Serien fotografieren - Éric Forey - E-Book

Serien fotografieren E-Book

Éric Forey

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Beschreibung

Steigern Sie Ihre fotografische Kreativität mit Bilderserien

  • Für Ihre Entwicklung als Fotograf*in brauchen Sie Projekte
  • Serielle Fotografie schärft den Blick und das konzeptionelle Denken
  • Bilderserien können überall entstehen!

Wie keine andere fotografische Praxis kann Ihnen das Fotografieren von Serien helfen, Ihren fotografischen Blick und das flüssige Arbeiten mit Ihrer Kamera zu trainieren. Sie lernen ein selbst gewähltes Thema fotografisch zu verfolgen und entwickeln mit der Zeit eine eigene Sicht und Herangehensweise – Ihren ganz persönlichen Stil.
Stadt- und Architekturfotograf Eric Forey zeigt in diesem Buch, wie Sie Themen für Serien finden und fotografisch umsetzen – ob Farben oder Zahlen, ob konkret oder abstrakt, ob unter Einhaltung bestimmter Perspektiven oder selbstauferlegter Beschränkungen, die Ihre Kreativität befeuern. Sie lernen, einfache und komplexe Serien zu fotografieren und durch die richtige Auswahl und Nachbearbeitung Ihrer Bilder zu verfeinern. Das Buch schließt mit fünf Projekten des Autors, in denen er die Umsetzung des Beschriebenen zeigt – ob anhand eines selbst gesetzten Themas oder so vermeintlich uninspirierter Orte wie Hotelzimmern oder Kleinstädten.

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Éric Forey ist ein viel veröffentlichter Fotograf aus Frankreich und Autor mehrerer Bücher über Stadtfotografie (sein »Städte fotografieren« erschien bereits im dpunkt.verlag). Für seine Arbeiten wurden ihm bereits mehrere Preise verliehen, darunter der Prix Ilford in der Kategorie »Schwarzweiß«. Neben seiner Arbeit als Fotograf spricht Forey auf Konferenzen und gibt Fotografie-Workshops für Unternehmen und öffentliche Bildungsträger. Mehr über ihn und seine Arbeit erfahren Sie auf seiner (französischsprachigen) Website ericforey.com.

Zu diesem Buch – sowie zu vielen weiteren dpunkt.büchern – können Sie auch das entsprechende E-Book im PDF-Format herunterladen. Werden Sie dazu einfach Mitglied bei dpunkt.plus+:

www.dpunkt.plus

Éric Forey

Serien fotografieren

Von Konzeption über Umsetzung bis Bildauswahl und -bearbeitung

Éric Forey

ericforey.com

Lektorat: Boris Karnikowski

Lektoratsassistenz: Anja Weimer

Übersetzung: Susanne Ochs

Copy-Editing: Kerstin Grebenstein, www.buch-fuer-buch.de

Layout & Satz: Birgit Bäuerlein

Herstellung: Stefanie Weidner

Umschlaggestaltung: Helmut Kraus, www.exclam.de, unter Verwendung eines Fotos des Autors

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN:

Print

978-3-86490-891-0

PDF

978-3-96910-820-8

ePub

978-3-96910-821-5

mobi

978-3-96910-822-2

1. Auflage 2022

Translation Copyright für die deutschsprachige Ausgabe © 2022

dpunkt.verlag GmbH

Wieblinger Weg 17 · 69123 Heidelberg

Original French title: Serial photographer

© 2017, Éditions Eyrolles, Paris, France

Original ISBN: 978-2-212-67498-9

Hinweis:

Der Umwelt zuliebe verzichten wir auf die Einschweißfolie.

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Falls Sie Anregungen, Wünsche und Kommentare haben, lassen Sie es uns wissen: [email protected].

Die vorliegende Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Abbildungen, auch auszugsweise, ist ohne die schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und daher strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen.

Es wird darauf hingewiesen, dass die im Buch verwendeten Soft- und Hardware-Bezeichnungen sowie Markennamen und Produktbezeichnungen der jeweiligen Firmen im Allgemeinen warenzeichen-, marken- oder patentrechtlichem Schutz unterliegen.

Alle Angaben und Programme in diesem Buch wurden mit größter Sorgfalt kontrolliert. Weder Autor noch Verlag noch Übersetzer können jedoch für Schäden haftbar gemacht werden, die in Zusammenhang mit der Verwendung dieses Buches stehen.

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Vorwort

Für meinen Vater, der so verrückt war, seinem zehnjährigen Sohn eine Spiegelreflexkamera in die Hand zu drücken.

Bei meinen Gesprächen mit fotografischen Einsteigern – aber auch mit erfahrenen Fotografen – höre ich immer wieder, wie schwierig es ist, eine Serie zu kreieren und dabei den eigenen fotografischen Weg zu finden und eine fotografische Handschrift zu entwickeln.

Dafür gibt es kein Patentrezept, denn hier geht es um die persönliche Kreativität eines Fotografen. Mit einer Serie kann der Fotograf seinen künstlerischen Ausdruck finden und etwas über seine Leidenschaften, Vorlieben und Vorstellungen aussagen – kurz, über sich selbst. Die Entwicklung einer Serie beginnt im Kopf. Wenn man lernt, automatisch in Serien zu denken, wird es nach und nach gelingen, die eigenen Botschaften und Gedanken bildlich zum Ausdruck zu bringen.

Mit diesem Buch will ich Ihnen den Schlüssel zu dieser fotografischen Arbeitsweise an die Hand geben. Die Tür öffnen müssen Sie jedoch selbst. Eine Fotoserie ist etwas ganz und gar Persönliches. Dennoch gibt es einige Gemeinsamkeiten und allgemeingültige Ansätze, die ich Ihnen auf diesen Seiten erklären möchte. Über fotografische Serien ist bisher nur sehr wenig geschrieben worden. Das liegt meiner Ansicht nach an der Schwierigkeit, künstlerische Prozesse, die immer subjektiv und persönlich sein werden, auf objektive Art und Weise zu beschreiben. Dieses Buch soll keine Abhandlung über die Kunst oder die Rolle der Kunstschaffenden innerhalb der Gesellschaft sein. Ich möchte Ihnen einfach nur dabei helfen, den Einstieg in die Welt der Serien zu finden. Wohin diese Reise dann geht, bestimmen Sie selbst.

Im ersten Teil des Buches wird es vor allem um die Ideen gehen, die hinter einer Serie stehen, danach um die praktische Umsetzung. Ab Kapitel 5 beschäftigen wir uns ausführlich mit einigen Serien, die ich im Laufe der Zeit aufgenommen habe. Ich beschreibe meine Vorgehensweise und versuche, Ihnen ein paar Denkanstöße zu geben. Mein Spezialgebiet ist die Städtefotografie, was man natürlich an den in diesem Buch gezeigten Serien sieht, aber ich bin davon überzeugt, dass meine Ansätze und Beschreibungen auch für alle anderen Arten von Motiven gelten.

Inhalt

KAPITEL

1Einige technische Grundlagen vorab

1.1Die Fotoausrüstung

1.1.1Digitalkameras

Smartphones

SLRs und Spiegellose

1.1.2Objektive

Zoom-Objektive

Festbrennweiten

1.1.3Sonderfall »analoge Kamera«

1.2Fotografisches Grundlagenwissen

1.2.1Scharfeinstellung

1.2.2Belichtung

Belichtungszeit

Die Blende

ISO

1.2.3Fazit

1.3Grundlagenwissen zur Komposition

1.3.1Seitenverhältnis und Ausrichtung

1.3.2Die Blickführung

1.3.3Größenverhältnisse

1.3.4Die Drittelregel: Bewusst anwenden oder ignorieren!

KAPITEL

2Die Serie: Begriffsbestimmung und Einordnung

2.1Was ist eine Serie?

2.2Serien aufnehmen – warum?

2.2.1Praktische Übung

2.2.2Das eigene Auge schulen

2.2.3Der künstlerische Ansatz

KAPITEL

3Das Aufnehmen von Fotoserien erlernen

3.1Entwicklung einer Serie: Kriterien finden

3.1.1Präzisere Kriterien: Serie Nr. 1

3.1.2Präzisere Kriterien: Serie Nr. 2

3.1.3Präzisere Kriterien: Serie Nr. 3

3.2Konsequent von Anfang bis Ende

3.2.1Konsequente Entscheidungen und ein freier Ansatz

3.2.2Konsequente Entscheidungen mit engen Grenzen

KAPITEL

4Das Editing: ein wesentlicher Arbeitsschritt

4.1Grundsätzliches zum Editing

4.2Beispiel: Editing der Serie »Devoir de furtivité«

4.2.1Vorgaben festlegen und erste Bilder aussortieren

4.2.2Auswahl nach Stimmigkeit

4.2.3Bilder behalten

4.2.4Zwischenstand

4.2.5Finale Entscheidungen

4.2.6Fazit

KAPITEL

5Einsteigerserien in der Praxis

5.1Geschwungene Linien

5.1.1Praktische Umsetzung von zwei Serien zum Thema »geschwungene Linien«

5.1.2Einen Schritt weiter

5.2Farben

5.2.1Praktische Umsetzung von drei Serien zum Thema »Farbe«

5.2.2Einen Schritt weiter

5.3Zahlen

5.3.1Praktische Umsetzung von sechs Serien zum Thema »Zahlen«

5.3.2Einen Schritt weiter

5.4Straßenlaternen

5.4.1Praktische Umsetzung einer Serie zum Thema »Straßenlaternen«

5.4.2Einen Schritt weiter

5.5Pflanzen in der Stadt

5.5.1Praktische Umsetzung einer Serie zum Thema »Pflanzen in der Stadt«

5.5.2Einen Schritt weiter

KAPITEL

6Einfache Serien in der Praxis

6.1Selbst auferlegte technische Beschränkungen

6.1.1Praktische Umsetzung der Serie »Ein Ort, 36 Aufnahmen, 36 Minuten«

6.1.2Einen Schritt weiter

6.2Zwei Motive von Einsteigerserien miteinander kombinieren

6.2.1Umsetzung einer Serie zum Thema »Menschen und Farbe«

6.2.2Einen Schritt weiter

6.3Unterschiedliche Facetten eines Motivs ausloten

6.3.1Praktische Umsetzung einer Serie mit Fotos von einem Gebäudeteil

6.3.2Einen Schritt weiter

6.4Experimente mit Abstraktionen

6.4.1Praktische Umsetzung einer Serie zum Thema »Abstraktion«

6.4.2Einen Schritt weiter

6.5Wetterbedingungen nutzen

6.5.1Praktische Umsetzung von zwei Serien zum Thema »Nebel«

6.5.2Einen Schritt weiter

6.6Ein besonderer Blickwinkel

6.6.1Praktische Umsetzung einer Serie zum Thema »Untersicht«

6.6.2Einen Schritt weiter

KAPITEL

7Komplexe Serien in der Praxis

7.1Aufnehmen des gleichen Motivtyps aus identischer Sicht

7.1.1Praktische Umsetzung einer Serie zum Thema »Fassaden«

7.1.2Einen Schritt weiter

7.2Mehrere komplexe Motive miteinander kombinieren

7.2.1Praktische Umsetzung einer Serie zum Thema »Street-Fotografie«

7.2.2Einen Schritt weiter

7.3Inszenierung

7.3.1Praktische Umsetzung von zwei Serien mit Modellen

7.3.2Einen Schritt weiter

7.4Nachbearbeitung

7.4.1Praktische Umsetzung einer Serie zum Thema »kreative Nachbearbeitung«

7.4.2Einen Schritt weiter

7.5Stimmungen und Gefühle vermitteln

7.5.1Praktische Umsetzung der Serie »Présence d’absence«

7.5.2Einen Schritt weiter

7.6Den eigenen Stil finden

7.6.1Praktische Umsetzung der Serie »Kromatik Cité«

7.6.2Einen Schritt weiter

KAPITEL

8Serien mit Begleittexten

8.1Serie »Café du Paradis«

8.2Serie »Gueugnon is so rock’n’roll«

8.3Serie »Hôtel Bellevue – Chambre 107«

8.4Serie »Caressons nos cicatrices«

8.5Serie »Pri(vé d’hori)zon«

8.6Serie »Non!«

Index

KAPITEL 1

Einige technische Grundlagen vorab

1.1Die Fotoausrüstung

1.1.1Digitalkameras

Für Fotoserien sind alle Arten von Kameras geeignet, von den allereinfachsten bis hin zu leistungsstarken professionellen Modellen, denn die Kreativität steht über allem.

Der technische Aspekt ist dabei eher zweitrangig. Aber die Technik kann auch das Fundament einer Serie bilden, das wie ein roter Faden auf allen Fotos erkennbar ist.

Smartphones

Mit einem Smartphone kann man in aller Ruhe fotografieren, ohne Aufsehen zu erregen. Allerdings stößt man schnell an seine Grenzen, was Brennweiten und den Umgang mit schwierigen Lichtverhältnissen angeht. Das Smartphone sollte also nur ganz bestimmten Serien vorbehalten bleiben.

Da es bequem in eine Manteltasche passt und dadurch immer griffbereit ist, können Sie damit z. B. ganz spontan und ohne große Ausrüstung im Gepäck dieses oder jenes Foto aufnehmen, das Ihnen zur Abrundung Ihrer Serie noch fehlt.

Mit einem Smartphone können Sie problemlos und diskret Straßenszenen oder Momente in Innenräumen einfangen und Ihre Serien mit Aufnahmen von Menschen bereichern.

Für Smartphones gibt es außerdem eine beachtliche Anzahl von Apps, mit denen Sie viele verschiedene Effekte erzeugen können. Dabei besteht allerdings die Gefahr, dass diese Effekte zur einzigen Gemeinsamkeit der Bilder einer Serie werden. Wie wir später noch sehen werden, reicht das aber nicht aus.

Auf alle Bilder dieser Serie zum Thema »Bahngleise« habe ich konsequent immer denselben Filter der Hipstamatic-App angewendet. Ein übermäßiger Einsatz solcher Filter kann allerdings schnell langweilig wirken. Diese Serie bezieht ihre Kraft vor allem aus dem Motiv, der Filter ist nur ein »Extra«.

Ein Problem bei Smartphone-Aufnahmen ist die schiere Menge von Fotos, die man tendenziell mit einem Handy aufnimmt. Bei einem echten Serienprojekt muss man die Fotos nämlich sehr sorgfältig auswählen und ihre Anzahl begrenzen.

Von Nachteil ist die begrenzte fotografische und optische Qualität eines Smartphones. Die Leistungsmerkmale werden zwar ständig erweitert, reichen aber trotzdem für technisch komplexere Serien mit speziellen Brennweiten oder Schärfentiefe-Effekten noch nicht aus. Das wird sich allerdings mittelfristig ändern, denn die technische Entwicklung der Qualität von Smartphones steigt rasant an.

Wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht, kann man bei gutem Licht trotz der technischen Beschränkungen auch mit einem Smartphone gelungene Serien aufnehmen. Der gemeinsame Nenner dieser Serie von Architekturfotos ist nicht nur die Untersicht, sondern auch die Anwendung des gleichen Effekts auf alle vier Bilder.

SLRs und Spiegellose

Diese Kameras sind aufgrund ihrer Vielseitigkeit eine ausgezeichnete Wahl. SLRs und Spiegellose verfügen über zahlreiche Automatikfunktionen, sodass man sich in aller Ruhe auf das Motiv konzentrieren und die Einstellungen getrost der Kamera überlassen kann. Aber auch höheren Ansprüchen werden sie gerecht: Da der Fotograf die Einstellungen manuell vornehmen kann, hat er noch mehr Gestaltungsmöglichkeiten und kann beispielsweise Serien aufnehmen, die auf einer besonderen, immer gleich bleibenden Belichtungszeit beruhen.

1.1.2Objektive

Für Fotoserien kommen Objektive mit beliebigen Brennweiten infrage. Unterscheiden muss man allerdings zwischen Zooms und Festbrennweiten. Zur Erinnerung: Die Brennweite wird in Millimetern ausgedrückt.

Zoom-Objektive

Aufgrund ihrer variablen Brennweite ermöglichen Zooms das Fotografieren mit unterschiedlichen Brennweiten ohne Objektivwechsel. So lassen sich innerhalb einer Serie problemlos ganz verschiedene Blickwinkel nutzen, wodurch ein interessanter Rhythmus entsteht. Die Kehrseite der Medaille ist die Gefahr, dass man zu viele unterschiedliche Blickwinkel einfängt und den Zusammenhang der Serie dadurch schwächt.

Welches Zoom-Objektiv sich am besten eignet, hängt von der jeweiligen Serie ab. Im Übrigen werden die künstlerischen Entscheidungen, die Sie für Ihre Serie treffen, natürlich auch vom gewählten Zoom-Objektiv bestimmt.

Mit einer einzelnen Festbrennweite hätte ich diese Serie mit Fotos von Fabrikdächern niemals umsetzen können. Denn es besteht nicht immer die Möglichkeit, durch einen physischen Ortswechsel den idealen Kamerastandpunkt zu finden. Das Foto links auf dieser Seite wurde mit einer Brennweite von 85 mm aufgenommen, das Foto unten rechts mit 18 mm, das Bild auf Seite 10 mit 35 mm und das Foto ganz oben mit 135 mm.

Festbrennweiten

Bei Verwendung eines Objektivs mit Festbrennweite müssen Sie zur Veränderung des Blickwinkels Ihren Standort wechseln, indem Sie sich je nach dem gewünschten Effekt entweder vom Motiv entfernen oder näher an das Motiv herangehen. Als Alternative bleibt nur der Objektivwechsel. Eine Festbrennweite zwingt den Fotografen dazu, die jeweilige Optik bestmöglich und kreativ auszuloten. Außerdem lässt sich recht problemlos ein Zusammenhang zwischen den einzelnen Aufnahmen der Serie herstellen.

Der Nachteil beim Einsatz dieser Objektive ist die Gefahr, dass die Fotos eintönig wirken. Außerdem hat man nicht immer die Möglichkeit, den Aufnahmeabstand so zu ändern, dass das Ergebnis zur jeweiligen Serie passt. Eine Festbrennweite ist also nicht unbedingt ein Objektiv für alle Fälle. Trotzdem verwenden einige Fotografien bei all ihren Serien nur eine einzige Brennweite, und das mit großem Erfolg!

1.1.3Sonderfall »analoge Kamera«

Die Digitalkamera ist für uns alle zur Selbstverständlichkeit geworden. Die Verwendung einer analogen Kamera zum Aufnehmen einer Serie ist dagegen eine echte Herausforderung: Der Fotograf muss sich an die bereits aufgenommenen Fotos erinnern, denn vor der Entwicklung bekommt man die Bilder nicht zu Gesicht. Außerdem müssen die Bilder der Serie äußerst sorgfältig geplant und gestaltet werden, denn Filme sind so teuer, dass man nicht unendlich viele Aufnahmen machen kann, um sicherzugehen, ein zur Serie passendes Foto im Kasten zu haben. Auch der eingelegte Film muss jederzeit zur jeweiligen Serie passen: Die Fotos eines Farbfilms können zwar nach der Entwicklung und Digitalisierung mit der Bildbearbeitungssoftware ohne viel Aufwand in Schwarzweiß umgewandelt werden, aber ein Schwarzweißfilm liefert niemals auf Knopfdruck Farbfotos, außer durch nachträgliche Kolorierung, was jedoch nicht mehr sehr viel mit dem eigentlichen Fotografieren zu tun hat (die resultierenden Serien können jedoch sehr interessant sein!).

In der analogen Fotografie steht auch das Filmformat bereits fest. Eine Kleinbild-SLR liefert immer Negative mit einer Höhe von 24 mm und einer Breite von 36 mm. Die Negative des Mittelformats 6 × 6 sind immer 56 × 56 mm groß. Natürlich lässt sich der Ausschnitt auch nachträglich noch ändern, aber warum sollte man das Foto dann mit einer analogen Kamera aufnehmen?

Vor einiger Zeit habe ich eine Serie angefangen, bei der ich Sitzbänke mit einer analogen Kamera (Hasselblad) mit Festbrennweite fotografiere. Da einige Bilder dieser Serie noch nicht entwickelt wurden, muss ich mir immer zuerst ins Gedächtnis rufen, was ich bereits fotografiert habe, damit die Aufnahmen nicht zu ähnlich sind. Wenn ich die letzten Bilder ein paar Stunden vorher aufgenommen habe, ist das kein Problem, aber wenn schon Wochen oder gar Monate vergangen sind, dann bedeutet das eine echte Gedächtnisleistung! In der analogen Fotografie hat man außerdem keine »kostenlosen« Probeaufnahmen, um den richtigen Abstand zu finden oder das Motiv – hier die Sitzbank – wirkungsvoll anzuordnen. Man muss also bereits im Vorfeld wissen, was man will.

Bei dieser Serie habe ich versucht, immer mit demselben Abstand zu fotografieren und die Sitzbänke zur Hälfte von vorn und zur anderen Hälfte von der Seite oder von hinten ins Bild zu rücken.

Einige Kameras haben eine ganz besondere »Handschrift«, die Sie mit etwas Übung als zusätzliches Bindeglied der Fotos Ihrer Serie nutzen können. Billige Plastikkameras wie die Holga oder Diana geben das Motiv aufgrund ihrer zahlreichen optischen Unzulänglichkeiten und ihrer Unberechenbarkeit auf ganz besondere Art und Weise wieder. Wenn man eine Serie nur mit einer solchen »Toy Camera« aufnimmt, lassen sich diese Bildfehler in ein kreatives Werkzeug verwandeln, das sich wie ein roter Faden durch die gesamte Serie hindurchzieht. Auch die typische Wiedergabe von Sofortbildkameras vom Typ Polaroid kann bei einer Serie ein gemeinsamer Nenner sein, in diesem Fall sogar mit dem zusätzlichen Vorteil, dass man die Ergebnisse sofort sehen kann.

Im Juni 2013 durfte ich meine Bilder zusammen mit sieben weiteren talentierten Fotografen auf einer Gruppenausstellung namens »Les Échappes belles« ausstellen. Aufgrund dieser Veranstaltung verbrachte ich eine ganze Woche in Paris. Ich beschloss, eine Art fotografisches Tagebuch zu führen. Da ich den ganzen Tag von großartigen, wunderschönen und meist sehr hochwertigen Prints aus unterschiedlichen fotografischen Genres umgeben war, wollte ich bei diesem Projekt eine Sofortbildkamera verwenden: die Instax von Fuji. Diese einfache Kamera mit ihrer ganz besonderen Farbwiedergabe, ihrer mäßigen Schärfe und ihrem schwachen Blitz war für diese Zwecke sehr gut geeignet.

Die Charakteristik dieser Prints sorgt für Einheitlichkeit, obwohl die Aufnahmen ganz unterschiedlich sind, so wie es für ein solches Tagebuch typisch ist. Dadurch lassen sich Gefühle besonders gut vermitteln. Und da es sich dabei eher um ein persönliches Projekt handelte als um eine Serie, die veröffentlicht oder ausgestellt werden sollte, war ich mit der Gesamtwirkung zufrieden.