Städte fotografieren - Éric Forey - E-Book

Städte fotografieren E-Book

Éric Forey

0,0

Beschreibung

Mit der Kamera durch den Großstadtdschungel mit wertvollen Tipps zur richtigen Planung erklärt kreative Fototechniken für gelungene Bilder voller hochkarätiger, inspirierender Architekturfotografie Städtefotografie ist ein anspruchsvolles Genre: Von der Vorabrecherche der Pflichtmotive und Geheimtipps über eine gute Selbstorganisation vor Ort bis zu kreativen Aufnahmetechniken für schwierige Motive. Und weil oft auch die Zeit knapp bemessen ist, sollten Sie sich gut vorbereiten und wissen, wie und wo Sie die Vielfalt urbaner Motive einfangen. Wie Ihnen das gelingt, zeigt Ihnen dieses Buch. Autor Éric Forey hat in allen großen Städten dieser Welt fotografiert. Von ihm lernen Sie, wie Sie Ihren Trip optimal planen und wirklich kreative Bilder mit nach Hause nehmen. Sie lernen, wie Sie mit verschiedensten Lichtverhältnissen umgehen und sich im urbanen Durcheinander Ihr Motiv erarbeiten. Sie probieren unterschiedliche Bildstile und Perspektiven aus, komponieren mit Linien, Kontrasten und Farben, fotografieren drinnen und draußen, bei Tag und Nacht. Foreys Schwerpunkt liegt dabei auf der Architekturfotografie, er zeigt aber auch, wie Sie einfühlsamer Streetfotografie die Atmosphäre und den Rhythmus der Stadt einfangen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 137

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Éric Forey ist ein viel veröffentlichter Fotograf aus Frankreich und Autor mehrerer Bücher über Stadtfotografie. Für seine Arbeiten wurden ihm bereits mehrere Preise verliehen, darunter der Prix Ilford in der Kategorie »Schwarzweiß«. Neben seiner Arbeit als Fotograf spricht Forey auf Konferenzen und gibt Fotografie-Workshops für Unternehmen und öffentliche Bildungsträger. Mehr über ihn und seine Arbeit erfahren Sie auf seiner (französischsprachigen) Website ericforey.com.

Zu diesem Buch – sowie zu vielen weiteren dpunkt.büchern – können Sie auch das entsprechende E-Book im PDF-Format herunterladen. Werden Sie dazu einfach Mitglied bei dpunkt.plus+:

www.dpunkt.plus

Éric Forey

Städte fotografieren

Von der richtigen Planung bis zur kreativen Umsetzung

Éric Forey

Lektorat: Boris Karnikowski

Übersetzung: Susanne Ochs

Copy-Editing: Sofie Lichtenstein

Layout und Satz: Veronika Schnabel

Herstellung: Stefanie Weidner, Frank Heidt

Umschlaggestaltung: Helmut Kraus, www.exclam.de

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN:

Print978-3-86490-821-7

PDF978-3-96910-338-8

ePub978-3-96910-339-5

mobi978-3-96910-340-1

1. Auflage 2021

Translation Copyright für die deutschsprachige Ausgabe © 2021 dpunkt.verlag GmbH

Wieblinger Weg 17

69123 Heidelberg

Original French title: Les secrets du city trip photo

© 2020, Éditions Eyrolles, Paris, France

Original ISBN: 978-2-212-67976-2

Hinweis:

Der Umwelt zuliebe verzichten wir auf die Einschweißfolie.

Schreiben Sie uns:

Falls Sie Anregungen, Wünsche und Kommentare haben, lassen Sie es uns wissen: [email protected].

Die vorliegende Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten.

Die Verwendung der Texte und Abbildungen, auch auszugsweise, ist ohne die schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und daher strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen.

Es wird darauf hingewiesen, dass die im Buch verwendeten Soft- und Hardware-Bezeichnungen sowie Markennamen und Produktbezeichnungen der jeweiligen Firmen im Allgemeinen warenzeichen-, marken- oder patentrechtlichem Schutz unterliegen.

Alle Angaben und Programme in diesem Buch wurden mit größter Sorgfalt kontrolliert. Weder Autor noch Verlag noch Übersetzer können jedoch für Schäden haftbar gemacht werden, die in Zusammenhang mit der Verwendung dieses Buches stehen.

5 4 3 2 1 0

Inhaltsverzeichnis

Reiseplanung: Ja oder Nein?

Mit sorgfältiger Vorbereitung

Pro

Kontra

Spontan drauflos

Pro

Kontra

Die richtige Mischung

1Vor der Reise

1.1Erste Recherchen

Reiseführer

Internet und soziale Netzwerke

1.2Hilfsmittel zur Orientierung

Herkömmliches Kartenmaterial auf Papier

Google Maps (oder Entsprechendes)

1.3Von A nach B kommen

Weitere Hilfsmittel

1.4Die Fotoausrüstung

Kameras und Objektive

Bei Kurzreisen oder Fahrten in nahegelegene Städte

Stative

Filter

1.5Computerausrüstung

Computer

Externe Festplatte

Speicherkarten

2Organisation vor Ort

2.1Endlich am Ziel

2.2Der Tagesablauf

Früh aufstehen

2.3Spät heimkommen

Vor dem Schlafengehen

2.4Die Mitreisenden

Pausen machen

Zeit allein verbringen

Mitreisende einbeziehen

2.5Kontext zeigen

Mehr oder weniger Kontext ins Bild setzen

Gar keine Erkennungszeichen

3Die recherchierten Schauplätze ins Bild setzen

3.1Um das Motiv herumgehen

Aufnahmen aus der Untersicht

3.2Aufnahmen aus der Obersicht

3.3Verflachung der Perspektive

3.4Ausrüstung und Einstellungen

3.5Innenräume fotografieren

3.6Aufnahmen aus der Ober- und Untersicht

3.7Korrektur der Perspektive

3.8Tricks bei schwachem Licht

Längere Belichtungszeiten

Größere Blendenöffnungen

Höhere Empfindlichkeiten

Meine kreative Grundentscheidung

Einstellung des Weißabgleichs

3.9Belichtung prüfen

3.10Weiterführende Informationen

3.11Die eigene Kreativität anregen

Überschneidungen von Bildebenen

Spiegelungen

Schattenspiel

Komprimierung der Perspektive

Kontraste

50:50-Bildaufteilung

Bildrhythmik

Gegenüberstellung von kalten und warmen Farben

Minimalistische Aufnahmen

Abstraktionen

Farbe als bildbeherrschendes Element

»Postkartenmotive« gut darstellen

Andere Ansichten

Besondere Stimmungen

Oberflächen zum Vorschein bringen

Bauwerke und ihre Bedeutung

4Die Seele einer Stadt

4.1Symbolträchtige Besonderheiten

4.2Straßen

Die allgemeine Atmosphäre

4.3Fassaden und Wände

Geschäfte

Stadtmöbel

Ungewöhnliche Schauplätze

4.4Verkehrsmittel

Öffentlicher Nahverkehr

Andere Fahrzeuge

4.5Begegnungen

Die Stadt als Kulisse

Aussagefähige Fotos der Bewohner einer Stadt

Menschenmengen

Berufstätige

Feste und Feiern

Nachtaufnahmen

Grafische Aufnahmen mit Menschen

Einfache Szenen des Alltags

5Nach der Reise

5.1Eine erste Bildauswahl

5.2Die weitere Bildauswahl

Bestimmung des Verwendungszwecks

Bilder fürs Familienalbum

5.3Das Fotobuch

5.4Fotoserien

Index

Auf dieser Reise besuchte ich zum ersten Mal Tokio. Die Stadt lag hier noch im Morgennebel.

Reiseplanung: Ja oder Nein?

Eine Grundsatzfrage vorweg: Wie wichtig ist die Planung einer Städtereise? Soll man sich akribisch darauf vorbereiten oder einfach alles auf sich zukommen lassen? Prinzipiell bin ich der Meinung, dass jede Stadterkundung mit der Kamera ein gewisses Maß an Vorbereitung erfordert, ganz egal, wie lange man unterwegs ist.

Mit sorgfältiger Vorbereitung

Pro

Das Zeitmanagement lässt sich insbesondere auf Kurzreisen gut optimieren. Wenn Sie die Sehenswürdigkeiten, die Sie fotografieren möchten, im Vorfeld recherchieren, können Sie Ihre Route vorab planen und vor Ort einen Schauplatz nach dem anderen besuchen, ohne hektisch kreuz und quer durch die Stadt zu laufen. Außerdem wissen Sie schon im Voraus, ob Sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren oder zu Fuß gehen müssen, und können vermeiden, vor verschlossenen Türen zu stehen, weil Sie die Öffnungszeiten Ihres Aufnahmeortes nicht kannten. Falls die Eintrittskarten im Internet erhältlich sind, kommen Sie sogar um die Warteschlange herum. Bei diesen Vorbereitungen können Sie in aller Ruhe auswählen, was und wo Sie fotografieren möchten, und Prioritäten setzen – vor Ort ist die Zeit oft knapp, und man muss sich zwischen unterschiedlichen Optionen entscheiden.

Fotogene Schauplätze finden

Das erste Kapitel enthält Tipps zur Suche nach fotogenen – bekannten und weniger bekannten – Aufnahmeorten.

Bereitet man eine Reise gut vor, findet man manchmal auch fotogene Schauplätze, die abseits der normalen touristischen Pfade oder weiter entfernt vom Stadtzentrum liegen, und kann die notwendige Ausrüstung zusammenstellen (Kamera, Filter). Außerdem weiß man bereits, welche Viertel zu gefährlich sind. Bei der Planung eines Aufenthalts in Los Angeles hatte ich mich über das Viertel Skid Row informiert. Dort gibt es Tausende von Obdachlosen, und Gewalt und Drogenkonsum sind an der Tagesordnung. Wenn man nicht gerade eine Reportage über die Lage in diesem Viertel machen möchte, dann sollte man sich nicht unnötig in Gefahr bringen und den Stadtteil meiden. Bei der Recherche konnte ich die Grenzen von Skid Row jedoch in aller Ruhe ausloten. Beispielsweise fand ich heraus, dass es in den Straßen der angrenzenden Viertel jede Menge Street Art gab, die ich mir in aller Ruhe anschauen und fotografieren konnte.

Wenn man die vom Architekten Norman Foster entworfene Reichstagskuppel in Berlin besichtigen möchte, braucht man eine Reservierung. Das erledigt man am besten ein paar Wochen im Voraus.

Dieses Foto entstand im Innenhof eines Bürogebäudes auf der künstlich angelegten Insel Odaiba in Tokio. Diesen Ort hätte ich ohne sorgfältige Recherche niemals gefunden.

Je kürzer der Aufenthalt, desto wichtiger ist die Planung: Wenn man nur drei Stunden Zeit hat, sollte man sich nicht verirren oder herausfinden müssen, wie man von A nach B kommt.

Die berühmten Murals (Wandmalereien) von Los Angeles, hier in unmittelbarer Nähe zum Stadtteil Skid Row.

Bei einem Aufenthalt in Évian-les-Bains blieben mir genau drei Stunden für einen Ausflug nach Lausanne. Auf einem Stadtplan hatte ich bereits potenzielle Aufnahmeorte eingezeichnet (in Kapitel 1 wird diese Recherche ausführlich beschrieben). Die technische Hochschule von Lausanne interessierte mich am meisten, war aber am weitesten von meinem Ankunftsort entfernt. Ich hatte jedoch schon herausgefunden, dass die Fahrt dorthin mit der Métro ab Hauptbahnhof Lausanne nur etwa 20 Minuten dauert. Vor Ort verlor ich also keine Zeit. Natürlich hätte ich mich ohne dieses Wissen nicht so weit von den touristischen Pfaden entfernt!

Meine Vorbereitungen auf den Aufenthalt in Lausanne

© Google Maps 2020

Last, but not least macht die Vorbereitung einfach Spaß, denn Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude. Mit der Planung fängt der Urlaub irgendwie schon an. Ganz sicher wird eine gute Vorbereitung zum Erfolg Ihrer Reise beitragen.

Anmerkung zur deutschen Übersetzung

Zum Erscheinungstermin dieses Buches war noch nicht absehbar, wie lange die Corona-Pandemie zu Einschränkungen im städtischen Leben weltweit führen würde. Eine gute Vorbereitung Ihrer Reise ist damit noch wichtiger geworden. Informieren Sie sich unbedingt vorab auf den Touristik-Websites, wie sie große Städte in der Regel betreiben. »advisory«, »corona« und die englischsprachige Schreibweise Ihres Reiseziels sind dabei gute Suchbegriffe.

Bei meiner Recherche der Eidgenössischen Technischen Hochschule von Lausanne hatte ich auf dem Campus diese unterirdische Passage gefunden. Sie wäre niemals Programmpunkt einer Stadtrundfahrt, ist aber bei einem Fototrip ein lohnendes Motiv.

Kontra

Eine zu akribische Planung einer Städtereise birgt aber auch gewisse Risiken:

Vielleicht ist der selbstgewählte Zeitplan zu straff, sodass die Reise – die ja doch ein Urlaub bleiben soll – in Stress ausartet (wenn auch nur für ein paar Stunden).

Vielleicht klebt man mit der Nase am Stadtplan oder hängt zu sehr am eigenen Projekt fest und verliert seine Spontaneität oder Neugierde.

Vielleicht nimmt man sich nicht genug Zeit für die eigentlichen Fotos, weil das Programm zu vollgepackt ist.

Vielleicht ist man am Ende sogar enttäuscht, weil man nicht alle Programmpunkte abhaken konnte – ohne die Planung hätten diese Programmpunkte allerdings überhaupt nicht existiert.

Ich hatte in Lausanne auch einen Besuch des neuen Musée cantonal des Beaux-Arts eingeplant. Allerdings kam ich 20 Minuten vor Rückfahrt meiner Fähre nach Évian dort an und musste auch noch 15 Minuten bis zum Hafen zurücklaufen … deshalb sprangen nur drei oder vier relativ langweilige Fotos dabei heraus.

Spontan drauflos

Pro

Eine unvorbereitete, spontane Reise lässt viel Spielraum für Kreativität und Improvisation und kann sehr spannend sein. Ich selbst lasse mich gerne von einem Ort inspirieren, wenn ich ihn zum ersten Mal sehe. Durch die Vorbereitung geht zwar nichts von der Schönheit eines Motivs verloren, aber wie groß ist doch die Freude, wenn man unverhofft über einen großartigen Schauplatz stolpert!

Versteckte kleine Viertel entdecken, nach unerwarteten Details Ausschau halten, sich überraschen lassen – selbst von weltberühmten Sehenswürdigkeiten. Sich Zeit für die Atmosphäre eines Schauplatzes nehmen, mit wachem Blick und offenem Geist durch eine Stadt bummeln und die Eindrücke im Bild festhalten – diese Art der Stadterkundung kann intensive Glücksgefühle auslösen.

Wenn man nicht mehr weiß, wo man gerade ist, kehrt man sicherlich mit Fotos nach Hause zurück, die man nicht zuvor schon hundert Mal gesehen hat. Lässt man den Stadtplan in der Tasche, beobachtet man die Umgebung sorgfältiger und nimmt kleinste Details und Situationen wahr, die man sonst übersehen hätte. Ohne auf die Uhr schauen zu müssen, kann man die Lebendigkeit, Architektur und Beleuchtung eines Schauplatzes in aller Ruhe spüren und auskosten.

Ich war einer Einladung gefolgt, in Namur einen Vortrag über das Fotografieren in der Stadt zu halten. Plötzlich kam mir in den Sinn, spontan für drei Tage nach Brüssel zu fahren. Natürlich ging ich fast schlafwandlerisch zuerst zu den berühmten Sehenswürdigkeiten (Galerie de la Reine, Manneken Pis). Der Großteil der Bilder dieser Serie gibt jedoch die Stimmung wieder, die ich auf meinen ruhigen Spaziergängen einfing. Nur wenige dieser Fotos sind zeitaufwändig eingefangene »Postkartenansichten« – die meisten sind Schnappschüsse. Mit diesem Ansatz wollte ich versuchen, die Lebendigkeit dieser Stadt wiederzugeben. Viele Fotos dieser Serie wären nie entstanden, wäre ich einem Plan gefolgt.

Nächtlicher Spaziergang

Die Nacht ist meiner Ansicht nach besonders gut für einen Stadtbummel geeignet. Man lässt sich entweder ohne Plan und Ziel von den Lichtern und Geräuschen, dem Gelächter und der Menschenmenge leiten oder genießt die Ruhe an den jetzt fast menschenleeren Sehenswürdigkeiten. So kann man die Atmosphäre einer Stadt fühlen und wirkungsvoll auf einzigartigen Bildern wiedergeben.

Kontra

Ein solcher spontaner Ansatz hat den entscheidenden Nachteil, dass man möglicherweise viele Schauplätzen übersieht, die man bei der Recherche im Vorfeld sicherlich entdeckt hätte. An anderen Orten kommt man dagegen eventuell mehrmals vorbei. Vielleicht verbringt man seine Zeit auch in einem eher langweiligen Viertel, während es direkt nebenan eine fotografische Goldgrube gegeben hätte.

Für spontane Aufnahmen braucht man Zeit, und gerade davon hat man bei einem Städtetrip meist zu wenig. Außerdem muss man entspannt und offen genug sein, um die Umgebung in aller Ruhe zu beobachten. Es liegt bei jedem selbst: Wenn man diesen Ansatz spannend findet, wird man sich irgendwann die Zeit dafür nehmen.

Die richtige Mischung

Das Fazit dieser Einführung liegt auf der Hand: Man sollte die Reise gut vorbereiten und gleichzeitig spontan bleiben! Denn beides lässt sich durchaus miteinander vereinbaren. Damit sich Planung und Spontaneität nicht in die Quere kommen, muss man im Hinterkopf behalten, dass jeder Ort, über den man sich im Vorfeld informiert hat, noch viel mehr zu bieten hat, wenn man erst einmal dort ist. Packen Sie den Stadtplan oder den Reiseführer gelegentlich einmal weg und bummeln Sie durch die Stadt, geleitet von Farben, Licht und Passanten. Mit einem modernen Smartphone haben Sie sicherlich kein Problem, Ihr Hotel oder den nächsten Aufnahmeort zu finden.

Als ich in Lille umherwanderte, entdeckte ich diese Wandgestaltung in einem ansonsten uninteressanten Viertel. Der Fotograf in mir wollte in dieser Passage sofort zur Tat schreiten. Das Potenzial dieser Szene entfaltete sich aber erst, als ein Passant auf der Bildfläche erschien. Und ich musste nur ein paar Minuten warten, bis es soweit war.

Hetzen Sie aber nicht nur von A nach B. Widerstehen Sie dieser Versuchung und bleiben Sie stattdessen eine Weile an einem Ort. Das ist vielleicht die schwierigste Übung.

Erfahrungsgemäß beanspruchen manche Orte einfach etwas Zeit. Warten Sie also lieber ab oder laufen Sie ein bisschen herum, anstatt gleich zum nächsten Ort zu rennen und am Ende vielleicht ohne irgendein Bild dazustehen.

Außerdem sollten Sie sich auf einem Städtetrip den Gedanken verkneifen, dass Sie ja später wiederkommen können, denn das ist meist nur bei längeren Aufenthalten möglich. Schließlich warten an jeder Straßenecke neue Eindrücke. Ich selbst habe 2018 in Los Angeles diese bittere Erfahrung gemacht. Zufällig war ich auf ein Gebäude (siehe unten) gestoßen, das ich als Motiv einer grafischen Aufnahmen besonders vielversprechend fand. Vor der Reise hatte ich recherchiert, dass sich nur ein paar hundert Meter entfernt ein fotogener Schauplatz befand. Aufgrund der schwierigen Lichtverhältnisse an diesem Morgen war jedoch an eine Aufnahme zunächst nicht zu denken. Dann allerdings war das Licht plötzlich ideal: Ich beschloss, den recherchierten Schauplatz zunächst zu fotografieren und später zu diesem Gebäude zurückzukehren, von dem ich nur ein schnelles Erinnerungsfoto machte. Leider habe ich das dann doch nicht mehr geschafft. Erst zu Hause in Frankreich fiel mir beim Sichten der Fotos ein, dass ich ja an diesen Ort zurückkehren wollte.

Die Fotos dieses Gebäudes, das ich quasi »en passant« aufgenommen habe, werde ich wohl höchstens als Gedächtnisstütze nutzen können, falls es mich noch einmal nach Los Angeles verschlägt. Aber die Welt ist groß …

Außerdem müssen Sie verschiedene Faktoren bedenken: Bei Ihrer Tagesplanung sollten Sie beispielsweise eventuelle Fahrtzeiten und die ungefähre Dauer von Besichtigungen abschätzen. Ich habe anfangs mein Programm leider zu vollgestopft. Dabei herausgekommen sind eher mittelmäßige Ergebnisse, sowohl fotografisch (ich war ständig gehetzt und dachte immer schon an den nächsten Aufnahmeort) als auch persönlich, denn Eile und Zeitpläne, die eingehalten werden müssen, sind unerträglich – für Ihre Mitreisenden und für Sie selbst, können Sie Ihre Reise doch gar nicht richtig genießen. Die Zeit läuft immer gegen Sie.

Ich hatte meinen Kurztrip nach Le Havre sehr gut vorbereitet, mir aber trotzdem Zeit für spontane Aufnahmen gelassen. Diese Treppe in einem Innenhof hätte ich niemals entdeckt, wenn mein Zeitplan zu straff gewesen wäre.

In einem Sonderfall empfehle ich jedoch, die Vorbereitung auf ein Minimum zu reduzieren: bei Reisen in sehr berühmte Städte. Ich selbst wohne in Lyon, sodass jede Fahrt nach Paris für mich ein Städtetrip ist. Mittlerweile versuche ich, mich voll und ganz auf ein einziges Viertel zu konzentrieren. Ich bin so oft in Paris gewesen, dass ich die klassischen Sehenswürdigkeiten schon abgeklappert habe und nun in aller Ruhe und ohne Plan durch einen bestimmten Stadtteil schlendern kann.

2019 nahm ich mir vor dem Besuch des Salon de la Photo in Paris zwei Stunden Zeit fürs Fotografieren. Meine einzige Vorbereitung war die Auswahl des Viertels Batignolles. Ich wusste, dass dort umfangreiche bauliche Veränderungen im Gange waren. Aber ich hatte nichts recherchiert, weder Routen noch Gebäude. Daher ließ ich mich frei und ohne Druck vom Licht und von den Formen leiten, die ich dort sah. Sicherlich sind mir Motive entgangen, aber darauf kam es nicht an. Ich habe das Fotografieren genossen und einige gelungene Aufnahmen gemacht, beispielsweise die hier gezeigten Fotos.

1

Vor der Reise

Unabhängig von Ziel und Zweck einer Reise ist immer ein gewisses Maß an Vorbereitung nötig. Diese Planung macht Spaß und trägt sogar zum Erfolg der Reise bei.

Ein fotografischer Städtetrip bringt allerdings einige Besonderheiten mit sich. In diesem ersten Kapitel geht es um die Organisation der Reise, um nützliche Hilfsmittel vor Ort, um die Fotoausrüstung an sich und um Speichermedien, die Sie mitnehmen können.

1.1Erste Recherchen

Reiseführer