz und widmete sich wieder seinen Unterlagen. Genervt schnaubte sie auf.
» Warum?! «
» Warum was? «, murmelte er gleichgültig, während er hochkonzentriert eine Zeugenaussage las. Eine Hand erfasste die Mappe und schmiss sie auf den Boden. Gelangweilt hob er seinen Blick und fixierte die furiose Frau. » Warum werde ich versetzt?! Ich will nicht versetzt werden! Ich möchte bei dir bleiben! «, beschwerte sie sich und sah ihn verzweifelt an. Sung-ho schenkte ihr ein mitleidiges Lächeln, faltete die Finger ineinander und besah sie sich. Noch nie hatte er die sonst so gelassene und berechnende Frau in Rage erlebt.
» Du warst mir in den letzten Jahren eine hervorragende Sekretärin und eine Unterstützung, die…«, begann er, doch sie unterbrach ihn.
» Erspar mir dieses Standart-Gefasel! Wieso?! «, forderte sie eine Antwort von ihm ein.
» Man bekommt im Leben nicht immer das, was man will, meine Liebe. Ich trenne mich schweren Herzens von dir. «
» Wie-so?! «, wiederholte sie ihre Frage nun deutlich gereizter. Er atmete tief aus und legte die Karten offen auf den Tisch.
» In den nächsten Monaten werde ich keine Sekretärin benötigen. Du hast also die Wahl: zeitweilige Versetzung oder die Arbeitslosigkeit…«
Überrascht sah sie ihn mit geweiteten Augen an. Ihr Mund öffnete und schloss sich sogleich wieder. Sie behielt ihre Gedanken für sich. Peinlich berührt starrte sie auf den Boden.
» Für wie lange? «, fragte sie traurig, was er mit einem weiteren Achselzucken beantwortete.
» Solange es eben braucht. Keine Angst, sobald sich alles geklärt hat, sitzt du schneller wieder bei mir im Vorzimmer, als es dir lieb ist «, betonte er und klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter.
» Außerdem ist dieses Schreiben nur eine Vorankündigung. Wann die Versetzung genau stattfindet, steht noch in den Sternen. Ich wollte dich lediglich auf dem offiziellen Weg davon in Kenntnis setzen «, erklärte er weiter. Die Anspannung in ihren Schultern löste sich augenblicklich, erleichtert atmete sie aus und fiel ihm um den Hals. Darauf bedacht ihre Gefühle nicht zu verletzen, umfasste er ihre Arme und löste ihre Umarmung. Unter Anbetracht der Tatsache, dass er mittlerweile in einer Beziehung war, schien es ihm keinesfalls richtig zu sein, wenn zwischen ihm und anderen Frauen Körperkontakt stattfand. Er hatte seine Lektion vom letzten Mal gelernt und er erinnerte sich noch sehr gut an die Angst, die Trauer und den Schmerz als Amelia sich von ihm getrennt hatte. Vor Amelia hatten Frauen ihm lediglich als Mittel zur Traumabewältigung gedient. Jedes Mal, wenn er von Flashbacks und Alpträumen heimgesucht worden war, nutze er seine eigene Methode, um die schmerzhaften Erinnerungen auszublenden Dazu hatte ihm auch seine Sekretärin gedient. Doch von jetzt an wollte er die Beziehung zu seiner Angestellten auf rein professioneller Ebene halten und das teilte er ihr ohne Umschweife mit. Widerwillig nickte sie und verließ geknickt den Raum. Lächelnd blickte er ihr nach, bis sie die Tür hinter sich verschlossen hatte. Er liebte Amelia und war bereit alles für sie zu geben. Er liebte sie mehr als alles andere auf dieser Welt und er wollte keine weiteren Risiken eingehen und sich selbst in Schwierigkeiten bringen. Sie war die Erste und Einzige Frau, die es geschafft hatte, sein Herz zu erreichen und seine wahre Seele zu sehen. Auch wenn sie derzeitig ein paar kleine Hürden vor sich hatten, die es zu bewältigen galt. Er war sich sicher, dass sie diese überwinden würden. Er war nie der Typ Mann gewesen, der vor Problemen zurückgeschreckt war. Nein, er war ein Mann, der stets lösungsorientiert dachte und handelte und er würde auch die bevorstehenden Prüfungen mit Leichtigkeit lösen. Früher oder später würden sie in ein normales langweiliges Leben zurückfinden und ihre Liebe in vollen Zügen genießen können. Bei dem Gedanken an ihre gemeinsame Zukunft begann sein Herz im Galopp zu springen. Kleine Ameisen marschierten über seine Haut während winzige Schmetterlinge fröhlich in seinem Bauch umherflatterten und ein angenehmes und gleichsam elektrisierendes Kitzeln hinterließen, welches ihn augenblicklich in eine gute Laune versetzte. Beschwingt von diesem neuen Gefühl namens Liebe hob er die Mappe vom Boden auf, setzte sich zurück an seinen Schreibtisch und arbeitete motiviert weiter an seinen Fällen, um schnellstmöglich zu seiner Angebeteten zu kommen. Sein Augenmerk lag trotz der unzähligen neuen Fälle auf dem Fall von Wi Tae-suk. Dieser war von weiteren Problemen verschont geblieben und konnte sich auf sein Leben und seine Familie konzentrieren. Seine Tochter Heejin hatte mittlerweile ihre Behandlung gegen die Leukämie begonnen und erfreute sich zunehmend einer besseren Gesundheit.
Wi Tae-suk selbst hatte festgestellt, obgleich des stressreichen koreanischen Lebensstandards, dass jeder kleine Schritt, möge er auch noch so klein sein, ein Fortschritt in eine bessere Zukunft war und, dass die Dinge nun mal so lang dauerten, wie sie dauerten. Sung-ho hatte die Erleichterung und die Fröhlichkeit in seiner Stimme gehört, als sie das letzte Mal telefoniert und über den Kredithai geredet hatten. Doch auch Tae-suk konnte ihm keine weiteren Erkenntnisse liefern und war ebenso ratlos über den Verbleib des weißen Hais und seiner Gefolgschaft. Nur, dass sein ehemaliges Anwesen regelmäßig neugierige Gaffer anzog, die in den leeren Hallen umherwanderten, auf der Jagd nach dem Nervenkitzel und einer guten Story, die sie erzählen konnten.
Es war zum verrückt werden. Wo war dieser Kriminelle nur? Was plante er?
Es konnte doch nicht sein, dass ein Mensch wie er von einer Minute auf die andere spurlos verschwand und es keine Hinweise über dessen weiteren Verbleib gab. Angestrengt dachte Sung-ho nach, versuchte logische Erklärungen zu finden und Antworten auf all die Fragen, die durch seinen Kopf geisterten. Doch die Situation wollte sich ihm nicht aufschlüsseln. Genervt raufte er sich die Haare und ließ seinen Kopf auf das dunkle Holz des Tisches fallen. Er rieb sich die schmerzende Stirn, als er erneut aufblickte.
» Egal, was du planst…wo du bist…was du auch anstellst – ich werde dich finden und zur Strecke bringen und wenn es das Letzte ist, was ich tue! «, schwor er und hieb mit der Faust kräftig auf die Tischplatte ein, was dazu führte, dass ein starker dumpfer Schmerz durch seine Hand blitzte. Den Mund weit aufgerissen schrie er laut auf.
» Aish ssibal! «; er rieb sich reumütig die schmerzende Hand. » Vielleicht sollte ich vor dem nächsten Aufeinandertreffen sicherstellen, dass mein Schmerzempfinden geringer wird…«
Er dachte an seine aktive Kampfsportzeit zurück. An die Zeiten, in denen er kein verweichlichter Bürohengst, sondern ein knallharter Kämpfer gewesen war. In diesem Augenblick entschied er sich für ein Comeback des Kampfsportes, hatte es ihm in der Vergangenheit doch in brenzligen Situationen geholfen. Amelia würde wenig begeistert darüber sein, dass sich eine weitere Aktivität, die ihnen ihre gemeinsame Zeit stahl, dazugesellte. Hierfür kam ihm bereits ein guter Lösungsansatz in den Sinn, um dieses durchaus unangenehme Gespräch in die richtigen Bahnen zu lenken. Er war sich sicher, dass daraus eine Win-Win-Situation resultieren würde. Breit grinsend lehnte er sich in seinem Stuhl zurück. Siegessicher faltete er die Hände hinter dem Kopf zusammen und lobte sich selbst für diese hervorragende Idee.
» Du bist und bleibst ein schlaues Kerlchen, Sung-ho! «
» ICH? «, rief sie amüsiert aus, während ihre Stimme fünf Oktaven höher schoss. Bestätigend nickte Sung-ho und lächelte.
» Niemals! «, abrupt verschwand sein Lächeln und er sah sie verständnislos an.
» Jetzt hab dich nicht so, Amelia! Denk zumindest mal darüber nach…ganz logisch und rational…wir können Zeit miteinander verbringen, gehen einer gemeinsamen Aktivität nach, die uns noch enger zusammenschweißen könnte. Außerdem wirst du den einen oder anderen Griff lernen, um dich in Notfallsituationen verteidigen zu können! «, erklärte er ihr oberschlau.
» Das mag ja alles stimmen, aber ernsthaft…Ich und Kampfsport? Sung-ho, ich kann zwar schwere Gewichte stemmen, aber das war es dann auch schon. Meine Schlagkraft ist gleich null. «
Laut lachend zog er sie in seine Arme, hielt ihren Kopf mit einer Hand fest und drückte sie liebevoll an sich.
» Entschuldigen Sie, Ms. Bennet, aber als sie mich das letzte Mal geschlagen haben, hat das ziemlich wehgetan. Mein Oberarm wurde einen Tag später von einem blauen Fleck verziert. Komm schon, das wird lustig! «, grinste er, küsste kurz ihre Kopfkrone und blickte sie dann an. Nach kurzer Überlegung stimmte Amelia dem Vorhaben zu, wenn auch sehr widerwillig.
» Ach übrigens, Jagiya – es ist so weit. «, flüsterte er verschwörerisch in ihr Ohr. Verwirrung lag in ihrem Gesichtsausdruck, die grünen Augen fixierten ihn neugierig. » Wofür genau? «
Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Blitzschnell packte er ihre Hüfte, hob sie mit Leichtigkeit hoch und lief in Richtung des Schlafzimmers.
» Für unsere erste gemeinsame Kampfeinheit! «
Amelia lachte beherzt, vergrub ihre Hände in seinen schwarzen Haaren und ließ ihn gewähren.
» Ich bin gespannt auf deine Kampftechniken. Unterrichte mich, mein Senpai «, gurrte sie in sein Ohr. Ihre Hände fuhren seinen Rücken herunter, griffen den Saum seines
T-Shirts und befreiten ihn von dem überflüssigen Kleidungsstück. Gierig biss sie in sein Ohrläppchen, wanderte über seinen Hals hin zu seinen Lippen. Ihre Zunge dürstete nach seiner. Sung-ho ließ sie für den Moment gewähren, doch urplötzlich löste er sich von ihr und schmiss sie mit Schwung auf das Bett, welches gefährlich unter der plötzlichen Belastung knarzte. Er öffnete den Gürtel und band ihn fesselähnlich um ihre Handgelenke, die er daraufhin am Kopfteil des Bettes befestigte. Während er sich seiner Hose und Boxer-Short entledigte, ohne sie aus den Augen zu lassen, fuhr er in einem Lehrmeister-Tonfall fort:
» Lektion Nummer Eins: Übe dich in Geduld und Zurückhaltung! «
Frech grinsend, obgleich ihres verwirrten Gesichtsausdruckes, leistete er ihr im Bett Gesellschaft und begann mit der ersten Unterrichtsstunde, die sie viel Selbstbeherrschung kosten würde. Er begutachtete die wunderschöne Frau, die er voller Stolz Sein nennen durfte, ihre Emerald grünen Augen blickten ihn wachsam an und verfolgten jede seiner Bewegungen.
Ihre Session war noch lange nicht beendet und so führte er sie in das Spielzimmer.
» Was hast du jetzt schon wieder vor? «, fragte sie neugierig und folgte ihm, während er zu der großen Kommode lief und eine der Schubladen öffnete. Sung-ho grinste schelmisch und zog eine schwarze Seidenaugenbinde hervor. Behutsam legte er Amelia die Augenbinde um und befestigte sie, hauchte seine Antwort zärtlich in ihr Ohr, was ihr einen angenehm kalten Schauer über den Rücken laufen ließ und sie gleichermaßen erregte. Das bekannte Ziehen in ihrem Unterleib machte sich bemerkbar, ihr Herzschlag nahm an Tempo auf, zügig schluckte sie den Speichel herunter, der sich in ihrem Mund vor lauter Aufregung angesammelt hatte. » Du wirst bald spüren, was ich vorhabe. «
Amelia spürte, wie seine Hände quälend langsam ihren nackten Oberkörper herunterglitten. Das weiße Dessous-Set mit filigranen Blumenverzierungen, gefertigt aus Spitze und mit kleinen silberglitzernden Steinchen versetzt, lag irgendwo im Schlafzimmer. Amelia ärgerte sich darüber, hätte es in dieser Situation einfach fabelhaft gewirkt. Doch Sung-ho schien ihr Anblick auch so zu gefallen, denn er schnalzte entzückt mit der Zunge und näherte sich langsam ihren Lippen. Seine Hände griffen ihre Taille und zogen sie besitzergreifend an sich heran. Just in diesem Moment, als sich ihre Zungen zum wiederholten Male trafen, durchfuhr ein elektrischer Reiz ihren Körper, seine Hände sprangen zu ihrem Hintern und gruben sich in das vorzügliche Fleisch. Ein kräftiger Schlag landete auf ihrer Pobacke und ließ die bereits wunde Stelle vor stimulierendem Schmerz erglühen. Sung-ho hob sie hoch und trug sie zu dem Alexanderkreuz, spreizte ihre Beine und befestigte die Hand - und Fußmanschetten. Zufrieden begutachtete er sein Werk und bemerkte, dass jeder Muskel ihres Körpers angespannt war. Sanft strich er über ihre Wange.
» Entspann dich, mein Schatz. Lass mich deine Sinne betören und deinen Körper verwöhnen «, hauchte er zärtlich in ihr Ohr. Unverzüglich lockerte sie sich, eine Gänsehaut erschien auf ihrer Haut, ihre Brustwarzen verhärteten sich. Sung-ho ging erneut zu der Schublade und kehrte mit einem Paar Ohrstöpsel zurück, die er ihr in die Ohren steckte. Dann griff er an die Wand hinter dem Kreuz und erfasste einen dünnen Stock, an dessen Ende eine Pfauenfeder befestigt war. Die strahlende Farbenpracht der Feder harmonierte mit ihrer hellen porzellangleichen Haut. Vor ihr stehend ließ er die Feder ihren Körper entlang gleiten – ihren Hals, über ihr Schlüsselbein hin zu ihren wohlgeformten Brüsten. Als er ihren definierten Bauch hinabfuhr, bemerkte er wie sie zischend die Luft einsog und ihre Bauchmuskulatur kontrahierte. Die Feder setzte ihren Weg unbeirrt fort, glitt langsam ihre Oberschenkel herab, um kurz darauf zwischen ihnen erneut nach oben zu wandern.
» Oh nein, bitte…nicht…«, wimmerte sie erregt auf, versuchte sich von den Fesseln zu befreien. Sung-ho wusste, dass das die typische Reaktion auf solche Berührungen war. Sie wollte keinesfalls, dass er aufhörte. Vielmehr wollte sie selbst aktiver handeln – doch nicht heute! Heute hatte sie zugestimmt sich der Freiheit hinzugeben und ihn die Führung komplett übernehmen zu lassen, so wie immer, wenn sie diesen Raum nutzten. Sung-ho ließ die Feder ihre Scheide entlanggleiten bis hin zu ihrer Klitoris – sofort zuckte ihr gesamter Körper zusammen, ein leidenschaftliches Stöhnen drang aus ihrer Kehle. Kreisende Bewegungen um ihre Perle brachten ihren Kreislauf in Gang, der Atem wurde schneller - ungezügeltes leidenschaftliches Seufzen paarte sich mit unkontrolliertem Stöhnen, als sie endlich losließ und der erste Orgasmus sie von ihren alltäglichen Anspannungen befreite. Er legte die Feder auf den Boden, kniete sich vor sie, musterte verblüfft die Flüssigkeit, die an der Innenseite ihres Oberschenkels herablief. Mit einem frechen Grinsen auf den Lippen neigte er sich nach vorn und leckte von unten startend ihren Orgasmus auf, um sich daraufhin unverzüglich an der Quelle der süß-salzigen Versuchung zu laben. Gierig nahm er jeden kostbaren Tropfen in sich auf, seine Zunge in sie gleitend, um nichts davon zurückzulassen. Saugte an ihren Schamlippen und der Klitoris, um auch hier nichts zu verschwenden, was Amelia erneut laut aufstöhnen ließ.
» Ich liebe deinen süßen Nektar «, stellte er fest, inspizierte ihre Mimik und entschloss sich für einen zweiten Gang des köstlichen Mahls. Ohne Vorwarnung glitten zwei seiner Finger in sie, verwöhnten sie auf einem intensiveren Level als jemals zuvor. Ein rascher kurzer Biss in ihre Klitoris ließ sie wiederholt zusammenzucken und als er vier Finger in sie schob und sie voller Leidenschaft penetrierte, konnte sie sich kaum zurückhalten. Der Höhepunkt formte sich in ihr, die intensive Welle der Freiheit drohte sie zu überrollen, das Ziehen in ihrem Unterleib und das unkontrollierbare Zittern ihrer Beine erreichte sein Maximum und mit einer explosiven Intensität entlud sich die sinnliche Energie und floss aus ihr heraus. Sie spürte wie seine Finger sich zurückzogen und seiner Zunge erneut Platz machten. Aalgleich schlängelte sie in ihre Höhle und nahm alles in sich auf, was sie kriegen konnte. Als Sung-ho sich zurückzog, wimmerte sie geschafft auf und er erlöste sie von ihren Fesseln, den Ohrstöpseln und der Augenbinde.
» Ist alles okay? Hast du Schmerzen? «, behutsam strich er über ihre Wange.
» Nein, keine Sorge. Es war nur so wahnsinnig intensiv «, antwortete sie. Erst jetzt bemerkte er, dass sie sich auf ihn zubewegt hatte und ihn einige Schritte rückwärtsgehen lassen hatte. Seine Besorgnis um ihr Wohlergehen hatte ihn unvorsichtig werden lassen.
» Es ist nur…«, begann sie erneut zu reden, schenkte ihm einen sirenenhaften Blick und platzierte ihre Hände auf seiner muskulösen Brust, ihre manikürten Fingernägel arbeiteten sich sanft in seine Haut.
» Was? «, herausfordernd sah er sie an, wohlwissend was sie im Schilde führte.
» Ich will mehr…«
» Wieviel mehr, mein Fuchsmädchen? «
» Ich will, dass du mich vollkommen ausfühlst, mit aller Kraft, die du zu bieten hast. Beherrsche mich, verschlinge mich, beanspruche mich! Erlöse mich von allem irdischen, dass mich in Ketten legt und lasse mich die vollkommene Freiheit erleben…lass mich vergessen…«, flehte sie ihn aus tiefstem Herzen an. Verzweiflung lag in ihrer Stimme, wurde jedoch überschattet von sexueller Begierde – der Begierde nach ihm. Sung-ho griff ihr Gesicht, Begehren und Ekstase leiteten seine Küsse und seine nächsten Handlungen.
Rabiat warf er sie aufs Bett, ihre Beine einladend gespreizt offenbarten ihm einen neuerlichen Blick auf die heiligen Gefilde, in die er sich gleich begeben würde. Ihr Anblick entzückte ihn immer wieder aufs Neue. Ihr Körper, vom jahrelangen Training geformt, die langen roten Haare, die wie ein Meer aus lodernden Flammen erstrahlten. Die strahlend grünen Augen, die ihn sirenengleich anfunkelten und ihre sanfte Stimme, die eine gewisse Tiefe besaß und betörend nach ihm rief. Ja, er würde sie verschlingen und sie beanspruchen, denn sie war sein Eigentum, seine Frau – seine Gegenwart und Zukunft. Und er wäre verdammt, wenn er sie jemals verlieren würde.
Sung-ho legte sich auf sie, platzierte hastige Küsse auf ihrem Hals und ließ seine volle Länge quälend langsam in sie gleiten.
» Verdammt…wie kannst du immer noch so unfassbar eng sein?!«; fluchte er und vollführte vorsichtige Bewegungen in ihr, um sie zu weiten. Konzentriert blickte er auf ihre tanzenden Hüften, als sie sein Gesicht umfasste und ihm tief in die Augen sah.
» Nimm mich…härter denn je…ich gehöre dir allein! «, bat sie und küsste ihn leidenschaftlich. Er wusste nicht, weshalb diese Worte so viel in ihm auslösten, doch er erfüllte ihre Bitte und stieß ein gezischtes »Ssibal« hervor, führte sein Glied mit kräftigen Hüftstößen in sie ein. Die Ekstase hatte die Oberhand gewonnen und ehe er sich versah, penetrierte er ihre heilige Grotte härter als jemals zuvor. Ihr lautes erregtes Stöhnen, das Schreien seines Namens, Fingernägel, die sich in sein Rückenfleisch arbeiteten und höchstwahrscheinlich blutige Kratzspuren darauf hinterlassen würde, spornten ihn umso mehr an sein Bestes zu geben, um ihren Wunsch zu erfüllen.
Heftig, ungestüm, mit purer Lust und Leidenschaft trieb er sich in sie hinein, bis er ihren warmen Orgasmus um sich spüren konnte und selbst losließ. Energisch entwich sein Sperma und verbreitete sich in ihr, während er erledigt auf ihrem schweißüberzogenen Körper zusammenbrach.
Ihrem Herzschlag lauschend schloss er die Augen, nahm ihren Geruch intensiv wahr – süßlich mit einer leicht fruchtigen Note – oder war es blumig? Sung-ho zermarterte sich das Hirn, als eine Hand in seinen Haaren ihn aus seinen Gedanken zurückholte.
» Ich liebe dich, Cho Sung-ho! «
Die Worte strömten durch seinen Gehörgang direkt zu seinem Herz und ließen es freudig hüpfen.
» Ich liebe dich mehr, meine Fuchsgöttin! «
Unruhig tigerte er durch den Raum, die Nerven zum Zerreißen gespannt. Er, Kang Dae-jung war nervös. Zum wiederholten Male warf er einen Blick auf seine Armbanduhr, um daraufhin seine Schritte fortzusetzen. Als er soeben zum fünften Mal an dem großen steinernen Kamin vorbeiging, in dem ein Feuer stetig vor sich hin prasselte, gingen die imposanten Flügeltüren auf und ein Mann schritt zügig auf ihn zu. Mit einer tiefen Verbeugung grüßte er ihn und zollte ihm auf diese Weise seinen Respekt, bevor er sich aufrichtete und ihm fest in die Augen blickte.
» Sie sind angekommen. Soll ich sie zu Ihnen geleiten? «
Stumm nickend wies er ihn an, die beiden Gäste zu ihm zu führen. Langsam ging er zu dem Kamin, dessen Flammen den Raum hell erleuchteten, und setzte sich in den thronähnlichen Vintage-Sessel, der dem Kamin zugewandt war. Leise Schritte näherten sich ihm, hallten von den Wänden der Eingangshalle wider, wurden von Sekunde zu Sekunde lauter, bis sie den Raum betraten und die Schrittlaute nun den Hauptsaal einnahmen. Abrupt hielten sie inne, Stille übernahm die Kontrolle. Einzig das Prasseln des Feuers und das gleichmäßige Ticken der alten Standuhr erfüllten den Raum. Sein Untertan wandte sich zum Gehen. » Schließ die Türen hinter dir! «, befahl er kühl und lauschte den gehenden Schritten und dem Klicken der Tür, die ins Schloss fiel. Erst als er sich sicher war, dass sie wirklich allein waren, stand er auf und begann zu reden. Streng sah er die beiden Männer an, welche demütig zum Boden starrten und den Augenkontakt mit ihm mieden. Seine Stimme kühler und abweisender denn je, positionierte er sich vor ihnen.
» Ihr wisst, weshalb ihr hier seid? «, fragte er eiskalt und entlockte ihnen ein zaghaftes Nicken. Er straffte sich, verließ mit einer eleganten Drehbewegung ihre Nähe und wandte sich erneut dem Kamin zu. Der alleinige Anblick dieser Männer, wie sie unterwürfig und kleinlaut vor ihm standen, bereitete ihm Freude und ließ ihn die Macht spüren, die er innehatte und zugleich durchfuhr Wehmut ihn, denn er wusste, was in den nächsten Minuten geschehen würde. Nach einem tiefen Atemzug drehte er sich wieder zu ihnen um und bedeutete ihnen, ihm zu folgen. Während sie durch die große Eingangshalle schritten, hallten ihre Schritte von den Steinwänden wider. Familienporträts des Hauseigentümers verfolgten ihren Gang ins Grauen, grinsend und mit höhnischen Blicken. Als ob ihnen bewusst war, was die zwei Männer erwarten würde. Diese liefen schweigend, die Blicke nach wie vor auf den Boden gerichtet, unterwürfig ihrem Anführer hinterher. Sie blieben vor einer unscheinbaren hölzernen Tür stehen, die ihr Boss mit einem lauten Knarzen öffnete und sie eine steinerne Treppe hinabführte. Vorsichtig nahmen sie eine Stufe nach der anderen, darauf bedacht nicht auf den unebenen schmalen Treppenstufen zu stolpern, die von dem spärlichen Licht der Fackelleuchten an der Wand beleuchtet wurden. Der modrig feuchte Geruch der alten Wände kroch ihnen in die Nasen. Einen engen Kellergang entlanggehend, wuchs ihre Nervosität und erreichte ihren Höhepunkt, als sie einen weitläufigen Raum betraten. Mit geweiteten Augen schauten sie sich angsterfüllt um und inspizierten die neuen Gefilde, die sich vor ihnen erstreckten. Niemals zuvor hatten sie dieses Haus betreten, denn diese Ehre oblag nur den engsten Vertrauten des wahrhaftigen Bosses und denjenigen, die in Ungnade gefallen waren. Ein kalter Luftstrom umspielte ihre Körper und ließ ihnen augenblicklich die feinen Härchen auf ihrer Haut zu Berge stehen. Ihre Augen benötigten einen Augenblick, um sich an die schummrige Beleuchtung zu gewöhnen. Mit einem kurzen Kopfnicken begrüßte ihr Boss den Wachmann, der einsam an einem kleinen Tisch mittig des Raumes saß. Die muskulösen Arme vor der Brust verschränkt und die Füße auf dem Tisch liegend, hob dieser zum Zeichen des Grußes die Hand. Dicke Adern und Venen durchzogen seine Unterarme und verliefen wie das Netz einer Spinne durch seinen restlichen Körper. Soeben stellten sie sich die Frage, was er in diesen verlassenen Katakomben zu bewachen hatte, als ein gequältes Stöhnen ihre Aufmerksamkeit erweckte. Schreckerfüllt erblickten sie in einer der vielen Gefängniszellen den Grund für die Bewachungsmaßnahmen. Ein Mann, er konnte kaum älter sein als sie es waren, klammerte sich verzweifelte an den Gitterstäben seines Gefängnisses fest und flehte um Verzeihung. Immer wieder beteuerte er seine uneingeschränkte Treue und Loyalität, während ihm Tränen über die Wangen liefen und sich mit den Blutrückständen der vorhereingegangenen Torturen vermischten. Seine Nase war unförmig, aufgrund der unzähligen Schläge und Tritte, die sie über sich ergehen lassen musste. Über seinem linken Auge klaffte eine große Platzwunde. Während er sprach, offenbarte sein Mund etliche Zahnlücken. Ihre Blicke wanderten zu seinem nackten Oberkörper, welcher überzogen war von blutigen Striemen und Verbrennungen, hin zu seinen Händen, an denen der jeweils kleine Finger fehlte. Die Schnittstellen mussten gerade einmal eine Woche alt sein stellten sie fest. Ihr Boss ignorierte ihre Blicke und führte sie weiter, durch einen schmalen Seitengang zu einer anderen Tür, hinein in einen kleineren Raum. Schlagartig blieben sie stehen und sahen die unzähligen Folterinstrumente, die kreuz und quer an den Wänden hingen oder davorstanden und ihnen böse entgegenglänzten. Kang Dae-jung drehte sich zu ihnen um und forderte sie auf, auf den zwei Stühlen in der Mitte des Raumes Platz zu nehmen. Devot folgten sie seinen Anweisungen, während er sich an die gegenüberliegende Wand lehnte und sie mit ernsten Adleraugen fixierte. Mit vor der Brust verschränkten Armen wollte er soeben etwas sagen, als die Tür erneut aufschwang und seine glatzköpfigen Zwillinge den Raum betraten. Die steroidgeladenen Körper vor Vorfreude zitternd, positionierten sie sich hinter seinen kleinen Bluthunden und blickten breit grinsend auf sie hinab. Währenddessen rutschte einer von ihnen unruhig auf seinem Stuhl hin und her, der andere jedoch strahlte eine enorme Ruhe aus – begrüßte die zwei Kolosse leger und schenkte ihnen ein Lächeln. Nun wandte er sich seinem Boss zu und gab ihm die gebührende Aufmerksamkeit, die er verdiente. Ein flüchtiges Grinsen huschte über Dae-jungs Lippen. Zugegeben, Pankratz’ Selbstbewusstsein hatte ihn schon immer fasziniert. Dieser Mann war seit jeher ein kaltes abgebrühtes Arschloch und zu jeder noch so verabscheuungswürdigen Tat bereit, ohne Angst vor irgendwelchen Konsequenzen zu haben. Das Leid seiner Kollegen interessierte ihn genauso wenig, wie der Schmerz und die Trauer, die seine Opfer durchleben mussten. Er konnte austeilen und gleichermaßen einstecken.
Hektor hingegen, war schon immer von der sensibleren Sorte gewesen und konnte diese Seite, in Dae-jungs Sicht eher eine Schwäche, beim Geldeintreiben als seine Stärke nutzen. Oft genug hatte er einen verschuldeten Klienten vor üblen Blessuren bewahrt, indem er seine sensible emphatische Natur genutzt und ihnen ganz verständlich erklärt hatte, dass es besser wäre das Geld bei ihrem nächsten Besuch vorweisen zu können. Die beiden Männer waren ein gut ausbalanciertes Team und ergänzten sich gegenseitig hervorragend, was sie, neben seinen Zwillingsbullen, zu seinen besten Leuten gemacht hatte. Umso mehr schmerzte es ihn, dass er ihnen heute eine Lektion erteilen musste. Pankratz und Hektor waren in Ungnade gefallen und mussten sich, ebenso wie jeder andere seiner Angestellten, dafür verantworten. Illoyalität musste bestraft werden – erst danach könnte er ihnen wieder voller Stolz ins Gesicht blicken und ihnen vertrauen. Die Stimmung war zum Zerreißen gespannt, als er sich räusperte und die vier Männer ihn hoffnungsvoll ansahen.
» Nun dann…ich denke die Erklärungen kann ich mir sparen und direkt beginnen. Ihr wart oft genug ein Teil solcher Szenarien, wenn auch auf der anderen Seite und in anderen Umgebungen…«
Pankratz und Hektor nickten zustimmend, bereiteten sich körperlich und mental auf die nächsten Aktionen vor. Kang Dae-jung knöpfte sein weißes Designer-Hemd auf, entledigte sich dem Kleidungsstück und offenbarte seinen durchtrainierten Oberkörper, auf dem zahlreiche Tätowierungen prangten. Das prominenteste Tattoo war auf seiner rechten Brust platziert und umfasste die schwarze Silhouette eines weißen Hais, der mit einem Sichelmond tanzte. Die Zwillinge folgten seinem Beispiel, entblößten ihre muskelbepackten Körper und ließen ihre Muskeln zucken. Sich gegenseitig Anerkennung schenkend, vergaßen sie für einen Moment die Ernsthaftigkeit ihrer Zusammenkunft und so ließ Dae-jung, als sie gerade das Clan-Tattoo des jeweils anderen anstupsten, einen ohrenbetäubenden Pfiff ertönen, der sie zurück in die gegenwärtige Situation beförderte und ihre Mienen umgehend ernst werden ließ. Dae-jung ging zu einem Tisch, nahm sich eine Art Heckenschere, deren Schneiden kurz im Schein des dämmrigen Lichtes aufblitzten, und baute sich vor Hektor und Pankratz auf. Erneut überkam ihn Wehmut, seine Stimmer voller Schmerz, als er ihnen erklärte:
» Auch wenn ihr zu meinen Lieblingen zählt…«; ein Husten ertönte und Dae-jung lächelte sanft.
» Ihr zwei natürlich auch! Aber auch für meine Lieblinge gelten dieselben Regeln – dieselben Konditionen, wie für alle anderen. Ich kann euch keine Extrabehandlung zukommen lassen! Das versteht ihr doch? «
Verständnisvoll nickten die vier Männer, was ihn zum Schmunzeln brachte. Zärtlich strich er Hektor und Pankratz über die Köpfe.
» Beißt die Zähne zusammen, der Schmerz wird nur von kurzer Dauer sein «, erklärte er mit väterlicher Wärme in der Stimme. Mit diesen Worten gab er Bowser und Buster ein Zeichen, welche seine Bluthündchen sofort an den Handfesseln der Stühle fixierten, um die Prozedur zügig und ohne Komplikationen durchzuführen. Besorgt nahm er Hektor ins Visier, setzte die Heckenschere an seinem kleinen Finger an und zögerte. Die Zwillinge sahen ihn irritiert an. Sein Blick ruhte auf Hektor, seine Gefühle für diesen kleinen Kerl nahmen ihn ein und so drückte er die Schere in Busters Hände, der ihn irritiert anglotzte.
» Ich kann das nicht – nicht bei IHM! Erledige du das! «, orderte er Buster gedanklich an und wandte ihnen den Rücken zu. Er konnte und wollte seinen kleinen Welpen nicht leiden sehen. Zu sehr erinnerte er ihn an seinen jüngeren, längst verstorbenen Bruder. Doch als Anführer dieses Kriminellen-Rings konnte er unmöglich Schwäche zeigen. Auch wenn es ihm das Herz zerbrach. Dae-jung desinfizierte sich schnell die Hände, trat zurück an seinen Platz und schloss die Augen, bereitete sich mental auf das herzzerreißende Wimmern und Schreien vor. Hektors sanfte Stimme ließ ihn seine Augen öffnen.
» Ich bin bereit durch diesen Schmerz zu gehen, wenn der Boss ihn verursacht! «, beharrte er. Ein Stechen durchfuhr Dae-jungs Herz, auch in dieser misslichen Lage war Hektor ihm treu.
» Boss, bitte! «, flehte er ihn an. Dae-jungs Blick ging zu ihm. Er sah ihm tief in die treudoofen Augen und streckte Hektor seinen Unterarm entgegen.